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Gegen völkisches Rowüptum. Vin notwendiger Erlaß. Der preußische Innenminister Gen. Severiag hat an die Landes- und Ortspolizeibehörden einen Erlaß gerichtet, in dem es heißt: .In letzter Zeit macht sich in zunehmendem Maße das Treiben einzelner radikaler Gruppen aus den Reihen der Rechts- wie der Linksorganisationen bemerkbar, das infolge der weiteren Verschär- fung der politischen Gegensätze zu erheblichen Bedenken Anlaß gibt. Diese vorwiegend jugendlichen Personen betätigen sich viel- fach derart, daß sie, mit Knotenstöcken und häufig auch mit Gummiknüppeln oder anderen gefährlichen Werkzeugen ver- srhen, in kleinen Trupps lärmend und provozierend die Straßen durchziehen, Passanten belästigen, politisch Andersdenkende vielfach nicht nur in unflätiger Weise beschimpfen, sondern sogar überfallen : nd oerletzen. Dieses Benehmen ist vielfach Gegenstand ollgemeinen Anstoßes und droht Umfang und Formen anzunehmen, die im Interesse der öffentlichen Sicherheit nicht geduldet werden können. Die Besorgnis von Zusammenstößen besteht jetzt in erhöhtem Maße, da in der wärmeren Jahreszeit wieder allenthalben öffentliche Ber- anstaltungen stattfinden. Der Minister ersucht daher, alle Polizei- behörden und Organe gegen derartige Erscheinungen mit aller Entschiedenheit vorzugehen und bei Verstößen gegen Gesetz und Ordnung mit Nachdruck einzuschreiten. Bei dieser Gelegenheit macht der Minister darauf aufmerksam. daß von der Erteilung von Waffenscheinen an Jugend- liche möglichst abzusehen sein wird: die Erteilung wird sich jedenfalls nach sorgfältiger und vorsichtiger Prüfung nur auf drin- gendste, vollkommen bedenkenfreie Ausnahmefälle erstrecken dürfen, in denen der Nachweis unbedingter Zuverlässig- keit zweifelsfrei erbracht ist. Auch schon das Mitführen einheitlicher schwerer Knoten st öcke, zahlreicher Gummiknüppel sowie besonders von Hieb- und Stichwaffen durch Wandertrupps stellt nach den gemachten Ersahrungen unter Umständen eine Ge- fährdung der öffentlichen Ruhe, Sicherheit und Ordnung dar. Gegen solche Trupps und Bereinigungen ist beim Borliegen der Voraus- setzungen des§ 10 II 17 des Allgemeinen Landrechts mit allen Handhaben der Gesetze einzuschreiten und gegebenen- falls die W e g n a h ni e und vorläufige Sicherstellung der gefähr- lichen Werkzeuge zu veranlassen." Wie notwendig der Erlaß ist, Hot der Präsidentschaftswahlkampf bewiesen. Dem Banditentum völkischer Revolverhelden sind an ver- ichiedenen Orten Republikaner zum Opfer gefallen. Wünschenswert wäre es, wenn der II n t e r r i ch t s m i n i st e r dem Beispiel des Innenministers folgte und dafür Sorge trüge, daß auch in den höheren Lehranstalten der völkische Hetzgeist systematisch abgebaut wird.

Herzlichen dank üen Kommunisten...! Dummheit, die nicht ausstirbt. DerAlkohol", dos offizielle Organ des Deutschen Brennerei- beamtcnbundes, der zugleich die Spintus- und Kornbranntwein- industrie, die Likörfabrikation und ähnliche staalserhastende Branchen «stritt, brachte kürzlich an der Spitze den Jubelschrei �steil Hinden- bürg!" Aus Seite 3 findet sich dann noch folgende Notiz: Wir haben ihn unseren Hindenburg! Hab�mus papaw! Das souveräne Boll hat gewählt, und zwar nach der Berfasiung. die es sich selber gegeben hat. So vieledumme Gelichter wie nach Hindenbyrgs Sieg haben wir schon lange nicht in Berlin gesehen! herzlichen Dank den Somwunisten. die hindenburgs Wahl erleichtert haben, und Gott sei gedankt, daß die Dummheit tu Deutschland nicht aus- stirbt..... Es lebe Hindenburg !" Selten ist wohl ein.herzlicher Dank" ehrlicher»erdient worden. wie dieser vomAlkohol" an die lieben Koinmimisten gespendete. Und daß kommunistische Weisheit mit allgemeiner»Dummhest, die nicht ausstirbt", auf ein« Stufe gestellt wird, ist ebenso schmeichel- Host für die KPD. -Führer, wie für die Alkoholisten.

»StaStoper" weröe! Von Dr. Kurt Singer . Das.Charlottenburger Opernhaus" hat seine Pforten geschlossen. Am 1. September soll neues Leben aus den Ruinen blühen. Wie wird sich dieses Kunstleben gestallen? Die Oeffentlichkeit weiß davon mehr, als die internen Kreise, die an der Vorbereitung mitarbeiten. Seit Monaten könnte man eine Zen- trale für Dementis beschäftigen. Wozu?Gazetten sollen nicht ge- nieret werden." Und was Agenturen, Reporter, strebsame Aspi- ranken alles tun, um genannt, gedruckt, bemerkt zu werden, das kann auch durch die beftfunktionierende Moschine des Berliner Nach- richtenomtes nicht korrigiert werden. Schweigen ist Gold. Geplant ist und war«ine großstädtische Oper mit volksmäßigem Einschlag. Nicht ein Institut also, dem der Begriffpopulär" als künstlerischer Makel anhastet, sondern als Erhöhung seiner Bedeu- tung. Es sollen dort Menschen Erhebung finden, Entspannung ihrer Arbeitskraft, die sonst vor der Tür stehen oder aus Berichten lernen, woran andere sich freuen. Zahlt der Arbeiter, der Bürger, der Ata- demiter nicht Steuern auch zur Unterhallung der Staatsoper? Er hat nichts davon, weder wenn er in Berlin noch wenn er in Kyritz zahll. Der Berliner Steuerzahler aber muß durchweg die Möglich- keit haben, sein Interesse an Opernkunst in der von städtischem Geld getragenen Stadtoper zu stillen. Die Zahl der Interessierten geht ja nicht in die Hunderttausende. Bei geeigneten Abonnementsbedin- gungen wird der Mittelstand bei Anknüpfung an die Volksbühnen- bewegung Gelegenheit bekommen müssen,seine" Oper einmal im Monat zu hören. Es wäre ein herrlicher Schritt, wenn die aristo- kratische Gebärde der Luxusoper abgelöst würde von dem Gemein- schaftsgefühl, daß alle beteiligt sind an Wert, Stand, Glück und Ende einer Oper. Dann wäre Bolkstümlichkell da, die sich mit erhabensten Kunstzielen verbände. Selbst Konturrenzallüren gegenüber der Staatsoper schaden nichts. Di« Tradition, die Atmoshäre eines so alten, so zuchtvoll und dennoch frei wirkenden Orchester- und So- listenensembles läßt sich in Jahrzehnten, nicht im Handumdrehen erringen. Hoffnungen werden also nicht gleich in den ersten Spielzeiten in Erfüllung gehen. Nur Wille, Ziel. Arbeit, Stil werden sich ab­zeichnen. Man wird dem Intendanten T i« t j e n Zeit lassen müssen, sich auf einem so gefährlichen Pflaster wie Berlin zurechtzufinden. auch die Besonderhesten und besonderen Schwierigkeiten des Riesen- baues in der Bismarckstraß« kennen, beherrschen zu lernen. Er wird die volle Verantwortung tragen für eine Ausbalancierung von Einnahme und Ausgabe, für eine im Rahmen des vorgesetzten Etats durchführbare Höherentwicklung des bisherigen Spielniveaus. Seine Rückendeckung wird Bruno Walter heißen. Bon einem perfekten" Vertrag, den englische und deutsche Blätter melden, kann allerdings erst die Rede sein, wenn der Aufsichtsrat ihn sanktioniert hat. Aber die Schatten dieser Propagandanachrichten laufen eben

Gest klagt gegen üie dentsthnationalen. Wer hat sei« Wort gebrochen? Darmstadl. 4. Juni.(WTB.) Rcichstagsabgeordneter Dr. Best, der zurzett hier weill, hat von der Parteileitung der Deutschnationalen Bolkspartei die Mitteilung erhallen, daß er nach Ansicht der Deutschnationalen Bolkspartei durch sein Verbleiben im Reichstag setn feierlich gegebenes Wort gebrochen habe. Dr. Best teilte hierauf derHessischen Landeszeitung" zufolge der Parteileitung der Deutschen Volkspartei mit, daß er, falls ihm bis zum S. Juni nicht eine gegenteilige Erklärung zugegangen sei, gegen den Partei- Vorsitzenden W i n k l e r und den Geschäftsführer Professor Meyer Strafantrag stellen werde.

Reich und Schule. Tie Hamburger Lehrerversammlttng gegen den Kulturpartikularismus. Hamburg , 4. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Der zweste Der- Handlungstag der 33. Deutschen Lehrerversammlung war im wesentlichen ausgefüllt durch den Dortrag des jetzigen ersten Borsitzenden des Deutschen Lehrervereins, G. Wolfs- Ber­ lin , der in überfüllten Sälen überReich und Schule" mit packender Sprache einen Aufriß über die Entwicklung des Ge- dankens einer einheitlichen Reichskulturpolllik gab. Außer dem poli- tischen Partikularismus habe sich das deutsche Volk auch noch die Widersinnigkeit eines Kulturpartikularismus geleistet, in- dem das Schulwesen nach 1871 restlos Sache der Länder war. Es mußte erst der Zusammenbruch kommen, damit endlich 191S eine Reichsschulkonferenz zusammentreten konnte, die aber die Gelegenheit zu tatkräftiger Arbeit verpaßte. Auch die kulturpolitische Abteilung des Reiches habe außer der Grundschulgesetzgebung wenig geleistet. Diese sei dazu noch in den folgenden sechs Iahren stark durchlöchert worden. Unter lebhafter Anteilnahme der Versammlung geißelte Wolff die Tragödie der Lehrerbildung und Tatenlosigkeit des Reiches, das vor oußerstaatlichen Mächten kapituliere und die Bestimmungen der Verfassung ruhig mißachten lasse, während eine Reihe wichtiger Forderungen der schnellen Regelung harren. Die deutsche Lehrerschaft wird ihren Kampf in dieser Richtung mit aller Energie vorwärtstreiben. Der Eindruck der Rede war kennt- lich durch den einstimmigen Beschluß, diese Rede ohne Aussprache hinzunehmen und durch Massenverbreitung in das Volk zu bringen. In einer umfangreichen Entschließung wurden dann noch einmal die Hauptforderungen auf zielbewußte Reichskulturpolitik niedergelegt und damit die Beratungen der Hauptversammlung ge- schlössen.

SozialöemokratilcbestVohlfahrtsprogramm Beratungen im Hauptausschuh des Landtags. Im Hauptausschuß des Landtags wurde am Donnerstag mit der Beratung des Haushalts des Ministeriums für Voltswohlfahrt be- gönnen. Von der sozialdemokratischen Fraktion sind dem Ausschuß 23 Anträge vorgelegt worden, die zusammen eine Art Volksgesundheitsprogramm darstellen und vom Gen. Dr. Weyl eingehend begründet wurden. Zur Bekämpfung der Tuberkulose fordert die sozialdemo- kratiscbe Fraktion die Bereitstellung möglichst hoher Beträge und zum Zweck einer wirklich planmäßigen Tuberkulosebekämpfung die Zusammenfassung der vorhandenen Einrichtungen von Reick, Staat und Gemeinde sowie die der Versicherungsträger zu einer Arbeits- gemeinschast. Zur Bekämpfung der G es ch l e ch t s kra n k« h e i t e n wird ebenfalls namhafte Erhöhung der Mürel gefordert, desgleichen ein Gesetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankbeiten: ferner zur Unterweisung in ollen, daS Sexualleben betreffenden Fragen Eheberatungsstellen und Vorlegung eines Gesetzentwurfs. auf Grund dessen bei Eingehung der Ehe zu den erfcnderlicken Standesamtspapieren ein Gesundheitsattest beizubringen ist. Zur Bekämpfung des Alkoholismus soll das Staatsministe- rium bei der Reichsregierung darauf dringen, daß alkoholhalttge Getränke aus Getreide nicht hergestellt werden. Bereitstellung guter und billiger alkoholfreier Getränke in allen behördlichen Er- frifchungsräumen, gesundheitsgemäße Herstellung von Fruchtsästen und alkoholfreien Getränken sowie Derbilligung der staatlichen Brunnenwasser, damit dies« zu einem Volksgetränk werden können.

gern dem Licht solcher Berufung voraus. Woller ist«in Programm, Waller hat ein Programm. Die Namen der Münchener Promi- nenten, die er sich zu einem Etarensemble erzogen hat. zeigen, daß Waller den direkten Anschluß an seine abgebrochene bayerische Tätig- keit sucht. Ivogün, Erb, Onegin, Wildbrunn, Melchior, Brodersen. Krauß olle werden genannt. Ein paar davon werden wohl schon deshalb ausscheiden, well sie halbfeste Gastspiewerträge mit der Staatsoper haben. Man soll nicht ohne Zwang Reibungsslächen schaffen. Ob die anderen, die nur auf wenige Rollen geeicht sind, auch im Dauervertrag noch Attraktionen von Berlinischem Format bleiben, ob ihr« Stimmen, kammermusikalisch geadelt, in dem großen Haus tragfähig bleiben, ob Prominentenhonorare tatsächlich durch die Billettzahlung ausgepowerter Bürger wettgemacht werden können bang« Fragen. Zukunftssorgen, Problem« sicher auch für den einer Verantwortung durchdrungenen Generalmusikdirektor, für den neuen Intendanten, für den Aufsichtsrat, für die städtische Kunst- deputation. Die Besetzung der Kapellmeisterposten neben Waller steht noch aus. Waller wird, auch wenn er seine Urlaubszeit sehr einschränkt (was für den Betrieb notwendig ist), Ersatzkräfte, nicht Nullen neben sich haben wollen, haben müssen. Musikantisch muß sein Geist domi- nieren, auch wenn er abwesend ist: es muß aber für ihn ehrenhaft sein, Talente am Pull zu fördern. Er ist ein zu großer Künstler, er ist ein viel zu feiner, gereister, weiser Mann, als daß er glaubte, olles könne auf seinen starken Schultern ruhen. In das Dunkel der Berliner Opernkrisen möge ein Lichtsttahl treffen. Alles fließt. Was jetzt auch in Warnungsworten heißester Wunsch und liebevollste Anregung bedeutet, wird in zwei Iahren. kritisch ausgemünzt, entschieden haben für oder gegen Berlins städtische Oper. Die Vorzeichen sind denkbar günstig. Wir hoffen mit den neuen Männern, wir hoffen für das neue Haus.

Cawille Flammarion-f. Der auch in Deutschland durch seine vopulären Schriften bekanMe französische Astronom Cmnille Flam- Marion sst in Paris im Alter von 83 Iahren gestorben. Er hat viel dazu beigetragen, um die manchmal spröde Himyielswissen- schast in weite Kreise zu tragen. Die reinen Fachwissenschaftler haben freilich manchmal seine Pbantasien als unwissenschastlich ab­gelehnt. Aber das Interesse an Fragen, wie z. B., ob es außer der Erde auch sonst bewohnte Himmelskörper gibt, oder ob der Mars lebend« Wesen aufweist, hat Flammarion in fesselnder Weise wack- gerufen. Er war ein glänzender Popularisator, der jahrelang rein journalistisch an populärwissenschaftlichen Zeitschristen und auch an Tageszeitungen tätig war. Später leitete er eine von Privaten gestiftete und unterhallene Sternwarte in Jnoisy bei Paris . Die rein wissenschaftlichen Arbeiten Flammarions betreffen Doppel- sterne und Ballonbeobachtungen, die er als einer der ersten oraoni- sierte. Aber seine viel größere Bedeutung liegt in seinen zahl- reichen populären, übrigens glänzend geschriebenen Büchern, wie: ..Gibt es mehrere bewohnte Welten"(in zahllosen Auflagen),Die himmlischen Wunder",Ballonfahrten".Das Ende der Well" u. a. In den letzten Jahrzehnten hatte sich Flammarion, dessen Phantasie

Wetter Vorlegung eines Gesetzentwurfs, der die Abgabe und den Ausschank alkoholischer Getränke an Jugendliche bis zu 18 Jahren verbietet, und Einwirkung auf die Reichsregierung, ein Trinkerfür- sorgegesetz einzudringen. Ebenso soll das Staatsministerium bei der Reichsregierung dasür eintreten, daß das Recht der Gemeinde, durch Abstimmung über Umfang und Art des Alkoholausschanks zu ent- scheiden, baldigst durch Reichsgesetz festgelegt wird. Zur Erforschung der Krebskrankheit Bereitstellung eines angemessenen Be­trages und zur Bekämpfung der M a l a r i a eines solchen von 20 000 Mark. Erhöhung der Mittel zur Bekämpfung der K l e i n t i n d e r- und Säuglings st erblich keit, Bereitstellung ausreichender Summen für die Kinderspeisung sowie Beihilfen zur Einführung gesundheitlicher Fürsorge in den Schulen auch für die Zwecke der Schulzahnpflege, und zwar in Höhe von 200 000 M. Schließlich for- dert die Fraktion vom Staatsministerium die Einbringung eines Irrengesetzes, Milderung des Impfzwanges(die wiederholte Aufforderung zur Impfung soll unterbleiben, wenn der Erziehungs - berechtigte, nachdem er einmal wegen Unterlassung der Impfung seiner Pflegebefohlenen rechtskräftig bestraft worden ist. die eides - stattliche Versicherung abgibt, daß er die Impfung nicht mit feinem Gewissen vereinbaren könne) und Ueoerführung der preußischen Staatsbäder in die Verwaltung des Wohlfahrtsministeriums. Diese« Volksgesundheitsprogramm der sozialdemokratischen Frak- tion fand bei dem Wohlfahrtsminister Anklang und im wesentlichen Zustimmung Er versprach die Milderung des Impfzwanges und vor allem eine Revision des Erlasses des Wohlfahr ts- Ministeriums vom 2 3. August 1924 über die Haft- und Derhandlungsfähigkeit. Di« sozialdemokratische Fraktton fordert die sofortige Aushebung dieses Erlasses. der Minister dagegen will zunächst die Einsetzung einer Kommission, die dann die Revision herbeiführen soll.

Völkerrechtstagung in Stuttgart . Das Problem der internationalen Gerichtsbarkeit. Skullgart. 4. Juni. (Eigener Drahtbericht.) In Stuttgart wurde am Donnerstag die Tagung der Deutschen Gesellschast fur Völkerrecht mit einem Referat des Reichsgerichtspräsidenten Dr. Simons überInternationale Gerichtsbarkeit" eröffnet. Simons gab eine Uebersicht über das vielgestaltige Werden aus dem Gebiete des Völkerrechts, das besonders durch die Liquidierung des Krieges einen neuen Antrieb, wenn auch vielfach in einem Deutsch- land ungünstigen Sinne, erhalten hat. Eingehend wandte sich der Referent dann den Fragen der zwischen st aatlichen Schiedsgerichtsbarkeit zu, von deren Ausbau er auch für uns die Förderung unseres Rechts erhofft. Das öffentliche Pro­gramm der Tagung sieht wetter Vorträge von Professor Dr. F l e i s ch m a n n und Geheimrat Dr. Mendelssohn« Bartholdy überKolonialmandat«" vor, denen im engeren Kreise der Mitglieder eine große Anzahl wissenschaftlicher Berichte über Fragen des Völkerrechts folgen.

Ostdeutscher Godenreformertag. Der Bund Deutscher Bodenreformer hat In Ver- bindung mit dem Heimstättenamt der Deutschen Be- amtenschaft und dem Magistrat der Stadt in Frankfurt a. d. O. vom 1. bis 4. Juni einen Ost deutschen Boden- reformer- und Heimstättentag unter Leitung von Dr. Adolf Damaschke , dem Vorsitzenden des Bundes Deutscher Boden- resormer, abgchallen. Mehr als 300 Männer und Frauen waren versammell, ein Parlament von Boden-, Siedlungs- und Wohnungs- polttikern, deren theoretisches Wissen in langjähriger Praxi» gereift ist. Der westpreuhische Landrat R e b e h n- Marienburg wandte sich scharf gegen die Ausbeutung der Arbeitskraft der Landarbeiter durch den landwtttschafUichen Großgrundbesitz in der Ostmark, der ohne Rücksicht auf die nationale Schädigung sich nicht scheut, jährlich zehn- tausend polnische Arbeiter über die Grenze zu lotsen, obwohl ebenso viele erwerbslose deutsche Zlrbeiter verfügbar/sind. Die ausländischen Arbetter sollen zwar nach Beendigung ihrer Lrbell wieder hinaus aus Deutschland , aber die Regierung hütet sich, sie per Schub abzutrans- Portieren, mm Furcht vor polnischen Repressalien. Die Zlusführungen dieses Redners begegneten sich mit späteren Adolf Damaschkes. Damaschke unterstrich auch den Gegensatz zwischen den agrarwirtschaftlichen Forderungen der SPD - den Land- besitz aus 730 Hektar höchstens zu begrenzen und seinem eigenen Standpunkt: keine Höchstgrenz« dieser Art festzusetzen. Eingehend beschäftigte sich der Redner mit der bodenreformerischen Forderung:

leicht entzündlich blieb, den sogenannten okkullen Erscheinungen zu» gewendet. Er ist wie so viele Gelehrte, die nicht gern Geglaubtes von wirklich Gesehenem unterscheiden können, ihr Opfer geworden. wie vor ihm der größer« deutsche Astronom Zöllner und manche aicher«.

politischer Hochbetrieb. llm dies« Zeit in früher'» Sommern Verschwand die Politik husch, husch! Entlastet fuhr der Mensch nach Pommern , Wo er sich in der Ostsee wusch. Die Parlament« gingen schlafen Von wegen mangelndem Besuch, Diätenlos dann nagten Grafen Auf Klitschen an dem Hungertuch. Gen Nordland zogen die Monarchen, Von Schwertgeklirr zu Wogenprall. Und toasteten in ihren Archen Aus Vater Aegir und Walhall. Nu seht euch jetzt mal an den Juni! Es findet Kriegstheater statt, Und Frankenreich verschießt die Muni- tton, die es noch übrig hat. Zum Rhein , zum Rhein hinüberlugend, Schwingt schön es das Mensurrapier Und macht aus Noten eine Tugend Mtt Schnörkeln auf Konzeptpapier. Inzwischen muß es(Abd-el-) krimmen Den Buckel, denn es kriegt ihnPlein" Don Püffen, die es sehr oerstimmen. Von einer TrachtKläps' m a r o c a i n s". Na, Kinder, ist das nicht zum Lachen? Na, sagt mal: Hat Europa Ruh'? Nicht mal am heil'gen Psingstsest machen Sie den polit'schen Laden zu. Am besten wär's, wir alle retten Zum Medizinmann uns in Haft, Wohöflich" man mit Schlaftabletten. Konflikte aus dem Wege schafft. Jeremias. aalsoper. ssl!r W««ft« Nullübruna ber.Geschichte»eta 'Oibnlen* Bat Ernst Legal leine Mitwirkung zugesagt. Er spielt Me«olle be« Teufel« und bat gleichzeitig die Svieilettung übernommen. Die '.zcnische Gestaltung erfolgte In der Zusammenarbeit mit P.«ravantino» Der RomanAvthouy Zolin" von Jeron, e K. Jerome. der in unserem Feuilleton erschien, ist in Buchform vom Taisun-Berlaz in Fronkhul aiK oerlegt worden.«Drei« Kr. 2 M.) lo ssel» rechter darf»ich« ln die Schweiz . Der Schweizer Bundesrat ocrweigcrte Tatjana Tolnoi. der Tochter Leo Tolltoi«. die EinreiieerlauSni« in die Schweiz . Die Schweizer Dresse protestiert gegen die'e Maßregel d, eine B-lchimpluna de« großen toten Dichter« bedeute. Tatjana hat in Sieo und Berlln Vorträge über den Zwist im Hause Tolstoi gehalten.