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rung haben muß, die, wie z. B. die Erhöhung der Tuberku­lose, der Säuglingssterblichkeit gegenüber der Vorfriegszeit zeigt, unter der bisherigen Preissteigerung auf das aller­fchwerfte gelitten hat, ist leicht vorstellbar. Darauf soll in diesem Zusammenhang nicht näher eingegangen werden.

Der Schutzoll ist die härteste und brutalfte Form der Kopfsteuer, die überhaupt denkbar ist. Die Wermsten und die Kinderreichsten haben zugunsten eines fleinen Teiles der Landwirte am schwersten zu leiden. Je kleiner das Einkommen und je größer die Kinderzahl, desto größer natürlich der Verbrauch an Brot und Kartoffeln. Eine fünf­föpfige Familie mit 600 m. Jahreseinkommen also eine Familie, die man zu den M in de ft bemittelten zählen müßte

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würde nach dem neuen Zolltarif 10,5 Pro 3. ihres Ein­tommens für Getreidezoll zahlen, eine fünftöpfige Familie mit 6000 m. Jahreseinkommen dagegen nur 1,05 Pro 3. Unser erbitterter Kampf wird in den nächsten Wochen darum gehen, die Verabschiedung diefes un sozialsten Ge fezes in dem demokratischen Staat, unter dessen besonderem Schutz nach Artifel 119 seiner Berfassung kinderrelche Fa­milien stehen, zu verhindern.

Die Demokraten und die Zollvorlage. Demokratischer Reichsausschuß gegen Getreides minimalzölle.

Der demokratische Reichsausschuß für Handel, Industrie und Gewerbe hat in Eisenach eine Tagung abgehalten, die fich mit der deutschen Außenhandelspolitik beschäftigte. Der Ausschuß nahm eine Entschließung an, die den inter­nationalen 3ollabbau als Endziel der deutschen Handelspolitik bezeichnet. Es heißt in der Entschließung:

1. Unentbehrliche Nahrungsmittel und Roh stoffe follen grundfählich frei von Einfuhrzöllen fein.

Unbedingt zu verwerfen ist die in der Zolltarifvorlage vorgesehene Festlegung von Minimalzöllen für Ge. treide. Die Frage, ob und gegenenfalls in welchem Umfange Getreidezölle notwendig sind, ist unverzüglich einem

Ausschuß von Volkswirten und Brattifern zur

Prüfung vorzulegen.

2. Im Intereffe der Entwicklung und Konkurrenzfähigkeit der deutschen Viehwirtschaft sollen alle Futiermittel zollfrei fein.

3. Halbfabritate, welche die Grundlage für unsere weiter­verarbeitende Industrie darstellen, dürfen, soweit sie nicht gleichfalls zollfrei eingehen, nicht mit Einfuhrzöllen belegt werden, welche die Ausfuhr der Fertigfabrikate erschweren.

4. Bei der Bemessung aller etwa als notwendig erachteten Schutzölle ist darauf Rücksicht zu nehmen, daß die Konkurrenz­fähigkeit der gewerblichen Abnehmer der geschützten Waren nicht beeinträchtigt und die Lebenshaltung der breiten Masse nicht übermäßig verteuert wird.

5. Der aktive zollfreie Veredelungsverkehr ist nach Möglichkeit zu fördern, um der deutschen Industrie neue Möglichkeiten lohnender Beschäftigung zu eröffnen.

6. Die Zollfäße sind durch Gesetz zu bestimmen. Die Bestim mung der Zollfäße darf nicht im Wege der vereinfachten" und Ermächtigungsgefeßegebung" anderen Instanzen übertragen werden. 7. Das System der Kontingentierungen, Ein- und Ausfuhr­bewilligungen fomie jede 3mangswirtschaft im Innen- und Außen­handel find zu beseitigen.

8. Bei allen Wirtschaftsabkommen ist mit äußerster Entschieden­heit darauf zu dringen, daß im Berfonenverfehr der Kultur­lander die Reife und Baßichwierigfeiten fortfallen

9. Die Handelsbeziehungen Deutschlands zu dem Ausland sollen fo bald wie möglich durch langfristige handelsver. träge gesichert werden, die Deutschland die Stellung einer meist­begünstigten Nation gewährleisten."

a

Die Entschließung wendet sich ferner mit großer Schärfe gegen die Reichsregierung, der fie Mangel an zielbewußter Führung in der Handelspolitik vormirft.

Der Nordpol .

Don Profeffor Otto Baschin .

Der Nordpol bietet eine ganze Reihe von Eigen tümlichkeiten, die alle darauf beruhen, daß er den Endpunkt der Achse darstellt, um welche unsere Erde in Wirklichkeit und das ganze Himmelsgewölbe scheinbar sich dreht, und daß er somit in des Wortes wahrer Bedeutung den von Schiller in übertragenem Sinne so bezeichneten ruhenden Pol in der Erscheinungen Flucht" bildet. Eine der größten Merkwürdigkeiten des Nordpols besteht darin, daß er nicht an Ort und Stelle bleibt, sondern seine Lage auf der Erdoberfläche beständig, aber in unregelmäßiger Weise verändert. Zu der Zeit, als Pearn 1909 fich in feiner Nähe befand, war die Wanderung des Nordpols besonders schnell und betrug etma 15 Zentimeter täglich, wie durch Vergleichung der aftrono­mischen Beobachtungen verschiedener Sternwarten einwandfrei nach gewiesen werden konnte.

Bährend am Aequator die Erdoberfläche mit einer Geschwindig feit von 465 Metern in der Sefunde um die Erdachse herum geschleudert wird und noch in unseren Gegenden mit nahezu 300 Metern in der Sefunde dahinsaust, geht diese Bewegung am Bol felbst in absolute Ruhe über. Durch die Bucht des Erd­umschwungs fommt befanntlich eine Aufwölbung des Erdförpers am Aequator und dementsprechend eine Abplattung an den Bolen zustande, so daß die Entfernung der Meeresoberfläche unter dem Aequator vom Erdmittelpunkt 6377, diejenige des Nord­pols dagegen nur 6356 Kilometer beträgt. Diese Abplattung der Erde macht sich schon auf verhältnismäßig furze Entfernungen be­merfbar, wie z. B. daraus hervorgeht, daß ein Punkt am Nord­ende der Friedrichstraße in Berlin , lediglich der Abplattung wegen, fich um etwa 10 Meter dem Erdmittelpunkte näher befindet als ein in gleicher Sechöhe gelegener Bunft am Südende derselben. Da nun die Anziehungskraft der Erde um so ftärter wirft, je näher ran sich dem Erdinittelpunkte befindet, so muß die Erdanziehung oder Schwerkraft am Nordpol größer sein als irgendwo sonst auf der Erdoberfläche in gleicher Höhe über dem Meeresspiegel. Ein an einer Federwage aufgehängter schwerer Körper, der am Vequator genau ein Kilogrami wiegt, würde daher am Nordpol ein um fünf Gramm höheres Gewicht haben. Alle förperliche Arbeit, die entgegen der Richtung der Schwerfraft geleistet wird, was be­sonders beim Heben von Lasten, bei der Besteigung von Bergen, ja fogar in geringerem Maße beim Gehen auf ebenem Terrain der Fall ist erfordert am Pol einen Mehraufwand an törperlicher Kraft.

Auch durch eine größere Fallgeschwindigkeit muß sich die ver­tärfte Anziehungskraft bemerkbar machen. Ein Körper, der beim freien Fall am Aequator in einer Sefunde 489 Zentimeter herab. fällt, müßte am Bol 492 Bentimeter in der gleichen Zeit durch meffen. Selbst die Uhren werden davon beeinflußt, da die stärkere Unziehung das Bendel zu schnellerem Schwingen veranlaßt. Eine Bandeluhr z. B., die am Aequator in jeder Sefunde einen Schiag macht, würde am Bol täglich 224 Bendelschläge mehr ausführen, also an jedem Tag fast 4 Minuten vorgehen,

Mit der Lüge für den Brotwucher.

Wissenschaft und Zoliwucher.

Wir haben der Deutschen Tageszeitung" wegen ihrer Fälschung der Ausführungen von Professor Sering auf die Finger geflopft. Die Folge ist ein neues Berdrehungsmanöver des Agrarierorgans. Er zitiert fol­genden Satz aus der Stuttgarter Kundgebung der National­| ötonomen:

,, Sie vermögen... Industrie und Agrarzölle nur insoweit zu billigen, als sie ein unentbehrliches und erfolgverspre hendes Mittel für eine freiheitlichere Gestaltung des inter­nationalen Berkehrs bedeuten."

Diesen Satz will sie in Gegensaz bringen zu der Haltung der Sozialdemokratie. Die Sozialdemokratie begründet ihre Stellung gegen den Argrarzoll damit, daß die Kaniz- Neu­hausschen Schutzölle weder unentbehrlich, noch erfolgver­sprechend für den 3ollabbau sind. Weder im Ziel des Bollabbaus, noch in der Ablehnung des grundsählichen Schuh­zolls ist die Sozialdemokratie im Widerspruch mit der Wissen

schaft.

Wohl aber sind es die Zollwucherer und ihr Organ, die ,, Deutsche Tageszeitung". Die Wissenschaft will 3ollabbau- auch Profeffor Sering, die ,, Deutsche Tageszeitung" will 3ollaufbau. Die Wissenschaft will Verhandlungszölle, um das Schutzzollsystem abzu­bauen, die Agrarier aber wollen reine Schutzölle, die das Schutzzollsystem verewigen, weil sie mindest zölle sind, die nicht abgebaut werden können. Die Wissenschaft fordert die Prüfung der Unentbehrlichkeit und die Zweckmäßigkeit der die Agrarier und ihre Minister suchen diese Zollvorlagen die Agrarier und ihre Minister suchen diese Prüfung zu verhindern, weil sie wissen, daß sie zu einem ver­nichtenden Urteil ihrer Zollpläne führen muß.

Immerhin zeugen die Verdrehungsmanöver der Deut schen Tageszeitung" davon, daß die Zollwucherer überzeugt sind, für eine unfittliche Sache zu kämpfen. Bären sie es nicht, warum wollten sie sich verfriechen und verstecken?

sollen auch bei Beranlagungspflichtigen in Anrechnung fommen, menn das Steuerpflichtige Einkommen im Vierteljahr 500 Mart nicht übersteigt.

Damit ist das Steuerüberleitungsgefeß auch in zweiter Lesung ermöglicht. Seine Berabschiedung im Blenum wird am Mittwod erfolgen, so daß die Bestimmungen über den Lohnabzug mit dem 1. Juli in Kraft treten werden.

Die Finanzlage des Reichs.

Der Reichstagsausschuß hält den Etat für gefährdet. In der geftrigen Sigung des Haushaltsausschusses des Reichs. tages wurde der Bericht eines fombinierten Unterausschus= ses, der vom Haushalts- und Steuerausschuß eingesetzt war, er­stattet. Die Einsetzung dieses Unterausschusses war erfolgt, weil der Finanzminister v. Schlieben gegen verschiedene Ausschußber schlüsse auf Erhöhung von Ausgaben protestiert hatte. Seinen Pras test hatte er mit seiner pessimistischen Auffassung über die Finangs lage des Reiches begründet. Der offizielle Bericht des Ausschusses

scheint der Auffassung des Finanzministers recht zu geben. In der Zusammenfassung des Berichterstatters Abg. Ersing( 3.) heißt es: Nach dem Ergebnis der Verhandlungen im Unterausschuß des Haushaltsausschusses muß anerkannt werden, daß das vom Reichs­finanzministerium dargelegte

Kaffen- und Etatsbild im wesentlichen zutreffend ist. Der Ausschuß ist allerdings der Ansicht, daß zurzeit nod) gewisse Reserven vorhanden sind. Es handelt sich hierba jedoch nur um geringere Beträge oder um Beträge einmaliger Art, die durch vermehrte Ausgaben binnen furzem aufgezehrt sein werden und daher ungeeignet sind, laufende Mehrausgaben zu stützen. Die gemeinsame Berhandlungg mit dem Bertreter des Steuerausschusses hat ergeben, daß das Gesamteinnahmebild des Reiches nicht wesentlich höher angenommen werden fann, als es von der Regierung geschehen ist. Im Gegenteil haben schon die Beschlüsse des Unterausschusses einen Einnahmeausfall für das Reich allein von rund hundertfünfundsiebzig Millionen Mark zur Folge. Hiernach ist der Unterausschuß der Ansicht, daß die Gefahr einer Störung des Gleichgewichts im Haushalt außerordentlich naheliegt.

Das Steuerüberleitungsgeseh angenommen wirtschaft gebildet werden. Wir wenden uns deshalb bagenftigen

Die sozialdemokratischen Anträge abgelehnt.

In der Sigung des Steuerausschusses des Reichs­tags am Montag wurden die sozialdemokratischen Anträge, die wir ( Soz.) begründet. Staatssekretär Popih teilt mit, daß die Reichs in der gestrigen Abendausgabe veröffentlichten, vom Abg. Dr. Herh regierung bereits auf Grund der Beschlüsse erster Lesung die Vor­bereitungen für die Durchführung der neuen Ermäßigungsfähe zum 1. Juni getroffen habe. Wenderungen an den Beschlüffen feien deshalb technisch nicht mehr möglich.

Die sozialdemokratischen Anträge wurden abgelehnt, mit Ausnahme des Antrages, der die Ermäßigung bei unft än digen Arbeitern auf zwei Prozent, bei Heimarbeitern auf

ein Prozent festsetzt.

Der Antrag, das durchschnittliche Aufkommen der Lohnffeuer auf 100 Millionen Reichsmart monatlich zu begrenzen und beim Steigen des Aufkommens aus der Lohnsteuer das Eristenzminimum zu erhöhen, wird von der Regierung als unannehmbar be zeichnet. Er enthalte eine so weitgehende Festlegung, daß fie im Rahmen dieses Gesezes nicht beschlossen werden könne. Auch dieser Antrag wird abgelehnt, trotzdem sowohl die Deutschnationalen als auch das Zentrum in den vorhergehenden Debatten eine folche gefegliche Bindung als dringend notwendig bezeichnet hatten.

Der übrige Teil des Steuerüberleitungsgefeges mird im wefent lichen unverändert angenommen. Bor allen Dingen bleibt es bei dem Beschluß, daß für das Jahr 1924 von einer nachträglichen Beranlagung Abstand genommen wird. Lediglich der§ 9, der die Borauslegungen regelt, unter denen im Einzelfall eine Herab segung des Ablösungsbetrages möglich ist, erhält einen Zusatz. Da nach sollen auch wesentliche Vermögensverlufte" die Herabsetzung

Für fleinere und mittlere Betriebe der Landwirtschaft werden die Borauszahlungen ermäßigt. Die erhöhten Kinderermäßigungen

-Ebenso find die astronomischen Verhältnisse am Bol einzig geartet. Die Sonne erhebt sich nicht täglich am Himmel und fintt nachts wieder herab, wie wir es gewohnt sind, sondern sie bleibt, nachdem sie am 20. März aufgegangen ist über dem Horizont, ihn in 24 Stunden einmal umtreifend, und dabei langjam immer höher steigend, bis sie am 21. Juni ihren höchsten Stand, mehr als 23 Grad über dem Horizont, erreicht hat. Dann sinkt sie ebenso langsam wieder, um am 23. September unter dem Horizont zu verschwinden. In Wirklichkeit dürfte sich die Dauer des Sommer­tages etwas länger gestalten, da die Sonne länger sichtbar bleibt. Auch diese Strahlenbrechung zeigt in den Polargebieten abnorme Ber. hältniffe, wie schon aus der Häufigkeit und großen Intensität der Luftspiegelungen in hochnordischen Gegenden hervorgeht.

Natürlich werden auch die meteorologischen Ele mente von dem Gang der Sonnenstrahlung start beeinflußt. Ein täglicher Wechsel in der Lufttemperatur, wie er sich bei uns in der Erwärmung bei Tage und der Abkühlung bei Nacht bemerkbar macht, ist also am Bol nicht zu erwarten. Bielmehr muß man an­nehmen, daß der Wechsel der meteorologischen Erscheinungen, der fich im Laufe eines Tages bei uns abspielt, dort auf die Dauer eines Jahres ausgedehnt ist. Jedenfalls dürften fortgefeßte meteoro logische Beobachtungen unter so einzigartigen Verhältnissen bedeut­same Resultate erhoffen lassen.

Der Pol bildet das Zentrum der Nordpolarzone, die durch den Polartreis nach außen hin begrenzt wird. Da die Lage des Polar­freises auf der Erde bedingt ist durch die schiefe Stellung der Erd­achse auf der Ebene der Erdbahn und diese sogenannte" Schiefe der Elliptik" in langsamer Abnahme begriffen ist, so rückt auch der Polartreis jährlich um etwa 15 Meter näher an den Pol heran und verändert so andauernd den Flächeninhalt der Polarzone. Eine auffallende Eigentümlichkeit des Pols besteht in dem Mangel einer Zeit in dem landläufigen Sinne. Steht man zu einem Beitpunkt, an dem in der Sternwarte von Greenwich bei London gerade 12 Uhr Mittag ist, am Bol, mit dem Gesicht nach dem Meridian von Greenwich gerichtet, so hat man, wenn man einen Schritt vormärts macht, Mittag. Macht man dagegen einen Schritt nach rechts, so ist es 6 Uhr morgens; ein Schritt nach links bringt uns in die Zeit um 6 Uhr abends, und ein Schritt nach hinten ver­jetzt uns in die Mitternachtsstunde. Diese mertmürdige Tatsache ist darin begründet, daß alle Meridiane, an welche die verschiedenen Ortszeiten auf der Erde gefnüpft find, am Bol zujan mentreffen, so daß also dort theoretisch alle Ortszeiten gleichzeitig vorhanden find, man demnach von einer Tageszeit in dem landläufigen Sinne überhaupt nicht sprechen tann. Man müßte bort eben nach der Zeit eines anderen Ortes, zum Beispiel nach Greenwicher Zeit rechnen. Eine weitere Folge der gleichen Ursache ist das Ber schwinden der drei himmelsrichtungen Often, Norden und Westen für die Erdoberfläche. Nur der Süden ist noch übrig geblieben, und nach welchem Bunft der Eiswüste man auch sehen mag, der Blick wird stets nach Süden gerichtet sein. Jeder Wind meht aus Süden und gleichzeitig nach Süden.

Wir sehen also, daß dem Nordpol eine ganze Reihe von höchst interessanten Eigenschaften innewohnen, die ihn grundsäglich von allen anderen Gebieten unserer Erde unterscheiden.

In der Diskussion erklärte der Abg. Hilferding( S03.): Es handelt sich nicht darum, daß die Reserven unforporatio im Etat geschaffen werden, sondern darum, daß sie forporativ in der daß irgendeine Ueberspannung in bezug auf Zahlungen aus dem Dames- Gutachten stattfindet, und wir menden uns deshalb auch gegen eine Thesaurierungspolitit. Die Finanzlage der Länder ist heute unseres Erachtens eine günstige, Tommen und Umsatzsteuer überwiesen werden, vom Reichstage vor und daher könnten die Summen, die den Ländern aus der Ein­her firiert werden. Wenn dann diese Steuern darüber hinaus lleberschüsse ergeben, so tönnten diese in den Betriebsmittel­fonds des Reiches fließen, ebenso wie die 1925 zu erwartende ein­malige Einnahme aus dem Münzgewinn . Bei den Einnahmen sind auch nicht in Betracht gezogen die Mehrergebnisse der von der Re­gierung vorgeschlagenen 3ölle, die am 1. Auguft in Kraft treten follen. Diese Bollvorlage wird im Falle ihres Infrafttretens den Lebenshaltungsindex verteuern; daher müssen die Löhne dann eine

Erhöhung erfahren.

Reichsfinanzminister v. Schlieben: Die im Etat 1924 erzielten Mehreinnahmen haben nicht etwa allein die Wirtschaft belastet; fie find vielmehr zu einem großen Teil entstanden aus Renten­marffrebitgewinnen, aus Gewinnen der Gilber prägung, der Rentenmünzprägung usw. Wir werden für die Balance des Etats alles irgendwie Erreichbare zusammen­holen müssen. Dabei wollen wir nichts ohne Zustimmung des Reichstags unternehmen. Ich betone nochmals, daß mir nichts ferner liegt als eine Thesaurierungspolitik.

Der Vorfizende, Abg. Heimann( Soz.), gibt dem Ausschuß dann eine Mitteilung des Unterausschusses zur Kenntnis, in der es heißt:

Nach eingehender Prüfung der Finanzlage ist der Unteraus­fchuß zu der Anficht gekommen, daß die Gefahr einer Störung des Gleichgewichts im Haushalt naheliegt. Zu ihrer Ver­meidung ist größte Borsicht auf der Ausgabenieite geboten, während die Einnahmen feinesfalls wesentlich herabgemindert werden dürfen.

Rach Kenntnis dieser Mitteilung vertagte sich der Ausschuß.

Ausstellung Berliner Kunft 1925". Die Arbeits­gemeinschaft", die sich vor zwei Jahren unter Führung von ans Balushet vom Bercin Berliner Künstler abgesondert hat, eröffnete am Sonntag mittag ihre Sonderausstellung Ber. liner Kunst 1925 in cinigen Räumen des Charlottenburger Opernhauses, die durch einfache Mittel zu würdigen Ausstellungs­fälen umgewandelt worden find. Hans Baluschet rechtfertigte vor zahlreichen Gästen in furzer Ansprache das Sonderunternehmen der Arbeitsgemeinschaft, die ihre Interessen im Moabiter Glaspalaft ( der großen Landes ausstellung) nicht genügend gewahrt und der Deffentlichkeit einen Beweis der in der Arbeitsgemeinschaft ge­sammelten Kräfte schuldig zu sein glaube. Trog der Trennung Dom Verein Berliner Künstler bedeute diese Ausstellung feine Richtung, feine Sezession; lediglich eine gute Uebersicht zu schaffen, fei Ehrenfache der Leitung gewesen. Bei dem heutigen Arbeits­tempo, zu dem die Künstlerschaft durch die Zeitverhältnisse ge­zwungen sei, tönne ihr öffentliches Auftreten nicht nur auf wenige große Beranstaltungen beschränkt bleiben; das Ausstellungswesen Bon der Stadt Berlin , deren müsse dezentralisiert werden. Leistungen für die Kunst dankbar anerkannt wurden, forderte Baluschef das große repräsentative Kunstmessehaus und schloß mit einem perföhnlichen Appell an den Verein Berliner Künffier, aus dem die Arbeitsgemeinschaft hervorgegangen ist.

Ueber die Ausstellung selber werden wir noch berichten.

Madison Square Garden , der größte Bergnügungspart der Welt, den der später ermordete Harry Tham geschaffen hat, hat zu bestehen aufgehört und wird abgerissen. Hier war der berühmte Deutsche Basar, der für die Geschichte des Deutschtums in Amerifa von größter Bedeutung wurde. Hier wurden alle großen Ber­fammlungen abgehalten, in denen über die Präsidentschaftskandis datur der Vereinigten Staaten die Entscheidung getroffen wurde. Hier sprachen Männer wie Cleveland , Roosevelt , Mac Kinley und Bryan, um die New Yorker für ihre Kandidatur zu gewinnen. Der Madison Square Garden war aber eines der buntesten Institute, die es auf der Welt gab. Hier wurden die großen Bortämpfe aus­geführt, die berühmten Rabrennen und hier war ein Massentonsum von Frankfurter Bürstchen, von denen im Jahre 250 000 Baar ver­zehrt wurden. Hier waren die großen Zirkusse, Kunstreiter, Clowns, Varietétünstler, englischen Zauberer, furz alle aufregenden Freuden für kleine und große Kinder, zu sehen. Alle großen Bälle wurden hier veranstaltet. Auch das Theater murde gepflegt, denn hier gab es eine der besten Bühnen von New York . Hier traten Coquelin, Sarah Bernhardt , Bossart und Dreher auf, die Sorma und die bayerischen Schuhplattler, und holten sich hier Dollars und Ruhm. Neben der ernsten Kunft hatten die heiteren Künfte ein Heim. Hier fanden die großen Empfangsfeste statt und die deutschen Sängerfeste. Bon großen Sängerinnen hörte man hier die Materna und die Schumann- Heint, die Nordica und andere Größen. Dicht daneben war aber auch ein ungeheures Schwimmbaffin, in dem sich Tauch künstler produzierten.

Die Goethe- Bühne gewährt bis zum 31. Mai fämtlichen Zeilnehmern des Rundfunks gegen Borlegung der Teilnehmerfarte auf allen Blägen halbe Preise.