Des Berliners Himmelfahrt.
Die Reichsbahndirettion hatte gestern richtig spekuliert. Der Ber fehr am Himmelfahrtstage war ein Reford. Ganz Berlin war auf ben Beinen. Mit Kind und Kegel fuhr man hinaus ins Freie. Einen Massenbesuch hatten vor allen Dingen die Freibäder aufzu weisen. Hier tummelte sich von den frühen Morgenstunden an eine unübersehbare Menge. Manch einer zog mit seiner kompletten Familie hinaus, um am Rande eines Sees oder auf einer trockenen Miese das Domizil aufzuschlagen. Der Hausvater, nur mit der Badehose befleidet, die Mutter der Kinder, im schmuden Badeanzug und der ganz Kleine, so wie ihn eine unverfünftelte Natur schuf: es waren, Idyllen friedlichen Berliner Familienlebens nach Zillescher Manier, die der aufmerksame Beobachter erbliden tonnte. Starter Betrieb herrschte auch in sämtlichen Vorortgastwirtschaften. Hier gewahrte man bei Lanz und firmesartigem Varieté die obligaten Herrengesellschaften. Auf der Spree sah man Segel an Segel und auch Ruder- und Paddelbetrieb ſtanden in höchster Blüte. Sämtliche Wassersportvereinigungen schienen mobil gemacht zu haben. Auch die Dampfschiffe, die den Bergnügungsverfehr auf der Spree versehen, waren zum Brechen gefüllt. In der einen Hand die gutgeschmierte Butterſtulle, in der anderen die ausgegangene Zigarre, so fah der Berliner stolz in das Waffer, das seiner Bater ftabt das Gepräge gibt. Zu Hause wird er nun, bescheiden wie er einmal ist, ein Seemannsgarn spinnen. Auch er ist über das große Waffer gefahren... Alles in allem: Die sommerheißen Straßen der Stadt waren gähnend leer. Der einsame Spaziergänger, der die sonst vom Trubel des Weltstadtverkehrs durchtoften Straßen abschritt, tam sich vor wie ein Wanderer in der Wüste. Ganz Berlin war draußen und vergnügte sich bei Bier und Limonade. Jeder nach bestem Vermögen und unvermögen. Da der Betfergott aus Brinzip das Gegenteil von dem tut, was weise Propheten prophezeien, regnete es an diesem Himmelfahrtstage ausnahmsweise nicht. So wurde der Tradition verwunderlicherweise von oben herab ganz revolutionär ins Gesicht geschlagen. Am späten Abend sah man jene nach Hause torkeln, die die einmalige Befreiung vom engen Joch bes Familienlebens durch allzu reichlichen Alkoholgenus illumieren wollten. Sie schwankten gleich schwerbelabenen Fregatten. Und der häusliche Empfang wird in die Harmonie diefer fonntäglichen Extravaganz wie eine schrille Dissonanz hineingeblikt haben. Aber trotz alledem: schön war es doch! Und heute ist der Alltag wieder in feinem harten Recht
Der Siegerkranz an der Spree .
Die animierten Seelen unserer Patrioten sind überall ins Kochen zu bringen. Nicht nur bei verbrieft völlischer Jnnendefo. ration siehst du die vielerörterten Belange in lodernder Begeisterung gen Himmel fahren; auch beim altgermanischen Umtrant oder unter Bodans freiem Gelände gedeiht das anrüchige Hafenfreuzblümchen. Sehr populär, im Stadium des Präfidialmarschalls, find jetzt die zäh und unermüdlich geschmetterten Militärmärsche. Dies fchwarzweißrot unrettbar ladierte Familienpublikum stellt teinerlei tünstlerische Ansprüche: Je dröhnender die Baute tnallt, um fo ftürmischer mogt die tatenschwangere Stimmung dieser famosen Treudeutschen, die, wie ein Rechtsblatt, das im wahrsten Sinne des Wortes eine Nacht ausgabe" ist, einmal bei anderer Ge Legenheit schrieb, ein Herz von Leder und ein Gehirn von Bappe" haben. Sehr luftig und erheiternd geht es in lauer Abend ftunde In den 3elten zu. Dort promeniert der national bis aufs Mart gesonnene Großvater mit seiner noch gut erhaltenen Gottin und die uniformierte Hitler- Blechfapelle intoniert das hell bir im Siegerfranz". Man sollte nun annehmen, daß ein homerisches Gelächter solch lächerliche Clownerei im Reim erstiden müßte. Weit gefehlt! Wer das glaubt, tennt das einzigartige Gemüt des retten den Hindenspießburgers überaus schlecht. Der eintönige Singfang cus Wilhelms des Kleinen großmächtigen Herrschertagen fandlärmenden Beifall und die wahlberechtigten politischen Säuglinge Don 21 bis 80 Jahren flatschten sich trotz der Hize die artreinen Hände mund. Ein altes, oft mißbrauchtes Sitat ift umzubauen: An diefem Besen wird die Welt vermejen!
Ueber die Geschmadlosigkeiten unserer privilegierten Rational. humoristen zur Tagesordnung überzugehen, wäre sicherlich bas einzig Gegebene, wenn diese an sich belanglosen Kleinigkeiten nicht immer wieder bezeichnend dafür wären, wie himmelmeit der reaftionäre Bürger von allen gefunden Instintten entfernt ist und wie sehr es dem Lofalanzeiger" Patrioten neben seinem haar
mangelt.
sträubenden Dilettantismus in politicis auch an der einfachsten Logik Aber wie entseßlich schlecht muß es Leuten zumute fein, die fich fo überlebensgroß selbst belügen!
Verkehrsunfälle in der Frühe.
Am Donnerstag früh um 24 Uhr stieß an der Ede Tauenzien und Nürnberger Straße der Motorradfahrer Georg Sahlbach mit einer Autodroschte zusammen. Sahlbach und sein Mitfahrer Otto Breuer aus der Schlüterstr. 26 wurden auf die Straße geschleudert, wo sie besinnungslos liegen blieben. S. erlitt einen fomplizierten Schädelbruch. Sein Zustand ist bebentlich. B. trug einen Oberarmbruch sowie Rippenbrüche davon. Beide fanden im Elifabeth- Krankenhaus Aufnahme. Früh um 5 Uhr ereignete sich amischen zwei Kraftdroschten an der Ede der Bernauer und Gartenstraße ein Zusammenstoß. Hierbei wurden zwei Insassen des einen Wagens, die Arbeiterin Erna Heinrich aus der Oberberger Straße 18 und die Arbeiterin Franziska Szezpanffi aus der Stettiner Straße 22 leicht verlegt. Sie konnten nach Anlegung von Rotverbänden entlassen werden. Die beiden Autos murden schmer beschädigt abgeschleppt.
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Attentat auf einen Vorortzug.
Die Anschläge auf die Stadt- und Borortbahn auge nehmen fein Ende. Am Mittwoch abend murde zwischen Sen Haltestellen Niederschönemeide und Baumschulen weg der aus Berlin tommende Zug von einem Abteil des Gegen zuges, der 10,41 Uhr Niederschönemeide verläßt, aus mit einem Dier Pfund schweren Eifendedel beworfen. Das Geschoß durchschlug eine Fensterscheibe in einem Abteil 3. Klasse und trafeinen Fahrgast zwischen Hals und Schulter. Der Mann wurde leicht verlegt. Der Uebeltäter fonnte nicht ermittelt werden. Mitteilungen, die geeignet sind, die Urheber dieses und anderer ähnlicher Unschläge unschädlich zu machen, nimmt die Große Streife der Kriminalpolizei entgegen.
Kommunistische Bannerweihe.
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Die Kommunisten veranstalteten am geftrigen Himmel. fahrtstag im Lichtenberger Stadion eine sogenannte„ Rate Banner methe", die mit einem Roten Frontkämpfertag" verbunden war. Es galt wieder einmal ein von Moskau her überfandtes Ehrenbanner unter großem Tamtam einzuweihen. Aus diesem Anlaß hatten fich die Berliner Kommunisten Abordnungen des Roten Frontkämpferbundes aus allen Teilen des Landes ver. fchrieben. Nachdem am Mittag eine Rundgebung im Luftgarten ftattgefunden hatte, marschierten die Kommunisten in Stärte von etwa 6000-7000 Mann zum Stadion, wo sich schon ein paar tausend anderer Kommunisten versammelt hatten. Der Reichstagsabgeordnete Thal mann hielt eine Ansprache, die in revolutionären Beteuerungen sich überschlug. Natürlich fehlten die üblichen Seitenhiebe auf die Reformistenpartei, die Sozialdemokratie, nicht. Es muß gefagt werden, daß das Ganze bei dem Riefenaufwand der„ Roten Fahne" und der hiesigen Sentralleitung der Kommunisten wirt. fich feinen überragenden Eindrud machte. Die
Bolizei hielt fidh sehr zurüd und ficherte nur die Abgangsftraßen, um eventuellen Ausschreitungen der in ihre Quartiere zurüdtehren den Züge vorzubeugen. Die Veranstaltung dauerte bis gegen 7 Uhr. Dann wurde der Rüdmarsch angetreten. Da die Roten Front Straßen nicht überall innehielten, traten ihnen an der Frankfurter tämpfer" die von ihnen selbst vorgesehenen und genehmigten MarschChauffee die Berkehrsbeamten entgegen, um sie auf den vorgesehenen Beg zu weisen. Dabei wurden die Bolizeibeamten angegriffen und zwei von ihnen verlegt. Die Polizei mußte dann gewaltsam den Zug zurückdrängen.
Aufgeklärter Silberdiebstahl.
Wie wir seinerzeit berichteten, wurde am 8. April ein Einbruch in das Silberwarengeschäft von Bosen Wwe., Unter den Linden , verübt. Dieser Einbruch fonnte jetzt von der Kriminalpolizei auf. geflärt und ein Teil des gestohlenen Silbers wieder herbeigeschafft werden. Drei Täter namens Karl Midsid, Otto Biese und ein Monteur Fühler, und mehrere Hehler wurden verhaftet. Man mußte, daß Midsid sich vor furzem verheiratet hatte, seine Behausung aber tannte man nicht, denn er lebte mit seiner jungen Frau, die treu zu ihm hielt, ganz im Berborgenen. Durch Beobachtung der Frau gelang es endlich, den Schlupfwinkel des Midsid zu finden. Eines Morgens in aller Frühe fielen die Bea amten nun hier ein. Midsid versuchte der Verhaftung dadurch zu entgehen, daß er sich aus dem Fenster seines im dritten Stod gelegenen Zimmers hinauslief und sich nur mit den Hän den an dem äußeren Fensterbled fest hielt. Er wurde aber von den Beamten entdeckt und aus seiner gefährlichen Lage schnell befreit. Durch das überraschende Eindringen der Beamten war er nicht mehr dazu gekommen, einen Strid zu benutzen, der schon bereit lag und an dem er sich auf den Hof hinablassen wollte. An zwei Stellen tonnte ein Teil der Silbersachen noch unversehrt gefunden und beschlagnahmt werden.
Absturz eines Flugzenges in Staaten.
Aus unbefannten Gründen stürzte um 5 Uhr 30 Minuten nach mittags in Staaten, an der Hamburger Chauffee, das Flugzeug D 399 in einem Kornfelde ab und wurde völlig zertrümmert. Der Pilot W. Lowe, aus der Landgrafenstr. 3, fand hierbei den Tod. Ein Bassagier mußte mit doppeltem Schädel und Bein bruch in das städtische Krankenhaus Spandau übergeführt merben. Politische Prügelei.
Am Mittwoch abend marschierte ein Zug des Roten Jungfturms der KPD. , etwa 120 Mann start, mit einer roten Fahne bie Panoramastraße entlang. An der Ede der Reuen Friedrich straße tamen die Rommunisten mit einigen Spaziergängern, die swarzweißrote Abzeichen trugen, in Wort ftreitigkeiten, aus denen fich bald Tätlichkeiten entwickelten. Die Gegner schlugen mit Stöden aufeinander ein. Hierbei wurde der Fleischer Harry S. aus der Afazienstraße am Kopfe verletzt und mußte sich auf der Rettungsstelle verbinden laffen. Der Täter, der flüchten wollte, wurde festgenommen.
Der Dennewiter Raubmord vor dem Schwurgericht.
Vor dem Schwurgericht in Potsdam tommen am Freitag mei Rapitalberbrechen zur Hauptverhandlung, von denen das eine besonders auch durch die Schwierigkeiten seiner Auftlärung bemerkenswert ist, der Raubmord an dem 23 Jahre alten Konditor Erich Bannide auf der Feldmart bei Dennewig und der Luftmord an der 15jährigen Gertrud Leder in Leipzig . Angeflagt ist der 36 Jahre alte Arbeiter Otto Krause aus Leipzig , der beide Berbrechen eingeräumt hat. Den Borfiz führt Landgerichts bireftor Dr. Hellwig, die Anflage vertritt Oberstaatsanwalt Pfaffe.
15.000 Reichsmart einbrachte, ist der 26 Jahre alte Kaufmann Erich Flüchtiger Bankbetrüger. Nach einem Bantbetrug, der ihm Schulz, der hier ein möbliertes Zimmer bewohnte, aus Berlin ge flüchtet, Schulz hat den Namen eines hiesigen Mallers mißbraucht,
um sich in den Besiz der 15 000 m. zu fezen.
Das Ende der Rofgestempelfen. In der letzten Sigung der 26. Bioiffammer des Landgerichts I Berlin wurde in dem Rechts: streit des Oberfeuerwehrmannes Jaentsch gegen die Reichsbant auf Aufwertung von rofgestempelfen Taufendmart. noten das Urteil dahin verfündet, daß die klage im ganzen Umfange abgemiefen wird.
Deutschlands verpfuschte Revolutionen, nämlich die von 1525 ( Bauernaufstand), 1813, 1848 und 1918 werden unter dem Borsi Den Dr. R. Kuczynsfi auf einer republitanischen Rundgebung des Bauernfrieges am Freitag, ben 22. Mai( heute), abends 8 Uhr, Liga für Menschenrechte zur 400jährigen Wiederkehr in der Neuen Welt", Hasenheide, von Professor Beit Balentin behandelt. Darauf merden Abgeordneter Genosse H. Ströbel und Polizeioberst Lange die Frage beantworten: Wann wird es anders? Bulegt wird Genosse Feliz Fechenbach noch einen Appell ergehen laffen.
Schweres Autounglüd bei Segeberg . Wie aus Segeberg ge melbet wird, ereignete fich bei Schönboden ein schweres 2 ut ne mobilunglüd. Ein Hamburger Auto tam nach Berlust eines Steuerbolzens ins Schleudern und überschlug sich. Der 16jah rige Sohn des Führers murde Jofort getötet, von ben übrigen Infassen Hamburger Aerzten mit Angehörigen übrigen Infassen wurden zwei schwer und zmei leicht verletzt.
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10M
Sport. M
Rennen zu Ruhleben am Donnerstag, 21. Mai
1. Rennen. 1. Karneval( J. Mills), 2. Ludmill( Knöpnadel), 3. Copal( F. Schmidt). Toto: 21:10. Blag: 16, 56, 88:10. Ferner liefen: Dompfaff I, Klud, Efchen, Johannistäfer, Daniel, Brinzeß Bertha, Willy I, Martha III, Edinhard, Fürst, Bechfadel.
2. Rennen. 1. 2 bt: 1 Baula A( P. Finn), 2. Wafferlauf ( Hm. Schleusener), 3. Rohlenfönig( E. Smizer). Toto: 25:10. Blaz: 15, 19, 19:10. Ferner liefen: Lottie Anvil, Dilemma, Iram, Kartenspieler, Dolerit, Friedrich Rer, Dunajec.- 2. Abt.: 1. Bu nier( 5). Grube), 2. The Kitty( Großmann), S. Kapitain Halle ( 2. Weiß). Toto: 50:10. Blah: 15, 12, 20:10. Ferner liefen: Freibeuter, Christl, Mora, Mistral, Ludwig, Diagonale.
3. Rennen.
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1. Arworthy J.( M. Bauer), 2. Cnpreffe II ( F. Moserc), 3. Fiscus( M. Gardain). Toto: 30: 10. Blag: 16, 28, 36:10. Ferner liefen: Ballast, Barmaid, Stapellauf, Prinz Kudud, Pontresina , Alpenfeg, Zeitgeist. Barometer, Heideprinz L.
4. Rennen 1. Native Forbes.( M. Ringius), 2. Bez( Groß, mann), 3. Prinz Adbell( B. Hedert). Toto: 209: 10. Blaz: 44, 15, 10:10. Ferner liefen: Lebensluft, Brimus, Stapellmeister, Alpen . geier, Doris, Asta St., Noordwyt, Aberglaube, Frankenstein. 5. Rennen 1. Flatierrose( J. Mills), 2. ( Him. Schleusener), 8. Blaumeiſe( G. Lautbg.). Toto: 56:10. Blaz: 27, 18, 19:10. Ferner liefen: Mirabelis I, Unheil, Corona Mc. Ki, Wainsca, Dolina, Brinzeß Gtaw, Craffus, Alvater, Paula Bingen, Linsco, Invasion.
Natter
6. Rennen 1. Sora( Ch. Mills), 2. Carleta( G. Lautenbg.), 3. Doritha( J. Mills). Loto: 26:10. Blag: 13, 21, 15:10. Ferner liefen: Clematis blau Sanmell, Lordu Ellers I, Marcel, Trotteur, Bava.
7. Rennen 1. Heidefee( Knöpnadel fr.), 2. Coriolanus ( G. Lautenbg.), 3. Gladiator I( M. Ringius). Toto: 37:10. Blag: 12, 15, 22:10. Ferner liefen: Bu, Ludwig R., Brilon Bring, Champion Good, Barillia, Schwarzwaldmäbel, Schmetterling, Siegleicht, Schneewolle, Good Boy.
8. Rennen 1. Manfred( Weidner jr.), 2. Sybill(. Schulz), 3. Silverius ( E. Treuhers). Toto: 17:10. Blag: 13, 36, 19:10. Ferner liefen Cobra, Berbun, Koranna, Jeffries jr., Long Mfa.
Gewerkschaftsbewegung
Die„ Reichsvermittlungsstelle" für Landarbeiter. Eine Gefahr für die landwirtschaftliche Produktion. Bom Berbandsvorstand des Deutschen Landarbeiterverbandes wird uns geschrieben:
Die Bermittlung von Saisonarbeitern in der Landwirtschaft gehört zu den übelsten Erscheinungen auf dem landwirtschaftlichen Arbeitsmartt. Eine Anzahl Brozeffe, die in den legten Monaten geführt wurden, haben bewiesen, wie die Saisonarbeiter und Landwirte bei der Vermittlung durch die gewerbs mäßigen Stellenvermittler geprellt werden. Die letzte Berurteilung betraf die Deutsche Landwirtschafts- Betriebsgesellschaft ( von Klügom u. Co.), die unter Umgehung der gesetzlichen Bestim mungen Saisonarbeiter vermittelte. Heute müssen wir uns wieder mit einer anderen Bermittlung beschäftigen, nämlich mit der
Reichsvermittlungsstelle für deutsche Borschnitter und deutsche landwirtschaftliche Wanderarbeiter".
Diese Reichsvermittlungsstelle ist eine Gründung des Reichs. arbeitgeberverbandes und des Pommerfchen Land. bundes. Bom Deutschen Landarbeiterverband ist bei der Gründung schon betont worden, daß auch diese Stelle teine Gewähr für ei befriedigendes Arbeiten bildet. Trotzdem hat die Reichsarbeits perwaltung die Genehmigung für die Vermittlung erteilt. Wie recht der Deutsche Landarbeiterverband mit seiner Warnung hatte, beweist die lekte Mitgliederversammlung der Deutschen Arbeiterzentrale, deren Mitglieder mit wenigen Ausnahmen aus Bertretern der amtlichen Berufsvertretungen, den Landwirtschaftsfammern, bestehen. In dieser Sizung wurden aus Arbeitgeber freisen folgende Klagen vorgetragen: Die Reichsvermittlungs. stelle hat den Landwirten weitgehende Versprechungen auf Beschaffung von inländischen Schnittern gemacht. Diese Ber sprechungen wurden nicht erfüllt. Den Landwirten fehlen mun in der wichtigsten Zeit die Arbeitskräfte. Die Bermittlung felbst, soweit überhaupt Arbeitskräfte vermittelt werden, erfolgt völlig unsachlich. Von der Reichsvermittlungsstelle werden Borschnitter ins Land geschickt, die sich die eigentlichen Schnitter zusammensuchen. Den Vorschnittern fommt es nur darauf an, die Kolonne zahlenmäßig zusammenzubekommen, um die Kopfprämie zu verdienen. Sie nehmen darum alle möglichen Menschen an, ganz gleich, ob diese für landwirtschaftliche Arbeit geeignet sind oder nicht: fie scheuen sich nicht, Leute, die bereits in Arbeit stehen, Leute aus Transporten, die bereits für eine bestimmte Arbeitsstelle verpflichtet sind, fortzuloden. Sie fragen nicht danach, ob es sich um inländische oder ausländische Arbeiter handelt.
Die Reichsvermittlungsstelle fümmert sich vielfach in feiner Meije um die Zusammenstellung der Kolonnen. Solche Zustände sind einfach eine Gefahr für die Landwirtschaft.
Sie bilden eine direfte Förderung des Rontrattbruches, jie belasten die landwirtschaftliche Produktion mit völlig überflüssigen Ausgaben.
Bas fagt die aufsichtführende Behörde, die Reichs. arbeitsverwaltung, zu diesen Berhältnissen? Zeigen nicht die ganzen Zustände auf diesem Gebiet der Arbeitsvermittlung, daß auch die Saisonarbeitervermittlung bei den öffentlichen Ar. Ausbau der beitsnachweisen am besten aufgehoben ist? landwirtschaftlichen Fachabteilungen bei den öffentItchen Arbeitsnachweisen unter Mitwirtung der beteiligten Arbeit. als je berechtigt. geber und Arbeitnehmerkreise diese Forderung ist heute mehr
Gegen das Steuerunrecht!
Die freigewertschaftlichen Spizenverbände haben eme 120 Seiten umfassende materialfammlung herausgegeben, die den Titel Gegen das Steuerunrecht" trägt. Die Arbeit ist im Berlag des Allgemeinen Deutschen Gewettschafts. bundes, Berlin S 14, Inselstr. 6, erschienen.
Damit nehmen die Gewerkschaften grundsäßlich zu den Steuer. geschichte von 1871 bis 1924 und einer eingehenden positiven Kriti des Reichsetats find sämtliche elf Steuergesege der Reichs regierung bis in ihre legten Ginzelheiten untersucht und trittich behandelt. Ergänzt wird die Arbeit durch Erläuterungen der haften. Der Gemertschaftsfunktionär wird in dem Material der pofitiven Steuerforderungen der freien Gemert Spizenverbände reiche Anregung finden.
fragen Stellung. Neben einer Darstellung der deutschen Steuer
Die Arbeit bildet das Grundmaterial zu einer großen Attion der freien Gewertschaften. Durch ganz Deutschland sollen die Gewerkschafter zum Kampf gegen die fogenannte Steuerreform. die in Wirklichkeit nichts anderes ist als der Versuch der endgültigen Festlegung der allgemeinen Baltsbelastung zugunsten des Besizes,
aufgerufen werden! Es ist zu begrüßen, daß auch auf diese Art
gezeigt wird, in welch raskem Ausmaß die Widerstandskraft der Gewerkschaften gewachsen ist, zumal das Unternehmertum fowiefn
schon meint, daß die Reichsregierung, wie in früheren Zeiten, das
zu tun habe, was ihren Interessen dienlich erscheint.
Einigung in der Kaliindustrie.
Die Lohnverhandlungen für die Kaliindustrie am 19. Mai haben 31 nachstehender Bereinbarung geführt: Die Säße der Lohntafel Jahrgang 1925 Nr. 1 der Kaliindustrie werden mit Wirkung nom 1. Juni b. 3. im Durchschnitt um 9 Bro 3. erhöht. Die Fest. fegung der einzelnen Tariflöhne im Rahmen dieser Erhöhung er folgt durch eine fleire paritätische Rommiffion. Diese Lohnregelung ist erstmalig zum 1. Ottober fündbar.
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Rom , 20. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Da Rossini als Ber treter der italienischen Arbeiter in Genf Schwierigkeiten findet, weil die faschistischen Synditate nicht die italienische Arbeiterschaft vollwertig vertreten, ergeht sich die faschistische Bresse in Drohungen. Popolo d'Italia" schreibt, daß es die öffentliche italienische Meinung nicht dulden merde, wenn man sich mit den inneren Angelegenheiten Italiens in Genf beschäftige, anläßlich einer Frage, bie nur technisch- syndikalistisch sei. Wenn man in Genf Antifaschismus treiben wolle, um Italien zu treffen, so müsse man wissen, daß Italien Beleidigungen gegenüber nicht indifferent bleiben und antworten werde.
Graphische Hilfsarbeiter und-arbeiterinnen" mar ein Artifel in Nr. 233 des Bormärts" überschrieben, worin bei einem der fommunistischen Verbandstagswahltandidaten, Böhlte, bemerkt war, er sei erst ein halbes Jahr larg Mitglied des Verbandes. Hier zu teilt uns das Mitglied Mar Böhlte mit, daß er ein ganzes Jahr, nicht erst ein halbes Mitglied der Organisation ist und ihr mit furzer Unterbrechung auch früher schon angehört habe.
In der österreichischen Baumwollindustrie ist ein Streit aus gebrochen. Die Textilindustriellen haben beschloffen, von Montag, Den 25. Mai ab alle Arbeiter in den Textilfabriten von Nieder österreich und Steiermart, zusammen 20000 Personen, auszufperren
Berantwortlich für Politit: Bictor Schiff: Wirtschaft: Arthur Gaternus; Gewerkschaftsbeweguma: Friebr. Chlora: Feuilleton: Dr. John Smilowski: Lotales und Sonstiges: Fris Raritädt; Anzeigen Th. Glode: fämtlich in Berlin . Berlag: Borwärts- Berlaa 6. m. b. S.. Berlin . Drud: Barwärts- Buchbruckerei und Berlagsanstalt Baul Singer u. Co., Berlin SB. 68, Linbenstraße 3