der rsfsischen Londwirtschast, vo« ber kvmmmMschea Politik mit Abficht aufrechterhalten wurde, hat in kurzer Zeit *u einer Ueberoölkerung auf dem flachen Lande und zur Bildung einer kolossalen Reservearmee geführt, die weder in der Landwirtschaft, noch in der Industrie Verwendung findet. Andererseits hat die terroristische Gleichmachungspolitik der Kommunisten de« Prozeß des wirtschaftlichen Aufstiegs ein« zelner Vauerngruppen und die Bildung einer Dorfbourgeoisie nicht zu verhindern vermocht. Als Folg» davon ist die zu- nehmende politische Aktivität der Bauernschaft und ihre dro» hende Haltung gegenüber der städtischen Bevölkerung und der Regierung zu verzeichnen. Wenn der Kronstädter Aufstand im Frühjahr 1921 den Auftakt zu Lenins „Reuen ökonomischen Politik" bildete, so gab Georgien den Anstoß zu dem gegenwärtigen Um- schwung. Der Austtand in Georgien im Herbst v. I. be- leuchtete blitzartig die Gefahr» die von der unzufriedenen Land- bevölkerung drohte.„Was in Georgien geschah— erklärte damals Stalin — kann sich überall in Rußland wieder- holen, wenn wir unsere Stellung gegenüber der Bauernschaft nicht von Grund aus ändern". Das Bestreben einer unlieb- famen Kritik in der Form von Aufftänden aus dem Wege zu gehen, bildete den Hauptgrund für die neue bauernfrcundlnhe Politik der Sowjstregierung. Wird das neu« taktische Manöver der Lolschewfften eine Lösung der inneren Widersprüche der russischen Wirklichkeit bringen? Wird es die Krise der terroristischen Diktatur be- seitigen? Wir zwekseln daran. Die beiden wesentlichsten Gegensätze im russischen Leben finden nach wie vor Lerne Lösung. In erster Linie besteht ein Widerspruch zwischen dem System der allgemeinen Ratio- nalisierung und des dekretierten Kommunismus und der kapitalistischen Entwicklung in dem rückständigen, halb- agrarischen Lande. Ein nicht minder krasier Widerspruch herrscht zwischen dem System der Diktatur und dem Charakter der neu entstehenden ökonomischen Verhältnisse— mit anderen Worten: zwischen Wirtschaft und Recht. Indem Lenins Nachfolger sich krampfhaft an die Macht klammern, sind sie gleich ihm bestrebt, diese Gegensätze durch unzureichende wirtschaftliche und finanzielle Reformen aus der Welt zu schaffen. Halbe Maßnahmen im wirtschaftlichen Leben und zähes Festhalten an der Politik! Man will die Dorf- bourgeoisie in die unteren Zellen des Sowjetapparates auf- nehmen, aber nur unter der Kontrolle und Leitung der Regierungspartei. Die Macht bleibt in den Händen der Kommu- nisten und wehe, wenn es jemand wagen sollte sie anzu- S reifen!„Wir werden in diesem Falle unsere sämtlichen Ge- hütze auffahren lassen!"— droht Bucharin . Die Krise der bolschewistischen Diktatur dauert fort. Die Bourgeoisie ist auf der politischen Arena noch nicht erschienen, aber alles spricht dafür, daß sie bald auftreten wird. Sie diktiert bereits mit unsichtbarer Hand ihre Befehle den kommunistischen Machthabern und bereitet mit den Händen der Kommunisten die Knebelung der Arbeiterklasse vor. Wie aus den Debatten auf der kommunistischen Partei- konferenz hervorgeht, ist diese Tatsache auch den Kommunisten nicht entgangen. Sie stehen jedoch dieser Perspektive machtlos gegenüber und trösten sich nach der Aeußerung B u ch a r i n s mit folgenden Worten:„Was schwatzt ihr da so viel vom Sozialismus auf dem Lande? Wir wollen vor allem die kapitalistischen Beziehungen fördern, der Rest wird sich schon selber finden!" Die linken Kommunisten, mit Larin als Wortführer, schlagen Lärm, fordern die Berschärfung des Klassenkampfes auf dem Lande, als Ausgleich für das den reichen Bauern erwiesene Entgegenkommen und drohen nach etwa 10 bis 15 Jahren mit einer„zweiten Revolution" zum Zwecke der Expropriation der Dorfbourgeoisie. Die Regie» rungsmehrheit jedoch lehnt alle beide„Seitensprünge" ab und ist bemüht, aus der Not eine Tugend zu machen: die Kon- Zessionen an das Kapital als eine Etappe auf dem Wege zum Sozialismus darzustellen und die Eindämmung des
' Zvasseukaiupses auf dem flache« Lande als einen weiteren Fortschritt desselben auszugeben. Ein Schwall von Zitaten aus Lenins Schriften und zusammenhanglose theoretische Konstruktionen der Sowjetökonomisten sind dazu berufen, die offensichtliche Kapitulation vor der Bourgeoisie durch eine scheinreoolutionäre Phraseologie zu beschönigen. Die Machthaber können jedoch ihre Sorge um den kom- wenden Tag nicht verbergen. Das jüngste Manöver ist nur eine neue Atempause auf dem Wege der Selbstver- nichtung. Die Frage der Aufhebung der Diktatur wird vom Leben selbst in den Bordergrund gerückt und läßt sich nicht mehr von der Tagesordnung absetzen. Das erste Wort über die Politik ist von der Bauernschaft ge- sprachen worden. Andere werden ihr folgen. Das Washingtoner Abkommen. Auf deutscher Seite steht nichts i« Wege. Die Genfer Meldung im„Vorwärts" von heute der zuständigen amtlichen Stelle in Berlin Anlaß zu der teilung, daß irgendein Antrag auf Einberufung neuen Konferenz der Arbeitsminister von England, Frank- reich, Belgien und Deutschland bis zur Stunde in Berlin n i ch t e i n g e g a n g e n ist. Ebensowenig weiß man etwas über die Zeit und näheren Umstände einer solchen Konserenz. Auf deutscher Seite würde, wenn eine solch« Konferenz als Fortsetzung der Berner Konferenz zustande käme, nichts im Wege stehen._ Runöfuat unö Politik. Schteles wichtigste Arbeit« Man schreibt uns: Als seinerzeit die Eendegesellschaften gebildet wurden, traf man vorsorglich die Bestimmung, den Einfluß des Reichs auf die unpoli- tische Betätigung dieses Kulturfaktors zu sichern. Das geschah da- durch, daß die Sendegeselljchaften verpflichtet wurden, die Redakteure ihres Nachrichtendienstes nach den Anweisungen des Reichsministe- rlums des Innern anzustellen. Durch Kabinettsbefchluß wurde vor nicht langer Zeit diesem Ministerium der chaupteinfluß auf das Rundfunkwesen eingeräumt. Es vertritt das Reich, das mit 51 Proz. an der Dachgesellschaft„Buch und Presse* beteiligt ist, während die übrigen 49 Proz. teils auf WTB. und Tel.-Union, teils auf den Verein deutscher Zeitungsverleger und den Reichsvsrband der beut- fchen Presse entfallen. Diese Minderheit ist jedoch satzungsgemäß vom Einfluß auf die Stellenbesetzung ausgeschaltet. Dar. über wird ausschließlich vom Reichsminister des Innern Bestimmung getroffen, der die Vorschläge des Leiters des politischen Bureaus, des Reichskommissars Kuenzer entgegennimmt. Herr Kuenzer weilt augenblicklich zur Teilnahme an einem tnter- nationalen Polizeikongreß in Amerika . Zum 1. Juni wird er zurück- erwartet und dann soll über die Besetzung einiger Rundfunkredak- tionen Entscheidung getroffen werden. Seit dem Regimewechsel im Ministerium hat Herr Kuenzer, der ursprünglich vom Reichsminister Koch als badischer Ueberzeugungsdemokrat nach Ber- lin geHoll worden ist, auch fein politisches System gewechselt. Ge- f ü h l s m ä ß i g wandte er sich der liberalen Bereinigung zu, in» stinktmäßig orientieren sich seine Ratschläge für den jetzigen Reichsinnenminister nach der deutschnationalen Seite. Wer die politische Gebarung und Anpassungsfähigkeit des Leiters des politischen Bureau» kennt, den Drang nach Gellung und Gehör beobachtet hat, den Herr jhi enzer bei sozialdemokratischen, demokrati. sehen, oolksparteilichen und deutschnationalen Ministern entwickelte, hegt keinen Zweifel, daß die Vorschläge des politischen Bureaus einem deutschnationalen Parteibureau alle Ehre machen würden. Reflektanten deutschnationaler Richtung sind ja bereits gemeldet und der Wettlauf nach dieser modernsten politischen Krippe kann be- ginnen. Für die Oesientlichkett ist es jedoch ein unhallbarer Zustand, daß auf dem Umwege der Stellenbesetzung und Berufung durch ein poli> tisch eindeutig geführtes Ressort ein moderne» Berkehrs- mittel wie der Rundfunk einer Parteipropaganda ausg«. liefert werden kann, wobei die Kosten aus Reichsmitteln bestritten
werden. Die Besetzung der Ztundfimkredaktt»««,-.—,— man das Sendewesen nicht zum Parteiinstrument umbilden will, durch berufene Fachorganisationen erfolgen, die sich nach der beruflichen Eignung und Borbildung, nicht aber nach dem politischen Glaubensbekenntnis richten würden. Die Presse muß sich allmählich um die Entwicklung der Dinge kümmern und das Mitbe- stimmungsrecht in dem Umfange beanspruchen, der ihr zukommt. Mit dem teilweisen Einfluß über Verleger- und Redakteurorganisa- tionen ist es nicht getan, solange von einem Ministerium die verant- wortlichen Redakteure den Sendegesellschoften zugewiesen wer- den können. Die Republik kann nicht dulden, daß aus ihre Kosten durch den Rundfunk Unfug gegen sie verübt werden kann. Die Herr- schenden Zustände bieten keine Gewähr gegen den Mißbrauch de- Rundfunks zur Stimmungsmache gegen den republikanischen Staat. Man kann zwar damit rechnen, daß Preußen sich seinen Einfluß auf die in seinem Staatsgebiet bestehenden Sendegesellschasten be- wahren und ein kräftiges Wort mitreden wird, um nicht vor voll- endete Tatsachen gestellt zu werden. Dieser Schritt Preußens sst jedoch noch nicht wirksam geworden und setzt schließlich eine Reichs- regelung voraus, um die gegebenen Möglichkeiten der parteillchen Politisierung des Rundfunks auszuschalten. Im Vorsitz des A u f s i ch t s r a t s von„Buch»«d Press« Yt ein Wechsel eingetreten. Dabei ging das Bestreben im Reichsmim- sterium des Innern dahin, den Vorsitz für sich zu erobern und einen krockreierenten des politischen Bureaus hineinzusetzen. Der Aus- sicht-rat fand aber aus sich heraus in bejV$°" b% abgerdneten Ioos seinen Mann. Die erste Attacke ist dam.t ab- geschlagen. Man sieht aber, woraus hingesteuert wird, und man wird sich die Personen genauer betrachten müssen, d,e sich zum Werkzeug der Politisierung hergeben. Stahlbelmer als ZrieöensstSr«. Und Richter als Stahlhelmfremrde. Aus Nordhausen wird uns geschrieben: In Niedergebra ist im Februar v. I. rfn ueverfoli von den Stahlhelm ern auf die Arbeiterschaft verübt worden. Die Mitglieder des Ortsvereins der SPD. hiellen e,ne„ Unterhaltungsabend in ihrem Lokal ab. Die Stahlhelmer hatten in einer anderen Wirtschaft eine Werbeversammlung. Nach Schluß der Stahlhelmversammlung zogen sie geschlossen und mit Musik durch- Dorf vor die Gastwirtschast der Arbeiter. Unter Angabe, sie seien beschimpft und geschlagen worden, drangen sie ins �okal. Die Arbeiter versuchten ihr Hausrecht zu wahren und verwehrten den Eindringlingen den Eintritt. Indessen erschien der Land- jäger Keil, rief die draußenstehenden Stahlhelmer zu seiner Unterstützung auf und drang ins Lokal. Er stellte die dort verjam- melten Arbeiter fest und überlieh sie dann den Stahlhelmern. zur weiteren Exekutive. Dieser Exzeß stand am Mittwoch, den 20. d. M. zur Verhandlung vor dem großen Schöffengericht in Nordhausen . Das Gericht sprach von 21 Angeklagten sämtliche Stahlhel- m« r mit Ausnahme von zweien, die nur ganz geringe Geldstrafen erhielten, frei, während die 15 Arbeiter zu Gefängnis und hohen Geldstrafen verurteilt wurden. Der Stahlhelm- führer Koch wurde in der Verhandlung nicht als Angeklagter, sondern als Zeuge behandelt und die Fragestellung von feiten des Richters war auch entsprechend. Auf die Aussage Kochs wurde mehr Gewicht gelegt als auf die Aussagen der 15 Arbeiter. Die Zeugen der Stahlhelmer waren alle geladen, die der Arbeiter, mit Ausnahme der Eheleute der Gastwirtschaft, in die die Stahlhclmer eingedrungen waren, kein einziger. Hier hat das Gericht das Kunststück fertig gebracht, diejenigen freizusprechen, die den Ueberfoll inszenierten, und die Ueberfallene». die in Notwehr handelten, zu verurteilen. Es heißt im Urteile, die Stahlhelmer hätten in.berechtigter" Notwehr gehandelt, die Arbei- ter aber nicht, da die friedlich marschierenden Stahlhelmer beschimpft und geschlagen worden seien, obwohl die Arbeiter im Lokal waren und sich nicht um die Stahlhelmer kümmerten. Unter der hiesigen Arbeiterschaft hat das Tendenzurteil, gegen das natürlich Berufung eingelegt wird, starke Erregung hervor- gerufen.
Srotwucher. Der Himmel wuchert nicht mit Saaten, Er schenkt barmherzig Sonnenschein— Sie aber dürfen Vcssk verraten Und Peiniger der Armen sein? War nicht genug dies grause Sterben, Das eines Volkes Kraft verzehrt? Ward neu des Unheils frohen Erben Als Waffe unsichtbares Schwert? Volk, kämpfst du nicht mit listiger Stunde Um deiner Arbeit karges Brot, So mag die unheilbare Wunde Verblutend siechen in den Tod. Und greifft du nicht mft tausend Hütchen Nach Wehr, die schirmend Recht bestimmt, So bist du wert, daß letztes Schänden Frohlockend letztes Hoffen nimmt. Schließt enger noch die strengen Reihen! Partei, Gewerkschaft, schmiedet Tat! Es weiß allein der Bund der Freien In Stunde der Bedrückung Rat. Volk, dein Begehren sei verkündet Wie Eisenschlag im Parlament, Aus tausend Funken sei entzündet, Was Flamme Volk in Feuern brennt. Franz Rothenfelder.
ehronikblätter öer Familie Schnitze. Die völkische Leidenschaft und die Sehnsucht gewisser Be- oölkerungskreise nach der sogenannten.guten alten Zeit" haben neuerdings in manchen Kreisen unseres Bürgertums Familien- chroniken und Stammbaumforschungen populär gemacht. Es gibt sogar Leute, die hier bereits eine Konjunktur erkannt haben und aus dem Ahnenfimmel wohlhabender Menschen, die keinen eigenen Persönlichkeitswert befitzen, ein sehr einträgliches Gewerbe machen, zu dessen Ausübung sie alljährlich auf Kosten ihrer Auftraggeber die schönsten Reisen durch die deutschen , österreichischen, schweizerischen und holländischen Gaue unternehmen. Andere Leute, die sich den kostspieligen Luxus eines heraldischen Detektivs niiht leisten können, betreiben das Studium von Rom ' und Art ihrer Vorfahren selbst. Zu ihnen gehört auch der brave Landpastor Schultz«, ein Neffe meiner Großmutter väterlicherseits. Seit einigen Iahren versendet der Postor Schultz« alljährlich an sämtliche lebenden Mitglieder seiner.Sippe" eine neue, schön gedruckte Ausgabe der Ehronikblätter der Familie Schultze, in denen olle bekanntgewordenen Tatsachen über die ehemaligen und lebenden Angehörigen dieser Sippe verzeichnet sind. Durch die Angabe der Adressen oller Mitglieder der„Sippengemeinschast" soll eine.Be-
lebung und Stärkung des Familiensinnes" erziell und damit zugleich unserm Volke ein Dienst erwiesen werden. Dabei beruft sich der Herausgeber darauf, daß Hindenburg 1920 gesagt haben soll: .Der Urquell unserer Wiedergesundung liegt in der Familie". Diese überraschend tiefe Erkenntnis mögen zwar früher schon ander« Volksgenossen gehabt haben, aber sie hat für einen treudeutschen Bürger nur dann Wert, wenn sie von einem Rationalheiligen wie Hindenburg oder Bismarck oder Fridericus Rex ausgesprochen worden ist. Diese Ehronikblätter sind von eigenartigem kulturgeschichtlichen Reiz«. Im Eingang ihrer neusten Ausgabe klagt der Pastor Schultze in beweglichen Worten darüber, daß die meisten unserer Volks- genossen uns so ftemd und unverständlich geworden seien. Man ist also gespannt, zu erfahren, mit welchen geistigen Leistungen und menschlichen Idealen die Sippengemeinschaft Schultz« als.Kraft- quelle" für die Wiedergesundung des deutschen Volkes dienen will. Da stößt man auf die folgenden erschöpfenden Angaben. Ein Kammer- gerichtsrat a. D. gibt an, daß er den Titel.Geheimer Iustizrat" führe und den Roten Adlerorden vierter Klasse, das Verdienstkreuz für Kriegshllfe und das Eiserne Kreuz am weißen Bande besitze. Em Diplom-Brauereiingenieur verkündet:»Im Weltkriege Flieger- leutnant, in 18 Monaten 224 Flüge, Gesamtflugzeit 150 Stunden, Flugweg 21 000 Kilometer, Eisernes Kreuz 1. und 2. Klasie, Flieger- beobachter-Abzeichen". Das ist alles. Eine Frau, die sich auch gern als irgend etwas Besonderes vorstellen möchte, wenn sie auch in erster Linie Ehegattin ist, nennt sich.Schriftführerin des Deutschen Frauenbundes", ein Vorstandsmitglied einer A.-G. für Bahnbau und-betrieb legt Wert aus die Bezeichnung.Königlicher Baurat", und auch der Pastor Schultze vergißt nicht, daraus Hinzuwelsen, daß er zum Königlichen Superintendenten ernannt sei. Weitere Charakter- eigenschaften der Sippengemeinschaft Schultze sind in diesen Chronik- blättern nicht zu entdecken. Es ist Moderlust aus Totengrüften die uns hier anweht. _ Hubert Laskari. Das Horoskop des Derfailler Vertrages. Der französische Astro- löge Raoul L a r m i e r hat die Konstellation der Stern« zur Zeit der Unterzeichnung des Äersailles Vertrages geprüft und sein Er- gebnis veröffentlicht. Wie der tiefgründige Gelehrte mitteilt, sind die Himmelsgestirne sehr wenig zufrieden mit dem Vertrage, der eine neue Aera der Zivilisation und Kultur einleiten sollte. Der Abschluß stand nämlich unter der Herrschaft des Planeten Mars, der nach Ansicht aller Astrologen die üble Angewohnheit hat, diplomatisch« Verwicklungen und Kriege heraufzubeschwören. Als erstes Ergebnis der monatslangen Forschungen wird mitgeteilt, daß das mühevolle Werk von Versailles wenig Vorteile bietet und alle Aktionen schwierig macht. Spötter werden behaupien, daß man dieses Resultat auch ohne Befragung der Sterne hätte feststellen können. Ist doch sogar einer der Väter des Vertrages, Herr Lloyd George , sehr ungehalten über sein mißratenes Kind. Und Herr Stresemann. gewiß kein Astrologe, hat es auch schon vor der Befragung der Sterne ge- wüßt, daß das Paroorapbenwerk seine Schottenseiien hat. Das zweite Ergebnis ist schon interessanter: Preußen soll sich danach unter heftigen inneren Kämpfen vom Reich trennen. Diese Ber- beugung der Sterne vor gewissen französischen Chauvinistenkreisen ch alles andere als objektive Borousfagung. In diesem Falle werden
wir, die es am nächsten angeht, alles tun. um die Gestirne Lügen zu strafen. Das dritte Ergebnis ist eine bittere Pille für die in- transigenten Kreise unter den Politikern Frankreichs . Auf olle Fälle wird nämlich der Bertrag im Jahre 1927 revidiert werden. Damit kann man einverstanden sein, vorausgesetzt allerdings, daß die Völkischen und Deutschnationalen ihren chauvinistischen Narrentanz bis dahin ausgetanzt hoben und daß die Vernunft über den ab- schließenden Diplomaten leuchtet. Wenn das der Fall ist, wird man den Sternen ihre zweite Weissagung verzeihen können. Eröffnung des 2. Allrussischen Kongresses zur Bekämpfung der Gcschlechlskrankheitea. In Charkow wurde om Abend des 14. Mai im Großen Theater unter Beteiligung von 1500 Delegierten der verschiedenen Republiken der Union : Vertreter der Regierungen, der Aerzte und Studentenschaft, der Arbeiterorganisationen, der Bauernschaft und der Iugendoerbände der Kongreß zur Bekamp- fung der Geschlechtskrankheiten durch den ukrainischen Bolkskom- missar für das Gesundheitswesen eröffnet. Unter allgemeinem Bei- fall wurden Prof. Semaschko(Voltskommissar für das Gesundheit-- wesen der RSFSR . Moskau ) und Prof. Iadassohn-Breslau zu Ehrenvorsitzenden und von den übrigen deutschen Gästen(Dr. Hau- stein-Berlin und Dr. Löwenstein-Berlin-Nowawes), Prof. Felix Pinkus in das Präsidium gewählt— als Ehrenbezeugung für die Begründer und Leiter der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten. In seiner Ansprache betonte Iadassohn, daß er die Strapazen der weiten Reise nicht gescheut habe, um>n gemeinsamer Arbeit an der Bekämpfung des gemeinsamen Feindes der Bolksgesundheit aller Länder, der Geschlechtskrankheiten, mitzu- wirken. Auf der Tagesordnung des Kongresses stehen 130 Referate. Auch die deutschen — die einzigen ausländischen Teilnehmer des Kongresses— werden Vorträge halten. Britische Mofsenaoswanderun, nach Australien . Kürzlich wurde zwischen Australien und England ein neues Einwanderer- gesetz abgeschlossen, wonack in den nächsten 10 Jahren 450 000 Eng- ländern die Einreise in Australien zu Siedlungszwecken geltattet wird. Zur Erwerbung von Land und Urbarmachung desselben hat der englische Staat die Summe von 34 Mill. Pfund Sterling aufgenommen. Unter den in ausgesuchten Gruppen hinüberge- sandten Auswanderern sind 34 000 Familien zu je 5 Personen durchschnittlich vorgesehen. Außer den Kosten der Ueberfahrt wird die englische Regierung noch den Ansiedlern die Mittel zum An- kaufen von Grundstücken usw. zu niederem Zinsfuß vorstrecken. ErstaostZhrnvgm der Woche. M i t t w. Welloer»,.:. Meiseken". SchllleNH• .Glüik-pilz». Sonn ab. Staat« b-.Brand im OpernbauS". Operttteoh n. Schissbaverdamm:.Der kleine Nuppler".— Moni. Th. i. d. Sownia». daalenslr.:.Durch den Rundfunk". Ilraola-Vorträ,«. Moni., DIenSt., Mittw.(5 u. S), DonnerSt.(5, 7 9) Freit., Sonnab., Somit. sgji.ImLandederPagoden"_ OTont' Dienst., Mittw.(?>/,):.Die Sinweivung des Deutschen Mu» teumS in Manchen".— Freit., Eonnab., Sonnt.(5 u. Ü n i u- lwde".— Dienst, bis Sonnt.(S):.DaS tausendjährtgeLeipzig". Ver Rem Yorker Veethoveo-Mänoerchor. einer der größten Gelang- vereine von New Bork, wird in diesem Sommer«Ine Fahrt durck Deutsch- tand veranstalte». Dt« etwa 1« Tettnehmrr treffen am so Juli in 5' am- bürg ein.