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Nr. 235 42. Jahrgang

1« Seilage ües vorwärts

Mtttvsch, SS. Mal 1925

Die Krage öer �ugenüauftlärung. Deutfchuatwnale Angriffe in der Stadtverordnetenversammlung.

In der Berliner Stildtverordnotenvcrsamm- lung richteten gestern die Deutschnationalen an den Magistrat ttn« Anfrage wegen der im Verwaltungsbezirl ReinickeRdors »om Stadtarzt Dr. Ho dann betriebenen Ausklärung der Jugend Über das(Beschlockitstxben. Der deut'chnatio- nole Aadtverordnete Dr Kirchner, ein schon reichllch ältlich« Herr, verstieg sich zu der llebertreibung. er selber sei als Student der Medizin durch seine Universitätslehrer fast nicht so weitgehend scher manche von diesen Dingen belehrt worden, wie jetzt die Jungen und Mädel durch Dr Hodann. Für den Magistrat gab de? neue Stadtmedizinalrat Dr. von Drigalski eine Austluntt, die den Deutschnationalen merklich das Konzept verdarb. Zu einer Vi- jprechung kam es nicht, weil sich hierfür keine Mehrheit fand. » Die gestrige dmBerordevtlichc Sitzung der Sladtverordneten, die erst gegen V�7 Uhr begann, nahm zunächst Kenntnis von einem Dringlichkeitsantrage unserer Genossen, der den Magistrot ersuchen will, dafür zu sorgen, dah die in Berlin vorhandenen Trink- brunnen unverzüglich in Betrieb gefetzt werden, und für die dazu erforderlichen Mittel der Versammlung ein« Vorlage zu lassen. Die Dringlichkeit wurde nicht beanstandet, der Antrag gina an den Haushaltousschusi. Die Deutschnationalen hatten in einer am 7. April eingereichten Anfrage das Ver- halten des Stadtarztes Genossen Dr. Hodann in Reinickendorf bei dem iy der XX. Vflichtfortbildungsschule eingerichteten hygienischen Kursus zum Gegenstand einer Beschwerde ge. ---chr. Nach dem Wortlaut der Anfrage hat Dr. Hodann in einem tür beide Geschlechter bestimmten Unterricht gewisse sexuell« Fragen behandelt. Der Deutschnational« Dr. Kirchner hält im Interesse der Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten auch seinerseits sexuell« Nusklärung der heranwachsenden Jugend für notwendig, doch müsse dies in dezenter, vorsichtiger Weise geschehen. Daher dürfe dieser Ausklärungsunterricht nur von Persönlichkeiten erteilt werden, die Gewähr dafür bieten, daß unsere Jugend nicht vergiftet wird. In Reinickendorf habe der Evangelische Elternbund Protest gegen den Ajährigen Stadtarzt erhoben. Dr. Hodann habe unter Beifügung von Abbildungen den Knaben und Mädchen von l-Z bis 17 Iahren die Geschlechtsorgane in so detaillierter Weise dargestellt,wie wir ols Mediziner es kaum auf der Universität gehabt haben�(Heiter- keit): nachher habe er mit den Knaben und Mädchen gemeinsam eine Aussprache abgehalten. Die Mittel zur Verhütung der Empfängnis habe er eingehend erörtert, und aus die aus Eltern- kreisen erhobene Dorstellung. diesen Unterricht etwas zu ändern. babe er erwidert, e r trage die Verantwortung. Ebenso sei er im Unterricht und in seinem Buche gegen das Ebriltentum aufgetreten. Stadtmedizinalrat Prof. Dr. v. Drigalski stellte fest, daß Dr. Hodann verwarnt und ihm dann der Unterricht entzöge» sei. Er habe mit Dr. Hodann eine Unterredung gehabt, in der dieser eine Reche von Verfehlungen zugegeben habe. Die Gefahren der Gonorrhoe und Syphilis gingen den Arzt an. und es müsse alles gefchehen. um die Zugendlichev vor den schlimme« Gefahren der Geschlechtskrankheiten zu bewahren: sicherlich verfehlt war es aber, derartige heille Themata gemein- schoftltch vor den Halbwüsigen beider Geschlechter zu behandeln. Msür als bisher müsse aus dies« Gefahren zu der Zeit hingewiesen werden, wenn das Kind aus der Schul« abgeht, um ins Leben zu treten. Di» habe mau einem so jungen, temperamentvollen Kol, legen von 27 Jahren, der dl« ganz« Kneg-zeit hinter sich Hab«,«in« so schwer« Aufgabe stellen können, vor der aste, erfahrene Hy> gieniter zittern? Künftig werden dies« Dorträg« ganz planmäßig in vorsichtigster Form erfolgen, vorher werde«ine Esternversamm- lung einberufen und chr vom Lortraoenden dargelegt, was er mit d«n Kindern vor hat: da» Mitbestimmunasrecht der Eltern wird also durchaus gewahrt, und die Borträge werden nur von solchen Aerzten gehalten, die da» verstehen.(Leb- hafter Beifall.) Die beantragt« Besprechung fand nicht die er- forderliche Unterstützung durch 1Z Mitglieder: die Sache war da- mit erledigt. Die Vorlage betr. den Ausbau de» östlichen Teile» des Tempelhoier Feldes zu einem Spiel- und Sport»

platz ging an einen Ausichuß, die speziellen Entwürfe zum Neu- bau einer zweiten Fleischgroß Markthalle und eines Kühlhauses an der Landsberger Alle« wurden dem Haushalts- ausschuß überwiesen. Die Beibilt« von 2S000 W. und eines Dar- lehns von St) lM M. an das August aHospital wurden b«- willigt,«in Antrag der Kommunisten auf Uebernahm« de» Hospitals in den städtischen Betrieb abgelehnt. Am 26. Februar haben unsere Genassen beantragt, gegen den dem Reichsrat zuge- gangenen Gesetzentwurf über die gegenseikige Vesleuerung des Reichs, der Länder«od Gemeinden energisch einzutreten, da sein« Annahme eine schwere neue De- lastung der Stadt Berlin und der Berliner Bevölkerung bedeuten würde. Gen. Reuter: Die im Antrag berührt« Frage hat inzwischen in dem Steuerbukett des Reichssinanz'nmisters v. Schlieben und im Entwurf des Finanzausgleichs eins'Vehandlunp gefunden, die die Zweckmäßigkest«iner Besvreck>uno hier in.?wetsel stellen könnt«. Es scheint aber doch bei dem rem kapstalistischcn Charakter jener Entwürfe und angesichts der Argumente der Begründung--«boten. auch in der Versammlung dazu Stellung zu nehmen. In den Eni- würfen war auch die Besteuerung der kommunalen Betriebe in Aussscht genommen, und nach der Begründung«ine sehr st a r k e Belastung, die für Berliner ll n t er n« h m u n» gen Hunderte von Millionen betragen hätte, die aus die Steuerzahler überwälzt würden. Di« Vorlagen sind von dem heute gänzlich alleinherrschenden antisozialen Geiste getragen: einstweilen hat ja der Reichsrat diesen Auswuchs der neuen Volkswirtschaft- lichen Richtung beschritten, aber es ist durchaus denkbar, daß die Führer der Deitt�naticnalen und der DDP. versuchen werden, ihr« Anhänger zu veranlassen, diese städte- und tulturfeind- liä-e Maßregel doch in das Steuergesetzegebungswerk hinein- zuschmugaeln. Herr v. Eynern(DVP.) regte sich sehr über die Rechtsungleichheit auf, die darin liege, daß die kommunalen gewerb- lichen Betriebe steuerlich gegenüber den privatkapitalistischen be» triebenen Unternehmungen privilegiert werden bzw. bleiben sollen. Stolt(Komm.) tonnte natürlich nicht umhin, auch hier die Sozialdemokratie für olles und noch einiaes andere verr"''-- zu machen, lie Abstimmung wurde ausgesetzt. Am 2. April hat der Magsstrat die Versammlung wissen lassen. daß die Verbände der Orts- und Bctriebskrankenkassen sich gegen die von der Dersaminlung gewünschte Erhöhung des von ihnen zu tragenden Teils der Selbstkosten der Stadt für die in den städti- schen Krankenhäusern verpflegten Kassenmitglieder ablehnend verhalten haben, nachdem dieser Satz schon vorher auf 73 Vroz. heraufgesetzt worden ist. Die Kossen haben die innerhalb der 7? Proz. notwendig gewordene allgemeine Erhöhung des Kur- lostensatzcs von 1,80 Mark um 30 Pf. auf 5,10 Mark ab 1. März 1925 auch für sich anerkannt. In der Aussprache hier- über vertrat Dr. K i r ch n e r(Dnat.) wieder seinen alten Standpunkt, dah die Kassen zum Ersatz des vollen Kurkostensatz«, verpflichtet seien: der Versuch, diese Erhöhung auf 100 Proz. durchzusetzen, sei zwar im Ausschuß abgelehnt worden, werde aber im Plenum wieder- hast werden. Genosse Thurm trat dem deutschnationalen Redner ent- gegen, dem er u. a. vorhiell, daß noch Heists sehr namhafte Asrzt« auf dem entgegengesetzten Standpunkt ständen, die Unentgelllichkett der städtischen Krankenverpflegung zu verlangen. Die Vorlage wurde schließlich zur Kenntnis genommen. Gegen M0 Uhr wurde die Sitzung abgebrochen. Nächste Sitzung erst nach den Pfrngsttagen.

Warnong vor einer Schwindlerin. Immer wieder werde» im Bezirk Kreuzberg von«iner Schwindlerin Betrügereien an behördlich unterstützte Personen-- Sozialrentner. Klein» rentur. Kriegshinterbliebene verübt. Di« Schwind» lerin tritt sehr gewandt auf. Sie gibt an.»im Auftrag« der Fürsorge stelle' zur Einziehung von Beträgen bzw. zur Eni» gcgennahmc von Bestellungen auf Holz, Kohlen und Kartoffeln be». rechtigt zu sein. E» wird nochmals darauf hingewiesen, daß weder Fürsorgerinnen jspä) andere Personen zur Erledigung derartiget Aufträge abgeordnet sind, und daß vor allem sämtliche im Dienste des Bezirksamtes stehenden Personen mit Ausweisen ver» sehen sind.

Der Sootswirt. Die Zahl der Einzelruderer und Einzelsegler. die sich keinem Verein angeschlossen haben, überwiegt bei weitem die der Vereins- Wasserspartlsr. Bei dem riesigen Aufschwung, den in den letzten fünf Iahren die Ruderet und Segler« auf den Spree » und Havelgewässern genommen hat, ist es daher immer schwieriger geworden, noch im Bereiche Groß-Berlrns oder doch nicht allzu weit von seinen Grenzen entfernt«in geeignetes Unterkommen für Boote aller Art. auch für Rtotorboote. zu finden. Den jungen Leuten, die in der Wahl ihrer Eltern vorsichtig waren, fällt der gemeinsame Er» werk eines Wassergrundstücks und der Bau«ine« eigene» komfortabel eingerichteten Bootshauses nicht schwer. Organisierte Arbeiter» sportler können die Sehnsucht nach dem Eigenheim am Wasser ge- wohnlich erst nach Jahren stillen und sind dann jchon froh, eine ge- räumtge Bootsgaroge mit einem bescheidenen Gartenplätzchen, das geschickt« Hände bald verschönen, ihr eigen zu nennen. M« übrigen, nach Tausenden zählend, gehen auf die Suche nach dem Bootswirt, der aus dem Unterstellen der Boote ein einträgliches Gewerbe macht, An Spree und Havel sowie an den märkischen Seen gibt es schon Hundert« solcher Bootsmietschuppen, die meist van Gastwirten er- baut sind und gleichzeitig ohne gegenseitige Behinderung oft mehrere hundert Boote in allerdings sehr engen Boxen neben- und über- «inander aufnehmen können. Auch für AnkleiderSum«. möglichst sichere Kleiderschränke und nächtliche Bewachung ist natürlich ge» sorgt. Bon anfangs sehr einfachen Einrichtungen geht man setzt vielfach schon zum massiven Ausbau der Schuppen und zur Schaffung von Nachtquartier über. Der Ruderer" und Segler, der nicht einem Derein angehört, macht im allgemeinen während der Sportbetätt- gung keine großen Ansprüche und ist während der Nacht mtt einer schmalen Koje, zur Not schon mit einer Hängematte zufrieden. Die Boot« bleiben hier auch während des Winters und hasten mit der Miete, die monatlich je nach der Größe des beanspruchten Räume» und etwa gebotener Bequemlichkeiten fünf bis zwanzig Mark be- trägt, den sonst in der Hauptsache aus da» Ssffmisrgrschäst<-"»». wiesenen Gastwirt über Wasser. Zur rechtlichen Sicherung werden regelrechte Mietverträge abgeschlossen. Das ist nötig, weil es gar nicht so selten vorkommt, daß ein Dootsbesitzer verduftet und sich anderwärts niederläßt. Der Bootswirt stellt auf seine Koste« den Nachtwächter und sorgt für die Unterhaltung der Anlegestellen, so- weit nicht fahrlässige Beschädigungen stattfinden. Auf allen gtöheren Mketplätzen dieser Art sitzt ständig auch«In Dootsbouer, der mit Reparaturen reichliche Arbeit hat. Eine Wichtigkeit, die noch fehlt, hat man bei dem kürzlichen Brande eines großen Boots- schuppens in Schmöckwitz , der mehrere hundert Boote vernichtete, erfahren. Rur wenige Boote waren versichert. Da hat man vielleicht jahrelang Mark auf Mark gelegt, bis die Summe zum Erwerb eines Bootes beisammen war, aber man denkt nicht daran, daß die Natur neben ihren Schönheitswundern auch ihre Schrecken hat, die uns ohne weife Berechnung aller Möglichkeiten in wenigen Minuten kostbaren Besitz zu rauben vermögen. Rehabilitierung eines �lrztes. vor der Strafkammer die gänzliche Schuldlosigkeit erwiesen. Don einem harten Schicksalsschlag war der praktische Arzt Dr. Grohmann betroffen worden, der wegen fahrlässiger Tötung und Abtreibung angeklagt und vom Schöffengericht zu llj Jahren Zuchthaus bei sofortiger Verhaftung angeklagt worden war. Obwohl die Hast bis zur Entscheidung der Strafkammer durch Stellung einer Koutton von 10000 M. später von dem Verurteilten abgewendet worden war, hatte Dr. Grohmann. ein schon bejahrter Mann, in- folg« des Urteils einen vollständigen Stillstand seiner Praxis zu verzeichnen. In diesem Fall« erwies sich die durch die Iustizreform geschaffen« Möglichkeit einer Berufung als ein wahrer Segen. Früher wäre gegen das Urteil nur«ine Revision beim Reichsgericht ohne nähere materiell« Prüfung des Sachverhaltes möglich gewesen. Die gestern stattgefundenq�Der- Handlung vor der Berusungestrofkammer des Landgerichts I ergab die völligeSchnldlosigkeit des Angeklagten und Dr. Groh» mann wurde, nachdem das Gericht zahlreiche Sachverständige unter Führung von Geheimrat Professor Dr. Düerssen angehört hatte, und nach«ingehender Beweisaufnahme, die«in ganz anderes Bild er-- gab, auf Kosten der Staatskasse, entsprechend dem An» trage des Stoatsanwalls, freigesprochen.

o] Schnock. Ein Roma» von S«»od Sümpfen. Bon Svend Fleuron . (Aus dem Dänischen von Thyra Iakstein-Dohrenburg.) Der eine Teil des Grundes, der den Wiek bildete, mar ein Pflanzenreiches, stark hügeliges Land. Langgestreckt«! Berg- kuppen, mit Wasserlilien bewachsen und von meterhohem rundstengligem Grase schwellend, schoben sich in parallel lau- senden Ketten in den See hinein, entsprechende Strecken breiter, tiefer Täler gleichsam umsäumend. Hier und da schnitten steile Engen em wahre Pässe durch die die Fischschwärme sich wagen mußten, wenn sie von der einen Weide zur anderen wollten. Sie schwamm dicht unter der Wasseroberfläche und durch- forschte mit Interesse die wechselnde Landschaft auf dem Untergrunde und all das Unbekannte und Seltsame, das vor ihren Äugen auftauchte. Wie genoß sie es. so nach Herzenslust sich zu tummeln und die Flossen um sich schlagen zu lassen! Sie erreichte ein steinernes Riff und schwamm über eine Gruppe hoher, steiler und wilder Berge, die sich mit ihren zer» risseilen, bald gellen und nackten, bald Valdbewachsenen Hän- oen aus dem schwarzen Erdreich des Schlammes erhoben. Die Äergs waren voller tiefer Klüfte, und das Eis der Winter hatte Jahrhunderte hindurch, wenn es sich bis auf den Grund hinab- reichte, Spalten und Risse hineinschlagend, die Spitzen von den Kuppen gehobest und so gewölbte Zinnen, oft geradezu Hoch' ebenen gebildet. Rings aus diesem steinernen Land mit seinen vielen ver- schnörkesten Einschnitten und scharfen Ecken ragten sellsam aussehende Zinkenstümpfe, einer neben den: anderen, hervor. Einige endeten in einem Griff, andere wieder sälhellen mtt einem kürzeren und längeren Schweife um sich. Im Laufe de? Jahre waren sie droben aus der anderen Wett herabgesunken ... es waren verlorengegangene Bootshaken und Anker, die sich unrettbar festaebissen hatten: das Steinriff war nämlich ein guter Angelplatz, Es gab auch viele Krebse im See. und während sie dahin- schwamm, sah sie sie von der Vogelperspektive aus umher« wandern-, sie schleppten sich nach allen Richtungen hin über den Seegrund wetter, mühselig seine Kilometer in Krebsschrtt« ten messend.

An einigen Stellen bildeten sie ganze Städte und in den senkrechten Böschungen des Steinriffs nach der Tiefe zu hatte ein großes Kresvolk sich angesiedest. Es fielen ihr hier einige Exemplare auf. die größer schienen, als ihr lieb war-, sie lagen zwischen den Steinen oder drinnen in der Tiefe des Urwaldes, lauernd und abwartend, bis sie ihr« Fische mit der todbringenden Schere fassen konnten. Oder sie segesten rückwärts durch das Wasser mit weit von sich gestreckten Scheren und Fühlhörnern: ruckweise ging es weiter mtt sech- tendem Schwänze... hätten die Sttömungsroellen. die sie verursachten. Schnock nicht beizeiten gewarnt, so wäre sie alle Augenblicke ihnen blindlings in die Scheren geraten. Von dem Steinriff gelangte sie weiter über eine große. öde Sandebene, auf der die Würmer in Ringeln beieinander lagen, die Toichmuscheln in Kolonien. Auch auf einige genüg- same saftlose Pflanzen mit Schwingstengeln stieß sie, die sich Strömungen und Wellenschlag fügen konnten-, was ihr ober am meisten auffiel und am stärksten die Einförmigkeit unter- brach, das waren die Skelettreste von Tieren. Booten und einzelnen Menschen, die ringsum verstreut lagen. Wo die Sohle des Steinriffs sich noch unter dem Sande wetter erstreckte und nichts ganz bis auf den Grund gelangen konnte, sah sie diese langsam vergehenden Reste der Meteor « aus der Lustmell liegen, meißgescheuert und rein wie auf einem Tablett. Die Augenhöhlen der Schädel hatten die Krebse ich zu Hütten erkoren, wo sie nach langen Reisen über diese gefährlichen Wüsteneien der Ruhe pflegten, und die Barsche lauerten in den Brustkästen, die vergitterten Fenstern glichen, klüglich Nutzen aus den Schatten der Rippen ziehend. Aber weitsr draußen, wo die Strömung und Ssndtreiben wechselweise die Oberhand hotten, wurden die Dinge unablässig freigelegt und wieder vergraben. lind inmitten her Wüste, wo der Flugsand heimisch war. ragte aus den Dünenbergen hier ein Armstumpf, dort ein Knochen, die Stirn eines Schädels mit einem mächtigen Geweih oder ein Bootssteoen empor. Schließlich schloß die Wüstenei mit einem ganzen Skelettriff ab: es waren die Ueberreste einer Herde Tiere, die in Dämmerung und Schneetreiben vor einem Dutzend Jahre über das Eis in die Richte gegangen und in eine Wuhne geraten waren. Als Schnock auch diesen Zeil fyinter sich gelassen hatte, begann dos fruchtbare Land mtt schwarzem S-Kamm. Pflan» zen und kleinen Fischen wieder: sie gelangte in ein Hochland. nicht steinicht und rauh wie jenes, das sie verlassen, sondern erdig und üppig bewachsen. Es war«iner vorspringend«

Landzunge vorgelagert und bildete deren natürliche Fort» setzung unter dem See. Zu beiden Setten der Landzunge streckten sich tief ins Land zwei langgezogene Buchten, deren unterseeische Land- schast eine Widerspiegelung der oberirdischen bildet«: eine üppige Fruchtbarkeit machte sich allerorten bemerkbar, das Riedgras wogte streckenweise wie das Korn auf dem Felde. und die Riesengewächse des Wasserwaldes schienen wie schat- tenspendende Bäume auf dem Lande. An dem Uebergang von diesen fetten zu jenen mageren Gegenden, wo der treibende Sand an Tagen voller Unge- witter, wenn der Wellenschlag den See bis in die Tiefe auf- wühste, alle, von den Krebsen zernagte Skeletfe aufdeckte oder andere über, zog, befand sich ein großer Schlammpfuhl. Er bildete den Anfang eines weiten, ausgedehnten Morastes, in dem die Grundquellen des Sees entsprangen. Ewig knurrte es hier drunten rings in den Schlamm» Massen: der Schlamm hob sich und legte sich wieder, als würde er von Wellen untergraben. Hier und da entstand«in Ein- schnitt in der Wasserfläche, und Wasserstrahlen, so dick wie Baumstämme, schössen in die Luft. Man sah' hohe und niedrige Strahlen, sie ließen Wasserbäume und Wasserbüsche erstehen, die zuzeiten von großen, seltsam gefärbten, phan» tastischsu Schaum- und Blasenblüten übersät waren. In diesem Schlammloch wohnte der Eremit des Sees. der aste Riesenwels U a a h:«in schuppenloses, dunkelfarbige«. schleimiges Ungeheuer, das nur ganz selten einmal, zumeist bei Sturm und Unwetter, sich aus seinem Schlammbett erhob und menschlichen Lugen sichtbar wurde. Gewöhnlich kroch es auf dem Grunde herum... hier sein einsames Räuberleben führend, wo das Gesetz der Schwere allgemach herunterzog, was nicht mehr zu schwimmen oder sich zu rühren vermochte. Vor Jahrhunderten hatten fromme Männer Uaahs Er­zeuger. in feuchtes Gras gehüllt, hier an den See gebracht und das Geschlecht S i l u r u« am Fuße ihrer Klostermauern ins Leben gerufen. Es sollte ihnen mtt seinem tranigsüß«. schwer verdaulichen Fleisch als solides Fastsnessen dienen. Der versuch war nur mäßig gelungen, und als letztes der Seinen war nur dieses zählebige, alte weibliche Exemplar übriggeblieben. Uaah hatte den Körper eines Aales, war aber im übrigen lang und dick wie eine Boa constrictor. Sollte man sie em» mal fangen, würde sie selbst aus dem längsten Lanawage» nur Platz haben» wenn man ihr« Schwanz nachschleppen ließe.(Fortsetzung folgt.)