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Die Stimme ües Nheinlanös. Köln , 27. April. (Eigener Drahtbericht.) Der Ausfall der Reichspräsidentenöxchl hat die Gefahren für das befetzte Gebiet wieder stark akut werden lassen. In Köln tonnte schon am Montag früh beobachtet werden, wie von separatistischer Seite die Wahl des Generals chindenburg benutzt wurde, um erneut Wühl- arbeit gegen die Deutsche Republik zu leisten. Im Stadtinnern kam es an mehreren Stellen zu stärkeren Menschenansammlungen, wobei separatistische Sendboten beobachtet wurden, die offen- bar nach einem bestimmten Plan für eine neue separatistische Bewe- gung im Rheinland Propaganda trieben. Es ist zu befürchten, daß unter dem frischen Eindruck des Wahlausfalls diese Propaganda ver- hüngnisvolle Wirkungen hat. Das führende rheinische Zentrumsblatt, dieKonische Bolkszeitung", betont am Montagabend zu dem Ausfall der Reichs- Präsidentenwahl, daß man im Zentrum ein scharfes Auge auf alle diejenigen haben werde, von denen man wisse, daß sie in der Präsidentschaft chindenburg etwas anderes sehen als die Sach- wallerin der Republik . Man werde sich von diesen politischen Hintermännern nicht übertölpeln lassen und jede politische Bewe- gung mit Aufmerksamkeit verfolgen. Man werde dieser Bewegung dann in den Arm fallen, wenn sie das eben erst gebildete und in der Weimarer Verfassung geeinte Reich etwa abwegig« Straßen führen wolle._ öarmat... Tie Ausschuharbeit beginnt wieder. Der preußische Untersuchungsausschuß nahm am Montag seine Arbeiten wieder auf. Die geplante Vernehmung des Reichsaußen- Ministers Dr. Stresemann mußte wegen Erkrankung des Zeugen verschoben werden. Freiherr v. R e i b n i tz, Direktor und späteres Ausichtsratsmitolied der Merkurbank, bekundet, daß ihm Dr. Stresemann lediglich eine Empfehlung für den deutschen Bot- schafter in London mitgegeben habe. Nicht wegen Kreditgewinnung, sondern zur Durchführung wissenschaftlicher Studien habe er sich seinerzeit nach England begeben. Mehrere Zeugen werden dann vernommen über eine Unter- redung, die Julius B a r m a t im Jahre 1920 in Begleitung des Reichskanzlers a. D. Bauer mit dem damaligen Reichsernährungs- ministers Dr. Hermes hatte. Im sächsischen Wirtschaftsministc- rium war seinerzeit der stellvertretende Borsitzende der Reichsfettstelle v. Lossow erschienen und warnte vor weiterer Geschäftsverbin- dung mit Barmat. Der sächsische Wirtschaftsminister Schwarz verlangte daraufhin von der Reichsfettstellc Belastungsmaterial. Die Antwort der Reichsfettstelle war, daß Herr o. Lossow nicht im Aus- trage der Reichssettstelle, sondern als Privatperson gehandelt habe. Eine zufriedenstellende Antwort hat Schwarz, wie er vor dem Ausschuß bekundet, nie erhalten. In einer persönlichen Unterredung mit dem Reichsernährungsminister Hermes, die in Gegenwart des Reichskanzlers a. D. Bauer stattfand, wurde Schwarz auf eine Aus- kunft des Auswärtigen Amtes verwiesen. Dort wurde ihm jedoch erklärt, daß gegen Barmat keine positiven Anschuldi- g u n g e n vorlägen. Minister a. D. Hermes erklärt, daß Reichs- kanzler a. D. Bauer bei den verschiedenen Besprechungen mit ihm niemals versucht habe, auf ihn einen Druck.zugunsten Barmats auszuüben. Auf eine Frage des Abg. M a r k w a l d(Soz.) über die Erfahrung des sächsischen Wirtschaftsministeriums mit Barmat erklärt Schwarz, daß die Geschäste von Barmat in der ein- wandfreie st en Weise abgewickell worden seien. Weiter be< kündet er, Barmat für wohltätige Zwecke interessiert zu haben. Dieser habe für ein Tuberkulosekinderhoim der Amtshauptmannschast Pirna bedingungslos 2S0 0V0 Mark zur Verfügung gestellt. Ihm sei nicht eine elegante Wohnung in diesem Heim zur Verfügung gestellt worden, sondern nur ein Zimmer zur Be- sicht'gung und Beobachtung des Betriebes. Es kommt dann ein Bericht des deutschen Generalkons u- lats in Amsterdam über Barmat zur Erörterung. Darin wird behauptet, daß Barmat von einer Auskunftei als.Schieber schlimm st erSorte' bezeichnet worden sei. Reichskanzler a. D. Bauer stellt als Zeuge fest, daß Staatssekretär Boy« diesen Bericht nicht als Hindernis für Geschäftsabschlüsse bezeichnet habe. Direktor P r i t s ch a w erklärt, im Sommer 1919 sei die Lage so schlimm ge- wesen, daß man froh war. als Barmat als erster den Mut hatte, mit dem Reich Geschäste gegen Akzepte zu machen und dem Reich tatsächlich Kredit zu geben. Abg. Robert Schmidt(Soz.) weist darauf hin, daß der deutsche Handel damals angesichts der politischen Unruhen, deren eigentliche Ursache die Ernährungsschwie- rigkeiten waren, keinen Kredit im Auslande bekam. Er habe als Reichswirtschastsminister verlangt, daß Barmat wegen seiner poli- tischen Stellung kein Geschäft abgelehnt werden dürfe, sondern daß er ebenso behandelt werden müsse wie jeder andere. verhaftet, erschossen, verhaftet... Bulgarischer Tagesbericht. Sofia . 27. April. (MTB.) In Gabrowo wurde ein Kommu- nlstcnnest entdeckt, in dem sich sünf Berschwörer versteckt hatten. Bei der Aushebung durch die Polizei wurden drei Berschwörer getötet, da sie sich widersetzten. Der Kriminalpolizei ist er gelungen, verschiedene Mitglieder der ehemaligen agrarkommu- nistilchen Vcrschwörerorganisation, darunter den I u st i z m i n i st e r der Regierung Stambuliski, Dr. Zarwulonoff, zu ver- haften. Die bulgarische Gesandtschast in Berlin dementiert alle Meldun- gen über Iudenversolgungen. Die bulgarische Zensur über Auslandsdepeschen soll aufge- hohen sein_. Bezeichnend genug für die bulgarischen Zustände ist eine offiziöse Sofia -Meldung wonacki eine Abordnung der Bauernpartei dem Ministerpräsidenten Zankoff versichert hat, daß sie mit Gewalttaten nichts zu tun habe, sie verurteile und um die Erlaubnis bat, eine Kundgebung in diesem Sinn oeröffentlichen zu dürfen!... Die bulgarische Regierung hat letzthin bestritten, daß bulgarische Minister Parlamentsreden gegen die südslawische Regie- rung gehalten haben. Jetzt hat der bulgarische Gesandte dem südslawischen Außenminister Dr. N i n t s ch i t s ch das B c d a u er n über die Erklärungen des bulgarischen Außenministers Kalzoff und des Innenministers Russoff ausgesprochen. Alussolini will üeuscbe Hlätter kaufen. Wie wir hören, hat das Presseamt des italieniischen Außen­ministeriums die diplomaOsche Bertretung in Berlin angewiesen. vorsichtig zu sondieren, ob nicht ein großes Berliner Blatt zu kaufen wäre, Dcrmsttler für diese Transaktion soll ein Mitglied der faschistischen Organisation in Berlin sein. In Frage sollte, nach italieniischer Ansicht, vor allem die..Deutsche Allgemeine Zeitung"' kommen, die die Stinkiesschen Erben schon seit geraumer Zeit gegen ein lohnendes Angebot abstoßen wollen. Mit der bisherigen Propaganda ihrer Berliner Agenten ist die italieni- sche Regierung in höchstem Grade u-üzufrieden. Parallel mit dem Versuch, die faschistische Propaganda in Berlin zu verstärken, laufen ähnliche Bestrebungen in P a r i?, wo ein gewisser Mazzotti Biancinelli, dessen Reichtum von recht zweideutiger Herkunst ist, sich um den Ankauf von Pariser Zeitungen bemüht hat. Vorderhand hatte er hierbei allerdings keinen Erfolg zu oerzeichnen. 3« Kurdistan arbeiten jetzt noch Niederwerkung des AufstandeS die türklichen Kriegsgerichte mit Massenhinrichtungen. Der gescheiterte INililärpulsch in Lissabon hat zum Rücktritt des Kriegsmlmsters geführt. Nach englisch -mesopatamischsm Muster wurden wegen Widersetzlichkeit von Eingeborenen zweier portugiesi- schen Inseln an der Guineaküste(Westafrika ) mehrere Dörfer mit Flis�erbombeu beworsew

Mslanöswirkung öer Wahl.

Jubel der Dentschenfeinde.

Paris , 27, April. (Eigener Drahtbericht.) Hier erwartet man von der Tatsache der Wahl Hindenburgs eine Besserung und Festi- gung der französisch-englischen und der französisch-amerikanischen Be- Ziehungen. Allerdings glaubt man auch, daß eine Rückwirkung auf die am 3. Mai stattfindenden französischen Gemeindewahlen nicht ausbleiben wird; die Stellung der Regierung würde im Falle eines Rucks nach rechts erheblich erschwert werden. In den französischen Linksparteien gibt man der Befürchtung Ausdruck, daß die A n n ä h e r u n g s p o l i t i k, die in der letzten Zeit immer mehr an Boden gewonnen hat, in Frage gestellt werde. Andererseits stellt man mit Befriedigung fest, daß die Zahl der Stimmen für Marx und Thälmann die Stimmenzahl Hinden- burgs übersteigt nnd daß das Wahlergebnis also von einer ausge- sprachen a n t i m o n a r ch i st i s ch c n Stimmung Deutschlands zeugt. Auch der Umstund, daß Hindenburg sich selbst verleugnen und mit einem republikanisch-pazisistischen Programm austreten mußte, wird hier als ein Beweis für die Stärke der demokratischen Idee in Deutschland gedeutet. Die Wahl, schreibt der linksstehende P a r i s- S o i r", erscheint als ein Zwischenfall in dem Kampf des demokratischen Deutschland gegen die Reaktion und es kommt ihr daher eine symbolische Bedeutung zu. Dos Blatt hat Vertrauen in das demokratische Deutschland . Die Gefahr werde die Energie der Republikaner und Pazifisten nur stärken. DieIn» f o r m a t i o n" erklärt, die Wahl Hindenburgs werde keineswegs die deutsch -franzöfifche Annäherung und die Wiederherstellung eines nor­malen Zustandes in Europa fördern. Der Name allein bedeute ein Programm, das der N i ch t e r f ü l l u n g. In dem Eintritt Deutsch- lands in den Völkerbund habe man einen Weg zur Wiederverföh- nung finden wolle», aber die Deutschnationalen seien gegen diese Politik, die Deutschland noch einmal zu einer Anerkennung des gegenwärtigen Status in Europa führen müsse. In den rechtsstehenden Kreisen legt man über den wahlausfall eine große Befriedigung an den Tag. Die rechtsstehende Presse läßt sich die Gelegenheit nicht entgehen, von einem Zusammenbruch der Annäherungspolitik zu sprechen. DerTemps" be­zeichnet die Wahl Hindenburgs als«ine Herausforderung an die Alliierten, überhaupt ganz Europa und Amerika . Die Lage sei nunmehr geklärt. Deutschland habe sich selbst die Maske herunter- gerissen, die manche an die Aufrichtigkeit seiner republikanischen uiO demokratischen Gefühle glauben ließ. Hinter dieser Maske sehe man nunmehr das Antlitz Hindenburgs, das davon zeuge, daß Deutschland sich selbst treu geblieben sei in seinen kriegerischen In- st i n k t e n und seinem Willen zur Macht. Eine offiziöse englische Erklärung. London . 27. April. (Reuter.) Hiesige politische Kreise, die von der Wahl Hindenburgs keineswegs überrascht sind, geben der Ucberzeugung Ausdruck, daß die bisherige Außenpolitik Deutsch - lands durch das Ergebnis der Präsidentschaftswahl keinerlei Änderung erfahren wird. Sie betonen, daß die Regierung die- selbe ist und daß die deutschen Sicherheitsvorschläge weiterhinaus dem Tisch liegen". Wenn auch kein Hehl aus der Uebsrzeugung gemacht wird, daß die Aufstellung Hindenburgs im gegenwärtigen Augenblick einpsychologischer Fehler" sei, dessen Aus- Wirkung auf die französische öffentliche Meinung und einen Teil der englischen öffentlichen Meinung die Bemühungen der britischen Regierung, in der durch die deutschen Vorschläge gegebenen Richtung fortzufahren, nicht gerade erleichtert, so wird doch die Auf- sossung vertreten, daß nach der Absage der britischen Regierung an das Genfer Protokoll ein a n d e r e r Plan als der von der britischen Regierung befürwortete Sicherheitspakt der Westmächte nicht in Betracht kommt. Dem europäischen Frieden werde am besten dadurch gedient, wenn nach dem Abflauen der Erregung eines Teils der öffentlichen Meinung in den alliierten Ländern über die Entscheidung des deutschen Volkes in der bisherigen Richtung fort» gefahren wird. Man vergißt keineswegs, daß der Paktvorschlag schließlich von einer Rechtsregicrung in Deutschland stammte: es scheint kein Grund zu der Annahme zu bestehen, daß Deutschland irgend welche Absicht hat, seine bisherige 5ialtung in einer der bisherigen Fragen zu ändern. Wie weit die Wahl vielleicht künftige Erörte- rungen mit der französischen Regierung in Fragen beeinflußt, die für den Augenblick mehr oder weniger'ruhen, kann nicht vorausge- sehen werden. Aber der Ton gewisser Organe jenseits des Kanals deutet darauf hin, daß eine Tendenz besteht, die die künftigen Be- sprechungen nicht leichter gestalten wird. Selbstverschuldete Isolierung Deutschlands". London , 27. April. (Eigener Drahtbericht.) Die Wahl Hinden- burgs trifft die öffentliche Meinung Englands völlig unvor- bereitet, da man in allen Kreisen bis in die letzte Stunde mit einem Sieg von Marx gerechnet hatte. Die Londoner Abendpresse kommentiert am Montag in ausführlichen Artikeln die durch Hinden- burgs Wahl geschaffene Lage. Der liberaleStar" weist auf das Verhängnisvolle dieser Lage hin, das darin besteht, daß die Wahl Hindenburgs dieoerspäteteFruchtdesPoincaris- mus sei und wieder zu Poi.ncarö zurückführen werde. Der Ausgang der Wahl werde zweifellos für Deutschland innen- und außenpolitisch katastrophale Folgen haben. Wörtlich schreibt das Blatt:Seit durch die große Um- wähzung des Jahres 1918 die alle Welt zerschlagen wurde, sind die Nationen Europas durch die Bande des Selbstinteresses und der Menschlichkeit aneinander gekettet. Wir bedauern, daß die deutschen Wähler ein hölzernes Götzenbild über diese gemeinsamen Interessen gestellt und damit den Frieden und das Wohlergehen für ihr Land vertagt haben." Evening News" warnt die englischen Landsleute vor einer Panik und erwartet die Erkenntnis von Hindenburg , daß Frieden und Sicherheit nicht nur im Interesse Europas und der Well liegen, sondern auch für Deutschland wünschenswert seien. In allen politischen Kreisen Englands herrscht Be- st ü r z u n g. da man in dem Ausyang der Wahl die Rückkebr zum alten Deutschland der Machtpolitik sieht. Es kann keinem Zwoiscl unterliegen, daß die deutsche Diplomatie schon in der aller- nächsten Zeit die Wirkungen dieses Mißtrauens spüren wird, dos durch Hindenburgs Wahl erzeugt wurde. In den diplomatischen Kreisen Londons wird der Tag, der die Wahl Hindenburgs brachte, als Beginn einer neuen, vom deutschen Volke selbstverschuldeten Zsolierung Deutschlands bezeichnet. In den britischen Regierungskreisen ist man zurück- haltend, jedoch verhehlt Man nicht die Ausfassung, daß man die Niederlage von Marx bedauere. Außerdem befürchtet man von einem Regime Hindenburgs, daß unkontrollierbare Rat- g e b e r des neuen Reichspräsidenten mitspielen. Erste Stimmen aus Nordamerika . ?1ew Jork . 27. April. (MTB.)New Port Times" meldet aus Washington : Hindenburgs Wahl wurde mit verschiede- nen Gefühlen aufgenommen. Die allgemeine?lnsicht war aber, daß diese Wahl mit einer reaktionären Bewegung oder mit der Aushaltung der wirtschaftlichen Erholung Deutschlands nicht notwendigerweise gleichbedeutend sei. Abg. Fish, Mitglied des Kongrehausschusses für auswärtige Angelegenheiten, erklärte, daß er nicht glaube, die Wahl Hinden-

burgs sei von großer Bedeutung. Er hosse und glaube viellnehr, daß sie, was die Haltung der amerikanischen Regierung und der amerikanischen Bankiers betreffe, nicht ein Jota ausmache. Auch bedeute sie nach seiner Ansicht keine Gefahr für die republikanische Regicrungsforni. Der ehemalige Außenminister La n sing erklärte, er habe großes Vertrauen zu dem gesunden Menschenverstände des deutschen Volkes und glaube nicht, daß das Wahlergebnis eine reaktionäre Bewegung bedeute, wenn es anch k o n s e r v a- tioe Anschauungen zum Ausdruck bringe. New Park. 27. April. (Eigener Drahtbericht.) Die Wahl Hindenburgs hat hier geradezu B e st ü r z u n g und E n t- t ä u s ch u n g hervorgerufen. Die ganze Presse bringt das Bild Hindenburgs in K r i e g s n n i f o r m mit M a r s ch a l l st a b. Die propagandistische Wirkung dieser Bilder ist aus dem Krieg bekannt. Die Wahl hat Deutschland ein gut Stück der freundlichen Be- urteilung in der letzten Zeit gekostet. New Pork Herald" schreibt, daß-die Wahl Hindenburgs geradezu die Politik der Nichterfüllung bedeute. Der Stimmungs- Umschwung in Amerika werde in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht großen Schaden für Deutschland anrichten. Deutsch- land habe sein wahres Gesicht gezeigt und die ganze Well zu äußerster Borsicht gemahnt. Die Montagabendblätter signalisieren den völligen Um- s ch w u n g der amerikanischen Stimmung gegen Deutschland . General Allen äußerte: Ganz Amerika bekrachte die Wahl hindenburgs als einen Schlag gegen die deutsche Republik. DieChicago Tribüne" kündigt die neue wirtschaftliche und politische Isolierung Deutschlands an. Deutschland habe die M o n a r ch i e gewachlt, deren Platzhalter Hindenburg sei. Besorgnisse der Deutschschweizer . Bern . 27. April. (MTB.) DieNeue Zürcher Zeitung " be- merkt zur Wahl Hindenburgs: Der erste Eindruck dieser Wahl ist lähmend. Wer im Auslände der Auffassung ist, daß das Ver- trauen in den Bestand der deutschen Republik eine Voraussetzung des europäischen Friedens darstellt, kann die gestrige, von politischer Sentimentalität gekennzeichnete Entscheidung des deutschen Volkes nur als verhängnisvoll betrachten. DieBasier Nachrichten" schreiben: Wenn der deutsche Wähler aus da» Stichwort Caillaux mit hindenburg antwortet, werde der französische Wähler dann nicht Poincare antworten? Bestürzung in Prag . Prag , 27. April. (Eigener Drahtbericht.) Di« Wahl Hinden» burgs hat in der demokratischen Tschechoslowakei tiefste Be­stürzung hervorgerufen. Besonders die Freunde des friedlichen Ausgleichs mit Deutschland , deren Position durch' die Hindenburg- wahl wesentlich geschwächt wird, sind geradezu konsterniert. Di« Ehauvinisten benutzen das Wahlergobnis zu einer Hetze gegen Deutschland , dem Krieg sgelüstc vorgoworsen werden. Ein tschechi- sches Abendblatt läßt sich z. B. aus Berlin melden, daß unter einer anscheinend ruhigen Oberfläche krieoerssch« Stimmung Herr- sche; besonders gegen Polen . Gegenüber dieser unoer- antwortlichen Hetze einiger Blätter, bewahren die amllichen Kreis« ruhiges Blut: ihr« Meinung geht dahin, daß man abwarten müsse, was der neue Reichspräsident sprechen und tun werde. Das tschechische sozialdemokratischePraoo Lidu"(Volksrecht) erklärt die Wahl iur geeignet, die Seele der ganzen Welt zu er. s ch ü t t e r n. Das politische Antlitz Europas nehnte neue Formen an; die ganze fortschrittliche welk müsse auf der wacht sein. Die"Plätter verweisen auf das traurige Verdienst der Kommu» n i st e n: sie nennen Hindenburgs Wahl eine nur schlecht verhüllte Rückkehr zum Kaisertum. Auch die Prager Börse reagierte auf die Wahl Hindenburgs durch eine Baisse, die aber bei Börsenschluß teilweise wieder ein- geholt war. In den Finanzkreisen herrscht eher eine optimistische Auffassung. So schreibt der Prager Börsenkurier": Man darf den Einfluß eines Staatspräsidenten nicht überfchätzen. Man darf nicht glauben, daß Hindenburg ab heut« die deutsch « Polttit machen wird. Das Wachlresultat sei politisch für Deutschland sicher- lich negativ, well die Welt aufs neue Mißtrauen gegen Deuifchland fassen und well es geraumer Zeit bedürfen werde, dieses Mißtrauen zu zerstören. Das Blatt warnt ober davor, das Wahl- ergebnis zu überschätzen. deutschösterreich und Sie Wahltorheit. Wien , 27. April. (Eigener Drahtbericht.) Alle Wiener Blätter geben der M i ß st i m m u n g über die Wahl Hindenburgs Aus- druck- DieA r b e i t e r-Z e i t u n g"(soz.) schreibt: Was immer im Auslande den Haß gegen Deutschland predigt, wird aus dieser Wahl unendliche Nahrung gewinnen. Den Imperialisten in West und Ost, den Todfeinden Deutschlands in. Paris und War- schau, hat der Wahltag einen unschätzbaren Erfolg berettet. Sie werden es nun als erwiesen erklären, daß das kriegerische, krieg- drohende Deutschland von einst wieder lebendig und machtvoll auf- erstanden sei. Sie haben für die Agitation für dauernde Be- s a tz u n g des Rheinlandes, für die Hetze gegen de» Dawes-Plan wertvolle Waffen gewonnen. In Wahrhett ist freilich der Sieg Hindenburgs der Sieg einer«Stimmungsmache, da die politijch Indifferenten diesmal zur Wahlurne gegangen sind, um für den Sieger von Tannenborg ihre Stimme abzugeben und doch hätte dieses Aufgebot von Gssühlsstimmungen für einen hilflosen Greis den Sieg nicht entschieden, wenn nicht die Kommunisten Hindenburg zu Hilfe gekommen wären. DieNeue Freie Presse"(lib.) schreibt: Die Wahl Hindenburgs ist ein Rückstoß. Allein die Dinge sind stärker als die Menschen. Der Fortschritt wird sich verlangsamen, aber er ist nicht a u f z u- halten. DasNeue W. Tagblatt"(dem.) schreibt: Daß die deutsch « Wählerschaft die naheliegenden und ernsten Bedenken in den Wind schlug, die gegen den Namen Hindenburg sprechen, ist zu beklagen. Die Brandstifter und Brunnenvergifter in den Entente- ländern werden die Wahl Hindenburgs als ein Zeugnis dessen hin- stellen, daß Deutschlands Demokratisierung nur Trug war und die militärischen Instinkte, die monarchistischen Neigungen, die Hoff- nungen auf blutige Revanche in einem einzigen ungeheuren Auf- flammen alle staatsmännischen Regungen zurückgedrängt haben. DieReichspost"(chr.-soz.) erklärt, die größte Volkstümlichkeit hat gesiegt und die volitik ist unterlegen. Die Rücksicht auf den politischen Eindruck im Ausland habe einer Wahl Hindenburgs widerraten. Es kommt weniger darauf an, was Hindenburg ' wolle oder zu wollen erklärt, als darauf, was ihm die Welt zuschreibt und von ihm befürchtet. Es fei n a t i o- n a l e Pflicht gewesen, auf diese Dinge aufmerksam zu machen und zu warnen. Die relative Mehrheit habe das Risiko auf sich genommen. Wien , 27. April. (Eigener Drahtbericht.) Die Deutschnation- nalen(eine kloine Parteigruppe) wollen aus Anlaß der Wahl Hin- denburgs eine besondere Propagandaaktion für den Anschluß Deutschösterreichs an Deutschland einleiten. In den ersten Maitagen beabsichtigen sie große Demonstrationen zu diesem Zweck. Die stärkste Anschlußfroundin, die österreichische Sozialdemokra- t i e. würde sich einen Anschluß an das Deutschland Hindenburgs stark überlegen.