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Entweder oder. Die Zollpolitik und die Regierung Luther- Stresemann. Imlag" nimmt der deutschnationale Reichstagsab­geordnete Professor H o e tz s ch Stellung zu einer prinzipiellen Frage der Handelspolitik. Er stellt die Regierung vor«in entscheidendes Entweder oder, das sie bisher vermieden hat. Er schreibt: Die Regierung muh die Uebersicht und die Festigkeit aufbringen, ihrerseits mit einem Programm und Willen im ganzen Ee- wirr von Fragen, Interessen und Verhandlungen vorzugehen, sonst geht eben die große Linie und das große Ziel verloren. Da» be- deutet konkret, daß wir uns erst und baldigst über Zolltarif und handelspolitische Rüstung klar werden, und daß dann der Vertrag mit Frankreich   als Ausgongspunkt zu allem weiteren durchverhandelt werden muß, erst danach die anderen Aufgaben kommen können. Wir meinen dabei natürlich nicht den Vertrag mit Roidamerika, der auf einem ganz anderen Brett steht, oder die Verhandlungen nach dem Osten, die ein Kapitel für sich sind. Aber wir warnen schon jetzt vor den Gefahren, die in der A n n a h m e schlechhin des nun zur Beratung kommenden deutsch  -englischen Vertrages unausweichlich für unsere Wirtschaft heraufziehen, wenn wir es wieder so machen, wenn wir so verhandeln und annehmen ohneEntscheidungüberunsere zollpolitische Rüstung und über das handelspoli- tische Programm nach außen. Hier liegt eine Aufgabe ersten Ranges für den Kanzler, das Kabinett und die Parteien, die dieses Kabinett tragen, zugleich eine Verantwortung ersten Ranges vor der deutschen   Wirtschaft.' Die Forderung von Professor Hoetzsch ist sehr logisch, aber die Erfüllung ist der Regierung Luther-Strese- mann, Kanitz-Reuhaus unmöglich. Ein honbelspoli- tisches Programm, dessen Ziel die Annäherung an den Frei- Handel ist, kann sie nicht entwickeln und vertveten, ohne die stärkste Regierungspartei, die Partei der agrarischen Inter- essenten, vor den Kopf zu stoßen. Ein handelspolitisches Pro- gramm, prinzipiell hochschutzzöllnerisch, ruft die helle Em- pörung der Voltsmassen hervor. Die Regierung hat es bisher vorgezogen, einerseits die laufenden Derhandungen mit dem Ziele der Zollermäßigungen weiterzuführen, anderseits aber dem Reichstag   die Zollvorlage mit den brvtwuchernden Agrar- mindestzöllen vorzulegen. Laß dein« rechte Hand nicht wissen, was die linke tut. Der Ruf nach Führung ist bei so unmöglicher und wider- spruchsvoller Haltung selbstverständlich. Die Regierung aber scheint nur das Prinzip des Fortwurstelns zu kennen. Bei der parlamentarischen Beratung des deutsch  -spanischen HmSesvertrages ging es um die Verantwortung der deutsch  - nationalen Regierungspartei. Wenn die Regierung diese parlamentarische Situation bei der Beratung der für die künf- tige deutsche Handels- und Wirtschaftspolitik ausschlaggeben- den Verträge mit Frankreich   und Engand wiederholen will, so wird diesmal noch schärfer die Frage nach der Verantroor- tung der Regierung gestellt werden müssen. Der deutsche Außenminister hat oft genug betont, man könne die Handelsvertragsverhandlungen nicht mit der Sozial- demokratie, sondern nur gegen die Sozialdemokratie führen. Er verdankt die Annahme des deutsch  -spanischen Handelsver­trages, die er fast als Kabinettsfrag« bezeichnet hatte, nur dem Verantwortungsbewußtsein der Sozialdemokratie gegenüber der deutschen   Volkswirtschaft. Er hat«inen kläglichen Zu- sammenbruch erfahren. Er wird nicht vermeiden können. Klarheit zu schaffen dar- über, was das handelspolitische Programm der Regierung ist.
Tsthechisther Aollkampf. Die Sozialdemokraten erreichen Herabsetzung derZollsätze. Prag  , 2. Juni.  (Eigener Bericht.) Innerhalb der tschechischen Koalition wird seit Wochen am die Einführung der Zölle ge- stritten. Die tschechischen Sozialdemokraten widersetzen sich deftig der agrarischen Forderung nach Zollschutz der landwirtschaft- lichen Produkte, und wenn es ihnen auch nicht gelingen wird, die Einführung der Zölle zu verhindern, so wird es doch ein teilweiser Erfolg ihres Kampfes sein, daß die Zölle nicht mehr al, 14 Kronen gegen 24 resp. 40 Kronen in Deutschland   betragen dürften. Außerdem werden die tschechischen Zölle Glsitzölle sein, d. h. voraussichtlich erst dann wirksam werden, wenn der G«. treidepreis. der gegenwärtig 2S0 Kronen betrSgt, auf 180 Kronen oder 170 Kronen die Preisgrenz« ist noch strittig sinkt. Es sollen auch Fettzölle eingeführt werden, jedoch ist noch zweifelhaft, ob diese Fettzölle verwirklicht werden, da sich die tschechischen S o. zialdemokraten gerade gegen diese Zölle besonders wenden. Schon bei einem Zoll von 45 Kronen würde sich z. B. 1 Kilogramm Fett um 00 Heller verteuern(1 Krone 100 Heller= 12,5 deutsche Pfennige). Der Kamps um die Zölle innerhalb der Koalition be- herrscht jedenfalls dos gesamte politische Leben, und ioiederholl schien es während der letzten Wochen, daß die mühsam zusainmengehal- tene tschechische Koali'iln über die Zölle stolpe..i werde.
Der Führer als Schnorrer. Herr Laverrenz als uimmcrmüder Tammler. Bei der»R a t I o n a l p o st', dem von Herrn Laverrenz geleiteten deutschnotionalei» Organ, ist alle» in Ordnung außer dem einen, daß ihr da» Geld fehlt. Herr Laverrenz gesteht das offen zu. und das sst kein: Schande: denn die deutschnationalen Herren Großagrarier, die Herren von Ar und Halm, zeichnen sich ja auch dadurch aus, daß ihnen das Geld fehlt wozu sonst der Schrei nach Schutzzöllen. Der Unterschied ist nur der: Herrn Laverrenz, dem Verleger der.Rationalpost', fehlt da» Geld wirklich. Also schnorrt er. Er schnorrt« vor der Gründung und noch der Gründung, er schnorrte bei der Wahl und nach der Wahl, er schnorrte mit Herrn von Loebell und gegen Herrn von Loebell, und da wir jetzt den Zustand der Finanzen der.Rationalpost' sanft angedeutet hatten, benutzt er dies« Gelegenheit zu einer neuen Schnorrtampagn«. Nicht übel für einen devtschnationalen Führer. Aber auch zum Schnorren, zum erfolgreichen Schnorren ge- hört Geld, und daran mangelt es. So benutzt die.Rationalpost' die zurückgebliebenen Requisiten früherer Schnorrzüge, und das sst ungeschickt. Sie verschickt Zahlkarten, aus denen man links unten jchwarzüberdruckt das Wort.Ostcrspende' liest, darunter das Wort .Siegesspende'. Das läßt zu tief blicken. Er schnorrte zu Ostern. et schnorrte zu Pfingsten. Nun: wen will er mit der Siege»- spende besiegen, etwa die drohenden Gläubiger? Werden wir die- selben Zahlkarten zu Weihnachten wieder erleben mit dem Ausdruck .Weihnachtsspend«'? Aber nein solange wird e» wohl schwer- lich dauern!
Genosse Erispieu schreibt uns: DieRote Fahne  ' erzahlt, ich hätte im Reichstag wichtige Abstimmungen versäumt, weil ich mich inzwischen hätte malen lalje». Diese««schichte ist-chmden. I
Die Paratpphuserkrankungen in Spandau  . Energische Abwehrmaßnahmen. Keine Lebensgefahr. Gestern abend ging durch die Presse eine kurze amtliche Mel- dung, in der gesagt wurde, daß 16 Beamte der Spandauer Polizeischule für Leibesübungen in der Schönwalder Straße unter schweren Fiebererscheinungen in das Staatskranken- Haus eingeliefert worden seien. Der ärztliche Befund habe ergeben, daß die Beamten an Paratyphuserscheinungen erkrankt wären. Diese Meldung, hinter der mehr vermutet werden konnte als gejagt worden war, hinterließ in der Bevölkerung eine erheb- liche Berunruhigung. Einem unserer Mitarbeiter ist es aus Grund eingehender Nachprüfung gelungen, ein erschöpfendes Bild des tat- sächlichen Grades dieser Krankheitsepidemie, ihrer Ursachen und ihrer Folgen zu erhalten. An der Polizeischule für Leibesübungen werden regelmäßig sportliche Uebungskurse abgehalten. Der letzte Kursus war vom 16. April bis zum 29. Mai fortlaufend angesetzt. Am 23. Mai, zwei Tage nach Himmelfahrt, erkrankten plötzlich drei Be- a m t e an Fiebererscheinungen und allgemeiner Mattigkeit. Da diese Krankheitserscheinungen jedoch die typischen Symptome der Grippe auswiesen, legte man ihnen zunächst keine große Bedeutung bei. Am 25. Mai erkrankten drei weitere Beamte. Die Fieber- erscheinungen, die sich hier verstärkten, erschienen nunmehr dem amtierenden Schularzt, dem Dr. Kulpsch, so bedenklich, daß er die Ueberführung der Erkrankten in das Staatskrankenhaus anordnete. Zwischen dem 25. und 28. Mai erkrankten dann noch weitere zehn Beamte oder erschienen wenigstens krankheits- verdächtig. Auch diese wurden der Anstalt überwiesen. Seit dem 29. Mai sind kein« weiteren Erkrankungen erfolgt. Ueber die eventuellen Ursachen der Erkrankungen sowie über die hygienischen Verhältnisse in der Polizeischule sei folgendes festgestellt: Der Einkauf der Lebensmittel für die Küche der Polizesschule erfolgt durch einen Beamten unter genauer Kon- trolle des Schularztes. Wie Dr. Kulpsch versichert, ist die Prüfung der Lebensmittel eine sehr gründliche und auch die Liese- ranten. soweit es die Leitung beurteilen kann, sind durchaus ein- wandfrei. Nachdem sich die ärztliche Leitung der Anstalt über die Art der Erkrankungen auf Grund der Blutuntersuchungen im Krankenhaue im klaren war, wurde vor allem zu einer Des- i n f e k t i o n der Küchenräume, der Warte- und Turnsäle, der Bett- stellen und Aborte geschritten. Diese Desinfektion geschah unter der Aufsicht des zuständigen Kreisarztes. Der Paratyphus ist eine typische Insektionserkrankung, die durch hygienische Nachlässigkeit unheimlich schnell übertragen werden kann. Die Vermutung, daß die Bazillen von außen in die Polizeischule eingeschleppt worden seien, sst an sich nicht von der Hand zu weisen, vor allem, da die Abendoerpslegung der Beamten auf eigene Kosten geschieht. Gegen diese Annahme spricht jedoch die Tatsache, daß die Erkrankungen zur gleichen Zeit auftraten und daher wohl kaum von außen hineingetragen sein können. Da Dr. Kulpsch be» fürchtet, daß die Milch, die in der Anstalt genossen wurde, durch Bazillen infiziert war, wurde eine Milchprobe dem Bakteriologischen Institut de» Staatskrankenhauses überwiesen. Nach dem heutigen ärztlichen Befund, der vom Staatskrankcnhaus der Leitung der Polizeischule übermittelt wurde, befinden sich sämtlich« Erkrankte» außer Lebensgefahr: nur bei drei Kranken sind noch Fieber- erscheinungen zu verzeichnen. Am 28. Mai ist der Beamtenkursus vorzeitig geschlossen worden, nachdem sämtlich« Teilnehmer und das gesamte Dienstpersonal des Hauses einer Untersuchung unterzogen worden waren. Ueber die Infektionsquelle bestehen nur Bermutungen, und alle Kombinationen sind müßig, ehe nicht das Ergebnis der eingeleiteten Untersuchung bekannt ist. Von einigen Seiten ist der Verdacht geäußert worden daß das Küchenpersonal bei der Zubereitung der Speisen nicht mit der nötigen Sauberkeit ans Werk gegangen sei. Eine Küchen- inspettion ergibt jedoch, daß diese Vorwürfe nicht stichhaUig sind. Nach der Statistik des Schularztes befinden sich im Augenblick ein Polizcimajor.«in Polizeihauptmann, elf Oberleutnants sowie drei Wachtmeister vom Stammpersonal der Schule im Lazarett. Ob ein tatsächliches Perschulden vorliegt, ob irgendeine über- oder unter- geordnete Stelle sich Mißgriffe und Verfehlungen irgendwelcher Art hat zuschulden kommen lassen, muß die Untersuchung ergeben, die hoffentlich mit aller Gründlichkeit und ollem Nachdruck durchgeführt werden wird. Jedenfalls wäre es grundoerkehrt, die bedauerlichen Borfälle auf die leichte Schulter zu nehmen. Daß dieses von der Anfialtsleiwng getan wird, kann man zurzeit nicht behaupten.
Die erste» Werderschen. Heute, Mittwoch, früh hat der Engros-An- und-Verkauf von Kirschen und Erdbeeren eingesetzt. Morgen früh um 3 Uhr trifft die erste Dampferladung von Kirschen und Erd- beeren in Berlin   ein, und zwar am Lustgarten. Die Preise werden erst nach Eintreffen des Dampfers bekanntgemacht. Bis jetzt verspricht die Ernte gut zu werden. Dagegen ist im Spveewald die Obsternte durch die Trockenheit verdorben- Dort stehen die Obstbäume, mit grauem Gespinst überzogen, kahl da.
Beerdigungseinbrecher und Kliugelfahrer. Groß« Beute machten Beerdigungseinbrecher in dem Haus« Ritt er st r. 65. Ein Kaufmann M., der dort wohnte, starb vor einigen Tagen in Osterode   im Harz und wurde dort am Sonnabend beerdigt. Die Todesanzeige in den Zeitungen müssen auch gewerbs- mäßige Einbrecher gelesen haben. Schon am Freitag erschienen drei fremde Männer>n dem Hause und beobachteten an dem Border- und Hintereingang die Wohnung. Sie erfuhren so, daß olle Ange- hörigen und die Wirtschafterin am Freitag zur Beerdigung ab- fuhren, und daß die Wohnung ohne Aufsicht blieb. Als zunächst die Wirtschafterin zurückkehrte, fand sie ein wüstes Durcheinander. Ein- breche? hatten, um nicht gehört zu werden, überall Teppiche, Mäntel, Pelze und Letten aus dem Fußboden ausgebreitet und dann alle Behältnisse durchwühlt. In einem großen Silberkasten. den sie erbrachen, hatten sie alles liegen lassen. Gestohlen hatten sie dagegen gr etwa 20 000 M. Schmucksachen. Aus die Ermittlung der erbrecher sind 500 M., aus die Wiederbeschafsung des gestohlenen Gute» 2000 M. Belohnung ausgesetzt. Mitteilungen an Kriminal- kommissar Trettin, Dienststell« B. L 3. im Zimmer 103 des Polizei­präsidiums. Klingelfahrer suchten am ersten Feiertag in der W i n t e rf« l d t st r. 5 0 eine Wohnung im dritten Stock heim, wäh- rend in der Zeit von 11 Uhr vormittags bis 8 Uhr abends die In- haberin, ein Untermieter und das Personal abwesend waren. Sie erbeuteten«in« Kassette(Arnheim  ) mit 10000 Mark und wert» voll« Schmucksachen. Für die Ergreifung der Täter und die Wiederbeschafsung ihrer Beute ist eine Belohnung von 3000 M. aus- ?«setzt. Mitteilungen an Kriminalkommissar Galzow, Dienst- ell« B. II. 1 im Zimmer 87/88 des Polizeipräsidiums. Ei« ReichSjngendtag d«s ZdA. Der Reichsjugendtag des ZdA. findet am 28. und 29. Juni statt. Bielefeld   ist der Tagungsort, der an diesen Tagen die vielen wanderfrohen jungen Angestellten und kaufmännischen Lehrlinge oereinigen wird. Am Sonnabend ist für die eintreffenden Scharen im Burghof der Sparenburg   eine große Begrüßung s- feier. Bcgrüßungsansprachen. umrahmt durch gesangliche und musikalisch« Darbietungen, werden den Auswärtigen den Willkomm- grüß bieten. Sonntag früh werden neben Führungen unter orts- kundiger Leitung berufliche Wetttämpfe ausgetragen. Geplant sind Schreibmaschinenwettschreiben, Kurzschriftwettschreiben(mehrere System«), Wetttämpfe in Plakatschrift, Dekorationen u. a. m. Diesen folgt dann ein Umzug durch die Stadt, der seinen Höhepunkt in einer Kundgebung finden wird. Hier wird die ZdA.-Iugend Jugend- schütz und Iugendrecht fordern und ein freudiges Bekenntnis zur demokratische«»epnldtk ablege». Der preutzssch«
Minister des Innern Genosse S e v c r i n g wird die Ansprache halten. Im Festzuge geht es dann gemeinsam zur Ochsenheide: mächtigen Spielplätzen, auf denen Gelegenheit zur Messung lörper- licher Fähigkeiten und zu frohem Spiel ist. Nach Beendigung der. selben wird die Verteilung der Preise und die Uebernahme des Reichsjugendwimpels durch die in jeder Beziehung tüchtigste Jugend- gruppe vorgenommen. Den Abschluß des Tages wird ein Fackelzug durch die Stadt und das Abbrennen eines Sonnenwendfeuers auf der Sparenburg bssden. Die Teilnehmer sammeln sich am Montag früh zum gemeinsamen Abmarsch nach dem Spielplatz der ZdA.- Jugend am Fuße des Teutoburger Waldes  , wo übrigens der Bau des neuen Reichsferienheims besichtigt wird. Hier beginnen dann die Ferienwanderungen in die verschiedensten Gebiete unserer beut- schen Heimat. Der F e st b e i t r a g ist gering. Jeder kann aim Iugendtag teilnehmen. Die Teilnehmerkarte kostet für Lehrling« und jugendliche Angestellte unter 17 Jahren je 2 M., für jeden älteren 3 M. Für die Teilnehmerkarte werden gewährt zweimaliges freies Uebernachten, morgens Kaffee und zum Mittag warmes Essen und die Berechtigung zur Teilnahme an allen Veranstaltungen des Iugendtages. Auskunft erteilt die örtliche Geschäftsstelle des ZdA. oder die Reichsjugendleitung des ZdA., Berlin   SO. 26, Oranienstr. 40/41._ Der Deutsche   Runüflug. Bisher 24 Flieger von der zweiten Schleife zurück. In den späten Abendstunden des gestrigen Tages landeten noch drei weitere Flugzeuge, die die zweite Schleife des Rundsluges vor- schriftsmäßig absolviert hatten, und zwar R o e d e r auf Junkers (Flugzeit 15:56), ferner als einziges Flugzeug der Gruppe A. der zweimotorige Daimler mit L o e rz e r am Steuer(16:26) und schließ- lich v. F r e y b e r g auf Heinkel  . Insgesamt gelang es also 23 Ma- schinen noch am ersten Tage die zweite Schleife zu absolvieren. Nr. 638 o. B ü l o w auf Bäumer-Eindecker hatte insofern Pech, als er kurz vor dem Flughafen bei Mariendors in der Dunkelheit not- landen mußte, wobei sich die Maschine überschlug und beschädigt wurde. Das Flugzeug soll jedoch zum Start für die dritte Schleife wieder rechtzeitig hergestellt werden. Ueber die noch ausstehen- den Flugzeuge liegen von der Etappe der zweiten Schleife folgende Meldungen vor: Rr. 686 Roeder auf Heinkel   notlandete zwischen Paderborn   und Frankfurt   bei Friedberg  , 666 Schnäbele auf Junkers hatte Notlandung hinter Chemnitz  , 662, eine Caspar- Maschine, liegt zwischen Darmstadt   und Erfurt  , 661, ein Udet-Flug- zeug, notlandete bei Salzungen  . In Paderborn   sind heute früh zum Weiterslug nach Berlin   639(Bäumer), 656(Junkers), 663 (Heinkel  ) und 608(Daimler) gestartet, von denen nach den bisher vorliegenden Meldungen das Junkers-Flugzeug 656 Darmstadt bereits passiert hat. Der vormittag auf dem Flughasen. Das weite Flugfeld war am heutigen Pormittag gähnend leer: erst gegen Mittag erschienen die ersten Besucher. V 634(Pilot Katzenstein) war um 9.17 Uhr gelandet, während sich D 638 auf dem Wege nach Berlin   befindet-
potsüam wirS größer. Der Bau der Strahenbaha nach Caputh   beschlossen. In der letzten Sitzung des Belziger Kreistages wurde von der Stadt Potsdam   und dem Kreise einem Vertrage zuge- stimmt, der die U m g e m e i n d u n g größeren Geländes von an- nähernd 200 Hektar aus den Gutsbezirken Tornow und Pots- dam sowie Teilen des Gutsbezirkes Plantagenhaus in den Stadt- bezirk Potsdam   regelt. Der Gutsbezirk Hermann sw erder bleibt beim Kreise Zauch- Pelzig. Durch diesen Vertrag ist erstmalig anerkannt, daß die Stadt Potsdam   für ihre Eni- Wicklung einen Geländezuwachs braucht, und ihrem Aus- breitungsbedürsnis wird in diesem Vertrag Rechnung getragen. Die Stadt Potsdam   verzichtet aus die Dauer von weiteren 30 Jahren aus weitere Umgemeindungen aus dem Kreise Zauch-Belzig  . Die Stadt Potsdam   verpflichtet sich bis 1. April 1930 eine Straßenbahn nach Kaputh   zu führen, die am Bahnhof Schwielowsee   enden soll, wenn nicht durch übermäßig hohe Forderungen der Grundeigentümer oder Verweigerung des Eni- eignungsrechts Schwierigketten entstehen. Auf dieser Linie sollen täglich 80 Zugpaare von 6 Uhr früh bis 8 Uhr abends ver- kehren. Mit Rücksicht auf die Obstzüchter sollen auch Anhänger. die zum Transport von Lasten geeignet sind, auf dieser Strecke eingestellt werden. Die Gemeinde Caputh   zahlt zu diesem Stroßenbahnprojekt innerhalb der Leistung des Kreises, die 150 000 Mark betragen soll, 40 000 M. Der Stadt Potsdam   ist es anHeim- gegeben, die Straßenbahn auch durch ein anderes gleichwertiges Verkehrsmittel zu ersetzen. Durch diesen Bertrag werden die wirsschaftlichen Beziehungen zwischen Potsdam   und dem Kreise Zauch-Belzig   in wesentlicher Weise gefördert. Der Bertrag ist auch von erheblicher Bedeutung besonders für die Entwicklung der Ee- meinde Caputh  , die von dem Potsdamer   Verkehrsmittel durchfahren werden muß.
Für Amerikaeinwandercr. Das amerikanisch« Generalkonsulat in Berlin  teilt mit, daß es ab 2. Juni 1925 Anträge auf Registrierung zum Erhalt eines Quote-Einwanderungsfichtvermerks von Personen entgegennimmt, die nicht in Oesterreich  , Lettland  , Litauen  , Polen   oder Rußland   geboren sind, und die innerhalb des Konsulatsbezirks Brandenburg, Pommern   und Grenzbezirt West- preußen-Poscn mindestens acht der letzten zwölf Monate wohnhaft gewesen sind. Personen, die in Oesterreich  , Lettland  , Litauen  , Polen  oder Rußland   geboren sind, können einen Antrag auf Registrierung stellen, wenn sie verehelicht sind und in Begleitung ihrer Ehe- männe? reisen, die in einem anderen Lande geboren wurden: oder wenn sie ledig und unter 21 Iahren sind und ihre Däter oder Mütter begleiten, die in einem anderen Lande geboren sind. Es werden nur schriftliche Anträge auf dem vorgeschriebenen Formular entgogengenommen, das im amerikanischen Generalkon- sulat. Voßstr. 12, Berlin   W 9, erhältlich sst. Pässe und sonstige Dokumente jeglicher Art sollen einem Registrierungsantrag nicht beigefügt werden.
Die Rheinische Zahrtausendseier in Berlin  . Mehrere Berliner  Verbände veranstalten vom 12. bis 14. Juni in Berlin   eine Rh ei- nische Iahrtausendfeier, die ein umfangreiches Programm vorsieht. Am 12. Juni findet eine künstlerische Deranstaltung im Staatstheater am Königsplatz statt, der am 13. und 14. Juni mehrere öffentliche Veranstaltungen größeren Stils, so u. a. ein Festzug, folgen sollen. Ein Komitee hat die Organisierung der Ver- anstoltung in die Hand genommen. Vergnügungsfahrten in den Tod. Ein schweres Automobilunglück ereignete sich am Pfingstmontag auf der hannoverlchenLondstraße Mischen Walsrode und Gifhorn  . Ein mtt sechs Personen besetztes Auto überschlug sich mehrere Mal« infolge Bruchs einer Feder der Vorderachse, verursacht durch zu schnelles Fahren. Die Insassen wurden heraus- geschleudert:«ine ältere Dame war sofort tot» ihr Mann st a r b kurz darauf, während der Sohn des Ehepaares und Besitzer de» Wagens, ein Magdeburger   Großtaufmann, und dessen Braut schwer oerletzt wurden. Der Chauffeur sowie ein zehnjähriger Knabe kamen mit leickteren Hautabschürfungen davon. Die Namen der Verunglückten sind noch nicht bekannt. Aus Sterkrad« wird gemeldet: Ein Auto der Firma R n ck e b i e r fuhr auf einer Vergnügungsfahrt aus noch nicht bekannten Gründen gegen einen Baum. Die im Auto sitzende Frau Hagenbeck   aus Wesel   wurde aus dem Wagen geschleudert und blieb tot liegen. Ihr Mann erlitt so schwere Verletzungen, daß er bald darauf starb. Die anderen Mitfahrenden kamen mit Hastabschürstmgeu davon.