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In ihrer Berlegenheit hat nun die Bolkspartei das Spiel| wiesen werden. Voraussichtlich wird der Etat am Montag oder Das Petitionsrecht der Reichsbahnbeamten.

mit der ,, Boltsgemeinschaft" wieder aufgenommen. Wie stellt man sich diese Boltsgemeinschaft" vor?

Deutschnationale und Sozialdemokraten sind doch darin einig, daß sie nichts miteinander zu tun haben wollen, und der Versuch, sie um jeden Preis zusammenzubringen, gewinnt unter diesen Umständen mehr die Gestalt eines unauf= richtigen taftischen Manövers als den eines ehr­lich gemeinten Plans. So foramt denn auch das Zentrums­organ, die Germania  ", troß ihrer theoretischen Zu­neigung zur Volksgemeinschaft zu folgendem prattischen Er­gebnis:

Das Zentrum hat es an gutem Willen, die Regierungsbasis zu verbreitern, wahrlich nicht fehlen lassen. Sein Ideal der Volks­gemeinschaft fonnte deshalb nicht erreicht werden, weil zwar auch die Deutschnationalen theoretisch diesen Gedanken vertreten, ihm aber praktisch eine Gestalt geben wollen, die in Wirklichkeit das Gegenteil einer Volksgemeinschaft ist. Den zahl­reichen Vorschlägen, die während der Verhandlungen aufgetaucht find, blieb der Erfolg versagt. Weder das Beamtenkabinett noch die überparteiliche Regierung ist zustande gekommen. Und es besteht wenig Aussicht, daß neue Verhandlungen nach dieser Richtung Erfolg haben werden. Die Rechte betrachtet doch nur alle diese Verfuche als einen Weg hinten herum, um endlich zu ihrem Ziel, der einseitigen Rechtsregierung in Preußen, zu kommen. Dazu fann und wird das Zentrum nicht die Hand bieten. Von weiteren Verhandlungen auf diefer Basis versprechen wir uns daher wenig.

Und sie fährt fort:

In Preußen ist ein Ansatz für eine friedliche Entwicklung ge funden worden. Es liegt bei den Oppositionsparteien, ob diese friedliche Entwicklung weitere Fortschritte machen wird. Man wird ja bald sehen, wie weit die Neigung, zu dieser fried liden Entwidlung beizutragen, bei den Oppositionsparteien geht. Tragen auch weiter die rein parteitaftischen Ge­sichtspunkte den Sieg über staatspolitische Notwendigkeiten davon und stellt sich heraus, daß das Kabinett Braun weiter mit dem bisherigen Mittel der Opposition befämpft wird, dann wird schließlich doch nicht zu verhindern sein, was geffern noch vermieden werden fonnte, der Appell an das Bolt.

Das scheint auch uns ein klarer und vernünf­tiger Standpunkt. llebrigens versichern deutschnationale Blätter, wie die Deutsche Zeitung", daß ihnen gar nichts lieber sein könnte als die Auflösung, und die Kommunisten fönnen bekanntlich erst recht neue Wahlen vor freudiger Un­geduld schon gar nicht mehr erwarten.

Daß wir Sozialdemokraten unseren Freunden von rechts und links gern diese Freude bereitet hätten, ist kein Geheim­nis. Es liegt nicht an uns, daß es gestern noch nicht dazu gekommen ist. Aber wenn es gelingt, in die Reihen der Bolkspartei wieder deutschnationale Disziplin zu bringen und wenn auch die Kommunisten ihre Leute sämtlich beisammen halten, dann wird ja die Gelegenheit nicht mehr beisammen halten, dann wird ja die Gelegenheit nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Gestern ist im Preußischen Landtag ein ungeheurer Schwindel zusammengebrochen. Gestern hat sich gezeigt, daß die Parteien, die die preußische Regierung bilden, regie­ren fönnen, wenn sie nur regieren wollen. Sie haben die Mehrheit im Landtag, das hat die gestrige Abstim­mung bewiesen und sie haben auch die Mehrheit im Lande, das werden die nächsten Wahlen beweisen. So ist dem deutschnationalen Uebermut, der sich besonders seit der Hindenburg  - Wahl förmlich überschlug, ein Dämpfer aufgesetzt. Am 26. April: Welche Wendung durch Gottes Fügung." Am 8. Mai: Die Opposition hat die Schlacht verloren!"

Die Toten reiten schnell!

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Der Arbeitsplan des Landtags.

Der Weltestenrat des Preußischen Landtages   beschloß, bis Donnerstag nächster Woche Plenarsizungen abzuhalten. Es sollen fleine Vorlagen erledigt werden. II. a. soll auch die Aufhebung des Grundstückssperrgefeßes zur Beratung fommen. Weiter soll der Haushalt in erster Beratung erledigt und an den Ausschuß ver­

Die Akademie- Ausstellung.

Die Frühjahrsausstellung der Akademie ist heute mittag feierlich eröffnet worden.

Es ist schon anerkannte Tradition, daß hier die besten Gesamt­ausstellungen in Berlin   gemacht werden; mindestens die vornehmsten; mit Niveau. Diese hier bildet feine Ausnahme. Man erlebt feine ubermäßigen Ueberraschungen, aber der Eindruck ist durchweg wohl­tuend. Beruhigte Reife dominiert, aber die Jugend ist zugelassen und stellt sich angenehm dar. Ein gemeinsames Band verbindet sie alle: nicht anzustoßen und anständiges Material zu bieten.

Den sicheren Pol bildet eine sehr gut ausgewählte Sonderschau von Hans Thoma  , 24 Bilder fast nur aus Museumsbesiz, und zwar solche, die 1922 nicht bei der großen Thoma- Ausstellung ver­treten waren. Vielleicht gewinnt man hier den besten, den ein­nehmendsten Eindruck von der wahrhaft noblen Kunst des Meisters. Dies ist zugleich der bedeutende Maler der Leibl- Zeit und der Dar­steller ganz deutscher   Gefühlswerte: eine Verbindung, die nur sehr wenigen Meistern seiner Zeit geglüdt ist.

Die großen Namen der Akademie und was um sie versammelt ist, sind mit wenigen aber ausgezeichneten Stücken vertreten: Mar Liebermann mit Porträts und Landschaften, von denen die ,, Allee in Saerom" zu seinen Meisterwerken zählt, licht und raum­haft beglückend; Mar Slevogt mit drei großen Bildnissen;" Corinth   mit Blumenstilleben und einem furiosen, funkelnden, das Genie des Malers und des Dargestellten in helles Licht setzenden Porträt von Georg Brandes  . Arthur Kampf   wie Char= fotte Behrend brillieren mit weiblichen Atten, Orlit mit einem lebensgroßen Bildnis einer japanischen Schauspielerin, Plontke mit einer dörflichen Anbetung", Ulrich Hübner  mit vornehmen stillen Wasserlandschaften. In solchen Darstellungen der Wirklichkeit, ohne Anspruch auf innerliche Phantasiegestaltung, zeigt sich das im guten Sinn Akademische der älteren Berliner  Schule von seiner besten Seite.

Zwei Malerinnen schließen sich mit sympathischen Bildnis­leistungen an: A. v. 3igewiß mit einem anmutigen und reizend folorierten Doppelkinderbild; Martel Schwichtenberg   mit Porträts jüngerer Frauen, die das Scharmante dieser Erscheinungen und der heutigen Mode mit großem Geschmack ins Farbliche über­tragen, still fingend und reif.

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Auch die jungere Generation der Berliner bemüht sich wenigstens in den hier ausgestellten Arbeiten um Ausgleid und Wohlliang Jädel ist nie so einwandfrei wie in derartigen Aften und Bildnissen, Rößner und Nowack( dieser als Gaft der Münchener Sezession) glänzend in Komposition und Schöntonigkeit, Heckendorf, Partitel, Ahlers Hestermann  ( Ham­ burg  ) farbig, freudig, liebenswert frisch in ihren Landschaften, die aus der jüngsten Bewegung die Kultur der reinen Farbe gerettet haben. Ihnen schließt sich die Landschaftsmalerei des bisher nur als Dichter und Kabarettist von feltenen Gaben bekannten Joachim Ringelnag an, dessen Empfinden sich in ganz zarten Land­fchäftlein von hoher Grazie apart und entzückend manifestiert. mesed nähert sich( hier) Hans Thoma  , und Hans Herr mann bleibt der liebenswürdige Regenbogenzauberer, der er immer war.

Dienstag vom Finanzminister Dr. Höpfer Aschoff eingebracht werden. Es soll sich dann eine große politische Aus. fprache anschließen, die mehrere Tage umfassen wird.

Die Abstimmung in Preußen.

222 für, 214 gegen die Regierung.

Die amtliche Nachprüfung des Ergebnisses der Abstimmung über den deutsch   nationalen Mißtrauensantrag zeigt eine fleine Abweichung von den Zahlen, die durch die Schriftführer zunächst festgestellt wurden. Es haben tatsächlich nur 436( nicht 438) Abgeordnete geftimmt, und zwar für das Mißtrauen dagegen

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214 222

Die Vertrauensmehrheit setzt sich zusammen aus den 113 an­mesenden Sozialdemokraten, sämtlichen 27 Demokraten und 79 3entrumsabgeordneten. Außerdem hat auch der fraktionslose Kommunist Hendemann gegen den Mißtrauens antrag gestimmt. Die Front der Regierungsstürzer erstreckt sich wie bisher von den Kommunisten über Wirtschafts- und Boltspartei bis zu den Deutschnational. Böltischen. Im einzelnen wurden gezählt: den Mißtrauensantrag

für

109 Deutschnationale 39 Boltsparteiler

14 Wirtschaftliche Vereinigung 11 Völkische

41 Kommunisten

214

gegen

118 Sozialdemokraten 79 Zentrum

27 Demokraten 2 Polen

Sp1 Frattionsloser

222

Gefehlt haben vom Rechtsblod, wie gleichfalls bereits mit geteilt wurde, sechs Bolksparteiler, drei Wirtschaftsparteiler und zwei Kommunisten; von der Regierungstoalition zwei Sentrumsleute und ein erkrankter Sozialdemokrat.

Rechtspartei oder Mittelpartei? Auseinandersehungen in der Bayerischen Volkspartei  . München  , 9. Mai.  ( Eigener Drahtbericht.) Im Wahlkampf um den Reichspräsidenten spielte in Bayern   die Frage eine große Rolle, ob die Bayerische Bolts partei eine Mittelpartei oder eine Rechtspartei sei, zu der sie von gewiffen, sich start in den Border grund drängenden Führern in München   unter allen Umständen ab­gestempelt werden sollte." Der Arbeiter", das offizielle Organ gestempelt werden sollte. der katholischen Arbeitervereine in Bayern  , veröffentlicht nunmehr über diese Frage folgende Zuschrift des langjährigen Landtagsab­geordneten der Bayerischen Volkspartei und Führers der katholi­schen Arbeitervereine, Monsignore Walterbucg. Er schreibt: Mit wachsender Besorgnis betrachten seit geraumer Zeit weite Kreise des katholischen Bayern die starke und einseitige Rechtsorien tierung der Bayerischen Volkspartei  . Bei der letzten Reichsprä dentenwahl hat diese Rechtspolitik wohl ihren Höhepunkt erreicht. Es hat sich gezeigt, daß auf dem beschrittenen Wege die Geschlossen­heit der Partei nicht mehr aufrechtzuerhalten ist. Nun ist offenbar auch in den maßgebenden Kreisen der Partei diese Gefahr noch rechtzeitig erkannt worden. Wir freuen uns aufrichtig darüber, daß jetzt auch von den führenden Blättern der Partei der wahre Charakter der Bayerischen Volts partei als einer Mittel­partei mit aller Deutlichkeit in den Vordergrund gestellt wird. Das schafft Bertrauen und stärkt die Partei. Als ausgesprochene Rechtspartei märe die Bayerische Bolkspartei   in Bayern   überflüssig. Das Wort Volkspartei  " hat doch nur seinen Sinn und Berechti­gung, wenn die Bayerische Bolkspartei in politischer, wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht ihr Aufgaben- und Tätigkeitsgebiet in die Mitte verlegt. Das waren auch die leitenden Grundsäge bei der Grün­dung der Partei. Davon fann sie auch heute nicht abweichen, schon aus dem reinen Selbsterhaltungstrieb. Wie liegen die Verhältnisse fulturpolitisch? Sagen wir es einmal frei heraus: Nach unserer Ansicht kann die Bayerische   Boltspartei nichts verlieren, aber viel gewinnen, wenn die katholischen Belange wieder mehr in den Vordergrund gestellt werden. Darin erblicken wir die sicherste Gewähr dafür, daß die Partei nicht zu sehr nach rechts, aber auch nicht zu weit nach links rutscht. Die Bayerische Volks­ partei   ist eine Mittelpartei und muß es bleiben."

Dazwischen schiebt sich nun die Sonderschau der Münchener Sezession, zwei Säle als eingeladene Gäste füllend. Der Ton ist ein anderer, süddeutsch heiterer, das Bestreben um malerischen Ausgleich aber ein ähnliches. Ihr Niveau bezeichnen etwa die gut gemalten Bildchen von Großmann, die biblischen Legenden R. Caspars, die Spielzeugstilleben von Büttner. 3u martan­terer Qualität erheben sich Julius und Maria Caspar Filfer( mit traftvollen. breit und sicher gebauten Landschaften); unter das Niveau fallen die süßlichen Alpen- Gstanzin von Teu ts ch, auf Kabarett- Weis aufgemacht, und leider auch die zehn Gobelin entwürfe von Th. Th. Heine  , deren steife Altertümelei schon an die Kunstgewerblichkeit von Zigarrenpadungen erinnert. Mar Unold scheint demgegenüber der einzige, der ehrlich Anschluß an die Gegen­wart sucht; seine Form wird konstruktiv bestimmt, seine Farbe tonig Inapp.

Nicht sehr günstig präsentiert sich dagegen die Jugend von 1910, die man einst Expressionisten nannte. E. L. Kirchner, dem eine ganze Wand eingeräumt ist, wirkt oberflächlich dekorativ und bei­nahe roh; seine heutige Produktion zehrt von der glücklicheren Epoche um 1913. Rofoffa gibt nur eine Kostprobe feiner Startfarbig­teit; Bechstein bleibt der Akademiker der ganzen Richtung, Nauens Landschaften betrüben durch ihre Kulissenhaftigkeit. Waste und Domscheit versuchen mit einigem Glück Anschluß an Schmidt- Rottluff   zu bekommen. Nur Karl Hofer   bleibt sich treu und schreitet tonsequent fort auf dem Wege zur Bereinfachung der Farbe und zur Monumentalisierung; seine Bilder gehören zum Stärksten, zum bleibenden Eindruck dieses Jahres.

Die veristische Schule( wenn man so sagen darf), die Maler der festen plastischen Form, find tüchtig, aber ohne Meister­werfe vertreten; Schrimpf, Mense, Wilh. Schmidt, E. Fritsch, Sebba stechen durch die ruhige Bestimmtheit ihrer Form hervor. Es ist etwas Schulmäßiges und beinahe Schematisches da­bei, das freilich sehr sympathisch berührt. So etwa wünschen wir heute die Welt zu sehen: objektiv, ohne seelischen Kampf, feststellend und mit der notwendigen Nüchternheit der Form.

Nur zwei Bilder, zwei Meisternamen geben Kunde von den un­geheuren Möglichkeiten dieser neuen Gestaltung: das schauerliche Liebespaar" von Otto Dix   und der phantastisch- sputhafte Ab­schied von Düsseldorf  " des begabten Gert Hollheim. Es sind die interessantesten Bilder der Ausstellung; es werden die umstrittenften sein. Und zweifellos die, welche allein von der ganzen Schau als Repräsentanten unserer Zeit übrig bleiben werden.

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leber die müßte man allerdings allein einen Aufsatz schreiben, um ihre Bedeutung zu erhellen.no

Die Skulptur, in über hundert Nummern oft recht großen Umfangs vertreten, tritt so weit hinter der Malerei zurück, daß man fie füglich entbehren könnte. 3u erwähnen sind: die schönen Tiere Scheibes, Abbo, Albiter, Milli Steger, eine Ruh von G. Marts und die schreitenden Frauen von E. de Fiori.

Dr. Paul F. Schmidt.

Urania  - Vorträge. Mont., Dienst., Donnerst., Freit., Sonnab.( 5 Uhr): Dressurtomödie mit Tieren und Menschen". Mont., Dienst.( 7 u. 9), Mittw.( 6): 3um Gipfel der Welt". Mittm. ( 8): Goethe und die Liebe Goethe und die Frauen", Donnerst.( 7 ut. 9), Sommt.( 5, 7, 9): under des Meeres".

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Proteft gegen das verfassungswidrige Verhalten der Reichsbahngesellschaft.

Der Reichstagsausschuß zur Ueberwachung der Durchführung der Personalabbauverordnung hat folgende, von allen Parteien unterzeichnete Entschließung einstimmig angenommen: Der Ausschuß zur Ueberwachung der Durchführung der Per­sonalabbauverordnung stellt fest, daß der Herr Reichsverkehrs­minister fich infolge der Weigerung der Reichsbahn­gesellschaft, über die als Reichsbahnbeamte abgebauten Be­amten der Reichsbahnverwaltung Auskunft zu geben, außerstande fieht, die entsprechenden Petitionen dieser Reichsbahnbeamten in der gewohnten Weise zu behandeln.

Der Ausschuß ist deshalb nicht in der Lage, zu den Petitionen Stellung zu nehmen, und stellt weiter fest, daß das verfassungs­mäßige Petitionsrecht der Reichsbahnbeamten vollstän= dig unterbunden ist. Der Ausschuß legt gegen das Verhalten der Reichsbahngesellschaft Verwahrung ein und ersucht den Reichstag  , die zur Wiederherstellung der verfassungsmäßi­gen Rechte der Reichsbahnbeamten notwendigen Schritte zu beschließen.

Politischer Mord im Theater.

Bulgaren   und Mazedonier.

Wien  , 9. Mai.  ( TU.) Bei der gefirigen Peer Gynt- Auf­führung im Burgtheater ereignete sich ein aufregender Vorfall. 3n einer Loge faß die Macedonierin Karlinciu in Gesellschaft dreier Macedonier, darunter eines gewissen Arnautovic. Sie führten während der Borstellung ein politisches Gespräch, das off so laut wurde, daß die Nachbarn zur Ruhe mahnen mußlen. Während des dritten Aftes ertönten plötzlich kurz hintereinander drei Schüsse. In der Loge fand man Arnautovic lot vor, während zwei andere Logenbesucher Ber­vor, während 3w ei legungen erlitten hatten. Frau Karlinciu wurde verhaftet und auf die Polizei gebracht. Sie gibt an, daß der von ihr er­ichoffene Macedonier ein Polizeispiel gewesen sei, der einige ihr nahestehende Personen an das macedonische Komitee verraten hätte. Im Theater herrschte begreiflicherweise große Auf­regung. Erst nach einer halben Stunde fonnte die Borstellung fort­gesetzt werden.

Wien  , 9. Mai.  ( WTB.) Das gestrige Attentat im Burg­theater ruft hier große Aufregung hervor. Die Blätter fordern gründliche Untersuchung des Vorfalles, besonders auch bezüglich etwaiger politischer Beziehungen der dabei beteiligten Personen, und betonen, daß gerade Desterreich wegen der immer wiederkehrenden Behaup­tung, ein Zentrum der Balkanagitation zu sein, ein Interesse an der restlosen Aufklärung habe.

Ueber das gestrige Attentat berichten die Blätter noch folgende Einzelheiten: In der zweiten Loge des dritten Ranges im Burgtheater waren während des ersten Teils der gestrigen Vorstellung vier Personen anwesend, zwei Damen und zwei Herren. anscheinend Bulgaren  , die zunächst ruhig die Borgänge auf der Bühne verfolgten. Während des fünften Attes zog eine inzwischen hinzugekommene Dame plößlich einen Revolver und feuerte gegen die beiden Herren. Der eine erhielt einen tödlichen Stopfichu B, der zweite einen Schuß in die Schulter, einen ins Gesicht und einen in den Arm und brach schwer verletzt zusammen; der Tote ist der 46- jährige Kaufmann Dimitri Arnau tovic, der Verletzte ein Student Bogdanovitfch. Die Täterin hatte nach ihren Angaben von vornherein die Absicht, gegen Arnautovic ein Attentat zu verüben. Die Frage, warum sie dieses Attentat gerade mährend der Vorstellung verübt habe, beantwortete fie dahin, daß ihr Gegner stets gut bewaffnet sei, und daß sie fürchten mußte, von ihm erschossen zu werden, wenn sie ihn auf der Straße oder sonstwo. überfallen hätte. Sämtliche Personen des blutigen Drams stammen aus Krisevo in Mazedonien  .

Die Stadt der Paulskirche. Die Stadtverordnetenversammlung von Frankfurt   a. M. hat einen Antrag der Sozialdemokraten und des Zentrums auf Umbenennung aller monarchisti­fchen Straßennamen mit 30 gegen 30 Stimmen durch Stich­entscheid des Vorsitzenden angenommen. Die Demofraten hatten gegen diesen Antrag gestimmt. Mit großer Mehrheit wurde ein Antrag angenommen, die Verlängerung der Bismarckallee Friedrich Ebert  - Straße zu nennen.

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Wer am tommenden Sonntag in die Sächsische Schweiz   fährt unter Benutzung der billigen Sonderzuggelegenheit der Reichs­bahn follte nicht verfäumen, sich der trefflichen Führung Wil­helm Bölsches anzuvertrauen. Der bekannte Naturwissenschaft­ler hat unter dem Titel Erwanderte Deutsche Geologie, die Sächsische Schweiz  " im Diez  - Verlag ein Büchlein herausgebracht, das als Musterbeispiel dafür dienen kann, wie dem Elend der üblichen Reiseführerliteratur abzuhelfen ist. Bölsche führt feinen Wandergefährten an die bekannten Punkte der Sächsischen  Schweiz  , zeigt ihnen die markanten Felsbildungen und entwickelt in fesselnder Plauderei die Geschichte des geologischen Werdens der Landschaft. Jahrmillionen ziehen vorüber, das wirken und Weben der Naturkräfte wird an der Besonderheit der Gesteine und an der Faltung des Bodens demonstriert. Wir sehen im Geiste die vulfa­nisajen Kräfte, die ürgletscher und die stärkste der Naturgewalten, den Regentropfen, arbeiten, schaffen, zerstören und wiederum schaffend arbeiten. Reizvolle soziologisch- philosophische Abschwei­fungen erhöhen den Wert des im übrigen mit herrlichen photo­graphischen Aufnahmen geschmückten Büchleins. Mit derselben Wuht, heißt es da an einer Stelle, mit der das Regenwasser den Stein in Jahrtausenden zersprengt hat, zersprengt das unbesangene Denken den Berg der Vorurteile, in die der Mensch sich verwickelt hat. Wenn wir die Elbe aufwärts fahren, diese Berge anschauen, dieses ganze Naturbild mit seiner zähen und doch so erfolgreichen Arbeit, dann erstarkt in uns der Mut, daß, wie Goethe   sagt, Der Tag dem Edlen endlich komme!"

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Ehrentafel für die gefallenen Arbeiterfänger. Die Generalver fammlung des Deutschen Arbeiterfängerbundes in Erfurt   1924 be­Schloß, den im Weltkrieg gefallenen deutschen   Arbeitersängern eine Gedächtnistafel zu widmen. Als Ort der Anbringung wurde die Kirche des althistorischen Ratharinenflosters in Nürnberg   bestimmt, das in seinen Räumen das deutsche Sängermuseum birgt. Die feierliche Enthüllung wird zu Pfingsten erfolgen im Seitenschiff des efeuumrankten, zwischen alten Baulichkeiten vollkommen ver­steckt liegenden Gebäudes, das jetzt zu dem akustisch besten Konzert­faal Nürnbergs   umgebaut ist.

Um diesem Aft der Bietät eine größere und würdige Um­rahmung zu geben, roird damit gleichzeitig das 10. Bayerische Ar­beitersängerbundesfest verknüpft. Die Einweihung selbst findet am Pfingstmontag statt.

Erstaufführungen der Woche. Montag Staatsoper: Der ferne Mittw. Komödie Bieb frauenmilch".- Freif. Deutsches Th.: Dr. Knod". lang". Dienst. Schloßpartth.: Moral. Sonnab. Staatsth.: Rheinische Nebellen".

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Zum Frühlingstee des Vereins Berliner   Journalisten, der am fommen den Sonntag, den 10., nachm. 5 Uhr, im Kaifersaal des 300 statt­findet, sind Eintrittstarten für Gäste zum Preise von Mark 4.- im Bureau von Heßler& Schüler, 300- Adlerportal, zu haben.

Eine Ausstellung gehörloser fünftler aus ganz Deutschland   eröffnet die neue andestaubitum menanstalt in Schleswig   Anfang Angust. Porto- und Frachtunkosten entstehen den gehörlosen Malern, Bildhauern, Radierern ufio. nicht. Austinit erteilt der Direttor der Landestaubstummenanstalt: Zaube