Einzelbild herunterladen
 
  

liegenden See, Waldpromenaden, das stattliche Kreishaus( Templin I  ist Kreisstadt) alles spricht von Komfort und stilvoller Aus­nugung der vorhandenen schönen Natur. Durch die Errichtung des Sonderbahnhofs Templiner Vorstadt ist dem Bequemlichkeitsbedürf nis Rechnung getragen; man wird aber auch verstehen, weshalb wir

DanDie Die Hölle der Strafanstalten.

den Gang vom anderen Ende der Stadt aus anzutreten raten: auf Protestversammlung der Aufsichtsbeamten.-250 Gefangene auf einen Beamten

diese Weise fommt man erst zum Alten, das die Vorbilder des

-

Villenviertels" eben Grunewald   und Frohnau   nicht aufzu- Die Ortsgruppe Groß- Berlin des Bundes der Gefängnis,| fuchungsgefängnis Moabit   acht Todesfälle gebracht. Auch in diesem meisen haben. Nach einem Gang von 20 Minuten auf der Arnim Straf- und Erziehungsanstaltsbeamten hielt in den straße gelangt man zum großen komplex der Bauten des 1912 hier- Germania  - Sälen eine überaus start besuchte Protestver her verlegten Joachimsthalschen Gymnasiums, das bekanntlich 32 Jahre in der Kaiserallee zu Berlin- Wilmersdorf   sich befand, nachdem es seit 1717 in der Burg- und Heiligengeiststraße unter: gebracht gewesen war. In dem Templin   benachbarten Städtchen Joachimsthal   ist die seit 1607 bestehende Anstalt nur furze Zeit heimisch gewesen, da die Schrecken des 30jährigen Krieges den Unter­richt illusorisch machten. Die Herren Schüler, die jezt in Templin  in die Vorhalle der Wissenschaft eingeführt werden, sollen, wie Orts­fundige versichern, einer strengen Disziplin unterliegen zum Aus­toben überschüssiger Kräfte hat man jezt ja den Sport an der Hand, der jedenfalls der Gesundheit dienlicher ist als sonstige jugendliche Genialitäten. An Schulen und Bildungsinstituten fehlt es außerdem in Templin   nicht. Im Bürgergarten befindet sich eine Forstlehrlings: schule des Vereins für Privatforstbeamte Deutschlands  , ferner gibt es eine Landwirtschaftsschule; für die Stadtjugend ist durch die Bür gerschule und das Reformrealprogymnasium( welch schönes Wort!) gesorgt.

-

Für den Erholunassuchenden bietet Templin   vor allem ge funde Luft, wie sie Wald und Wasser hervorbringen. Erholung suchende, Wanderlustige, Radler und Autofahrer finden in jener reizvollen Gegend, die fich nördlich zwischen Prenzlau   und Fürsten­berg hinzieht, alles vereinigt, was ihr Herz begehrt. Hier liegen so viele Schönheiten der Natur nahe beisammen, daß auch der Ver­wöhnte ein Loblied auf die Mart Brandenburg anstimmen dürfte.

Abzeichen in den Schulen verboten.

Das Provinzialschulfollegium für die Provinz Brandenburg   hat einen sehr begrüßenswerten Erlaß herausgegeben, der den Schülern während des Schulunterrichts und bei anderen Ber­anstaltungen der Schule das Tragen jeglicher Abzeichen verbietet. Es dürfen lediglich bei Veranstaltungen der von der Schulverwaltung genehmigten Schülervereinigungen deren Abzeichen getra­gen werden. Dieser Beschluß dürfte wesentlich dazu beitragen, die politische Verwilderung eines Teils der Schuljugend, die leider schon recht oft in wüften Schlägereien zum Ausdrud gekommen ist und in der bedenklichsten Weise den Erfolg des Unterrichts in Frage stellte, zu befämpfen. Im Intereffe unserer Schuljugend wäre es angebracht, wenn sich alle Schulverwaltungen dem bemerkenswerten Beschluß des Provinzialschultollegiums Brandenburg mit größter Beschleunigung anschließen würden. Vor allem muß aber auch darauf geachtet werden, daß sich unter die genehmigten Schüler vereinigungen nicht jene rechtsstehenden nationalistischen Jugend­verbände einschleichen, denen zur Förderung des Abzeichenfults jedes Mittel recht ist.

Das Preußische Staatsministerium hat angeordnet, Rheinlande der Gulunterricht im gesamten unbeschten preußischen Gebiet ausfällt. Im besegien Gebiet wird der Aus­fall des Unterrichts nach Maßgabe der lokalen Festveranstaltungen geregelt werden.

Daß am 21. Bifenfaglig der Taufen biabrfeier ber

Cagliostro   der Zweite.

Die Welt, fie will betrogen sein

606

luj Nartenlegen und Wahrsagen hatte sich der aus der Schweiz  nammende und feit 10 Jahren in Berlin   ansässige Sprachlehrer Leo Schneider verlegt, als es mit seinem eigentlichen Berufe nicht mehr vorwärts ging. Neben den Karten, die niemals trügen", hatte er aber auch zu allerhand anderem Hofuspofus gegriffen und war bemüht, eine Art Cagliostro   den Zweiten zu spielen, so daß er eines Tages verhaftet wurde und dem Schöffengericht mitte unter der Anflage des Betruges vorgeführt wurde.

fammlung ab, die sich mit den skandalösen Zuständen in den Strafanstalten beschäftigte. Der Tod des Dr. Höfle hat die Auf­fichtsbeamten aufgerüttelt und sie gezwungen, gegen die unerträg lichen Mißstände in den Gefängnissen Stellung zu nehmen. Oberjustizrat Lemtes war als Vertreter der Straf vollzugsbehörde erschienen. Unter den Teilnehmern an der Kundgebung waren von der Sozialdemokratischen Partei der Ge­noffe Landtagsabgeordnete Müller Hannover somie die Ge­nofsin Frau Helfers erschienen. Auch die Kommunisten hatten zmei Bertreter entsandt. Außerdem war noch der deutschnationale Abgeordnete Fuchs, der früher Gefängnisgeistlicher war, an wesend. Die Veranstaltung behandelte das Thema: Die wachsenden Mißverhältnisse in den Strafan ftalten" und fernerhin Wie sind wiederholungen des Folles Höfle vorzubeugen?" Der Referent des Abends war Oberwachtmeister Hornig Berlin. In eingehender Weise schilderte der Redner die schweren Schäden der Personal abbauverordnung, durch die ein faum erträglicher Mangel an ausgebildeten Beamten für die Strafanstalten entstanden sei. Im Strafvollzug wird mit kaum der Hälfte des früheren Personal­stabs gearbeitet. Es ginge über menschliche Kraft, daß ein Beamter bis zu 250 Gefangene in Einzelhaft zu beaufsichtigen habe. In der Gemeinschaftshaft ist die Ueberbürdung des Beamten noch wesent lich stärker. Aus Ersparnisgründen sind seitens der Behörden Hilfs beamte eingestellt worden, die den schweren Erfordernissen ihres Amtes nicht gewachsen sein können. Auch bei bestem Willen ist es bei der Riesenfülle von Arbeit, die der gehegte Beamte zu bewältigen hat, völlig unmöglich, dem einzelnen Häftling das Interesse zuzuwenden, auf das er unbedingt Anspruch hat. Die Frage größerer Humanität beim Strafvollzug ist für die Beamten, fo banal es flingen mag, geradezu eine Frage der Zeit verhältnisse. Diese Zustände sind um so schlimmer und verurtei lungswürdiger, da im modernen Strafvollzug der Aufsichts­beamte die einzige Person ist, die mit dem Inhaftierten in nähere Berührung fommt und in der Lage ist, auch seelisch auf ihn einzuwirken. Dieser seelische Zuspruch ist von gar nicht zu unterschätzender Wichtigkeit. Die Folgen dieser unhaltbaren 3u stände sind überaus schwer. Allein das Jahr 1924 hat im Unter­

jedoch sogleich in der Einleitung seiner Gedächtnisrede, daß man von ihm nicht eine politische Beurteilung des Unglücks erwarten solle, und er hielt Wort. Seine Rede blieb frei von Politit, und die ganz auf den religiösen Ton gestimmte Feier nahm einen mürdigen Verlauf. Der Dom war bis auf den letzten Platz gefüllt. An der Feier nahmen auch Vertreter von Behörden des Reiches, des Staates und der Stadt und Angehörige der Berunglückten teil.

Großfeuer in der chemischen Fabrik von Schering. Mehrere Arbeiter verletzt.

Wegen eines sehr gefährlichen Brandes wurde die Berliner  Feuerwehr am Freitag nachmittag nach der che mischen Fabrit von Schering, Müller- und Fennstraße, gerufen. Als die Wehr dort anfam, brannten bereits auf dem Hofe in einem Gebäude Chemikalien und Berpadungsmaterial in einer solchen Ausdehnung, daß sofort mit mehreren Schlauchleitungen Wasser gegeben werden mußte. Bei den Bemühungen, das Feuer im Reime zu erstiden, haben mehrere Arbeiter Brandver legungen erlitten. Die Feuerwehr verband die Verletzten und mußte sogar einen der Arbeiter, da er Brandwunden zweiten Grades erlitten hatte, fortschaffen. Der Schaden soll sehr erheblich sein. Der Brand in der chemischen Fabrit von Schering ist durch die Explosion von Methylalkohol in einem Hofgebäude entstanden. Mehrere Fenster wurden auf den Hof geschleudert, Treibriemen und Strohoerpackungen in Brand gesteckt. Der Schaden ist nach den bis­herigen Ermittlungen nicht so erheblich, wie man erst annahm. Der Am Bahnhof Betrieb der Fabrit erleidet feine Unterbrechung. Behrenstraße in Zehlendorf   geriet am Freitag eine Biese in Brand.

-

ado Das Transparent an der Kirche.

Die Lichtreklame an den Giebelwänden der Häuser, in Schau­fenstern, an Theatern und Kinofronten und auf den Dächern ist augenblicklich in Berlin   Trumpf. Am Bahnhof Friedrichstraße hat eine findige Zigarettenfirma ein weitleuchtende 3eitangabe ange­bracht, um die Aufmerksamkeit auf ihr Fabrikat zu lenken. Einzig in seiner Art ist aber die Anpreisung göttlichen Seelenheils durch cin Transparent, das sich die Himmelfahrtsgemeinde im Norden Berlins   leistet. Dicht am Bahnhof Gesundbrunnen   steht die Himmelfahrtskirche. Am Haupteingang prangt in den Abendstunden ein großes Transparent mit biblischen Sprüchen, so 3. B. Habt die Brüder lieb" und Alles gibt Gott   in Jeju", die artige Reklamen für einzelne Kirchengemeinden nichts Ungewöhn von Zeit zu Zeit durch neue ersetzt werden. In Amerika   sind der liches. Bei uns scheint man sich etwas schwerer damit zu befreunden; wenigstens ist die Himmelfahrtskirche bisher die einzige gewesen, die fich bemüht, auf diesem Wege die spärlich gesäten Gläubigen" her­anzuziehen.

Die Wundertünste Schneiders hatten sich bald in den Kreisen der Leichtgläubigen derartig herumgesprochen, daß er einen gro: Ben Zuspruch hatte. Die Kundschaft setzte sich natürlich vor­wiegend aus Frauen zusammen, aber auch Männer mußten seine Hilfe haben. Aus den Karten las er den Leuten ihr Schicksal. Bei den ihnen gestellten Fragen spielten unglückliche Liebe, Krankheit, zufünftige Heirat und fünftiges Glück die Hauptrolle. Eine Frau suchte seine Hilfe, weil ihr Mann ein Quartalsfäufer war. Er gab ihr in der ersten Sizung ein Stückchen Watte mit, mit der Weisung, diese in den Kaffee des Ehemannes dreimal ein: autunten und dann zu vernichten. Zu der nächsten Sigung mußte die Frau zwei Taschentücher, eins von ihr und eins von ihrem Ehemanne, mitbringen, die dann von dem Angeflagten verbrannt wurden. Hierfür erhielt er als Honorar 3 Mart. Da aber der Mann weiter trant, fühlte sich die Frau geschädigt und brachte den Fall zur Anzeige. Vor Gericht gab die Zeugin an, daß sie zuerst daran geglaubt habe und auch jezt noch glauben würde, menn die angewandten Mittel wirklich geholfen hätten, so aber fühle sie sich geschädigt. Früher einmal habe sie eine Kartenlegerin in An­spruch genommen und diese ,, weise Frau" habe wirklich in der Zu­funft lesen fönnen. Vorsitzender Amtgerichtsrat Kestner: Was hat fie Ihnen denn geweisfagt?" Beugin( freudestrahlend): Meine Heirat."( Heiterkeit). In einem anderen Falle hatte sich eine Frau an den Homöopathen, wie sie den Angeklagten nannte, gewendet. Er sollte ihr gegen die Untreue ihres Mannes Hilfe schaffen. Schneider zündete drei Räucherterzen an, legte die Karten und betete dazu. Am nächsten Tage erschien er in der Wohnung Steigender Milchpreis. seiner Rundin und ließ sich eine Hose des Mannes geben, die er ver­brannte. Damit follte der Unfriede aus dem Hause hinaus ge­räuchert werden. Die 3eugin war, wie sie angab, dem Wahrsager für seine Tätigkeit sehr dankbar und glaubte an den Erfoig. Tai fächlich will sie auch eine Beruhigung gefunden haben, wenn auch die Birkung in diesem Falle ebensowenig eintrat. Der Angeklagte behauptete, daß er früher seinen Bekannten aus Liebhaberei die Karten gelegt habe. Als es ihm dann schlecht ging, und er feine Sprachschüler befam, habe man ihm zugeredet, die ihm innewoh nenden Fähigkeiten auszumuzen. Er will nicht bloß auf dem Gebiete des Kartenlegens, sondern auch durch innere Eingebungen".im­stande gewesen sein, sich in die Gedankenwelt der Frau hineinzuver­fegen. Als eine begeisterte Anhängerin des Angeklagten präsentierte fich eine vom Berteidiger geladene Entlastungszeugin, die behaup fete, daß ,, alles eingetroffen" fei, was der Angeklagte ihr gesagt habe. Der Verteidiger hielt eine Schädigung der Kunden nicht für er wiesen, da diese an die Karten geglaubt haben, und da dem An­getlagten nicht nachgewiesen werden könne, daß er selbst nicht auch von seinem inneren Berufe überzeugt gewesen sei. Deshalb fehle die Täuschungsabsicht. Das Schöffengericht Mitte schloß sich dieser Auffassung an und sprach den Angeklagten auf Kosten der Staats­taffe frei.

Den Opfern des Eisenbahnunglücs im polnijojen korridor galt eine Trauerfeier, die vom Bund hetmattreuer Ost. preußen und vom Westpreußen   Bund gestern in Berlin  im Dom veranstaltet wurde. Die Gedächtnisrede hielt der( so wurde er auf den Einlaßtarten betitelt) Hof- und Domprediger Doehring, der als Ostpreuße der gegebene Mann dafür sein mag. Nebenbei ist Herr Doehring aber befannt als( wenn man so sagen darf) Bolititer, als ein Mann, der die Politik der rechtsstehenden Parteien unterstützt und für sie agitatorisch tätig ist. Er erklärte

Die Berliner   Milchversorgungs­G. m. b. 5. teilt mit: Die in den letzten Wochen erfolgte ziemlich erhebliche Senkung der Milcherzeugerpreise hatte einen Rüdgang der Milcheinfuhr nach Berlin   zur Folge. Bei steigen der Nachfrage seitens der Verbraucher trat eine gewiffe Milchknapp heit ein. Um die Milcheinfuhr zu erhöhen, wurde in eine Erhöhung des Erzeugerpreises gewilligt. Die gleichzeitig vorgenommene Kürzung der Berliner   Spannen verhindert jedoch, daß sich die Er­höhung des Erzeugerpreises voll auf den Verbraucherpreis auswirkt.

Maitreffen

der Berliner   Gewerkschaftsjugend!

-

-

Die freie Gewerkschaftsjugend und die Jugendgruppe des 3.d.A. Groß- Berlin veranstalten am Sonntag, den 17. mai, ein Maitreffen an der Römerschanze bei Potsdam.- Vor­miffags: Spiel- Tanz- Gefang- Aufführung eines Frühlingsspiels. Nachmittags: Aufführung des Sprech­chorwerks Erlösung" von Bruno Schönlant. Treffpuntt für alle Gruppen vormittags 9.30 Uhr an der Römerschanze Das Maitreffen der Gewerkichafts­jugend, von ihr felbft ausgestaltet, soll die Jugend am Malen­tag zum aienfest vereinen. Es foll gleichzeitig ein Werbetag für den freigewertschaftlichen Jugendgedanten sein. Darum: Gewerkschaftsjugend heraus! Aber auch die Welleren find zu dieser Beranstaltung herzlichst eingeladen.

Jahre sind bis jetzt insgesamt fünf Todesfälle registriert worden. Es ist feine Erfrankung, der diese verstorbenen Gefangenen zum Opfer gefallen find, sondern sie haben Selbstmord begangen. Gewiß find schon immer in allen Anstalten Selbstmordversuche recht häufig ge­wesen. Nur die Oeffentlichkeit darf davon nichts er­fahren. Wenn jedoch genügend Personal vorhanden wäre, so tönnte diese wesentlich verringert werden. Man könnte jetzt geradezu von einer Selbstmordepidemie in den Strafanstalten sprechen. Auch die vielen Ausbrüche und Meutereien, die die letzten Jahre gebracht haben, sind die Konsequenz der viel zu minimalen Beamten­zahl. Eine Revision auf die Sicherheiten der Anstalten vorzunehmen, ist heute fast unmöglich. Auch die Behand­Iung der Gefangenen in den Sprechstunden läuft der neuen Dienstordnung völlig zuwider. Auf einen Beamten kommen zehnmal so viele Gefangene, wie es eigentlich Vorschrift wäre. Es geht bei den Sprechstunden zu wie in einem Taubenschlag. Die Ber hältnisse in der Provinz sind noch weit schlimmer und schreien zum Himmel. Ein trübes Kapitel sind auch die Löhne der Hilfsbeamten. Diese bekommen wöchentlich 17 bis 25 Mt. und können bei dieser Entlohnung, die zum Sterben zu er­heblich und zum Leben zu gering ist, Bestechungsversuchen durch bemittelte Gefangene hier und da nicht wiber­stehen.

In der Diskussion wurde das düstere Bild, das der Redner von den Strafanstalten gezeichnet hatte, noch vertieft und unterstrichen. Charakteristisch ist die Ausführung eines Redners, der sagte: Nach dem Fall Höfle wird man vielleicht einige über die Klinge springen lassen und dann weiter wursteln. Der Genosse 3achert vom Allg. Deutschen Beamtenbund, Ortstartell Berlin  , wandte sich ebenfalls mit aller Schärfe gegen die Zustände, die im Strafvollzug eingerissen sind. Es wurde eine Resolution an genommen, die die Bundesleitung der Aufsichtsbeamten ersucht, bei den zuständigen Stellen dahin zu wirken, daß so viel Kräfte an­gestellt werden, als nötig sind, damit die Beamten die theore tischen Bestimmungen des modernen Strafvollzugs auch praktisch durchführen können. Es muß den Beamten genügend Zeit gegeben werden, zur Aufrichtung des ge­brochenen Gefangenen fein ihm zugeteiltes wesentliches Maß zu tragen. Denn er ist nicht nur eine Sicherung gegen Ausbrüche, sondern auch, und das vor allem, ein Ratgeber und helfer.

Der neue Preis beträgt ab Sonnabend, den 16. Mai, 28 f. je Liter Vollmilch ab Laden des Kleinhändlers. Der Preis für Magermilch bleibt unverändert auf 8 Pf. je Liter bestehen..

Herabsetzung des Wassergeldes. In der gestrigen Aufsichtsrats­fizung der Städtischen Wasserwerke Aktiengesellschaft ist der Tarif von 17 Pf. auf 15 Pf. herabgejezt von Bestandsaufnahme 1. Juli, d. h. Wasserverbrauch vom 1. Juni. Vor dem Kriege fostete 1 Rubikmeter Wasser etwa 16,75 Pf.

Streichhölzer verboten

-

Hakenkreuze erlaubt.

2010

#

Zum Kapitel: Polizei in der Tauenhienstraße. Die Tauenzien" ist nicht nur eine Revue des Flirts, ist nicht nur eine Straße der materiellen und ideellen Liebe, sie liegt auch in nicht allzu erheblicher Entfernung von der altdeutschen Isolierzelle mit Mufitbegleitung, dem Café Wilhelma  . Bis hierher schlagen die Wellen der patriotischen Begeisterung. Und da die schwarz­meißroten Jünglinge außer für die Belange ihrer Hosenmag " gesinnung" auch für die Annehmlichkeiten des irdischen Lebens etwas übrig haben, so hat sich ein geschäftstüchtiger Händler direkt vor das KadeWe postiert, wo er außer zwei blutrünstigbetitelten Luden­dorff- Blättchen eine ganze Sammlung in völkischem Brust blech feilhält. Hakenkreuze, Totentigerorden, Hohenzollern- Haus­freuze bis zur 40. Klasse herunter, alles ist zu haben. Soweit nun gut. Wir hätten an sich nicht die geringste Veranlassung, uns mit dem völkischen Althandel zu beschäftigen, wenn nicht ein Der Vertrieb von anderes zur Sprache zwingen würde. Waren( außer Zeitungen) ist seitens des dort diensttuenden Boli. zeileutnants ausdrücklich verboten. Trotzdem Streich. hölzerverfäufer, die schon seit Jahren ihr Gewerbe ausüben, beim Auftauchen von Polizeibeamten sogleich den Plag räumen müssen, widrigenfalls sie zur Wache gebracht werden, darf der nationalistische Blechverschleißer froh und unbekümmert seinen Nationalfalat an den Mann oder sehr oft auch an die hysterische treu­deutsche Frau bringen.

verkaufenden Proletariers und denen des Hatenmetall­Wir fragen: Besteht zwischen den Rechten des Streichhölzer händlers ein Unterschied? Ist der erstere ein Mensch zweiter, der letztere einer erster Klasse? Haben völlisch monarchistische Ab zeichenhändler Reservatrechte? Oder dominiert das Hakenkreuz fymbolischerweise in der Tauenzienstraße? Jedenfalls müßte dieser verwickelte Fragenknäuel geklärt werden.

Pfarrer gegen demokratische Beamte.

In der Versammlung der Berliner   Wohlfahrtsorganisationen und der alkoholgegnerischen Verbände. die gestern abend im Bürger­saal des Rathauses im Rahmen der Werbewoche für das Gemeinde­bestimmungsrecht stattfand, sprach an erster Stelle Herr Pfarrer Wegmann. In seinen im allgemeinen sachlichen Ausführungen fonnte er sichs nicht versagen, als eine Gefahr bei der Erteilung von Schanktonzeffionen die angebliche Tatsache zu erwähnen, daß in unserem Beamtenstande in den letzten Jahren Elemente Eingang gefunden hätten, die beftechlich seien. Unsere Gen. Wegscheider, die im Auftrage der Arbeiterwohlfahrt sprach, ver­fuchte am Schluß ihrer furzen Rede Herrn Wegmann zu einem Widerruf oder doch zu einer Begründung dieses Angriffes zu be­wegen. Sie erinnerte an den Kölner   Polizeiskandal von 1913, den Genosse Sollmann aufgedeckt hatte, und der in der Tat ein Bestechlichkeitssystem der Polizei bei der Erteilung von Schant­tonzessionen schlaglichterartig beleuchtete. Auf diese ruhig vor­gebrachten Ausführungen wußte der Herr Pfarrer nichts zu fagen, als den Namen Barmat". Er verwies auf die Wohnungsämter, wiederholte seine verleumderische Behauptung und schloß damit, daß es heute Parteien gäbe, die diesen Skandalen gegenüber jede Objektivität verlören. Daraufhin verließ ein Teil unferer Freunde den ohnehin schwach besuchten Saal, obgleich sie gern auch den Pfarrer Syring von der fatholischen Abstinenz­bewegung gehört hätten. Die ganze Versammlung äußerte laut ihre Empörung über den Vorfall!

Der Begründer und Borfitende der Denfchen Bürgerwehr und des Bundes Deutscher Republikaner, Konfal Heinz Bothmer, ist, mie das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold mitteilt, verstorben. Die Einäscherung hat gestern stattgefunden. Heinz Bothmer war ein tapferer Vorfämpfer für die Republik   und von einer glühenden Liebe zum deutschen   Baierlande beseelt. In Wort und Schrift trat er für den republikanischen Staatsgedanken ein.

Wetterbericht für Berlin   und Umgegend: Heifer, froden, warm. Für Deutschland  : Em Süden stichweise Gewitter. Const überall troden und warm.

1