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Das Mwarze �ahr der Seehanölung. Die Verluste der Preußischen Staatsbank.

Dar G«neraldirektion der preußischen Scehaudlung dürfton Llbfossung und Veröffentlichung ihres Verwaltungsberichts nie so schwer gefallen sein wie diesmal. Das Jahr 1924 wird als das schwarz« Jahr in ihrer Geschichte fortleben. In diesem Jahre wurde di« erste Staatsbank Deutschlands zum Gegenstand einer unwahrhaftigen skrupellosen Hetze. Aus der Unerfahrenheit und Mitschuld einig«? Beamter drohten ihr nicht unbeträchtliche V e r- l u st«. Erhebliche Teile der zweifelhaft gewordenen Forderungen hätten mit großer Wahrscheinlichkeit bei vorsichtigem Verfahren gerettet werden können. Aber durch eine übereifrige Staatsanwalt- schast dürften die zweifelhaften Forderungen bereits zu beträchtlichen Verlusten geworden sein. Ihr überlautes, dos Aerfahren zu einer Korruptionssensatlan stempelndes Vorgehen zog die Beteiligten in den Kot. Wir wissen heut«, in allen gravierenden Anklagepunkten zu Unrecht. Die Sprache des Verwaltungsbereichts ist nüchterner als die Geschichte dieses Jahres selbst. In d«n Aktiven der Bilanz er- scheinen unter den Schuldnern in laufender Rechnung, u n g e- deckte" Schulden mit 17,06 Millione n Mark. Das ist der höchstmögliche, ober auch wahrscheinliche Verlust aus den Krediteinräumungen an Iwan Kuttotor und den Varmat-Konzern. Die Gewinn- und Verlustrechnung weist ein«n Reingewinn von 4,30 Millionen aus. Unter der Bilanz steht folgende Fußnote:.Der Reingewinn wird als.Rückstellung für Äreditverlust«' verwendet.* In ihrem Bericht sagt di« Staatsbank, sie nehme an,daß bei normalem Fortgang der Geschäft« di« Verlust« au» den Erträgnissen der nächsten Jahre beglichen werden können*. Das ist der Tatbestand. Er klingt denkbar einfach. Er ist es aber nicht. Obwohl di« Seshandlung heute mit dem Lollvorlust der 17,06 Millionen rechnet. hat si« den Verlust nicht abgeschrieben. Möglich, daß es ihr wirklich ernst mit d»m Wunsch ist,.die Verluste, die aus den vereinzelten Mißgriffen entstanden sind, in voller Höhe bilanz- mäßig zum Ausdruck zu bringen* und daß sie deshalb die Abschreibung nicht vorgenommen hat. Hätte sie jedoch ihre Ver- luste abgeschrieben, so hätten in der Gewinn- und Verlustrschnung 17,06 Millionen Verlust 4,30 Millionen Gewinn gegenübergestanden. Wäre die Geehandlung nun kein« Staatsanstalt mit Staatsgarantls, sondern eine Aktiengesellschaft gewöhnlichen Rechts gewesen, so hätte die Seehandlung ihren Konkur» erklären müssen. Denn der Ver- lusiüberschuß von rund 1Z Millionen ist um Z Millionen höher als da» gesamte eigene Kapital und gerade genau so hoch wie Kapital und Reserven der Seehandlung zusammen. Das ist da» eine. Die Seehandlung sagt weiter, daß die Jnanspruch- nahm« der S t a a t s g a r a n t i«.nicht In den Kreis der Er- wögungen gezogen zu werden braucht*. Das ist die beruhigende Versicherung, der Staat habe keinen Schaden. Während der Inflation hat di« Seehandlung von den 129 Millionen Kapital. die ihr der preußische Staat als Betriebsmittel überwiesen hat. alles bis auf die 13 Millionen Kapital und Reserven der Goldbilanz verloren. Im Jahre 1924 hat sie 17 Millionen verloren. Also bereits 4 Millionen über alles das hinaus, was sie vom Staat empfangen hatte. Die Reingewinn«, di« die Seehandlung erzielt, gehören von Rechts wegen dem Staat, der darin da« der Seehandlung übertragen« Kopital zurückgezahlt erhält. Au» den zukünftigen Reingewinnen aber sollen die 17,06 Millionen Verluste gedeckt werden. Der Staat trägt die Verluste also doch. Di» heutige Höhe der Verlust« nun dürft«, das glauhen wir aussprechen zu dürfen, ganz wesentlich erst durch den Uebsreifer der preußischen Staatsanwaltschaft veranlaßt worden sein. In der schwer- sten Zeit de« wirtschaftlichen Wiederaufbau» hat dl« Staatsanwalt- schaft die Existenz der größten und wichtigsten Staatsbank gefährdet. Ob die preußisch« Regierung schon daran gedacht hat, wie si« die verantwortlichen an den eingetretenen Mehr Verlusten zur Rechen- schaft ziehen oder ähnliche Fälle schwerer Schädigung staatlicher und gesamtwirtschaftlicher Interessen durch Organe der Staatsanwaltschaft unterbinden kann? Wke es zu üea Verlusten kam. 1772 von Friedrich II. als.Generaldirektion der Seehandlungs- Sozietät* gegründet. 1904 inKönigliche Seehandlung(Preußische Staatsbank )* und nach dem Krieg« inPreußische Staatsbank (See- Handlung)* umgetauft, sollte sie die Finanz- und Geldoerwaltungs- geschäft« de» preußischen Staate» und seiner Unternehmungen be- treiben. Im 18. und 19. Jahrhundert war sie«ine Gründung». dank im merkantilistischen Sinn«. Um di« letzte Jahrhundertwende stieß si« den Rest ihrer Jndustriegründungen und-besitzungen ab und wurde reine Staatsbank. Je stärker die Bantentonzentration In Deutschland voranschritt, desto stärker wurde dl« preußische Staatsbank auch di« Anlagereserve für die flüssigen Mittel der beut- s ch e n Großbanken, di« der auf Girokonto keine Zinsen Sahlenden Reichsbonk natürlich nicht mehr beließen, als sie nach der Vorschrift de» Bankgesetzes mußten. In diesen ihr aufgetragenen und erlaubten Geschäften fand die Staatsbank in normalen Zeiten lmmer reichlich ihr Auskommen. Der Krieg bracht« für die Staatsbant eine höchst günstige Konjunktur*. Di« Anleihe- und Schatzwechselemissionen de» Reiches und Preußens, später die Lombardierung der Kriegsanleihen, ließen den Jahresumsatz der Seehandlung 1914 1918 von 21 auf 397 Mil­liarden hinaufschnellen. Auch da» alte Kapital von 100 Millionen (1913) wurde 1918 aus 160 Millionen erhöht. Aber wie die Reichs- dank wurde auch di« Seehandlung in den Kriegssinonzierungs- schwindet mit hineingerissen und ihre Bankunternehmungsmoral auf doppelten Boden gestellt. Als aus dem Kriegs- der Nachkriegs- finanzierungsfchwindel wurde, der bis zum Katastrophen- herbst 1923 fortging, versackte sie Immer tiefer im Jnflationselend, bis sie im Herbst 1923 wie di« Reichsbant fast vor dem Nichts stand. Helüüberfiuß Mangel an Malogemögllchkett. Aber dt« gestoppt« und durch die Kreditpolitik der Reichsbank zu gutem Auslauf gebrachte neue Rentenmartinflation bracht« auch zugleich di« Besserung in der Situation der Staatsbank. Der preu- ßische Staat bekam stabile Einnahmen und gleich sehr

hohe Einnahmen, ebenso die übrigen Einleger und ösfent- lichen Kunden der Staatsbank, die Gemeinden und deren Finanz- institute. Zu der Milliarde Rentenmarkübergangskreditc kamen dt« übersteigerten Steuereinkünfte der Staaten und Gemeinden hinzu. Damit wuchsen die Gelder der Staatsbank beträchtlich. Was aber fehlte, war die Anlagemöglichkeit. Tägliches Geld lag, besonders seit der Kreditdrosselung vom 7. April 1924 durch die Reichsbank und im Gefolg« der Flucht der Privatwirtschaft au« den Devisen und Sachwerten, geradezu auf der Straße. Die Banken waren nicht Geldnehmer wie sonst, sond-rn selbst Geldgeber. Bei ihnen konnte die.Staatsbank keine Anlage für ihr« flüssigen Mittel finden. Da der Staatskredit des Reiches und Preußens noch innen und außen zerstört war. lag da» Emissions- und Schatzwechfel- geschäft still. Die privaten Banken, gewitzigt durch ihr« Erfahrungen im Kreditgeschäft schon seit 1922, wo sie ihre«inseitig« Goldkondi- tionenrechnung beginnen mutzten, um sich überhaupt noch hinaus- sehen zu können, hüteten sich vor längeren Kreditgeschäften mit größeren Beträgen. Bis mindesten» zum 7. April war sür sie auch das Tagesgeldgsschäft für Devisen- und Börsenspekulationen, durch den niedrigen Diskontsatz und die Kredttgab« der Reichsbant mäch­tig gefördert, viel lukrativer. In dieses Geschäft, da» ein reines Zinedifserenzgeschäft war und offensichtlich der Spekulation diente, durfte die Preußische Staatsbank nicht hinein. Als di« Kredit- drosselung durch die Reichsbant einsetzte, war auch für die Privatbanken das Tagesgeldgeschäft gesperrt: es wurde auch als mit der vollen Devisenzuteilung ab 3. Juni und dem Absturz der Börsenkurse jeder Spetulalton die Grundlage entzogen war, immer weniger lukrativ, und die Konkurrenz der anlogesuchendcn flüssigen Gelder wurde so stark, daß das Tagesgeldgsschäft zum Ver­lustgeschäft wurde, das nur durch hohe Provisionen gehalten werden tonnte. So entstand jene volkswirtschaftliche Anomalie, daß der offene Geldmarkt in Geld schwamm, das kein Mensch brauchen konnte, und daß Industrie und Landwirtschaft an Kreditdürre verdursteten und in langen Scharen Kreuzzüge nach Amsterdam . London und New Vork veranstalteten, um längerfristiges Kapital zu erhalten. Im Inland wie im Ausland wurde da» Aufspüren von Kredit- quellen zum großen Tip, für den die höchsten Preise gezahlt wurden. Dazu fehlte der Markt der Privatdistont« vollständig, und das Rediskontangebot der Reichsbank an die Preußische Staatsbank vom Juli 1924 blieb wirkungslos, weil die Großbanken zum Satz von 13 Proz. das Geschäft mit der Staatsbank nicht riskieren konnten. Die Preußische Staatsbank blieb also auf ihren Massen von flüssigen Geldern ohne Anlagemöglichkeit sitzen. Dazu kamen für die Staatsbant einig« ander« Momente. Sie war ein« staatliche Bank und war geleitet von Beamten. Diese Bo- omten hätten es in der gegebenen Lage auf sich nehmen müssen, ihre Bank ohne Gewinn arbeiten und die Gelder einfach liegen zu lassen. Dazu hätte die Einsicht gehört, daß jedes mögliche Ge- schäft, zumal da« kurzfristige, mit hohem Risiko oerknüpft war, und daß der Staatsbank, nachdem selbst di« Reichs- dank und die Großbanken mit ihrer alten und durch lange Er- fahrung streng gesichteten Kundschaft keine Beurteilungsgrundlagen für di« Bonität ihrer Geschäft« hatten, überhaupt jedes Kreditgeschäft verboten sein mußte, auch wenn es«in sogenannte» Wechsel- oder Effekten k o m b a r d geschäft war. Sodann waren die Beoinien der Staatsbank gerade in jenen Geschäften ohne alle Erfahrung, die »ach der gegebenen Sachlage an sie herantreten mußten, in den Kreditansprüchen solcher Privater nämlich, die ohne Verbindungen und ohne Rückhalt bei den Großbanken mit ihrem Kredstbedürf- »Is In der Luft hingen und zur Stützung ihrer Finanztransaktionen Kredit« zu nehmen bereit waren zu Bedingungen, die konsolidierte Unternehmungen auf Dauer zu tragen unfähig gewesen wären. End- lich waren Teile der hohen Bureaukratle durch die doppelt« Moral der staatlichen Finanz» und Rechtspolitit in der Kriegs- und Inflationszeit korrumpiert, durch di« blendende Herrschaftsmacht der alten und neuen Konzerne verwirrt und für zwar durchaus nicht betrügerisch«, aber auch nicht streng solid« Geschäft« empfänglich gemacht. Da« ist der Boden, aus dem die Preußisch« Staatsbank seit dem Katastrophenherbst 1923 und durch die Schelnstabiltsierung der Rentenbant zu jenen Kreditgeschäften kam, die di« 17 Millionen Verluste im Jahre 1924 veranlaßt haben. Vena öle flrmen bei üer Seehanölung borgen... Der Seehandlung angeschlosien ist das Staatliche Leih- amt. In ihm erhalten di« Aermsten von der Seehandlung Kredit«. DI« Gewinn- und Verlustrechnung der Kredite der Reichen schließt 1924 mit einem Gewinn von 4L0 Millionen ab. Er bezieht sich auf einen Ceschäftsumsatz von 29,67 Milliarden Mark, von dem der erzielte Gewinn 0,016 Proz. beträgt. Die Gewinn- und Verlustrechnung au» den Krediten der Aermsten sieht wesentlich anders aus. 1924 wurden 121 000 Pfänder versetzt und 2,0s Millionen Darlehen darauf gegeben, je Pfand 17 Mk. Durch Einlösung, Erneuerung und Versteigerung gingen bei insgesamt 88SS0 Pfändern wieder ein IM Millionen Mark. Der Dar» lehensumsatz betrug also 3,13 Millionen Mark. Daraus wurden 234 000 Mk. Gewinn erziell. Auf den Darlehensumsatz berechnet ergibt das 7,3 Proz. Aus den Krediten der Aermsten wurde also im Verhältnis der 400fach« Gewinn erzielt. Auf dieses Kapital berechnet macht der aus dem Pfandgeschöft erzielte Gewinn von 234 000 Mk. 30,9 Proz. Die Reichen zahlten 1Z bis 16 Proz. Zinsen jährlich, abgesehen von der scharfen Zinsanspannung nach der Kreditdrosielung Im April. Die Armen zahlten im Februar 8 Proz., ab Oktober 6 Proz., ab Dezember? noch 4 Proz. mo n a t- l i ch. Der Verwaltungsbericht bemerkt zu der Steigerung der nicht eingelösten und versteigerten Pfänder trocken, daß die Darlehens- nehmer zur Aufbringung der Zinsen nicht in der Lage waren und die Pfänder verfallen lassen mußten. Diese Fest- stellung erinnert an den bitteren ver» von Heine: Hat man viel, so wird man bald Noch viel mehr dazu bekommen. Wer nur wenig hat, dem wird Auch das Wenige genommen. K r.

Die überkapilasifierte Schwerindustrie wünscht das Wekk- rüsten. Während in Genf die Tagung über den privaten Waffenhandel stattfindet, sind die schwerindustriellen Magnaten Englands und Frankreichs an der Arbeit, ihre Wafsenlieserungen an ausländisch« Länder zu erweitern und rufen dafür die Hilfe ihrer Regierungen an. Der größte schwerindustrielle Kanzem Englands, der V i ck e r s- Kanzem, fordert von der Regierung, günstige Beurteilung von Gesuchen um Anleihen befreundeter Staaten auch für Rüstungszwecke*. Mit anderen Worten: die englische Regierung soll anderen Staaten für Waffenliefeningen zu Rüstungszwecken, dl« bei englischen Firmen ausgegeben wurden, Anleihen bewilligen beziehungsweise ihre Bewilligung durch die Banken befürworten. In der bekannten sranzösischen Zeitschrift Kavue de» deux Monde»* schreibt ein Vertreter der Schwerindustrie:Wenn man es fertigbringen würde, wie viel« es erträumen, den ständigen Zustand eines europäischen Friedens zu verwirklichen oder wenn auch nur einige Länder, etwa Frank- reich, diese gefährliche Illusion hegen würden, so würden die Ab- satzquellen sür Stahl und Eisen zu militärischen Zwecken außerordentlich geschmälert werden!* Man sieht deutlich, wohin der Weg der gegenwärtigen Industrieorganisation führt. Angesichts der geringen Konsumfähigkeit der Völker besteht ein« ständige Heber- Produktion an Eisen und Stahl, die die schwer- industriellen Magnaten nun zu Kanonen sür neues Llutvor- gießen verwenden möchten. Gute Zeilen für Banken. Für die industriellen In- flationsgründungen ist seit der Stabilisierung der Währung die Reinigungstris« schon da, und die wirtschastliche Entwickl" scheint sie für die Zukunft noch zu verschärfen. Di« I n f l a t i o n s- gründungen im Bankwesen aber erfreuen sich dank der über- hohe» Bankzinsen und Provisionen noch der s ch ö n st e n In- flationstonsunktur. Dos macht der Gerschäftsbericht der Berliner Getreidekreditbant A.-S. sehr deutlich, der auf da» 1924 arbeitende Kapital von 750 000 M. einen Rein- gewinn von 298 000 M., also mehr als«in Drittel des Kapital« erkennen läßt. Allerdings wird der Reingewinn nicht in dieser Höhe ausgewiesen, sondem in Abschreibungen und Fondsbildungen bis auf 20» 000 M. versteckt. Aber auch das sind noch reichlich 25 Proz. Von diesem werden nur 60 000 M. fLt �ic Sprozentige Dividend« verwsndet. Der Rest ist Tantieme, Reserva- und Wohlfahrtsfonds und Vortrag auf neue Rechnung. Gleichgültig, ob diese hohen Gewinn« mm im Betrieb bleiben oder den Aktiv- »ären zufließen, sie sind eine künstliche Verteuerung de» Brotes, das in Deutschland gegessen wird. Und dies« Brotver- teuerung ist ein« Folge der Ueberorganisation des Bankwesen» und de» Zinsmonopols, das die deutschen Banken dank der Kapitalnot heut« noch über die Wirtschaft ausüben. Für«ine gründliche Reinigungskrife Im deutschen Bankwesen, die un» mit den hohe» Zinsen auch von der Ueberorganisation de» Bankwesen; Mrcit, wäre es deshalb höchste Zeit. Gustav Geuschow u. Co.. A.�v. verliu. Auf diese alte Jagd- Munitionsfabrik und Waffengroßhandslsfirmo hatte der verlorene Krieg«ine doppelt« nachteilige Wirkung. Einmal beschränkte sie der Be�ailler Friedeosoemeg m der Au«. Nutzung ihrer Prodirftionsanlagen. Dann hat die Stärkung der Kon- kurrenzmdultrien im Ausland ibr AuslandspefchSst stark eingeengt. Die Folg« ist, daß sie für ihre durch Kriegslieferunaen stark erwei­terten Fabrikattonsanlaaen den Absatz nicht findet, den sie braucht. Das geht aus der Abschlußbilanz für 1924 deullich hervor. Auf das gegenüber der Vorkriegszeit oerdoppelte Aktienkapital von 4,1 Millionen emielte sie«inen Neingewinn von rund 79000 M. Der Rohgewinn beträgt 194 000 M., IIS 000 de» Rohgewinns ver- wendet sie ober zu Abfchreibuttgsn: den Reingewüm trägt sie auf neu» Rechnung vor. So mnellt sie kein« Dividende. Die Gründe für die relativ hohen Abschreibungen und auch für den un- ii günstigen Geschäftsabschluß dürsten mit in der zu hohen Feststellung., de» Goldlapitalz in der Solderöffnungsbilanz liegen. Die ungarische wirkschaslskrise. In Ungarn ist der gleiche Zustand eingetreten, der in Deutschland im Stabilisierungssohr zu beobachten war, aber in verhältnismäßig noch schlimmerem Ausmaß. Mit Hilfe einer geringfügigen Völkerbundanleih« 250 Millionen. wovon bisber nur 80 m Anspruch genommen wurden und die freilich hoch verzinst werden müsien wurde die ungarische Krone stabilisiert. Durch eine ausschließlich den Verbrauch und die Industrieproduktion belastende Steuerreform wurden die Staotssinanzen in Ordnung gebracht. Unter dieser Sanierung muh aber die Industrie zujonnnenbrechen. Di««inseitig auferlegten Steuern bringen der Staatskasse ungeheure Einkünfte, im zweiten Halbjahr 1924 um 6» Proz. mehr als im Sanierungsgesetz vorgeschrieben war, im Januar 1925 aber um 145 Proz. mehr.(Statt 25 Millionen Goldkronen 42 Millionen.) Diese ungeheuren Summen werden der Wirtschaft und dem Ver­brauch entzogen. Dadurch wurde die auch sonst unvermeidliche Betriebe mtttelknappheit in» ungeheure gesteigert. Die Zahl der Konkurs«!>et in der letzten Zeit gewaltig zugenommen. Di« Realkaufkraft der Lohne und Gehälter ist erheblich niedriger als vor dem Krieg, wec'.alb der Verbrauch stockt und große Massen der Bevölkerung dem Elend prelsqegeben sind. Während der In- flationszeit haben cmch die ungarische Industrie uno der Handel eine ungesunde Aufblähung«rsahren. Es entstanden 93 neue Textilfabriken, 33 Großunternehmungen der Bekleidungsindustrie, je 15 neu« Grobunternehmungen In der Maschinen-, chemischen und Lebensmittelindustrie. Die Zahl der kausmännischen Unter- nehmungen vermehrte sich um 100 bis 200 Proz. Diese Jnflations- gründungen müssen während der Stabilisierung»?«!« zum größten Teil abgebaut werden. Infolge der verderblichen Wirtschastspolitik gestaltet sich aber dieser Reinigungsprozeß viel schmerzhafter, als es bei einer vernünftigen hätte der Fall sein müssen. Ausbreitung der woMndustrie in Australien . Wie es eine Tatsache ist, daß die hochkapitalistischen WIrtschostszentren nur leben können, wenn sie über weite koloniale Rohstoffgebiete und zugleich Absatzgebiet« verfügen, so hat auch die Entwicklung ge- zeigt, daß dies« kolonialen Absatzgebiet« in der Folg« selbst indu- strialisiert werden und den Heimataebieten dadurch die Nahrung entziehen. Denn die Rohstossbosis der Hauptindustriezentren wird eingeengt und die Absatzmöglidsteiten werden ausgeschaltet. China und Indien sind deutliche Beispiel« dafür in der Borkriegszeit. Ein weitere« Beispiel zeigt auch A u st r a l t e n, in dem zurzeit die einheimisch« Wollindustrie immer mehr an BeoeuNmg gewinnt. Angeregt werden die Gründungen durch Kapitalinvesti­tionen von Viehzüchtern, durch Mitarbeit englischer Firmen selbst und die Industriesiedlungspol itit der australischen Regierung. En.'- sielen doch früher fast 40 Proz. der ganzen Einfuhr ollein auf Textilien. Mehr als 120 Mark auf den Kopf der sechs Millionen Bevölkerung betrug di« Belastung. Da di« Ueberfeefrachten weg- fallen und da ferner eine Zollmauer besteht, zeigen die neuen Un- ternehmungen in den meisten Fällen mit Abschlüssen von 10 Proz. Dividenden und großen Rücklagen»in gutes Fortkommen. Für die englische und«uroväische Wollindustrie wird diese Eni- wlcklung in den Preisen der Rohstofsmärkto zur Auswirkung kommen.