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Die Brüllaktioität desüberzeugungsbewußten" Kindes unter 1Z Jahren ist die Merkwürdigkeit des Tages. Dem schwarz- weißrot verhetzten Kinde hemmungslos freie Bahn! Seht sie euch mal an, wenn sie mit fanatisch flackernden Augen und verzerrten Zügen ihre Fäustchen ballen und hinter der Kinder- stirn verdunkelnd der Funke des Hasses, der Vernichtung aufspringt. Jungens, mit Mordgedanken. Daheim trainierten gewissenlose Eltern,.denen im Fanatismus ihrer schpiarzweißroten Gesinnung das Verantwortungs­gefühl verloren ging, Söhne und Töchter im volksfeindlichen Sinne aus Opposition. Erste Lebens quellen werden v e r- schüttet. Mit dem Mittagsgebet:Rache den November- Verbrechern" und dem humanen SchlußakkordGott st r a f e Frankreich" zieht die bohrende Düsterkeit zerstörender Zweifel in die Klndesseele ein. Die Frivolität des theoretischen Tot- s ch l a g s prägt sich dem Kinde mit richtunggebender Schärfe ein. Mit den I a h r e n wächst der Gummiknüppel und Dank des Wirkensvortrefflicher Erzieher" wird der Totschlag ein Pro- g r a m m. E r z i e h e r, in der Dressurschule seelenloser Mechanik zurechtgeschustert, ohne Verständnis für die Seele des Kindes, fern jeder feineren Kultur, säen das Gift des Hasses, wo sie auf- klären undvextiefen sollen. So werden Seelen gemordet. Und der Spießer mit den Reoanchebazillen im unrettbar verdorbenen Gehirn merkt nicht, daß er hier unfertige und schutzlose Menschen zu geistigen Krüppeln schlägt!National" kalkulierende Parteien mißbrauchen den so herangeschulten Erdenbürger für ihre schlechten Interessen. Schafft das Schutzgesetz des Kindes! Oder ihr werdet den schwarzweißroten Miniaturpolitiker haben, der den Widersacher mit der Maschinenpistole und ähnlichen Mordwaffen über den Haufen schießt! -i- Der letzte Wahlkampf hat die Jugend politisch stark erhitzt. Gerade in Potsdam   merkte man, wie die Gegensätze aufeinander prallten. Testern sind an drei verschiedenen Stellen Zusammenstöße zwischen Bisinarck-Bündlern und Angehörigen der Jungkommunisten erfolgt. Zuerst wurde an der Garnisonkirche ein löjähriger Lehrling von einem höheren Schüler, der sich durch den Knirps angeblich bedroht fühlte, mit einem brutalen Hieb eines Ochsenziemers so heftig über den Kopf geschlagen, daß er sofort zusammenstürzte. Der Tätet ist festgestellt und der Verletzte konnte nach Anlegung eines Not- Verbandes nach Hause gebracht werden. In der Brandenburger Straße stießen Jungkommunisten mit Bismarck-Bündlern zusammen. Dabei wurde ein Student von der Ueberzahl der Angreifer arg verprügelt. Derselbe Trupp Bismarck-Bündler ist etwas später in der Hohenzollernstraße abermals von Jungkommunisten verprügelt worden. Die kommunistische Jugend, die sich im Wahlkampf alle Mühe gegeben hat, gegen die republikanischen Parteien zu arbeiten und zu Hetzen, gibt jetzt auf diesem Wege ihrer Enttäuschung über das Wahlergebnis Ausdruck. Die Polizei hat tagsüber umfangreiche Erhebungen angestellt und warnt öffentlich die Eltern und Erzieher davor, die Jugend in den Abendstunden auf die Straße zu lasten, um weiteren handgreiflichen politischen Meinungsaustausch zu verhindern. Von gestern ab sind besondere Straßenpatrouillen eingesetzt, um feindliche Parteien auseinanderzuhalten.
Gefängnisstrafen in dem Jockey-Betrugsprozest. In dem großen Jockey-Betrugsprozeß kam das Schöffengericht Mitte nach längerer Beratung zu einer Verurteilung der ange- klagten Jockeys wegen Betruges und gewerbsmäßiger Voraussage von Wetten. Das Schöffenoericht hatte der Aussage des Justizober. fekretärs H u st e r vollen Glauben geschenkt und es als erwiesen angesehen, daß L e w i ck i sich erboten hatte,' Rennenfertig zu machen", und zwar durch Bestechen von Jockeys, wodurch er von Huster 36 MO M. herausgelockt hat. Bei dem Jockey Alfred Lüneberger und dem Angeklagten Julius Pautfch nahm das Gericht ebenfalls Betrug an, weil sie 3000 M. von Huster unter der Versprechung, Herrenreiten fertigzumachen, herausgelockt hatten. Nach Ansicht des Gerichts sind diese Gelder aber lediglich in die Taschen der Angeklagten geflossen. Der Jockey Paul L e w i ck i wurde zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis verurteilt. Alfred Lüneberger und Pautfch erhielten je sechs Monate Gefängnis. Sämtlichen Angeklagten wurde ein Monat auf die Untersuchungshaft angerechnet. Lewicki wurde drei- jährige Bewährungsfrist bewilligt unter der Voraussetzung, daß er bis zuin I. Juni 15 000 M. in bar an die Gerichtskasse zahlt. Gegen eine Zahlung von SOM Mark Kaution soll der Haftbefehl sofort aufgehoben werden. Bei Alfred Lüneberger und Pautfch hat das Gericht die Frage der Bewährungsfrist bis zur Erledigung des abgetrennten Crimmitschauer   Betrugsfalles offen gelassen. Die Haftbefehle gegen diese beiden Angeklagten wurden auch ausrecht erhalten. Der vierte Angeklagte, Erich Lüneberger, wurde von der Anklage der gewerbsmäßigen Voraussage von Wetten freigesprochen. Bessere Du Dich aber auch.. Durch eine aufbewahrte Korrespondenz mit seinenBräuten" hat sich der Buchdrucker Erwin L. schweres Belastungsmaterial ge- schaffen. Der Zchährige junge Mann scheute die Arbeit und zog es vor, sich von Dirnen unterhalten zu lassen. Ein« dieser Frauen hatte ihn bei einer Festnahme bezichtigt, daß er von dem Sündengelde gelebt habe und daß er sie sogar zu ihrem unzüchtigen Gewerbe angehalten habe. Hinterher hatte sie aber ihre Aussage widerrufen, so daß das Verfahren wegen Zuhälterei gegen L. eingestellt werden mußte. Die Beamten des Zuhälterdezernats beobachteten Ende vorigen Jahres, daß L. wiedenim einer anderen Dirne auf ihren Straßengängen folgte und sie vor den Beamten warnte. Räch seiner Festnahme wurde auch ermittelt, daß er in einem berüch- tigten Kuppelquartier unangemeldet wohnte, und dort wurde auch ein Briefwechsel mit der ersterwähnten Frau gesunden. Es ergab sich daraus, daß diese ihm schrieb:Lieber Erwin! Deinen Brief habe ich erhalten und genau getan, was Du mir gesagt hast. Ich Hove   bestritten. Dir Geld gegeben zu haben, daß Du mich begleitest und oeranlaßt hast, auf die Straße zu gehen. Bessere Du Dich aber auch und arbeite für Dich selbst." Das Leugnen des An­geklagten nutzte ihm wenig: gegenüber dem Belastungsmaterial, das durch die Aussagen der Krinnnalassistenten Wild und Dressen ergänzt wurde, oerurteilte das Schöffengericht L. zu einem Jahr Gefängnis. Die Sladtoerordnelenverfammlung hat in dieser Woche eine Sitzung am Donnerstag um»5 Uhr. Auf der Tagesordnung steht unter anderm die erste Beratung des Stadthaushalts- planes. Die Potsdamer Stadlverordneteilversammlung war eine der ersten, die dem neugewähllen Reichspräsidenten eine Ehrung dar-
brachte. Vor Eintritt in die Tagesordnung e r h o b e n sich die Pots- damer. Stadtväter, mit Ausnahme der Sozioldemokra- t e n und K o m m u n i st e n, von ihren Sitzen, und der stellver­tretende Stadtoerordnetenvorsteher Kaufmann W e rn e r entbot dem Reichspräsidenten   einen GAiß. 25 Jahre Observatorium Linüenberg. Internationale Würdigung deutscher   Wissenschaft. Das Observätorium Lindenberg im Kreise Beeskow  , das der Leitung des Geheimrats Prof. Dr. H e r g e s e l l untersteht, beging am Montag die Feier seines 2Sjährigen Bestehens, zu der außer dem preußischen Kultusminister Becker zahlreiche Vertreter der meteorologischen Institute von England, Norwegen  , Schweden  , Holland  , Rußland   und sämtliche Dorsteher der deutschen   meleorolo- zischen Institute erschienen waren. >* Aus der Festrede, die Prof. Dr. Hergesell hielt, und in der er nach Begrüßung der Gäste die Entwicklung des Instituts schildert«,
Parteigenossen! Republikaner! Die Schlacht ist geschlagen, der große heilige Kampf um die Republik   und den Sozialismus gehl weiter. Entsprechend unserer Aufforderung sind fast alle schwarzrot­goldenen Fahnen auch nach verkündung des Wahlergebnisses dort belassen worden, wo sie zum Aerger der Reaktionäre den willen zum Siege der politischen Vernunft und zur Verwirklichung der großdeulschen Idee bekundet hatten. Gerade in Berlin  hatte der Volksblock über die vereinigten Monarchisten und Kommu- nisten einen klaren Sieg davongelragen. und deshalb bestand kein Anlaß, unsere Fahnen sogleich einzuziehen. Laßt die Schwarz-Weiß-Rolen ruhig jetzt allein weiler­flaggen, wenn sie Lust dazu verspüren, dasfreudige Ereignis für Polen  " und poincar� zu feiern!
sei erwähnt: Auf Grund von 100 Freiballonfahrten, die in den neunziger Jahren vom Berliner   Verein für Luftschiffahrt aus- geführt worden waren, gründete Geheimrat A ß m a n n das Obser- vatonum zur Erforschung der Zustände der freien Atmosphäre. Am 1. April 1900 begann der regelmäßige Dienst im Gelände am Spandauer Weg in Reinickendorf  . Alle Methoden mit Drachen der verschiedensten Formen, mit Freiballonen, Fesselballonen, Drachen- ballonen und Gummiregistrierballonen, ebenso wie mit Papier- ballonen wurden benutzt und wertvolle Ergebnisse insbesondere aus dem Gebiet der praktischen Meteorologie erzielt. Am 1. April 1903 wurde das Aeronautische Observatorium nach Lindenberg(Kreis Beeskow) verlegt. Mit größtem Eifer wurden die Sondierun- gen der Atmosphäre fortgesetzt mit mehreren Aufftiegen an jedem Tage. Dje Beteiligung des äronautischen Observatorium» mit seinen für die Welt vorbildlichen Einrichtungen an der internationalen sachlichen Veranstaltung war eine Notwendigkeit. Die großen Ergeb- nisse der Ostafrikaexpedition stehen noch heute einzig da. Es folgten die Registrierungen auf einer Nordsee  - fahrt 1901 und 1906 auf dem Brocken und auf der Ostsee  . Ihnen folgten Versuche für die Ortsbestimmung in Freiballonen. Die Sonnenfinsternis 1906, der Durchgang des Halleyschen Kometen durch die Erdbahn wurden wissenschaftlich erforscht. Strahlungsmessungen wurden von Freiballonen aus vorgenommen, die verschiedenen Arten von Wolkenbildungen untersucht. Die Erfahrungen der Kriegs- ineteorologse und. Aerologie wurden in der Nachkriegszeit erweitert, die Instrumente verbessert, der H ö h e n w e t t e r d i e n st ausgedehnt. Piloten- und Registrierballonen und Drachen stiegen in früher un- bekannte Höhen, ein regelmäßiger Warnungsdienst für die Luft- schiffahrt wurde eingerichtet und' diente auch dem Z. R.   3 auf seiner Amerikafahrt. Drahtlos gehen die Meldungen in die ganze Welt, ein ganzes Netz verbindet das Observatorium mit den Observatorien der ganzen Welt. Kultusminister Becker hob die großen wissenschaftlichen Verdien st e des Observatoriums hervor, das seine Geisteseinstellung zur internationalen wissenschaftlichen Arbeit erwiesen habe und täglich beweise, daß es im Dienste der Menschheit, der Wissenschaft und des Vaterlandes stehe. Dann über- reichte er vier Angestellten des Observatoriuins Anerkennungs» Urkunden. Verkehrsminister Dr. Krone unterstrich die Bedeutung der Arbeiten des Observatoriums für den Post- und Passagierluft- verkehr. Vizeadmiral K a h l e r t und Dr. E ck e n e r bestätigten die Wichtigkeit des Warnungsdienste» für den Luftfahrzeugverkehr, dem sich ein Navigationsdienst für Flugzeuge anreihen müsse. In warmen Worten würdigten die Vertreter der ausländischen meteorologischenJnstitutedie Erfolge des Observatoriums Lindenberg, das als das bedeutendste der ganzen Welt gelte. Professor Dr. Schmaus-München überbrachte Dr. Hergesell die Ehrenmitgliedschaft der deutschen   meteorologischen Gesellschaft. Flugzeuge des Deutschen Aero-Lloyd und der Junkers-Werke warfen Blumenspenden ab. Telegramme aus allen Ländern der Welt waren eingegangen. Aufstiege von Registrierballons und Drachen beschlossen die Feier, die im Zeichen der internationalen Würdigung deutscher Wissenschast stand.
Der Propagandaumzug der Reichsreklamemefse. Die Reichsreklamemesse, die, wie bereits mitgeteilt bis zum 5. Mai im Hause der Funkindustrie auf dem Städtischen Messegelände am Kaiserdamm vor sich geht, veranstaltete am gestrigen Tage einen originellen Reklameumzug durch die Straßen Berlins  . Eine größere Anzahl Firmen, darunter auch die Sozial- demokratische Presse, beteiligten sich hieran. Der Zug, der etwa eine Länge von 800 Metern hatte, zeigte oft prachtvolle Typen der Reklame und erregte überall, wo er hinkam, größte Heiterkeit. Die voran- fahrende Jazz-Band-Kapelle die sogar ein Klavier mit sich führte, lockte schon von weitem die Schaulustigen in Massen heran. Es ging, durch Alt-Moabit zur Strom- und Lessingstraße, am Ausstellungs- gelände am Kaiserdamm vorbei. Dann wurde die Kantstraße passiert. Anschließend kam das südliche Stadtviertel heran. Erst in den späten Abendstunden ging die Auflösung vor sich. Der verliebte Groftkäufmann. Ein Großkaufmann aus Hainburg  , ein Mann von 52 Jahren, der in den besten Verhältnissen lebte und mit seiner Frau und fünf Kindern eine eigene Villa bewohnte, verliebte sich vor drei Jahren in die 33 Lahre cklte Tochter eines Nachbarn und vernachlässigte seitdem seine Geschäfte. Auch als der Nachbar seine Villa verkaufte und nach Berlin   zog, trat keine Aenderung ein. Der Grohkaufmaiin fuhr häufig nach Berlin  , um in der Nähe seiner Freundin zu sein. Nach und nach brachte er seiner Frau und sein eigenes Vermögen
durch, und auch seinen Villenbesitz mußte er aufgeben. Kürzlich kam er wieder einmal nach Berlin  . Hier behielt er gerade noch so viel Geld übrig, daß er nach Hamburg   hätte zurückfahren können. Auf dem Bahnhof jedoch trieb ihn die Sehnsucht zu seiner Freundin zurück. Um nun noch länger in Berlin   bleiben zu können, stahl er aus dem D-Zug, der noch hielt, einen Koffer, in dem er groß» Werte vermutete. Dabei wurde er abgefaßt und zu einer kurzer Gefängnisstrafe oerurteilt. Nach deren Verbüßung blieb er in Berlin  , und um sich das dazu erforderliche Geld zu verschaffen, legte er sich auf den Paletotdiebstahl. Auch hierbei wurde er bald wieder ertappt und von neuem festgenommen. Er gab zu, daß er vorher bereits zwei Mäntel gestohlen und zu Geld gemacht hatte.
Eine Schwinüelfirma. Für 800 000 Mark Kleiderstoffe unterschlagen. Große Preisunterbietungen riefen auf dem Berliner   Konfek- tionsmarkte feit einiger Zeit eine lebhafte Beunruhigung hervor. Eine Firma R o t h u. C o. in der Heiligegeistgasse 21 bot fort- gesetzt große Mengen von Kleiderstoffen, Seide usw. zu Preisen an, die jede Konkurrenz reeller Firmen ausschlössen. Die Preise gingen oft bis auf die Hälfte der üblichen herunter. Als die Kriminalpolizei   Veranlassung fand, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen, stellte sie fest, daß«ine Firma Roth u. Eo. gar nicht bestand, wohl aber gab es in der Heiligegeistgasse 21 die Leder- und Lederabsallhandlung Elzas   u. Roth. Die weiteren Er- mittlungen ergaben, daß der Bruder des einen ihrer Inhaber, der Schlosser B e r z i Roth aus der Berliner Straße zu Neukölln einer der Inhaber der erdichteten FirmaRoth u. Co." war, der andere war ein Stadtreifender Weißbardt, der bei einer führen- den Firma, der Kleiderstoffgrohhandlung I. Dinermann in der Bischofstraße 2-3 angestellt war und in der Prinz-Eitel-Friedruh- Straße in Karlshorst   ein Villa bewohnte. Diese beiden hatten sich im Juli vorigen Jahres, als das Geld sehr knapp war. zur Grün­dung der Schwindelfirma zusammengefunden. Der Berzi Roth hielt sich häufig bei seinem Bruder in der Heiligegeistgasse auf. Des- halb wählten die Gründer für ihre erdichtete Firma das Haus Nr. 21 und die Fernsprechnummer der Lederhandlung, so daß der Roth, wenn die Firma angerufen wurde, die Gespräche erledigen konnte. Weißbardt war in seinem Berufe sehr tüchtig und genoß das voll« Vertrauen seiner Firma. Di« Aufträge, die er herein- brachte, v""-den immer größer. Die Käufer waren nach seinen An- gaben einwandfreie Geschäftsleute, denen mit Ziel von drei Monaten oder mehr geliefert zu werden pflegte. In Wirklichkeit aber führte Weißbardt die Waren nicht diesen Firm«n zu. sondern verkaufte sie unter der FirmaRoth u. Co." an andere Firmen, die er zu oe- arbeiten bestand, zu Schleuderpreisen gegen Barzahlung. Das führt- zu den Preisunterbietungen auf dem Markte. Durch Fälschung von Lieferscheinen und Geschäftsbriefen der vermeintlichen Abnehmer der Großhandlung, auch erstklassiger Firmen, wußte er lange Zeit sein« Machenschaften zu verdecken. Die Firma, bei der Weißbardt be- schäftigt war, ist durch diese Veruntreuungen, die eine Höhe von 800 000 M. erreichten, zur Zahlungseinstellung gezwungen worden. Die Schwindler haben von dem erbeuteten Gelde gelebt, einen großen Teil aber durch wilde Spekulationen wieder verloren. Es wird vermutet, daß sie auch Wechsel auf andere namhafte Firmen gefälscht und in Umlauf gesetzt haben. Mitteilungen zu weiteren Aufklärung nimmt Kriminalkommissar Trettin im Zimmer 103 des Polizeipräsidiums entgegen. Im Rahmen der Propaganda für kirchenauslritt und Weltlichteit des Schulwesens, die von der Arbeitsgemeinschaft der freigeistigen Verbände der deutschen Republik in dieser Woche betrieben wird, fanden am Montag in Berliner Vor- orten die ersten Versammlungen statt. Ueberall waren die Kirchen- anhänger unier Führung der Geistlichkeit angetreten, um die Dis- kufsion der bebandelten Frage:Die Kirche ein« Gefahr für die kullurelle Entwicklung" in ihrem Sinne zu gestalten. Das gesteigerte Interesse der Arbeiterschaft für die drohendeschwarze Gefahr" zeigte sich in regem Besuch der Versammlungen. In Ret nickendorf- West, etwa 4M Besucher, war Referent Gen. Dr. H o d n n. An der Diskussion beteiligten sich Geistliche und Lehrer neben überzeugten Freidenkern. In W e 1 h e n s e e(Besuch zirka 600 Personen) refe­rierte Brinkmann. In der Debatte sprachen ein Kirchenratsmit- glied, ein Landgerichtsrat und ein Stadtmijfionar im gegnerischen Sinne. Die zeitweise stürmische Aussprache �oll in einer zweiten Ver- sammlung, die in Kürze in der räumlich größeren Turnhalle statt- finden soll, zu Ende geführt werden. In Friedrichshagen  sprach Sachtleben. Ihm traten u. a.«in katholischer und«in evangelischer Geistlicher entgegen. Die Redner der Freidenker. darunter ein Lehrer einer weltlichen Schule, lieferten wirkungsvolle Referate. Jn Alt-Glienicke hörten etwa 300 Personen, darunter Geistliche, Kirchenanhänger und Hakentreuzler, den Vortrag von H a f s n e r. In der Debatte sprach auch hier ein Geistlicher und ein Missionar. Di« Aussprache konnte sachlich und für die Freidenker- fache werbend zu Ende geführt werden. Heute, Mittwoch, den 29. April, finden folgende Propagandaversammlungen statt: RSinickendorf-Ost, Schönholz 14(Ramlows Kastanicnwäld- chen): Köpenick  , Lindenstraße, Aula der Körnerschule: Lichten- b e r g, An der Parkaue, Aula des Reformgymnasium»: Spandau  , Aula des Kant-Gymnasiums: Hohenschönhausen, Rödern- straße, Schulaula._ Nationalistische Tichieber. München  . 28. April.  (Eigener Drahtbericht.) Wenige Tage vor Ostern wurde der Kommerzienrat Zitzmann in Erlangen   ver- haftet, da der Staatsanwalt Wechselschiebungen des Kom- merzienrats als Vorstand der Erlanger   Firma Reiniger, Geb- bert u. Schall A.- G. auf die Spur gekommen ist. Die Schie- bungen sollen die Höhe von 1,2 Millionen Mark ausmachen. Zwei Tage später hat sich in Baden-Baden   der bekannte Münchener  Iustizrat Dr. Otto Kahn   erschossen, eine Tat, die nun» inehr in Zusammenhang mit den Verfehlungen Zitzmanns gebracht wird. In der Tat gehörte Iustizrat Dr. Kahn dem Aufsichtsrat der genannten Firma an, ebenso der bekannte Frankfurter   Justizrat Berlitzheimer und der bekannte bayerische   Tabakindustrielle Michel R a u l i n o. Da die Untersuchung gegen Zitzmann be­lastendes Material gegen Berlitzheimer und Raulino ergab, erhob der Staatsanwall gegen beide ebenfalls Anklage. Ihre Verhaftung ist bisher nicht erfolgt. Iustizrat Kahn wurde in dem Verfahren als Zeuge vernommen. Sein Selbstmord wird auf einen Nerven» Zusammenbruch zurückgeführt. Es genügt zur Charakteristik der Persönlichkeit des Herrn Raulino die Feststellung, daß vor- nehmlich mit seinem Gelde die Ehrhardt-Truppen, die im Jahre 1923 an der bayerisch  -thüringischen Grenze sich zum Marsch nach Berlin   sammelten, gelohnt worden sind. Im Besitze Raulinoz soll sich auch ein erheblicher Teil der Besitzanteile der nationalistisch- reaktionärenMünchener Neuesten Nachrichten" befinden.
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