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phrasenreichen Uebernationalimus und durch schwindelhafte| Wahlversprechungen den Rechtsparteien die Wähler ins Garn trieb. Nachdem der Fang in erheblichem Umfang gelungen, wird der dadurch errungene Einfluß unter hohnvoller Miß­achtung aller Versprechungen dazu mißbraucht, den Unter­nehmern dieser politischen Riesengeschäfte Vorteile auf Kosten Der Allgemeinheit zuzuschieben.

Reinheit des öffentlichen Lebens!

Es ist nicht notwendig, die Deutschnationalen zu ent­arven". Sie besorgen das selber so gut, daß man nur dabei­zustehen und die nadien Tatbestände festzustellen braucht. Die Deutschnationalen mitsamt ihren Bruder- und Betterparteien fönnen sich auf eine Massenflucht ihrer bisherigen Mit läufer gefaßt machen.

Zwischen den Rechtsparteien und der Sozialdemokratie steht die Mitte. Sie muß mit der Tatsache rechnen, daß breiteste Schichten ihrer Anhänger jede künstliche Brotver­teuerung als ein an ihnen begangenes bitteres Unrecht empfinden würden. Ihr ist so gut wie uns bekannt, daß in der Wissenschaft auf breitester Front eine vollkommene Abkehr vom agrarischen Hochschutzzoll erfolgt ist. Sie weiß zu alledem auch noch, daß die Sozialdemokratie entschlossen ist, die glänzende Kampfpofition, in der sie sich gegenüber diesem Bolltarif befindet, in vollem Umfang auszunuzen.

werfen. Sie erklärten darauf, auf diesen Vorschlag nicht eingehen, zu können, sondern dem Reichstag auch nach Verabschiedung dieser Geseze weiter angehören zu wollen.

Danach muß die Parteileitung nunmehr auf der Erfüllung des in der Erklärung vom 15. November 1924 feierlich gegebenen Wortes bestehen, durch welches Sie die Verpflichtung übernommen haben, Ihr Mandatfofort niederzulegen, falls Sie durch Aus schluß oder freiwillig allein oder gemeinsam mit anderen aus der Fraktion der Deutschnationalen Volkspartei   im Reichstag   ausscheiden. Sie haben in Ihrem Schreiben vom 14. d. M. und gestern gegen über Graf Westarp die Absicht angekündigt, auf Berlangen des Sparerbundes die Entscheidung eines Ehrengerichts der Deutschvölkischen Partei anzurufen. Den Spruch eines solchen Ehrengerichts fönnen wir als für uns maßgebend nicht aner tennen, zumal Sie gleichzeitig die Absicht ausgesprochen haben, sich an die deutschvölkische Fraktion als Gast anzulehnen. Der Abg. Be ft hat bereits unzweideutig zum Ausdruck gebracht, daß er dieser Aufforderung, sein Mandat niederzu­legen, nicht Folge leisten wird. Offenbar geht er von der Ueberzeugung aus, daß mit der Annahme des famosen Auf­mertungskompromisses zwischen den Regierungsparteien der Kampf um die Aufwertung nicht beendet ist. Das Vorgehen der Deutschnationalen gegen diesen Abgeordneten fällt voll­ständig aus dem Rahmen dessen heraus, was sonst bei politi­Die Demotraten haben durch ihre Stimmenthaltung schen Differenzen zwischen Abgeordneten und einer Fraktion gezeigt, daß fie nicht gewillt sind, die Regierung, die diesen vorgekommen ist. Hier handelt es sich nicht darum, daß ein Bolltarif eingebracht hat, zu Zentrumsabgeordnete haben den gleichen Willen befundet, fett. Bests Aufwertungsprogramm war vor seiner Auf­zu unterſtüßen, verschiedene Abgeordneter sich im Widerspruch zur Meinung seiner Fraktion indem sie vor der Abstimmung den Saal verließen. Wenn stellung als Reichstagskandidat der deutschnationalen Partei­das Zentrum als Fraktion den sozialdemokratischen Mißleitung bekannt. Wegen dieses seines Programms wurde ihm trauensantrag ablehnte, so wird damit, glauben wir, seine ein Sitz im Reichstag gesichert. Sein Gefeßentwurf wurde von fachliche Stellung zum Zolltarif nicht vorweggenommen. der deutschnationalen Parteileitung in der Wahlbewegung Die Haltung eines Teils der Zentrumspresse bestärkt uns in offiziell anerkannt. Am 3. Dezember, vier Tage por dieser Auffassung. der Wahl, erklärten die Deutschnationalen in einer großen, von Tausenden besuchten Versammlung der Sparer und Hypothefengläubiger im Rheingold, daß sie das Bestsche Pro­gramm zu dem ihrigen machen würden und für eine 100pro­zentige Aufwertung eintreten wollen. Wählen Sie deutsch national, dann tommt die Aufmer tung!" Das war die Barole, die an diesem Abend ausge geben wurde. Diese Barole hat den Deutschnationalen Hunderttausende von Stimmen zugeführt. Wenn irgend jemand das Mandat nach den Gesetzen politischer Moral nieder zulegen hätte, dann wären es die deutschnationalen Mitglieder des Reichstags, die in ihrer großen Mehrheit wider besseres Wissen eine Wahlparole verfochten, an deren Durchführung fie niemals gedacht haben. Best war nur dazu da, Stimmen zu fangen. Jetzt hat er seine Schuldigkeit getan und soll gehen. Der Bruchy zwischen Best und den Deutschnationalen, der Fußtritt, der diesem Manne jegt vom Grafen Westarp und den hinter ihm stehenden Krautfuntern versetzt wird, ist symbolisch für den brutalen Geld= fchrant egoismus, dem die deutschnationale Fraktion in Wirklichkeit dient. Das Ende dieses Mannes wird Hundert­tausende aufklären und dieser Kazenjammer wird nicht Der letzte sein. Es wird noch manches moralische Debacle folgen!

Um es noch einmal zu sagen: die Sozialdemokratie tämpft um den sachlichen Erfolg. Sie mill das ungeheure Unheil verhüten, das nach ihrer Ueberzeugung eintreten muß, wenn die Pläne der Regierung verwirklicht werden. Aber, wie immer sich die Parteien entscheiden mögen, bei denen die Entscheidung liegt, an der fachlichen Haltung der Sozialdemokratie, an ihrer Kampfstellung fann dadurch nichts geändert werden. Sie wird die Abgeordneten und ihre Wähler und Wählerinnen davon zu überzeugen ver suchen, daß der Zolltarif in seiner gegenwärtigen Gestalt nicht Gesetz werden darf, sie wird versuchen, die Bolks pertre tung unter den Druck der Bolts meinung zu stellen, von der ihre fünftige Zusammensetzung abhängt.

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Die Sozialdemokratie kämpft um den fachlichen Erfolg sie wird schließlich, was immer fommen mag, als Partei die Führung dieses Kampfes nicht zu bedauern haben!

Don

Jegt fallen die Nebel der Symbolik und der Romantit, wirtschaftliche Interessengegensäge gigantischem Ausmaß werden sichtbar. Dort eine winzige Minderheit herrschaftslüfterner Intereffenpolitiker, hier die ungeheure Masse des schaffenden Volkes.

Die Nebel fallen. Gut Wetter für ehrlichen Kampf! Gut Wetter für die Sozialdemokratie!

Dr. Best soll verzichten. Deutschnationaler Erpressungsversuch.

Die Parteileitung der Deutschnationalen Bartet hat an den Landgerichtspräsidenten Dr. Best folgendes Schreiben gerichtet:

Sehr verehrter Herr Präsident! Wie Graf Bestarp berichtet, hat er Ihnen am 19. d. M. namens der Parteileitung die Frage corgelegt, ob Sie bereit feien, Ihr Mandat entsprechend der durch Erklärung vom 15. November 1924 übernommenen Verpflichtung niederzulegen, sobald die jetzt im Reichstage vorliegenden Regie­rungsvorlagen verabschiedet feien. Durch dieses Entgegenkommen wollte die Parteileitung Ihnen die Möglichkeit eröffnen, Ihre Stimme bei der Beratung dieser Vorlage noch in die Wagschale zu

Spießers Himmelfahrt.

Der Abschied: Er.

Marie, so höre endlich auf zu plärren Und laß das ewige Getnetsche sein. Bir feiern heute die Partie der Herren lind sind ein weiberfeindlicher Berein. Wir wollen fröhlich durch die Gegend toben, Gefänge jubelnd, nach der Bäter Art, und in den Kneipen die Getränke proben. Ave Maria! Heut' ist Himmelfahrt. Marie, bereits im fernsten Altertume War dieser Tag der Männerwelt geweiht, Die zu des jungen Maien hohem Ruhme Hinauszog in des Frühlings Herrlichkeit. Go fülle mit Zitrone mir die Bulle, Koch mir sechs Eier, aber etwas hart, Beschmiere fräftig manche Frühstücsstulle. Ave Maria! Heut' ist Himmelfahrt. Marie, am frühen Abend kehr' ich wieder, Gestärkt am Wonnebusen der Natur, Den. Geist erlabt durch tausend frohe Lieder, Den Leib erfrischt wie nach der Badekur. Entgegen springst du mir mit frohem Blide, Um meinen Racken schlingt dein Arm sich zart, Daß er mich voller Liebesglut umstrice. Ave Maria! Heut' ist Himmelfahrt.

Die Heimtehr: Ste.

Mar, fehr zurüd! Ich irre durch das Zimmer Und harre traurig, daß er heimwarts wallt. Es glimmt so trübe meiner Ampel Schimmer, Bom Turme dumpf die zwölfte Stunde halft. Da... auf der Treppe dröhnen harte Tritte. Lebendig oder tot? Wie bang mir ward Der Schlüssel knarrt. Herr, höre meine Bitte! Mag, geh nicht von mir. Heut ist Himmelfahrt.

Es ist mein Mag. D, flieg' in meine Arme! Bei Gott, er wankt! Sein edler Blick ward stier. Der Rock ist voll von Schmuß, daß Gott   erbarme, Dem Mund entströmt ein Duft von Schnaps und Bier. Wo ist dein neuer Schirm, wo die Behutung? In einer Droschke bis du hergefarrt? Dein Geld ist fort? D, schreckliche Vermutung! Bjui, fchäm' dich, Mar!... Und heut war Himmelfahrt!

Schiele will die Verfassung ändern. Für Einsetzung eines ständigen Verfassungsausschuffes.

wendung des Artikels 48 der Reichsverfaffung würde beseitigt werden, wenn das in diesem Artikel angekündigte Ausführungs­gefeß endlich geschaffen werde. Zur Behebung wirtschaftlicher Schwierigkeiten, bei denen die Anwendung des Artikels 48 be­stritten wurde, ist nach Ansicht der Regierung ein Notverordnungs­recht der Reichsregierung unbedingt erforderlich. Der Minister wies dem von ihm befürworteten Verfassungsausschuß auch die Entscheidung über die Anträge zu, die fich auf eine Aenderung des Wahlalters, die Erweiterung der Immunitätsvorschriften und auf A enderung der Reichsfarben beziehen. Gerade in der Flaggenfrage sei eine baldige Klärung dringend erwünscht, die aber nicht auf parlamentarischem Wege möglich sei. Zweckmäßigerweise müsse der Verfassungsausschuß sich auch mit den Anträgen be schäftigen, die die Aufhebung des Gesezes zum Schuge ber Republit und des Staatsgerichtshofes zum Schuße der Republit zum Ziele haben. Der Minister hegt teine Bedenken, an cine Prüfung der Aufhebung des Gefeßes heranzugehen. Die Aufhebung des Staatsgerichtshofes biete zwar technische Schwierig­feiten, die aber durch die Errichtung des geplanten Verwaltungs­fenats überwunden werden können.

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Stresemann baut ab. Das Ende der Zeit".

Wie das Berliner Tageblatt" mitteilt, wird das offizielle Organ der Volkspartei und ihres Außenministers Stresmann Die 3eit" demnächst ihr Erscheinen einstellen. Sie soll mit der ä g. lichen Rundschau" verschmolzen werden, wobei ihr Name noch Rippler und des Hof" predigers Döhring. Sie ist nicht nur im Untertitel der Rundschau" in Erscheinung treten wird. Die Tägliche Rundschau" ist das Organ des Deutschnationalen Rippler und des Hof" predigers Döhring. Sie ist nicht nur Kulturkampf gegen den Ratholizismus in gehässigster Weise. Wie ein Scharfmacherblatt ersten Ranges, sondern betreibt auch den verträgt sich das mit den Richtlinien der Volkspartei nach der natio­nalen Realpolitit" Stresemanns?

Gefängnis für Rechtsblockverleumder.

Braunschweig  , 20. Mai.  ( WTB.) Bor dem hiesigen Schöffen gericht begann gestern der Beleidigungsprozeß des demo­tratischen Reichstagsabgeordneten und ehemaligen Braunschweigi­schen Ministers Rönneburg  , den dieser gegen 22 Personen an­gestrengt hatte. Die Beleidigungen waren hauptsächlich während der Wahltämpfe des Jahres 1924 gefallen. Dem Minister war unter anderem vorgeworfen worden, er habe sich während seiner Amtstätigkeit auf nicht ganz faire Weise Gelder erworben. Die Berhandlung ergab die haltlosigkeit der erhobenen Be­hauptungen. Der Hauptangeklagte, Konsul und Baurat Bauer wurde zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt. Acht weitere Angeflagte erhielten Geldstrafen von 80 bis 200 m. Die übrigen Angeflagten wurden freigesprochen. In der Strafzumessung ist berücksichtigt worden, daß die Minister unter dem parlamentarischen System leichter der Kritik ausgesetzt find als früher.

Neumann- Hofer gestorben.

Gestern nachmittag ist im Detmolder   Krankenhaus der frühere liberale Abgeordnete Neumann Hofer gestorben. Er ist eben. so wie feine Gattin den Verlegungen erlegen, die er ich am 8. Mai bei einem schweren Automobilunfall zugezogen hat. Um Tage vor feinem Tode wurde seine Gattin beigefeßt und diese tragische Ber fnüpfung des Schidfals hat offenbar, das Ableben Neumann- Sofers beschleunigt. Er gehörte dem Reichstag, dessen Mitglieb er schon früher jahrzehntelang für den Wahlkreis Lippe   Detmold   ge­wesen ist, an. Nach der Revolution gehörte Neumann mehrere Jahre zur Lippeschen Landesregierung, die von Sozialdemokraten, und Demofraten gebildet murde.

Im Hauptausschuß des Reichstags erflärte am Mittwoch Reichsinnenminister Dr. Siele, die Reichsregierung werde jeden Versuch, die Reichsverfassung auf gewaltsame oder sonst un gefeßmäßige Weise abzuändern, als Hochperrat mit allem Nachdruck| abwehren und verfolgen. Für die Beratung der vielen Anträge zur Menderung einzelner Bestimmungen der Reichsver. faffung fei die Gründung eines ständigen Verfassungsgebnisse der legten Rammerwahlen sind erst jetzt bekanntgeworden, ausschusses des Reichstags notwendig. Dieser Ausschuß fönne, unterstützt durch die Kritik der Fachwissenschaft, ungemein viel zu einem reibungsloseren Zusammenarbeiten zwischen Reich und Ländern tun. In dieser Beziehung gebe auch die banerische Dent. schrift durchaus beachtliche Anregungen. Der Streit um die An­

Mag, bleibe bei mir!, hab' ich dich gebeten, Du aber haft gescholten und gedroht.

O, diese Männer! Wenn wir Frau'n das täten, Ihr prügeltet in furzer Zeit uns tot! Ins Bette jetzt, und früh' ne falte Brause, Und nicht gebrummt mehr in den Stoppelbart. Das nächste Jahr, da bleibst du hübsch zu Hause, Mein Mag, ich pfeif' auf deine Himmelfahrt! Henning Duderstadt

Die Tragödie im Haufe Tolstoi  . Gräfin Tatjana Tot stoi, die Tochter des großen Russen, jetzt selbst schon bald fechzig Jahre alt, erzählte im Blüthner Saal Erinnerungen aus einer Zeit ihrer Jugend, die Jugendzeit nicht genannt werden fann. Daß die Menschen sich das bißchen Glüd, das ihnen hier auf fann. Daß die Menschen sich das bißchen Glück, das ihnen hier auf Erden zuteil werden tann, so oft zerstören.... Was sich im Hause Tolstois in Jasnaja Poljana   abspielte, ist ja ziemlich bekannt. Auch restlos verständlich wird es, wenn man's aus der Tochter Mund einmal hört. Tatjana Tolstoi scheint gut und flug zu sein. Sie entlastet auf Grund zahlreicher Belege, die bald auch gedruckt vor­liegen sollen, die Mutter. Was Tolstoi bewegte, ist unser aller Sache oder sollte es doch sein: Völlige Einheit müßte bestehen zwischen Erkenntnis und Gestaltung, Idee und Leben, Wort und Wert. Biele fliehen, viele belügen fich, nur wenige finden ehrlichen Lebensstil. Restlos befriedigende Synthese zwischen Freude und Leid liegt in der Zukunft, sie heißt Sozialismus. Tolstoi   war ein Fanatiker des Altruismus bis zum Willen geistiger Bergewaltigung feiner Familie, das aber ist von deren Standpunkt aus Egoismus in der höchsten Potenz. Die Ehegatten Tolstoi   lebten troß ihrer Liebe miteinander wie Fremde, einer verstand nicht den anderen und jeder litt unfäglich. Zweimal will Tolstoi fliehen und bleibt bann doch. Zerquält sich. Beinigt die Frau. Verängstet die Kinder. Und will doch lieben! Immer schlimmer wird es, in Hysterie und Raferei verfällt die Gattin, da geht der törichte Weise im Alter von 82 Jahren bei Wind und Wetter aus dem Haus. Es wäre beffer für fie," vermerkt er in bezug auf seine Frau, die in Wahrheit ver­schiedene, allerdings vereitelte Selbstmordversuche macht. Tolftor aber haucht bald darauf tief, tief in Rußland   in einem kleinen Stationshäuschen sein Leben aus. Der Mensch war trog allen Irrens gut, vorbildlich gut, die Menschheit mußte ihn führen. Zum Guten? Seien wir bescheidener: zum Bernünftigen! Denn das Vernünftige weist zum. Edlen und spart doch Tränen. Tolstois, werdet hart! Ergo.

Galante Rokokokomödie. Ein junger Autor, Wolfgang v. Lengerfe, hat ein äußerst heifles Thema als Vorwurf für feine Komödie Das Fräulein du Portail" gewählt, ein Thema, das für eine nouvellistische Behandlung in Blättern wie dem Junggesellen" oder dem Reigen" oder ähnlichen loderen Beit schriften ausgezeichnet gepaßt hätte. Für die Goethe- Bühne ift es ein gewagtes Unternehmen. Der Chevalier Faublas, aus uit bei der lebenslustigen und schönen Marquise als Fräulein du Portail eingeführt, gewinnt ihr Herz und übernachtet bei ihr. Ganz offen,

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Das belgische Wahlergebnis. Die endgültigen offiziellen Er da in Lüttich   und in Brüssel   zwei Wahlresultate einer längeren Ueberprüfung bedurften. Die endgültigen Resultate lauten jetzt: 78 Ratholiten, 78 Sozialisten, 23 Liberale, 6 flämische Front­fämpfer und 2 Kommunisten.

ohne Heimlichkeiten und Bertuschungen, alle wiffen es, und sie dürfens ja wissen, denn der junge Chevalier gilt als junges Mädchen. Daraus entwickeln sich allerlei Konflikte, die Herr v. Lengerte mit bestem Ber  ständnis für langweilige Wirfungen auseinandergezogen hat. Auf der Bühne entsteht ein phantastisch ödes Geplapper in galanten geiſt­reichelnden Flosfeln, ein Rofoforebeturnier, in dem keine Funken blizen. Menn man sich schon französische Ehebruchstücke zum Muster nimmt, muß man die Leichtigkeit, die Recheit und den Esprit des Boulevard- Bühnentechnikers befizen. Zweideutigkeiten find gefährlich; fie müssen wenigstens charmant gebracht werden. Bet Herrn v. Lengerte ist alles lehrhaft, er unterrichtet uns langatmig über Dinge, die wir längst wissen. Abgesehen von dem überflüssigen musikalischen Beiwert hat der Direktor und Regisseur Robert Birf sorgsam gearbeitet. Die Marquise der Lydia Busch war wirklich eine charmante Rofofodame und Harry Förster ein prächtiger Chetrottel. Wolfgang 311zer in der Titelrolle fühlis fich weder in Frauenkleidern, noch als Chevalier wohl. Mit seinen Gemachtheiten wirkte er männlich als Frau und weiblich als Mann. Dgr.

Die Silberproduffion der Welt. Merito hat im Jahre 1923 90 Millionen Unzen Silber( 1 Unge 31,1 Gramm) erzeugt; das ist die stärkste Förderung seit mindestens 12 Jahren. An zweiter Stelle steht nach einer in der Umschau" mitgeteilten Statistit Nordamerita mit 65 Millionen, dann folgt Kanada   mit 17 Mit lionen; die übrigen filberproduzierenden Länder haben zusammen etwa 40 Millionen Unzen geliefert. Die Gesamterzeugung betrug also 212 Millionen Unzen ober 65932 Kilogramm. Damit ist fast die Förderung des Refordjahres 1911 erreicht, die 70 256 Kilo. gramm betrug. Infolgedessen sind denn auch die Silberpreise, die 1920 und 1921 noch ziemlich hoch waren, in den beiden letzten Jahren sehr beträchtlich gefallen.

Theater chronit. Am Sonnabend findet im Theater in der Stöniggräger Straße bie 50. Aurführung von Wedekinds, Frangista" in der Bes fegung der Premiere statt. Das Gastspiel wird am 27. Mai geschlossen.

Das, Staalliche Kupferstichkabinett veranstaltet in feiner Iten 5- teilung eine Ausstellung von frühen italienischen Zeichnungen bis 1500 und in seiner Neuen Abteilung eine umfangreiche Uebersicht über die Landschaft in der deutschen Graphit von 1800-1850.

Die Generalversammlung der Kant- Gesellschaft findet am 5. und 6. Juni in den Räumen der Universität Halle a. d. S. statt. Die Tagung ist zu einem philofopbifchen Stongreß ausgebaut worden. Die Vorträge gruppieren sich um das Thema Metaphyfil", das in Verbindung mit Philosophie, Natur wiffenschaft und Geisteswissenschaft behandelt wird. Genaues Brog: amm unentgeltlich durch Prof. Arthur   Liebert,   Berlin W 15, Fasanenſtr. 48.

begonnen worden.

Die Sammlung des Nachla es 3. B. Scheffels in einem Archiv, deffent sich der neugegründete Scheffelbund annimmt, ist nunmehr in Starlsruhe lerischen Nachlaffes des Dichters werden dort jept aufbewahrt. Aus dem Die wesentlichsten Teile des literarischen und fünji. Archiv wird ein Album bisher unveröffentlichter Stiggen und Zeichnungen Scheffels als erste Jabresgabe des Bundes ausgegeben; als Buchver öffentlichung soll die Herausgabe der Briefe des Digters an sein Eltern­haus folgen.

Die Defferreichische Grologische Bundesanstalt felerle Dienstag in Ane mefenbelt des   Bundespräsidenten und zahlreicher Bertreter der Wissenschaft ihr 75jähriges Jubiläum.