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Nr. 250 42. �ahrgtMg
7. Heilage öes vorwärts
Freitag, 24. Mai 1425
pfingftwanüerungen. Durch die Uckermark   und das Ländchen Rhinow  .
Wenn da» Pfingstgeläute durch die Land« schallt, wenn im Waldesdom der Kuckuck ruft und der Pirol pfeift, wenn der Bäume Kronen im frifchen Grün prangen, wenn der Frühling scheiden will, um den Sommer zur Herrschaft zu lassen, dann wandert sich's be­sonders schön durch den märkischen Wald, zu den märkischen Seen, dann wecht Festesfreude die Wanderung. Zwei- bis Orei-Tage-VaaSerung. In Angermünde  , der Hauptstadt des gleichnamigen ucker- märkischen Kreises, beginnen wir unsere Psingstwanderuna. Die Stadt weist an mittelalterlichen Baulichketten die gewaltige Marien­kirche, das Kloster und einige Reste der Stadtmauer auf. Nord- östlich dehnt sich der Mündesee aus, von dem Angermünde   seinen Namen hat. denn es liegt.auf dem Anger am Mündesee". Wir verlassen die Stadt gen Nord auf der Chaussee nach Kerkow. dessen hochragenden Kirchturm wir bald sichten. Das Dorf liegt an der Dieoemtz, die den Abfluß vom Mündesee zur Welse bildet, von Kerkow wandern wir westlich, überschreiten die Stettiner Bahn und kommen dann nordwestlich nach dem großen Gut Görlsdorf. Hier überschreiten wir die Welse, die ihren Ursprung in den Seen zwischen Ioachimsthal und Angermünde   hat und bei Bierraden in die Oder mündet. Wir wandern nördlich um den Görlsdorfer Tiergarten   herum zur Chaussee, der wir gen Nord nach G r e i s f« n- b e r g folgen. Das Städtchen, da» in der stckermark besonders durch feine Töpsereierzeugnisse bekannt ist, liegt an der Eernitz, einem Nebenslüßchen der Weis  «. Auf dem Burgberg   im Osten de» Orte» sind noch Reste der Burg der.alten Grypen', die mit der Stadt bereits 1Z7Z erwähnt wird, erhalten geblieben. Don Greiffenberg wandern wir nordwestlich weiter nach Wilmersdorf   und von hier gen Nord auf dem Melzower Wege zum Wald. Der Weg führt durch den Wald, schönen Hochwald, der mit jungem Bestand abwechselt, vorwiegend besteht der Wald aus Buchen: an den zahl- reichen Sumpfstellen herrscht jedoch die Erle vor: kurz vor Melzow  ist der Weg von Fichten eingefaßt. Schließlich kommen wir nach Melzow  , dem Ziel des ersten Wandertage». Da» Dors liegt in hügligem Gelände, rings von Wald umgeben. Weglänge von Angermünde   etwa 28 Kilometer. Bald nachdem wir Melzow   ver- lassen haben, kommen wir wieder in den Wala. Aus der Gramzower Straße wandern wir zum Forslhaus D r e t e ck s e e und wenden uns hier nach Norden zum Ufer de» gleichnamigen Sees. In östlicher Richtting kommen wir alsdann zum Kleinen und Großen Rathsburgsee. Durch Wald und Seen erfreut uns die Ucker- mark auf der heuttgen Wanderung. Di« versteckte Einsamkeit, das träumerisch« Schweigen der Seen lockt un» zu stillem, beschaulichem Derweilen, und die Wanderung an den von Wald umkränzten Usern gewährt uns wunderbaren Genuß und versetzt un» in ein« weihevolle Feststimmung. Wir kommen nach G r a m z o w. einem ehemaligen Marktflecken, jetzt Dorf, mtt aller Kirch« und der Ruine eines Klosters aus dem 18. Jahrhundert, das ein Tochterkloster von Ierichow war. Kloster Gramzow   hatte in der Geschichte der Ucker- mark ein« ebenso große Bedeutung wie Kloster Ehorin. Don Gram- zow wandern wir über Blankenburg   nach Seehausen  , da» am Nordende des Ober-Uckersees liegt, auf der Niederung zwischen diesem See und dem sich nördlich anschließenden Unter-Uckersee. Auch in Seehausen   war einst ein Kloster. Dos Ziel de» zwetten Wandertages höben wir erreicht. Weglänge von Melzow   etwa 20 Kilometer. Wir wandern auf dem durch die Niederung und über die Uecker führenden Wege nach P o tz l o w. am Norduser des Großen Potzlow  - sees, der ebenfalls im Ueckertal liegt. Potzlow   war In aller Zelt eine Stadt. Als Wahrzeichen ist noch der Roland erhallen geblieben, ein figurenartiges Gebilde- aus Eichenholz, das an die Stelle des früheren steinernen Rolands gefetzt wurde. Cr steht bei der Kirche, am sogenannten Marktplatz. Wir wandern nun noch Norden über Strehlow und Zollchow nach Röpersdorf, am Westuser des Unter- Ucckerfees. Die Wanderung führt uns durch die eigenttlche Korn- tammer von Brandenburg  , denn die Kreile Angermünde   und Prenz- lau haben mit den fruchtbarsten Boden der Mark. Schon lange sehen wir vor uns den Doppellurm der Marienkirch« von Prenz- l a u aufragen, den sogenannten.Säbelknecht(Stieselknecht)'. Bald haben wir die Hauptstadt der Uckermark, das Endziel de» letzten
Wandertages, erreicht. Weglänge von Seehausen   etwa 17 Kilo­meter. Zahlreich sind in Prenzlau   die Bauten und Ueberreste aus dem Mittelaller. Das gewaltigste Baudenkmal Prenzlaus aus jener Zeit ist jedoch die Marienkirche, um die Wende des 13. zum 11. Jahrhundert entstanden, zugleich eins der hervorragendsten Werke des Backsteinbau» überhaupt. Bewundernswert ist die ge­waltige zweitürmige Westfront und der prächtig oerzierte Oftgicbel (Abbildung). Don den allen Tortürmen ist der schönste der Mittel- türm, unten viereckig, in der Mitte achteckig, oben rund. Eine Nachbildung steht auf der Oberbaumbrücke in Berlin  . In der Heiligengeistkirche, nahe dem Mittelturm und der Marienkirche, hat das sehenswerte uckermärkische Museum seine Stätte. Schöne Spaziergänge bietet der Stadtpart und die Promenade am Unter- Ueckersee. Bon hier schweift der Blick nochmal» über die weit« Wassersläch« des Sees, dessen gegenüberliegende» südliche» Ufer
Die Marienkirche   In Prentlan vöMg verschwindet. Dom Westufer grüßt der hochragende Kirchturm von Röpersdorf. Durch die Stadt wandern wir zum Bahnhof, um die Heimreise anzutreten. Wer nur zwei Tage zur Berjüguag hat, kann entweder die Fahrt in Wilmersdorf   beginnen oder in See- hausen beenden. Zwel-Toge-Vtmüttuag. Mtt den Zügen der Hamburger Bahn fahren wir vom Lehrter Hauptbahnhof   nach R e u st a d t a. d. Dosse. Ein« kurze Wanderung bringt uns vom Bahnhof in die Stadt. Hier ist um 1200 von den vordringenden Deutschen   eine Burg angelegt worden, um den Ueber- gang über die Dosse zu schützen. Die Landstraße von Havelberg   In da» Land Ruppin   führt« hier vorüber. Bei der Burg entstand die Siedlung Neustadt  , ein Flecken, der erst 1064 zur Stadt erhoben wurde. Südlich der Stadt, am anderen Dofseufer, liegt Spiegel- berg, wo sich früher eine Glashütte und Spiegelfabrik befand. Ueber das Gestüt Lindenau und da» Friedrich-Wilhelm-Gestüt kommen wir nach Sieversdors, mtten Im Dossebruch. Hier sind noch mehrere
alle Bauernhäuser erhallen: der Giebel ist der Straße zugekehrt, an ihn schließt sich der Zaun mtt der Pforte und daran in einigen Fällen noch ein kleines Torbaus an. Auf den Höfen steht häufig noch der Pütten in alter Form. Die Hofanlage entspricht dem räntischen Typus. Wir wandern südlich zum Dors hinaus, über- chrei'en die Slädtcbahn und kämmen an Raminsgut vorüber nach 5riedrichsdorf, das 1773 angelegt und mit 12 Hopfengörtnern, IS Büdnern und dem Schulmeister besetzt wurde. Die Straße führt weiter gen Süd, über die Dosse und an Neugarz und 5?ohengarz vorüber durch das Rhinluch. Wir überschreiten schließlich den R h i n. der die Hochfläche des Ruppiner Landes   zur Havel   entwässert, und kommen zur Friesacker Chaussee, der wir rechts nach Rhinow   folgen. Weglänge von Neustadt nach Rhinow   etwa 18 Kilometer. Rhinow  wird bereit» in einer Urkunde des Brandenburger Domarchivs vom 28. Dezember 1216 als einer der Grenzorte genannt. Der am allen Rhin westlich der Stadt gelegene Kietz deutet auf slawische Besiedlung beim Vordringen der Deutschen   hin. Die alten Befesti- gungsanlagen sind späterhin besetttgt worden. Im 15. oder 16. Jahr- hundert ist die Stadt mehr zur Hochfläche hin verlegt worden: hier war die Ueberschwemmungsgefabr geringer als im Luch. Die Stgdt liegt am Nordhing des Ländchens Rhinow  , einer Hochfläche, die inselartig am Zusammenfluß dreier eiszeitlichen Urstromtäler lEbers- walder, Berliner   und Baruther) aufragt. Am Bahnhof der Städte- bahn vorüber wandern wir auf der Chaussee um den Nordhang des Ländchens Rhinow   noch Stölln. Wir kommen weiter zu dem 110 Meter hohen, steil aufsteigenden Gollenberg, der sich etwa 83 Meier über das Rhinluch erhebt. Er ist der höchste Berg des Havellandes und bietet Aussicht bis nach Havelberg  . Gut eine halbe Stunde hinter Neuwerder wenden wir uns rechts ab, an den Schweinebergen vorüber, nach Schönholz und weiter über Meierei Elslaake zum Borwerk Elslaate. Nun wandern wir auf der Chaussee südwestlich nach Hohennauen  , zwischen dem Hohennauener See im Osten und der im Westen vorüberflicßenden Havel   gelegen. Obwohl die ersten urkundlichen Nachrichten über diesen Ott erst aus dem Ende des 14. Iahrhundetts vorliegen, hat die erwähnt« Burg an dieser wichtigen Uebergangsstelle über die Havel   sicher schon früher bestanden. Auch hier deuttt der Kietz darauf hin, daß schon vor der deutschen   Besiedlung ein wendischer Wohnplatz vorhanden war. Ueber den Abfluß des See» zur Havel   fühtte schon in alter Zell   ein« Brücke, die 1SS1 ol» Zugbrücke   erwähnt wird. Außer von der Burg wurde der Uebergang und die Brücke vermutlich auch von der Kirche aus geschützt, denn der Kirchturm, ein romanischer Backstein­bau aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, zeigt nach dieser Richtung hin Schießscharten. Wir folgen der Chaussee über die Hohe Brücke: sie führt an Ziegeleien vorüber sn der Nähe der Havel  gen Süd. Am jenseitigen Ufer sehen wir das Dorf Göttlin mit dem 78 Meter hohen Eichberg nördlich davon. Bald haben wir Rothe- now erreicht, die Stadt der Ziegel und Bttllen. Hier beschließen wir unsere Pfiugslwanderung. Weglänge von Rhinow   bis Rathenow  etwa 26 Kilometer._ Unterwegs. Eine enge, schmutzige Großstadtsttahe, Arme-Leute-Gegend. Häuserfassaden im Stil der Gründerzeit, mtt biäigen, geschmacklosen Derzierungen; durch offenstehende Haustore schaut man in dunkle. vielbenutzte Treppenflur«, auf unsaubere Höfe. Im Erdgeschoß, oft im Keller gelegen, reiht sich Laden an Laden: in einer Fleischerei Würste und bluttge» Fleisch auf Wachstuch zur Schau gestellt, in einer Bäckerei billige Kuchenwore auf großen Blechen, Tand in un- übersehbarem Durcheinander in einem anderen Geschäft. Dann wie- der ahnt man hinter Scheiben, die bis zu dreiviertel ihrer Höh« mtt Farbe überstrichen sind, Bureauräume oder Warenlager. Hoch- beladen« Lastwagen rollen über den Asphalt, dazwischen vereinzelt« Geschästsradfahrer: kaum ein anderes Fuhrwerk. Der Dunst, der in der Straße herrscht, ist unbeschreiblich, wie in einem engen, über- völtetten Zimmer. Die Menschen in dieser Straße haben es eilig: allzu viele trifft man jetzt am Bormittog nicht. Meist sind es Frauen, die mit Markttaschen vorwätt» hasten, mit zerfurchten Sttrnen. denen man es ansieht, daß sich hinter ihnen unablässig Rechencxempel bewegen, Rechenexempel um die kleinen Nöte de» Alltags, die trotzdem so oft nicht aufgehen wollen. Dazwischen tauchen einzelne Gesichter aus. stumpf und leer, gleichgüllig gegen olles im Leben. Man wird müde, unendlich müde, wenn man durch diese Straße geht: man sehnt sich nach einem grünen Daum, nach einem Gros-
IL,
Schnock.
Ein Romas   von See und Sümpfen. Don Svend Fleuron  . (Au» dem Dänischen von Thyra Iakstein-Dohrenburg.) Im Oberkiefer aber saß eine Bewaffnung, die war viel schlimmer und grauenvoller! Hier wuchsen wahre Kolonnen von Zahneggen empor und machten aus dem Kiefer ein teuf- lische» Reibeisen, bis weit in den Hals hinein fetzten sie sich fort, ja, krochen sogar über die Zunge hinweg. Wehe dem Körper, der in diesen Marterraum geriet:«r käme nur als Pflllcksel wieder zum Vorschein. Aber der Schlund, der das Opfer verschlang, war doch bei weitem das unheimlichste! Er ähnelte dem Verschluß eines zusammengeschnürten Sacks. An den Seiten hinab lagen dicke Pfühle von Schling- musleln. mit Saugknoten besät. Und m ihrer Mitte ahnte man die Speiseröhre, deren Mündung unaufhörlich auf und nieder wogte und eine Saugkraft besaß, die unbarmherzig alles in die Tief« zog. Und so wie sie im Inneren ausgerüstet war. so auch im Aenßeren: Die dunkle, wundersame Farbe der Gründe zog einen breiten Streifen über ihren vollen Rücken. Um die Stirn und am Nacken entlang hatte das Seegras«inen Grundton feines tie en Grün gelegt, um die Flanken wogten lichtflim- mernde Streifen des verhüllenden Schilfwaldes. Goldene Flecke wie von Sonnenglut herrührend, die durch das Glas des Wassers fällt, lohten zwischen den flammenden Quer- streifen an ihren Seiten auf. und über Kiemendeckel und Bauch ruhte das reine, blendende Weiß der Wasserlilie. Ja. ihre Farben hatten sich zu voller Pracht entfaltet: von Sonnenfunken und Mondftrahlen glitzerten ihre Schuppen. und wenn sie blitzschnell zusprang, sprühte em Sternenschimmer in der tiefdunkten Nacht der Wasiertiesen auf. Von dieser Zeit ab nahm ihre Gier kein Ende! Der Frcsiensdrang, der ihr von klein auf eigen war... der w'.e ein Keim in ihrem innersten Begehren gelegen, erhielt durch die fürchterlichen Mittel, die die Natur ihr zur Verfügung ge- stellt hatte, freien Spielraum. Jetzt sollte kein anderer auch «ur einen Bissen rauben dürfen: sie allein wollte es über- nehmen, die Wasser leerzufressen.. Ihren Fang packte sie jetzt ebenso geschickt quer wie lang,
sie zog es sogar vor, wenn sie hungrig war, sogleich nach dem Kopf zu schnappen, dann verschwendete sie keine Zeit damit. ihn umdrehen zu müssen, sondern tonnte ihn im Nu herunter- schlingen. Don Natur aus war sie sehr verschlossen und verspürte nach Gesellschaft kein Verlangen: aber ihre seelischen Fähig- leiten waren dennoch keineswegs gering: sie war zum Beispiel wohl imstande, die verschiedenartigsten Beobachtungen zu machen und sich die Lehnen, die daraus entsprangen, zunutze zu ziehen. Auch an Erinnerungsvermögen fehlte es ihr nicht, was sich deutlich in jedem Frühling zeigte, wenn sie laichen sollte: mit Sicherheit fand sie dann immer den Weg durch den Bach bis zu den weitläuftigen, überschwemmten Sümpfen. Für jed« Erschütterung im Wasser hatte sie ein feines Ge- fühl, sie hörte aus ihre Weise mit Leichtigkett die Boote,die großen Vögel". Sie plätscherten ja immer so laut mit den Ruderfüßen oder peitschten mit dem schnurrenden Schwanz ins Wasser. Wie lange hatte sie sich darüber verwundert! Sie hatte festgestellt, daß sie genau so wie der Lappentaucher ihre Jungen aus dem Rücken trugen, und wie alle anderen Fische im See betrachtete sie sie als etwas Unvermeidliches, das mit zur Unruhe droben auf der Oberfläche gehörte. Lange, eh« sie nahe waren, verspürte sie deullich ihr Kommen. Stand sie hoch im Wasser ttnd derBogel  " kam mit Brausen über sie, so wich sie hurtigst zur Seite und machte sich eilends aus dem Staube. Wenn anders das Boot langsam daherglitt, so ging sie nur ruhig aus dem Wege, um nicht gerammt zu werden. Aber es verging doch Jahr und Tag. ehe sie zu der Cr- kenntnis kam, daß es in besonderem Grade eben diese waren, die ihr übel wollten. Eines Abends ruderte der Holzdrechsser spät vom Angel- platze fort. Der Mond war aufgegangen und ergoß ein weißes Silberlicht über feine Riemen. Sie tauchten in regelmäßigem Takte nieder und wieder auf, das Silber triefte und tropfte an ihnen herab. Da fühtte er einen Schlag gegen den«inen: es schwang durch das Ruder bis in seinen Arm hinauf, er hatte etwas Schweres im Schlepptau, er tonnt« das Ruder nicht mtt sich ziehen unh nun hotte er den Kopf eines Hechts an die Oberfläche. Der Fisch ließ im selben Augen- blick los... das Ruder war frei, aber Schnock war seit jenem Abend um vieles klüger! Und je mehr die Zeit verstrich, desto mehr entwickelte sie
sich zu einer großmächtigen Herrscherin, die sich immer mehr als die Gottbegnadete des Wassers fühlte; sie gehörte nicht mit zum Fischpack! Sie erlegte groß und klein und knechtete die Bewohner des Sees so weit in der Runde, wie es thr nur irgendmöglich war. Durch immer häufigere und ausgedehntere Reisen vennehrte sie ihre Ortskenntnis und lernte die Wege zu allen Riffen, Wieken und Bänken kennen. Und sie kam zu der Ueberzeu» gvng. daß ihre Well in gewissen Richtungen ungeheuer war. Rur   die Wasseroberfläche mied sie und die tiefsten Tiefen ... dort hausten die Großkrebse, die Gott der Herr in seiner Gnade so trefflich ausgerüstet hatte, indem er die Hälfte ihrer Kiefer auf ein Paar langer, gelenkiger Klauen verpflanzt hatte, und dann Aah, das gefürchtete Fischungeheuer. Schnocks Gebiet lag in der Mitte zwischen beiden. Im frühen Morgengrauen, im klaren Morgenschimmer, wenn Nachtfalter und Motte schlaftrunken und berauscht von ihren nächtlichen Besuchen in den Blütenkelchen auf ihrem Fluge heimwärts zuhauf ins Wasser stürzten: wenn die Schwalben die Fledermäuje ablösten und die Taumelkäfer an den geschützten Orten ihre lautlosen Allatrio auf der Ober- fläche trieben, auf der die Wasserpflanzen im Begriff waren. in grünen  , gelben und rostroten Farben hervorzutreten: wenn es da drunten dämmerte, wo Schnock ihr Heim hatte, und das gewaltige Glas über ihr mit Licht und Strahlen erfüllt wurde dann jagte sie am hitzigsten und fühlte die stärkste Gier in sich, und dann ging ein Grauen von ihrem Platschen und Klatschen aus. An einem frühen Morgen trübt Windgekräusel und Wogenschlog den Spiegel des Sees, und weißfchäumende. ver- schnörtelte Stromstrelfen arbeiten sich zwischen rabenschwarzen Tiefen hindurch. Die Seeschwalben tauchen niederstürzend nach übermütigen Fischlein, und in dem glitzernden Schilfiamn der Ufer watet die aufgehende Sonne durchs Naß. Schnock ist auf Jagd... sie schiebt sich wie ein Stückchen Schatten am Boden sort. Ihre tückischen Krokodilaugen sind so stark nach oben gedreht, daß sie wie Knorren aus dem Kopfe ragen. Eine Herd« Weißfische hat sich in einem Rohrgestrüpp angesammelt. Sie untersuchen Blätter und Stengel, wie muntere Schwanzmeisen Baumkrone und Borke durchforschen: sie sind mitten in der Arbeit, schnuppem außen herum und saugen Wasserschnecken und Insekten aus, wo sie ihrer habhaft werden. (Fortsetzung folgLj' J