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Wenn es Marx wäre... Hittdenbitfg auf Jagd(Sehaltserhohmig! Hilüienbi'.rg oerb«ngt das Wochenende im Jagdhaus am Wertielliner See. Die Nachtausgabe desTag" veröftentlicht sein Bild am Jagdkostum. Das Gehalt Hindenburgs soll erhöht werden. Das Wochenende des Reichspräsidelüen ist absolute Pri» vatfache, die Höhe seines Gehaltes eine sachliche rechnerische Frage. Aber wenn nun nicht Hindenburg  , sondern Marx gewählt worden wäre, wenn nicht Hindenburg  , son- dern Marx sein erstes Wochenende als Rei6)spräsident am Werbelliner See verbracht hätte, wenn sür Marx das Gehalt erhöht werde» sollte? Dann wäre das Wochenende des Präsidenten immer noch Privatsache und die Höhe seines Gehalts eine sachliche Frage. Für uns. Aber auch für die Zeitungsschreiber, die das Bild Hindenburgs im Jagdtostüm veröffentlichen? Dann hätte der entfesselte Teutone getobt. Dann hätte es kindische Andeutungen, Verdächtigungen, Beschimpfungen geregnet. Ha, ihr Herren, welch ein Fressen wäre das ge- wesen wenn es Marx wäre! ürücke federn deutschen die Hand*./ Aber Marx soll die Kuh geben! Man schreibt uns: Der deutschnationale Landtagsaögsordilete»an der Osten, bekannt'durch sein schneidiges Auftreten gegen olles Neu- zeitliche, kann keine Ruhe mehr finden. Denn je öfter Wahlen statt. finden, desto mehr gewinnen die Linksparteien in leinerResidenz", dem Orte Warnitz   im Kreise Königsberg in der Neumark an Boden. Am 2S. April konnte es der Volks block sogar o»f die sür Warnitz   bedeutsame Zahl von 26 Stimmen bringen. Dem Kam- munisten Thälmann   wurden acht Stimmen gegeben. Herr von der Osten läßt seinen Zorn setzt an den Arbeitern aus und bemüht sich, sie wirtschaftlich zu benachteiligen. Besonders hat es ihm ein seit Jahren beschäftigter, dem Deutschen  Landarbeiter-Verband angehörender Arbeiter G- angetan. Am 1. Mai mutzte dieser vor dengnädigen Herrn" treten und folgende Ansprache über sich ergehen lassen:Der Zustand, der zwischen mir und Ihnen besteht, kann nicht länger so bleiben. Sie haben sich schon öster ausgelassen, daß Sie mit meinen An- Ordnungen und Bestimmungen nicht zufrieden sind. Ich nehme auch an, datz Sie einer von den 24 sind, die Marx gewählt haben. Sie haben bei mir ein« Kuh erhalten, nun lassen Sie sich von Marx eine Kuh geben. Sie sind hiermit zum 1. Oktober gekündigt." Herr von der Osten kann sonst nicht genug von der Volks- gemetnschaft und von dem guten Tinvernehmen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer sprechen. Bestehen aber die Arbeiter auf ihrer eigenen Meinung, zeigen sie sich nicht gewillt, sich ohne weiteres auch außerhalb des Dienstes nach den Redensarten des Arbeitgebers zu richten, so fälltBoltsgemeiiischast" und dasguteEinoer- nehmen" glatt unter den Tisch. Die Herren sollen nur so weiter machen. Es wird ihnen dann so gehen, wie es manchem anderen ihrer Kollegen gegangen ist, das heißt, sie werden sich wundern. wenn eine Landarbeiterfamilie nach der anderen von ihren Betrieben abwandert! Das Ende einer Hetie. Genosse Hermann von der Berufungsinstanz kostenlos freigesprochen. Weimar  , 16. Mai.  (Eigener Drahtb.'richt.) Am Freitag und Sonnabend verhandelte die große Strafkammer in Weimar   den vierten Hermann-Prozeß. Das Schöffengericht hatte im Januar den früheren thüringischen Jnuimminister Genossen Hermann wegen angeblicher Amtsunterschlagung und Un- treue zu 1006 M. Strafe verurteilt. Von dem ganzen Tretben der Reaktion gegen den Genossen Hermann war lediglich noch der so- genannte Fall Kaps übrig geblieben. Wegen Akrenbeseitigung und
unberechtigter Zahlung eines Gehalt» sprach da» Schöffengericht die Verurteilung aus. Gegen dieses Urteil hatte Hermann B-rufung eingelegt. Der Freitag war mit einer umfangreichen neuen Beweis- aufnahm« ausgefüllt. Am Sonnabend hatte es einen Augenblick den Anschein, als ob der Prozeß auf einem toten Punkt angelangt sei. Die Verteidigung nlachte den Vorschlag, die ganze Angelegen- heit noch einmal an die Staatsanwattschaft zurückzuverweisen, um in erneuter Voruntersuchung verschiedene Fragen zu klären. Doch gab das Gericht diesem Antrag nicht statt. Der Staats»- anmalt beantragte wegen Amtsunterschlagung und Untreu««ine Gefängnis st rase von je einem Monat oder eine Geldstrafe von je 1300 M- Die Verteidigung unterstrich, daß im vierten Her» mann-Prozeh alle» zusammengebrochen sei, was je an Anschuldigungen gegen Hermann erhoben worden war und forderte Freisprechung. Noch kurzer Berakung verkündete da» Gericht die Freisprechung. In der Begründung wird hervorgehoben, daß«ine Aktenbeseitigung Im Falle Kopf nicht in Frage komme. Eine bewußte Schädi- gung des Staates, wenn überhaupt von einer solchen gesprochen werden könne, sei durch die Gehaltszahlung an Kopf nicht gegeben. Es müsse daher vollige Freisprechung unter Tragung der Kosten durch die Staatskasse erfolgen. Damit ist Ge­nosse Hermann von allen Anschuldigungen der Reaktion gereinigt. Volkspartei und Deutfchnationale. Ter Streit um die BolkSgemeinschaft. Gegen einen Aufsatz derNationalliberalen Korresvon- denz". der sich für die sogenannteVolksgemeinschaft" in Preußen begeistert und die Deutschnationalen mahnt, dieses Projekt nicht anparteipolitischen Erwägungen" scheitern zu lassen, schreibt die.Kreuzzeitung": Demgegenüber ist zu bemerken, daß e? nicht parteipolittsche Erwögungen sind, die ein Zusammengehen der Deutschnationolen mit den Soztaldenwkraten in irgendeiner Form verbieten, sondern grundsätzliche stoat-politische Erwägungen. Eine Zusammen- arbeit von Deutschnationolen mtt der Klossentampspartei in offener oder versteckter Form ist für Deutschnational««ine Nnmög- l i ch k- i t aus nationalen, wirtschaftlichen und kulturellen Gründen: näheres braucht wohl nicht ausgeführt zu«erden. Da die Deutschnationolen ebensowemg mit den Sozial» demokraten zu tun haben wollen wie diese selbst mit den Deutsäznationalen, so sollten über dieseUnmöglichkeit" wirk» lich nicht mehr viel Worte verloren xoerden. Liberale Wunderkur. TViedcrertveckuna einer liberale« Partei? Die sogenannte.Liberale Bereinigung" hat gestern«ine Der- sammlung abgehaltem Herr Schiffer, der srüher lange Jalzre nationalltberaler Abgeordneter war. nach der Revolution sich der demokratischen Partei anschloß und vor den letzten Reichstogswahlen mit seinem Freunde Gerlond aus Thüringen   dieser den Rücken kehrt«, um wieder eine Liberale Bereinigung zu gründen, hielt da» Hauptreferat. Cs klang dahin aus. daß die Liberale Vereinigung keine neue Partei sein solle, sondem nur ein Mittel, und Verbindungsglied zwischen der Volkspartei und den Demokraten mit dem Ziel; die Verschmelzung beider zu einer großen Partei des Liberalismus vorzubereiten, die auch sozialen Inhalt haben soll. Unter allen schönen Sätzen, die Schiffer sprach, sind dies« wohl die bemerkenswertesten: Der deutsch  « L i b e r a l l s m u s ist der berufene Träger des Staatsgedankens, hinter dem die Frage der Staalssorm zurück­tritt. Deshalb erkennt er rückbaltlos die revublikanllch« Grundlage de« Staateo als die nach Lage der Perhältnisso un« umgängliche Voraussetzung für seine Fortexistenz und- Weiterentwicklung an. Ohne an ihr zu rütteln, verlangt er«ine Prüfung, ob nicht die Weimarer   Decsassung einer Deform in der Dichtung der Stärkung der Stellung der Regierung durch De- sreiung von dem Uebcrmaß der Porteienherrschaft zu unterziehen ist.(Beifall.) Ebenso faßt er eine Reform de» Retchstagswahl-
rechts und der Geschäftsführung des Reichstages an der Hand der in der Zwischenzeit gemachten Erfahrungen ins Auge. Ob Herr Schiffer dabei die Wiedereinführung des persön- lichen Regiments durch den Reichspräsidenten   und dasPlural Wahlrecht für Besitz und Bildung" vorschwebte. deren Anhänger er solange war, blieb dunkel. Ganz in den Rahmen dieser Ausführungen patzte auch die Rede des früheren Demokraten von Siemens, der eine erhöhte Produktion durch eine herabgedrückte Lebenssüh- r u n g sür da» Boll forderte! Auch die volksparteilichen Abgeordneten von Richter und Gras S t o l b e r g. sowie der Dcnwkrat F i s ch b e ck sprachen im Sinne der liberalen Gründer. Es ist übrigen» kein Geheimnis, daß die Stellung zurLibe- ralen Vereinigung" innerhalb der Demokratischen Partei zu recht lebhaften Auseinandersetzungen geführt hat. Räumt die erste Fone! Eine Kanzlermahnung in Kol«. Bei der gestrigen Eröffnung der Jahrtausendaus» stellung in Köln   hiell Reichskanzler Luther   eine Ansprach«, bei der u. a. ausführte: Als die Reichsregierung ihre Aufmerksamkeit den im Ent­stehen begriffenen Beranstcurungen dieses Jahres am Rhein   zu- wandte, da durfte erwartet«erden, daß die Eröffnung der Aus- stellung hier in Köln   in Gemätzheit der Bestimmungen de« Vertrages von Versailles   aus einem von fremder Besetzung freien Boden erfolgen würde.(Sehr richtig.) Sie wissen, daß diese Erwartung enttäuscht worden ist Es muß immer und immer wieder ausgesprochen werden, daß das deutsche Volt einen berechtigten Anspruch hat, datz die erste Rhein  - landzone den Dertragsdesiimmungen entsprechend geräumt wird. (Ueberaus lebhafter Beifall und Zurufe: Sehr richtig!) Aber bis «um heutigen Tage sind wir noch nicht einmal in Kennt» nie her B e a n st o n d u n g« n, die gegen Deutschland   erhoben werden, um die Richträumung zu begründen.(Hört, hört!) Wir müssen dies feststellen mit tiefer Bitterkeit und wir stellen es fest voll tiefer Bitterlett, zumal am heutigen Tage, wo hier ein Werk eröffnet chird, dos bestimmt ist, dem Frieden im besten Wortssnne zu dienen.(Bravo  !) Die Botschafterkonfcrenz noch nicht einberufe». Paris  , 16. Mai.  (Eiaeuer Drahtbericht.) Die hiesigen Nach- richteu-Agenturen melden, datz der diplomatische Gedankenaustausch zwischen London   und Paris   nunmehr zu einer völligen Ei n t- gung über Deutschlands   Entwasfuung und die Räumung von Köln  geführt haben. Diesen Versicherungen gegenüber scheint jedoch einige Skepsis am Platze, da bisher die Sitzung der Botschafter- konserenz noch nicht anberaumt worden ist. Heute vormittag Ist otelmehr im Außenministerium erklärt worden, daß diese Kon- ferenz keinesfalls vor Mittwoch zusammentreten werde. Der Danziger öriefkastenstreit. Salomonisches Urteil des WeltschiedShofs. Haag. 16. Mal.(WTA  .) Im großen Rechtesaal de» Friedens- palastes wurde heut« mittag des Gutachten des Internationalen Ge- richtshofes im Donzig.polnischen Poststreit in Anwesenheit zahlreicher Diplomaten, darunter auch des deutschen und des polnischen Ge- sandten in öffentlicher Sitzung bekanntgegeben. Die Verlesung fand in englischer Sprache statt und dauerte Stunden. Das Gutachten beschränkt in 41 Sellen langen Rechtsausführungen den polnischen Anspruch hinsichtlich des polnischen Postdienste» aus den Hafen von Danzig  , dessen Gebiet sedoch nicht abgegrenzt wurde, so daß der Dölterbund die Hasengrenze fest'ulegen hoben wird. Im H a f« n von Danzig   habe der polnische Postdienst das Recht. Drieskästen anzubringen, Postsachen einzusammeln und zu verteilei«. jedoch außerhalb des Hevelius-Platzes, und so. daß die Benutzung dieses Postdienstes durch das Publikum zulässig sei. Rumänischer Gelftesimport In die Wiener   ExporkHachschule. An der Hochschule für Welthandel in Wien   beschlossen die Hakenkreuz- Sludenten. Montag in einen achttägigen Prot« st st reit Zl» treten, wenn die Schule nicht für ausländische Juden gesperrt würde. Das Professorentollegium hat beschlossen, diese Forderung abzulehnen.
Der Sonntag. Von Max Darkhel. Ein Mann hatte die halbe Nacht in einer von den siebenund- zwanzig Kneipen der trostlosen Straße getrunken. Um Piittenuicht zog er mit einem billigen, angematten Mädchen in eine noch grauere Straße und stand an, nächsten Morgen, die Sonne schien schon. ernüchtert aus der grellen, nackten Straße und hatte keinen Pfennig Geld mehr. Der Lohii einer langen, mühseligen Woche war in einer Nacht vertan. Als Dallus und Wagner nach dem Dahnhof gingen, um Ins Grüne zu fahren, sahen sie den Mann aus der Straße und Härten seine Stimm«:Geld müßt ihr mir geben, ihr Kerle, gebt mir mein Geld wieder", und sahen, wie der Schreiende mit der Faust In das blitzende Fenster der Kneipe schlug, in der er die halbe Nacht gesessen und getrunken hatte. Leute liefen zusammen, Polizei kam. Ballus und auch Wagner hatten schon viele solcher Szenen erlebt, drängten sich also nicht in den Kreis der Gaffer, sondern beeilten sich, um den nächsten. Zug noch zu er- reichen. Sie erreichten auch noch den nächsten Zug und ratterten durch die graue Stadt. Alle Waggons des Zuges waren überfüllt, es mar wie an den frühen Morgen in der Werkwoche, wenn die Sirenen mit ihrem Gesang deginnen, um die Geschwindigkeit der rasenden Vorortzüge noch mehr zu steigern. Auch>n ihrem Küpe? waren viele Leute, darunter aber war ein Mädchen von jener Reise, wie sie südliche» Blut mit zwölf Jahren hervorzaubert. Das Mädchen histz Herta, war eine Jüdin und hatte schon ein kleines Frauengesicht. Ihre Eltern waren dünn und kümmerlich und es mar, als hätte das Mädchen Herta schmarotzerhaft die schwellende Reife der Mutter und die harte Sicherheit des Vaters in sich getrunken. Die Stadt zerbrach plötzlich und löste sich auf. Noch wuchsen zwischen grünen Gärten Häuserblacks pyromidisch auf, aber schon schimmerten Wälder und kleine Seen. Bald hiell der Zug, ver- schnaufte fünf Minuten und ramtte in die Stadt zurück, um neue Menschenladungen ins Freie zu werfen, in das Grün, in den Glanz, in die leise rauschende«Schwermut der Wälder. Der Sonntag war wie ein großer Vorführer eines Theaters und zeigte sein Kino: Landschaften. Gasthäuser, Abenteuer und Erlebnisse, fülle Tragödien, putzige Lustspiele. Alles war da und lockte und das groteske und zauberhaste Spiel begarni und hieß: Berliner Sonntag. Ballus und Wagner sahen das Spiel und spietten mit. Vom Balinhos wanderten sie zwei Minuten nach dem kleinen Fluß und fuhren mit einem bewimpetten Schiff den nahen Wäldern zu. Das Schiff war wie der Zug rasch überfüllt, man sah Arbeiter, kleine Beamte, Bürger, Mädchen mit ihren Liebhabern, Frauen mtt ihren Männern oder Hunden, auch Kinder sich man, um die der Unverstand ihrer Ettern wie eine Peitsche knallte. Dann begann die Musik zu spielen und das Schiff drehte sich und schwamm aus dem Fluß, den die giftig gelben Abwässer einer chemischen Fabrik sonderbor verfärbten, hinaus, und bewegt« sich in einer Wolke von Wind. Lärm, Musik und jener gläsernen Unruhe, die immer nah« am Zersplittern ist, wenn hundert unbekannte Menschen beisammen sind und sechs harte Arbeitstage hinter sich haben. Roch einmal legte das Schiss an, ehe seine große Reste begann.
noch einmal lärmte der lleberfall neuer Reisender über das Verdeck und die lässigen Gäste aus dem nahen Gartenrestaurant wußten nicht, was schöner lei, am Fluß zu sitzen und die Schisse vorüber« fahren zu lassen oder auf denselben Schiften den Fluß hinab- zuschwimmen und die Zurückbleibenden maßlos zu»erachten.?ln einem der vielen Tische saßen zwei Mädchen, und Ballus mar c», der zuerst lächelte. Als das Schiff weiterfuhr, lächelten die vier Menschen einander zu und ihr Lächeln wurde eine sich dehnend«, goldene Brücke über den Fluß zum Schikf und noch weiter vom Garten nach dem silbernen See und von dort nach den ver- schwimmenden Wäldern. Hinter den zwei lächelnden Mädchen baute sich ein Denkmal auf, ein dicker Mönch, der seine Hände segnend über«ine nackte Nixe breitete. lieber ihren weihen Leib liefen die Sarnlschatten der grünen Büsche und ihr Kleid war Licht und gleiste. Auch diese Nixe im kühlen Dunkel der Gebüsche schien zu lächeln, als das Schiff langsam entschwebte und oerging. Bis jetzt war das Land nur Gegend, aber nun wurde Land- schuft und schrankenloser Tag. Der Fluß hatte sich gereinigt und glänzte hell und trieb sich durch schöne Seegestade, an deren grünen Ufern die weißen Leiber der Badegäste leuchteten. Die kleinen Wellen des Schiffe« schlugen übermütig an die schwarzen Userränder der Wiesen, und über den lichtgrünen Flächen flammte und zitterte roter, gelber, weißer und blauer Schimmer der blühenden Blumen und Gräser. Ballus und Wagner fanden es wunderfchßm In'mer weiter stampfte dos tapfere Schiff und hatte auch bald die große Sagemühle erreicht. Die Wälder hinter den Wiesen waren ja eigentlich keine richtigen Wälder, sie wuchsen auf zu dürrem Sand und waren nur große, schwarze und schwermütige Holzniederlagen. Aber dennoch wurden auch oiese Wälder und diese Mühle an- gestaunt. Gottogott." rief«ine dicke, fröhliche Frau auf dem Schiff, Gottogott, Mann, dieses viel« Holz.". Ja. es schwamm viel Holz auf dem Wasser und da» Schiff mutzte sich seine Fahrrinne suchen. Von einem Floß aber halle sich doch ein Stamm gelöst und trieb nun quer im Wasser, batte aus der Reihe getanzt und wurde zum Stammbaum vieler Gespräche und erregter Minuten. Unerhört", sagte der Mann der dicken, fröhlichen Frau, die über das viele viele Holz erstaunt war.unerhörte Schweinerei. Wo ist, wo ist die Wasserpolizei? Siui> wir im wilden Westen? Rein. wir sind es nicht. Also, wo Ist, wo Ist di« Polizei?" Und weil diese Geschichte an einem deutschen   Sonntag geschehen ist. auf deutschem Gewässer, auf einem deutschen   Schiff und unter deutschem Himmel, so liegt di« Vermutung nahe, daß dieser Stamm. der sich aus dem Floß löste, aar kein deutscher Stamm war, sondern von einem Baum im fernen Osten stammte und keinen Stammbaum wie die deutschen   Eichen hatte und nur ein ganz gewöhnlicher Baumstamm war. Auch das war deutsch  , der Ruf nach der Polizei, und die Ant- wart war deutsch  , das Echo war deutsch  :Wo ist, wo ist di« Polizei?" Doch die Polizei war und blieb fern und zwei Malrosen de. Schifte, hatten nicht mitgeschrien, sondern mit langen Staken dem verbrecherischen Stamm die richtig« Lage gegeben. Und immer weiter fuhr da» Schiss und cmnol wurde auch nicht«ehr von der
fehlenden Polizei gesprochen, menschliches Gelächter schüttelte die kühnen Passag>ere. als di« wilden Wellen ihres Schiffes in die malerischen Lagergruppen junger Leute am flachen Ufer silbern spritzten. Nun hatte die Fahrt ein Ende und die Leute liefen in die Vier- Häfen de» kleinen Dorfes ein und verankerten sich bis zum Abend. Ballus und Wagner aber wanderten am Fluß entlang, rissen sich die Kleider vom Leib und badeten, schwammen und freuten sich des Tages. Dann liefen sie weiter und kamen an dem Strandgut vorüber, das die Stadt und die Arbeitswoche an die Se> geworfen hatte: verblühte Mädchen, rachitische Kinder, ausgeschwemmte oder ausgesogene Fraueil, brutale und verprügelte Männer. Die Stadt ist ein elender Käfig," sagte Wagner. .La." antwortet« Ballus,«die Tiere haben es besser. Schau dir doch mal ein Tier an, hier im Grünen ists wenigstens voll Heiter- lest und Unschuld, wa» hat die Stadt aus der Menschheit gemacht.." Ballus stellte oft solche Fragen an das Schicksal. Wagner kannte das schon und antwortete darauf nicht mehr. Dann gingen die Freunde weiter. Sie sahen die flammende Sonne im Himmel und hörten in diesem Jahr die ersten Bogel singen. Am Abend fu?)r«n sie wieder für seazs Tage in die Stadt zurück, um am siebenten Tag wieder nach den Waldern. Wiesen und Seelandschosten heim- zukehren.___ ..Rheinische Rebellen. Im Staatstheaier erlebte gestern Arn alt Bronnens fünfaktiges Schauspiel»Rheinische Rebellen seine Uraufführung. Es behnndelr die rheinische Se- parattsienbewegung, die, von einer halb mystischen Persönlichkeit Occc in d>e Wege geleitet, kurz vor dein Erjolg durch seine Liebe zu einer amozoneuhasten Patriotin zusammenbricht. Während der dramatisch bewegte Zweite Akt blutoolles Leben atmet, verpuffen die übrigen Akte in einem Schwall elstatisch hingeschleuderter Worte.
spielte. Der ostentativ(oute Beiiall wurde durch energische Pfiffe zer- schnitten. Der Abend wird am Montag noch ausführlicher besprochen werden.£gC Dir neue Zobsiode. Bor kurzem stellte derT a g" fest, der .Vorworts" habe die Abschaffung des Wahlrechts für olle über 60 Jahre alten Dsutfchen gefordert. Einige Tage danach konstatierte er. daß.cher f o z i a ld e m o k r a t I f ch e Reichs.
fein« Reife nach Köln   zur Rheinlandausstslluug und er versichert: »Der Strom kommt ganz pllötzlich. Die Brücke rattert und der Rhein  keuchtet auf. Das germanische Wasser fließt mächtig n a ch S ü d e n." Ueber diese Entdeckung des Kandidaten Jobses geschieht ein allge­meines Schütteln de« Kopfes, und fragt sich der.Tag'-Leftr mit banger Erwartung wa, kommt jetzt? Bei die SitzA »vle AamiltevttagSdie im Hause latstat- betitelt sich ein Bortrua. den die(SrZstn Tatjana Tolstoi, Tolstoi« ZUeste Tochter, am im Slüthneriaal tili. Wut 18. spricht Tolstoi  » Tochter über dasselbe m niipirftfr