Freitag 29. Mal 1925
Unterhaltung unö ÄAijsen
Vellage ües vorwärts
Das Getränk meines Bruders Elias. Aus dem Jüdischen de» Schalom-Aleichem. (Autorisierte llebersetzung.)
»Für eine» Rubel hundert Rubel! Hundert Rubel und mehr kann jeder monatlich verdienen. der den Inhalt meines Luches kennenlernt. Preis des Buches ein Rubel franko. Beeilt euch! BestewI Verpaßt den Augen» blick nicht, er kommt nie wieder!" Diese Anzeige hat mein Bruder Elias in einer jüdischen Zei» tung gelesen, nachdem er infolge de» Lankrotts seines Schwieger» oaters zu uns übersiedelte und sich.selbständig" machte. Elias hat sofort einen Rubel— seinen letzten Rubel— an die angegebene Adresse geschickt und erklärte meiner Mutter: »Gott sei Dank, nun find wir gerettet! Run find wir voll- ständig gesichert!" Und er zeigte nach seinem Halse, um das Maß der Sicherheit zu bezeichnen. »Was ist?" fragt meine Mutter.»Hast du etwa ewe Stelle gefunden?" »Besser als eine Stelle!" antwortet Elias, und seine Augen glänzen vor Freude.»Man muß nur ein paar Tage warten, bis das Buch kommt." „Welches Buch?" »Ein wunderbares Luch!" erwidert Elias. Er fragt Mama. ob sie mit hundert Rubel monatlich zufrieden fem würde. Mama lacht und sagt, sie wäre mit hundert Rubel im Jahr zufrieden. „Du bist viel zu anspruchslos!" erklärt Elia». Er geht jetzt täglich aus die Post, um sich nach dem Eintreffen des Buches zu erkundigen. Es ist schon mehr als eine Woche her, seit er das Geld geschickt hat, und das Buch ist immer noch nicht angekommen. Mittlerweile haben wir nichts zum Leben. Und»die eigene Seele spuckt man nicht aus", sagt oft Mama. II. Endlich! Das Luch ist«ingetroffen. Man packt es aus. und mein Bruder Elias vertieft sich in sein Studium. Was da nicht alles drin steht! Wieviel Mittel, Geld zu verdienen, wieviel Rezepte! Ein Rezept— hundert Rubel monatlicher Derdienst— zur Fabrikation von bester Tinte;«in zweites Rezept— hundert Rubel monatlich— zur Fabrikatio�von Wichse; ein andere« Rezept— hundert Rubel monatlich— die Herstellung eines Mittel« zur Ver- tilgung von Rotten, Mäusen und Schwaben; ein wetteres Rezept— hundert Rubel und mehr monatlich— die Herstellung von Likören. süßen Schnäpsen, Limonade, Sodawasser, Kwaß und so wetter. Mein Bruder Elia» hat dem zuletzt genannten Rezept den Bor- zug gegeben: es gibt die Möglichkeit, mehr als hundert Rubel im Monat zu oerdienen und außerdem braucht man sich nicht mit Tinte oder Wichse zu beschmutzen oder sich mit Mäusen, Ratten und ähn- lichem widerlichen Setter abzugeben. Es bleibt noch, das Getränk zu wählen. Zur Fabrikation von Likpsen und süßen Schnäpsen gehören Rotschild« Reichtümer, zur Herstellung von Sodawasser hat man eine Maschine nöttg, einen Stein— also wiederum Geld, es bleibt also nichts andere« übrig els"ß!!r Kway. Der Äwoß ist ein billige« Getränk, und es wird sehr viel davon vertaust, besonders bei so'ner Hitze wie in diesem Sommer. Boruch, der Äwoßfabrikant, ist reich geworden. Er stellt zwar.Flaschenkwaß" her. der sich eines großen Ruhmes erfreut. er„schießt" nämlich Wieso dieser Kwaß schießt, weiß ich nicht. Dke einen sogen, Boruch lege Rosinen hinein, ander« wieder, er benutze Hopfen. Wie es Sommer wird, hat Boruch den ganzen Tag die Hände voll zu tun, kaum findet er Zeit, das verdiente Geld abzu» zählen. Unser Kwaß ist kein Flaschenkwaß. Er schießt auch nicht. Wie mein Bruder ihn herstellt, weiß ich nicht, während der Fabrikation verschließt er sich in Mamas Zimmer; weder ich. noch Mama, noch Lrocha, Elias Frau, dürfen hineinblicken; wir hören nur, wie er Wasser gießt. Ich weiß trotzdem, woraus Elias' Kwaß besteht. Wenn ihr mir versprecht, das Geheimnis zu wahren, will ich es euch verraten. Zur Herstellung von Kwaß gehören: erstens Zitronen- schalen, dann Honigseim » ferner eine Substanz, die den Namen »Kremortar" trägt und viel saurer als Essig«st, und schließlich Wasser. Wasser am meisten und hauptsächlichsten. I« mehr Wasser, desto mehr Kwaß. Das alles wird mit einem Stock tüchtig ge- rührt— und der Kivaß ist fertig. Es bleibt noch übrig, ihn in eine Kanne zu gießen und ein Stückchen Eis hineinzutun. Ohne Eis taugt das ganze Getränk nichts. III. Als das erste Faß Kwaß fertig war. wurde beschlossen, daß «ch ihn verkaufen soll. Wer denn sonst? Für meinen Bruder paßt sich da» nicht, er ist immerhin ein erwachsener, ja verheirateter Mann, der Mutter hätten wir ohnehin nicht erlaubt, mit der Kann« auf den Straßen herumzugehen und auszurufen:»H«, Juden. Kwaß!" Deshalb mußte ich schon gewählt werden. Ich hatte auch gar nichts dagegen. Elias erklärt mir meine neue Arbeit. In der einen Hand soll ich die Kanne an einem Bindfaden, in der anderen das Glas halten, und zur Herbeilockung der Kunden soll ich singend rufen: Juden, hier habt ihr den feinsten Kwaß, Eine Kopeke nur jedes Glas. Süß und erfrischend ist mein Kwaß. Ein« Kopeke kostet's Glas! Mein Stimmchen ist Nangooll.«in reine» Eoprano. Ich gehe und sing«, die Lerfe oft verwechselnd. Ich weiß nutzt, ob mein Gesang oder der Kwaß so gut ist— die erste Kann« war bald verkauft. Ich brachte fünfundvierzig Kopeken nach Haus«; da» Geld gab ich meiner Mutter und bekam ein« zweite, voll« Kann«. Elia» rechnete schnell aus, daß, wenn ich täglich zehn bis zwölf Runden mache, das Geschäft einen Gewinn von hundert Rubeln monallich abwerfen wird, die Sabbate nicht gerechnet. Das ist leicht begreif- lich— das Getränk selbst tostet fast nichts, die Hauptausgabe ist das Eis. Daher muß man den Kwaß so schnell al» möglich ver- taufen, damit da» Eis der einen Kanne auch für die zweite benutzt werden kann. Man muß sich also beeilen, und Ich singe also schon laufend. Mir nach läuft ein Haufen Jungen und necken mich, ich mache mir aber nichts aus ihnen und gebe mir nur Müh-, meinen Kwaß schneller zu verkaufen. Ich erinnere mich nicht mehr, wieviel ich am ersten Tag« ver- dient habe, ich weiß nur, daß mich Elia« und Lrocha und
Mama sehr lobten. Zum Abendbrot bekam ich aus diesem Anlaß ein Stück Melone, ein paar Pflaumen und Kwaß soviel Ich wollte. Mama ordnet mein Rachllager auf dem Fußboden und fragt mich, ob mir die Füße weh tun. Elia» lacht aber und sagt, daß ich von jener Rasse sei, an welcher keine Kranthett hängen bleibe. »Wollt ihr," sage Ich,»so gehe ich mit dem Kwaß sogar nachts auf die Straße." Alle drei lachen über meinen Mut. Mamas Augen werden aber naß. Das ist schon ihr Prinzip: sie muß immer weinen. Ich möchte gerne wisse««, ob alle Mütter so viel weinen wie meine Mutter.(Schluß folgt.)
»wenn Sie so fortfahren, Stresewann, werden wir Ihnen mal gehörig ans die Leine treten!"
öarcelona. Von Lola Landau . Auf den ersten Blick zeigt diese Stadt das Gepräge einer inter - nattonalen Großstadt ohne spanische Färbung, mit breiten, korso- artigen Geschäftsstraßen, Bankhäusern, prunkvollen Kaufläden, mit ihren Hotelpalästen, Markthallen, Automobilen und aufgerissenen Bauplätzen für die neue Untergrundbahn. Zu jeder Stunde des Tages füllen rastlose Menschenwogen das steinerne Flußbett der Straße, der Rarnbla, mit unaufhörlichem Lärm, Leben und Ge- schästigkeit.(Rambla. die mit hohen Platanen bepflanzte Pracht- strahe, der Hauptstrom des Dertehrs, heißt aus dem Arabischen über- tragen, Flußbett.) Alte diese Menschen werden von dem übermächtigen Impuls der Arbett vorwärts gestoßen, die meisten gehe» schnell, sie schlendern nicht, wie man es in einer südlichen Stadt zu sehen gewohnt ist. Vor dem ewigen Traum des blauen Mittelmeeres erheben sich die kahlen Stämme der Schiifsmaften. ragen die Schlote der Fabriken, aus denen der Rauch, Weihrauch unseres Zeitalters, in die klar« Lust steigt. Am Ende einer Allee von Palmen, die hier niHt tropische Ueppigteit, sondern in ihrem säulenhaften Wuchs ernste Feierlichkeit ausstrahlen, erhebt sich unmittelbar vor dem Hafen auf freiem Platz die Säule des Columbu«. dessen riesenhaft« Hand über da« Meer in das neue Land weist, wie ein Symbol Kataloniens . Barcelona ist ein« moderne Arbeiterstadt. Ihr amerikanischer Auftrieb im Geschästsleben, ihr« dahinstürmende Neuerungslust, ihr geistiges Streben drängt immer mehr zu einer Autonomie des Landes,� das sich von den rückständigen Mächten Spanien » bedroht steht. Am Morgen werden wir gewöhnlich durch das Geläute der Pferdeschellen geweckt— die Pferde tragen hier Glocken an den Geschirren—. so bringen die zweidrädrigen Karren, immer von diesem lustigen Glockenspiel begleitet, ihre Waren zum Markt, wo auf Tischen, sauber wie zum Anrichten, die Gemüse strotzen, Oliven wle schwarze Perlen, jung« Tomaten, Blumenkohl, groß wie Kinderköps«, grüne Sträuße von Arttschoken und Salat. Dürstig ober ist dieler Markt gegen die Pracht des Ftschmarktee in der hohen kühlen Halle. Da leuchten Riesenlachse mit purpurnem Fleisch. Aus lebenden Hügeln von Riesenlangusten strecken sich schnappend und gierig die Scheren dieser Seeungcheuer in die Luft. Reben Körben, angefüllt mit rola Krevetten, liegen schleimig die taschenfürmigen Tintenfische, wie Blutstropfen glänzen sie seltsamen Punktaugen der Schollen aus den platten Fischleibern. Da sind ganze Fässer mit dem gleißenden Silber lleiner Fisch« strahlenförmig ausgelegt. Welchen Reichtum wirft täglich da» Meer an diese Stadt aus! Barcelona ist nicht nur auf dem Meer« ein guter Fischer gewesen. In den letzten Jahrzehnten, begünstigt durch die Neutralität während de, Weltkriege», hat Barcelona in seinen Netzen den Reichtum ein- gefangen. Jedoch strömt ein Teil dieses Wohlstande» großzüglg und sinnvoll in die Lerschönerung der Stadt und in den Bau neuer wissenschaftlicher Institut? und Erziehunasanstalten. Rur aus privaten Mitteln wurde das katalanische Institut mit seiner aus- gezeichneten Bibliothek geschaffen, ebenso eine umfassende Erziehung». anstalt für Frauen gegründet, das mit seinen hellen Studiensälen, dem stimmungsvollen Leseraum, der blitzenden Küche, den behaglichen Wohnzimmern einem amerikanischen College ähnlich sst. Nach sozialsten Gesichtspunkten geleitet, nimmt diese Schule ohne leden Unterschied des Stande» auf, um die Steuer des«chulaelde« je nach dem Einkommen der Eltern abzumessen, so daß viele Mädchen umsonst die Wohttot dieser Erziehung genießen. 2000 Schülerinnen faßt das Srächtige Haus, ein summender Bienenkorb von Jugend und Arbeit»- -eude. Und dennoch, in jedem Katalanler ist der Spanier verborgen, dessen stolze Wurde, starre Tradition in Familien- und religiösem Leben und romantische Entzündlichkeit wir in der gleicben Blut- Mischung bei ihm wiederfinden. Da ist die gleiche sorglose Freude an schönen Blumen, für die er gerne sein Geld hinausstreut. Wäre denn sonst auf der Rambla von Barcelona ein besonderer Blumen- markt, daß es unter den großen Sonnenschirmen der Verkäuferinnen wle bunte Gärten ausflammt, ein Wunder von roten, schneeweißen und glasrofa Kamelien, von gelben Rosen, gefleckten Tulpen und Anemonen, Schwertlilien und Leilchen. Blumen de» Frühlings und reifen Sommer, durcheinander gemilcht. Ein paar Schritte wetter lärmt der Vogelmartt. In kteinen Käfigen schreien Papageien und winzige Bogel in schillernden Farben, werfen das Gefunkel ihrer Heimat, Südamerikas und der kanarischen Inseln, auf das stelnerne Pflatter. Blumen und Vögel! DZgel und Blumen! Jauchzende schreiende Farben, tropisches Dogelgelächter mitten aus der Straß« der Arbeit! Und dicht doneben wirbelt die Drehtür eines Bankpalaste» uns in den Raum nüchterner Zahlen. Do» ist Barcelona ! Und noch ein«
Wendung, hinein in die allen engen Nebenstraßen, und wir sehen in allertümlicher Tracht, auf eine Rillerlanze gestützt, den Nacht- Wächter vor einer Haustür. Auch das ist Barcelona . Ein Stück Mittelaller, das muten im modernen Leben stehen geblieben ist, ebenso unerschütterlich wie die herrliche Kathedrale, deren mystisches Dunkel uns nun aufsaugt. Kaum unterscheiden wir die mächtigen Pfeiler dieser düsteren Gotik. Das klare Sonnenlicht, in den schmalen Kirchenfenstern zitternd, zerschmilzt hier in großen violetten Schatten. Frauen, die schwarzen Spitzenschleier auf den Köpfen, knieen ver- funken im Gebet. Musik, aus einer fernen Wölbung tropfend, löst Körper und Stein und hüllt mit dem Weihrauch alle, die hier wellen, in. die süße Dämmerung des Geistes. Hier ist noch die religiöse In- brunst des Mittelalters, mitten in der modernsten Stadt, hier ist Spanien , das Katalanien überwuchert. Die Sonne schnierzt fast, als wir hinaustreten: aber die blaue durchsichtige Lust hebt uns wie eine leichte Hand mit der Zahnrad- bahn in die Höhe und trägt uns auf die Spitze des Tibidaia, des strahlenden Hügels über der Stadt. Der Blick von dieser Erhebung ist ein Triumph der Schöpfung. Gegen das geschliffene Email des Himmels zittert in unsagbarem enzianblauen Glanz das Meer. Davor liegt breit und besonnt die Stadt Barcelona , aus der das mächtige Getöse des Lebens zu uns hinaufbringt. An der anderen Seite des Plateaus aber steigen Gebirgsketten auf, wuchtet ein zer- klüsteter Berg, der Montserrat, die sagenhaste Burg des heiligen Gral. Allmählich schmilzt wie in der Kathedrale das Tageslicht. Die Abenddämmerung mischt stille gelbe Farben mit dem Schwarz. blau der Schatten über den Bergen. Dann wird Himmel und Erde still und ergraut: mir aus dem abendlichen Barcelona tönt unser- ändert das Getümmel der Stimmen, die großartige Musik des starken helleren Lebens, das diese Stadt in di« Zukunft hineinträgt.
populäre Muflkbüchere». Aus der Fülle des Materials sei hier an der Spitze Romain Rolland » Essay-Sammlung»Musik von heute"(Werlag S. Müller) genannt. Vielleicht sind Meister wie Wagner, Wolf, Strauß für viele schon Meister von gestern. Die Morgigen könnten uns mit der Ansicht überraschen, daß es keine Heutigen und Gestrigen unter den Genialen gibt. Da wir selbst davon durchdrungen sind, so oerftecken wir uns in diese herrlich gestaltete, menschlich und künst- lerisch begriffene Tonwell eines europäischen Kritikers mit aller In- brunst. Der Gewinn ist rtesenhast, besonders, wenn man das hohe Verständnis Rolland» für deutsche Musik wertet. Viel Unbe- kannte» über Franzosen und Italiener, aber auch da» Bekannte er- hält einen solchen Zustrom vom Eigenen, Charatterlflerenden, ehrlich Wertendem, daß dieses Buch des Jahres 1908 in der deutschen Neuausgabe wie Offenbarung wirkt. Endlich einmal wieder ein Werk, das nicht über Musik geschrieben ist. sondern das von Musik wiederklingt Eine wunderschöne Gab« für die Verehrer M a h l e r scher Kunst ist die Sammlung seiner Briefe(Paul Zsolnay Verlag). Alma Maria Mahler, die Gattin, hat dazu ein rührendes und feines Vorwort geschrieben, in dem der Mensch Mahler uns nahe rückt. Die Briefe umfassen die Zeit von 1879— 1911, sind an Künstler, an Freunde, an Schriftsteller gerichtet. Ein Stück Leben wird auch in ihnen lebendig, und es ist kaum ein Brief da. aus dem nicht etwas gelernt werden könnte. Musikalisches über Opernaufführungen, über Stilelemente im sinfonische.. Schaffen, über programmatische Musik. Auch Mißhelligkeiten. die>m Leben großer Musiker, besonders wenn Se nach Wien kommen, typisch zu sein scheinen, finden einen ge- ämpften Niederschlag. Sehr schön klingt aus Briefen(etwa an Marschalt) die mitfühlende Seele des Kollegen durch, die Art. wie Mahler versuchte, auch anderen Gellung zu verschaffen. S i e g f r i e d O ch s hat(im Verlag von Hesse) dem ersten Band seines Wertes über den Chorgesang den zweiten, umfangreicheren folgen lassen. Während es sich im ersten um die Organisatton eine» Chorvereins handelt, spricht hier der Musikkenner, der Mann, der sich wie kein zweiter Lebender mtt Eifer und Inbrunst jahrzehnte- lang in die chorischen Werke Bachs, Beethovens, Handels vertiefte. Was Ochs hier über Darstellungsstil, Besetzungsfragen. Orchester, Ausgaben, Studium der chorischen Werke zu sagen weiß, ist weiseste Erkenntnis und musikalischstes Erlebnis. Ein Mann von fundamen- talcm Wissen und von temperamentvollstem Schwung spricht hier zu Menschen, die gewillt sind, zu lernen und andächtig zu sein. In vierter Auflage ist(im Berlag von Quelle und Meyer) die musikalische Bildungslehre von Schering erschienen. Es ist recht ein Büchlein für das Volk, und Schering versteht auch schwierige Fragen der musikalischen Form, der Phrasierung und der musikalischen Ausdrucksmittel sehr anschaulich zu schildern und zu beantworten. Die Analysen eine» Bachschen, Mozartschen, Beet- hovenschen und Schumannjchen Wertes sind meisterhaft gerade durch die Genauigkeit und Vermeidung allzu schwerer fachlicher Ausdrücke. Da» Büchlein(das nur 1.60 M. kostet) ist vom pädagogischen Standpunkt genau so zu loben, wie vom Standpunkt der Musik- ästhetit und Wissenschaft. Es ist imstande, Laien zum musikalischen Hören anzuregen und auch dem Musikaebildeten einen Weg zu zeigen, aus dem man zu einer wissenschaftlichen Betrachtung der Musikphänornene und zu einem beseellen Empfinden der Musik ge- langen kann. Die Zeitschrist»Die Musik"(Deutsche Vertagsanstall), die wieder regelmäßig erscheint, dürfte für die außerhalb der Zunft stehenden Menschen. Fachleute und Musikliebhaber, als die beste der periodischen Musikzeitschriften gelten. Die Redaktion steht auf eine besondere stilistische Feinarbeit, der Referatenteil beleuchtet in be- sonders kritischer Art das Wesentliche alles dessen, was in der Well der Musik geschieht, was geschrieben und gespielt wird. Für die moderne Musik Ist„Melos" als sournalistische Plattform wie- der auserstanden. Unter Mersmann» kundiger Leitung ortenttert man sich hier nicht bloß über die noch immer problematischen und schwer saßbaren Dinge der deutschen Musik, sondern es werden durch die Feder sehr berufener Ausdeuter und Erklärer auch alle Probleme der internationalen Musikbewegung systematisch und mit höchster Wissenschaftlichkeit besprochen. � v m Gelegentlich der Radioausstellung sst im Selbstverlag des Der- sasser»«ine Nein« Arbeit von Jörg Mager erschienen:»Eine neueEpoche derMusik durchRodio". in der der unent- wegt schassende, in der Forschung über da» Dierteltonsystem an der Spitze stehende Verfasser eine kurz gedrängte Uebersicht über die Geschichte dieser Bewegung gibt. Gleichzeitig werden die künstlert- schen Möglichkeiten des»von ihm erfundenen Tondifserenzierungs- Instruments»Sphärophon" erläutert. Aus dem Dereich der uto« plschen Gedanken scheint da, lang befehdete Dierteltonsystem durch Jörg Mager In die Region der prakttschen und künstlerischen Der- Wertung hinaufgeführt zu w«rd«r Biel Glück! 9____ Kurt©Inger. Das lole Meer als Zndustriequelle. Kolonialbeamte der brtti- schen Regierung sind mtt der Regierung von Palästina in Derhand- lungen eingetreten, die darauf abzielen, di« Mineralschätze de» Toten Meeres , das ja in der Bibel auch gewöhnlich das Salzmeer genannt wird, der industriellen Ausnutzung zu erschließen. Das Wasser des Meeres sst ein ungeheures Lager von Magnesium. Kali und anderen Salzen. Man schätzt, daß die Gewässer des Toten
l-r ine
unu uuueicii----.—. Meeres nicht weniger als S0 Milliarden Tonnen verschiedenartig Salze enthalten, darunter VA Milliarden Tonnen Magnesium, ei,.. Menge, die für Tausend« von Jahren ausreichen würde, der Menfch- hett als Gurgelstoff zu dienen.