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Heilage Zes vorwärts

Nr. 225 4 42.?ahrgaag Jccffog, 15 Nid 19

Wenn diese Parolen jetzt auch für den Wiedereintritt in die Gewerkschaften sprechen, so doch nur zu d e m Zweck, innerhalb der Gewerkschaften die.reformistische" E e w e r k s ch a f t s- arbeit zu sabotieren und kommunistische Partcipolitik zu betreiben. Das ganze Sündenregister der Kommunisten, an das wir in Nr. 222 des.Vorwärts" mit der Aufzählung einiger Beispiele erinnerten, sucht dieRote Fahne" alsolle Kamellen" abzu- tun. Die �indenburg-Wahlhclfer glauben immer noch, die Gewerk- schaften für ihre Zwecke zu.erobern", indem ste ihre ganzen Pelden- taten" gegen die Gewerkschaften verleugnen und dafür schimpfen überalle jene unerhörten, schändlichen, geradezu verbrecherischen Ausschluß, und Spaltungsaktionen der reformistischen Gcwerkschafts- instanzen", die ste mit aller Gewalt provoziert hoben. Diese Gewerschafts-.Retter" versichern bei dieser Gelegenheit wiederum, datz ste innerhalb der Gewerkfchafken nach wie vor mit aller Schärfe und Sachlichkeit unermüdlich den Kampf gegen die arbeilsgemcwfchaft. llchen reformlfstfchen Gewerkschasksburemikraken" führen werden. Run wohl, Sachlichkeit würden wir b e- grüßen, den Kampf aber, den die Moskaufiliale den Gewerk- schaften weiterhin ankündigt, haben die Gewerkschaften um so weniger zu fürchten, als er in der Hauptsache bereits zu ihren Gunsten entschieden ist. Eben darin besteht die G e» werkschaftsgesundung, daß die kpmmimistischen Saboteure der Gewerkschaftsarbeit ziemlich kaltgestellt sind.

Nacht» und Souutagsschlachterei. Gegen die Nacht- und Sonntagsarbeit und gegen die Mangel» hasten hygienischen Zustände auf dem Schlacht- und Vieh- Hof richtete sich eine vom Zentraloerband der Fleischer und vom Gemeinde- und Staatsarbeiterverband etnbe- rufene Versammlung der beteiligten Arbeiter. Wie der Referent Schulz ausführte, ist seit Mai v. I. das Schlachten von Rindvieh an Sonntagen wieder erlaubt. Längere Zeit hat ein Sonntagsarbeitsverbot bestanden und trotzdem ist die Bevölkerung ausreichend mit frischem Fleisch oersorgt wor- den. Der Erlaß der Direktion ist osfenbar auf das Drängen der Engrosschlächtermeister zurückzuführen, die ihr Verlangen damit begründeten, datz nicht genügend Kühlzellen vor- Händen seien, um das am Sonnabend geschlachtete Fleisch über Sonntag frisch zu erhalten. Merkwürdigerweise wurde die An- ordnung getroffen, ohne daß die Arbeiter gehört wurden. Auf eine diesbezügliche Reklamation der beteiligten Verbände ist bis heute noch keine Antwort von der Direktion einge- troffen. Der Referent gab zu. daß ein Mangel an Kühlzellen vor- Händen ist. Die Versammlung war mit ihm aber einer Meinung, als er betonte, datz dieser Mangel an technischen Einrich- tungen nicht auf Kosten der Freizeit der Arbeiter ausgeglichen werden darf. Mindestens wäre es jetzt an der Zeit, den Ausbau des Schlacht- und Viehhofes vorzunehmen, da dieser sich wieder sehr gut rentiert. Die hygienischen Zustände auf dem Zentral- Viehhof sind unhaltbar. Für die vielen Beschäftigten, die während ihrer Arbeit mit scharfem und großem Werkzeug umzugehen haben, sind nur zwei Unfallstationen vorhanden, die nur mit je einem Heilgehilfen besetzt sind. Die Heilgehilfen werden nach dazu von der Schlochthofverwallung mit Nebenarbeiten beschäftigt, so daß im Falle eines größeren Unglücks, wie das auch schon vorgekommen ist, große Gefahren für die Verletzten be- stehen. Der Referent fatzte die Forderungen der Arbeiter dahin zusammen, daß die Sonnlagsarbeil wieder zu beseitige« ist, well eine wirtschaftliche Notwendigkeit dafür nicht vorliegt. Der Antrag der Engrosschlächtermeister, den Vieh- imd Schlachthof an den Arbeitstagen früher als bisher zu er- öffnen, ist abzulehnen, weil damit ein früherer Ar- beitsbeginn verbunden wäre, der halb in die Nachtzeit fallen würde. Die Heilgehilfen in den Unfallstationen sind von jeder Nebenbeschäftigung freizustellen: daneben ist die An- stellung eines ständigen Arztes dringend erforderlich. Die Arbeiterschaft des Schlacht- und Viehhofes verlangt ferner eine Vertretung im Kuratorium. In der Diskussion wurden die ruhig und sachlich vorgetragenen Ausführungen von Stadtrat Genossen Arndt von der Versamn». lung mit großer Unruhe aufgenommen. Er betont«, datz die Er- Haltung des Vieh- und Schlachthofes im Eigentum der Stadt Berlin während und nach der Inllationszeü manche Maßnahme verständlich erscheinen lasse, die der Arbeiterschaft nicht gerade gefällt. Im übrigen werde die boldige Fertig- stellung der riesigen neuen Hallen die erwünschte Besserung bringen. An der Diskussion beteiligten sich noch Vertreter der Schlächtermeister, der christlichen Gewerkschaften und

der Vorsitzende des Fleischerverbandes, Genosse H e n s c l, dvr den Anwesenden mit aller Deutlichkeit sagte, daß nar eine geschlo"eno gewerkschaftliche Organisation in der Lage ist, die ge- rügten Mißstände zu beseitigen.

Ter Kampf in der Kachelofen-JndAftrie. Die Ofenformer in Meißen hatten zum 1. April einen neucn Lohntorii ausgearbeitet und ihn den Kachelofcnfabnkanten zur Be» ratnng vorgelegt Eine Einigung erfolgte nicht. Die Ofenformer machten den Vorschlag, im April vorläufig 15 Proz. auf den alten Tarif zu zahlen und im Laufe des April den neuen Tarif zu be- raten. Di« Unternehiner gingen daraus nicht ein und die Meißener Ofenformer traten in den Streik. Wiederholt hoben die Kochel - ofensabrilanten in der Zeit. des Bestehens ihres Lerbaildes die Ofenformer Deutschlands ausgesperrt. Der Kampf im Jahre 1bl>3 währte 28 Wochen. Auch diesmal versuchten sie, ob 3. Mai die Arbeiter aller Kachelofenfabriken in ganz Deutschland aufs Pflaster zu werfen. In letzter Minute gelang es, mit den Ofen- fabrikanten in Süddeutschland , Bayern , Baden und Württemberg , eine Vereinbarung zu treffen und dort die Aus- sperrung illusorisch zu machen. Dagegen wurden in Kachelofen. fabriken des Bezirks Sachsen. Thüringen , Anhalt, Brandenburg , Schlesien . Mecklenburg , Hau- nover die Ofenformer und Arbeiter ausgesperrt. Das sächsische Arbeitsministerium versuchte zu vermitteln und am Dienstag fanden in Berlin Verhandlungen statt. Die Unternehiner lehnten eine Erhöhung der Löhne über 10 Proz. hinaus ab. Da auch der Vorschlag des Verbandlungsleiters, Oberregierungsrat Brand , vorläufig auf 12� Proz. zu gehen, bei den Arbeitgebern keine Zustimmung fand, scheiterten die Verhandlungen. Die Per- suche des eingesetzten Sonderschlichters, den Streit durch ein eoent. einzusetzendes Schiedsgericht aus drei Unparteiischen und je zwei Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu entscheiden, scheiterten eben- falls. Die Ausgesperrten haben beschlossen, die Arbeit nicht aufzu- nehmen, solange nicht«ine angemessene Lohnerhöhung erfolgt ist. Daneben sind für Brandenburg (Schmelzwaren), Mecklenburg (Be- gußwaren) neue Tarife eingereicht worden. Der Kampf wird mit erbitterter Schorfe geführt und die Er- klärungen der einzelnen Arbeitnehmervertreter, datz selbst bei einem verbindlich erklärten Schiedsspruch wenn derselbe nicht an- gemessen sei die Arbeit nicht aufgenommen wird, zeigt, datz mit einer längeren Dauer des Kampfes zu rechnen ist.

Arbeitsleistung«ud Arbeitslohn in Ruhland. (K8D.) Im Anschluß an die Beratung des Lohnproblsms in der Plenarsitzung des Zentralrates der russischen Gewerkschaften bringt das GcwertschaftsorganTrud" vom 1. Mai Angabe» über die Entwicklung der Arbeitsleistung und des Lohnes feit Oktober 1923. Die A r b e i t s l e i st n n g ist seit Oktober 1923 bis einschlietz- lich Iamiar 1925 durchschnittlich um 53,1 Proz., der Reallohn dagegen nur um 27.2 Proz. gestiegen. Seit September 1924, dem Monat des günstigsten Lohnstandcs, ist' dieser Abstand noch größer: die Arbeitsleistung ist seit Sep» t e m b e r 1924 bis einschließlich Januar 1925 u m 81 Proz. gestiegen. derReallohndageaenum 1,2 Proz. gefallen. Die Stelgerung der Arbeitsleistung wurde erreichtHaupt- sächlich durch Hebung der persönlichen Intensität der Arbeit infolge einer umfassenden Anwendung des Akkordlohnsystem s". Die Akkordsätze wurden während dieser Zeit überall herabgesetzt. durchschnittlich nicht weniger als um 13 bis 15 Proz., in manchen Fällen 25 Proz. und noch mehr. Sechst die burewikratischen rufst- scheu Gewerkschaften sind durch diese Art der Hebung der Arbeits-, leiswng beunruhigt. Ter Beuarbeiterstreik in Rheinland -Wcstfalen. Köln , 15. Mai. (Eigener Drahtbericht.) Das Reichs. arbeitsmini st erium unternahm gestern einen letzten Versuch, den Arbcitsstreit im rheinisch-westfälischen Baugewerbe zu schlichten. Der Versuch lief nach mehrstündiger Aussprache vollständig ergebnislos aus. Es ist damit zu rechnen, daß das Reichsarbeitsministcrinm nunmehr den Schiedsspruch für verbindlich erklären wird. Doch kann man daraufhin nicht hoffen, daß der Streik beigelegt wird. Die Arbeitgeber lehnen die Lohnforderungen der Bauorbeiter nach wie vor ab und spielen mit dem Gedanken einer allgemeinen Aussperrung. Die Situation hat sich sehr verschärft und im Laufe des heutigen Freitag wird sich der Bauarbeiter streik auf das ganze rheinisch. westfälische Gebiet ausdehnen.

Der Transportarbclterstreik in Dänemark ist heute früh aufge- nommen worden. Damit ist die ganze Situation scharf zugespitzt. vierhundert Londoner Aukobusangefkellle streiken, um gegen die Entlassung eines ihrer Kameraden zu protestieren.

Fehlfarben aVorsortieniiu} sind inGöte und Rauchaenu?. unseren. Oriqinoborsen qaranfitrt ebenbürtig, nutz- vre* entlidi oüliqer unichf immer«rraftq Zur Zeit wieder zu haben

OeVelSschostsbeWegung Ausbau des Gswerkschastsapparats. Die gewallige politische Macht, die die lllckernehmerverbände in Wirtschaft und Politik besitzen, beruht nicht allem darauf, daß sie als Befitzerder Produktronsmittel und eines großen Teils der Presse die öffentliche Meinung in ihrer Hand haben. Fast noch mehr sprell dabei die Tatsache eine Rolle, daß die Unter- nehmerorganisationen es oerstanden haben, einen großen Teil der sogenannten Intelligenz unmittelbar in den Dienst ihrer Interessen zu stellen. Der Reichsverband der deut- schen Industrie, der Deutsche Industrie- und Han- d e l s t a g, die großen Interessentenverbände der ein- zelnen Branchen, der Rsichsausschuß der deutschen Land- Wirtschaft und die ihm gleichgerichteten Organisationen sie olle beschäftigen als Syndizi oder als Ratgeber wissenschaftlich vorgebildete Kräfte, die es verstehen, auch die willkürlichsten und brutalsten Forderungen der Unternehmer nach außen hin wirksam zu vertreten, indem sie sie mit Wissenschaft- l-chkeit umbrämen, den Laien verblüffen und selbst in den Reihen der Fachgelehrten oft genug Verwirrung anrichten. Don der Größe dieses Stabes, der den kapllallstischen Interessenten zur Verfügung steht, kann man sich einen Begriff machen, wenn man sich daran erinnert, daß einzelne Unternehmungen oft Dutzenden von Branchenoerbänden angehören und olle diese Verbände einen mehr oder minder ausgebouten Apparat haben, der die Unternehmer bei der Vertretung ihrer Wirtschafts- und sozialpolitischen Forderungen unterstützt, ihre wirt- schastlichen Interessen begründet und oft auch In recht zweifelhaften Fragen man denke nur an das Kapitel der organisierten Steuer- drückebergerei kräftig in Aktion tritt. Es fft daher nur zu begrüßen, daß neuerdings auch die Ar- beitnehmerorganisationen und an ihrer Spitze die Ge- «erkschaften in steigendem Maße bestrebt sind, durch Einstellung geeigneter Kräfte die wissenschaftliche Begründung ihrer Forderungen auf breiterer Basis vorzunehmen. Bold nach der Stabilisierung der Währung, die den Auf stieg der Gewerkschaften wieder ermöglichte, konnte die Werbetätigkeit der Zellschriften sich wieder entfalten und manche sachkundige Feder für die Interessen der Ar- besterschaft gewinnen. Der ADGB . hat in seiner ZeitschristDie Arbeit " sich ein gut fundiertes Ka.npforgan geschaffen. Die Epitzenorganisation der Freien Gewerkschaften geht nun auch an einen weiteren Ausbau des Bundesbureaus durch Ein-' stellung von Spezialkräften für die einzelnen Fachgebiete heran. So sind jetzt neu eingestellt worden: Dr. Hans A r o n s- Berlin, Dr. Bruno B r o e ck e r- Köln und Robert Sachs-Liegnitz. Genosse Arons ist Wirtschaftler und Wirtschaftsstatistiker: Genosse Broecker wird sozialpolitische Fragen und Genosse Sachs Fragen des Arbeiter-, besonders des Bauarbeiterschutzes bearbeiten. Genosse Sachs war bisher als Baukontrolleur und Wohnungspfleger der Stadt Liegnitz tätig. Man darf hoffen, datz die Arbeiterbewegung aus einem der- artigen Ausbau ihrer zentralen Stellen bei der Wahrnehmung ihrer wirtschaftlichen und gewerkschaftlichen Interessen eine neue Stärkung erfährt. Man wird nicht eher ruhen dürfen, bis man der durchgebll- deten Interesseiwrganifation der Unternehmer ein« in allen fach. lichen Einzelfragen gleichwertig« Organisation der Arbeitnehmer gegenüberstellen kann. Auf die Mithilfe der durch Hochschulbildung für fachlich-wissenschaftllche Fragen besonders geeigneten Akademiker wird man dabei ebensowenig verzichten dürfen wie auf die tatkräftigen Organisatoren und Agllatoren, die ihre Kenntnis und Schulung in der Gewerkschaftsbewegung dem Dienste von unten auf verdanken.

NuförinrlicheGewerkschastsfreunüe." In ihrer sattsam bekannten Bescheidenheit schreibt flch die KPD .» Zentrale.Abteilung Gewerkschaft", das Hauptverdienst zu. zur Gesundung der Gewerkschaften beigetragen zu haben. DerVorwärts" aber kläffe über die Gewerkschaftsgesundung. Den ungeheuren Schaden, den die Allerweltsrevolutwnäre den deutschen Gewerkschaften zugefügt haben, der sich auch heute noch in der grotzen Zahl der wieder Unorganisierten zeigt, daneben aber auch in dem Wiederaustreten der gelbenDaterländi- schen", diesen Schaden können kein« Parolen aus der Rosen- thaler und der Münzstratze wiedergutmachen.