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Nr. 254 42. Jahrg. Ausgabe A nr. 131

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Sonntag, den 31. Mai 1925

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Die Pfingstbotschaft der Entente.

Die Entwaffnungsnote endlich nach Berlin unterwegs. unterwegs.- Räumung von Düsseldorf , Duisburg und Ruhrort angekündigt.

Paris , 30. mai.( WTB.) Neber die heute nachmittag ab­gehaltene Sigung der Botschafterkonferenz wird folgendes offizielle Kommuniqué ausgegeben:

Die Botschaftertonferenz, mit den Inffruffionen der alliierten Regierungen versehen, hat heute nachmittag die Faffung der Note festgefeht, die der deutschen Regierung im Namen der alfilerten Regierungen durch ihre diplomatischen Bertreter in Berlin überreicht werden wird. Diefe Note wird morgen abend nach Berlin abgehen, am folgenden Dienstag der deutschen Regierung übermittelt und aller Wahrscheinlichkeit nach am Mittwoch veröffentlicht werden. Sie befteht aus einer Kollektionote von etwa 5 Selfen und zwei Anhängen. Der erste Anhang seht sich aus mehreren Teilen zufammen und enthält befon­ders die Ausführungsliste der Klauseln des Versailler Vertrags fo­ wie die Liste der verlangten Abstellungen. Der zweite Anhang enthält das Schreiben der Reparationstommif­fion. Beide Anhänge find etwa 30 Seiten lang.

Weiter wird dazu gemeldet:

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Wir leben seit vielen Monaten unter einer Rechts­regierung und seit mehr als einem Monat unter der Reichspräsidentschaft Hindenburgs . An der erbärmlich schlechten Behandlung, die Deutschland während dieser Zeit von draußen her erfahren hat, ist dadurch nichts geändert oder sicher doch nichts gebessert worden. Wir stellen das mit Bedauern fest, aber und das wird man uns nicht übel­nehmen können ohne Ueberraschung. Gegenüber der Willfür, die die Alliierten übten, indem sie ohne Angabe von Gründen die Besetzung weiterbestehen ließen, blieb die Regie­rung Luther- Stresemann mindestens ebenso ohnmächtig, wie irgendeine andere deutsche Reichsregierung zuvor. Sie hat dantensmerter Weise auf alle großen Gesten des Pro­testes verzichtet, hat, soweit es auf fie antam, jede zwed lose Aufpeitschung der Bolfsstimmung vermieden und im Stillen den Plan vorbereitet, durch einen wiederholten ausdrücklichen Verzicht auf Elfaß- Lothringen und Eupen Malmedy , durch feierlichste Dokumentierung ihrer pazi fiftischen Gesinnung nach allen Seiten hin das Rhein land freizubekommen.

Die Botschaftertonferenz tagte heute nachmittag 3.50 bis 6.30 Uhr unter Borsih des franzöfifchen Delegierten Jules Cam­ bon ; Marschall Foch und General De stider wohnten der Be­tatung bei. Die Kommission hat einstimmig den Text der Note gebilligt, die Deutschland hinsichtlich der Entwaffnung zugestellt werden wird. Ein Sonderfurier wird morgen mit der Note der Bot- rechtsstehende Regierung hätte sich vielleicht aus Sorge vor Shafferkonferenz nach Berlin abreifen, die dem Reichsaußenminister Dr. Stresemann im Berlauf eines Kollektivschrittes der alliierten Botschafter überreicht werden wird. Dieser Schrift wird wahr­fheinlich Dienstag oder Mittwoch erfolgen. 12 Stunden nachher wird der Tert der Note veröffentlicht werden und 24 Stunden Später wird die Presse Kenntnis von der Liste der Berfehlungen er­halten.

Paris , 30. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Die Feststellung der Reparationsfommission, daß Deutschland feinen

Wenn man fragt, worin sich die Außenpolitik der Rechts regierung von der Politif der früheren Regierungen unter fcheidet, fo fann man nur folgendes feststellen: Eine meniger der. ,, nationalen Opposition" zum Angebot eines feierlich be fräftigten Berzichts auf das Elsaß weniger leicht ent­fchloffen. Zugleich hätte aber eine meniger rechtsstehende Regierung mehr Möglichkeiten besessen, mit der Gegen­seite in Fühlung zu kommen und der öffentlichen Meinung jenseits der Grenzen den deutschen Rechts standpunkt ver­ständlich zu machen.

Wäre das Instrument von Bersailles ernstlich

einer aufrichtigen internationalen Ber= ständigung in Deutschland eine ganz andere, vielleichtere Situation!

Unter diesen Umständen muß die angekündigte u= mung von Düsseldorf , Duisburg und Ruhr­ ort als ein Lichtblick erscheinen. Aber an den Sonnenauf­gang einer neuen Aera wird man erst dann glauben fönnen, wenn die bevorstehenden Berhandlungen über die Entwaff­nung in naher Frist und zur Räumung der ganzen nörd­lichen Zone führen werden. Die Räumung von Düsseldorf , Duisburg und Ruhrort wird den Beweis dafür bringen, daß für Deutschland nur auf dem Wege der Vertragser= füllung etwas zu erreichen ist. Um auch die Kölner Zone freizubekommen, wird die gegenwärtige deutsche Regierung auf dem harten Weg der Erfüllungspolitit" ein ganzes Stüd weitergehen müssen. Aber, man mache es ihr nicht zu schwer! Man gebe den frondierenden Elementen teine neue Gelegenheit zu allen bisherigen, die nationalen und nationalistischen Stimmungen im Bolte aufzupeitschen! Man glaube nicht, daß die deutsche Linte außenpolitische Erfolge der gegenwärtigen Reichsregierung fürchte! Diese Erfolge können ja nur erreicht werden durch jene Außenpolitik, die von der deutschen Linken, vor allem von der deutschen Sozial­demokratie längst als die einzig mögliche erkannt worden ist!

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Der Kampf gegen den deutschen Nationalismus fann von außen her nicht geführt werden durch den eigenen Nationalis mus, er fann mur geführt werden durch Verständi­gungsbereitschaft und Loyalität. Durch Ge­rechtigkeit, Billigkeit, Entgegenkommen hilft man nicht der Rechtsregierung, sondern der deutschen Republik und allen denen, die in ihr aufrichtig das neue Europa mollen!

finanziellen Berpflichtungen voll nachgekommen ist, wird, wie wir und ehrlich zur Befestigung des Friedens verwendet worden. Das französische Parlament und Marokko .

von unterrichteter Seite erfahren, in absehbarer Zeit die Räumung der im Frühjahr 1921 besetzten Städte Düsseldorf ,

Duisburg und Ruhrort

zur Folge haben. Die Besetzung der drei Rhein - und Ruhrhäfen, die bekanntlich reinen Sanffionsdharakter besiht, hat mit der Fest­ftellung der Reparationskommiffion jede rechtliche Grundlage ver­Iren, und die französische Regierung soll sich bereits prinzipiell zu der Räumung dieser Städte bereit erklärt haben. Mit Rüdficht auf die Besetzung des Ruhrgebiets wird die Zurückziehung der franzö­Ffchen Truppen aus den drei Städten allerdings erst für die zweite Hälfte August in Aussicht genommen.

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In dem Augenblid, in dem die immer wieder ange fündigte Entwaffnungsnote der Botschafterkonferenz nun wirklich an die deutsche Regierung abgeschickt wird, ist es notwendig, noch einmal auszusprechen, daß die ganze bis­herige Behandlung dieser Angelegenheit durch die Alliierten eine grobe Mißachtung des internationalen Rechts darstellt. Die Kölner Zone des besetzten Gebiets follte laut Bertrag am 10. Januar d. J. geräumt werden, falls bis dahin auch Deutschland seine Verpflichtungen aus dem Vertrag erfüllt hatte. Die Kölner Zone wurde am 10. Januar nicht geräumt, als Grund der Nichträumung wurden Berfehlungen gegen die Bestimmungen über die Entwaffnung angegeben; welcher Art diese aber sein follten, das war bis zum heutigen Tage nicht zu erfahren! Die Fortdauer der Besetzung über die Fünfjahrfrist hinaus war schon an sich eine Härie, fie mußte, schon an sich zu einer Verschärfung der Stimmungen in Deutschland führen, den Glauben an den guten Willen der Gegenfeite ins Wanken bringen. Diese Wirkung war auch dann nicht zu vermeiden, wenn die Gegenfeite im Rahmen des Ver­trags forrett verfuhr. Immerhin hätte sie dann bei manchen Teilen des deutschen Volkes auf ein gewisses Ver­stehen rechnen fönnen. Aber statt erst die Gründe für die Fortdauer der Besagung bekanntzugeben und dann diese Fortdauer zu proflamieren, hat man zunächst die Fortdauer profiamiert und dann das deutsche Bolt fünf Mo nate lang auf die Gründe warten lassen.

Das ist ein, Verfahren, mit dem sich fein rechtschaffener Mensch, gleichgültig welcher Nation oder Bartei er angehören mag, einverstanden erklären fann. Es hat, wie es mußte, in Deutschland Gefühle der Feindseligkeit geweckt, nationa­liftische Strömungen gefördert und zur Wahl Hinden burgs entscheidend beigetragen.

dann hätten sich die Dinge ganz anders abspielen müssen, als es jetzt der Fall ist. Dann hätte nämlich die Gegenseite uns rechtzeitig und vertraulich wissen lassen, was sie an dem Stande unserer Abrüstung noch auszusehen hatte, man hätte sich im stillen Kämmerlein geeinigt und Köln wäre am 10. Januar geräumt worden.

Jetzt stehen wir vor einer öffentlichen internatio­nalen Diskussion über das Abrüftungs problem, und die Atmosphäre, in der sie sich vollzieht, ist durch das bisherige illoyale Verhalten der Gegenseite ver­giftet. In weiten Kreifen des deutschen Bolts besteht heute die Auffassung, daß die Gründe der erwarteten Note weiter nichts als Vorwände seien, um die Räumung so weit wie möglich hinauszuschieben. Trotzdem wird es notwendig sein, die Note ohne Boreingenommmenheit zu prüfen, die gegebenen Vertrags- und Machtverhältnisse zu berücksich tigen und bei allem, was man tut oder unterläßt, das Ziel der Befreiung des befeßten Gebiets im Auge zu behalten.

Im deutschen Bolte wird es verstanden werden, wenn auch weitgehenden Zumutungen Genüge geleistet wird, auch weitgehenden Zumutungen Genüge geleistet wird, um die Räumung der Kölner Zone endlich zu erreichen. Bei dem gegenwärtigen Mißverhältnis zwischen dem Bewaff nungszustand Deutschlands und dem seiner Nachbarn, bei der allgemein zugestandenen Unmöglichkeit für Deutschland , nach außenhin machtpolitisch aufzutreten, ist es teine entscheidende Frage, um wieviel Millimeter Deutschland von der abso Iuten Entwaffnung entfernt bleibt. Hoffen muß man da­gegen, daß sich unter den Forderungen der Alliierten nicht solche befinden, die für die Aufrechterhaltung von Wirt fchaft und Ordnung gefährlich sind. Dadurch könnten die Schwierigkeiten, eine zufriedenstellende Regelung zu finden, bis ins unerträgliche gesteigert werden.

Die deutsche Regierung hat ihre prinzipielle Bereitschaft erflärt, die Entwaffungsvorschriften des Vertrags loyal durch­zuführen und begründeten Beschwerden abzuhelfen. Eine Unterhaltung darüber, mas vertragsmäßig gefordert werden fann, welche Beschwerden berechtigt sind und welche nicht, wird nicht zu umgehen sein, sie wird von beiden Seiten im Geiste der Mäßigung geführt werden müssen. Von der Gegenseite muß auch ein gewisses psychologisches Ber­ständnis dafür erwartet werden, daß der gegenwärtige 3u­stand vom deutschen Volke nicht als gerecht empfunden werden tann. tann. Würden nur erst auch die anderen an­fangen abzurüsten, dann hätten die Freunde

Entsendung einer Kontrollkommission beschloffen.

Paris , 30. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Die Armeekommission der Kammer hat sich am Sonnabend mit einem von dem Genossen Renaudel gestellten Antrag auf Entfendung eines parlamenta­rischen Kontrollausschusses nach dem marottanischen Kriegs­schauplatz beschäftigt. Painlevé, welcher der Sigung beiwohnte, deshalb in Berbindung gesezt, und daß dieser sein Einverständ­machte die Mitteilung, daß er sich bereits mit Marschall Lyautey Bedingung, daß teine Einmischung in die Kompetenzen und nis mit der Auffassung des Ausschusses erklärt habe, unter der die Verantwortung des Oberkommandos erfolge.

Die Taktik Abd el Krims.

Paris , 30. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Ueber die Truppen und die Tattit Abd el Krims schreibt der Sonderberichterstatter des New York Herald ": Abd el Krim verfüge über ein stehendes Heer unter dem Kommando türkischer, deutscher und russischer Deserteure; außerdem fämpfen für ihn die Stämme, die er durch Drohungen oder Versprechungen für sich gewonnen hat. Die Stärte der Truppen Abd el Krims, die ähnlich wie die französischen uniformiert sind, wird von dem Berichterstatter des Daily Mail" auf 100 000 Mann, die der eigentlichen Armee auf 60 000 Mann geschätzt. Sie find alle mit Gewehren moderner euro­päischer Modelle ausgerüstet und scheinen fortlaufend mit Munition versehen zu werden. Die Taktik Abd el Krims, der in Spanien seine Studien betrieben und in seinem Bruder, der Marine- Ingenieur ist, einen wertvollen Mitarbeiter hat, besteht, wie der New York Herald " weiter ausführt, darin, die vorgeschobenen franzöfifchen Bosten zu umzingeln und auszuhungern.

Primo nach Marokko abgereift.

Madrid , 30. Mai. ( E. P.) General Primo de Rivera ist nach Marotto abgereist, und es verlautet, daß er den ganzen Juni an der Front verbringen wird.

Macdonald gegen den Sicherheitspakt.

London , 30. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) In einer Rede, die Macdonald im Zusammenhang mit der Frauentonferenz der Arbeiterpartei in Birmingham hielt, sagte er im Hinblic auf den gegenwärtigen Zustand Europas u. a., er könne nur mit dem Gefühl der Bestürzung den gegenwärtigen Stand der Dinge betrachten. Das Genfer Protokoll stelle einen Bund der Nationen dar, feierlich darauf verpflichtet, den Frieden zu halten und die Kriegsursachen zu beseitigen. Solange es eine Arbeiter