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wort führte zu der Schießerei, bei der der Wirt der Wirtschaft erschossen, ein Arbeiter schwer verwundet wurde. Die kleinen Gewalttaten sind, nicht zu zählen. Einem Handwerker in Bologna , der am 21. April gearbeitet und am 1. Mai gefeiert hatte, hat man die Werkstatt mit ollen Geräten verbrannt, mit einem Sachschaden von KOlK) Lire. In Rom sind die Dan- dolen das drittemal in das Lokal unseres Partei- Vorstandes gedrungen, haben aber diesmal wenig Beut« gemacht. Uebrigens haben in Mailand , einer Enquete des liberalenCorriere della Sera " zufolge, 50 Proz. der Arbeiter gefeiert, gegen 20 Proz. im Vorjahre. In Rom hatte man den Chauffeuren der Autodrofchken, bei Strafe der Entziehung der Lizenz, zur Pflicht gemacht, am 1. Mai zu arbeiten. Der- artige kleine Gesetzesbeugungen find unzählige geschehen. Die Giustizia " hat recht, wenn sie ein Wort Mussolinis aus frühe- rest Zeiten anführt, als ihm dererste Mai" zu friedlich und hausbacken war und er forderte, man müsse ihn entweder abschaffen oder zu seinem früheren Geist zunickführen. Unser Zentralorgan meint, er hätte beides vollbracht: offiziell ist die Feier abgeschafft, ihrem Geiste nach ist sie auf die ersten Zeiten der Gläubigkeit und des Opferwillcns zurückgekommen. Im Beschlagnehmen ist man weiter unermüdlich, so daß sich die politischen Ereignisse nur lückenweise in den Köpfen wider- spiegeln würden, wenn nicht die öde Eintönigkeit von Gewalt, Groffmäuligkeit, wachsender Teuerung und sinkender Valuta es erlaubte, auch eine tagelange Unterbrechung der Nachrichten ohne Aufwand mi Phantasie wahrheitsgetreu zu ergänzen. Das Mailänder WitzblattII Cafe* hat feine Ver­öffentlichungen eingestellt: von 14 Nummern wurden 7 be­schlagnahmt, viermal wurde das Blatt verwarnt, einmal fein Redakteur von der Präfektur verworfen, eine zweite Bean­standung stand bevor. Das wurde des Witzes zuviel. Hoffentlich wird nun Mussolini bald Iustizminister.

Unzufrieden I Tie Hugenberg-Presse gegen Hindenbnrg. Die Hugenberg-Presse ist unzufrieden. Unzufrieden mit dem Bekenntnis Hindenburgs zur republikanischen Verfassung. Unzufrieden ,nit dem Bekenntnis Hindenburgs zur Volks- souveränität. Unzufrieden mit dem Eid auf Schwarz-Rot- Gr, Id. Weil sie unzufrieden ist, greift sie zu Fälschung und Be- schimpfung. Sic fälscht die Ansprache Hindenburgs im Reichs- tag. Hindenburg hatte ausgeführt: Beide, Reichstag und Reichspräsident, zusammen erst bilden d!« Verkörperung der V o l k s s o u v e r ä n i t L t, die die Grundlage unseres gesamten heutigen Verfassungslebens bildet.". Die Hugenberg-Presse,Tag" undLokol-Anzeiger", hat diesen Satz in folgender Form wiedergegeben: Beide zusammen erst bilden die Grundlage unseres gesamten heutigen Versassungslebens." .Die Hugenberg-Presie hat dos Bekenntnis zur Volks- souveränität unterschlagen. Sie beschimpft die Reichsfarben. DerTag" schreibt: Rur Lobe hat, wie immer, sein s.,warzrotgelbes Reichsbanner- nbzeichen angelegt. Sein Platz ist heute mit einem riesigen schwarzrdtgelbcn Tischtuch bedeckt, flankiert von Hör- tensien aus den Tischen der Schriftführer." Die Reichssarben, auf denen der Präsident den Eid auf die Verfassung ablegt, einschwarz-rvt-gelbcs Tischtuch". Wollten die Herrfchaften, die aus Unzufriedenheit fälschen nnb schimpfen, zu verstehen geben, daß Hindenburgs Worte und Hiirdenburgs Eid nicht wörtlich zu nehmen feien? Hatten sie ein Bekenntniswie ich es auffasse" erwartet? Ausländische Prefsestimmen. 1t«w Zork. 13. Mai. sFunkspruch WTBl Bei Besprechung der Eidesleistung v. Hindenburgs sagtSun", Hindenburg habe ge- lobt, daß er den Willen de? deutschen Volkes achten werde, und er verkünde jetzt vor oller Welt, daß es sich hierbei um ein Gelübde bandele, das er erfüllen werde.Eocning Post" erklärt, ob Deutsch -

Der vornehme Kleinstädter. Bon Hans Bauer. Zn Gera ist in diesen Tagen der Prozeß gegen die Frau Land- gerichisrat Fritzsche zu Ende geführt worden. Er hat ergeben, daß diese Dame nicht des Giftmordversuchs schuldig ist. Aber das ist eigentlich gar nicht so wichtig. Juristisch war dieser Prozeß nur einer von vielen. Es kam auf seinen Hintergrund an. Aui diesen« hat sich ein Geselsichostsbild entwickelt, das keineswegs ein besonde- res, ein markantes, eiM einmaliges, sondern ein alltägliches ist. Es hat stch das Gciellschastsbild der Kleinstadthonorotiorinnen gebildet. Nicht immer wohl blüht auf solchen, Hintergrund ein Anschlag aus da» Leben ober die fälschliche Beschuldigung eines Mordversuchs. Aber in diesem Intrigenspiel, das in Altenburg und Ehrenhain geführt worden ist, in diesen kleinlichen Bo-Hastigkeiten, in diesem Ränkespiimcn, in diesen gottvergessenen Klatschereien und nichtigen Aufgebouschtheiten erkennen wir die photographisch treue Wieder- gab« des Lebensrages einer Menschenschicht, die so wenig Sorgen hat, daß deren willkürliche Konstruktion ihre einzige bleibt. Die Frau Rittergutsbesitzer fühlt sich gekränkt, weil der Herr Landgerichtsrai sich nicht nach ihrem Befinden erkundigt hat. Tie Frau Landgerichts- rot ist empört, weil die Frau Rittergutsbesitzer sie vom Vorstandstiich de» Vereins aus nicht genügend beachtet. Die Frau Ministerial­direktor hat einen neuen Reihsrhut, aus dem ihr in der Garderobe de» Kränzchens einige Stangen herausgeschnitten werden. Im Kränz- chen haben sich zwei Parteien gebildet, die sich aufs bitterste be- fehden. Lügen werden gewoben, Gerüchte in Umlauf gesetzt:Haben Sie schan gehört, daß neulich der Frau Aisessor zwei silberne Löffel abhanden gekommen sind? Kurz nach dem Abschied der Frau Land- g«richt»dir«ktor sind sie verschwunden gewesen. Iaaa. Man weiß es aber- nicht, wer sie hat." Verdacht wird gesponnen. Pläne wer- den. geschmiedet. Ilnd�so feig sind sie alle. Als die Sache vor Ge- eicht kommt, hat keiner etwas gesogt. Und so dumm sind sie alle. So grenzenlos dumm. Die Frau Rittergutsbesitzer führt den Generalstreich gegen die Schwägerin. Die Bombe platzt. Aber nein, es ist nur eine Seifenblase. In der Baruntersuchung spricht sie anders als in der Haupivcrhandlung. Der Borsitzende weist ihr nach, daß die ganze Geschichte so gar nicht hat sein können, wie sie geschiHert worden ist. Sie ist schlecht, lückenhaft konstruiert. Dazu kommen noch grobe Fahrlässigkeiten. Frau Mühlig-Hofmann hat ihrem Dienstmädchen noch vor der chemischen Untersuchung des Kaffees olles über dessen Befund gesagt. Ein Wust von Gemeinheiten und Lügen? Das auch. Aber vor allem von Tagediebere! und Bertrottelung. Das Geraer Gericht hat aus dem Beet eines vornehmen Klein- itadtgartens einige Blume» gezupft und sie sozusagen zu einem ' Kränzchen gewunden. Es kommt nun darauf an, den Boden umzupflügen.

land von Hindenburg oder Ebert regiert«erde, das von de« Junkern erträumte goldene Zeitalter kehre nicht wieder. Die Welt sei. vorwärts geschritten seit 1918 und mit ihr habe sich auch Deutschland geändert. Jten Jork . 13. Mai.(TU.) Der Berliner Korrespondent der World" erklärt, man sei ollgemein überzeugt, daß Hindenburg fähig sein werde, die Republik gegen jede innere Gefahr zu schützen. Alle wären von den reinen Absichten Hindenburgs durchdrungen. Der Korrespondent desHerald" unterstreicht den religiösen Ton in der Rede Hindenburgs, wie überhaupt samt- liche Zeitungen auch in ihren Ueberschristen aus die Ausnahme der religiösen Formel in den Eid hinweisen. Diele Blätter bringen als Hauptübcrschrift Hindenburgs Gelöbnis, loyal die Republik zu schützen, sowie dieritterlichen Worte" über die Verdienste des ver­storbenen Reichspräsidenten Ebert . wie«. 13. Mai. (WTB.) DieNeue Frei« Presse" schreibt: Hindenburg zeigte in seiney Antrittsreden den Wunsch, zu beweisen, daß er nicht nur der Erwählte des halben Deutschlands sein rvill, sondern der Vertrauensmann des ganzen. Sein« Erklärungen haben auch viel getan, um manche Sarge zu zerstreuen, und wir hassen. daß die weiteren Ersahrungen den guten Eindruck des ersten Tagös bestätigen werden. Mit besonderer Geimgtuung begrüßen wir ovr allem in Oesterreich die herzlichen Wart«, die Hindenburg in seiner Kundgebung den Deutschen außerhalb des Reiches gewidmet hat.

Sazillenkult. Zustiznusschreitunge« In Württemberg . Von unserem Stuttgarter Korrespondenten wird uns geschrieben: Am 3. Mai wurde der Londtagsobgeordnete Genosse Dr. Kurt Schumacher, Redakteur an derSchwäbischen Tag- wach t", vom Großen Schöffengericht Stuttgart I wegen Deleidi- gung des damaligen Abgeordneten und jetzigen würtembergischen Staatspräsidenten Bazille z u drei Monaten Gefängnis verurteilt. Der Landtag hotte für diesen Fall die parla- inentorische Immunität aufgehaben, angeblich um Bazille Gelegenheit zu geben, sich von den gegen ihn erhobenen sachlichen Vorwürfen zu reinigen. Bazille hat von dieser Gelegen- heit sachlicher Auseinandersetzung keinen Gebrauch gemacht, sondern es dem Gericht überlassen, die Situation zu einem politischen Ten- denzurteil übelster Art auszunutzen. In Württemberg ist eine förmliche Verfolgungs« epidemic gegen sozialdemokratische Redakteur« ausgebrochen, die es wagen, an der Gattähnlichteit des Halb- ftanzosen zu zweifeln, der von den schwäbischen Nationalisten zum Hort ihrer völkisckicn Belange kreiert worden ist. Aus der Red«, die der Genosse Keil im Reichstag noch der ungeheuerlichen Der- teidigung der Roihenau-Mörder durch den Reichstagsabgeardneten Bazille geholten hat, ist ein ganzer Rottenkönig von Prozessen ent- standen, in dem bis jegt allein van derSchwöbischen Tagwacht" drei Redaktcure zu Gefängnis- bzw. hohen Geldstrafen verurteilt worden sind. Keil hotte dem Hüter der nationalen Moral, Bazille, einmal den eigenen Sündenspiegel vor Augen geholten und dabei festgestellt, daß Bazille außer dem Gehalt als württembergischer Regier ungsrat, dessen Stellung er übrigens wegen Innehobung eines Mandats zur verfassunggebenden Landesversammlung nicht ausübte, noch das Geholt seiner Position als Präsident der Provinz Limburg bezogen hatte, trotzdem er mit den Abwicklungs- geschälten nur noch ganz geringfügig zu tun hotte. Bazille hatte keiner seiner vorgesetzten Behörden Mitteilung davon gemacht, daß er auch für die andere Behörde amtiere bzw. von ihr Geholt beziehe. Di«Schwäbische Tagwacht" hatte daraufhin an Hand der Tatsachen festgestellt, daß sämtliche objektiven Taibestandsmerk male des Betrugs beständen, die Frage noch der subjektiven Saite de» Delikts aber offengelassen. Außerdem hotte sie noch die Werturteile führender Staoismänner des königlichen Württembergs und einzelner hervor- ragender Politiker wiedergegeben, gegen die der Berufsoppositionell« Bazille als Iungliberaler in der Vorkriegszeit in schärfster Fronde gestanden hatte. Bazille hotte sich damals gehütet, gegen diese Leute vorzugchen, sondern war vorsichtig genug, erst ihren Tod ob- zuwarten, um sich 12 Jahre später auf Kosten derSchwäbischen Tagwacht" als tadelloser Ehrenmann zu gebärden.

Große und kleine Slamageo. Die Firma Gustav Cords in der Leipziger Straße leistet« sich anläßlich der Einführung Hindenburgs in seine Präsidentenwürd« einen Spezialwitz, der als Symptom der deutschen politischen Naioi- tät festgeholien zu werden verdient. lieber dem Eingang zu den Geschäftsräumen prangten die preußische, bayrisch«, sächsische und würrtembergischc Königssahnc. Das Wappen mit der Krone nahm mindest« ein Drittel einer jeden Fahne ein. Jeder Deutsche hat nach alter geheiligter Tradition dos Recht, sich so gut zu blamieren, wie er kann. Wenn die Firma Cords den Tag, an welchem der Reichspräsident auf die Verfassung der Republik vereidigt wird, zum Anlaß einer monarchistischen Demonstration macht, so Hot sie noch derselben Verfassung ein Recht aus-reie Meinungsäußerung. Ich aber als Verteidiger der Schwachen erlaube mir die Frag«. warum das nette kleine Fürstentum Reuß, jüngere Linie, so schnöde vernachlässigt wird, warum die betr. Firma sich nur zur Protektorin der vier ehemaligen deutschen Großslaaten auswirst, warum sie also meine reußischcn Gefühle oder die meiner Waschfrau, die aus Waldeck stammt, so empörend verletzt? Die Firma sollte bedenken, daß eine reiche Bekannte von mir, die in Mecklenburg -Sirelitz zu Hause ist, bei ihr nicht mehr kaufen wird, da diese treue Untertanenseele nach dem angestammten Großherzog lechzt. Aber die Firma Cords wird schon wissen, was sie tut. Sie treibt sicherlich eine sehr intercsiante Sonderpolitik, und wir werden oielleicht bei der nächsten Reichstags- wohl durch die Aufstellung eines Kandidaten der Fraktion Cords überrascht werden. Don den großen Blamagen zu den kleinere». Die Firma Wert- heim hat diesmal nur die preußische Flagge gehißt, während am Wahltag auf ihrem Dach noch die Reichsfahne prangte. Diese rasche Umstellung auf den vermeintlichen Boden der gegebenen Verhält- nisse sollte jeder Republikaner sich merken. An einem Haus in der Potsdamer Straße hing neben der preußischen und der bayrischen Fahne in Rieseniormat die ausrangierte Fahne der Monarchie Habs- bürg. Auch eine interessante politische Kombination! Wenig'erfreu- lich ist ai'ch die wiederholt festgestellte Totsache, daß die Berliner Lehranstalten in ihrer Mehrzahl sich vorsichtig hinter die Fahne der Stadt Berlin stellen. Die Wohl des Reichspräsidenten aber ist Sache des Reichs und nicht die Angelegenheit von Berlin , von Kaiserz- läutern oder Kyritz an der Knotter. L U c s a n.

Vie modernste Stadt Palästinas . Ein Mitarbeiter derTribuna", der soeben von einer Reise nach Palästina zurückgekehrt ist, plaudert in seinem Blatt von den Eindrücken, die er von einem Besuch in Tel- Aviv mit hinweg- genommen hat. Zwischen Jaffa und Jerusalem gelegen, ist Tel-Aviv vcn nach Palästina eingewanderten Zianisten im Laufe von knapp vier Jahren erbaut worden unt wird ausschließlich von Zianisten bewohnt. Dank der Bermittlung einer ihm als Dolmetscherin dienenden jungen Aegypterin war es dem italienischen Bericht- erstatter möglich, sich notdürftig zu verständigen, denn in Tel-Aviv ist Amts- und Umgangssprache ausschließlich das Hebräische, und zwar dos Hebräische der Bibel, das nach zweitausendjährigem Todes- schlaf hier wieder eine lebende Sprache geworden ist.Tel-Aoio, da« am Saum« Kleinasiens , fast vor den Toren von Jerusalem ge-

Das Gericht wusch Bazille nach Kräften rein. Sein Standpunkt ändert sich überhaupt von Prozeß zu Prozeß. Jedesmal mehr stellte es das Verholten Bazilles als selbstverständlich und richtig dar, um sich jetzt in dem letzten von prozessualen Mängeln strotzenden Der- fahren mit der Handlungsweise Bazilles völlig zu identifizieren. Damit nicht genug, ist das Gericht letzt in ein« Pressepolemik gegen den Genossen Dr. Echü- macher eingetreten. In dem Pyozoßbericht derSchwä­bischen Tagwacht" war das Urteil als ein politisches Tendcnzurteil bezeichnet worden. Dagegen protestierte der Vorsitzende des Schöffen- gerichts, der sachlich ganz unzulängliche Amtsgerichtsrat Bocks- Hammer, der lediglich das Werkzeug seines deutschnationolen Berichterstotters, des Amtsgerichtsrots Hutzel ist, in einem mehr als spaltenlangen Artikel, den er an die gesamte bürgerliche Presse versandt hat. Er gibt an Hand der Akten dieGründe" der Vex- urteilung an, die ihm imTagwacht"-Bcricht nicht ausführlich genug wiedergegeben sind. Dieses skandalöse und im deutschen Rechtsleben unerhört« Verhalten wird dadurch nach verschärft, daß er in Wahr­heit sich mit der materiellen Begründung der Verurteilung gor nicht abgibt und das angebliche Vorhandensein der objektiven Tatbestands- Merkmale des Betruges nicht erörtert, sondern sich lediglich in einer Herabsetzung der Person des Gen. Dr. Schumacher gefallt. Ein Urteil, dos von derartigen Richtern gefällt ist. zeigt ni Verbindung mit der richterlichen Polemik nach der Urteils- föllung nicht nur, wie wenig objektiv die Richter sind, sondern auch. daß sie gar keinen Wert daraus legen, für objektiv geholten zu werden. Die Dinge wachsen sich jetzt in Württemberg zu einem Justizskandal größten Umfanges aus.

völkisches Dreigeftirn. Ludcndorff allein auf weiter Flur. Am 7. Dezember kehrten von den im Mai v. I. gewählten völkischen Reichstagsabgeordneten nur noch 14 wieder. Ihr«große Erneuernngsmission" hoben sie bisher nicht ersüllen können. Des- halb haben sie sich vorsichtigcrweise in drei Gruppen ein- geteilt, von denen jede ihr eigenes Programm und ihre eigene Taktik hat. Zur ersten Gruppe, die sichD e u t f ch v ö l k i s ch e Frei- heitsportei" nennt, zählen die Abgeordneten von Gräfe (Mecklenburg ). H e» n i n g, K u b e. v o n R a m r n. Graf R c v e n t. low. Schröder(Mecklenburg ), S-iffert, Stöhr. Weidenböser. Zur zweite» Gruppe, die unter dem NamenNa ti o n a l- sozialistische deutsche Arbeiterpartei" oufiriit, rech­nen sich dt« Abgeordneten Dietrich(Fronken), Feder, Dr. F r i ck(München ) und S t r a ß e r. Be! der letzten Gruppe, die keinen Namen mehr hat und nur alsbe! keiner Partei" im Handbuch des Reichstags verzeichnet ist, steht einsam auf weiter Flur Erich Ludend�rff, General der Infanterie a. D.(München ). So vergeht die Herrlichkeit der Welt. Sogar die Herrlichkeit der Hiiler-Welt!

Vertagung des Landtags. Bis zum 9. Juni. Der A« l t« st e n r a t des Landtags beschloß am Mittwoch, daß am Donnerstag bis zum 9. Juni die Vertagung des Landtags eintreten soll Heute will man die erste Beratung des Haushalts auf jeden Fall beenden, eventuell durch eine Dauersnzung. Aus der Tagesordnung der morgigen Donnerstogssitzung soll als' Hanpi punkt die erste Beratung der Zcntrumsantxqg« über die Städte- und- Londgeureindeordnung stehen.- I n der Paus« sollen die Ausschüsse arbeiten, insbesondere soll sich der Haupt- ausschuß mit der Beratung des Etats, der am heutigen Mittwoch an ihn überwiesen werden wird» befassen. __% Der Internationale Frauenkongrcß in Washington nahm am Sonnabend eine Entschließung zugunsten des Weltgerichtshofes und gestern eine zweite zugunsten der Abrüstung an.

legen ist," schreibt der italienische Berichterstatter,präsentiert sich als ein schmuckes, ganz modern anmutendes Städtchen. Auf den ersten Blick glaubt man sich angesichts der hellen luftigen Straßen und der hübschen Landhäuser, die sich zwischen Bäumen und Gärten hinziehen, in ein italenisches Seebad, etwa nach Viareggio , verseßt. Wenn man dann aber die schnurgeraden wtraßenzllge durchwandert und die mit großer Roumverschwendung. angelegten Häuserblocks sieht, meint man eher, sich in einer amerikanischen Stadt zu bc- finden, die wie durch Zauberei über den Ozean hierher geflogen kam. Die Straßen der Stadl durchjagen Automobile. Aus jedem Haus tönt dem Wanderer Klomermnsik entgegen, und überoll hat man den Eindruck eines behaglichen Wohlstandes und rühriger Ge­schäftigkeit. Die Bewohner zeigen bei oller Einfochheir einen aus­gesprochenen Zug von Eleganz. Man sieht zwar häutig die Hemd- bluse des russischen Studenten, aber in der Regel tragen die Männer khakifarben« Hemden mit kurzen Hosen nach der amerikanischen Sommermode. Reizend wirken die Frauen in ihren luftigen, im Schnitt an kleidsame Badeanzüge erinnernden Toiletten. Alle haben sie Bubiköpfe. Der Europaer weiß nicht, wie die Straßen heißen, die er durchwandert, denn auch die Straßenschilder tragen ousschließ- lich hebräische Schriftzeichen, und das gleiche gilt für die Plakate, die Firmentaseln und die Namensschilder an den Häusern. Auch ei» eigenes Theater besitzt die Stadt. Wie mir meine freundliche Dolmetscherin versicherte, wird bier demnächst VerdisOthello " mit einem Orchester einheimischer Musiker von einheimischen Solisten vufgesühri werden. Puccinis Tod feierte die Zionistenstodt mit einer Gedächtnisvorstellung, b« der dieTosco" zur Zlussührung gelangte, die durch Chopins Trmtermorsch eingeleitet wurde. Im Mittelpunkt der Stadt befindet sich ein großes Gebäude, in dem die verschiedenen Unterrichtsanstalten untergebracht sind. Zahlreich find auch die Bibliotheken, und noch zahlreicher dei Buchhandlungen. In Tel-Aoio und Umgebung erscheinen vier hebräische Zeitungen und mehrere illustrierte Wochen- und Monatsschriften. Die Stadt, die noch io jung ist, zählt heute schon 49 999 Einwohner, und wie schnell sie sich entwickelt, geht aus der Tatsache hervor, daß die Zahl ihrer Häuser sich täglich um dreß neue vermehrt. Man darf daher an- nehmen, daß innerhalb von drei Jahren die Einwohnerzahl doppelt so groß fein wird, und die Behauptung wagen, daß Tel-Aoio in kurzem Jerusalem überflügelt haben wird.

vie Einäscherung des Genossen Oklo Köster im Wilmcrsdorfer Krematorium findet am Donnerstag bereits um Ml Uhr vor­mittags statt. Monographische Mundartenaufnahme. Die reiche Welt der deutschen Mundarten wird jetzt wissenschaftlich festgehalten werden durch eine umfassende phonographische Aufnahme der Dialekte aller deutschen Länder. Es werden einige Sätze mit volkstümlichen Wen- düngen sowie ein freier nicht literarischer Text durch den Phono- graphen festgehalten. Die Arbeit ist für bestimmte Gebiete ein- zelnen Instituten übergeben. So ist z. B.. wie im Hamburger Ouickborn" berichtet wird.�der mecklenburgische und ostdeutsche An- teil dem Niederdeutschen Seminar in Rostock zugefallen, von dem jegt die phonographischen Ausnahmen der verschiedenen heimischen Mundarten durchgeführt werden,