Gericht einer derart bisher niemals für möglich gehaltenen Rechtsauffassung gewesen sein sollte, wäre es nicht ein un- erhörter Formalismus in einem Prozeß, in welchem fünf Todesstrafen beantragt worden sind, die Vernehmung von erschienenen Zeugen abzulehnen, die vielleicht Wesenlliches zur Entlastung der Angeklagten hätten bekunden können? Jeder dieser Fälle, die nur einen Ausschnitt aus der Fülle der Rechts - verstoße darstellen, würde die Revision begründen und zur Aufhebung des Urtells führen. Ist es nicht eine unerträg- liche Belastung unseres Rechtsgefühls, daß gegen dieses Urteil jedes Rechtsmittel oersagt ist, daß ein politischer Gerichtshof, dessen Versahrensmethode das Dogma seiner Unfehlbar- k e i t Lügen straft, als erste und letzte Instanz über Tod und Leben entscheidet? Wenn dieser Prozeß eins lehrt, so ist es vor allem die Notwendigkeit schleuniger Abschaffung des Staatsgerichtshofs. Dann wird vielleicht auch die Atmosphäre dieser Prozesse eine reinlichere sein. Dann wird man vielleicht mehr von der Spitzelwirtschaft abrücken, die in diesem Prozeß eine bedenkliche Rolle gespielt hat. Die württem» bergische Polizei, ja der Stuttgarter Untersuchungsrichter haben sich der Mithilfe von Spitzeln in einem selbst für politische Ver- fahren ungewöhnlichen Ausmaße bedient. Bei jedem Ver- suche der Verteidigung, diese Beziehungen zu durchleuchten, die Richtigkeit der„vertraulichen Mitteilungen dunkler Ge- währsmänner nachzuprüfen, verschanzten sich die Beamten hinter ihrer Aussageoerweigerung. Dieses System der Be- spitzelung machte auch vor der Verteidigung rncht halt. Eine Zeugin wendet sich auf dem Flur an einen Verteidiger. Sie sei leidend und möchte nach der Vernehmung gern entlassen werden. Schon weiß es der Präsident und inquiriert die Zeugin in hochnotpeinlichem Verhör, worüber sie mit dem Anwalt gesprochen habe. Welch eine entwürdigende DeHand- lung, wenn jemand bedenkt, daß die Frage an die Zeugin nur Sinn und Zweck haben konpte, wenn man eine Beein- flussung durch den Verteidiger unterstellt. Ein Verteidiger befonnnt ein Privattelegramm von einem erkrankten Kollegen, der ihn bittet, ihn am nächsten Tage zu vertreten. Der Prä- sident kennt dieses Telegramm, ja er macht auch von dieser Kenntnis in öffentlicher Sitzung Gebrauch und hält dem über» raschten Verteidiger den Inhalt der Depesche vor. So konnte man sich des Gefühls nicht erwehren, daß selbst die Vsrteidi- gung auf Schritt und Tritt überwacht wird. Sollte es nicht möglich sein, auch politische Prozesse in der bei deutschen Ge- richten üblichen Form zu führen? Mag auch die Frage, ob die Angeklagten zu Recht oder zu Unrecht verurteilt sind, noch nicht geklärt werden können, die verhängten Strafen sind in jedem Falle überaus hart. Sie wirken dovpelt hart, wenn man sich die Urteile gegen rechtsradikale Organisationen vor Augen führt. Die von den Führern der Organisation Consul verübten Delikte hat der Staatsgerichtehof mit Gefängnisstrafen von zwei bis neun Monaten sühnen zu können geglaubt. Dabei läßt die Begründung dieses Urteils eine unvergleichlich gefährlichere Betätigung erkennen. Man wird sich noch entsinnen, wie die Angeklagten im Mvrdprozeß Rathenau mit Liebesgaben über- hautt wurden, wie sie vergnügt Schokolade und Konfekt sogar im Gerichtssaal knabberten. Die Kommunisten durften weder Briefe noch Pakete empfangen. Sicherlich ist man ven Tschekisten nicht mehr so liebenswürdig gegenilbergetreten, damit sie nicht dem Beispiel des Herrn Ehrhardt folgend die Vergünstigungen zur Fllubt benutzen könnten. Es ist eben immer das Pech der Verschwörer von links, daß sie für den Undank büßen müssen, mit dem die Verschwörer von rechts da« behördliche Entgegenkommen gelohnt haben. Und es ist ein betrübliches Mißgeschick, daß die gegen rechts geschleuderte Waffe des Republikschutzgesetzes gleich einem Bumerang immer wieder in das linke Lager zurückschlägt. Das Urteil ist gewrochen. Todesstrafen gegen Männer, die aus politischer Ueberzeugung einen Spitzel beseitigt haben, Zuchthausstrafen gegen Angeklagte, die beim besten Willen nicht als die Drahtzieher der kommunistischen Bewegung an»
Chor-Voche. Konzertumschoo von Kurt Singer . Etwa 2S k acholische Kirchenchöre Berlins haben sich zusammen- getan, um unter der Leitung des Musitdirettor» K r o m o l i ck i große Konzert« in der Philharmonie zu veranstalten. Mit einer reklam«. süchtigen Geste, die mit der Andacht und Weih«, mit Zweck und Würde derartiger Veranstaltungen nicht recht zusammenpaßt, wurde mitgeteilt, daß 1000 Sänger an den Konzerten betelligt sind. Da» stimnit nun nicht ganz, ist auch gleichgültig. Dies« etwa 500 Frauen. Mädchen und Männer singen nicht kräftiger als 200. �-capp«!!»- Gesänge des 16. und 17. Iahrhuitderts(von Pitoni , Arcadelt , Anerlo, Palestrina ) kamen in ihrer herben Schönheit sauber und ausdrucke- voll zur Geltung. Die Krone gebührt dem Palostrinensischen Sank- tu», von dem aus direkte Beziehungen zu der Brucknerschen ll-Moll- Mesie hergeleitet werden können. Selbst durch Unterbrechungen mittels Orgelvorträgen wirken solche klerikal-musikalischen Abend« monoton. Es fehlt die Stimmung der Kirch«: jedenfalls sollten di« Belfallsbezeugungen abgeschafst werden. Georg Schumann brachte in seinem dritten Konzert wiederum da« Zugstück dliwa eolernni» von Bethooen zur Aufjühriing. Der Dirigent war, vielleicht angeregt durch den übervollen Saal, in so herzlicher Gebelaune, daß er di« dramatischen Akzent« viel stärker und wirkungsvoller als sonst hervorhob und beinahe sogar die hoch. sten Sopranfpitzen zu klangvollem Ausdruck gerundet hätte. Im Soloquartett störten mehrfach falsche Aussprachen: besonders aus- drucksvoll schwang sich di« schöne Tenorsttmme Adolf Löltgens empor. An der gleichen Stelle dirigiert« Bruno Kittel seinen Chor und brachte vor dem hymnisch schön gesungenen Requium Mozart » eine Erstaufführuno von Friedrich Klose. Die Wallfahrt nach ßtmla'. Dieses Stuck beginnt sehr echt mit Prozessionschorälen au» der Ferne, angeführt von den typischen Melodien eine» geistlichen Dorsänger». Soweit das ganze Wert auf diesen Ton der alten Kirchenaesänge gestellt bleibt, und so lang« sich auch der sichtbare Chor ohne orchestrale Untermalung diesem Melos anschließt, ist der legendäre Stil gut gewahrt. In dem Moment allerdings, wo die Orgel, statt Stimmungsbegleiterin zu lein, selbständige Weg« wandelt und sogar beginnt, Drama vorzuspielen, in dem Momem, wo auch da» Orechster in diese theatralische Bewegung hineingerät, verstimmt di« Aeußerlichkeit. Vielleicht wäre der Eindruck stärker gewesen, wenn die �-csppella-Gesänge durchweg ganz sauber geblieben wären, und wenn vor allen Dingen di« melodramatische Deklamation einen weniger provinzialen Klang und Stil gehabt hätte. Südböhmische Lehrer, etwa 30 an der Zahl, sangen unter Bednars Leitung heimatmustk. Fern von ollen Effekten, die uns die Kosaken gebrocht haben, fern auch von aller auf das Schöne bedachten Singekultur, streben diese Männer ganz nach sinn- vollem Ausdruck. Di? Lieder von Forster, der nach Smetana als erster und originalster Komponist dem tschechischen Chorgesang neuen Weg wies, enttäuschten, da der Ausdruck für diese allmenschlichen Empfindungen nicht gerade sehr differenziert wurde. Um so groß- artiger w�kten di« Lieder von Bonacta und Nowak. Besonder» das .fiurralied, aktuell, sinnig, auch im kriegerischen noch menschlich und
gesprochen werden können. Würde der neue Strafgesetzent- wurf, der im Gegensatz zum geltenden Rocht auch beim Morde mildernde Umstände vorsieht, bereits Gesetz geworden sein, so hätte den Angeklagten die Todesstrafe erspart bleiben können. Welche Tragik, Menschen zum Tode verurteilt zu sehen, nur weil ein längst als überlebt erkanntes Gesetz noch immer in Kraft ist. Die Angeklagten haben gelächelt, als der Reichs- anmalt gegen sie die Todesstrafe beantragte, sie lächelten, als das Gericht— ohne jegliches Gefühl für die unerhörte Folter, die es damit vornahm— nach mehrstündiger Begründung endlich die Strafen verkündete, sie haben gelächelt, als sie den Saal verließen, um ihr Leben auf dem Schafott oder, weit schlimmer, im Zuchthaus zu beschließen. Nur wer diesen Moment miterlebt, wer die imponierende innere Größe er- kannt hat, mit der d.!ese Männer den Kopf freudig hinlegen in dem Bewußtsein, daß ihr Tod. wie es Margies einmal sagte, Wasser auf die Mühlen der Partei sein werde, der wird die ganze Berfehltheit dieses Urteils begreifen. Es gibt kein besseres A g i t a t i o n s m a t e r i a l als diese drakonischen Strafen, keine stärkere Werbekraft als das Märtyrertum. Durch solche Urteile schützt man die Republik nicht, sondern man beschwört Gefahren herauf, die längst nicht mehr be- standen._
Die Erhöhung öer Eifenbabntarife. Gegen de« Willen Oesers? Am 1. Mai werden bekanntlich die Personentarif« um 10 Proz. erhöht. E» ist interessant, einmal festzustellen, ob diese Erhöhung votwendig war oder nicht Diese zehnprozentige Erhöhung soll eine Mehreinnohme von 80 Millionen Reichsmark einbringen. Wahr- scheinlich wird man sich aber schwer verrechnen, denn bei der heutigen Geldknappheit muh naturgemäß die Folg« dieser Tarif- erhöhung eine vermindert« Reisezifser und ein Ab- wandern von den höheren in die niederen Wagenllassen sein. Wenn man also aus der Tariferhöhung 40 statt 80 Millionen her- ouewirtschaften sollte, dann hätte man gar nicht notwendig gehabt, dtes« Tariferhöhung durchzuführen, denn dies« 40 Millionen werden der Hauptverwaltung von dem Reichsbahnpersonal zur Verfügung gestellt. Die Hauptverwaltung zahlt z. B. an ihr Personal sage- nannte Leistungszulagen, die ungefähr, wenn matt auch die Leistungszulage der Beamtengruppen in Betracht zieht, di« unter die Parsonalardnung Tell 2 fallen. 40 Millionen im Jahr bean- spruchen. Da diese Leistungszulagen vom Personal als Korrup- tionszulagen abgelohnt werden— sämtliche Bozirksbeamtenrät« haben sich gegen dies- Auszahlung der Leistungszulagen an einzelne gewendet—, würde die erwartete Mchreinnahm« durch Streichung der Leistungszulagen erreicht werden. Dies« Leistungszulagen werden ungefähr zu einem Fünftel dem Personal zur Verfügung gestellt werden. Es ergibt sich also, daß man da» eine Fünftel in die peinliche Verlegenheit bringt, als Lieb- l i n g e* der Verwaltung angesehen zu werden, die anderen vier Fünftel aber stark verbittert und deren produktive Leistung herabsetzt. Di« Leistungszulage ist also nicht nur ein kostspieliges Ver- waltungsmittel, sondern sie wirkt geradezu Produktion» z e r- störend. Streicht man sie und schafft so wieder zufriedenes Personal, dann wird sich die Arbeitsintensität der nichtbedachten vier Fünftel heben und die Reichsbohnverwaltung wird mehr materiellen Nutzen buchen können als durch di« zehnprozentige Tariferhöhung. Sämtliche Interessenten müßten deshalb wie ein Dlann gegen diese rücksichtslose Tariferhöhung des zum Tell ausländischen Ver- waltungsrot» der Gesellschaft vorgehen. Soweit wir informiert sind, hat der Verwaltungsrat die Tariferhöhung gegen den Willen des setzigsn Generaldirektors O e f I r und des Staats- sekretärs Voigt durchgedrückt. Deutlich erkennbar wird gegen dies« beiden Beamten, die sich anscheinend zu sehr als Deutsche gefühlt haben, von einer gewissen Press« ein Kesseltreiben«öffnet, um sie nach berühmten Mistern abzubauen. Anscheinend hat man irgend einen amerikanischen Postenjäger bereit, der die Stelle de» General- direktors einnehmen möchte. Es ist hohe Zeit, daß die deutsche Oeffentlichkeit, die durch die Tariferhöhung in Mitleidenschaft ge- zogen wird, sich mit den Dingen ernstlich befaßt.
Reichswehr hulöigt öem sächsischen Exkönig- Ter monarchistische Rummel beginnt. Die Hindenburg'Wahl löst in Deutschland eine militaristische und monarchistische Welle aus, wie sie wohl noch nicht dagewesen sein wird. Der Anfang wurde bereits gemocht. U. a. hatten geschickt« Drahtzieher sich bell Tag der Reichspräsidentenwahl ausgesucht, un» in dem sonst friedlichen Städtchen Großenhain im einstmals„Roten Königreich' einen»Königs- Husaren- Tag' zu veranstalten. Nach dem Bericht des hiesigen Lokalblättchsns prangte aus diesem Anlaß die ganze Stadt in schwarzweihrotem und weißgrünem Flaggenschmuck, während im Schaufenster eines Geschäftes das Bild- nis des ehemaligen Königs Friedrich August in Husaren- uniform, umgeben von Pflanzenschmuck, ausgestellt war. Ein Sym- bol. das der ganzen Veranstaltung den Stempel aufdrückte. 21 in Sonnabendabend wurde der Rummel durch einen Festkommere ein- geleitet. Im Saale »leuchtete' der Kops Hindendurgs aus dein Flaggenschmuck heraus und im Hintergründe der Bühne komite der Untertan ein„ganz vorzüglich gemaltes Bild de» Prinzen Friedrich August in Husarenuniform auf seinem Schimmel reitend' sehen. Und davor— Republik verhülle dein Haupt!— nahm das Trompeterkorps des 12. �Reichswehr -) Reiter-Regiments Platz! Unter den„Ehrengästen', die unter den Klängen des Parademarsches in den Saal zogen, befand sich auch der General Müller- Dresden . Und zu allem Ueberfluß marschierten hinter den Ehrengästen auch noch 13 Militärvereins-, Stahlhelm-, Werwols-, Iungdo- und ander« Fahnen in den Saal. Die Festrede in dieser erlauchten Dersammlung hielt„Se. Exzellenz Generalleutnant von der Decken'. Dieser politisch unreife Militär leistete sich dabei folgende Redeblüten:„Roch setzt schmäht man unser stolzes Heer. Die allgemeine Wehrpflicht wird als unwürdig hingestellt, als Leben im Zuchthaus verglichen.... Zllle Schulresormen, mögen sie heißen wie sie wollen, bellen nicht darüber hinweg, daß die wahre Grund schul« des Volkes das deutsche Heer gewesen ist (Bravo )... Wohin das Volk kommt ohne Heer, haben die letzten traurigen Jahr« vor Augen geführt. Wir find noch weiter abwärts gekommen, vom Soldatenrat zum Schieber tum. zu be- dauerlichen Vorgängen im Reichspostamt, zu Kutisker und Barmat. ... Der Krieg wurde nicht von Deutschland verschuldet, er war nur ein Verteidigungskrieg. Der Kampf gegen die Felndeslüg« von Deutschlands Kriegsschuld muh«Mich aufgenommen werden. Im Versatller Vertrag wurde unterschrieben, daß Deutschland allein kriegsschuldig sei.... Mit dieser Schuldlüg« fällt der Frledensver- trog von selbst.... Der Feind wird in seinen Bedrückungsmaß- nahmen noch unterstützt von teilenden und nicht leitenden söge- nannlcn veulschen...." Ein interessantes Streiflicht auf den echt .deutschen' Geist des schwatzenden Generals wirft folgende Stelle seiner Rede:„... 1007 kam der Jahrestag der Schlacht von Collin. Dieser Tag durfte nie gefeiert werden. Er habe sich an den König gewandt, dieser hatte die Gnade, den Kotier persönlich zu begrüßen. und«r genehmigte die Feier. Da tonnte denn das Regiment am 18. Juni die herrliche Woffentat festlich� begehen, bei der... die als unbesiegbar geltenden Grenadiere Friedrich« des Großen ge- schlagen und allein 18 Fahnen mit nach Hause genommen wurden.' Gibt«? eine größere Verrücktheit, als darauf stolz zu sein, daß damals Sachsen Preußen hinmordeten? Und welche Gesinnung zeigt sich, wenn dies« sächsischen Nationalisten sich vom König von Preußen die Erlaubnis zu einer doch immerhill für Preußen schmerzlichen Siegesfeier haben geben lassen? Es ist jedenfalls«rftannlich. mit welcher Dreistigkeit die Ro- attion sich hier breit macht. Uebte man bisher immer noch gewisse Zurückhaltung, so scheint mit der Hindenburg-Wahl nun auch der letzte Schleier zu fallen. Mag Hindenburg noch so viele schöne Manuskripte verlesen von Frieden und Verfassungstreue, seine Untergebenen im Land« sind nicht so diplomatisch und lüften den Schleier. Aber wo» meint Herr Geßler zu solchen Vor» gängen?_ Dte Regelung der Sachlteferungen an die Entente ist jetzt durch «in« neu« Dorschrist des Sondsrkomitees für Sachlieferungen v et- «infacht worden. Di« Bestimmung««, die eine leichter« Durch- führung der Sachteistungen gewährleisten. trF-n am 1. Mar 1925 in Kraft
duldsam, hatte eine Leidenschaft und eine so geisternd« Färbung. daß der Dortrag dieses harmonisch außerordentlich interessanten Stückes geradezu elementar wirkte, verartig« baladesken Gesänge können wahrscheinlich nur beim Fehlen von besonders schönen Stimmen so urlebendiq vorgetragen werden. „Hart im Ranme stoßen sich die Sachen.' Nur in Berlin ist es möglich, von der dli»,a»oletnnis zu einem Abend o st j ü d i j ch e r Volkslieder zu pilgern. Stefan Wölpe zeigt in zwei So- naten für Geige refp. Eello mit Klavier, daß er«in Grübler un'' Sucher von gutem musikalischen Fundus, doch durchaus noch kein Formkünstler tst: zudem oerwechselt er entschieden Einfalt mit Lange- weil«. Die Tbemastik zerfällt ibm und dem Hörer unter den Fingern in nichts, und die Phraseologie ist nicht einmal beredsam genug, um über den Mangel an Einflüssen hinwegzubringen. Seine Bearbei- tungen der Volkslieder breiten über die wehmutige Einfalt des Ge- fanges einen Prunkmantel von ornamentaler pianistischer Deqkei- hing. Es kontrastiert hier auch das gleichförmig« diatonische Moll des Gesanges mit einer verwegenen, sprunghaften, atonalen Begleitung. Dennoch steckt hier ein Talent, das zu charakterisieren imstande ist. Rahel Ermolnikoff,«in Bild ostjüdischer Anmut, hat die Seele und das Herz, Leidensgesänge mit glühendem Aus- druck zu füllen: leid« versagt st« immer gerade da. wo der sprach- liche Ausdruck durch wirtliches Singen gehoben sein soll. Die Stimm« ist rauh, gaumig, ungepflegt. Maria Baska ist eine Sängerin von Begnadung : auch in gleichförmigen Liedern von Schubert weiß sie mit ihrer klaren. schönen und ausdrucksreichen Stimm« das Interesse lange wach zu hatten, ohne aufdringlich zu nuancieren. Es wirkt der Schmelz und der Glanz des Tones, es wirkt die Geistigkeit einer auch menjch- lich fesselnden Persönlichkeit. Nachzuholen ist«In freudige» Er- innern an die Dalila der Frau Schloßbauer- Reynolds in der Dolksopsr. Diele Stimme ist eine edle metallische Glocke. In dem immer noch lebendigen Ensemble der Dolteoper machen auch Graarud, Paechner und Blase! sehr gute Figur. Chor und Tanz allerdings zeigen Verfallssymptome schlimmster Art. und der diri- gierende Herr Galenbeck dürste in tlein«en Städten als Berlin erst seine Studien vollenden. Auch über den Liederabend von Frau Ivoaün wäre zu berichten. Charakteristisch, daß auf den Litsaß-Säulen Berlin « außer dem Namen Jvogün nichts steht: charakteristisch, daß«ine Konzert- terektion, die es gern sieht, wenn zu jeder Ueverflüssigteit die ganz Kritik erscheint, für solche Stars Einladungen nur noch an„Pro- minente'(natürlich aus der bürgerlichen Annoncenpresse) verschickt. Wir werden uns das merken. Di« tugendliche Deutfch-Ostafri- kanerin Bumby C Umbruch erwies sich nach dem Bericht meines Gewährsmannes H. M. als«in« höchst kultivierte, ernst schaffende, von jeder femininen Schwächlichkeit frei« pianistische Begabung. Si« zeigt« das besonders bei dem Vortrag der Bachschen Karfreitagssug« und den Lifztschen Armido-Barintionen. Sie ist eine Schülerin des gewissenhaften Pädagogen Kosnick.
DI« Veretuigvoa sozIalbemokroNfcher Ztvdenlev Oufit in der Näb« der Universität für ein iezialillischeS Eludentetidel», zwei Räum« ZU mieten, die at» Nrdeitt- und TiSkuissonIraum ereignet sind.(Btroffrn, dl« uns diertn unlerstützen wollen, bitten wir Angaben ,u machen an Heinz Umrath, Serlw-Dahlem,«rchivstr. 4. Steglitz 58M.
»Onkel Zames Erben", ein Film, den sich die Urania ver« schrieb, gewährt nicht nur eine angenehme Unterhaltung, sondern auch eine uneingeschränkte Freude. Es ist«ine Dressurkomodi« von allerfeinstem Reiz. Da» Manuskript ist leichtjlüssig. harmlos, aber nicht krampfhaft primitiv. Ganz einfach wirb dargestellt, wie ein reicher Onkel über di« Tierliebe zur Menschenliebe kommt. Es wird ihm auch so nett beigebracht, wie er olles machen muß. Kommt ihm doch eines Tages eine blutjunge Nichte ins Haus geschneit, di« n.an daheim durchaus an«inen ihr unliebsamen Freier verheiraten wollte. Sie bleibt bei dem Onkel und damit der nicht so einsam itt. holt sie kurzerhand zwei Kinder aus dem Kriegswaisenheim. Der Onkel freundet fich mit ihnen an, die erbwütigen Verwandten aber verkommen beinahe vor Wut. Onkel James lernt feine Sippschaft erst kennen, als er sich totstellt. Das Nichtchen aber wird sogar noch di« Mutter der Kinder, denn der vermißte Vater kehrt he'm und ehelicht sie. Und wer Onkel James Erben sind, ahnt man zum Schluß mit untrüglicher Sicherheit. Es ist«in paradiesisch schönes Durcheinander von Affen und Hunden, Tauben, Papageien und Menschen. Dabei tun alle Tiere nur etwa», was ibnen ofsensichllich Freude macht. Alles ist Ursprünglichkeit, gestellte Bilder lernt man nicht kennen. Die Schöpfer dieses Filme schielten nicht nach dem Geschäft, als feinfühlige, kundig« Ergründer der Tierseele, arbeiteten sie aus innerem Drang heraus. Und dieser einfache Film stimmt nachdenklich. Wie schön könnte auch das Zusammenleben in der Menschenwelt sein, wenn die Menschen e« nur ernstlich wollten. e. d. Auftreten einer neuen Krankheit In Sibirien . In den Bezirken östlich des Baikalsees Ist eine neue Krankheit in schneller Der» breitung begriffen, welche dort die„Urow-Krankheit' genannt wird. n-eil sie an den Ufern des Urow-Stromes zuerst aufgetreten ist und nur in diesem Stromgebiet sich verbreitet. E? handelt sich dabei um eine Krankheit, die sich in starken Kropfanschwellungen sowie in Anschwellungen und späterer Verkümmerung der Extremitäten öußcrt. Die von der Sanitätsverwaltung des Gebietes zum Studium der Krankheit abgesandten medizinischen Expeditionen sind bisher der Meinung, daß die Krankheit in ursächlichem Zusammen- bang mit Bestandteilen des Wassers des Urow-Flusses steht und daß es daher � die Aufgabe der medizinischen Forschung sei, diese Zu- laminenhäng« aufzuklären. Jedenfalls haben sich diejenigen Kranken, welche aus dem Gebiete dieses Flusses entfernt worden find, bald erholt und ihr Zustand hat sich gebessert.
Srich Sletber M als Sten eralmustkdlrektor und Dirigent der Konzert« der Kapell« der StaatSvper auf weiter« drei Jahr« verpflichtet aordeu. SpIelplanSnderung. Di« Eriiaullührung von»Dernimonbe* im 2«ssing.Thiat«r ist aus ijreitag verschod«n. die'em Abend sind mm glücklich sechs Rovilälen. Da« nennt man in Berlin Planwirtschast l) VI« Galerl« 3 ckoiper, Kur'ürflendawm 253, eröflnete eine neue AuZ« siellung mit der Könsllervereiniguug„Der LI acte. Gruppe d-utscher Mal«r und BUdbauer. Gass piel«iner Zteger-operelte. Ein, Regerlriippe, die au« vierzig Pertenrn befledt und ein eigene« Lrcheller, Kostüme und Dekorationen besitzt, wird End« Mai in Berlin ein Kcistlpiel mit Origlnal-NegeropereUcn veranstalten Die Truppe hat in den Bereinigten Staaten von Nord- amerika mit Erfolg gastiert.