den blauarauen Rock des„poilu" im Weltkrieg getragen hat, hervorrief. Er weiß sanz genau, daß von dorther der Ruf nach„S i ch e r h e i t", d. h. nach Pfändern am Rhein und noch einer einseitig aufgezogenen Völkerbund -Exekutive noch lauter werden wird, solange der alte Marschall das neue Deutschland repräsentiert. Dennoch hütet er sich, zu jammern und die Zukunft in düsterstem Grau zu malen:„Es genügt nicht, sich zu ent- rüsten noch wie Besiegte zu flennen. Es gilt jetzt, neue Wege auszuhauen mit Kaltblütigkeit und bitterem Ernst." Und dann untersucht Cassin die Garantien für den europäischen Frieden, die Abrüstung Frankreichs unter Verlebendigung des Nolletschein Plans vom„Volk in Waffen", eine aktive Völker- bundpolitik— und schließlich: Eine letzte und wichtigste Pflicht harrt unser; Frankreich hat vielleicht nicht genügend die Kräfte gestützt, die in Deutschland für die Republik im Kampfe stehen. In dieser Zeit der Verfolgungen, die sich aufgetan hat gegen die wenigen Männer, die sich der Pflichten ihres Volkes gegen die europäische Völkergemeinschaft bewußt sind, müssen die ein st igen französischen Frontsoldaten erkennen, daß die Stärkung des republikanischen Dentschland den Kernpunkt der Befriedung Euro- pas bedeutet. Das in die bürgerlichen Berufe zurückgekehrte Feldheer Frankreich hat keinen Anlaß, sich zu f ü r ch t e n vor der Geste, welche die Wahl Hindenburgs bedeutete. Jeder einstige Be- rufschldat weiß, daß für ein bis zum letzten ausgerüstetes modernes Heer von drei Millionen, wie es das heutige Frank- reich aufzurufen vermag, die Drohung mit der imaginären Revanche unserer deutschnationalen und völkischen Presse von vornherein zur Lächerlichkeit oerurteitt ist. Furcht ist es also nicht, was die Veteranen Frankreichs übermannt hat an- gssichts des Wohlsiegs des fchwarzweißroten Deutschland , aber ehrliche Sorge um den europäischen Frieden. Wir haben keine Veranlassung, bei den Kriegsteilnehmern Frankreichs de- und wehmütig um unser Dasein zu winseln und ihretwegen alles gut zu heißen, was die Nachkriegspolitik des„dloc national" an dem friedenswilligen Deutschend ge- sündigt hat. Und doch ist auch für uns diese Frontsoldaten» beweg ung Frankreichs von höchster Bedeutung als ein wich- tiger Antrieb zu einer neuerlichen Befriedung des Kontinents im Geist der gegenseitigen Achtung und des gesunden Menschenverstandes, im Sinn einer Lerfemung der Gewaltpolitik, deren Opfer in erster Linie w i r getragen haben, die alten Soldaten. Der leidenschaftslose Ernst, mit dem Frankreichs all« Soldaten die Kandidatur des Morschalls aufgenommen haben, kann uns ein Vorbild sein. Sie Krise der Sapeeischen Volkspartei. Die Einigung mit dem Zentrum. Köln . 3. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Die„Kölnische Dolkszeitnug" veröffentlicht heute eine neue Zuschrift eines .bekannte» Mitgliedes der Bayerischen Bolls- partei, die sich mit den Bestrebungen in der Bayerischen Volts- Partei beschäftigt, die eine Einigung mit dem Reichszentrum herbei- führen wollen. Diese neue Zuschrift zeigt sehr deutlich die großen Gegensätze aus. die sich in der bayerischen Regierungspartei geltend machen. Der ungenannte Artikelschreiber stellt zunächst zwei gioße innenpolitische Erfolge seiner Partei fest, nämlich die große Abschwächung der Hitler- Bewegung, die auf das tote Gleis geschoben worden sei, und den nicht wirkungslos verhallten baye- rischen Protest gegen den Retchstagsbefchlnß betr. die Wederaus- nähme der Verfahren gegenüber Urteilen der Bayerischen Volk» g« richte. Aber trotz dieser Erfotge befinde sich die Partei — parteipokitifch gesehen— im Zustande derUnsicherheitund Zerfahren h« it. Die Niederlage, die Gehennrat Dr. Heim bei der Präsidentenwahl in der bayerischen Landesbauernkammer erlitt, werd« dem bevorstehend»! Parteitag der Bayerischen Volks- partei hinreichend Gelegenheit geben, die Frage der Parteitaktik erneut zu besprechen. Die unfreundliche Haltung der Deutsch -
nationalen bei dieser Wahl habe selbst Mitgliedern des rechten Parteiflügels Veranlassung gegeben, auf eine Lösung des Koalitions- Verhältnisses mit den Deutschnationalen im Bayerischen Landtag hinzuarbeiten. Wenn es nicht gelinge, auf dem Parteitage eine Klärung herbeizuführen und die Partei wieder zur Politik der Mitte zurückzuführen dann werde der Zersetzungsprozeß seinen Fortgang nehmen und den Bestand der Partei aufs schwerste er- schüttern. Hitlers pleite. München , 3. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Einen neuen Beweis, wie schlecht es um Hitler und seine Bewegung steht, lieferte eine von den Nationalsozialisten nach längerer Zeit wieder einberufene „Massenversammlung" im Bürgerbräukeller, in der Hitler durch den Mund seiner Getreuen Esser und Streicher die in mäßiger Zahl erschienenen Neugierigen zum treuen Aushalten er- mahnen ließ. Die Leute waren ober von den Ausführungen der beiden Referenten so wenig befriedigt, daß sie mitten in der Rede Streichers ansingen, davonzulaufen. Selbst die Angehörigen der Sturmabteilungen mußten von ihren Führern zur Ruhe befohlen werden. Schließlich wußte man sich nicht anders zu helfen, als Hitler s e l b st so schnell als möglich herbeizuholen. Ihm gelang es dann auch, dem allgemeinen Durcheinander durch folgend« An- spräche ein Ende zu machen:„Wie sie wisien, darf ich keine Rede an sie halten. Ich fordere sie aber auf, bleiben sie der Bewegung treu und bringen sie dafür größere Opfer als je zuvor. Die Bewegung wird und darf nicht zugrunde gehen. Sie muß aus der Zeit der Unterdrückung stärker herauswachsen als je zuvor. Bringen sie Opfer dafür und zwar finanzielleOpfer.das einzig«, was ich von ihnen verlange." Daraufhin konnte die Versammlung ord- nungsgemäß geschloffen werden, wobei der Vorsitzende noch mitteilte, daß die Einnahmen aus den Versammlungen fast die ein- zige Quelle seien, womit die Bewegung gestützt wird. In- folgedefsen werde die Partei von jetzt an wieder wöchentlich ihre öffentlichen Versammlungen abhalten. Kommunistische Heuchelei. Ein neues Opfer der KPD.-Zentrale. Im Fettdruck meldet die.Rote Fahne", daß der frühere Reichstagsabgeordnete Hans S t e t t e r aus Stuttgart in Mannheim in der Wohnung des Rechstagsabgeordneten Kanzler verhaftet worden ist. Diese Meldung dient natürlich wieder als Anklage- Material gegen die dreimal verruchte Sozialdemokratie, die a n a l l e m f ch u l d ist. In Wirklichkeit ist an der Verhaftung Stetters nur die KPD -Zentrale schuld. Hans S t e t t e r, einer der alten und eingesessenen früheren Führer der württembergischen Kommunisten, gehörte zu den wenigen Leuten, die schon seit Jahrzehnten in der organisierten Arbeiterbewegung tätig waren. Bei der Reichs- tagswahl am 7. Dezember 1924 wurde Hans Stetter von der KPD - Zentrale nicht mehr als Spitzenkandidat aufgestellt, obwohl der württembergische Bezirtsausschuh in seiner Mehrheit dies verlangte und eigens zu diesem Zweck ein« Deputation nach Berlin zu der Zentrale sandte, die dort aber in wenig sanfter Weise zur Tür hinausbugsiert wurde. Er wurde nicht mehr als Spitzenkandidat aufgestellt, obwohl es der Zentrale bekannt war, daß mindestens zwei Dutzend zum Teil sehr schwerwiegende Prozesse gegen ihn schweben und er von der Polizei steckbrieflich ver- folgt wird. An seiner Stelle wurde Herr Remmele, der politische Ring- kämpfer der KPD. als Spitzenkandidat nominiert. Stetter erhielt monatelang weder von der Zentrale noch von dem mit Krea- turen der Linken besetzten württembergischen Bezirksausschuß irgend- eine Antwort auf seine Frage, weshalb er nicht mehr als Kandidat aufgestellt werde. Schreiben an die Zentrale wurden nicht b e- antwortet. Er erhielt keine Gelegenheit, sich persönlich bei der Zentrale auszusprechen. Nach endlosem Warten ließ man ihm wissen, daß er in Zukunft nicht mehr darauf rechnen könne, im Dienste der Partei Verwendung zu finden. Er wurde dann nach Elsaß-Lothringen abgeschoben. Eines der Hauptverbrechen Stetters bestand darin, daß er die bei der KPD. sehr verpönte Eigenschaft besaß, als Reichstagsab- geordneter sich um sachliche Arbeit zu bemühen. Er arbeitete besonders im Sozialpolitisch«« Ausschuß und da» wurde ihm zum Verhängnis, den» nach Meinung der Ruth-Fischer-Zentrale ist solch«
Arbeit: Reformismus. Herr Remmele, dessen Ellenboge» bekanntlich stärker als fein Geist sind, hat bei der Kaltstellung Stetters eine besondere Rolle gespielt. Remmele, der in O e st e r r e i ch es für durchaus zweckmäßig hielt, die Gastfreundschaft unserer öster» reichischen Parteigenossen in Anspruch zu nehmen, ist in der d e u t- s ch e n KPD. bekanntlich ein sehr radikaler Mann und erklärt dort jeden in Acht und Bann, der mit Sozialdemokraten verkehrt. Stetter ist nicht der einzige alte Kommunist, der in Württemberg von den Linken kaltgestellt wurde. Einer seiner Brüder wurde glatt aus der KPD. hinausgeworfen. U m f r i e d, einst herooragendes Mit- glied des Stuttgarter Arbeiter- und Soldatenrats, dann Haupt- agitator der KPD. -Zentrale für Landarbeüerfragen. ist l ä n g st g c- m a ß r e g e l t und bei einem privaten Arbeitgeber in den Dienst getreten. Wiest, auch eine frühere Größe und Angestellter der Zentrale, ist auf einen untergeordneten Posten abgeschoben. Enderle, bis vor kurzem G-werkschastsredakteur der.Roten Fahne", ist abgesägt und darf noch gegen Zeilenhonorar schreiben. Jakob Walcher gehört zu dem Zirkel der gestürzten Brandlec. Leute. Nur dank seiner Beziehungen zu einigen Moskauer Größen kann er sich noch mühsam in der Partei halten. Die Auseinander- setzungen haben ihn dahin gebracht, daß er als t o t k r a n k e r M a n n in einem russischen Sanatorium daniederliegt. In der.Roten Fahne" aber versucht die heuchlerische Gesell- schaft aus der Zentrale der KPD . mit ihren eigenen Opfern noch politische Geschäfte zu machen..Genosse Stetter oerhaftet." melden sie im Sperrdruck. Warum melden sie nicht:.Genosse Slelter von uns der Polizei in die Arme getrieben." Das allein würde der Wahrheit entsprechen. „Ein freches Meugnungsmanöver�. Die JSRott Fahne" entrüstet sich darüber, daß wir die samose Begründung für die Maßregelung der Brandler. Thalheimer und Rodet veröffentlicht haben. Da die köstliche Kaoiargeschichte beim besten Willen keinen Anlaß zu weiterer Polemik gibt, be- hauptet sie, wir hätten die Maßregelungsbegründung nur ver- öffentlicht, um die hohe P o l i z e i auf die armen russischen Kommu- nisten zu Hetzen. Wir verstehen nicht, warum die.Rote Fahne" so furchtbar empfindlich ist. Wir haben doch keine Geheimnisse mit- geteilt. Die„Im prekär" wird doch schließlich von allen Leuten, die sich für die geistvollen Aeußerungen der K.J. interessieren, ge- lesen und im übrigen, es gibt doch auch noch andere Stellen, an denen die Kommunisten ihre Vorliebe für Polizei» a k t i o n e n offen bekennen. Vielleicht nimmt sich die Redaktion der.Roten Fahne" einmal die Nr. der.Prawda" vom 28. Mai vor. Da findet sich ein sehr schöner Artikel von Rodet über die bulgarischen und sonstigen weißgardistischen Agenten die in Deutschland kommunistische Dokumente fälschen. Rädel entrüstet sich darüber, daß die deutsche Polizei dieser Gesellschaft das Hand- werk nicht legt. Wörtlich schreibt er: .Die Zulassung solcher Agenturen auf deutschem Boden ist ein Akt der Unliebenswürdigteit im Verhältnis zu den Mächten, gegen die diese Agenturen arbeiten. Demokratische Länder verteidigen zwar das Asylrecht für Leute, die um ihrer politischen Ueberzeugung willen verfolgt werden. Aber kein Land kann das Asylrecht für Leute verteidigen. die internationale Konflikte mit gefälschten Papieren erzeugen." Mit dem Scharfsinn, mit dem Radek bekanntlich immer alles zu beweisen versteht, was jeweilig verlangt wird, beweift er hier im besonderen Falle, über den er hier schreibt, daß die deutsche Regierung in ihrem eigenen r'"'"e die Verpflichtung hat, ihre Polizei gegen bestimmte Leute i'- Bewegung zu setzen. Na, wenn Karlchen Radek schon so viel Sympathien für Polizeiaktionen hat, warum sollten dann andere Leute nicht auch den Standpunkt ver- treten dürfen, daß die Herrschaften, die mit gefälschten Dokumenten in Deutschland hereinfallen und in Putschen machen, sich andere Gegenden für ihre menschenfreundliche Tätigkeit aussuchen könnten. Bela Khun ist uns jedenfalls in L i s s a b o n lieber als hier, die Putschisten haben Elend genug über die deutsche Arbeiter. schaft gebracht. Die moralische Entrüstung kann sich die.Rote Fahne" daher durchaus schenken.
Die Hunde. Vo» Hans Bauer.
Alle Rochmittage gegen fünf Uhr höre ich in meinem Sommer- frsschenhäuschen ein liebtiches Glockenspiel. Ein großer Trupp Kühe kehrt da von der Weide in seine Ställe heim und nimmt den Weg dusch«nein Dorf. Zwei Hunde begleiten die Herde. Sie halten sich in der Regel am Ende des Zuges auf. verwenden ein sorgsames Augenmerk auf die Köhe und springen bellend herzu, wenn eines der Tiere feinen Schritt zu weit nach dem Etraßenrande hin lenkt. Die Hmlde find überaus eifrig, überaus geschäftig in ihrem Be- wochungsdienst. Sie rasen hin und her, laafen ein Stück vor. laufen wieder zurück, kommen nicht zur Ruhe. Sie find immer angestrengt, nnmee tätig, immer aufgeregt. Es gibt ernstlich gar keine Arbeit für sie. Di« Kühe gehen in der Mehrzahl feit Iahren diesen Weg. Länger ats die Hunde. Sie wissen Bescheid. Sie trotten in dem behäbigen Phlegma, das ihnen eigen ist, den Behausungen zu. Sie irr«« nicht ab. Es ist Verlaß auf ihren Orientiernngsinstinkt. Das hindert natürlich nicht, daß hin und wieder einmal eine Kuh einen kleinen Seitensprung macht. Sie hat da für einen Augenblick ihre Gedanken für sich gehabt oder ein grünes Blatt entdeckt, das auf- zuheben ihr der Mühe wert erschien. Schon stürzt dann einer der Hund« herbei. Kläfft sie an. SchnaM nach ihren Beinen. Macht ein schreckliches Aufhebens. Die Kuh senkt die großen Augen zur Erde: Was will der? Was ist's mit dem? Der Hund läßt sich auf keine Debatte ein. Er bellt die Kuh zur Ordnung: Zurück in die Reihe! Die Kuh gibt nach. Sie hat das gar nicht so nötig. Im Ernstfalle nehme sie es schon mit dem Hunde aus. Aber es liegt ihr nicht, um Bagatellen einen Streit heraufzubeschwören. Sie trottet zurück in die Herde, fügt sich dem Gänsemarsch ein. Der Hund läuft— nein, er schreitet zurück an das Ende des Zuges. Er ist nichts Besseres als die Kuhe. Er ist Kreatur wie sie. Un- nützlicher als sie sogar. Aber er Hot hier einen kleinen Aufsicht?- posten, eine Inspektion. Er weiß das. Er ist Vorgesetzter. Er bringt das zur Geltung. Er ist aus ewiger Ausschau nach neuen Möglichkeiten, sich in seiner Rolle zu betätigen, zu bewähren. Er ist Tier gegen Tiere. Aber er wünscht nicht daran erinnert zu werden. Die animalische Gleichgeartetheit ist nur dos bedauerliche Manko einer instanzlichen Ueberlegenheit. Ganz vor» ist eben wieder eine Kuh aus der Reihe getreten. Der Hund wetzt lärmend an die Stelle des Verbrechens. Die Kuh ist inzwischen schon wieder im Glied. Der Hund verbellt sich noch nachträglich. Es kommt dadurch eine gewisse Unruhe in einige Kühe. Sie biegen noch links. Das ist Anlaß für den zweiten Hund. aus seiner beobachtenden Reserve herauszutreten und ebenfalls nach vorn zu stürzen: auf der anderen Seit«. Die Unruh« wird dadurch
größer. Zwei, drei Reihen Kühe geraten durcheinander. Der Treiber greift ein. Ein paar Hühs und Hohs, und die Kühe mar- schiere» wieder richtig. Die Hunde schreiten zurück. Die Zunge häugt au» ihrem Hasse. Der Schweis wedelt maßlos stolz. Sie habe» die Ordnung wieder- hergestellt.
Der Vater üer katheüerblütea. Die sog..Kathederblüte", dieses eigenartige Gewächs unfrei- willigen proscssoralen Humors, mag gewiß so all sein wie der höhere Unterricht selbst. Aber als literarische Gattung ist die.Katheder- blüte" verhältnismäßig jung. Ihr Vater und Klassiker war ein 1750 geborener Professor zu AUenburg, Johann Georg August Galletti . von dessen wunderlicher Perjöulicbkeit und komischen Leistungen Karl Hünerberg in„Reclams Universum" erzählt. Galletti hat zahlreiche Werke aus dem Gebiete der Geschichte und Geographie verfaßt, die heute vergessen sind. Sein Andenken er- halten die unvergleichlichen Aussprüche, die der zerstreut«, mit einem Wust vo» Gelehrsamkeit angefüllte Mann auf dem Katheder von fich gab und die anfangs von den Schülern mündlich bewahrt, dann später schriftssch ausgezeichnet wurden. Um 1850 erschien ein heute verschollenes Büchlein ohne Versassernamen unter dem Titel„Gallet- tiana", in dem die Kathederblüte, die nachher voit den Witzblättern so reichlich gepflegt wurde, zuerst in klassischer Form in die Erschei- nung tritt. Der Herausgeber des Büchlein» verwahrte sich dagegen, ..der Impietät gegen den verdienten Schulmann und geachteten Schriftsteller geziehen zu werden, wen» er diese Ausspruch« ver» öffentlich". Aus der reichen, mehr als 400 Stück umfassenden Sammlung seien einige Proben mitgeteitt: Was die Farbe de« Mondes betrifft, so ist sie gewöhnlich groß.— Moses ließ die Bibel in» Lateinische übeftetzen.— Als der Prophet Zachanas gestorben war, nahm er eine andere Lebensart an.— Medea schafft« dem Jason Gelegenhett, den Minotauros zu töten, nein— es war ein anderer Ochs«, der das goldene Dließ brachte.— Wäre Cäsar nicht über den Rubikon gegangen, so läßt sich gar nicht absehen, wohin er noch gekommen wäre.— Stach der Hinrichtung der Maria Stuart erschien Elisabeth im Parlament, in der einen Hand das Schnupftuch, in der anderen die Träne. — Nach der Schlacht von Leipzig sah man Pferde, denen drei, vier und noch mehr Beine abgeschossen waren, herrenlos herum- lausen.— Die Hottentotten haben ein so gutes Gesicht, daß sie ein Pferd drei Stunden weit trappeln hören.— Das Kaspische Meer ist eigentlich kein Meer, sondern bloß ein See, denn e» ist von alle» Sellen mit Wasser umflossen.— Di« Bewohner von Hinterindien haben südlich unter dem Munde eine Oeffnung. Ich habe sie mir auf der Karte gemerkt.— Die Kälte wächst gegen den Nordpol um 10 Grad, zulegt hört sie ganz auf.— Der Tiger, der Leopard und der Panther lassen sich nur durch das Fell unteftcheiden, welches bei allen dreien bunt ist.— In der Mathematik gibt es viele Lehr- sätze, welche sich nur dadurch beweisen lassen, daß man von vorn ansängt.— Hallen Sie die Ohren, wenn Sie Ihrer Zunge nicht freien Lauf lasse» wollen.
Ein Riesens est zag zam EisenbahajubilSnm. Ein eigenartiger Festzug wird am 2. Juli über die Strecke zwischen Stockton und Darllngton in England dahinziehen, auf der vor 100 Iahren die erste Eisenbahn der Welt dahingerollt ist. Zuerst kommt eine der frohsten Lokomotiven„Hctton Colliery", die mit derselben Geschwindigkeit von 10 Kilometer in der Stunde fährt, wie sie es bei ihrer ersten Fahrt 1822 tat. Dann folgen ander« alte Lokomotiven, und ihnen schließen sich große moderne Lokomotiven an, die Luxuswagen ziehen, die von den großen Eisenbahngesellschasten gestellt wurden. Der Zug wird 10 Kilometer lang sein und die Entwicklung des Eisen- bahnwesens innerhalb eines Iohrl)underts zeigen. Ein ganzer Eisen- bahnzug besteht aus flachen Wagen, von denen jeder ein lebendes Bild aus der Geschichte der Eisenbahn trägt. Den Beschluß macht eine der größten und neuesten englischen Maschinen, die.City of Newcastle"; sie folgt der �Lokomotive Nr. 1", der von George Stevenson erbauten Maschine, die den ersten Eisenbahnzug auf der Fahrt von Stockton nach Larlingtum am 27. September 1826 zog, und diese ist auch diesmal an der Spitze eines Eisenbahnzuges, die dem ersten Zuge genau nachgebildet ist. Auf den Sitzen der alten Waggons wird«ine Musikkapelle Platz nehmen, die dieselben Uni- formen trägt, wie die Kapelle, die bei der Eröffnung der ersten Eisenbahn der Welt ihre ftöhlichen Klänge erschollen ließ. Musik in Zarben. Der amerikanische Erfinder Thomas Wilfted hat dieser Tage ein von ihm konstruiertes Instrument, dos er auf den Namen„Clavilux" getauft hat. einem kleinen Kreis von geladc- nen Gästen vorgeführt. Es ist ein in Gestalt eines Pianofortes erbautes Instrument, das Melodien durch Farben auf einen Schirm wiedergibt. Man sah auf dem Schirm Notturnos, Etüden und Rhapsodien erscheinen, die sich zunächst als einfabrige Gebilde zu erkennen gaben, um sich im wetteren Verlauf zu einer farbigen Harmonie zu entwickeln, die sich auf einer reichen Skala farbiger Nuancen aufbaute. Das erlesene Publikum, das der interesianten Vorführung beiwohnte, folgte mit lebhafter Anteilnahme diesem Ab- siecher in das Neuland einer Kunst, die heute freilich noch in den Kinderschuhen steckt._ Deefrag«. Im Deutschen Moniftenbond spricht Donnerstag- abends S Udr. In den Räumen des Soztalwiflenschastli�cu tüiii. Wilhelm- strage 48, Pros. I. Vetzold über.Die Religionder Zukunft Anschlichend Diskussion. ckta« vibNolhet norwegischer CUerafut der Job« 1914— 1924 wurde alz Geschenk norwegischer Ireunde ,ur AuSfülllmg der KriegSlücken von dem Lberbidllothekar der UnioersitätSbldltothek Oslo, Dtlhelm viunther, der Preuhischen Staatsbibliothek übermittelt. Die deutsch « Etnheitslurzschrist al» Vorbild. Wie an» B u d a p e st gemeldet wird, haben fich die dortigen Stenographenkrcise durch den Ersolg der deutschen Ber-mbeinichuimöb-strebungen ,u einem Borgeben in gleicher Richtung-»regen lassen. Der ungarilche LandeSftenographenverein hat eine Eingabe an den LandeSttenographensenat«erichtet, damit auch in Ungarn eme einheitliche Kurjschrtst geschaffen werde. «u bedeutoogsvoller Jnnd In Pompejl. Bei den AuSgrabungSarbeiten in Pompeii wurde neuerdings eine Sronzefiawe gesunden, die wie die italienischen Blätter wissen wollen, von unschätzbarem Wert sein soll. Die Siatue, die Apollo in einem weißen Mantel gehüllt mit dem Köche- dar. stellt, wurde soiort nach dem Rationalmuseum in Neapel übernelührt. Senner die Gelegenhett hallen, da» Kunstwert ,u sehen, verficher». das es oon außerordentlicher Schönheit und ungewöhnlich gut erhalten ist.