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Nr. 20342. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Reklamemesse und Werbefachmann.

Reflame ist Trumpf am Raiserdamm. Ein Riesenlaut sprecher, der auf der Leipziger Messe taum beachtet wurde, ist hier von einer dichten Menschenmenge umlagert. X- fach verstärkt und verzerrt brüllen die drahtlos übertragenen Klänge. Vor dem Hause der Funkindustrie, in dem die Werber für sich und ihre Runft durch die Reflamemesse werben, brandet die Papierflut.

Reklame einst und jetzt.

Reflame hat es immer gegeben, bewußt oder unbewußt. Die moderne Reklame, die bewußte Werbung großen Stils ist ein Kind unserer Zeit. Es war ein wildes, ungezogenes Kind, der Schrecken aller Leute von gutem Geschmad. Die junge Reflame wußte von fich reden machen, aber fie verstand nicht, zu werben. Dazu gehört mehr, als marftschreierisch zu sein. Kein Wunder, daß diese Reklame nur zu oft zwecklos und wirtschaftschädigend war. Die Ablehnung der Reklame durch den weitaus größeren Teil der Bevölkerung war nur zu felbstverständlich. Langsam wandelten sich die Methoden der Werbung. Gute Psychologen, wirkliche Künstler stellten sich in ihren Dienst. Aus der geschmacklojen Reklame wurde verfeinerte Werbekunst, die auch mit zarten Mitteln erfolgreich zu arbeiten weiß. Aus dem Marktschreier wurde der Werbefachmann, der an der Erhebung seines Faches zu einer beachtlichen Handelswissenschaft arbeitete. Sinngemäß angewandte, wissenschaftlich durchdachte Werbung an Stelle von mechanischer Nachahmung überlieferter Methoden würde auch die Arbeit der politischen Parteien be­fruchten. Die Barteisekretäre müßten von diesem Standpunkt aus im werbetechnischen Sinne wissenschaftlich durchgebildete Fachleute sein. Aus dieser Erkenntnis heraus wird es verständlich, daß auch die Sozialdemokratie der Werbekunst nicht mehr ablehnend oder auch nur beobachtend gegenüberstehen darf, sondern daß sie sich diese Kunst erobern und sie erfolgreich anwenden muß.

Die Ausstellung der SPD.  - Presse.

Daß diese Erkenntnis sich bereits Bahn gebrochen hat, beweist die Ausstellung der sozialdemokratischen Preffe auf der jetzigen Berliner   Reflamemesse. Auf der Galerie ist sie in einer Reihe von großen geschmackvollen Kojen vertreten. Die fozialdemokratischen Drudereien zeigen, daß fie technisch jedem Wettbewerb gewachsen find. Die zur Schau gestellten Drudfachen gehören zu den beffen Erzeugniffen dieser Art. In dem hier zutage tretenden Streben, nur beste Arbeiten herzustellen, liegt der Grund für die gute Ent­wicklung der sozialistischen   Druckereien. In einer Roje ist auf einer großen Landkarte die Ausbreitung der sozialistischen   Preffe dar­gestellt. Jedes Blatt ist in verkleinertem Format als Tafel auf den Ort seines Erscheinens gesteckt: ein dichter Blätterwald, der da Deutschland   überdeckt. Und doch noch lange nicht dicht genug. Die

odos Erste Ernte.

Das fabelhaft schöne Osterwetter und die nachfolgenden Regen­güsse haben den Werdegang der Natur in schnelles Tempo gebracht. Der Boden hat sich gut erwärmt und ist somit zur Aufnahme der

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jungen Pflanzen und der gleich an Ort und Stelle zu säenden Eamen geeignet. An Arbeit fehlt es dem Gartenbesizer also nicht, aber er hat doch durch die so lange währende Milde des Winters einen Vorsprung gegenüber früheren Jahren, wo das Aprilwetter mit Kälte, Schnee und Hagel die frühe Pflanzung problematisch machte. Ja, auch die erste Ernte ist bereits da, menngleich erst nur Lederbissen und noch fein nahrhaftes Gericht auf den Familien tisch   liefernd. Der Rhabarber ist erntereif; in furzer Zeit hat er die Entwicklung vom emporstrebenden Reim zum langgeschossenen Blattstengel durchgemacht. Zu beachten ist nur, daß man mit der Begnahme der Stiele erst beginnt, wenn die Pflanze deren fünf getrieben hat. Wo der Rhabarber auf durchlässigem Boden steht. wird auf genügende Bewässerung zu achten sein; auch ein Dung guß zur rechten Zeit ist nicht vom Uebel. Wichtig ist, daß entstehende Samentriebe sofort abzuschneiden sind, sowie daß man immer die äußeren großen Blätter mit dicken Stielen nimmt, damit das Wachs tum der Pflanzen nicht behindert wird. Von derart behandelten Bflanzen kann man vom April bis Juni ernten und sich an dem erfrischenden, allerdings etwas reichlich Zucker erfordernden Rom­pott erfreuen; nachher gibt es anderes Obst in genügender Aus. wahl. Der erste Spargel ist gleichfalls auf den Markt gekommen; bleibt das Wetter günstig, so werden die Plantagen noch größere Erträge liefern. Auch die Stachelbeersträucher stehen diesmal glan zend; die kleinen Beeren wachsen zusehends. Ueberwinterter Spinat ist eine weitere Frucht des freien Landes. Wer über ein Frühbeet oder gar ein Mistbeet verfügt, fann natürlich schon an Salat und Radieschen sich delektieren. Alles sehr erfreulich, aber nicht im eigentlichen Sinne des Wortes nahrhafte Speisen, wie Kohlrabi, Kohl, Erbsen und Bohnen sie darstellen. Es ist ja eine bekannte Tatsache, daß im späteren Frühjahr wenn der überwinterte Kohl nicht mehr schmecken will- Mangel Mangel an billigem Gemüse cintritt; unter Glas oder gar mit Heizung getriebenes oder von weither importiertes Gemüse kann naturgemäß nicht den gleichen Preis wie das später bei uns gezogene haben. Gegen das Natur­gesetz, daß wir unsere Gemüsepflanzen erst in der zweiten Hälfte des April oder Anfang Mai ins Freie bringen fönnen, ist leider noch kein Mittel erfunden. Versuche mit Herbstpflanzung sind doch pur in flimatisch begünstigten Gegenden anzuraten. Immerhin: Die erste Ernte ist da die Erbsen sind aus dem Erdboden heraus und wachsen fröhlich weiter; die jungen Ge müsepflanzen bieten in der warmen Sonne einen hoffnungs­vollen Anblick kurz, alle Zeichen einer günstigen Ernte sind ge. geben. Mögen die kommenden Wochen und Monate diese Hoff nungen in reichstem Maße zur Erfüllung bringen!

mord vor.

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Epidemie der Selbstmorde.

Die Chronik der Selbstmorde und der Selbstmordversuche ver­größert sich von Tag zu Tag. Gestern wurde auf der Wannsee. bahnstrede zwischen Wannsee   und Neubabelsberg   eine Dom Bug überfahrene unbekannte männliche Leiche aufgefunden. Der Kopf war vom Rumpfe getrennt. Es liegt zweifellos Selbst­Die Persönlichkeit des Toten war noch nicht zu er­mitteln. Erichossen hat sich heute früh durch einen Schuß in den Mund der Arbeiter Paul Bloedow, 39 Jahre alt, vor dem Hause Luisenstr. 15. Aus hinterlassenen Briefen geht hervor, daß Der Mann infolge Lebensüberdruß in den Tod gegangen ift.­Durch einen Schuß in die Schläfe versuchte der Arbeiter Her mann E. aus der Gervinusstraße vor dem Hause Sybelstr. 33 Selbstmord zu begehen. Er wurde in hoffnungslosem Zustande in das Westender Krankenhaus gebracht. Nach den Angaben seines Baters soll ein unglückliches Liebesverhältnis das Motiv zu der Tat fein. Auf gleiche Art fuchte sich der Feuerwehrmann Friedrich R. aus der Liegniger Straße zu erschießen. Auch er wurde in schwerverlegtem Zustande in ein Krantenhaus gebracht. Infolge

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Werbefunft hat noch ein weites Feld vor sich. Sehr lehrreich sind die Zahlen, die das Verhältnis der Stadt- und Landbevölkerung und der sozialistischen   Wähler zur Gesamtbevölkerung der einzelnen deutschen  Gaue zeigt. Fast durchweg beträgt die sozialistische Wählerzahl die Hälfte der Bevölkerung der Städte. Diese Zahlen zeigen den großen Einfluß der sozialistischen   Preffe, den heute niemand mehr zu leugnen vermag. Eine besondere Koje ist dem Vorwärts" ein geräumt. Unser Blatt wird hier unentgeltlich, also zum Werbe­preis" an die Besucher verteilt. Werbeplakate des Borwärts" zeigen die rührige Arbeit der Geschäftsleitung. Daneben gibt es Werbedrucke aller Art. Manche Besucher der Ausstellung befommen hier zum erstenmal einen Ueberblick über die Ausdehnung der sozialistischen   Bresse und oft genug zeigen fie ehrliches Erstaunen. Es gibt aber auch Besucher, die diesen Teil der Messe mit stillem Grimm betrachten. Die sozialdemokratische Presse ist groß geworden, fie will und fann noch größer werden. Darum nuzt sie jede Werbe­möglichkeit aus und unterstützt durch ihre Beteiligung an der Reklamemesse die fleißige Kleinarbeit der Parteimitglieder, die in nimmermüden Eifer bestrebt sind, neue Freunde und Mitkämpfer zu gewinnen.

Das Bilderbuch des Kaufmanns.

Der

Wer diese Messe durchwandert, blidt in das aufgeschlagene Bilderbuch des Kaufmanns. Zahllose Ideen sind in den Dienst der Werbung gestellt, jeder Geschäftszweig ist von ihr erfaßt. Bund der Gebrauchsgraphifer, die Organisation der für die Ge­schäftswelt zeichnenden Künstler läßt die Vielseitigkeit des Werbe­zeichners ahnen. Wie wenige wissen, daß z. B. die faum beachteten Packungen für irgendwelche Waren in ernster Arbeit entworfen und wirksam gestaltet wurden? Reflamegesellschaften haben sich der Werbung auf der Hochbahn   und der Eisenbahn bemächtigt. Die Luftfahrt steht ebenso im Dienst der Werbung, wie die Post. Die Margarineaufos" der Post, die schon manchen Protest hervorgerufen poft vertreten. Großen Umfang hat die Lichtreklame angenommen. haben, sind in hübschen Modellen im Ausstellungsstand der Reichs­Diese Art der geschäftlichen Werbung wird als besonders wirkungs­voll bezeichnet. Es fragt sich nur, ob diese Wirksamkeit in der Häufung von Licht in der Großstadt lange erhalten bleibt.

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Bei aller Buntheit und Luftigkeit ist hier viel ernste und starke Kraft verborgen: Der Wille zum rücksichtslosen Durchsetzen im Da­seinskampf. Wer das erkennt, dem ist die Reklamemesse nicht nur eine amüsante Schau, sondern auch eine Mahnung, die er beachten muß, wenn er nicht unterliegen will im Kampf um die Ziele, denen er zustrebt.

einer Kopfoperation war R. feit längerer Zeit schwer nervenleidend. In erschreckendem Umfang nehmen auch die Gasselbstmorde und Selbstmordversuche zu.

Schwerer nächtlicher Raubüberfall.

die sich auf dem Heimwege befanden, an der Ede der Alten Jakob­In der vergangenen Nacht fanden ein Kaufmann und sein Sohn, und Neuenburger Straße einen Mann auf dem Bürgersteig liegen, den Schwerverwundeten nach der Polizeiwache bringen, wo man der aus mehreren Wunden starf blutete. Die beiden Helfer ließen ihn als einen Ingenieur Robert Martens aus der Neuen burger Straße feftftellte. Der Unglückliche war ganz entsetzlich zugerichtet. Ein Glasauge, das er trug, war ihm ausgeschlagen worden, mehrere Zähne waren eingeschlagen, die Nase zertrümmert und die Lippen zerrissen. Er fonnte noch angeben, daß er in einer ließ. Das ist wahrscheinlich von Strolchen beobachtet worden, die Wirtschaft, die er besucht hatte, einen Hundertmartschein wechseln ihn dann verfolgten, niederschlugen und ihm die Brieftasche mit 340 Mart raubten. Angesichts der entfehlichen Roheit der Tat ist es dringend erwünscht, daß Mitteilungen zur Aufklärung an das Raub­dezernat des Polizeipräsidiums oder an die Kriminalpolizei des Re­viers erfolgen. Die Gegend ist als ganz besonders unsicher seit längerer Zeit verrufen.

Fünfte allgemeine Büroausstellung.

Der Berliner   Preffe war gestern Gelegenheit gegeben, die 5. Allgemeine Büroausstellung in der alten Autohalle am: Kaiserdamm zu besichtigen. Von der alten Dreieinigkeit: Tinte, Feder und Papier, war eigentlich nur noch das Papier übrig ge= blieben, von Tinten und Schreibfedern war herzlich wenig zu fehen. Die Ausstellung zeigte Büromaschinen und Büroeinrich­Die Ausstellung zeigte Büromaschinen und Büroeinrich­tungen in allen nur erdenklichen Gattungen und Arten, von der raffiniert ausgebauten und gerade deshalb so einfachen Kartei bis zu den modernsten Schreib-, Buchhaltungs- und Rechenmaschinen, die wahre Wunderwerke der Technik darstellen. Schreibtische für Ginarmige follen den Kriegsinvaliden die Büroarbeit erleichtern. Schreibmaschinen sind da, die die Formulare für Rechnungen etc. von einer großen Papierrolle abnehmen und das zeitraubende Ein­spannen ersparen. Bürotransportanlagen machen die Boten über­flüssig. Und unsichtbar aufgestellte Mikrophone registrieren auf der Zimmer geführt wurde. Daneben sind eine Unzahl Firmen mit Wachswalze jedes, auch das vertrauliche Gespräch, das im Direktor dem im Bürobetrieb notwendigen Kleintram vertreten. Die Ver­vollkommnung der Büromaschinen geht mit Riesenschritten voran. Der veranstaltende Deutsche   Fachverband für Büroindu­strie EV. will aber nicht nur das modernste zeigen, sondern er gibt auch in einem von Herrn Blankery, dem Inhaber der be­fannten Stahlfederfabrik Heinze u. Blankerz mit vieler Mühe zu­fammengetragenen Museum einen historischen Ueberblick über die Entwicklung der Schrift und des Schreibgerätes. Das Mu feum, zu dem auch das Märkische Museum und der Verein für die Geschichte Berlins   beigesteuert haben, rechtfertigt schon allein einen Besuch der Büroausstellung. Heute vormittag fand die Eröffnung durch den Präsidenten der Industrie- und Handelskammer  , Franz v. Mendelssohn statt.

Ein Büchermarder.

Im März 1923 wurde der Kaufmann Ernst B. in der Technischen Hochschule unter verdächtigen Umständen von zwei Studenten an getroffen und auf deren Veranlassung festgenommen. Als die Studenten morgens gegen 8 Uhr einen etwas abgelegenen Zeichen faal im Hochschulgebäude betraten, stießen sie auf einen unbekannten Mann, der fie fragte, ob sie nicht wüßten, wo der Student Rothe feinem Fortgang entdeckten die Studenten, daß die Schubfächer ver­arbeite. Als beide das verneinten, verließ er den Raum. Nad schiedener Arbeitstische aufgebrochen waren, und daß aus den Behältnissen Bücher fehlten. Da der fremde Mann eine dide Büchermappe unter dem Arm getragen hatte, benachrichtigten sie fofert den Pförtner und der Eindringling wurde beim Berlassen des Gebäudes festgenommen. Die Mappe enthielt die vermißten Bücher. Das Schöffengericht Charlottenburg   hatte B. wegen Diebstahls zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Gegen das Urteil hatte der Angeklagte Berufung eingelegt und verteidigte fich vor der Straf tammer des Landgerichts III   damit, daß ein Bekannter, namens Rothe, ihm Bücher verkauft und ihn zur Abholung der Bücher in

Donnerstag, 30. April 1925

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die Technische Hochschule   bestellt hätte. Ehe er das Kaufgeld aus­zahlen konnte, habe Rothe eiligst das Zimmer verfassen müssen und ihm den Auftrag gegeben, bis zu seiner Rückkehr zu warten. Die Er­mittlungen nach diesem angeblichen Studenten Rothe, von dem der Angeflagte feine genaue Beschreibung geben fonnte, waren ergebnis los. Die Straffammer war der Ueberzeugung, daß ein Dieb seine Hehler nicht an den Tatort felbft bestellen würde und hielt die ganze Erzählung des Angeklagten für das bekannte Märchen von dem Großen Unbekannten". Deshalb wurde das Urteil des Schöffen­gerichts von der Straffammer für durchaus angemessen erachtet. Auf Antrag von Rechtsanwalt Dr. Klee erhielt der Angeklagte jedoch für die Strafe breijährige Bewährungsfrist, wenn er die Gerichtskosten fofort bezahlt und außerdem eine Buße von 500 Goldmark leistet.

Wächtermord in Hoppegarten  .

1700 M. Belohnung.

Vor einigen Tagen wurde in dem östlichen Borort Hoppe garten ein Wächter namens Buchholz von Einbrechern niedergeschossen. Die Darmverlegungen, die der Wächter durch die Schüffe erhielt, waren so schwer, daß trotz vorgenommener Opera­tion das Leben des Mannes nicht gerettet werden fonnte. Er ist foeben seinen Verlegungen erlegen. Gerade am Tage vorher war Buchholz   nach Ablauf seiner Probezeit lebenslänglich als Amts­diener angestellt worden und am nächsten Tage wollte seine Tochter heiraten. Die Schwere des Verbrechens hat den Regierungspräfi denten von Potsdam   veranlaßt, eine Belohnung von 1000 M. aus­zuschreiben. Mit anderen ausgeschriebenen Belohnungen beträgt nunmehr die Gesamtsumme 1700 M. Mitteilungen über den Vorfall werden die Kriminalkommissare Geissel und Johannes Müller im Zimmer 56 des Polizeipräsidiums entgegennehmen.

Das geschäftstüchtige Kino.

Man muß immer verstehen, mit der jeweiligen Mode Schritt zu halten. Konjunktur ist alles, und der berühmte doppelte Boden der Tatsachen ist zwar nicht von besonderer Festigkeit, wohl aber ein Faktor von nicht zu verachtender Ergiebigkeit in puncto Geschäft. So dachte wohl auch der nicht gerade auf arische Unbedenklichkeit fürstendamm, und so produzierte er seltsamerweise dem p.p.- Publi­geprüfte Direktor der Marmorhaus- Lichtspiele am Kur­tum zwischen Lurusleibchen, Ringermettkämpfern und sonstigen Deli­tatessen unter der fetten Schlagzeile: Aufhebung des Mai. feiertages in Braunschweig  , eine Meldung des deutsch­nationalen otal- Anzeiger", daß der braunschweigische Land­tag der Aufhebung des 1. Mai als gefeßlichen Feiertag zugestimmt habe. Wohl zu patriotisch- musikalischer Bekräftigung dieser Tat, die der Initiative der Stahlhelmregierung entsprungen ist, spielt man nachher das schöne Lied:" Stolz weht die Flagge schwarz­weißrot." Das mit Klamaut jeglicher Art überfütterte Bublifum des Kurfürstendamm   ließ die antirepublikanischen Demonstrationen der Kinodirektion ohne 3ustimmung oder Widerspruch an sich vorbeipassieren.- Uns scheint es jedoch angebracht, sich die Licht­spielhäuser zu merfen, wo man meint, die Konjunktur durch ein Schaustellen antirepublitanischer Kindlichkeiten ausnutzen zu müssen. Und als Republikaner daraus die Konsequenzen zu ziehen!

" Jusammenstöße der Propagandakolonnen". Unter dieser Ueber­schrift veröffentlichte der otal- Anzeiger" am Montag abend auch die Zusammenstöße in der Breiten Straße   in Pankow   und schreibt u. a., daß der Stahlhelmmann Otto Kugler, Pankom, Kaiser- Friedrich- Str. 73, einen Schuß in den Kopf erhielt. Diese

Nachricht ist falfch! Kugler ist nicht Stahlhelm­mann, sondern Reichsbannermann und Parteig[ genoffe. Der Zweck dieser Falschmeldung ist nur zu offensichtlich. Die Lügenleute in der Zimmerstraße wollen mit Gewalt völkische Märtyrer schaffen und nach der Devise: Es bleibt immer etwas hängen! ist ihnen zur Erreichung ihres Zieles jedes Mittel recht. Wie wir dieses Blatt mit dem treu- innig deutschen   Augenaufschlag fennen, wird es nicht den Mut haben, seinen Lesern nachträglich die Wahrheit zu sagen.

Moabiter Frauen­

gefängnis. Eine merkwürdige Auffassung von sozialer Fürsorge­tätigkeit an Gefangenen scheint eine Fürsorgedame des Evange Deutschnationale Wahlpropaganda im Moabifer Frauenholz trägt. Diese fromme Seele mißbrauchte den ihr ge­lischen Frauenbundes zu haben, die den schönen Namen ftatteten Zutritt zu den weiblichen Gefangenen, um ihnen Wahl­aufrufe für Hindenburg   zu überreichen und zugleich abfällige Bemerkungen über den verstorbenen Reichspräsiden ten Ebert zu machen. Wir nehmen an, daß dieser Hinweis ge­nügt, um den Herrn Justizminister zu veranlassen, dieser edlen deutschnationalen Traftätchen zu vermitteln. Dame einen anderen Wirkungstreis für die Vertreibung ihrer

Böswillig falsche Feuermeldungen. Einer jener Unfugstifter, der zur Nachtzeit die ohnehin genug geplagte Feuerwehr böswillig alarmieren, wurde in der vergangenen Nacht in der Reichenberger Straße ertappt und festgenommen. Ein Wächter der Wachbereit. schaft Groß- Berlin beobachtete, wie vor dem Hause Nr. 79 ein Mann die Scheibe des Feuermelders einschlug und die Wehr alarmierte. Als der Mann dann sich schleunigst entfernen wollte, schöpfte er Ver­dacht, stellte ihn und brachte ihn nach der Revierwache. Es ergab fich, daß der Alarm falsch war. Der Ertappte, ein Arbeiter Fri Reiche, stellte sich betrunken, wurde aber von der Kriminalpolizei dem Untersuchungsrichter vorgeführt.

zirksamt Friedrichshain   teilt mit: Um die fehlende Berbindung Neue Straßenbahnverbindung nach dem Osten Berlins  . Be­zwischen Lichtenberg, Frankfurter Allee  , Schlesisches Tor, Kottbuser Kurvenverbindung Schlesische Straße, Tor, Hallesches Tor herzustellen, wird nach Fertigstellung der Faltensteinstraße, War­schauer Straße und Frankfurter Allee   voraussichtlich ab 1. Mai d. J. die Linie 89 vom Schlesischen Tor über Schlesische Straße, Fal­tensteinstraße, Oberbaumbrüde, Warschauer Straße, Frankfurter Allee   bis Lichtenberg  , Gudrunstraße, verlängert werden.

Reichsbanner. Kameradschaft Zehlendorf  . Die Freitag- Sport­abende fallen bis auf weiteres aus.

Jur Heimarbe terausstellung. Heute abend 8 Uhr spricht im Ausstellungs, gebäude am Lehrter Bahnhof   Professor Robert Wilbrandt   über dq, Thema Bolts wirtschaftliche Bedeutung der Heimarbeit

Neue Fahrpreise Swinemünde- pillau. Vom 4. Mai ab be­tragen die Fahrpreise auf dem Seewege Swinemünde- Neu­fahrwasser( 3oppot)-Pillau   für die Strecke Swinemünde­15,50 m.( einschl. 50 Pf. Kaigebühr) und für die Strecke Neufahr Billau 15 M, für die Strecke Swinemünde- Neufahrwasser( 3oppor) wasser( 3oppot)-Billau 8 m.( einschl. 50 Pf. Kaigebühr). Der Fahr münde Billau wie bisher 4 M. Bom 21. Mai ab wird während preis für Militärfahrkarten beträgt für die ganze Strecke Swine­der Sommermonate wieder 30 ppot an Stelle von Neufahrwasser angelaufen.

Bolt und Zeit", unfere illustrierte Wochenschrift, und Der Kinderfreund" liegen der heutigen Postauflage bei.

S. Hoffmann

Charlottenburg  

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