Nr. 219 ♦ 42. Jahrgang
So wertvoll es fein würde, wenn in der Spargelzeit(Ends April bis Mitte Juni) dieses gesunde Gericht mehrmals die Woche auf den Tisch auch der Minderbemittelten käme, so dürste doch dieser Wunsch ein frommer bleiben(ähnlich jenem vom»Sonntagshuhn"). Denn die Spargelkultur ist nicht so einfach und kostenlos, als daß man auf eine eingehende Verbilligung guter Ware rech- neu dürfte. Ob die jüngst hier behandelte Popoffsche Samen- Stimulation eine Aendcrung herbeiführen könnte, muß dahingestellt bleiben: bis jetzt sind unseres Wissens nach keine dahingehenden Versuche angestellt worden. Daß Wucherpreisen hier nicht das Wort geredet werden soll, ist selbstverständlich, aber eine genauere Betrachtung des Werdeganges des Spargels wird zeigen, daß es nicht damit getan ist, ihn zu pflanzen und nach Ablauf von drei Jahren dauernd bloß zu stechen, wie es der Laie sich leicht vor- stellt, sondern daß jede Spargelairlage dauernde Behandlung ver- langt, soll sie nicht frühzeitig ertragsmüde werden. Immerhin bietet sich in dem sogenannten Suppenspargel, den dünnen Pfeifen, ein verhältnismäßig billiges Material zur Bereitung einer sehr gutschmeckenden und bekömmlichen Spargelsuppe— es ist schon vorgekommen, daß solch' dünner Sporgel für lll und 20 Pf. das Pfund abgegeben wurde. Guter Spargel wird aber selten unter äll, 50, 60 Pf. herabgehen. Was man in vielen Speisewirtschaften als Spargelsuppe serviert erhält, ist allerdings oft eine jähmig ge- machte Spargelwasserbrühe. In der Inflationszeit ist es wohl vorgekommen, daß man mindergute Spargetanlagen wieder in land- wirtschaftliche Nutzung übergeführt hat, aber im allgemeinen kann man sagen, daß immer noch neue Anlagen entstehen, und zwar nicht kleine(»Zwerg"-) Betriebe, sondern große. Morgen süllende Plan- tagen, ein Beweis, daß der rationell betriebene Spargelanbau sich doch rentieren muß. Volkswirtschaftlich wichtig ist ja dabei, daß ein Sandboden, der sonst nur magere Erträge abwürfe, zur Anlage von Spargelbauten sich eignet, daher auch unsere Mark, die»Sand- büchse" viele Spargelkulturen aufweist, von denen die bei Beelitz sich befindenden etwa 2000 Morgen bedecken. Andere berühmte Gebiete sind die von Braunschweig und von Schwetzingen (in Süd- deutschland). Reiner Sandboden ist natürlich nicht das Ideal, sondern em sandiger Lehmboden: Anlagen auf letzterem halten wohl 20— 25 Jahre, die anderen etwa 15 Jahre aus. �!us öer Geschichte ües Spargels. Die in Europa und Westasten wild wachsende Pflanze war schon den alten Aegyptern bekannt, und die Griechen verwendeten sie als Arzneigewächs: erst bei den Römern wurde der Spargel- anbau zu Eßzwecken etwa 200 v. Chr. aufgenommen. Cato und Plinius singen dem Spargel ein Loblied: crsterer, der Verfasser einer Anweisung zur rationellen Spargelzucht, nennt ihn eine »Schmeichelei für den Gaumen" und letzterer hebt seine Bekomm- lichkeit für den Magen hervor. 3n Deutschland sind 15S5 im Stutt garter Lustgarten die ersten Anlagen historisch beglaubigt und erst ein Jahrhundert später wird der Spargel in Norddeutschland kul- tiviert. Durch die Aufnahme als Konjervenartitel wurde dann eine große Hsranzucht hervorgerufen, die wiederum der Verarbeitung des Spargels in frischem Zustande den Weg bereitete. Es ist ja auch erklärlich, daß ein so früh erscheinendes Gemüse mit be- sonderen, Genuß verzehrt wird, genau so wie die ersten Kirschen den oblthungrigen Menschen besonders gut schmecken. Jene von den alten Griechen und Römern bereits bemerkte segensreiche Einwir- kung des Spargelgenusie» aus den Gesundheitszustand beruht auf
der Anwesenheit des»Asparaains". das Herz, Niere und Blase günstig beeinflußt, was die Behandlung von Herzleiden und Wasser- sucht unterstützt. Daß ein übertriebener Genuß Blutharnen er- zeugen kann, sei bemerkt: praktisch wird dieser Fall selten eintreten. Die Sehanölung beim Stechen. Der Spargel wird„gestochen", d. h. man trennt die den Boden durchbrechende»Pfeife" durch einen Messerschnitt von der Pflanze. Dieses Stechen muß sachgemäß ausgeführt werden, damit nicht die noch in der Entwicklung begrisfenen Pfeifen verletzt werden, was zum Absterben führen würde. Man wird also so viel Erde ab- nehmen, daß man den Schnitt sicher ausführen kann, nicht zweck- mäßig ist es aber, die Pslanze ganz zu entblößen. In großen Be- trieben ist es vielfach üblich, jedem„Stecher"— meist sind es wohl Frauen— ein bestimmtes Quartier anzuweisen und die erhaltenen Resultate jedesmal aufzuzeichnen: auf diese Weise erhält man, da ja die Ertragfähigkeit der Quartiere meist die gleiche ist, eine Kon- trolle über die Arbeit des Stechenden. Die geernteten Spargel- stanaen dürfen nun nicht, wie es leider vielfach noch geschieht, in Waiier gelegt und fortgestellt werden, sondern sie werden behutsam durch kaltes Wasser gezogen, um etwaige anhastende Erde zu ent- fernen, dann in feuchte Tücher einschlagen und an einem kühlen dunklen Ort aufbewahrt. So behandelt, hält sich der Spargel sogar mehrere Tage hindurch frisch. Ganz dicke»Solo"-Spargel find nicht so beliebt, wie die mäßig starken, von denen 8— 10 auf ein Pfund gehen. Wichtig lst nun das„Schälen" der Stangen. Das} West« muß stets vom Spargelkopf abwärts geführt werden, um zu verhindern, daß die bittere Säure(Kieselsäure), die sich zuweilen in rostbraunen Flecken des unteren Sporgelsticles vorfindet, dem ganzen Stiel zugeführt wird. Eine»bittere" Pfeife kann die ganze Mahlzeit verleiden. Warmer Spargel mir brauner Buttersoße
oder holländischer Tunke, Spargelsuppe und kalter Spargelsalat sind wohl die gebräuchlichsten Zurichtungen. Das Wasser, in dem der Spargel gekocht wird, ist nicht sortzugießen, sondern wird zur Bereitung der Suppe benutzt: es enthält die gleichen Nährbestandteile wie der Spargel selbst. Aber es gibt noch andere Berwendungs- arten, die dem Scharssinn der Hausfrau weiten Spielraum lasten, so Spargelfischklöße, Spargelgoulasch, Spargelpudding usw. Eine sparsame Kochin wird auch die Spargelschalen nicht unoerwendet
m Anthony Zohn. Roman von Jerome K. Jerome. Wie soll er die rechten Worte finden? Wie ihr am wenigsten weh tun und ihr dennoch kein« trügerische Hofs- nunz lassen? Er hatte dies absichtlich bis jetzt nicht durch- gedacht. Es hätte keinen Sinn, mit Schlagworten und Phrasen zu il/r zu kommen. Er will ja nicht predigen, will nur um Verständnis, um Vergebung bitten. Er konnte sich den ver- wirrten Ausdruck ihrer Augen vorstellen, da sie allmählich seine Absichten begriff. Dann würden Zorn und Verzweiflung fol- gen. Es würde ihr scheinen, als hätte fi« ihn nie gekannt, als hätte sie immer mit einem Fremden gelebt Weshalb hat er ihr nicht schon vor Jahren alles anvertraut, sie an seinen Träumen, seinen Visionen teilhaben lassen? Woher wußte er, daß sie ihn nicht verstanden, nicht mit ihm gefühlt haben würde? Seine Liebe zu ihr hatte ihn zur Falschheit ver- dämmt, nein, vielmehr seine Liebe zu sich selbst. Er wollte immer mit Gaden zu ihr kommen, damit sie ihm dankbar, stolz auf ihn sei. Nun ist es zu spät. Es wird sie deuchtcn. als habe er diese ganzen Jahre getrennt von ihr gelebt, nur dem Körper nack ihr Gatte, sie wird sich wie eine verachtete. zurückgestoßene Frau vorkommen. Er lächelte, als er sich daran erinnerte, wie er zu Beginn des großen Krieges, so hatten sie ihn damals genannt, gehofft hatte, er würde nun dennoch den Kelch nickt leeren müssen. Gott dedürfe nicht der Hilie der Menschen. Aus dem ungeheuren Blut- und Tränenopfer werde dio Welt neugeboren erstehen. Die Sünde werde ihre eigenen Kinder vernichten, ntenstfuichc Hobgier und Haß wür- den von den Flammen verzehrt, die des Menschen böse Leiden - schast entfacht hatte. Es war eine seltsame Illusion gewesen. die er damals mit anderen teilte. Als dann für ihn das bittere Erwachen kam. hatte ihn eine dumpfe Apathie erfaßt, die seine Seele lähmte. Wozu der Kamps? Die höhnenden Worte: »die Menschheit wird stets eine Rasie von geringer Intelligenz und böfen Instinkten bleiben", beruhten auf Wahrheit. Möge sie untergehen, so rasch wie möglich. Allmählich rang sich aus Anthonys Verzweiflung ein großes Mitleid für Gott hervor. Zuerst verblüffte ihn dieses Gefühl; es erschien ihm grotesk. Und dennoch wurde es immer l stärker: der geheimnisvolle Kampf zwischen dem Guten und!
Bösen. In seinem Gehirn nahm das Ringen Gestalt an, er sah es als etwas Konkretes. Gottes Einsamkeit: der verlassene, verratene Führer. Seine Anhänger fliehen ihn, beeilen sich, mit dem Bösen Frieden zu schließen. Anthony war zumute. als müsse er Gott zu Hilfe eilen: dieser bedürfe seiner. Der Gedanke bemächtigte sich seiner völlig. Alle anderen Stimmen klangen ihm schwach und alltäglich. All seine Sorge galt Eleanor: hätte er doch sie schonen können. Er selbst empfand voller Freude, daß ein Kamps vorüber sei, er gesiegt habe; nichts konnte ihn seinem Vorhaben untreu machen. Er wird sich oller seiner Unternehmungen entledigen. Nicht um der Armen willen: würden heute alle Reichtumer der Welt verteilt, so bedeutete es nur ein Auf- wirbeln der Fluten; unter dem gegenwärtigen System würden Habgier und Selbstsucht abermals auferstehen. Seit Urzeiten hatte es Reiche gegeben, die den Armen Geld hinwarfen, aber der Annen wurden immer mehr und ihre Not ward immer größer. Das Geld ist«in totes Ding; es trägt in sich den Samen der Verwesung. Nur die Liebe, der freiwillige Dienst sind lebendige Gaben. Sich selbst zuliebe, um, mit den Worten Thiw.otheus. den vielen schädlichen Lüsten zu entgehen, die den Menschen ersäufen, muß er seinen großen Reichtümern ent» fliehen. Kein Mensch vermag viel Geld zu besitzen, ohne es zu lieben. Nur in der Gemeinsamkeit des Besitzes, in der gleichen Befriedigung der allgemeinen B:dürfnisse kann es Brüderlichkeit und Liebe geben. Anthony hotte bereits seine Pläne entworfen: Er wird ein kleines Haus in Bruton Square mieten, neben dem Haufe gelegen, wo die Mutter noch immer wohnte. Dort wird er als Rechtsanwalt praktizieren. Die alte Frau ist n-och rüstig. Wenn es notwendig wird, wenn er ollein gehen muß, kann sie ihm den Hausholt führen. Es lag ihm viel daran, in Bruton Square zu wohnen; hier begann das Annenoiertel der Stadt. Die Armen würden in seiner Räbe sein. Das klein« bescheidene Häuschen wird sie nicht erschrecken, nicht in ihnen den Ge- danken an hohe Anwaltshonvrare erwecken; sie werden sich nicht scheuen, mit ihren geringfügigsten Anliegen zu kommen. Er wird ihnen helfen, sie vor Scharlatanen schützen können. Allmählich werden sie ihm ihr Vertrauen schenken. Et wird ihre Streite schlichten sie vor Uebervorteilung bewahren. Dies ist eine anständige Art, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Und das muß er tun; gerade dies erschien ihm besonders wich-
wegwerfen, sondern sie, durch einen weißen Faden zusammen- gehalten, mit dem Spargslgemüie oder der Spargelsuppe mitkochen. Auch kann mon sie trocknen und im Winter als Zugabe zur Suppe verwenden. Daß die Köpfe der Spargelstangen den feinsten Ge. fchmack haben, fft bekannt. Nur darf man es nicht jo machen, wi-> jener Table-d'hote-Gast, der, als ihm die Spargeljchuffel zuerst feroiert wurde, mit seinem Messer die Spargelköpfe abschnitt und sie aui seinen Teller brachte, dem verwunderten Nachbar auf seine Frage die klassische Antwort gebend:»Ja, wissen Sie nicht, daß die Köpfe am besten schmecken?" Der biedere Landmann teilte darin die Au- ficht des verstorbenen Schahs von Persien, der ja bei seiner Europa - Reise den damaligen Zeremonienmeistern manche Sorge bereitete, so auch beim Spargelessen: er biß den Stangen' die Köpfe ab und warf die Reste hinter sich. In Büchern der Erziehung zu vornehmer Lebensart sollte überhauvt ein Kapitel über richtiges Spargel- verzehren nicht fehlen, wie dies ja auch beim Fischessen der Fall' ist. Die Spargelkultur. Nachdem wir so den Sporgel auf seiner Wanderung vom Pro- duz-nren zum Berzehrer begleitet haben, wenden wir uns jetzt seinem Ursprung zu. Sandboden— weit und breit dehnt sich das flache Terrain aus, wichtig ist, daß der Boden durchläjsia und frei von schädlichem llnt«grundwass« ist. Und vor allem frei von Unkraut, namentlich der lästigen Quecke. Vorfrucht von Kariofjeln, die den Boden.reinigt", ist eventuell angebracht. Der Boden wird rigolt, was nur selten umgangen werden kann. Im Winter teilt man da» Land in 1,25 Meter breite Beete«in, die von Norden nach Süden gehen sollen. In der Mitte des Beetes wird ein 40 Zenti- meter tiefer und ebenso breiter Groben ausgehoben und die Erde auf das Zwischenland gebracht. Der Graben wird mit Dünger und Komposterde gefüllt. Von Ende März bis Anfang Mai werden die jungen Spargelpflanzen(zweijährige) im Abstand'von einem halben Meter gepflanzt, so daß für einen Morgen zirka 5000 Pflanzen notwendig sind. Wer mit einem Meter Abstand pflanzt, erzielt wohl stärkere Stangen, das Gesamtergebnis ist aber natürlich kleiner. Die Wurzeln sind beim Pflanzen gut auszubreiten: dann wird zirka 10 Zentimeter hoch Erde hinaufgebracht. Nach dem Ab- schneiden des abgestorbenen Krautes im Herbst wird den Pflanzen durch kurzen Kuhmist Nahrung und Winterschutz gegebe». Im Frühjahr des zweiten Jahres wird dieser Mist wieder mit Erde gedeckt, dann folgt im Herbst neues'Aufbringen von Mist, da- zwischen sollte bei geeignetem Wetter gejaucht werden. Im dritten Frühjahr findet nun durch Umgraben des Zwischenlandes die An- häufelung statt, und dann kann mit dem Stechen begonnen werden. Man sticht sämtliche Pfeifen, auch die schwachen(da deren Stcl?en- bleiben den Pflanzen nichts nützt), hört jedoch Ende Mai auf. Jetzt muh durch Düngen mit künstlichem Dünger und Jauchen für die Fortentwicklung kräftiger Augen zum nächsten Frühjahr gesorgt werden: gerade im Sommer entwickelt sich die Anlage zur Sprossen- biiduug. In den ersten beiden Jahren kann man auf dem Zwischen- lande anderes Gemüse ziehen: für solche Zwiichenkultur eignen sich Buschbohnen am besten. Von der Pflanzung von zwei Reihen Spargelpflanzen aus einem Beet ist man gänzlich abgekommen: die Vorteile der einreihigen Pflanzung liegen selbst für den Laien offen zutage. Im Winter müssen die Beete eingeebnet werden und im Frühjahr wieder aufgehöht. Daß keine Gelegenheit versäumt wer- den sollte, dem Boden Nährstoffe zuzuführen, ist selbstverständlich. Je kräftiger die Pflanzen ernährt werden, desto reicher tragen sie. Auch die Unkrautbekämpfung mutz dauernd im Gange sein. Und dann ist noch großes Augenmerk auf die Schädlinge des Spargels zu legen: der Spargelkäfer erscheint schon in den ersten Tagen des Mai, ferner gibt es die ebenso gefährliche Spargclflicge. Nament- lich junge Pflanzungen werden gern heimgesucht. * Wie man sieht, ist die Spargelkultur durchaus nicht mühelas: auch der Einfluß des Wetters macht sich sehr bemerkbar. Gerade nach diesem milden Winter hätte man eine frühe Spargelernte erwarten sollen: diese ist aber infolge der kühlen Frühjahrsmitterung mit ihren kalten Nächten nicht eingetreten. Schließlich noch eine Mahnung an jeden Spargelzüchter: wer nach dem 24. Juni noch sticht, schädigt seine Kultur auf's allerempfindlichste. I- früher man aufhört, desto besser ist es für dos nächste Jahr. Raubbau verträgt der Spargel nicht._ Einem ungewöhnlichen Leichtsinn siel am Freitag der V14jährige Gerhard Hübner zum Opfer. Nach Ausräumung des Bodens Dcnnc- witzftr. 32 von altem Gerumpel warf eine Franziska L. aus dem Bodenfenster die vollgepfropften Säcke auf den Hof hinab. Ein Sack traf das auf dem Hof befindliche Kind, dos mit schwerer Gehirn- erschütterung und kompliziertem Beinbruch ins Elijabeth-Kranken- Hans gebracht werden mußte.
tig. Soll die Welt gerettet werden, so muß es durch gemein- fam arbeitende werktätige Menschen geschehen. Und diese Rettung ist das Ziel;«r will den Menschen beweisen, daß dos Chnstu's-Leben nicht nur von Unverheirateten und Einsiedlern geführt werden kann, sondern auch von Familienvätern. E? muß allmählich das Leben der Straße, des Marktes, des Heims werden. Wenn Eleanor mit ihm käme, ihre Stimme mit der seinen vereinigte, den Menschen verkündete, daß ein Mann und eine Frau zusamtnen glücklich sein können, ohne den Luxus und Prunk, für den die bürgerliche Jugend täglich ihr Urrecht an Liebs und Freude verschachert, sich zu einem Leben des fiebri- gen Erraffens verdammend. Daß das Leben nicht von schönen Möbeln und Kleidern abhänge, von zahlreichen Dienstboten. prächtigen Häusern und erlesenen Speisen, daß ein Mann und eine Frau, die dies« Dinge besessen haben, sie freiwillig auf- zugeben vermögen und auch ohne sie Zufriedenheit und Be- Hägen finden können, daß die Befriedigung der einfachen Be- dllrfnisse genügt: sind diese gesichert, so hat das wilde Ringen um Reichtum und Ueberfluß keinen Sinn, die Habgier, Aus- beutung und Geldwut, die feit so langem die Welt mit Leiden und Schmerzen erfüllen. Wollte sie doch mit ihm kommen! Zusammen vermöchten sie eine Fackel zu entzünden. Aber wie kann er sie darum bitten? Nicht etwa, daß sie die Furcht vor körperlichen Entbehrungen und Unbequemlichkeiten zurück- halten würde. Verlangte man von ihr Heroisches— forderte man sie im Namen einer guten Sache auf, Leiden zu erdulden. ja selbst den Tod,— sie würde ihr« Hand in die seine legen und freudig aufbrechen. Sie halle Betty beneidst, die auszog, um im Wintergrouen der russischen Steppen gegen Hunger und Krankheit zu kämpfen...Ich bätte sie genie bcglettet," hotte sie zu ihm gesagt.„Dies muß ein Erbteil meiner Mutter sein. Etwas Seltsames geschah ihr, da sie ein jun�z� Mädchen war: sie wollte niemals darüber sprechen, aber ich weiß dennoch, daß es sie ihr Leben lang gequält hat. Als sie im Sterben lag. flüsterte sie mir zu. Gott habe sie in ihrer Jugend gerufen und sie sei dem Ruf nicht gefolgt. Der Vater nnd wir Kinder hinderten sie daran. Sie hatte einen Gatten genommen, konnte daber nicht kommen." Eleanor hatte ihn damals lochend ge- küßt; er erinnerte sich an die Tränen in ihren Augen und das Beben ihrer Stimme. (Fortsetzung folgt.)