Verlorener Glaube aber wird nur durch eine erlösende Tat wieder aufgerichtet. Um in dem Kompromißgesetze diese erlösende Tat nicht zu erblicken, hierzu braucht man gewiß nicht ein„intelligenter" Sparer zu sein, denn zu dieser Er- kenntnis reicht m. E. der durchschnittliche beschränkte Unter- tanenoerstand vollkommen aus. Nun ist ja auch jedermann klar darüber, haß die Auf- roertungsfrage nicht ohne Absicht so maßlos verschleppt worden ist. Ob nun individuelle oder generelle Aufwertung, die Sparer haben auf alle Fälle Aufwertung erwartet und der großen Partei, an die sie glaubten und glau- ben mußten, werden sie die erlebte Enttäuschung niemals vergeben. Herr L u t h e r hat sich s. Zt. auch in einem verhängnisvollen Glaubensirrtum befunden, als er meinte, die Sparer würden sich sehr bald mit dem Verluste ihres Spar- Vermögens abfinden. So wird auch Graf Westarps Traum von der Beruhigung der Sparermassen ein Traum bleiben. Der Riß, der heute in der Aufroertungs- frage durch unser ganzes Volk geht und sich bis in die einzelnen Familien hinein erstreckt, läßt sich nicht überkleistcrn. Er muß beseitigt werden, um Ruhe in die ganze Volkswirtschaft hin- einzubringen: er wird es aber n i e werden durch die ein- seitige Bevorzugung desjenigen Teiles der Wirtschaft, die sich heute vordringlich d i e Wirtschaft nennt.
wer kaust! Lumpen, Knochen, Altpapier, Zeitungen... Die„Deutsche Allgemeine Zeitung" steht zum Berkauf. Mehr als ein Dutzend Redakteure sind entlassen. Der Umfang der Zeitung schmilzt zusammen. Eine Zeitung ist feil. Eine Zeitung, ein Organ, das Ausdruck der öffentlichen Meinung sein soll, getragen vom Willen zum Dienst an der Gesamtheit— und feil für den, der sie will und der sie zahlt? Dies« Zeitung ist feil. Sie wurde eingehandelt von Hugo Stinnes dem Gründer. Als er aufkaufend und hausierend durch Deutschland und die Well zog, als sich in buntem Gemisch Bergwerke und Wälder und Häuser, Fabriken, Hotels, Schiffe in seinem Hausiersack sammelten, hat er auch sie gekauft. Es war nicht nur der reale Unternehmungswert, der ihn lockte und den er zahlte. Gesinnung, Anschauung, politisches Urteil, öffentliche Meinung wollte er taufen. Eine Zeitung wollte er, die nicht der Aus- druck einer großen, auf Ideen beruhenden Bewegung im Volke fein sollte, sondern ein Instrument, um Volk und Regie- rungen im Sinne seiner Geschästsintereffen zu beeinflussen. Einen Stimmungsgenerator für den Stinnes-Mythus. Dieser Stimmungsgeneratvr fetzte die Phrase von der diskontfähigen Unterschrift der sogenannten Wirtschastsführer in die Welt. Er verdarb die Stimmung für die Währungs- sanienmg vor dem Ruhreinfall. Er rühmte den Republikaner Hindenburg , als die Folgen seiner Wahl für die Versuche Stinnes, in Amerika Kredite aufzunehmen, sich zeigten. Das Geschäft verengt sich. Der Stimmungsgenerawr wird zu teuer. Er war feil, als er gekauft wurde,-vanim soll er nicht wieder feilgeboten werden. Wenn die Firma Stinnes in den großen Hausiersack greift und um Gotteswillen Häuser und Schiffe, Fabriken mit Arbeitern, Bergwerke und Hotels anbietet, warum soll sie nicht die„Deutsche Allgemeine Zeitung" mit hervorziehen und mit ihr hausieren. Kauft, kaust! Es wird verauktioniert. Lumpen, Knochen, Altpapier, Zeitungen! Ein Stück Wirtschast, ein Stück Well ist feil, mit Menschen und Seelen, mit Gefühlen und Gesinnungen, mit Glück und Unglück. Ein Stück Welt — als Spaß obendrein für den Nächsten, der kaufen kann, eine Zeitung. Mitsamt dem Manne, der sie lestet, und das Schauspiel dazu fabriziert. Ein Spektakulum, ein diabolisches Spielzeug, an dem die Meinungen und Ansichten von Massen hängen. Die Strippe ist zu verkaufen, mit der man die Seele der blöden Masse tanzen läßt.
Eine Zeitung ist zu verkaufen.� Wer kaust? Ist nicht ein Schutzzöllnerr da, der den Massen einreden lasten will, daß teures Brot bester schmeckt und bekömmlicher ist als billigeres? Ist nicht ein Unternehmer da, der den Arbeitern beibringen läßt, daß der Zehnstundentag zum glücklichen Leben gehört? Nicht ein Frommer, der die Begehrlichkeit der Masten als Urquell des Bösen denunzieren lasten will,, ein Gründer, der sich an Stelle des enthronten Götzen Stinnes als Wirtschafts- kaiser beweihräuchern lassen will? Eine Zeitung«st feil. Ein Instrument für Minffter, für Gründer, für Schieber, für Demagogen— aber nicht ein Segen der öffentlichen Meinung. Nicht ein Instrument der Demokratie, sondern eine Waffe der Demagogie. Es gibt Zeitungen in Deutschland , die feil sind, die aus eine Hand in die andere gehen und mit dem Besitzer den Kurs wechseln. Hundert Zeitungen werden vom Stinneskonzern in Deutschland kontrolliert— hundert Zeitungen sind feil. Eine ganze Afterpresse. Zeitungen zu verkaufen. Lumpen, Knochen, Altpapier, Zeitungen— wer kaust? Der Soll Stinnes. Stützungskredit von 50 Millionen Mark. Die Krise des Stinnes-Konzerns erregt in Deuffchland wie im Ausland das größte Aufsehen. Die Handelspresse übt vorsichtige Zurückhaltung. Das Streben der Großbanken geht danach, eine Panik zu vermeiden. Die notwendigen Realisationen von Aktienpaketen der abzustoßenden Unter- nehmungen und Beteiligungen sollen mit Hilfe der Banken allmählich vorgenommen werden. Die spärlichen Nachrichten, die die Oeffentlichkeit von den beteiligten Kreisen erhält, lassen erkennen, daß es der An- spannung aller finanziellen Kräfte bedurft hat, um einen so- fortigen Krach und ein« Börsenpanik zu vermeiden. Man hat nicht nur die Banken, sondern auch die Sparkasten und Girokassen für die Sanierung des Stinnes-Konzerns inter- estiert. Allgemein ist die Klage darüber, daß die Beteiligten die Oeffentlichkeit im unklaren lasten. Das„Berliner Tage- b l a t t" schreibt: „Das offizielle CommuniquS ist außerordentlich dürftig gehalten und gibt weder über die Gründe der Schwierigkeiten— denn um solche handelt es sich offenbar — noch über den Umfang und die Art der geplanten Abstoßungen Aufschluß. Mann kann auch daraus keine An- Haltspunkte über die Frage gewinnen, von wem die abgestoßenen Interessen übernommen werden sollen. Aus dem CommuniquS muß man jedenfalls den Schluß ziehen, daß nicht nur eine straffe Zusammenfassung des bisher stark dezentralisierten Verwaltungs. apparates, der. abgesehen von Mühlheim, auch in Hamburg und Berlin über große Organisationen verfügt, in Betracht kommt, sondern auch eine Berringerung der industriellen Unternehmungen, an denen sich der Stinnes -Konzern im Laufe der letzten Jahre in so überreichem Maße im Inlande sowohl wie im Auslande beteiligt hat... Ueber alle diese Fragen, und insbesondere auch über die offen- bar erhebliche Kreditanspannung des Konzerns, die jetzt in erster Linie den Entschluß zur Einschränkung ver- anlaßt zu haben scheint, werden binnen kurzem weitere, ein- gehende Mitteilungen erforderlich werden. Der Um- sang des Stinnes-Konzerns ist zu groß, und die allgemeine Wirt- schaftliche Tragweite seiner Geschicke ist zu bedeutend, als daß die Oeffentlichkeit sich mit einigen unbestimmten Redewendungen über so einschneidende Borgänge begnügen könnte." Ueber das Wesen der beschlostenen Stützungsaktionen unterrichtet eine Zuschrift, die die ,.B. Z. am Mittag" aus Berliner Bankkreisen erhält. Es heißt darin: „Die R e i ch s b a n k hat sich nämlich, wie wir erfahren, in der gestrigen Sitzung bereit erklärt, künftig notwendig werdend« Kredite für den Stinnes -Konzern in der Weis« zu unter-
st üp tz e n, daß die ihr nahestehende Golddiskontbank Wechsel des Stinnes -Konzern unter dem Giro der Großbanken hereinnimmt. Diese Wechsel-Kredite sollen im Notfall so- gar über das geltende Wechselkontingent hinaus gewährt werden. Immerhin erwartet man in Bankkreisen, daß dem gestrigen Kommunique bald weitere folgen werden und erhofft von diesen mehr Klarheit." Diese Zuschrift ließ erkennen, daß die Stützungsaktion außergewöhnliche Maßnahmen der Reichsbank erfordert hat. um so mehr ist es nötig, daß die Oeffentlichkeit volle Klarheit erhält. Die Dorfe und öer Sali Stinnes. Scharfe Kursrückgänge der Stinneswerte. Die schon seit Tagen auf der Börse lastende Unsicherheit erfuhr heute durch das offizielle Stinnes-Kommunique, das allseitig als ungeschickt abgefaßt und völlig unzulänglich bezeichnet wird, eine außerordentliche Verschärfung. Nachdem die im Vor- börsenverkehr genannten Kurse ziemlich fest lagen, traten schon zu Beginn der Börse, besonders für Montanwerte, erhebliche Kursabschläge ein. Diese betrugen bei Bochumer Z Proz., bei Deutsch -Luxemburg 2% Proz., bei Gelsenkirchen 2 Proz., Stinnes- Riebeck 1 Proz., während die beiden Elek- trizitätsgesellschaften Schuckert und Siemens u. Halske relativ gut geHallen waren. Im weiteren Berlaufe wurde die Stimmung ausgesprochen matt, so daß z. B. Phönix, die man vor- börslich mit 100 V, Proz. hören konnte, auf S4 Proz. zurückgingen. Auch die schon genannten Stinneswerte waren weiteren starken Kursrückgängen ausgesetzt. Die Tatsach«, daß in dem offiziellen Kommunique keine Rede von der finanziellen Seite der Angelegenheit ist, führt zu der Bermutung, daß g e st« r n noch nicht eine Einigu«g zwischen den Geldgebern und dem anscheinend stützungsbedürftigen Stinnenstonzern erreicht worden ist. Andere behaupten allerdings das Gegenteil. Man verweist auf den sehr ungünstigen Eindruck, den diese Borgänge im Auslande hervorrufen müssen, das besonders die Stinnesschen Angelegenheiten mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt. Es werden Kündigungen ausländischer, dem Stinneskonzern hergegebener Gelder vermutet, für die der Austritt von Dr. Edmund Stinnes den Anlaß gegeben haben soll. Mißbrauch von Reichsbanner-?fczeichen. Schwarzrotgoldene Kommunisten. Genosse K ü n st l e r schreibt uns: „Im Auftrage des Bezirksvorstandes der SPD. , Berlin , begab ich mich gestern abend nach dem Lehrervereinshaus am Alexander- platz zur Protestversammlung der Bäcker und Konditoren. Als ich den Alexanderplatz überschritt, bemerkte ich in den Anlagen einen Trupp des Roten Frontkämpferbundes . Da ich schon immer den Wunsche gehabt hatte, die Soldaten der �Weltrevolution" kennenzulernen, gesellte ich mich zu ihnen. Ich konnte dabei folgende Feststellungen machen: Der Rote Frontkämpferbund hatte den Auftrag, die Protestver- sammlung der Bäcker und Konditoren zu besuchen und die Der- sammmlung zu stören. Die Störer sollten aber nicht ohne weiteres als Kommunisten erkennbar sein, sondern in der Maske von sozialdemokratischen Arbeitern austreten. Zu diesem Zweck wurden an Rote Frontkämpfer Abzeichen des Reichsbanners S ch w a r z- R o t- G o l d sowie schwarzrotgoldene Schleifen verteilt." Es scheint, daß die Kommunisten diese allen Regeln eines ehr. lichen Kampfes hohnsprechende K r i e g s l i st nicht zum erstenmal anwenden. Man kann sich jetzt vorstellen, wie die Berichte der „Roten Fahne" über Berbrüderungen zwischen Reichsbannerleuten mit Kommunisien, über Protestaktionen„sozialdemokratischer" Arbeiter gegen die„Bonzen" und dergleichen entstehen. Erst werden die Bilder gestellt, dann wird der Film gedreht. Was dabei herauskommt, ist keine Revolution. Es ist nur ein Mittelding zwischen Kintopp und Hochstapelei.
Fluchtversuch. Von Konrad Seiffert. Jedesmal, wenn er mit seinem Karren an den hellerleuchteten Schaufenstern der großen Kaufhäuser vorbei kam, vor denen sich die Menschen drängten, blieb er stehen und sah in das Gewühl und über die Köpfe der Neugierigen in die spiegelnden Schaufenster. Jedesmal mahnte ihn Tasso zum Weitergehen und knurrte und zog ihn und den Karren fort. Jedesmal, wenn er nach Hause kam, brüllte ihn der Mann, der ihn beherbergte, beschäftigte und ihm etwas zu essen gab, an und drohte, ihn auf die Straße zu setzen, wenn er noch einmal so lange unterwegs bleibe. Und die Frau schwappte ihm sein Abendessen, einen Teller mit Wasser und altem aufgekochten Brot, hin und schrie ihn an, er solle sich beeilen, damit er in die Klappe komme, denn das Licht koste Geld. Jedesmal, wenn er den dunklen Gang entlang tappte, der zu dem Verschlag führte, In dem er schlief, zog sein Leben an ihm vorüber, und es war ihm, als bringe ihn jeder Schritt, den er tat, immer tiefer hinab in einen lichtlosen Abgrund, aus dem kein Weg nach oben führte. Manchmal blieb er auf diesem Gang stehen und überlegt«, ob es nicht besser für ihn sei, wenn er umkehren, das stinkende Haus, den brüllenden Mann, die keifende Frau und seine schmutzige Arbeit verlassen würde. Aber da drängte Tasso nach, rieb seinen klugen Kops an seinem Schenkel, und er fühlte den war- men Atem des Hundes und sein struppiges Fell u.id feine Treue. Da ging er weiter, bis er an die Bretterwand kam, ließ sich auf die Knie nieder und kroch auf allen Bieren durch die niedrige Oeffnung in dos Loch, in dem er schlief, und das auch dem Hund als Nacht- ausenthalt diente. Der legte seinen Kopf aus die Füße seines Herrn und wärmte sie. Unter dem faulenden Holzbelag des Fußbodens zogen Tag und Nacht die Abwässer der chemischen Fabrik zum Hasen hin. gurgelnd, wispernd, stinkend. Jeden Morgen weckte ihn der Hund und drängte zum Aufbruch, als wisse er, daß jede Verspätung das Toben des Brotgebers steigere. Jeden Morgen brüllte ihn der Mann an, und die Frau setzte ihm schim- pfend die Brotsuppe auf den klebrigen Tisch. Dann zog er mit dem Hund und dem Karren los. Hinter ihm ging der Mann mit ge- rötetem Gesicht, mit zusammengekniffenen Augen und mit brutalen Händen, die groß und lang aus den zu kurzen Aermeln seines Jacketts herabhingen Dann nahm sie der Schlachthof mit dem Angstgebrüll der Kühe und Kälber, mit dem Todesschrei der sterben- den Schweine und mit seinem Gestank nach Leichen, Unrat und Fäulnis auf. Seit etwa fünf Jahren war er in der Stadt. Seit dieser Zeit tat er jeden Tag die gleiche Arbeit, schlief jede Nacht auf den gleichen Lumpen seines Berschlages über dem Kanal, der die Abwässer der chemischen Fabrik zum Hafen leitete. Er konnte sich noch des Dorfes erinnern, in dem er geboren war, und aus dem ihn der Mann, ein entfernter Verwandter seiner Mutter oder seines Baters, die er beide nicht kannte, geholt hatte. Er wußte noch etwas von der Sonn«, von Blumenwiesen, von duftendem Heu, vom Baden im Teich, v«m Garbenbinden und vom Ställeausmisten, vom Jähzorn
des Bauern, bei dem er aufgewachsen war, von der Emsigkeit eines jungen Lehrers und vom Orgelspiel des Kantors in der Kirche am Sonntag, von Schlägen, jungen Schweinen, gslbflaumigen Gänsen, vom Storchnest, von blühenden Flieder- und Apfelbäumen, vom Wald und von einem Hügel, auf dem eine einsame Kiefer stand. Machmal, wenn nachts das Wasser unter ihm gurgelte und er durch die Ritzen seines Berschlages den Frühlingswind zu spüren glaubte, horchte er auf, saß stundenlang mit offenen Augen auf seinen Decken und starrte in das Dunkel. Manchmal war es ihm, als müsse er einen Weg finden aus diesem Dunkel und aus diesem Leben, hinter dem er ein anderes ahnte., Ud dann wagte er sich hinaus. Tasso wollte mit. Aber er beruhigte ihn und versprach ihm goldene Berge, bis sich der Hund auf fein Lager streckte, noch immer mißtrauisch und besorgt um sainen Herrn. Der schlich den Gang zurück, hastete über den dunklen Hof, öffnete das Tor. Das knarrte. Bon hinten klang Tassos unter- drückte? warnendes Gebell. Dann rannte er die endlose graue Straße entlang, die fast menschenleer war, bog auf dem Platz, auf dem die runde Kirche stand, rechts ab, und nach zehn Minuten stand er im Strudel des Nachtlebens der Großstadt. Er sah an den Häusern die flimmernde Reklameschrist, die Lichtflut der Schau- fenster, die geputzten Menschen. Heiß schlug ihm Auiodunst und Parfümgeruch entgegen. Er ging von einer Straße zur andern, blieb stehen, sah sich Meißner Porzellan, gebratene Gänse, Sportkostüme. Oelgemälde und Automobile an, wurde von Menschen angerempelt, bekam Hunger, setzte sich auf einen Stuhl und floh, als er merkte, daß dessen Benutzung Geld kost«.' Nach Mitternacht verebbte der Verkehr. Die Dirnen sahen ihm mißtrauisch nach. Er war schon so oft an ihnen vprbeigegangen, hatte groß in ihre gepuderten Gesichter gesehen und machte nicht den Eindruck eines Zahlungsfähigen. Eine Polizeipatrouille verjagte Zuhälter und Dirnen. Er blieb stehen, weil er ein gutes Gewissen hatte. Die Polizisten sahen seine zerlumpte Kleidung und nahmen ihn mit zur Wache. Hier wurde er ausgefragt, und er erzählte, daß er davongelaufen sei und warum er da- getan habe. Er wurde angeschnauzt. Man glaubte ihm nicht. Er konnte sich nicht ausweisen. Man behielt ihn da. Cr bekam eine Decke und ein Stück Brot. Auf einer Pritsche schlief er traumlos. Am Morgen brachten sie ihn zu dem Mann, der ihn bisher beherbergt, beschäftigt und ihm etwas zu essen gegeben hatte. Sie überzeugten sich, daß er da hin gehöre und überliehen ihn dem Mann. Tasso rieb seinen Kopf an seiner Hand, der Mann brüllte, die Frau schimpfte, dann Klapperte der Karren über das Pflaster des Hofes, zum Tor hinaus, zum Schlachthof.
ver veussche werkbuvd veranslaltet vom 20. bis 23. Juni feine 14. FahreS- Versammlung in Bremen . Unter den Borträqen sind: MuscumSdirektor Dr. Walter Riezler über die KunsigelverbcauSslellilng in Pari«: ferner Vor« träge von Direltor Hans Krämer über„Schiffahrt und Schch'bau-. An- fchliesien sollen sich Besichtigungen in Oldenburg . Bremerhajen, Fahrten nach Helgoland und nach England.
Eine„llnternalionale Panomimen-Gesellschast" wurde unter der künstlerischen Oberleitung von Max Reinhardt in Berlin ge- gründet. Sie bezweckt die Berbreitung größerer Pantomimen und Ballettwerke im In- und Auslande. Direktoren der Gesellschaft sind Ernst M a t r a y und Heinz Herald . Der Aufsichtsrat fetzt sich zusammen aus Hugo von Hofmannsthal , Max Rein- Hardt, Richard Strauß , Rechtsanwalt Dr. Apfel, der den Vorsitz führt, und Rechtsanwalt Artur W o l f f, Direktor des Deut- schen Bühnenvereins(stellvertretender Borsitzender). Die Gesellschaft will ihre Tätigkeit im August bei den Salzburger Festspielen be- ginnen. vergislungsgefahr in hohen Luftschichten. Entgegen der all- gemeinen Annahme wird die sogenannte Bergkrankheit, die heule nicht nur die Alpinisten, sondern mehr noch die Flieger bedroht, nicht ausschließlich durch d*r Verminderung de» Luftdrucks und den Mangel an Sauerstoff herbeigeführt. Die in hohen Luftschichten aufttetenden krankhaften Störungen des Organismus werden viel- mehr in der Hauptsache durch gewisse gijtige Bestandteile, die der Luft in großen Höhen beigemengt werden, verursacht. Erhebt man sich über eine bestiminte Grenze,' so stellt sich— da» ist das Wesen der Bergkrankheit— ein von Schwindel, Erbrechen, Atemnot und Herzbeklenunungen begleitetes Unwohlsein ein. das in seinen Be- gleiterscheinungen große Aehnlichkeit mit der Seekrankheit hat. Nach neuerdings vorgenommenen Analysen der Luft in verschiedenen Höhenschichten handelt es sich hierbei, wie die„Revue des sciences" ausführt, um eine ausgesprochene Vergiftung, hervorgerufen durch Stickstofsoxyde und Ammoniumnitrate, die die Zusammensetzung des Blutes verändern und schwere und schnell verlaufende Krankheits» formen hervorrufen. Die Gaswirkung wird durch die infolge der starken Luftoerdünnung herbeigeführte Verminderung des Sauerstoff- gehalts des Blutes noch wesentlich verstärkt. Der Einzug der Todesschlangen. Die Wärter des New Mrker Bronx -Zoo haben 5 Stunden laüg, in lange Gummiröcke, Gummi- schuhe und Gummihandschuhe gekleidet, mit großen Schutzbrillen vor den Augen, die Sammlung gefährlichster Schlangen in die Kosige gebracht, die bisher je nach Amerika gekommen ist. Unter den Reptilien, die auf diese Weise in ihr« neue Wohnungen einzogen. befanden sich 18„Todesschlangen" oder Mambos, die ersten Tiere dieser Art, die die Vereinigten Staaten lebendig erreichten. Die Mambas sind die gefährlichsten Schlangen, die es gibt: jeder Biß ihrer Giftzähne wirkt tödlich, und sie greifen Menschen ohne jeden Anlaß an. Die Wärter, die durch ihr« Kleidung geschützt waren, gingen den Schlangen mit großen Besen und Netzen zu Leibe und brachten sie eine nach der anderen in die Räume des Reptilienhauses. Dank der Vorsichtsmaßregeln wurde niemand verletzt, ober die „Todesschlangen" richteten' ihre spitzen, gegabetten Zungen gegen die Wärter und gruben verschiedentlich ihre Giftzähne in die Gummi- rüstung. Seit 26 Jahren ist man bestrebt, Mambas nach dem New Yorker Zoo zu bringen, aber bisher starben alle Tiere auf dem Woge oder ganz kurz nach der Ankunft. Unter den übrigen Schlangen, die ihren Einzug hietten, befanden sich riesige schwarze Kobras, Gabun -Vipern. Rhinozeros-Dipern und Riesenschlangen von besonderer Größe. Als die neuen Gäste alle glücklich in ihren Be- hausungen waren, atmeten die Wärter erleichtert aus.