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Der Marsthall als Präsident. Mac Alahons politische Rolle. Klio , die Muse der Geschichte, beim Ordnen ihres Archivs: Hier habe ich die alten Walzen aus der Zeit, als Mac Mahon , der Mar- schall des Kaiserreiches, Präsident der französischen Republik wurde. Man kann sie immer wieder auflegen, sie klingen wie neu. Hier die erste: Mac Mahon , der kaiserliche Marschall, der Besiege? der russischen Millionenheere, der auf den Schlachtfeldern Frankreichs. glorreich Besiegte", wird von allen Reaktionären und Monarchisten an die Spixe des Staates berufen, weil er unpolitisch und nur MUitär ist. In seinem Schreiben, in dem er die Wahl annimmt, erklärt er: -Mit her Hilfe Gottes, der Ergebenheit unserer Arme«, die immer der Sklave des Gesetzes sein wird, und der Unterstützung aller ehr- lichen Leuie werden wir das Werk der Befreiung der besetzten Ge- biete und der Wiederherstellung der moralischen Ordnung in unserem Lande besorgen." » Rouher , der langjährige Minister Napoleons III. erklärt nach Mac Mohons Wahl:.Wir haben endlich das erste Blatt der Ani- schocke gepflückt. Der Rest entblättert sich allein. * Die Gattin des Marschalls, die Herzogin von Magenta, die aus dem alten Feudalgeschlecht der de la Croix de Castries stammte und ?;och legitimistischcr, noch monarchisch gesinnter wie ihr Gatte war, �igte bei ihrem ersten Empfang, den sie im Elnsee gab: .Wir sind nur hier, um den Platz zu halten. « In den ersten sechs Monaten der Präsidentschaft des Marschalls werden 192 republikanische Zeitungen verfolgt, davon 28 völlig oer- boten. Die Präfekten und Unterpräfekten, den Regierungsvräsiden- ten und Landröten entsprechend, werden nur aus dem Personal der Monarchie geholt. Republikanische Bürgermeister und Gemeinderäte werden gemaßregclt und abgesetzt. Die Büste der Republik wird aus den Gerichtshöfen verbannt. In den Großstädten herrscht der Ausnahmezustand. * Die Thronprätendenten regen sich auf der ganzen Linie. Der Graf von Chambord, der als Heinrich V. den Thron von Frankreich besteigen sollte, kommt heimlich nach Versailles und verlangt von dem Marschall die Proklamierung des Königreichs. Den alten Sol- baten, der zwischen beschworener Pflicht und Treue zum Königshaus schwankt, bringt er damit in eine arge Zwickmühle. Mac Mahon weigert sich schließlich, ihn zu sehen. Seufzend verläßt der in seinen Hoffnungen getäuschte Anwärter auf die Krone Versailles mit den Worten:.3ch hatte gehofft, in dem Marschall den Bannerträger de» Königtums zu finden, habe jedoch nur einen Gendarmeriewacht- meister getroffen." * In diesen Tagen hatte man in den vornehmen Pariser Klubs I.rlelts groß« Debatten über die Frage der Feierlichkeiten beim Einzug des neuen Königs geführt. Die Stellmacher mußten neue Arbeitskräfte einstellen, um die zahlreich in Austrog gegebenen Gala- kutschen für den Adel anzufertigen, und die Uniformschneider nähten Tag und Nacht an den neuen Hofunisormen. * Bei der Beratung über die Verfassung hatte man mtt Hilfe der . Aktionären Majorität der Nationalversammlung zunächst gehofft, das Königtum wiederherstellen zu können. Die Hartnäckigkeit des Grafen von Chambord in der Flaggenfrage jedoch machte die sofor- tige Restauration der Monorchie unmöglich. Man beschloß daher im Kreise der vertrauten des Marschalls, die sich ausschließlich aus Mit- glisdcrn der alten Aristokrotengssellschaft zusammensetzten, ein« Ueber- gangszeit zu schaffen. Die Republik sollte auf sieben Jahre beschränkt bleiben, während deren Mac Mahon ' als Präsident fungieren sollte, um dann die höchste Regierungsgewolt dem Monarchen zu über- tragen. Bei den entscheidenden Abstimmungen trennte sich jedoch das linke Zentrum von den Monarchisten, und Mac Mahon wurde statt zum Präsidenten einer.Republik auf sieben Jahre" auf sieben Jahre zum.Präsidenten der Republik" gewählt. * Zaghast und unerfahren in der Polttik, fühlt« er sich selbst un- wissend und ließ die Geschäfte durch seine Minister führen. Büffet, sein Premierminister, nahm diejenigen ins Kabinett aus, die gegen die Republik gestimmt hatten, deren Verfasiung sie als Minister achten und schützen sollten. Der alte Thiers spottete:.Es wird noch so kommen, daß man zum Dienste in der Republik mir diejenigen zuläßt, die sie niemals gewollt haben und auch heute noch nichr wollen." * Während der preußische Lunker Arnim, der als deutscher Bot- schafter in Paris weilte, zu den Vertrauten aller monarchistischen Konoentikel gehörte, verkehrte sein Nachfolger Fürst Chlodwig Hohenlohe, der nachmalige Reichskanzler, mtt Vorliebe im liause des zum Republikaner geworbenen alten Thiers, so daß schließlich eines Tages einer der Vertrauten des Marschalls ihn ganz ärgerlich fragte. ob er nächstens nicht bei Thiers schlafen werde. Der kaiserliche Bot- schafter jedoch bewies größeren Scharfblick als die Aristokraten des Faubourg St. Germain. Er erkannte, daß in dem sich entwickeln- den Konflikt zwischen dem Marschall und dem Lande das Volk siegen müßte. Infolgedessen gestaltete er seine Beziehungen zu den kommenden Führern, namentlich zu Gmnbetta, umso enger. * Als der Marschall die Kammer auslöste, sprach er in seinen Er- lassen ganz wie ein regierendes Staatsoberhaupt nur von.meinen Ministern, meinen Ratgebern" und betonte seine Verantworttichkett dem Lande gegenüber, die er jedoch nach der Verfassung nicht besaß. Die Kräfte, auf die er sich stützte, waren lediglich die Monarchisten. die Gambetta treffend charakterisierte als.'.drei Parteien, geeint durch den Haß gegen die Demokratie und die Republik , von denen zwei die Genarrte» der drttten, der kaiserlichen, sind". Trotz der un- geheuerlichsteg Wahlbeeinflussungen und trotz der Hossming, daß wie bei den letzten Wahlen der Name des Marschalls als Talisman fun- gieren werde, zogen 321 Republikaner gegen 208 Monarchisten in die Kammer eiy. 4,2 Millionen Stimmen waren für die Republik . 3.6 Millionen Stimmen für die Monarchisten aller Schattierungen abgegeben worden. Im Dezember 1877 versuchte der Marschall nach vergeblichen Kabinettsbildimgen den Staatsstreich. Die kommandie- renden Generäle der mobilisierten Armeekorps trafen zum Krieasrat im Elyseepalatt ein und erklänen dem Marschall, ihrer Truppen nicht sicher;u sein. Wohl oder übel mußte sich der alle Soldat dem stolzen Diktat Gambettas fügen: da er nicht zurücktreten wallt«, mußte er sich dem Willen der Kammermehrhett unterwerfen. Aus. diesem Konflikt wird die Anerkennung der parlamentarischen Repu- blik in Frankreich geboren. Der Marschall muß resigniert zusehen, wie seine Minister im demokratischeiz Sinne regieren, und erst ein Jahr später kann er sich zu dem Entschlüsse durchringen, den Platz im Elysee zu räumen, als er mit der Kammermehrhett über die Reu besetzung der Kommandostellen, die er für ein militärisches Vorrecht hält, in einen neuen Konflikt gerät. Sein Rücktritt aus dem poli- tischen Leben konnte keinerlei Wirkung mehr hervorbringen. Für den Rest seines Lebens bedeutete es«in« Erleichterung, daß er nicht mehr gezwungen war, die Rolle als Hüter der Republik zu spielen, die der
alte Soldat, der im Grunde seines Herzens stets königstreu war, nie zu lieben vermocht hatte. ch Die Republik hatte gesiegt, gesiegt unter Verhältnissen, die nicht günstig zu nennen waren. Die Kommunards waren erschossen oder sronten unter der glühenden Sonne Neukaledonicns, die internatio- nalen Arbeiterorganisationen waren verboten. Nur schüchtern wag- ten einige Sozialiste» ihr Haupt zu erheben, hatten aber nur in den wenigen Zentren der Industrie eine geringe und unbedeutende An- hängerjchaft. Die überwiegende Majorität des Landes, ihrer ganzen Entwicklung nach konservalio, teilweise in der stärken polltischen und wirtschaftlichen Abhängigkeit von den feudalen Grundherren, zog doch die republikanische Feoer des Advokaten dem monarchistischen Schwerte des Marschalls vor. * Klio :.Was könnte man daraus lernen?"
tzüLenftraße. Von E u r t M i r a u. Nicht von jenen Straßen will ich erzählen, wo ein Kranz grüner Gärten sich um kleine Häuser schmiegt und alte Bäume heimlich raunen, auch nicht von jenen wuchtigen Häuserblöcken, wo Palast an Palast sich reiht und Autos auf Gummirädern lautlos vorüber- gleiten, noch von jenen, die rot und rauh, rnelsenstrig und unsauber sind, über deren holprig Pflaster lärmende Kinder ihre Ringelreihen. tollen, nicht ahnend, daß nahe davon das Totcngläcklein vom Turm wimmert.— nicht von jenen! Ich will erzählen von einer Straße, die ist stumm, grau und erstorben. Die Wunder lichtfeiner Wiesen im Frühjahr, blühender Zweige blendendes Weiß, Gewittersturnirauschcn in einer Poppelallee, Me- lancholie verträumter Trauerbirken, müder Zauber einer Mittags- landschast mit Villen, Taxushecken und zierlichen hellen Bänken. erika-umduftete Waldstraßsn.— hier sind sie verstummt, ergraut, erstorben. Es ist die Straße der Industrie. Ein feiner dichter Staub umschwellt des Wanderers Füße; kahle, armselige Mauern säumen die Straße ein. nur hin und wieder unterbrochen von einem Höllentor, das einen Blick in Rot und Gelb, in Feuer und Dampf. Hasten und Werken freigibt. Keine Schwalbe wogt hier zu zwitschern, kein Walter zu segeln. und die kärglichen Rasenslecke sind farblos wie Spinnweben. In diese von Sirenengeheul und Maschinengedröhn übergreMe Einöde liegt ein Friedhof eingebettet.
Ein Friedhof ohne Frieden. Unaufhörlich schwankt das Erd» reich von dem schweren Gevatter der Werke, und ich denke, es müßte die Särge da unten aneinander klirren lassen... Aber es ist still da unten, sehr still. Nur zuweilen geht es wie erschöpftes Röcheln durch die Zweige der Bäume und Sträuche?: denn der Kampf ums Leben ist zu schwer,— zu schwer auf einem Kirchhof, zu schwer inmitten blumen- bleichender Nebel. Sonst ist es friedlich dort, wie es bei den Toten sein soll. Drüben aus dem Nachbarorte schwankt ein schwarzer Leichen- zug. Ich sehe gebeugte Nacken und ahne ein herzerschütterndes Leid. Die Flüche der Kohlcnkutschcr verstunimen eine kurze Weile. Das Bettlervolk, das kohlensammelnd Hinte» den Grubenwagen einher- zieht, entblößt die Köpfe und s6)lägt Kreuzeszeichen über Antlitz und Brust. Aber der da stumm und bleich im Sarge liegt, der hat ein Lächeln um die schmalen Lippen. Wie oft ist er diese öde Straße gegangen! Früh und spät, bei Tage und nächtens, frisch und müde, zur und von der Schicht, immer bis an jenes Eisengerüst, das wie gefrorener Wajsersall fein spitzenzartes Gitterwerk gen Himmel streckt. Dort ist er hinausgeklettert, eingegangen in die lärmerfüllt« Halle und hat mit sehnigem Arm den Hammer geschwungen, zehn Stunden lang,— und ist dann müde nach Hause gewankt und hat nur eine Freude gekannt: Sonn- tag!— und früh, wenn er zu Werke schritt, nur einen Wunsch: ein- mal an diesen, Gitterwerk vorbei, nicht hinauf müssen,— oder gar vorbeifahren können in einer Droschke in die lachende, jubelnde Stadt, in den somiendurchleuchteten Park, zu heiteren Menschen, zu Freude und Schönheit! Er hat lange warten müssen, ober nun ist es doch geworden. Er kann vorbeifahren, wenn auch die beiden Pferde in den silber- bestickten, schwarzen Samtmänteln dann nach rechts onswtt�nach links biegen werden, in den stillen Friedhof, nicht in die laute Stadt. Doch das bleibt ihm so gleich. Niemals mehr in den blauen Kittel kriechen zu müssen, niemals mehr sechs Tage lang werken und nur einen ruhen, das ist ja schon soviel. Und es ist, als wollte die öde, verachtete Straße ihrem treuestcn Sohn ein Riesensanal anzünden. Eine mächtige Lohe entquillt den Schmieden, weißqualmige Wolken entrollen den Hochösen, und über die braune Halde sprüht ein Myriadenregen rotgoldener Tropfen. Die Schornsteine fackeln wie ungeheure Armleuchter und werfen schwarze Rauchkränze in die Lüfte. In das Rasen Hunderter von Maschinen, in das Aufschrillen der Sirenen, in den polternden Gang hämmernder Arme fallen die klaren, einfachen Worte des Predigers am Grabe dieses einen, der ausgelitten: „Reauiescat in pacel"