Einzelbild herunterladen
 

Dienstag

26. Mai 1925

Unterhaltung und Wissen

Der Raubmörder.

Eine Lehrlingsgeschichte.

Bon Hugo Lutács.

Der Junge wurde des versuchten Raubmordes angeklagt. Er hatte es auch nie geleugnet. Er und sein Freund hatten fagelang alles besprochen, alles vorbereitet. Es tam auch alles, mie fie es sich vorher ausgedacht hatten. Der Freund hatte sich unter der Brücke versteckt gehalten und er hatte den Oberkellner gestellt. Aber... Das war eber das Schreckliche. Das Unverstehbare. Während der langen Untersuchung, bei der Verhandlung vor Gericht, ließen ihn die Richter und Anwälte nie über dieses aber" wegkommen. Sie wollten alle nichts anderes hören, als wie die Tat vorbereitet, vollführt und dann gescheitert war. Nichts schien ihre Neugier be friedigen zu können. Immer wieder hatten sie noch etwas zu fragen, nie war ihnen der Tatbestand klar genug. Sie mußten alle Kleinig­feiten wissen. Bann er aufgestanden war, mit wem er gesprochen hat, was und wo er gegessen und hundert andere Dinge mehr wollten fie wissen, die geringste Kleinigkeit erschien ihnen ungeheuer wichtig. Er hatte sich angestrengt, auf alle diese Fragen richtige Antworten zu geben, er irrte sich aber oft, widersprach sich selbst, denn er konnte sich mit dem besten Willen nicht an all diese Dinge erinnern, die für ihn in seiner ungeheuren Erregung so unwichtig erschienen, den anderen aber, die fragten, um so wichtiger. Sein Kamerad wider­sprach oft dem, was er aussagte. Anfangs glaubte er, sein Kamerad irre fich, später aber mußte er einsehen, daß er bewußt log. Er strengte sich an, zu erraten, was der Andere damit erreichen wolle, fonnte es aber nicht und verwirrte sich immer mehr.

Go weit ging es, daß es geschehen konnte, daß er auf die Frage bes Richters, ob sein Revolver geladen gewesen wäre, ehrlich ant­wortete: Ich weiß es nicht."

Da rief ihm der andere ganz wütend zu: ,, Natürlich war er ungeladen, du Tepp."

Der Richter war böse geworden und erteilte dem anderen eine berbe Rüge. Es hat sich später herausgestellt, daß der Revolver tatsächlich nicht geladen war.

Er wollte so gerne seinen Richtern helfen. Er wollte ihnen ja alles erklären; restlos und ehrlich Aber sie ließen ihn nie zu Ende sprechen, immer hatten sie dazwischen etwas zu fragen, was ja gar nicht zur Sache gehörte. Und so fam es dazu, daß man ihn zu drei Jahren verurteilte. Er ergab sich darein. Es tat ihm nur leid, daß die Richter über ihn urteilen mußten, ohne eine Ahnung davon zu haben, wie, und warum die Tat durch ihn versucht wurde und ohne daß er ihnen beweisen hätte können, daß im Grunde genommen ja gar nichts geschehen wäre, wenn der Oberfellner ihn nicht bedroht hätte. Wenn er dem Richter wenigstens hätte erzählen können, wie verwundert er war, als man ihn gefangen genommen hatte. Denn fie waren ja mit dem Oberfellner nach der Prügelei gute Freunde geworden, der hatte ihm jogar versprochen, ihm Geld für die Reise zu geben.

Der Oberfellner hatte ihn im Geschäft sehr schlecht behandelt. Er hatte ihn wegen jeder Kleinigkeit, ja jogar ohne jeden Grund immer wieder beschimpft. Die anderen Lehrlinge ertrugen es leicht. Ste lachten den Oberfellner hinter seinem Rücken aus. Er aber litt unendlich unter jedem ihm angetanen Schimpf; er war das von zu Hause nicht gewöhnt. Er war guter Leute Kind; einziger Sohn; mar immer brov und ein guter Schüler. Da tam aber die Armut und trozdem die Mutter ihn so innig liebte, mußte er fort von ihr, fort Don Bien, in diese fleine Stadt. Immer, wenn seine arme Kinder­Seele unter Schimpf und Schande fich wand, wenn er schlaflos Nächte hindurch meinte, hatte Sehnsucht nach der

Beilage des Vorwärts

Aber

Sie hatten auch kein Ziel. Sie wußten nicht, was sie tun wollten. Zu den Sonderdarbietungen zurückkehrend, müssen wir bei Hans drängte nach der Hauptstadt, nach Wien  , dessen Möglichkeiten Richard Guhr  ( 3d) ein wenig verweilen. Diese vielen, oft zu er fannte. Der Junge wollte nicht zugestehen, daß er Angst vor ganzen Altarzyklen zusammengestellten Phantasmen, des Dresdener Bien habe, denn da wohnte feine Mutter, da lebte seine glückliche, Malprofessors ſehen technisch wie altmeisterliche Kunstwerte aus; reine Kindheitserinnnerung und da ging in den Straßen ein nobler das Mysteriöse ihres Inhalts täuscht Lebensweisheit vor. alles ist Blendwerk und Schaum: Kombinationen von Wagnerianis­Herr spazieren, der ihm die Mutter entwendet hatte und der ihm die Türe zu der Wohnung der Mutter versperre. Das alles mußte mereien eines Phantasten, der durch Unverständlichkeit des In­mus, biblischer Apokalypse und Politik sind vage inhaltlose Träu­er verschweigen, vergessen und überschreien. Und so kam es, daß sie haltes düpiert, fünstlerisch aber barer Kitsch. Die Absicht mag langsam einen Plan entwarfen, der ihm ermöglichen sollte, Rache lobenswert sein, aber in die Kunst gehört dies ganz und gar nicht zu nehmen und zu gleicher Zeit Geld zu gewinnen, mit dem er dann hinein. nach Wien   gehen tönnte, ohne die Mutter aufsuchen zu müssen und Der erfreulichste Teil der Ausstellung sind eigentlich die gra= ein Leben zu führen, das ihm Hans beschrieb und dessen Beschreibung phischen Kabinette( S. 22a- h); und das ist kein Zufall. sein Blut heiß durch die Adern rinnen ließ. Sie hatten jede Kleinig- In der Zeichnung und allem, was dazu gehört, Radierung, Holz­feit bedacht und besprochen. In ihrer aufgeregten Phantasie hatten befte Teil der deutschen   Kunst. Ganz groß und bedeutend find die schnitt, Aquarell, offenbart sich noch heute wie zu allen Zeiten der fie die Tat hundertmal erlebt, ja noch mehr, sie machten Proben, wie Beichnungen Mar Slevogts zu Don Juan  . Hier müßte man cuf der Bühne. Diese Proben waren für den Jungen ungeheuer von Slevogts überragender Bedeutung als Illustrator sprechen; der aufregend. Der Junge fühlte sich in übermenschliche Höhen gehoben, Raum verbietet es leider. Die Lebendigkeit jeder Szene ist unnach­er fühlte sich als unbezwingbarer Held, jede bisher unterdrückte, ahmlich; hier lebt mehr noch als Mozart: der Geist jener unsterb­bezwungene Leidenschaft tobte frei in ihm und dieses Ausleben lichen Gestalt männlicher Erotit, des Willens zum Sieg über das heldenhafter Gefühle war eine unbeschreibliche Bonne für ihn. Weib. Wer nur die Zeit hat, sich einem Eindruck hinzugeben, sollte in diese Skizzen eines wahrhaften Genies der Illustration ( Fortsetzung folgt.) sich vertiefen.

Huwa

Zollernschmerz.

Daneben die geistvollen, seelisch höchst treffsicheren Bildnis­radierungen von Emil Orlik  ; eine Probe der erlesenen und sublimen Kunst dieses Meisters. Die amurösen, pitant variieren­den Federzeichnung von Christ o phe, die großartig vielseitigen Naturskizzen von Heinrich Wolff; die schwerfälligen aber charaktervollen, an alten Holzschnitten geschulten Entwürfe des Münchener   Peter Trumm  ; die äußerst plastischen Zeichnungen von Klaus Richter und noch einige mehr, dessen zeichnerische Besonderheiten Freude des Entdeckers bilden.

Bei den geschloffenen Sonderausstellungen deutscher   Kunst­studien bilden München   und Dresden   als Gesamtheit einen pikanten Gegensatz. München  ( S. 14 und 15) ist sanfter, im akademischen Sinn ausgeglichener: hier herrscht die gutgemalte Landschaft süd­deutschen Charakters vor, wie sie vor allem Richard Pie zich ( Nr. 736), Landenberger( 561), R. Kaiser( 489 und 490) sehr sympathisch kultivieren; daneben die schönen Atte von Ger= hardinger( 286) und Schrader Velger( 884) und die lustigen dekorativen Buntheiten von Josse Grossens( 304 bis 306). lleber das allgemeine Niveau erheben sich die männlich fraftvollen, freilich nicht eben so ansprechenden Landschaften von J. Seyler( 940-942); darunter bleibt der Hodler nachahmende Manierist J. Hüther( 450-455); frampfiges Wollen ist noch feine Kunst.

=

Dresden  ( Saal 16) bietet größere und darum interessantere Kontraste. Hier gibt es einschmeichelnd- finnliche Malerei bei Hof= mann Juan( 434-435) und Dorsch( 171-173); impressio­nistisch flotte Naturstudien bei M. Feldbauer( 194-196), der eigentlich zur Münchener Scholle" gehört: die tipflige Kleinmalerei von Richard Müller( 641/642), der Ziege und Rattenpinscher individualisiert bis ins Zufällige des letzten Härchens, und Be­mühungen um die letzten Möglichkeiten der Ausdruckskunst mie bei der hübschen rosa Dorflandschaft von F. Lent( 577) und vor allem bei Felig Müllers startfarbig dekorativen Menschen­bildern( 127/128). Bodstiegels rohe und flache Imitationen eines Größeren( nämlich Schmidt- Rottluffs) fallen mehr ins Auge als sie wert sind.( 76/77).

Dagegen Karlsruhe  ( Saal 13) ganz milde, ganz im Geist des späten H. Thoma; am besten das reizende Nahbild eines Schwarzwaldbaches von Edelmann( 174) und die weiten Land­schaften von Segemiz( 933/934).

Düsseldorf  ( S. 10) bietet nur Akademie. Wer sich über die wirklich lebendigen Absichten dort orientieren will, muß die 25. April hier berichtet haben.

Warum bist Du so traurig, mein Sohn?" " Ach, ich fürchte, daß Hindenburg   mir dereinst nichts Ausstellung des Jungen Rheinland" besuchen, über die wir am mehr zu reffen übrig laffen wird."

In dem großen Chaos der Säle heben sich erfreulich die Lei­stungen einiger Malerinnen im Bildnis und Stilleben heraus, die wir mit besonderem Vergnügen wegen ihrer noblen Zurück­weiblichen vermerken. aus=

hind her out bie grogen Berge, gelaufen, wenn er nicht gewußt Große Berliner Kunstausstellung eichnetes Auguſte v. 3iße mig( G. 17), befonders gut bas

auch über all

hätte, daß er trog aller Liebe für seine Mutter ihr im Wege stehen würde. Die Mutter hatte einen Freund, das war ein hoher Beamter und, ja, er wußte nicht wie und warum, er wußte nur bestimmt, daß er nicht nach Hause fönne und dürfe. Schon dieses Bewußtsein, daß die Mutter nicht mehr ihm gehöre, hatte ihn düster und traurig gemacht, hatte in seinem armen Herzen das Gefühl einer unfeligen Einsamkeit wachgerufen. Das waren Dinge, von denen er mit nie­mandem sprechen fonnte; er schämte sich vor sich selbst und der Welt; er haßte seine Schwäche, daß er die Mutter nicht erhalten konnte, er haßte den Freund seiner Mutter und die ganze Welt, von der er nichts wissen wollte, die ihn nur beleidigte. Seine Empfindlichkeit wuchs von Tag zu Tag und ein jedes Schimpfwort des Oberfellners traf seine nackte Seele wie ein Beitschenhieb.

Da wurde Hans, sein Kamerad, entlassen. Er mußte von Hans eigentlich nichts, wie er überhaupt, eingesponnen in seine trüben Bedarfen, niemand beachtete und verstockt und stumm immer nur seine Arbeit tat. Er fühlte sich nur dann verhältnismäßig wohl, wenn ihn die schwere Arbeit totmüde gemacht hatte.

Der entlassene Hans lockte ihn mit sich. Er konnte es leicht. Denn er traf das richtige Wort dafür, er sprach zu dem trozig- trauri­gen Jungen von Rache für all den erlittenen Schimpf und die Bein. Später erinnerte sich der Junge der Tage, die nun folgten, wie eines stürmischen, leidenschaftlichen Traumes. Sie vagabundierten lange Tage durch die Wälder und über Berge, selbst in der Nacht hatten sie teine Lust, ihr Nachtlager in der dürftigen Schenke auf­zusuchen; sie fühlten beide einen unüberwindlichen Drang, zu gehen und immer wieder zu gehen, zu sprechen und immer wieder zu sprechen. Hans war ein Wissender, und konnte von all dem Ver­botenen, den geahnten und ersehnten Genüssen des Lebens sprechen, en die auch nur zu denken der Junge sich nie erlaubt hätte, und die Der er in seiner reinen Einfalt wie Todsünden von sich wies. zynische Ton, in dem Hans über diese verbotenen Dinge sprach, be­rauschte ihn wie starker Wein und alle seine primitiven Gefühle gestalteten sich in diesem Rausche in wahnwiziger Uebertreibung zu Bildern eines Fiebertraumes. Er selbst hatte nichts, was er Hans erzählen könnte. Von seiner Mutter wollte und konnte er nicht fprechen. So sprach er von seinem Vater. Er log. Er dichtete. Bie einen Fremden hörte er sich selbst sprechen über Dinge und Geschichten, die jetzt unerwartet in ihm entstanden waren und ihn selbst überraschten und befremdeten. Im Rausche dieses freien Bagabundenlebens erwuchs in ihm ein Gefühl der Großartigkeit und der Erhabenheit über sein wahres fleines Schicksal und in dieser Stimmung tat jede Erinnerung an den erlittenen Schimpf unendlich weh. Sein Kamerad verstand es, diesen wehesten Bunft seiner Seele immer wieder zu berühren. Eine unerhörte But bemächtigte sich seiner und die But richtete sich gegen den Oberfellner, deffen Gemeinheit und Schlechtigkeit übermenschliche Maße annahm. Er wurde für den Jungen zum Maßstab all seines Leides, in ihm formte fich zur förperlicher Wirklichkeit sein elendes, unerträgliches Schicksal. Dabei hungerten die Jungen, denn sie hatten kein Geld.

Porträt Cläre Waldoffs( 1158) und Stilleben( 1159/60), K. Le­fobinstein( S. 19, Nr. 579), Maria Foell( S. 14, Nr. 212) und 3. Wolfthorn( S. 6, Nr. 1142). Stilleben scheinen im besonderen Maße die Domäne der Frau; hier wird restlos Gutes produziert: außer der Zizewizz müssen genannt werden Hella Koch( S. 17, Nr. 523), Fr. Kniep( S. 18, Nr. 519), L. Haus= mann( S. 7, Nr. 371) und M. Preußer( S. 7, Nr. 746 und 748), die reine künstlerische Freude auslösen.

Die großer Moabiter Jahresschau ist diesmal nicht ganz umfangreich wie sonst und übersichtlicher durch die farbige Rhythmik der Räume und durch weitgehende Zusammenfassung des Materials. Ehrensaal und große Querriegelflucht sind Sonder­Ehrensaal und große Querriegelflucht sind Sonder­ausstellungen gewidmet, die Räume rechts vom Eingang mit der Malerei verschiedener Kunststädte gefüllt; Zeichnung und Graphit find in ihren Rojen links für sich gleichsam eingefapfelt. Und im Rest kann man sich noch überall etwas Gutes herauspicen.

Gut vertreten ist die sympathisch- gegenständliche Landschaft und was zu ihr gehört. Im Saal 18: Jülich  ( Nr. 482/483), Kloh( 506). F. Krause( 544/545). Saal 19: Lejeane ( 574), Sertig( 361/363), o Ist ein( 441). Saal 20: Erich Müller( 636/640), 21 brecht( 14/15). Gaal 21: Gifevius ( 298). Saal 24: Wendel( 1089), Hoffmüller( 433). Saal 11: Freymuth( 216), Storch( 975/981). Saal 4: Graf( 310), Rips( 501). Es fehlt an Raum, um jedes der an sich reizvollen, malerisch wie gegenständlich interessanten Bilder zu charakterisieren.

Dieser Disposition schließt sich eine Besprechung naturgemäß an. Vorauszuschicken wäre, daß sich Akademie- und Moabiter. Schau nicht so abgrundtief von einander unterscheiden; daß auch bei dieser die Neuzeitlichen( Expressionismus" benannt) quanti tativ und leider auch qualitativ äußerst zurückhalten, und daß ein guter normaler Durchschnitt für die Bürgerstube breit dominiert. Zunächst die Sonderausstellungen. Im Ehrenjaal( 1) empfängt uns Ed. v. Gebhardt, der verstorbene Düsseldorfer  Christuslegendenmaler. Man wird nicht behaupten können, daß uns seine schwierige und tiftelige Art, daß Neue Testament in Kostüme der Dürerzeit zu stecken, mehr als eine theaterhafte Masterade bedeutet; zumal der verheulte Ausdruck der altdeutschen Herrschaften an unwahrhaftigkeit und Theatermacherei damit wett­eifert. Ein großer Rönner" im akademischen Sinn; aber ein nicht sehr großer Künstler, weil er nirgends überzeugt, als etwa in manchen Bildnissen. Friede seiner Asche.

Die logenartigen Kabinette dahinter bergen eine Anzahl Aka­demiker in Uebersicht. Am wohlgefälligsten wohl die eraften Studien von E. Wolfsfeld( 25b) aus dem Balkan   und näheren Orient, in raffinierter und vielseitiger Technik. Das völkisch und fulturell Interessante dieser erotischen Männer und Bauernhäuser sieht ein unfehlbares Auge, hält eine unfehlbare Hand mii farbiger Treue fest. Man hat viel zu sehen und freut sich dieser Lebendig feit wimmelnden Lebens, das dem unsern an Ruhe und Gelaffen­heit so sehr überlegen ist. Heilemann( 25) gibt mit ehrlicher Klarheit des Blides Porträts schöner Frauen, Stilleben und einen meisterhaften Weiberaft, farbig interessant; R. Schuster Wo1­dan( 25) etabliert in seinen mondänen Porträts, Akten und Ma­donnen, eine füßere, elegante Abart der verschollenen Lenbach  - Herr lichkeit. Schulte im Hofe( 25) verwässert Landschaften und Bildnisse noch mehr in akademischem Sinne: dergleichen gefällt" wohl meist, ist aber fünstlerisch wertlos. Tüchtige und farbig fräftige Studien aller Art sind von Otto Heichert  ( 25) und Pfuhle( 3a) zu ſehen, Künstlern des östlichsten Deutschland  , die mit gutem Erfolg Schritt halten mit ihrer Zeit. die zahllosen Delstudien Ernst Körners( Saal 9) aus Aegypten  , Syrien  , den Mittelmeerküsten. Diese mit geographischem, gegenständlichem Intereise aufgenommene Wiedergabe bedeutsamer Gegenden laden mit nichten zu einer Reise ein; es fehlt ihnen das Lodende, das Südlich- Feurige der Farbe und überhaupt das eigentliche Leben des Südens. Wie der= gleichen wahrhaftig und ohne Uebertreibung ausschaut, fönnen wir auf dieser Ausstellung fennenlernen: z. B. in der märchenhaften Bracht des Tenerife  - Bildes von Hans Bohrdt  ( Nr. 79, S. 24) oder in den Ansichten von Algier  , Malaga  , Cadiz   von Mar Flei icher( Nr. 206-208, G. 8), die künstlerisch weit über Körner hin­ausgehen, weil sie topographisch nicht so genau sind, aber den Duft des Südens geben: das Wesentliche

Von den modernen Bestrebungen hingegebenen Malern sind, durchaus nicht erstaunlich, die ertremeren weniger qut  ; ein Beispiel für alle mag das Triptychon von Kai H. Nebel ( S. 3, Nr. 655) sein, wirr und unübersichtlich. Besser schneiden die Gemäßigten ab, von denen anmutige Proben geben Herbert Lehmann( S. 17, Nr. 569/571), Sehri  ( S. 25, Nr. 268/270) mit feinfarbigen und reichen Kompositionen und G. Ehmig( S. 18, Nr. 175/177), in der neuen klaren Bestimmtheit der Formen.

Die Stulptur tritt, wie immer, trog reichlicher Erschei= nung zurück. Als lebendige und interessante Dokumente plastischen Fühlens seien hervorgehoben: E. Segers Berliner Range" ( S. 2, Nr. 929) und in S. 1 Eva( 926) und Tänzerin( 927); bie Kleinbronzen von Franz Stud( S. 2, Nr. 985/991); die stark bewegte Tänzerin von Bauch( S. 2, Nr. 40) und Lewin­Fundes Kindchen"( S. 2, Nr. 572). Dr. Paul F. Schmidt.

Wie alt ist der Gebrauch der Angel? Ein bemerkenswertes Er­gebnis haben die Ausgrabungen gezeitigt, die gegenwärtig von einer amerikanischen Expedition in Mesopotamien   an der Trümmerstätte der Stadt Kisch vorgenommen werden. Man hat dabei unter anderem festgestellt, daß die Männer von Risch bereits vor etwa 3000 Jahren die Reitkunst betrieben, während die Frauen sich schon damals die Lippen zu schminken liebten und sich zu diesem Zweck kleiner Taschen­spiegel mit Farbftiften bedienten. Die Ausgrabungen haben darüber hinaus auch einen alten Irrtum berichtigt. Man glaubte bisher, daß in jener Zeit der Fischfang nur mit dem Netz betrieben wurde. Die Amerikaner haben indessen in Risch Angelgeräte und Köder gefunden, die den Beweis dafür erbringen, daß man vor drei Jahr tausenden in Mesopotamien   bereits Fische mit der Angel fing.

Die feinste Wage. Bis vor kurzem galt es als eine besondere Leistung, daß man mit einer Mitrowage das Tausendstel eines Milli. gramms wiegen konnte. Nunmehr ist es aber gelungen, eine Bage zu erbauen, mit der man Materien von 20 Gramm abwärts bis zu einem Zehntausendstel eines Milligramms miegen kann. Diese Wage ist berufen, in biologischen und medizinischen Laboratorien große Dienste zu leisten.