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Eine Politit, die das Recht vernichtet, ist zweifellos die schlechteste Politik, die sich denken läßt.

Bayern hätte eigentlich froh sein dürfen, daß ihm durch den Beschluß des Reichstags aus dem Fehlerfreis der Bolts gerichtsbarkeit herausgeholfen wurde. Aber, daß das Reich diefe Hilfe leistete, war für den bayerischen Partikularstolz un erträglich. Und dann war es ja die verfemte, verhaßte Sozialdemokratie, die den Ausweg gezeigt hatte- das machte die Sache für die weißblauen Herrschaften erst recht fürchterlich.

Damit aus der Krone der tgl. bayerischen Rechtsregierung fein Stein herausfalle, darum soll eine unbestimmt große Zahl von Unschuldigen weiter figen! Das ist Politit, Politit gegen das Recht!

Wie werden sich die Dinge mun weiter entwideln? Der Artikel 74 der Reichsverfassung bestimmt:

Gegen die vom Reichstag beschlossenen Gesetze steht dem Reichsrat ber Einspruch zu.

Der Einspruch muß innerhalb zweier Wochen nach der Schluß. abstimmung im Reichstag bei der Reichsregierung eingebracht und spätestens binnen zwei weiteren Wochen mit Gründen versehen werden. Im Falle des Einspruches wird das Gesetz dem Reichs tag zur nochmaligen Beschlußfassung vorgelegt. Kommt hierbei teine Uebereinstimmung zwifchen Reichstag und Reichsrat zustande, so tann der Reichs präfident binnen drei Monaten über den Gegenstand der Meinungs­verschiedenheit einen Wolfsentscheid anordnen. Macht der Bräsident von diesem Rechte teinen Gebrauch, so gilt das Gefeß als nicht zustandegekommen. Hat der Reichstag mit 3 meidrittel mehrheit entgegen dem Einspruch des Reichsrats beschlossen, so hat der Präsident das Gesetz binnen drei Monaten in der vom Reichstag befchloffenen Faffung zu verfünden oder einen Boltsent fcheid anzuordnen.

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Brattisch gibt es also da der Reichspräsident eine Boltsabstimmung über diese Frage zweifellos nicht an ordnen wird nur zwei Möglichkeiten: die Herbeiführung einer Uebereinstimmung zwischen Reichstag und Reichsrat oder die Annahme des Entwurfs durch eine Zweidrittelmehr heit des Reichstags. Ein einfaches Nichtzustandekommen des Gesetzes scheint uns dagegen unmöglich, denn damit würde feine Beruhigung eintreten; der Kampf ums Recht würde dann zweifellos meitergehen.

Will man ihn zum Abschluß bringen, fo muß entweder cuf irgendeinem noch nicht sichtbaren Wege eine Ueberein. stimmung herbeigeführt werden, die dem Recht Genüge tut oder es muß im Reichstag eine Zweidrittelmehrheit auf gebracht werden, was nur möglich ist, wenn die öffentliche Meinung gründlich aufgerüttelt wird.

Die Sozialdemokratische Fraktion wird den Kampf ums Recht weiterführen. Die Sieger von gestern werden ihres Sieges nicht froh werden!

Die verkaufte Verantwortung.

Bom Dates- Plan zum deutsch - spanischen Handelsvertrag Am 29. August 1924 verhandelten die Deutschnationalen 50 Proz. ihrer Fraktion. Herr Hergt verkaufte politische Berantwortung und Stimmen für Ministersize. Die Minister fize haben die Deutschnationalen einfaffiert. Am 27. Mai 1925 haben die Deutschnationalen die Mehrheit ihrer Fraktion verhandelt. Diesmal foll der Preis für die lebernahme der Berantwortung für den deutsch - spanischen Handelsvertrag der Agrarichuzzoll sein. Die Einfassierung dieses Kaufpreises für ihre Berantwortung wird freilich den Deutschnationalen richt leicht werden.

In der Form und in der Sache ist der Handel von heute dem Handel von damals gleich. Es hat nur eine fleine Ber schiebung der handelnden Personen stattgefunden. Auf der Seite der Regierung handelte heute wie damals Herr Strefes mann, auf der Seite der Deutschnationalen jedoch nicht nicht Herr Hergt. Die 3eit" schreibt:

Konzert am Abend.

Von Hans Wesemann .

Auf der Terrasse am See sitzen die Gäfte. Blumen ranfen über die Balustrade. Lampions schaufeln in der Luft. Auf dem

Baffer ziehen ferne Lichter und auf den jenseitigen Uferhöhen

funkelt der Glanz festlich erleuchteter Billen.

Die Rapelle spielt. Walzer, füßlich sentimentale Weisen, wie man fie gerne hört, wenn man im Frühling abends mit unbe stimmten Hoffnungen fortgeht und dann schließlich im Café landet, um Fruchteis zu essen.

Der Primgeiger ist ein romantischer Herr mit schwarzem Gelod und sanftem Geigenstrich, und seine melancholischen Augen suchen nach unverstandenen Frauenherzen.

Jene kleine schüchterne Gattin sieht ihn heimlich und verliebt an, fie vergleicht ihn mit ihrem forpulenten Batten, der behaglich sein Helles schlürft, und denkt, daß er sicher nicht abends vor dem Zubettgehen auf dem Sofa einschläft.

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fie ein neues Erdbeereis.

Hast du diesen Geiger gesehen?" sagt das intellektuelle Mäd. hen zu ihrem Freunde, welche tiefe Traurigkeit in feinen Augen liegt er erinnert mich an Berse von Rille", und dann bestellt Wenn sie nicht so blödsinniges Zeug reden würde, wäre sie ganz nett," denft ihr Begleiter und überlegt, ob sein Geld zum Bezahlen reichen wird. Das einsame häßliche Mädchen aber figt ganz still und denkt an ihr Erlebnis. An genau solch einem Abend hatte sie ihn fennen­gelernt. Sie hatte ihre neue feidene Bluse an und die Mufit spielte Nie follst du mir deine Liebe schwören. Er fah dem Geiger jo ähnlich- Gott, hatte sie ihn geliebt. Aber er wollte nur ihr bißchen Erspartes und dann ging er auf und davon.

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In einer Ecke lehnt der Ober. Die Füße tun ihm meh, und außerdem denkt er daran, daß er morgen die Miete zahlen muß. Im übrigen hat er nur den einen Wunsch, einmal abends um neun Uhr schlafen gehen zu fönnen.

Da schweigt die Mufit und er muß eintaffieren gehen.

Das Venedig Japans .

Aus dem neuen Erdbebengebiet. Das Gebiet, das jetzt wieder von einer so furchtbaren Erdbeben. fatastrophe heimgesucht worden ist, liegt im Besten Japans und umfaßt die weitere Umgebung der Stadt Diata, der zweitgrößten Stadt des Landes, deren Einwohnerzahl nach den neuesten 3äh. fungen fogar noch die Tokios übertreffen soll.

Man hat Osaka das Benedig Japans" genannt, und zweifellos erinnern die vielen die Stadt durchschneidenden Kanäle an die Lagunenstadt, wenngleich die altjapanischen niedrigen Gebäude mit den Renaissance- Balaften Venedigs an Pracht nicht wetteifern fönnen. Auch in Osata ist der Bootsverkehr ein Hauptbeförderungs. mittel, und auf den stillen Kanälen, die von den malerischen Kon

Es hat bei den Deutschnationalen gewiß Heißsporne gegeben, die auch vor einem Konflikt mit der Regierung nicht zurüdgeschredt wären, und diese Heißsporne faßen diesmal nicht nur im Lager der politischen Diehards. Schließlich aber hat Graf Bestarp seine usage, daß eine Mehrheit der Frattion für den Bertrag stimmen würde, wahrzumachen vermocht, und es hat sich somit auch bei dieser Frage gezeigt, daß die Deutsch nationalen sehr wohl sich bewußt sind, welche politische Berantwort lichkeit die Teilnahme an der Regierunng mit sich bringt."

Damals verhandelte Herr Hergt Stimmen und Seelen, und Herr Westarp gehörte zu jenen, die als unentwegt grund­fagfest fonservative Männer von der Verantwortung ab­rüdten. Heute ist der Herr Graf We starp selbst unter die Händler gegangen, und verkauft Berantwortung gegen Brotzölle. Vom Dawes- Plan zum deutsch - spanischen Han delsvertrag, von Hergt zu Westarp, das ist, wir wollen nicht sagen, eine Entwicklung zur Berantwortung, aber eine Entwicklung zum politischen Schachergeist, der Seelen und Grundsäße gegen tlingende Münze verhandelt.

Heute wie damals aber meldet sich einer, dessen Aufgabe es ist, die Umfälle der deutschnationalen Reichstagsfraktion zu preifen. Das ist Herr Paul Baeder in der Deut fchen Tageszeitung", deffen Rolle beim Dawes- Umfall noch nicht vergessen ist. Er hat einen echten und rechten Dreh erfunden, um den neuen Umfall zu beschönigen. Er unterstellt der Regierung, fie habe nicht aus fachlichen Gründen auf die Annahme des deutsch - spanischen Handels­vertrags gedrängt, sondern aus formellen Gründen. Nicht, weil sie diesen Handelsvertrag für eine wirtschaftspolitische Notwendigkeit gehalten habe, sondern nur, weil sie formell durch den bisherigen Gang der Berhandlungen gebunden ge mefen fei. Ein echter Dreh, den sonst die deutschnationale Prefse jüdisch nennen würde.

Nur hat Herr Stresemann über die fachliche Notwendigkeit dieses Vertrages zu viel gesagt, und eben erft wieder in der Zeit" schreiben lassen, als daß dieser Dreh Eindruck machen könnte. Wenn Herr Stresemann diese neueste Entschuldigungsleistung feiner gewohnten Handels­partner lieft, wird er, und mit ihm die Deffentlichkeit, sie ver­mutlich zu- fpanisch finden.

Neue Belastung Dr. Thieles.

Noch am 18. April hielt er Höfle für einen Simulanten

Wie das Acht- Uhr- Abendblatt" melbet, beabsichtigt Frau Dr. Höfle eine Schadenersagtlage für den Tod ihres Mannes anzuftrengen. Ferner berichtet das Blatt über einen bis­her noch nicht bekanntgewordenen Borgang im Ge fängnislazarett, der sich an dem fritischen 18. April, als die Agonie Höfles begann, abgespielt hat, und der eine weitere schwere Belastung des Gefängnisarztes Dr. Thiele darstellt:

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Dr. Thiele untersuchte mit Profeffor Dn Lewin vom Institut für Krebsforschungen also nicht der Togi. tologe Professor Lemin einen anderen Untersuchungsge fangenen im Gefängislazarett, und zwar nach seinem Besuch bei Dr. Höfle. Lewin und Thiele unterhielten sich dabei unter anderem auch über den Fall Höfle. Im Verlaufe ihrer Unterredung äußerte Dr. Thiele gegenüber Lewin: Wenn Dr. Höfle nur nicht immer fo fimulieren wollfe!" Professor Lemin steht zu der Richtigkeit dieser Feststellung und wird sie gegebenenfalls im Aus schuß beeiden.

Bereits der Pfleger Fahl hatte als Seuge por bem Ausschuß befundet, daß Dr. Thiele ihm gegenüber an biefem Tage einen ähnlichen Ausspruch getan hatte. Dr. Thiele hat jedoch diesen Ausspruch auf das entschiedenste bestritten. Er gab aller dings gu, baß er der Meinung gewesen sei, Höfle übertreibe absichtlich die Schwere feines Zustandes. Er, Thiele, sei an dem 18. April vormittags in dieser Auffassung dadurch bestärkt morden, daß ihm der Oberstaatsanwalt 2inde erzählt hatte, er hätte fich foeben lange Zeit mit Höfle über alles mögliche unterhalten und hätte ihn ganz frisch gefunden. Ueber den Grad der Wahrscheinlich feit dieses Teils der Aussage Lindes find allerdings nach den über­feit dieses Teils der Aussage Lindes find allerdings nach den über einstimmenden Befundungen der anderen Zeugen die Meinungen

turen der altjapanischen Baukunft eingerahmt find, träumt noch die Romantil, während auf den breiten, gut gepflasterten Straßen sich richtige Wolfentrager erheben und der Berkehr einer modernen Großstadt dahinbrauft. In Djata haben zahlreiche große Industrien ihren Sig, und es wird hier sehr viel gearbeitet.

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Der Pharmatologe Geh. Rat Thoms erzählt in feinem fürzlich Straßenleben Diatas. Durchwandert man abends die Straßen und erschienenen Buch Weltwanderung zweier Deutschen " von dem öffnenden Wohnungen noch bis in die Nacht die Handwerker wie Gaffen, so sieht man in den nach außen in der ganzen Breitfeite fich die Schneider, Schuster, Metallarbeiter, Glasschleifer, Uhrmacher, Barbiere tätig. Dabei war bisher die Bevölkerung außerordentlich genügsam; Reis und immer wieder Reis, dazu einen getrockneten Fisch und ein Kännchen grünen Tee und man war vollauf be­friedigt. In der Neuzeit zeigt sich allerdings auch in den breiten Boltsschichten das Verlangen nach größerer Abwechslung der Nah Bergnügungssucht, die teils in den Teehäusern, in denen Geishas rung. Ebenso steigt anscheinend, wenigstens in den Großstädten, die Tänze aufführen, befriedigt wird, aber auch in den zahllosen Theatern, Rinos, Restaurationen und auf den Straßen sich auswirtt. Man muß das bunte Leben und Treiben auf der Theaterstraße in Dotombori, dem Bergnügungsviertel von Osata, die mit Fähnchen und Reflameschildern und bunten Tüchern überreich geschmüdt ist, erlebt haben, um zu wissen, daß es auch in Japan recht vergnügt Borzüglich find in Ofata die Volksschulen ein gerichtet. Thoms fagt von der Semba- Schule", die er besuchte: Jch zugehen fann." müßte ihr in Deutschland feine von gleicher Ausstattung an die Seite zu stellen. Die Hauptfehenswürdigkeiten der Stadt find das mäch tige alte Schloß Oshiro, das mit seinen gewaltigen Granitmauern und wuchtigen Gebäuden noch an die alte Ritterzeit gemahnt, und die großartige Tempelanlage von Tennoji. Bon der hochgelegenen Terraffe des Schloßhofes hat man einen weiten Umblid über die Delta- Ebene des Jodogawa- Fluffes, der in den Golf von Dfafa

mündet.

Davon fündet ein deutsch - japanisches Sommerfest, das Professor Uebrigens spielt auch das deutsche Element in Osaka eine Rolle. Hans Driesch mit seiner Frau auf seiner legten oftafiatischen Reise mitmachte. Er erzählt in seinem Buch Fern- Ost" davon, wie er in Ofata zu einer Sigung des Deutsch Japanischen Bereins eingeladen wurde. Die Sigung fand", so schreibt Frau Driesch, in einer Brauerei statt, deren Befizer in Weihenstephan bei Freifing studiert hatte, unter einem großen, mit Lampions, Fähnchen und Girlanden dekorierten Zelt. Erst sprach mein Mann über seine Philosophie des Organischen ", dann fegten wir uns alle an lange Tische, und man reichte uns sehr gutes japanisches Bier vom Faß und Ausschnitt. Die japanischen und deutschen Herren wechselten auf Deutsch herzliche Reden. Fast alle anwesenden Japaner hatten türzere oder längere Zeit in Deutschland studiert. Es war ein wirf lich harmonisches Zusammensein."

Das Candestheater Stuffgart erwarb zur Aufführung für die nächste leit aus bem menbertrieb beg Boltsbühnenberlags Berlin Saluntala, ein indisches Schauspiel von Kalidasa in der Ueberlegung bon Rolf Raudner. Das Wert ist bereits im Bolfsbühnenverlag als Buchausgabe erschienen.

faum mehr geteilt. Jedenfalls wird es Dr. Thiele munmehr schmer möglich sein, zu bestreiten, daß er noch am 18. April den schmer franken Höfle für einen Simulanten hielt.

Der Kampf gegen die Republik . Knebelung der Republikaner in Bayern .

B

Der Kampf der bayerischen Regierung gegen das Reichsbanner Schwarz Rot Gold nimmt in letzter Zeit Formen an, die mit der jedem Staatsbürger reichsgefeßlich gewähr. leisteten persönlichen Freiheit nicht mehr zu vereinbaren sind. Stand es schon mit der Reichsverfaffung in offenem Widerspruch, wenn die bayerische Regierung dem Reichsbanner das Führen des Reichs­adlers als Stempel verbot, indem sie sich auf einen durch die Weimarer Verfassung gegenstandslos gewordenen Baragraphen des Strafgesetzbuches bezog, der das Führen des faiserlichen Wappens unter Strafe stellt, so wird jetzt aus Erlangen ein noch tollerer Fall gemeldet.

Die Erlanger Ortsgruppe des Reichsbanners beabsichtigte awei verstorbenen Mitgliedern die letzte Ehre zu erweisen und suchte um die infolge des noch immer bestehenden bane­rischen Ausnahmezustandes nötige vorherige polizeiliche Genehmi gung nach. Das Reichsbanner erhielt darauf folgenden Bescheid:

Auf ihr der Regierung von Mittelfranken , Kammer des Innern, fernmündlich übermitteltes Gesuch vom Heutigen hat die genannte Stelle folgenden Bescheid gegeben:

Die Regierung, Kammer des Innern, ist nichtinder Lage, zugenehmigen, daß das Reichsbanner Schwarz- Rot­Gold, Ortsgruppe Erlangen , sich an der morgen im Alt- und Neu­städter Friedhof stattfindenden Beerdigung zweier verstorbe ner Mitglieder in gefchloffener Formation und in Uniform, sei es mit oder ohne Fahne und Trommler, beteiligt.

gez. Redenbacher. Mit vollem Recht bemertt unser Erlanger Parteiorgan, das Erlanger Boltsblatt", bazu:

Als wir draußenim Feld waren und nach dem Kampf die Schlachtfelder räumten, war es geradezu eine Selbstverständ­lichkeit, daß auch die Totenber Feinde mit beerdigt und ihnen auch die unseren Kameraben zuteil gewordenen mili. tärischen Ehren erwiesen wurden. Diese menschliche Pflicht war damals nicht in Berordnungen und Baragraphen ausgebrüdt, sondern fie entsprang dem natürlichen Pflichtbewußtsein eines jedem Einzelnen von uns, den Feind im Tode nicht mehr als fol. chen zu betrachten.

Wir leben heute nicht mehr im Kriegszustand, sondern in an geblichem Frieden, und zwar in einem Lande, das Bayern heißt und das zur deutschen Republit, deren Reichsfarben Schwarz Rot Gold find, gehört. In diesem Land gibt es nach vorstehendem Beispiel Menschen, die Berordnungen schaffen, nach denen die geschlossene Beteiligung beim Begräbnis eines Bolfsgenossen verboten ist

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Es ist höchste Zeit, daß sich einmal die Reichsregierung um diesen standalösen Zustand fümmert, denn eine derartige Be­handlung zu erdulden, war wohl im Zeitalter der Sklaverei an ber Tagesordnung, aber er ist eines jogenannten zivilifierten Boltes im 20. Jahrhundert einfach unwürdig."

Es wäre Pflicht der Reichsregierung, die banerische Landesregierung daran zu erinnern, daß wir in einer Republit leben und daß die Reichsregierung es sich verbittet, wenn eine Landesregierung die Anhänger der Republik mit Schifanen verfolgt. Aber der Herr, den diese Angelegenheit in erster Linie angeht, ist Reichsinnenminister Schiele, und Herr Schiele scheint mit ſeinen verfassungändernden Blänen zu start in Anspruch genommen zu sein, um fidh feinen eigentlichen Aufgaben widmen zu tönnen.

Die Reichsregierung hat am Donnerstag dem Reichsrat den Entwurf eines Gejeges über den Handels- und Schiffahrts Dertrag zwischen dem Deutschen . Reich und England zugeleitet.

Deutschöfterreich und das Deutsche Relch haben vereinbart, vom 1. Juni ab die Sichtnermertgebühren zu ermäßigen. Man erhebt gegenwärtig für eine einmalige Durchreise eine Mart, für einmalige Ein- oder Ausreise 5 Mart und für einen Dauersicht vermert 10 m.

Die Ausstellung der Niederländischen Kunff in Potsdam . Gestern nachmittag murde in der Drangerie des Barts von Sanssouci eine bedeutsame Ausstellung eröffnet, die in historischer Folge durch erlesene Beispiele einen furzen, aber mefentlichen Ueberblick über die moderne Entwicklung der niederländischen Kunst von 1875 bis zur Gegenwart bietet. Die Gäfte, unter denen man niederländischen Gesandten Baron von Gevers und Freiherrn non neben Vertretern der Regierung und der Potsdamer Behörden den Stoedten, den deutschen Gesandten in Holland bemerfte, wurden von Dr. Oswald im Namen der Berliner Deutschen Niederländi­fchen Gesellschaft und von Profeffor Sleewigs von der Deutsch Niederländischen Bereinigung im Haag begrüßt. Beide dankten für das Geleiftete und wiesen auf die starten fulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Holland hin. Der Direttor des Städtischen Museums im Haag, Dr. van Gelber, dem die Auswahl der aus. gestellten Objekte hauptsächlich zu danten ist, gab einen furzen besonders ihrer modernen Entwicklung seit 1875. Staatsminister historischen Ueberblid über die Eigenart der holländischen Kunst und Dr. Becker banfte allen, die das Ausstellungswert geschaffen haben, im Namen der Reichs- und der preußischen Behörden und e.flärte die Ausstellung für eröffnet.

Fritjof Nanfen in Berlin . Mie mir hören, trifft Fritjof Nansen heute vormittag 10 Uhr von Oslo zu furzem Aufenthalt in Berlin ein, um die Ansicht der zuständigen deutschen Stellen von der Möglichkeit der Erforschung der Arftis unter Zuhilfe. na hme von Luftschiffen fennenzulernen. Der Reichsver tehrsminister Krohne wird ihm zu Ehren heute mittag im Hotel Adlon ein Frühstück geben, an dem u. a. der Reichstanzler und Dr. Edener teilnehmen werden.

Eine Tagung für deutsche Bildung", veranstaltet von der Ge fellschaft für deutsche Bildung und dem Erziehungswissenschaftlichen Seminar der Hamburgischen Universität, findet gegenwärtig in grüßungsabend im großen Saal des Curie- Hauses. Bertreter der Hamburg statt. Eine zahlreiche Hörerschaft vereinigte ein Bes Unterrichtsbehörden der Stadt hießen die Gäste willkommen und brachten gute Wünsche für eine erfprießliche Arbeit der Tagung zum Ausdrud. Architett Frig Hoeger sprach sodann über den Bau­gebanten des Chile Hauses. Dr. Ludwig Benninghoff, ber zweite Redner des Abends, sprach über die neue Bühnen. funft als Ausdrud des deutschen Lebenswillens, Bewegungschöre Rudolf Don Labans und Sprechchöre von Frau Bilma mondeberg gaben Proben praktischer Anwendung der Benning­hofffchen Ideen.

Die Frühjahrsausstellung der Ufademie der Käuffe am Bariser Blak ift auch an den beiden Bfingflfeiertagen von 10-5 Uhr geöffnet. In die Ausstellung eingereibt iit aus auswärtigem Befis das Bild Liebespaar ton Dito Dig. Als Ergänzung zu ihrer Tboma- Kollektion bat bie Alabemie der Künste einen Saal mit geichnungen und einem für die Hauptausstellung zu spät eingetroffenen großen Gemälde Gesang im Grünen aus dem Bei der Stadt Hannover eingerichtet. Die Zeichnungen, bie familia aus dem Befit der Kunsthalle in Starlsruhe stammen, find zum größten Teil frübe Arbeiten, darunter ein Brofilbild der Mutter Thomas, bas im 16. Lebensjahr des Rünstlers entstanden ist.