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Vr. 227 42. Iahrgattg

t. Seilage ües vorwärts

5reltag,1S.Ma!lH25

Kommunistenfkanüal im Rathaus.

Was hat Hindenburg , Wahl zum Reichspräsidenten mit der Berliner Stadtverordnetenversammlung zu tun? Die Kam- m u n i st e n sind durch die Unentwegtheit, mit der sie im zweiten Mahlgang an der Präsidentschaftskandidatur ihres Thälmann fest- hielten, den Schwarz-Weist-Roten zu Wahlhelfern geworden. Die hierdurch ramponierte Parteiehre wiederher- zustellen, mußten sie in der gestrigen Stadtverordneten- s i tz u n g sich abmühen. Sie oersuchten das mit einem lächerlichen Vblenkungsmanäver und dem üblichen Krakeel, aus dem ihr Redner alsMärtyrer" hervorzugehen wünschte. Aus An- laß der Begrüßung fjindenburgs durch Obetbürgermeister Böß und Stadtverordnetenvorsteher Ca spart hielt Stadtverordneter Dörr eine fener Reden zurGeschäftsordnung", in denen die Kommu- nistengroß" find. Er legte es darauf an, durch Rüpeleien den Stadtvervrdnetenvorsteher Haß zu zwingen, daß er nach den Vor- fchrlften der Geschäftsordnung einschritt. Die schließlich befragte Versammlung entzog dem kommunistischen Redner das Wort, aber Herr Dörr hatte Auftrag, es bis zum Aeußersten zu treiben. Als zum nächsten Derhandlungsgegenstand übergegangen wurde, verließ Dörr das Rednerpult nicht, und er redete ohne Worterteilung drauflos. Obwohl bereits einem anderen Redner das Wort erteilt war, begann er immer wieder mit seiner Redezur Geschäftsordnung". Es half auch nichts, die Sitzung zu vertagen, denn nach Wiedereröffnung begann das alberne Spiel von neuem. Schließlich wurde Polizei herbeigerufen. aber sie konnte Herrn Dörr nicht bewegen, gutwillig den Saal zu verlassen. Das Ende war, daß Verstärkung erschien und Herr Dörr sein Ziel erreichte, am Arm hinausgeführt zu werden. Er soll sich nur nicht einbilden, daß er mit solchen Spähen heute noch Eindruck auf die Arbeiterbevölkerung macht. Der kommu» nistische Stadtverordnete Goß wollte nachher das Theater weiter betreiben. Er rempelte den Dorsteher Haß an, erhielt aber von diesem die Antwort, daß Goß ihn nicht beleidigen könne. Diese Art, einen ungehobelten Menschen abzuhin, hatte nicht den Beifall der Volkspartei. Den Angriff ihrer Redner C a f p a r i und Leidig gegen unseren Genossen Haß wies der Demokrat Dr. Meyer zurück. Danach tonnte die Versammlung an ihr« Arbeit gehen. « Die gestrige Sitzung des Berliner Stadtparloments leitete ein von den Kommunisten herbeigeführter skandalöser Zwischenfall ein, der den Eintrttt in die Erledigung der umfangreichen Tages- vrdnung vorderhand unmöglich machte. Herr Dörr hiett sich dar- über auf. daß die Begrüßung des Reichspräsidenten v. Hindenburg am Brandenburger Tor durch den Oberburgermeister Büß, namens des Magistrats, und durch Dr. Cafpari, namens der Versammlung, stattgefunden hat und daß dies im Auftrage des sozialdemokratischen Vorstehers geschehen sei. Dazu habe Haß nach der Geschäftsordnung keine Befugnis gehabt. In diese Ausführung fiel ein Zuruf des Gen. Pattloch: Jh r Id i oten habt ihn ja g e w ä h l t! wofür Pattloch zur Ordnung gerufen wurde. Unter Berufung auf die Geschäftsordnung fuhr Dörr dann fort dos Verfahren des Vorstehers zu kritisieren und ließ das wiederholte Ersuchen des Vorstehers Gen. Haß, nicht Dinge vorzubringen, die mit der Geschäftsordnung nichts zu tun hätten, völlig unbeachtet. Schließlich sah sich der Vorsteher, der wahrlich Langmut genug geübt hatte, gezwungen, unter Beru- fung auf§ 48 der Geschäftsordnung, die Versammlung zu befragen, ob Dörr das Wort entzogen werden solle, und mit großer Mehrheit wurde die Wortentziehung beschlossen. Das blieb aber auf Herrn Dörr ohne Eindruck: er verharrte auf seinem Platz auf der Rednertribüne, und als der Vorsteher daiin Stv. S ch w l e n zur Begründung der A n f r a g e der D. Wp. betreffend die Erhebung der Zählergebühr durch die Bewag das Wort ertellte, sprach Herr Dorr weiter und zwang den Vorsteher, die Sitzung aus einige Minuten zu vertagen. Nach der Wiedereröffnung erhielt Stn Schwien das Wort: sofort ober sprach Herr Dörr wetter, da ihm das Wort zur Geschäftsordnung erteill fei und er das von ihm

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Schnock.

Eka Roman von See vad Sümpfen. Von Svend Fleuron. ,ttus dem Dänischen von Thyra Iakstein-Dohrenburg.) Das muntere Leben. Klares, fließendes Waffer füllte den Graben; auf dem Grunde aber lag der mattschwarze, staubähnliche Schlamm. Er lag zolldick. Schicht auf Schicht, die eine kleine Flocke über der anderen und so locker und leicht, daß ein dichter, trüber Staubwirbel sich bei der geringsten Berührung ausloste. Ein Ungeheuer mit Rachen und Zähnen, die an ein Kro- kodil gemahnten, einer flachen, verräterischen Stirn und großen, schläfrigen, bösartigen Augen lag dicht über dem Grunde des breiten, sonnendurchfluteten Quergrabens, der von der flachen Bucht des großen Binnensees ins Land einschnitt. Das ganze Ungeheuer war kaum einen Finger lang! Die aufschießenden Wafferpflanzen verhüllten seinen Kör- ver und zeichneten flüchtige Schattenrisse auf seinen runden, schlanken Schwanz. Es pflegte mit Wohlbehagen, einen treibenden Schilf- stengel vortäuschend, hier im Schlamm des Grundes sich zu tummeln, wenn die Sonne schien. Seme rotbraune Farbe mit den gettgerten Querstreifen bildete eine vortreffliche Maske. Es war nichts anderes als eine Schilfstoppel. Sogar der scharfäugige Reiher, der unbemerkt ein Dutzend Meter cnt- fernt herabgesegelt kam und nun lautlos mit langsamen, be- herrschten Schrftten immer näher und näher heranwatete, hielt es auf den ersten Blick für einen Stengel. Die ganze Geschäftigkeit eines Sommertages in solch einem Grabengewäffer umwogte den jungen Hecht... Wafferspinnen stiegen an die Oberfläche, um Lust$0 holen und dann zurückzukehren, ihren Borrat zwischen den Hinterbeinen verstauend, um im Geriesel des Quellmoores ihre silberschimmernden Taucherglocken zu vertäuen. Rücken- schwimmet, die eine hinter dem anderen, mit einer glänzenden Luftblase als Schwimmsack unter dem Bauche und einem Paar langer Beine, die gleich Riemen zu beiden Seiten weit abstanden, jagten in langen Sätzen durch das Wasser oder stiegen und sanken mit dem Tempo eines Luftballons. Der Hecht schielte nach oben und sah, geschützt durch eine Schilf- fach«, emen Schwann schwarzer, bootförmiger Taumelkäfer

Vorzubringende zu Ende führen müff«. Der wiederholten Aufforde- rung, die Tribüne zu verlassen, leistete er nicht Folge, behauptet« im Gegenteil, der Vorsteher verletze seinerseits die Geschäftsordnung, weil er ihm das Wort nicht gebe. Wiederum sah sich der Vorsteher, der andauernd die Glocke geschwungen hatte, genöttgt, an die Versamm- lunz zu appellieren, ob Herr Dörr wegen dieser gröblichen Ver- letzung der Ordnung von der Sitzung ausgeschlos- [en werden solle, und wiederum trat die große Mehrheit auf die Seite des Vorstehers. Da Herr Dörr unentwegt auf seinem Platz verblieb, oertagte der Vor st eher die Sitzung abermals, auf zehn Minuten und berief sofort den Aeltestenrat zusammen. Vor diesem wüsten Zwischenakt war ein Dringlichkeitsantrog. der den Verkauf de» Raffaelfchen Porträts von Gi- u l t a n o d e M e d i c i aus der Huldschinsky-Sammlung ins Aus- land(nach London für eine Million Mark) beanstandet und die Ver- sagung der niinisteriellen Genehmigung oerlangt, einsttmmig ange- nonimen worden. Uin 6,33 Uhr wiederholte sich bei der Sitzung dasselbe Schau- spiel. Der Dorsteher erteilt dem Stv. Schwien das Wort. Dörr (auf der Tribüne): Ich bitte ums Wort zur Geschäftsordnung. Mein« Herren, ich hatte mich...(Glocke des Vorstehers.) Bor st eher: Herr Dörr/ ich bitte Sie, die Tribüne und den Saal zu verlassen. (Dörr spricht weiter.) Ich vertage die Sitzung auf 3 Mi- nuten. Um 7 Uhr erschienen, vom Stadtrat Weg« geleitet, zwei Beamte der Schuhpolizel im Saale und gehen aus Dörr zu. Man fleht Dörr auf dir beide» einsprechen. Nach kurzer Zeit verläßt die Schupo den Saal, um alsbald, auf fünf Mann verstärkt, zurückzukehren. Nun- mehr wird Herr Dörr von 2 Schupobeamlea in die MM- genommen and unter dem johlenden Beifall der konimunlsten und händcklaifchen einzel­ner Tribünenbesucher hinausgeführt. Darauf erscheint der Dar st eher Haß. erklärt dt« Sitzung für wiedereröffnet und gibt dem Stv. Schwien das Wort, der nunmehr endlich die erwähnte Anfrage begründet. Darauf Goß(Komm.) zur Geschäftsordnung: Wir betrachten das Borgehen des Vorstehers als einen groben Unfug der Geschäftsordnung und legen schärfsten Protest dagegen ein, daß er dem Sto. Dörr das Wort entzogen hat, obwohl Dörr lediglich geniäß der Geschäftsordnung verfahren fei. Dr. Cafpari(D.Vp.): Warum hat der Vorsteher den Stv. Goß nicht wegen dieser Beleidigung zur Ordnung gerufen? Vorsteher: Nachdem der Aettestenausschuß meine Handlungen für richtig und geschäftsordnungsgemäß erklärt hat. glaube ich, daß der Stv. Goß mich durch sein« Angriffe nicht beleidigen konnte.(Sturm der Entrüstung bei den Komm.; andauernder wüster Lärm, Rufe: Unverschämtheit.) Ich habe keinen Ordnungsruf erteilt, weil ich die Situation nicht mehr verschärfen wollte.(Lärm recht».) Dr. Leidig(D. Vp.): Es kommt nicht bloß darauf an, ob Herr Haß diese Aeußerung persönlich auffaßt, sondern auch daraus, daß der er- hobene schwere Borwurf auch die Würde und das Ansehen der Der- sammlung aufs gröblichste verletzt. Dr. Meyer(Dem.): Ich kann in der Bemerkung von Goß eine Verletzung der Ehre und Würde der Bersamnilung nicht feststellen und bin dem Borsteher dankbar dafür. daß er unsere Arbeiten nicht wetter aufgehallen hat. Dr. Caspari tritt in äußerster Erreguno und mtt dem ganzen Aufgebot seiner Stimm- mittel, wodurch er wiederum tobenden Lärm bei den Kommunisten hervorruft, dieser Auffassung entgegen. Es fei ein vollständiger Irr. tum. Zu glauben, die Situation zu verbessern, wenn man die Zügel am Boden schleifeu lasse. Damtt erreicht um H8 Uhr dies« Episode ihr Ende. Um X8 Uhr wurde wiederum in die Sitzung ein« geheime Sitzung«ingeschoben, um die dritte Lesung der Bortage wegen Ausei mmdersehung mit der Deutschen Gasgesellschast m. b. H. und dem kreise Uiederbaruim hinsichtlich Gasversorgung vorzunehmen. Nach einer Viertel- stunde stellte man die Oeffentlichkeit wieder her. An die geheim« Sitzung knüpft ein Zlntrag Goß an, die Protokolle dieser geheimen Sitzung zu publizieren, damit die Bevölkerung erfährt, daß hier einer Privatgesellschaft auf 73 Jahre ein Monopol gegeben wird. lieber die Borlagen wegen Bildung einer

Sirohenbahnbetriebsgesellschast m. K. H. und wegen der Bersorgungsbezüge der zur Straßenbahnbetriebs- gefellschaft m. b. H. übergetretenen bisherigen Beamten und Fest- angestellten der Berliner Straßenbahn sowie über den Antrag des Zentrums betr. Betrieb von Verkehrsunternehmungen anderer Art durch die erwähnte Bettiebsgesellschaft m. b. H. berichtete Fablau (Dnat.). Die Erörterung, an der sich u. a. Genosse Löwy sowie Dr. Steiniger(Dnat.), Dr. Michaelis(Dem.), Dr. Leidig(DVp.) be- teiligten, drehte sich hauptsächlich um den von unseren Genossen gestellten Antrag, die jährliche Bilanz und die Gewinn- und Verlust- rechnung den städtischen Körperschaften zur Genehmigung vorzulegen. Der Antrag wurde mit 77 gegen 74 Stimmen abgelehnt, im übrigen der Gesellschafts- und der Vetriebsoertrag nach den Ausfchußvorschlä- gen mit der Maßgabe genehmigt, daß die Bildung von Untergesell- jchaften der Genehmigung der städtischen Körperschaften bedarf. Für die Beschaffung und den Einbau eines neuen Röntgenappa- rats für das Krankenhaus am Urban wurden nach den, Antrag der Ausfchußreferentin Genossin Fahrenwald 97 000 M bewilligt. Der Erwerb des Fundus des Deutschen Opern- Hauses wurde genehmigt. Entsprechend einem Antrag H e i m a n n(Soz. hat der Grund- stücksausschuß der Ueberlassung des im Besitz der Stadt befindlichen Terrains in Neukölln zu billige» Bedingungen zugestimmt, auf weichem die BaugenossenschaitM ä r k i s ch e S ch o l l e" 12 Wohn- Häuser zu bauen begonnen hat. Die Versammlung trat dem Aus- fchußantrag bei. Die neuerlichen Magfftratsoorfchläge zur Aufwertung von Sparkassenguthaben wurden unverändert angenommen. Schluß 9 Uhr.

Gerichtsarzte.

Nur irgendein ganz schlimmer Mißgriff und Verstoß, der eine erschütternde menschliche Tragödie zur Folge hat, lenkt die Auf- merksamkeit auf die verborgene Well der Acht und Leiden. Es ist die Tragik der Gefangenen, daß sie in den Häusern ihres Elends der Sprache beraubt find, um auch nachher, wenn sie der Freiheit zurück- gegeben sind, mit der sie in den seltensten Fällen noch etwas anzu- fangen wissen, stumm zu verbleiben. Ein Ueberwallen des Schmer- zes und zuweilen der Verbitterung, hält auch die von offener Sprache zurück, die geistig imstande sind, über das Wesen der Gefangenschaft zu berichten. Das Volk bleibt ohne Kunde von der Schicksalshärte, die hinter Gittern Menschen zur Strecke bringt, und fast nur durch Zufall erfährt es, daß an Mitmenschen Todesurteile vollzogen wur den, die nicht von Gerichten ausgesprochen find, ja, die oft in grau­siger Weise an die Stelle von verhältnismäßig niederen Strafen, entsprechend geringen Vergehen, treten. Es bleibt Zeiten politische! Gärung und hochtreibender Wellen persönlichen Hasses um der politischen Leidenschaft willen vorbehalten, bedauerliche Erscheinun gen dieser Art aus die Spitze zu treiben daß sie aber nicht oui polttische Häftlinge beschränkt bleiben, beweist das Sterben von acht Unterfuchungsgefangenen feit dem 1. Januar in einem ein zigen Gefängnisse! Mithin wäre es Sache aller Parteien und aller gerechtigkeitsliebenden Menschen, Stellung gegen Vorkommnisse zu nehmen, die unwürdig eines freien Volkes find. Einige Beispiele dürsten genügen, um die unhaltbare Stellung von heutigen Gerichtsärzten zu beleuchten. Ein Unter- fuchungsgefangener, fett Monaten in quälender Einzelhaft, bittet um Verlegung in Gemeinschaftshaft, weil er die Einsamkeit nicht mehr seelisch ertragen kann und der Arzt lehnt es ab. verweigert überhaupt jede ernste Hilfe weil der Untersuchungsgefangen'' doch ms Zuchthaus komme. Oder: ein Gefangener wird als Pars- lyttker von Wahnstnnsanfällen heimgesucht. Der Gefängnisarzt er klärt, er fei nicht einer Behandlung würdig, weil er sich die Krank - hell selbst leichtstnnigerweise zugezogen habe! Wehe dem armen nervenkranken Gefangenen, den der Gefängnisarzt als Simulanten erklärt ihm ist keine Rettung mehr möglich, die Haft steigert sich zur Hölle, und wenn sich hintennach herausgestellt hat, daß der arme Teufel nicht simulierte, so kann dies nicht mehr helfen, er fft inzwischen zugrunde gegangen, und der Arztbeamte kann von nie- mand zur Rechenschaft gezogen werden. Solange es Aerzte gibt, die ihrer Bcamteneigenschast die ein- fachst«-Standespflicht opfern, kann nicht genug gegen diese Volk»-

sich wie Pünktchen gegen die leuchtende Oberfläche abzeichnen. Die kleinen Wafferkäfer lagen still da und faulenzten; plötzlich aber schien ein Windstoß in sie hineinzufahren, sie wurden Hals über Kopf auseinandergetrieben und wirbelten und taumelten, immer weitere Kreise bildend, davon um dann mit gleicher Plötzlichkeit sich wieder wie eine Schar Schafe zusammenzudrängen. Der junge Hecht verbarg sich vor dem Reiher in einer Schlammvolke und schlüpfte ein ganzes Stück entfernt davon. Auf einer offenen, unterseeischen Ebene in einem breiten Wiek legte er sich im Schlagschatten unter einem Büschel üppiger Sumpfdotterblumen, deren gelbe Blüten zwischen den grünen, herzförmigen Dlätterwolken vorlugten, vor Anker. Es herrschte nirgends um ihn her Ruhe.. befand ein Tier sich auf dem Wege aufwärts, so war ein zweites im Ab- stieg begriffen! Und unter chm war das Schlammbett in unablässiger Bewegung. Stengel schlichen sich nach rechts und llnks davon; pelzige Klumpen tummelten über- und durcheinander... es kroch und wimmelte von Larven all- überall. Dort wieder lärmten die rastlosen Tauchkäfer un- unterbrochen; sie rissen Blätter und Stengel ad, die langsam und auf unheimliche Weise sich emporhyben. Auch Lust- bläschen lösten sich und wirbelten eilends aufwärts... Hier kämpften zwei große Raubkäfer mit einer armen Wafferwanze! Das flachäugige Insekt holte mit seinen skor- pionartigen Klauen nach seinen Feinden aus; aber die Raub- käfer ergriffen es jeder an einem Ende, schlugen mst ihren starken Fangbeinen die Klauen zur Seite und trennten ihren Kopf vom Rumpf. Sie durste froh sein, auf so bündige Weise des Lebens quitt zu werden! Alles peinigte, alles marterte sich hier unten gegen- feitig... ja fraß einander auf! Arme und Beine und mehrere Fettschichten seines Körpers einzubüßen, gehörte zur Tagesordnung und ruhte man sich nur eine kurze Minute aus, fiel man der Gier seiner Feinde anheim. Der große Pferdeegel hatte sich in rhythmischen Windun- gen durch das Wasser geschlängelt; jetzt war er müde und streckte sich einen Augenblick, ein Mittagsschläfchen zu holten sogleich fielen die vermeintlichen Stengefftümpfchen, auf denen er lag, ihn an, und gierige Mäkler mit scharfen Kiefern zückten nach seinem Fleisch: auf ein Haar wäre er für immer und ewig in Bande geschlagen worden, jetzt gelang es ihm doch endlich, sich zu besteien und von danneu zu jagen, zwei Plagegeister an den Fersen,__..... J

Aufmerksam verfolgte das junge Hechtlein die Flucht des Schlammwurms: Andere zu verschlingen, selbst aber diesem Schicksal zu entgehen das war dle Lebensaufgabe, wie es Schnock bald klar wurde. Eine ganze Zeit verhielt er sich vollkommen still, nur ein wiegendes Fächeln mit der Rückenflosse und die bösartig schimmernden Augen verrieten Leben. Langsam öffnete und schloß sie ihren kleinen, breiten Mund und ließ das Wasser über die feuerroten Kiemsn strömen, die ihr den zum Leben notwendigen Sauerstoff vermittelten. Aber es dauert nicht eben lange, da hat sie die Gefahr, der sie eben entronnen, vergessen. Ihre grimmige Fänger- leidenfchast berauscht sie aufs neue. Dom Schlagschatten unter den Sumpfdotterblumen schießt sie unter ein sich eben entfaltendes Blatt der Wasserlilie. Hier findet sie ein besonders beliebtes Lauscherplätzchen, der Rücken preßt sich gegen die Unterseite des Blattes, die Rase �reicht bis an die Grenze des Schottens, das Maul zum Bisse bereit. Silberlichtchen, von dem kleinen Fischvolk herrührend, um- blitzen sie, und Myriaden von winzigen, leuchtenden Krusten» tteren wimmeln ihr so dicht ums Maul, daß sie sie unablässig zu Dutzenden in ihren gierigen Rachen schlingen kann. » Namentlich all das, was hier in ständiger Bewegung war, hatte eine magische Anziehungskraft auf sie ausgeübt! Von dem Tage an, als sie, was hier Geschöpf von zwölf, fünf- zehn Tagen, den Inhalt ihres Dottersacks verzehrt und ihr großes, jagdgieriges Maul geöffnet hatte, erweckte alles, was da flimmerte, sich wand und rührte, alles, was e n t- schlüpfen wollte, auf unwiderstehliche Art ihren Trieb. Tief drinnen in dem innersten Kern ihres Wesens saß ihr ein allesbeherrschender Drang: er äußerte sich m einer Unersättlichkeit... einer Gewißheit dessen, nie genug be» kommen zu können, und einer Angst, andere könnten kommen und die Wasser vom Gettere säubern. Eine wahnwitzige Gier beseelte sie; und war sie auch vollgepfropft, daß sie nicht mehr zu schlucken vermochte, mußte sie dennoch, umher- schwimmend, eine Beute im Maule tragen! Was sich indessen still und stumm verhielt, übte keinerlei wesentliche Anziehung auf sie aus, sie empfand keinen Hunger bei dessen Anblick und keine Begierde, es zu besitzen; da« blieb ihr ja immer noch zu jagen. Still und stumm, bis zum Bauchs im Wasser stehend, sucht der scharfäugige Reiher unterdesseu den ganzen Gra- '' Bortjetzuo« solgt.)