Donnerstag 2?. Mai 7925
Unterhaltung unö ANissen
Setlage öes vorwärts
Zrühlingskuren. Von Dr. V. Wächter. Zu Großvaters und Urgroßvaters Zeiten ließen sich vollblütige Menschen im Frühjahr zur Ader, d. h. sie ließen sich etwas dickes -1'interblu.t abzapfen fühlten sich �lach der Operation wie neu» geboren, wie sie behaupteten. Die Aerzte sind von dieser Methode, die der jüdischen Schächtung ein wenig ähnlich sah, wohl allgemein abge. kommen, womit natürlich nicht bewiesen ist, daß unsere Großväter Unrecht hatten mit ihrem Aderlaß. Später verfiel man auf eine andere Pferdekur; man laxierte, und nach Absoloierung des Pur- gotoriunis, dieses leiblichen Fegefeuers, fühlte man sich wie im siebenten Himmel. Ich habe den..Wühlhuber Nr. 1" und den „Wühlhuber Nr. 2" des seligen Pfarrers Kneipp nie am eigenen Leibe erprobt, es genügte immer schon das Lesen des Rezeptes, um die notige Oeffnung zu erzielen. Schon der Name„Wühlhuber" kann bei manchein periftaltische Darmbewegungen auslösen, und man muß schon ein begeisterter Konkordatsbayer sein, um das pfarr- herrliche Praparat mit Bierruhe genießen zu können. Wirken tut es auf alle Fälle, und daß eine kräftige Entleerung unter Umständen eine angenehme Empfindung hinterläßt, ist nicht zu bezweifeln. Unsere Naturheilkuildigen empfehlen heute noch eine alljährliche „Reinigung", wogegen nichts einzuwenden ist, wenn man dadurch des „Frühlings Erwachen" am eigenen Körper erleben kann. Entschieden angenehmer als der Aderlaß und das Purgieren ist eine dritte Art der Frühlingskuren, die Solat- und Gemüiclurxaeaen die weder Aerzte noch Laien etwas ins Feld zu führen haben, mogvy sie nun Hindhede oder Lrillat-Savarin huldigen. Der große fron- zöstsche Gastronom wußte noch nichts von Nährsalzen, Vitaminen und Kalorien, aber er kochte gut und fand mit Voltaire, daß das Leben nach einem guten Mittagessen immer noch am erträglichsten sei. Wenn wir alle im Sinne Brillat-Savarins kochen könnten, so brauchten wir nicht des dänischen Arztes Hindhede Rezepte, die uns zeigen sollen, wie man billig und dabei doch nahrhaft kochen kann. Wir brauchten nicht zu wissen, was Kalorien sind, und keine Angst zu haben vor der furchtbaren Beri-Beri-Kronkheit, wenn wir ge- schalten und polierten Reis essen, dem die Vitamine fehlen. Wer alle Tage Beefsteak m!t Ei oder Eisbein mit Erbsensuppe und Sauerkraut eisen kann, wer seine Austern mit gutem Rheinwein hinunterspült, wann er mag, wer sich zu überlegen hat, ob Kaviar besser mit Zwiebeln oder Zitrone schmeckt, der braucht nicht darauf bedacht zu sein, daß er das Abkochwasser seines Spinats um Gottes Willen nicht weggießt aus Furcht davor, um die Nährsalze betrogen zu werden. — Wenn man die gelehrten Arbeiten unserer Physiologen und Nah- rungsmittelckiemiker liest, dann hat man zuweilen den Eindruck, als ob die ganze Wissenschaft nur für die armen Leute da sei. Denn die Reichen leitet in der Regel chr Gaumen in die richtige Bahn, soweit es sich darum handelt, alle physiologisch wichtigen Nährstoffe in sich auszunehmen. Nur wenn sie krank sind, sich überessen haben oder wenn sie aus irgendwelchen Gründen von der gemischten Kost abge- kommen sind und zuviel des Guten im Fleischgenuß getan haben, dann tritt auch für sie die Wissenschast in ihre Rechte, und der Arzt verordnet ihnen vielleicht Gemüse, auch wenn er nicht gerade von der Noiwendigkeit einer regelmäßigen Frühlingskur überzeugt ist. Das Frühjahrsgemüse und besonders der Spinat steht in dem Ruf.„blutreinigend" zu wirken, ohne daß man ihn als Abführmittel zu bezeichnen hätte. Außerdem gilt der Spinat als besonders eisen- haltig, weshalb er blutarmen Leuten empfohlen wird. Es hat sich aber gezeigt, daß die Spinatblätter, besonders die jungen, nicht mehr Eisen enthalten als andere grüne Blätter, aber wenn wir von dem Gehalt an Nährsalzen absehen, die ja überall verbreitet sind, so bleibt doch nach eine spezifische Wirkung des Spinats auf die Lerdauungs- nrgane zu verzeichneu, an der wir nicht vorbeigehen können. Daß der Spinat in der Tat verdauungsfördcrnd wirkt, lehrt die Erfahrung, aber worauf diese Wirkung beruht, ist erst in neuerer Zeit gefunden worden. Es handelt sich dabei um die sogenannten Saponinsubstanzen. die sich m den Spinatblättern wie in allen Gänsefußgcwächsen be- finden, also auch im Mangold , der Futter- und Zuckerrübe und der Melde, die ja während des Krieges mit Recht als Wildgemüse empfohlen wurde. Die Saponinpflanzen sind durch die Untersuchungen des Pharmakalogen Kobert und seiner Schüler und in neuester Zett durch den Miinchener Kroebc r sehr stark in den Vordergrund des Interesses getreten, weil die heilkrästige Wirkung einer ganzen
Könitz mit Sem Kuckucksei— fleh' üich vor, es geht entzwei!
Reihe von Drogen auf deren Saponingehalt beruht, so daß man jetzt eine ganze Klasse von Begetabilien als Saponindrogen bezeichnet. Es gehören Zu ihnen viele Volksheilinistel, wie die Hauhechelwurzel, die Blüten der Wollblume oder Königskerze, das Bruchkraut u. a. — Es ist das große Verdienst der beiden Gelehrten Kobert und Schulz, sich seit Jahrzehnten mit unseren Volksheilmitteln wissen- schaftlich beschäftigt zu haben, allerdings ohne besondere Anerkennung bei den Kollegen ihrer Zunst zu'finden— bis zum Kriege. Da war man wegen der Blockade gezwungen, auf die alten Bolksheilmittel zurückzugreifen, und heute feiert Pfarrer Kneipp und seine Schüler Triumphe. Der Fortschritt verläuft nie geradlinig, es gibt immer Perioden der Reaktion, in der Politik wie in der Wissenschast. Wie oft hat bis heute die„Schulmedizin" die Homöopathen bespöttett, und jetzt er- leben wir es, wie durch die Untersuchungen von Geheimrot Bier der alte Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, zu Ehren kommt. Und zwar nicht nur durch die Anwendung kleinster Gaben eines Arzneinüttels, sondern auch der homöopathische. Fundamental- satz der chomöopathen„Sirnilia sirnilibus", Aehnliches durch Aehn- liches, findet Verständnis. Daß Heilmittel in kleinsten Gaben anders wirken als im großen, daraus hat Schulz schon lange hingewiesen und sich dadurch der.Sympathie mit den Homöopathen„hinreichend verdächtig" gemacht. Was man literweise ohne schädliche Wirkung trinken kann, das galt der üblichen Medizin für unwirksam. Schulz hat jetzt die Genugtuung, daß zwei seiner Forschungsgebiete, die ein- heimischen Arzneipflanzen und ihre Minimaldosierung, Anerkennung finden. Wenn Schopenhauer Recht hat, daß eine Idee um so länger wirkt, je später sie anerkannt wird, dann dürfen wir wohl noch Wunder von der Homöopathie erleben. Was die Wertschätzung der sogenannten Nährsalze anbetrifft, so ist diese ja allgemein bekannt, aber nach dem heutigen Stvnd der Wissenschasc kann man sie billiger haben als auf dem Umwege über den Spinat. Vielleicht gelingt es aber der Forschung noch einmal nachzuweisen, daß die Nährsalze in einer besonders leicht aufnehm- baren Form in den Pflanzen vorhanden sind, wodurch erst die Achtung vor ihnen wissenschaftlich gerechtfertigt wäre. So manche Probleme harren ja noch ihrer wisienschaftlichen Lösung, z. B. das
Bierproblem. Die Physiologen bestretten bekanntlich den Bayern , daß das Bier ein Dolksnahrungsmittel sei, sie sagen, eine Maß Bier hätte nicht mehr Wert als zwei Semmeln. Aber man trinke anstatt des Bieres einmal ein Liter Wasser und zwei Schnäpse und esse zwei Brötchen dazu. Man wird davon weder dick, noch satt, noch fühlt man sich so wohl wie noch einer frischen Maß, sagen die Bayern, die letzt ini Hofbräuhaus ihre Frühlingskur absolviert haben.
Der neue Typ des Deutschen Museums. Nach dem Gedanken Oskar von Millers sollte der ganze Muscumsopparat aus lebendige Arbeit, auf Selbstbelehrung der Laien wie der Fachleute eingestellt sein. Da hier also ein völlig neuer Museumstyp geschaffen niarben ist, wird es interessant sein, das Urteil maßgebender Kenner darübel zu hören. So schreibt-Eugen Kalkschmidt in dem Sonderheft, das der„Kosmos" dem Deutschen Museum gewidmet hat:„Allem Museumswesen hostet nun einmal ein Luxusbegriff an; es hat nicht an Stimmen gefehlt, die bei den gewaltigen Aufwendungen für eine Raritätenkammer fragten: Können wir verarmten Deutschen uns diesen Luxus jetzt noch leisten? Ist diese Ansammlung längst ver- jährter Schau- und Wissensobjekte unbedingt notwendig? Oskar von Miller war nicht der Mann, sich durch solche und ähnliche Einwände einschüchtern zu lassen. Immer von neuen, verwies er darauf, daß Kulturausgaben kein Luxus sind, und daß die volkserzieherische Ar- beit des ÄLUtschen Museums einen wirtschaftlichen Faktor von hohem Rang bedeute. Und in der Tat müssen gegenüber seiner großartigen Schöpfung alle kleinmütigen Bedenken schweigen. Nicht etwa, well sie mit 36 000 Quadratmeter überbauten Bodens und 16 Kilometer Führungslinie die größte derartige Anlage überhaupt ist, sondern weil in diesen Hallen, Projeklionsräumen und Laboratorien eine Zusammenfassung unserer abendländischen Zivilisation dargeboten wird, wie wir sie ähnlich lehrreich noch nirgends besitzen. Für den, der im Siege des Geistigen über den Swsf das schönste Vorrecht des Menschentums erkennen lernen will, ist dieses Museum eine hohe Schule der Ersahrung. Die Idee einer solchen universalen Bildungsstätte mit ganz volkstümlicher Einstellung ist sehr deutsch ; darauf können wir wohl stolz sein."
Der Zurückgekehrte. von Henri Barbusse . Beim Rufe„Peterchen" zeigte er seinen gair; schwarzen Kopf, und man freute sich seines schwarzen Hundeverstandes. Wenn ich auf meinem Fauteuil, er auf der Erde faß, kehrten manchmal unsere Köpfe sich einander zu, und ich habe seitdem oft bedacht, wie seltsam es doch eigentlich war, wenn man sich so plötzlich gleichzeitig ansah. Er kam zu Emma und mir im richtigen Moment: wir waren — ich gestehe es— einander etwas überdrüssig geworden. Wenn man solange„zwei" gewesen, hat man den Eindruck, daß man „eins" wird. Man sehnt sich danach, wieder.„zwei" zu werden. Ein für die Existenz der Paare gefährlicher Augenblick! Man ist— bei oller Liebe— nahe daran, einander zu hassen. Die beste Lösung ist ein Kind: es gibt unzählige andere, weniger erfreuliche. Wir fanden einen guten Mittelweg, indem wir in Besitz eines Pudelchens kamen. der mit seinem gekrausten Fell wie ein kleiner Neger aussah. Er beschäftigte uns, ohne daß wir es merkten, wie eine dritte Person, und wenn seine Gegenwart nicht die eines Knäbleins, die uns vom Geschick versagt war, ersetzte, tröstete sie uns doch für sein Fehlen. Kurz, wir vergötterten ihn, und dadurch lehrte er uns, wieder Interesse an allem zu nehmen. Wir bewunderten Sonnenunter- gänge wie einst, sprachen von Italien und machten Pläne. Wir plauderten mit ihm: er sagte wenig, dachte zumeist. Ein Hund ist nicht sür Wortgeplänkel geschaffen: er lebt und liebt ienieits von dem allen. Er begreift nicht die kleine Einzelheit: den Bli nder unserer Sorgen wird er nicht gewahr. Man kann nur große Gedanken und große Gefühle mit ihm tauschen, au- dem Grunde, weil er kein menschl.chcs Wesen, sondern nur ein kle.nes, ubermen�>llches Gesthop� � Peterchen verschwunden. Er macht« sich eine offenstehende Tür zunutze und lief auf die Straße, wie er es oft getan; aber diesmal kehrte er nicht zurück. W.r wagten einander nicht die Große de- Verlustes zu be- kennen. Eine Hemmung menschlicher Art l'eß esni�zu, daßwir aufrichtig waren: wir jürchtetey uns davor, verruckt zu erscheinen. Die Trauer um Tlere hat das Grausame, daß sie unterdrückt, ver- kleinert werden, demütig erscheinen muh wie sie. Aber Emma und ich, wir oerfielen rettungslos, von Tag zu Tag mehr, der Schwermut. Und wenn wir von Peterchen gesprochen hatten:„Erinnerst du dich an den Tag,. wo er mit dem wchuh des Malers gespielt Hot?"...„Wie er lärmend die Treppe herauf- gesprungen ist— flock? flock'_ und wie er leise, vorsichtig, wieder herunterschlich?"... so. dann fanden wir nichts mehr zu sagen. Und gähnten, gähnten unter Tränen. „Was willst du? Er wird nicht wiederkommen!" erklärte ich mtt der unsicheren Stimme eines Gewohnheitstrinkers.
„Er war ein Typ!" fügte Emma hinzu. Man erzählte einen anderen drolligen Zug Peterchens, der— weil er spaßig war— um so trauriger wirkte. Das ging so ein Jahr lang. Eines Abends— vorm Schlafen- gehen saßen wir um die Zeit totzuschlagen, bei der Torschwelle vor der Portierloge und plauderten ein wenig mit der Meharit und Plumat. Eine schwarze Masse tauchte in der grauen Straße auf und stürzte aus mich zu. Wau! Er sprang gegen meine Brust. Mit heftigem Anlauf! Ich schwankte, stieß leise einen Schrei aus: aber gleichzeitig rief ich mit ungezügelter Freude, indem ich die Augen weit aufriß: „Du bist es?" „Ja, ja!" antwortete Peterchen mit seinem gellendsten Ton: sprang an mir in die Höhe und pirouettierte um mich mit einer solchen Geschwindigkeit, daß er von allen Seiten zugleich zu kom- men schien.„..■ n„ Emma wollte auf ihn zu, reden, aber brachte nur ein Lallen hervor und blieb starr wie eine Statue, wie ein Grenzpfahl stehen. Das Unvermittelte der Rückkehr spielte ihr gehörig mit. Die Plumat und die Meharit— nachdem sie alle möglichen Ausrufe getan— schüttelten gerührt ihre Köpfe, äußerten ver- schiedene der Situation entsprechende Bemerkungen und stahlen sich weg. Wir eilten durch den Flur, die Treppe hinauf: der über- schäumende Jubel Peterchens bald vor, bald hinter uns. Ich trug die Küchenlampe in den Speisesaal. Da beruhigte sich Peterchen, legte sich vor den Herd, gähnte, richtete den K�s auf und betrachtete uns alle beide, denn wir standen, dicht beieinanoer, vor ihm. „Du!" sagte Emma. „Was!"' �:' „Nichts, nichts..."..,„- t«. Irgend etwas muhte aber doch sein. Denn ich sagte selbst sehr rasch: „Cr ist es ganz sicher... Nicht wahr?" „Sicher ist'er es!" erwiderte sie achselzuckend, mtt einer ge- gewissen Nervosität. Und fügte hinzu:_ „Er ist älter geworden. Ein Jahr, das zählt soviel wie zehn Jahre bei uns... drum ist er so anders." Wir näherten uns ihm mtt vorgestreckten Händen, um ihn zu liebkosene. Emma beugte sich über ihn: „Aber/ was hat er nur?" � Plötzlich sprang er in die Luft und rannte, mtt dem Schnurrbart am Boden hinstreichend, blitzschnell um den Tisch - Vorm Herd machte er Halt, zauderte, stampfte mit den Pfoten auf, nahm einen Anlauf und schoß einen Purzelbaum nach vorwärts... Wir sperrten Mund und Augen auf; ein zweiter, dritter Purzel- bäum folgten... Dann schüttelte er sich, blickte iich nach allen Seiten um und zog sich zurück, indem er sich abseits unter einen Stuhl setzte._ „Er ist ein Gelehrter geworden!" sagte ich mit erstickter stimme.
Peterchen ein Gelehrter! Man war auf alles gefaßt, darauf nicht! Wir sahen uns ganz aufgeregt an. Ich zwang mich zu einem: „Alle Wetter, das ist erstaunlich!" „Ja,, wirklich!" hauchte Emma. „Hast du was dagegen?" � „Warum?" fragte ich verstimmt mit verstörtem Gesicht. „Hör nur, was macht er denn da wieder?" Nun hotte er eine ganz besondere Art zu bellen— in Absätzen— mit einer absoluten Regelmäßigkeit. Peterchen kläffte, ohne ein Glied zu rühren, mit einem unerschütterlichen Eifer. In seinen Augen lag der Ernst jener, welche arbeiten. „Er spricht. Dos ist sicher; was will er sagen?" Sie seufzte: ich zog die Brauen zusammen. Wir standen fasiungslos vor diesem kleinen, riesigen Rätsel, lauschten vergeblich dem Vortrog unseres wieder nach Hause zurückgekehrten Peterchens, des Gelehrten, der eine fremde Sprache redete... „Jacques!" rief Emma.„Das ist nicht mehr er! Er ist ganz verwandelt: du siehst doch, das ist ein anderer!..." Indem.sie dies sagte, machte sie das Gesicht, das bei ihr einer Tränenkrise vorauszugehen pflegte. Ich aber zuckte mit den Achseln. Energisch stellte ich Peterchen zur Rede, der jetzt mit wiegendem Rückgrat und mechanisch arbei- tenden Pfoten eine Art Tanz aufführte. „Nun ist's genug. Du bist zu Hause. Willst du schweigen und didv nicht mehr rühren! Kusch! Kusch!" Eingeschüchtert legte er sich platt, die Nase aus dem Parkett, hin und ließ seinen unverstandenen, bittenden Blick umherirren. Emma sank leise auf einen Stuhl. „So eine Geschichte! Hat man je so etwas gesehen?" fragte sie mich. „Alle Wetter!" stimmte ich bei. „Siehst du, er ist zu lange von uns fort gewesen", stammette sie mit müder Lippe, tränenden Auges.„Er ist nicht mehr er." „Aber doch, sieh nur... Wenn ich auch sagen muß. daß...", „Der gehört auf keinen Fall mehr zu uns. Während sie dies sagte, bemerkte ich, obwohl ich meinen Blick nicht auf sie richtete, daß sie in ihrer Tasche ihr Schneuztuch suchte. ... So blieben wir alle drei ganz verschüchtert, befangen, beobachten uns von der Seite und suchten einander... Peterchen bewegte noch schwach den Schwanz, im letzten Noch- zittern der Wiedersehensfreude. Auf den Gesichtern von Emma und mir log noch ein leises Lächeln. Man schwieg. Sie hüstelte. Ich rieb mechanisch die Hände. Endlich sagte«ch: „Wie spät ist's?" Wir hatten das Aussehen— er und wir— nicht von einander Nahestehenden, sondern von Leuten, die sich bei einem Besuch im Salon begegnen... Ja, von Fremden, welche sick empfangen, �ene an Seite sitzen— mit einander unbekannten Gesichtern und uiu klaren Gefühlen—, die nicht sagen, was sie denken, sondern sich mtt „Mein Herr" und„Meine Gnädige" anreden. � �> (Berechtigte Uebersetzung von Ioh. Kunde.)