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Abendausgabe

Nr. 19342. Jahrgang Ausgabe B Nr. 95

Bezugsbedingungen und Anzeigenpreife Find in der Morgenausgabe angegeben Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Dönhoff 292-295 Tel- Adresse: Sozialdemokrat Berlin

03092

Vorwärts

Berliner Volksblatt

5 Pfennig

Freitag

24. April 1925

Berlag und Anzetgenabteilung Geschäftszeit 9-5 Uhr

Berleger: Vorwärts- Berlag GmbH. Berlin S. 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Dönhoff 2506-250z sid mi

Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

Ruth Fischer spricht für Hindenburg !

Die Thälmann - Kandidatur ein Verrat an den Arbeitern und an der Republik !

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beitragen, weder direkt noch indirekt.

rolfie jetzt entstanden ist, hat die Sozialdemokratie schuld."

Um diese Tatsache tommt auch die ,, Rote Fahne" mit all ihrem Berlegenheitsgerede nicht herum. and thin

Aber es handelt sich jetzt gar nicht darum, wer an dieser Lage schuld hat, darüber sprechen mir gern ein andermal fondern nur darum, wie sie ist und was infolgedessen getan werden muß!

-

Der französische Arbeiter wirft seinen Stimm.den Sieg Hindenburgs, und sie wollen nicht zu ihm Die fommunistischen Führer fagen: An der Lage, wie zettel nicht meg. Und gar, da in Frankreich noch lebendige Parteien bestehen... So ist es feineswegs politisch, für einen aussichtslosen Sozialisten zu stimmen, wenn man dadurch einen Raditalen in die Minorität und einen Opportunisten in die Majorität bringt. Die 3ählkandidaturen haben eben in Frankreich ihren großen Hafen, wie sie ihn auch ftellenweise in Deutschland bekommen werden, sobald wieder Leben in die dortige politische Bude kommt.

Friedrich Engels an Ed. Bernstein zu den französischen Wahlen, 8. Oftober 1885.

Gestern hat Jarres im Sportpalast für Hindenburg gesprochen. Heute sprechen dort für ihn Ruth Fischer und Thälmann.is og

Sie verschweigt ihren Lejern die schweren Meinungsver schiedenheiten, die in ihrer Parteizentrale entstanden sind. Sie verschweigt ihnen noch immer hartnäckig die Rede ihres Moskauers Führers Sino wjew, in der jedes Wort ein Keulenschlag gegen die Thälmann- Kan didatur war, in der es u. a. hieß:

Achtung, Wahlleiter

=

Das ist kein Scherz und feine Uebertreibung. Hindenburg und Wähler des Volksblocks!

fann nicht siegen, wenn ihm nicht die Kommunisten zum Sieg verhelfen.

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Die Mehrheit des deutschen Boltes ist gegen Hinden­ burg . Marschiert sie geschlossen auf, dann ist seine Niederlage so gewiß wie das Amen in der Kirche. Nur, wenn sie sich Spaltet, fann Hindenburg durch eine Volks minderheit zum Reichspräsidenten gewählt werden. shin as she

Am 29. März wurden abgegeben

gegen den Hindenburgblock 15 130 433 Stimmen, für den Hindenburgblock 11 790 898 Stimmen. Von den Gegnern Hindenburgs wurden also 3 331 535 Stimmen mehr abgegeben als von seinen Anhängern.

Diefer gewaltige Vorsprung fönnte von Hindenburg auch dann nicht mehr eingeholt werden, wenn es ihm gelänge, aus den 12 Millionen, die am 29. März nicht mit wählten, mehr Stimmen heranzuholen als marg.

Der Fall Hindenburg wäre also von vornherein ganz aussichtslos, wenn die 15,1 millionen, die am 29. März gegen den Jarres- Hindenburg- Blod stimmten, am 26. April ge­schlossen aufmarschierten.

Aber am 29. März haben 1,8 millionen Arbeiter und Arbeiterinnen für den kommunistischen Zählfandidaten Thäl mann gestimmt. Diese Zählkandidatur ist auch für den zweiten Wahlgang aufrechterhalten worden, und darauf allein beruht Hindenburgs Hoffnung.

Es ist also nicht zuviel gesagt, daß die heutige fommuni­stische Rundgebung im Sportpalast prattisch und faktisch eine Beranstaltung für Hindenburg ist. Das wissen nicht nur wir, daß wisser auch die Reichs­blöckler und das wissen auch die Kommunisten. Die Reichsblödler wissen es. In ihrem Wahlmaterial, das der Vorwärts " am 21. April veröffentlichte, heißt es: Millionen Sozialdemokraten brechen die Parteidisziplin, fie

wählen lieber Thälmann .

Darum wird den Reichsblocagitatoren aufgetragen, tüchtig in diesem Sinn zu wirken und die Arbeiter zugunsten Abrechnung mit Braun", heißt es in der Anweisung für sie, ,, der die größte Partei des Proletariats an die Pfaffen ver­fauft hat."

Auf den Straßen verbreiten die Hindenburg- Agenten Flugblätter und Blatate, die in ihrer ganzen Aufmachung femmunistisch scheinen. Ihr Inhalt richtet sich gegen die Sozialdemokratie und gegen den republikanischen Kandidaten Marr Jeiner Bartei geglaubt hat, müßte nicht ich am rot marche Belcher kommunistische Arbeiter, der bisher an die Ideale Politik hineingeglitten ist: in die Rolle einer Wahl helferin Hindenburgs?

Auch die fommunistischen Führer wissen, daß sie sich in eine Sadgaffe hineinmanövriert haben, aus der es feinen Aus meg gibt. Für sie ist es die einfache, selbstverständliche Regel ge­worden, daß man immer das Gegenteil von dem tun muß, was die Sozialdemokratie tut. Durum stellten sie im ersten Wahlgang dem sozialdemokratischen Arbeiterkandidaten Braun einen eigenen Kandidaten entgegen. Jetzt schreien fie Berrat", weil die Kandidatur Braun zurückgezogen worden ist. Hätten sie aber im zweiten Wahlgang für Braun ge­stimmt, wenn er geblieben wäre? Nein, das hätten sie nicht getan, fie hätten auch im zweiten Wahlgang alles getan, um den Sieg des Sozialdemokraten zu verhindern!

"

Nun tam die republikanische Sammelfandidatur Marg und als Gegenschlag gegen sie die Kandidatur Hinden

burg.

Das hatten die kommunistischen Führer nicht voraus gefehen, fie fanden auch danach nicht den Mut zu einem Entschluß. Hätten sie die Thälmann - Kandidatur zurüdgezogen und die Parole ausgegeben: Inter allen Umständen gegen Hindenburg !" fo mären ihnen ihre Anhänger jubelnd gefolgt. Denn die Arbeiter, gleichgültig, ob fie fozial demokratisch oder tommunistisch gesinnt sind, wollen nicht

Ueberwacht den Wahlaft!

Wie von vertrauenswürdiger Seife in den letzten Tagen ver­schiedentlich mitgeteilt worden ist, renommieren Anhänger der Rechtsparteien damit, daß fie ja mittel in der Hand hätten, um auf dem Lande das Wahlrefultat in ihrem Sinne forri­gieren zu können.

Wenn auch die Art diefer Mittel nicht gekennzeichnet worden ift, so ist doch anzunehmen, daß diese Andeutungen fich darauf be­ziehen, follen, daß auf dem Lande fich gewiffenlose Wahl­vorftande finden könnten, die in ähnlicher Weise, wie es bei einer der letzten Reichstagswahlen in einem medlenburgischen Wahl orte feffgestellt worden ist, Lints- Stimmzettel beseitigen und dafür folche der Rechtsparteien in die Wahlurne lancieren.

Es dürfte fich deshalb als notwendig erweisen, stärker noch, als wie es bisher geschehen, die Wahllokale auf dem Cande zu be­fehen und den Wahlatt überwachen zu lassen.

In Deutschland entsteht jetzt für eine Zeitlang die Alternative: bürgerliche Republit oder Monarchie? Für uns Kommunisten besteht natürlich der Hauptgegensatz in folgendem: Proletarische Diftatur oder bürgerliche Staatsformen? Dadurch unterscheiden sich die Kommunisten von allen anderen Parteien. Diefer Standpunkt bleibt nach wie vor für uns bestehen. Aber es fann auch eine solche Lage entstehen, wo die Alternative bürgerliche Republik oder Monarchie" für eine gewiffe Zeit lebendig wird und für die Maffen in dem einen oder anderen Lande aktuelle Bedeutung gewinnen. So ist jetzt die Lage in Deutschland . In dieser Phase der geschichtlichen Entwicklung hat die Frage der Diktatur des Proletariats nur eine propagandistische Bedeutung. Die Arbeiter Deutschlands fühlen instinktiv, daß die Frage bürgerliche Republik oder Monarchie" jeht in ihrem Lande zur Entscheidung gestellt ist. noch die Schrecknisse der Monarchie hinzukommen, stimmen sie für Aus Furcht, daß zu den Herrlichkeiten des Dawes Blanes nicht auch die Sozialdemokratie, indem sie darin ihre Rettung suchen. Wenn unsere Partei das nicht begreift, und nicht versteht, die Frage belschewistisch zu erfassen, werden wir auch weiter Anhänger verlieren. Es handelt sich hier nicht um die Zahl der Stimmen

mit Stimmenverlusten kann man sich hier noch abfinden-,

es

handelt sich vielmehr um die Gefahr der Entfremdung von einigen Schichten des Proletariats selbst. Wir müssen so vorgehen, daß wir

in möglichst enger Fühlung mit dem Proletariat stehen.

Ich habe von Genossen Einwendungen folgender Art gehört: fiegt tein, es ist nicht einerlei! Das ist keine marxistische Auffaſſung ft es nicht einerlei, ob das schwarzroigoldene Banner der bürger­lichen Republik oder das schwarzweißrote Banner der Monarchie

der Frage.

Wer am 26. April für Thälmann stimmt, der mirtt prattisch gegen die Republit und für die Monarchie!

Es kommt eben im politischen Leben nicht nur darauf an was man will, sondern noch mehr darauf, was man erreicht. Die Kommunistische Partei ist ausgezogen, um die Welt zu erobern. Sie gab vor, durch die Diktatur des Proletariats " binnen furzem ein Paradies für die arbeitenden Menschen schaffen zu wollen. Daß sie das wirklich könne, haben viele ehrlich geglaubt.

Heute? Heute hat die Diktatur des Proletariats " nach Sinowjem nur propagandistische Bedeutung. Heute ist die praktische Frage des Tages:" Republik oder mon archie!"," Marg oder Hindenburg !"

Die Lage ist so, daß es um Republik oder Mon­archie geht und daß jeder, der nicht für Marg, sondern für Thälmann stimmt, der Monarchie hift!

Die fommunistischen Führer haben ihre Anhänger zum Haß gegen die Sozialdemokratie erzogen. Sie haben ihnen die Lehre eingeimpft, daß man auf alle Fälle das Gegenteil von dem tun muß, was die sozialdemokratisch gefinnte Mehrheit des Proletariats tut.

Am 26. April muß sich zeigen, was bei den kommuni­ stischen Arbeitern stärker ist: ber haß gegen Hinden

burg oder der Haß gegen ihre fogialdemokra­

tischen Arbeitsbrüder.

mit ben sozialdemokratischen Arbeitern zusammen für Marr Ist der Haß gegen Hindenburg stärfer, dann werden sie stimmen.

Ist aber der Haß gegen die Sozialdemokratie stärker, dann werden fie für Thälmann stimmen, das heißt im Endergebnis für Hindenburg und Monarchie!

Eine angebliche Arbeiter partei, die lieber gegen Arbeiter fämpft als gegen den Generalfeldmarschall des Weltkriegs und treuen Diener des Herrn auf Doorn , richtet sich felbst.

Darum wird jeder Arbeiter, der nicht zum Schildhalter der Hindenburg - Realtion, zum Wegbereiter der Hohenzollern werden will, am 26. April mit den Sozialdemokraten zusam­men stimmen

für Wilhelm Marx .

Kommunistisches Geständnis.

Sie wissen, daß fie Hindenburg helfen! Als Antwort auf das vom Bezirksverband SPD. heraus­gegebene Flugblatt Sino wje w gegen Thälmann", Das gestern in den Groß- Berliner Betrieben verbreitet wurde, produziert die Rote Fahne " einen Artikel, der die grenzenlose Berwirrung und Hilflosigkeit des kommunistischen Zeniral­organs offenbart. Es würde sich kaum lohnen auf dieses Ver­legenheitsgestammel einzugehen, wenn der Artikel nicht zwei wertvolle Geständnisse enthalten würde, die unterstrichen werden müssen. Die Rote Fahne " schreibt:

Die Kommunisten sehen genau so wie der sozialdemokratische Bezirksverband, daß urter dem bürgerlichen Wahlgefeß die Thäl mann- Stimmen, die Marg nicht bekommt, die Erfolgsaussichten Hindenburgs und die Thälmann - Stimmen, die Hindenburg nicht bekommt, die Erfolgsaussichten von Marg vergrößern. Aber die verraten, wenn fie in den Erbeitermassen den Glauben stärien Rommunisten winden die Interessen der Berftätigen direkt schändlich würden, daß die Ents; eidung über Republik oder Monarchie davon abhänge, wer von den beiden reaktionären Kandidaten mehr Stimmen befommt.

Die Kommunisten wissen also, daß die Thälmann­Stimmen, die Marg nicht bekommt, die Wahlaussichten Hindenburgs vergrößern. Trotzdem halten sie die Kandidatur Thälmann aufrecht! Die Begründung, die sie dafür liefern, ist geradezu findisch. Die Arbeiterschaft in ihrer großen Masse wird am 26. April auf den Irrfinn der kam­munistischen Parteileitung die nötige Antwort geben! *** Ein öffentlicher Skandal.

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Schupo gegen Republik .

Die Genoffen Frih Ebert, Sohn des verstorbenen Reichs­präsidenten, und Frih koch, der Gauvorsitzende des Reichs­banners und Mitglied des Preußischen Staatsrats , befanden sich furz nach 9 Uhr mit einer Kraftdroschte auf dem Wege nach Lichter­ felde , um ihre Frauen, die sich an der Beerdigung von Höfle beteiligt hatten, abzuholen. Der Wagen wurde in der Potsdamer Straße angehalten und konnte feinen Weg nicht fortfehen wegen der polizei­lichen Absperrung anfäßlich der Hindenburg - Feier im Sportpalaft. Darauf begaben sich die beiden Herren in Begleitung eines Reichs­bannerkameraden und einer Dame vom Gaubureau in Richtung Grunewaldstraße, um die nächste Autohaltestelle zu erreichen. Auf dem Wege wurde verschiedentlich hoch Hindenburg " gerufen, was natürlich von seiten der Republikaner mit 5 o ch die Repu

b.lit" beantwortet wurde.

Etwa 150 Meter von der Potsdamer Straße entfernt hielt Mann sprangen herunter, stürzten sich auf Friz Ebert und nahmen ihn froh feines Proteftes feff. Irgendeine Beranlaffung lag nicht vor. Genoffe Ebert hatte lediglich hoch die Republik " gerufen. Er wurde mit Gewalt auf das Caftauto ge­ffoßen, nachdem er zuvor von mehreren Schukpolizisten mit dem Gummifnüppel geschlagen worden war. Frik & och, der Genoffen Ebert nicht im Stiche laffen wollte und eben­

Die tommunistischen Führer wollen das nicht begreifen. Sie sagen: Weber Marr noch Hindenburg , sondern Thälplöhlich ein Laftwagen mit Schuhpolizei Fünf mann! Aber sie wissen felber genau, daß nicht Thälmann gewählt werden wird, sondern Hindenburg oder Marr. Und fie miffen ebenso genau, daß die Thälmann- Barole im Sinne Hindenburgs ist, und daß die Hindenburg - Leute beten, es möchten doch am 26. April recht viele, piele Stimmen für Thälmann abgegeben werden.