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Nr. 240 42. Jahrgang

1. Heilage öes vorwärts

Sonnabend, 23. Mai 1025

Sonntägliche Wanöerziele.

«nöow. Ein schönes Fleckchen Heimatland mit leuchtenden Seen und rauschenden Wäldern bildet die Gegend um Lindow . Wir gelangen dorthin mit den Fernzügen der N o r d b a h n(in Löwenberg um- steigen) vom Stettiner Fernbahnhos(Sonntagskartel. Vom Bahn- Hof Lindow wandern wir gen Nord, jedoch nicht in die Stadt hinein, sondern kurz vor dem Fließ, das den Vielitzsee im Südosten mit dem Gudelacksee im Westen verbindet, von der Chaussee links ab. Hinter der Eisenbahnüberführung kommen wir in den schönen Wald, der den Gudelacksee umgibt. Dicht bewaldet« Anhöhen umziehen den See. Von der Bismarckhöh« bietet sich«in prächtiger Rundblick über den See. Am gegenüberliegenden Ufer ragen die Baulichkeiten des Genesungsheim» Klo st erheide auf. Vor uns im See liegt die große Insel Werder. Genauere Unter» snchungen des Gudelacksee» haben ergeben, daß er nicht ein so ein» heitliches Wasserbecken bildet, wie es den Anschein hat. Er ist au» drei Rinnen entstanden. Die eine dieser Rinnen, die Fortsetzung des Wutzseetales, verläuft nördlich von der kleinen Rohrinsel und dem Werder: die zweste, die Fortsetzung des Dielitzsees, erstreckt sich süd- lich dieser Inseln, und die dritte nimmt die nördliche Ducht des Sees ein. Die beiden nördlichen Rinnen sind ziemlich tief, bis zu 2t> Metern, während die südliche nur flach ist. Vor einigen Jahr- zehnten konnte man diesen Teil des Sees, zwischen Bismorckhöhe und dem Werder, mit einem Pferd durchfurten. W>r wandern auf dem Uferweg weiter bis zum Kalkofen. Er erinnert an die ver- gangene Zeit, in der man den im Untergrund der Wiesen häufig vorkommenden Kalt gewann und verarbeitete. In südlicher Rich- tung kommen wir zum Tholmannse«, der inmitten tiefster Waldeinsamkeit liegt. Um sein Südend« wandern wir herum, dann weiter aus dem nordwestlich abgehenden Ruppiner Weg, dem wir etwa 25 Minuten weit bis zu einem Kreuzweg folgen. Run auf

diesem Wege gen Nord zum Forsthaus Klausheide am Möllen- see. Auch dieser See, der mit dem Tholmannsee durch den Rhin verbunden Ist. zeigt schöne Landschaftsbilder. Wir folgen der Straße weiter und überschreiten kurz vor Zippelsförd« den R h i n. Dieser Fluß, in dessen Quellgebiet wir un» hier befinden, entwässert die Ruppiner Hochfläche. Die Abflüsse der zahlreichen Seen des Lande» Ruppin strömen zum Rhin zusammen, dessen Name die platt- deutsche Form des hochdeutschen Rhein ist. Lei Fehrbellin verläßt der Rhin die Ruppiner Hochfläche und fließt min im alten Ebers- wolder Urstromtal gen West, an Friesack und Rhinow vorüber, bis er mit der Dosse zusammen sich in die Havel ergießt. Don Zippels» sörde wandern wir östlich zum Forsthau» Lietz«. Hier wenden wir uns halbrechts ab und kommen am Nordende des Möllensee» vorüber wieder an den Gudelacksee. In nördlicher Richtung führt der Weg um den See zur Kramnitzmühle. Don hier wenden wir uns südöstlich, zuletzt neben der Bahn von Rheinsberg , nach Lindow ..Lindow ist so schön wie sein Name. Zwischen drei Seen wächst es auf, und alte Linden nehmen es an mehr als einer Stelle unter Ihren Schotten,* so sogt Fontane . Saubere Straßen, schmucke Häuschen und allenthalben das Geäst der vielen Linden, fürwahr, ein schönes Wanderziel. Vom Bollwerk aus gleitet der Blick noch einmal über den Gudelacksee, der vom Abendsonnenschein überflutet wird. Am Wutzsee liegt die Ruine des Kloster» Lindow (Abbildung). Das Kloster,«in Nonnenkloster, entstand um 1300 an der Stelle eines wendischen, dem Gott Joduth geweihten Tempels. Im Drelßigsäbrlgen Krieg wurde das Kloster zerstört, und in den Jahren danach hat man Teile der Klosterbanlichkeiten abgetragen. um die Mauersteine zum Aufführen onderer Gebäude zu verwenden. So sind schließlich nur noch die Ruinen übrig geblieben, die wir heute sehen. Aus einer prächtigen Lindenallee wandern wir von der Stadt zu dem nahebei liegenden Babnhof, um von hier die Rück» fahrt anzutreten. Weglänge etwa 24 Kilometer. Tta Oer wetzlarer öoha. Mit dem Leelitzer Vorortzug fahren wir vom Lahn- Hof Charlottenburg bis Drewitz . Der Ort selbst liegt% Stund « südlich, am Ostrand der Nutheniederung. Aus halbem Wege vom Bahnhof zum Dorf sehen wir rechter Hand die SchSfer-Fichtei� ein Kiesernwäldchen, das sich bis zur Nutheniederung erstreckt. In

diesem Wäldchen, das auf einer halbinselartig in die Niederung vor- springenden Nase der Teltowhochfläche liegt, sind Spuren vom vor- geschichtlichen Menschen gefunden worden. Sie bestehen in Gefäß- resten, die der vorwendischen Zeit angehören, und Feuersteinwerk» zeugen, von denen man noch nicht mit Sicherheit feststellen konnte, welchem vorgeschichtlichen Zeitabschnitt sie angehören. Jedenfalls zeigen uns diese Funde, daß die durchwanderte Gegend schon seit langen Zeiten vom Menschen besiedelt ist. Wir kommen in das Dorf Drewitz , das schon im Anfang des 13. Jahrhunderts in deutschem Besitz war: es ist einer der am frühesten erwähnten Orte de« Teltow . Die Kirche ist jedoch im 13. Jahrhundert erbaut worden. Drewitz liegt auf dem Ostuser der Niederung, die von der lltuth«

Klosterruine Lindow. durchflössen wird. Dieses Fließ hat seinen Ursprung im Flämmg. Auf seinem Unterlauf nimmt es den Weg durch ein ziemlich breites Tal, in dem es sich früher in verschiedene Arme tellt«. Im 18. Jahr- hundert zog man jedoch mehrere Hauptgräben, wodurch der Lauf des Fließes geregelt wurde. Bei Potsdam mündet die Ruthe in die Havel . Der untere Teil der Nutheniederung war in früheren Zeiten ein wichtiger Grenzabschnitt: er trennte die Zauche im Westen vom Teltow im Osten, die Deutschen von den Wenden. Mehrere Burgen schützten die Uebergänge über die Niederung. Wir wandern an der inmitten des Dorfes liegenden Kirche vorüber und dann süd- östlich hinaus zum Anfang des Waldes. An der Biegung der Chaussee nach links folgen wir dem Waldweg geradeaus weiter: er führt in der Näh« d«r Niederung hin. Nach dem Verlassen des Waldes liegen rechts die Dürren Wiesen. Südlich davon, in dem Kiefernwäldchen, da» sich am Rande der Niederung bis noch Pbilippsthal erstreckt, hat man ebenfalls Spuren von, vorgeschicht- uchen Menschen gefunden: sie gehören einer Siedlung aus der

frührömischen Kaiserzeit(1. bis 2. Jahrhundert u. Chr.) an. An der nächsten Weggabelung folgen wir dem halbrechts abgehenden Weg, der uns bald zur Chaussee, kurz vor Philippsthol, bringt. Dieser Ort ist verhältnismäßig jung: er wurde 1747 bis 1750 angelegt und mit 50 Einwandererfamilien besiedelt. Jede tfamilie erhielt 1 Morgen Garten und Wiese und war verpflichtet, jährlich 24 Pfund Wolle zu spinnen. Von Philippsthal wandern wir südwestlich zur Nutheniederung, die hier vom Stöcker- graben und der Saar , zwei Nuthearmen, durchflössen wird. Auf

dem jenseitigen Ufer der Niederung kommen wir sogleich nach Saarmund . An dieser wichtigen Uebergangsstelle über das Nuthetal wurde schon vor Albrecht dem Bären um die Mitte des 12. Jahrhunderts, nachdem er die Zauche erobert hatte, eine Burg angelegt. Das ganze Mittelalter hindurch schützte die Burg den Talübergang. Die Kirche von Saarmund ist vor nicht ganz 100 Jahren erbaut worden. Wir wandern westlich weiter, am Südrand einer Niederung, die vom Mittelgraben durchzogen wird, und die ein Nebental zum Nuthetal bildet. Südlich liegt der S5 Meetr hohe Eichberg, der die Niederung um 61 Meter überragt: die Chaussee führt nordlich an ihm vorbei. Nach gut 1 Stunde kommen wir nach Altlangerwisch und nach einer weiteren halben Swnd« noch Michendorf . Dieses große Dorf dehnt sich südlich von unserer Straße aus. Wir wandern geradeaus zum Bahnhof, um von hier mit der Wetzlarer Bahn zurückzukehren. Weglänge etwa 17 Kilo- meter._ Die Insel. Mitten durch die Straße, umbrandet vom Rollen der Wagen, Puffen der Auto». Gerassel der Straßenbahnen zieht sich langge- streckt eine Nem« grüne Insel: mit braunschwarzen, seit langer Zeit nicht gestrichenen Holzbänken, über die sich müde, staubschwere Fliederbüsche neigen: mit gutgemeinten, aber schlecht gedeihenden Blumenbeeten. Immer, wenn ich hier entlang geh«, überkommt mich da« Gefühl, daß das Fleckchen Grün sich seiner Existenz schämt, bitterlich schämt, und sich unter Staub und Schmutz oerkriecht, so gut es nur gehen will, um seine Ueberflüssigkeit weniger auffalle» zu lassen. Was hat in einer vernünftigen, betriebsamen Straße aber auch um Gotteswillen solch eine Insel zu suchen? Kömrte man hier nicht viel zweckmäßiger Kioske bauen, in denen allerlei Nütz- lichtesten sich feilbieten ließen: Zeihingen, Zigaretten? Könnte man hier nicht einen Halteplatz für Autos schassen? Heut« ist her etwas sehr Sonderbares geschehen, etwa», das aller Tradition ins Gesicht schlägt. Als ich die Straß« herabkam, hing von der Bank, die ich stets zuerst erblicken kann, ein Aermcl herab, der um es genauer zu beschreiben so um die Gegend des Ellbogens keiner mehr war: die Hand, die unken heraus guckte. mußte der Maniküre wohl schon geraumen Zest entbehren, und selbst lhr Verhältnis zu Wasser und Seife schien kein recht gefestigtes zu sein. Mir siel das alle» unbewußt auf: denn sonst sitzen auf diesen Bänken nur Menschen, die niemals den Arm über eine Lehne hängen lassen und die hier nur einen Augenblick auf die Straßenbahn warten. Der Besitzer dieses Arms indessen halte wohl an Zeit keinen Mangel: bequem lehnte er sich in seine Ecke. Seine Augen blinzelten behaglich in die Sonne, während er be- dächttg eine kurze Pfeife rauchte, die ihm unbeweglich im Mund- winket steckte. Den Kopf hatte er ein wenig hintenüber geneigt. und tief und langsam sog er den Atem ein. Richtig, über ihm hing ein« Fliederdolde, die sich geradezu schamlos in ihrem Blau vor dem Strolche spreizte. Der saß darunter und atmete, tief und lang- sam, tief und langsam. Auf der Bank gegenüber hatte ein Kinder- fräulein Platz genommen, das sich angelegentlich mit einem Brief- träger unterhiell, ohne sich um das blonde, etwa vierjährige Mäd- chen zu kümmern, das bittend mit einem Boll vor ihr stand. Da begann die Kleine für sich zu spielen: sie gab dem Ball einen Stoß und beobachtete dann, wie lange er vorwärts lief. Plötzlich kollerte er gegen den Fuß des zufriedenen Sonncnbruders: der lchaute gleichgüttig herunter und blickte ln ein erschrecktes, zum Weinen verzogenes Kindergesicht. Was nun geschah, entwickelte sich ganz schnell, schneller, als man es erzählen kann. Mer Menschen äugen sahen plötzlich ineinander, zwei Lippenpaore lochten sich an. und dann spielten sie msteinander Ball, der Sonnenbruder und das kleine weißgekleidete Mädel. Und für einige Minuten schüttelte die Insel den Staub ab, die BlätterHerzen des Flieders wurden beinahe richtig grün, und Gänse- blümchen und Löwenzahn im Grase bemühten sich, die Wirkung der dürftigen Blumenanlagen zu unterstützen. hundesreiheil in Polsdam. Der Regierungspräsident macht be» kannt, daß mit dem heutigen Sonntag in Potsdam die Hunde» sperre nach viermonatiger Dauer aufgehoben wird.

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Schnock.

(Ein Roman von See und Sümpfen. von Eoend Fleuron. (Au» dem Dänischen von Thyra Jokstein-Dohrenburg.) Es sind die Barsche, die Marodeure de» See», die hier jaxenl In gewaltigem Schwärm, vereinigt wie Soldaten im Heere schwimmen sie dahin, die eine Reihe über, neben und hinter der anderen. Sie sind zu Hunderten und aber Hun- derten zusammengekommen und doch« i n Ganzes. Die oberste Reihe befindet sich nur ein paar Zoll unter» halb der Wasseroberfläche, und so jagen sie dahin. Machen dann alle plötzlich eine Schwenkung um aus der langen, wenig Platz beanspruchenden Marschkolonne in die kompakte Formation der Schlachtordnung überzugehen. Ein neues Signal, unhörbar, außer für sie selbst niemand sonst wahr» nehmbar und wieder bildet sich in rascher Wendung die schmale, leicht hingleitende Iagdkolonne. Und wie sie sich in wagerechter Ebene tummeln, so tum- mein sie sich in der senkrechten. Sie stürzen vom Wasserspiegel in die Tiefe plötzlich und kopfüber, aus ihrer geschlossenen Masse einen langen, lebenden Faden spinnend. Und der Faden wird länger, immer länger, und dünner, immer dünner, während sie einen der Engpässe des unter» seeisstien Gebirges passieren. Der Plötzenschwarm ist das Ziel! Jetzt sind sie im Tale, wo er sich umtreibt.... Die kleinen, lebhaften Süßwasserheringe wittern noch kein Unheil: sie sind in ständiger Bewegung, gänzlich davon in Ansvruch genommen, die herabgefallenen, halbertrunkencn Insekten zu schnappen. Mäuler stülpen sich nach außen und öffnen kleine, fingerhutarttge Mundböhlen, das Wasser strömt hinein und die Nahrung mit ihm. Ein eifriges Wechseln aus der Tiefe an die Oberfläche findet statt denn wenn die obere Schicht gesättigt ist, will sie in Ruhe dem Wohlbehagen sich hingeben, bis wiederum die Begierde sie zu Konkurrenten werden läßt. Platsch, platsch... das Wellengekräusel an der Ober- fläche schaukelt die Prassenden, während die Dünung in der Tiefe die Uebersatten in Ruhe wiegt. Die Barsche hat der Iagdeifer gepackt... unwillkürlich wird das Tempo erhöht; sie ahnen bereits die Deute!

Zuvorderst in der Schar schwimmen mit einem schwarz» goldenen, turmrückigen Anführer an der Spitze etwa zwei- Hunderl guter Portionsbarsche, sie sind in ihrem kräftigsten Alter und in bestmöglicher Verfassung, leiden weder an der Schwerfälligkeit des Fetts noch an der nervenaufreizenden Er» mattung der Magerkeit. Sie führen an in übermütiger Wildheit aneinander vorbeihuschend, um als erste an den Ve- stimmungsort zu gelangen. Hinter ihnen folgt das Gros der Horde: große, schwer» fällige, arg belastete Schuten; die runden Rücken und gewälb» ten Bäuche zeugen vom Erfolg in der Jagd nach dem täglichen Brot. Es gibt unter ihnen Barsche von bis zu halber Arm- länge und einer Stärke wie das dickste Handgelenk... Bündel silberglänzender Kielwasserstraßen zeigen noch lange flimmernd ihre Spur! Der Rest der wilden Horde führt Kleinzeug und Großes durcheinander mit sich... hier gibt es Barsche zu Hunderten im Gewicht von etwa einem viertel Kilo, und Reihen über Reihen von weit über einem ganzen. Vorläufig hält der ganze Schwärm sich in der Tiefe ver- borgen, mit erhobenen Rückenflossen vorwärtseilend, die steifen Flosjenstacheln drohend gespreizt. Sollte es plötzlich einem Hecht einfallen, zuzuschnappen, so ist es nicht von Uebel, die Bajonette gefällt zu haben! Mit einem?/!ale entschlüpft der Vortrupp der Horde; die Halbarmlangen müssen sich ins Zeug legen, um Schritt zu halten: sie wringen und fechten mit der Schwanzschraube, das stiefe Segel der Rückenflosse wich herabgeholt. Nichts darf den Zug jetzt hemmen; das Segeln bei günstigem Winde hat ein Ende, der Raubzug beginnt. Ein sicheres Ahnen der Beute packt sie all«..., Der Bortrupp hat die Marodeure gut geführt; sie pirschen sich unterhalb ihrer Beute an diese heran und schießen nun zwischen den unglückseligen, nichtsahnenden Plötzen in die Höhe. Jede Ordnung unter den Angreifern ist»m Nu ge- stört, jeder Körper kennt nur seinen eigenen Schlund und denkt nur daran, ihn zu füllen! Wie gelbe, flammende Wasserblitze peitschen die Barsche den Kleinssschschworm auf und wie Körner in einer ver- hungerten Hühnerschar, so verschwindet Plötze auf Motze in ihrem Rachen. Man mordet und wütet und schlimmer wird es noch, als der Nachtrupp anlangt. Nun ist er zur Stelle und die Unruhe drunten im Plötzenschwarm verpflanzt sich mit magischer Schnelligkeit in

die obere Schicht, wo die verwirrten Fischlein in wilder Flucht von dannen zu eilen beginnen. Funken auf Funken hebt sich gegen den Himmel ab, da die schillernden kleinen Heringe in der Unkenntnis des Weges sich ziellos drehen und wenden. Jeder einzelne macht sich so lang und dünn, wie er nur ver- mag. um so unsichibar wie möglich zu sein und gleichsam im Wasser zu verschwinden. Aber die wilde Horde wird noch wilder bei dieser Ent- deckung: der Nachtrupp jagt den Flüchtenden nach, erreicht sie und schneidet ihnen den Weg ab. Lautes Platschen ertönt bei Ihrem Dreinhauen. In wilder Panik treibt der Plötzenschwarm ausein- ander.... Taufende von ihnen suchen in ihrem Grauen Zuflucht zur Oberfläche und springen hier wie lebendig gewordene Grund- quellenstrahlen in einem fort in die Luft. Sie taumeln durch- einander und eifern in ihrer Rot um die Wette, wer am höchsten und am längsten hüpfen kann. Wie fliegende Fische fahren sie mit einem Satz aus dem Wasser hoch, sprühen Funken, um dann wieder mit einem Spritzer in der Tiefe zu verschwinden. Platsch, ertönt es, wenn sie hochschießen, und platsch, wenn sie aufs neue die Wasserfläche erreichen... diese Tausende von Platschlauten prasseln wie ein Siurzregen! Aber unter ihnen ist wahrlich der Satan ins Wasser ge- fahren! Die gelben Teufel bedrohen sie nicht allein von der Seite, nein, die Plötzen werden von allen Seiten bedrängt. Wenn sie schockweise aus ihrer Notflucht in die Luft hinaus wieder die Wasserfläche durchschneiden, erstarren sie in Ent- setzen vor diesem oder jenem bernsteinschimmernden Auge, das aus seinem flops zu treten scheint und gierig seinen eigenen Raubzug unternimmt, dann öffnet sich ein Mund, schiebt ein Paar Harmonikalippen vor und verwandelt sich in einen Trichter und wie Fasern in einem Staubsauger verschwin- den, so gehen die armseligen kleinen Heringe in einem Schlünde unter. Ueber diesem Orte aber kreist eine Wolke von See- schwalben! Sie fliegen niedrig, mit halbgestreckten Beinen und hän- genden Flügeln, bereit, ihr Anteil einzuheimsen; sie schnappen zu und fangen ihre Beute, sie schnappen vorbei und werden entschädigt durch einen Fisch, der unversehens daneben zum Dorschein kommt, ja, oft springen die Plötzen geradeswegs in den Schnabel des Vogels. (Fortsetzung folgt.)