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fingegtotgen sind, nach Befriedigung dieser Forderungen endlich die nördliche Rheinlandzone zu räumen. Wenn deutscherseits auch noch Kemrtnisnohme der neuen Note nicht anerkannt werden kann, daß etwaige Rückstände auf dem Gebiet der Abrüstung die Nichtinneholtung des vertragsmäßigen Räumungstermins recht- fertigen könnten, so hat die Situation doch eine wesentliche Klärung dadurch erfahren, daß die Alliierten sich nunmehr auf diese Verpflichtung f e st g e l e g t haben. Dabei kann aber niemals vergessen werden, daß es zur Erzielung dieses Ergebnisses eines Zeitraums von fünf Monaten bedurft hat, und daß die Er- lcdigung ter Räumungsfrage, d. h. die Befreiung eines wichtigen Teiles des Rheinlandes von der Last der fremden Besetzung, will- k ü r l i ch um diesen Zeitraum verzögert worden ist. Wäre man den Anregungen der Deutschen   Regierung vom August und September v. I. über die Durchführung der General- lnspektion im Wege der Verhandlung gefolgt, so würde diese Ver- zögerung vermieden worden sein. Denselben Weg der Ver- Handlung wird man jetzt über zahlreiche Einzelpunkte der Note gehen müssen, wenn nicht erneut eine starke Verlan gsamung der Erledigung der Entwaffnung«- und Räumungsfrage eintreten soll. Soweit sich ergibt, daß Rückstände gegenüber den Verpflich- tungen der Deutschen   Regierung bestehen, wird die Beseitigung alsbald erfolgen. Dielfach werden die Beanstandungen noch weiterer Klärung und Verständigung bedürfen, wie dies die An- lagen der Note auch selbst vorsehen. Daß sich Deutschland   zu keinerlei Maßnahmen verpflichten kann, die bei loyaler Aus- legung noch über die Dersailler Bestimmungen hinausgehen oder die später beiderseits gebilligten Regelungen preisgeben, versteht sich von selbst. Man ist sich in den deutschen   Reglerungskreisen des Ernste, der Situation vollkommen bewußt, wenn man auch die Tatsachen, die zu dieser Situation geführt haben, wesentlich anders als die Alliierten Regierungen beurteilt. Die Alliierten haben peinlicheJnnehaltung des versailler Der- träges zugesagt. Die Deutsche   Regierung hat niemals einen Zweifel darüber ge- lasten, daß sie gewillt ist. ihren vertraglichen Verpflichtungen getreulich aachzukommen. Auf ihr Recht, dabei den eigenen Rechtsstandpunkt in der Aus- legung des Vertrages zur Geltung zu bringen und damit den Anspruch Deutschlands   auf S e l b st« r h a l t u n g zu wahren, kann sie aber nicht verzichten. Nachdem durch die verspätete Bekanntgabe der alliierten Forderungen die Räumung der nördlichen Rheinland  - zone, auf die Deutschland   einen Rechtsanspruch hat. so lange ver- zögert worden ist, dürfen durch Forderungen, deren Vertrags- Widrigkeit sich etwa bei näherer Prüfung ergeben sollte, nicht weitere Rechtsnachteile für Deutschland   entstehen. Die Deutsche  Regierung hat kein anderes Ziel, als daß auf dem Boden all- seitiger Erfüllung übernommener Verpflichtungen endlich ein wahrer Friedens» und fester Rechtszustand herbeige- führt und damit dem deutschen   Volke Ruhe für den Wiederaufbau und für die fruchtbare Zusammenarbeit mit den anderen Völkern verschafst wird._ Cooliüge für Migastriegskonferenz. Alle Staaten sollen daran teilnehme». G« u f. S. Zuui.(IlL) Die Frage des chemischen und bakterio- logischen Krieges stand heute abermals zur Debatte auf der Ivassen- haitdetstonfereaz. ver Vertreter der vereinigten Staaten. Vurioa. gab die vedeutsawe ErttSrn ng ab. daß seiner Anschauung nach eine Ruterzelchnung de» Washingtoner Ab- kommen» vom Februar 1SZZ durch alle Staaten genüge, denn der§ d des Washingtoner Abkommens enthalte bereit» da» verbot eine» Gaskriege». Sollten jedoch die hier anwesenden Staaten der Anschauung sein, daß eine aeuetlouveation unterzeichnet wer- den müste. so sei Präsident Eoolidgc bereit, eine Konferenz nach Washington   einzuladen, sobald die in Genf   setzt versammelten Staaten den Zeitpunkt hierfür gekommen erachteten. Zu diesem Zweck würde e« genügen, wenn die in Washington   vertretenen Staate« ihre dortigen amtlichen Vertreter beauftragten, an dieser Soasereuz teilzunehmen.
Neue Zranzofenschlappe in Marokko  . Bor einer spanisch-französischen Konferenz. pari 9. 5. Toni.((Eigener vrahlberichl.) Vom marokkanischen Kriegsschauplatz, wo seit Ende Mai verhältnismäßig Ruhe geherrscht halte, wird eine ungewöhnlich Heft ig e Vsseasive Abd ei Krim» gegen da» vergmossio von Taouoat. eine» der hauptstüh- punkte der franzäsischen Front, gemeldet. Da» amtliche Som- munlqut ist in seinen Angaben ungewöhnlich lakonisch. E» teilt lediglich mit. daß die Reserven der Armeegruppe Freyden- borg eingreifen mußten und daß diese nach sehr heftigem Kampfe die Ossensiue zum Stehen gebracht hoben. Die Kämpfe sind jedoch noch ketnetweg» abgeschlossen. Räch Meldungen au» privater Quelle soll es Abd et Krim gelungen sein, den Franzosen eine schwere Schlappe beizubringen. Diese sollen nicht nur da» Massiv von laounat, sondern auch da» Massiv von vibaae. dessen Zurückeroberung in der zweiten Maihälste den französischen  Truppen erst nach ungewöhnlich heftigem Kampfe gelungen ist. wieder hoben aufgeben müssen. Au» einem Bericht des Oeuvre" geht weiterhin hervor, daß da, sranzösische Oberkom- inando die Zurückverlegung eine» Teil» der Front aus da» Süduser der Uergha in Aussicht genommen hat. Vom Quai d'Orsay wird am Freilag mitgeteilt, daß die mit der spanischen   Regierung gepflogenen Verhandlungen zn der Einbe­rufung einer spanisch-franzSslschea Konferenz geführt haben, die demnächst in Poris oder Madrid   zusammentreten und sich mit dem marokkanischen Problem und den damit zusammenhängen- den Fragen beschösligea soll. Die englische Regierung werde über olle Details dieser Konferenz auf dem lausenden gehalten werden. Um Widerspruch zu den in der vergangenen Woche von der französischen   Regierung in der Kammer gemachten Erklärungen scheint es sich dabei weniger um den Versuch zu handeln, mit Abd et Krim   auf dem Wege von Verhandlungen zu einem definitiven Friedensschluß zu gelangen, als vielmehr um Vereinbarungen über eine militärische Zusammenarbeit Frankreichs   und Spanien  » im Rif. wenigsten» deuten darauf Meldungen au» Melila hin. au» deaen hervorgeht, daß Spanien   dort ein Expedi­tionskorps in Stärke von etwa 20 000 Mann konzentriert habe, das demnächst die Operottonen gegen Abd et Krim erösfaen soll.
vor einer Caillaux- Krise! Tie Forderung der Sozialiste«. pari», 5. 3unL((Eigener Drahtberichts Gemäß dem am Donnerstag von den Gruppen des Kartell» gefaßten Beschluß hat sich am Freitag eine au» vier Delegierten der vier Link»- Parteien zusammengesetzte Kommission za painlevö und
Caillaux   begeben. Die Konferenz Hot zu einem lebhaften Meinungsaustausch über die von Caillaux eingebrachten finanziellen Reformprojekte gegeben, painleve gab einleitend die Versicherung, daß die Regierung bereit sei, gemeinsam mit den Gruppen der Linken nach einer Formel für eine Verständigung über die geplante Sanierung der Finanzen zu suchen. Caillaux gab sodann ein eingehendes Expose der finanziellen Situation und der von ihm für unerläßlich gehaltenen Maßnahmen zur Herstellung des Ludgetgleichgewichts. Den ihm gemachten Vorwurf der Unon- gebrachtheit seiner an der Fianzpolitik des Ministeriums Herriol geübten Kritik wies Caillaux   zurück unter voller Ausrechterhaltung der von ihm darüber zum Ausdruck gebrachten Aufsasiung. Es kam darüber zu einer lebhaften Kontroverse zwischen ihm und dem Vorsitzenden der Finanzkommission, Vincent Auriol  , der die Richtigkeit der von Caillaux   aufgemachten Rechnung bestritt und mit großem Rachdruck die Forderung der Sozialisten auf Einführung einer Vermögensabgabe vertrat. Dic'es verlangen wurde sowohl von Caillaux wie von painleoä abgelehnt, von dem Crsteren mit der Erklärung, daß er bereit sei. zurückzn- treten, falls die Linke zu ihm nicht das volle vertrauen habe, das er zor Fortführung des begonnenen Werke» unbedingt nötig habe. Es wurde vereinbart, daß Caillaux   Anfang nächster Woche in der Finanzkommission das gesamte Programm der von ihm in Aussicht genommenen Maßnahmen bekanntgebe und daß im An- schluß daran versucht werden soll, in Fortführung der direkten Aussprache zu einer Einigung zwischen der Regierung und den Kartellparteien zu gelangen._ Regierung poullet üoch wahrscheinlich. Fünf Sozialisten fünf Katholiken. Brüssel.!). 3unL(Eigener Drahtbericht.) Der heutige Freitag war entscheidend für die Krise. Cs ist jetzt fast sicher, daß die sozialistisch-christlich-demokralische Koalition unter poollet zustande­kommt. Die katholischen Kammer- und Senatsfraktionen haben sich mit 74 gegen 42 Stimmen bei 5 Enthaltungen zugunsten der Koalition ausgesprochen. Der Generalrat der Arbeiterpartei tagte gleichfalls als Vorbereitung zum Kongreß, und obschoa keine formelle Abstimmung staltfand, so war die Stimmung dennoch viel stärker zugunsten dieser jetzt als fast unvermeidlich betrach­teten Lösung. Die neue Regierung dürste sich wie folgt zusammen­setzen: S Sozialdemokraten: Vanderoelde. Aeußere», wau- tcrs. 3adustrie und Arbeit. Camille hoysmans, Unterricht. Ansele. Eisenbahnen. Pastor oder Laboulle. 3nnere«: fünf Katholiken: darunter poulle« als Ministerpräsident und Ts ch offen. Der Kriegsminister soll ein neutraler Ossizier wer­den. den die Sozialisten vorschlagen sollen, vermutlich Oberst Kesten. Aller Voraussicht nach wird der Sozialistische Kongreß dieser Lösung zustimmen.
Japan   bietet sich als Retter an. Starkes Unbehagen in London  . London  . 5. 3uni.(Eigener Drahtbericht.) Die Rote, die 3 o p a n am Vonnerstag an die chinesische Regierung gerichtet hat und la der e» militärische Hilfe für die Ausrechlerhaltung der Ordnung anbietet, hat In London   große Beunruhigung hervorgerufen. Man ist in britischen Kreisen der Meinung, daß die Folgen der von 3apan vorgeschlagenen Maßnahmen nicht a b z u- sehen seien. 3apay wixd vor diesem Schritte gewarnt. Man glaubt, daß England und die Vereinigten Staaten niemal» erlauben würden, daß 3apan allein vorgehe. Aus jeden Fall würden sich dann die andrere» Mächte an der hllssexpedition beteilige». Antwortnote Ver alliierte» Gesandte«. London  . 5. Juni.  (Eigener Drahtbericht.) Di« alliierten Diplomaten in Peking   sandten einp. Note an die chinesisch« Re» gierung. in der sie das Vergehen der Polizei in Schanghai   damit zu rechtfertigen suchen, daß die Demonstranten durch ihre aggressive Haltung die Schuld an den Zusammenstößen trügen. Der russische Botschafter Karakhan hat hingegen der chine- sischen Regierung sein Beileid und seine Sympathie ausge- sprachen. Solidaritätskundgebung der Arbeitergruppe in Genf  . Gens. S. Juni.(Eigener Drahtberil�t.) Di« Arbeitergruppe der Arbeitskonferenz beschloß nach Anhörung einer Erklärung der Ge- nassen Suzuki- Japan  , Lall und Posse- Indien   sowie Lawson- Australien  , den chinesischen Arbeitern von Schanghai   ein Sym- pathietelegramm zu senden und gegen die wiederholten Gewalttaten der Behörden von Schanghai   zu protestieren. Genosse Mertens- Belgien wurde beauftragt, eine Untersuchung über die Lage der Arbeiter im fernen Osten einzuleiten und sie dem Aewerkschaftsbunde vorzulegen. Auch der Bollzugsrat der englischen Arbeiterpartei hat eine Protestkundgebung gegen die Intervention britischer Truppen in Schanghai   erlassen.
Deutschösierreicbs Note. Wieder ein Bittgang nach Genf  . Gens. S. Juni.(Eigener Drahtbericht.) Die österreichische Delegation wird beim Völkerbundrat folgende Mindestforderungen erheben: Freigabe von 18 Millionen Dollar aus dem Völker- bundtredit zur Elektrifizierung der österreichischen Dahnen; Durchführung einer Wirtschasts-Enquete zur Erleichterung des Transitverkehrs und Abbau der Zollschranken: ebenso soll die Auswanderung von Arbeitslosen gefördert werden. Im Zusammenhang mit diesen Plänen wird von dem baldigen Rücktritt des Generalkommissars Zim m e r- mann gesprochen, dessen autokratisches Wesen die öfter- reichischc Handelsfreiheit schwer beeinträchtigt. In den Kreisen der Arbeitskonferenz oerlautet, daß die französische  Regierung sich zur Ausnahme von 10 000 ö st erreicht- schen Arbeitslosen bereit erklärt habe. Entsprechende Ver- Handlungen seien eingeleitet._
Kommunistischer Takt. Bei der Eröffnung des russischen Pavillons aus der Internationalen Ausstellung für dekorative Kunst ist es gestern zu peinlichen Zwischenfällen gekommen. Der Kultus- minister D e M o n z i c, der als Vertreter der französischen   Regierung in Begleitung von zahlreichen Abgeordneten und Senatoren neben Herrn und Frau K r a s s i n der Eröffnung beiwohnte, wurde beim Betreten des Pavillons mit dem Gesang der Internationale und dem Rufe:Nieder mit dem Krieg, es lebe Marokko  !" empfangen. De Monzie und sämlliche Mitglieder der Delegation verließen daraushin die Feier. Und doch war's Walter Stoecker  . Zu den englisch  -offiziösen Dar- stellungen, der deutsche.Kommunist Sloexker habe an dem kommu- nistischen Kongreß in Glasgow   nicht teilgenommen und der an- geblichc Stoecker sei ein Strohmann gewesen,, meldet derDaily herald", daß Stoecker Mittwoch abend persönlich in der Redaktion erschienen ist und seinen offiziellen Reisepaß al» Mitglied des Deut- schen Reichstages vorgezeigt hat. Außerdem wurde er von zwei Redaktionsmitgliedern, die ihn von früher her kannten, sofort wieder- erkannt. Stoecker erklärte, er werde am nächsten Morgen England auf dem gleichen Wege wieder verlassen, auf dem er gekommen sei.
De? ßall Stinnes. Krisenstimmung. Schweigen der Beteiligten. Weder über die Ursachen der inneren Krise des Stinnes- Konzerns, noch über die geplanten Umstellungsmaßnahmen, noch über Art und Umfang der beschlossenen Stützungsaktion ist die Oeffentlichkeit bisher von den beteiligten Kreisen unter- richtet worden. Nicht einmal die genaue 5)öhe der von den Großbanken gemeinsam mit der Rcichsbank und der Gold- diskontbank bereitzustellenden Stützungskredite sind der Oes- fentlichkeit genaue Angaben gemacht worden. In der Presse wird dieser Stützungskredit auf SV Millionen Mark beziffert. Nach allem, was bisher zu erfahren war, geht diese Stützungs- attion weit über den Rahmen der Sanierung eines Privatuntcr nehmens hinaus. Die ganze deutsche   Finanzkraft ist für die Zwecke der Stützungsaktion angespannt worden. Ihre Vorbereitung hat sich in den letzten Wochen auf dem deutschen   Geldmarkt fühlbar gemacht. Wenn Institute, wie die Reichsbank und die Goldbank, dieser Stützungsaktion Rückendeckung gewähren, so handelt es sich um eine Angelegenheit des öffentlichen Interesses. Die Oes- fentlichkeit hat ein Recht darauf, zu erfahren, was ist und was geplant ist? Um so mehr da die bisherigen Nachrichten eine A l a r- m i c r u n g der Wirtschaft hervorgerufen haben. An der gestri- gen Börse hat die Baissepartei einen starken Vorstoß unter- nommen. Die Werte nichtbeteiligter Unternehmungen sind in den Strudel hineingerissen worden. DieBerliner   Börsen- zeitnng" charakterisiert die Wirkung des Stinnes-Krachs auf die Börse mit folgenden Worten:Die heutige Stim- mung an derBörse kennzeichnete sich als ge- radezu verzweifelt." Mit einem Wort: Krisenstim- mung. Die industrielle Presse ist betroffen. DieBerliner Börsenzeitung" versucht kurzerhand, die Krise des Stinnes-Klmgerns als Folge der wirtschaftsfeindlichen Politik hinzustellen. Mit Verlaub, in einem Augenblick, wo das Ge- bände jener Wirtschaftsführer, die auf die Formel ein- geschworen waren, daß die Wirtschaft vor dem Staate komme, zusammenbricht, sollte sich auch dle schwerindustrielle Presse diesen Jargon etwas abgewöhnen. Die inneren Schwierig- keiten des Stinnes-Konzerns sind die Folgen der U e b e r- Hebung und des V e r s a g e n s der sogenannten Wirt- schastssührer, die sich in der Inflationszeit als Gründer be- tätigt haben, sie sind die Folgen jener ungesundenJnfla- t i o n s g e p f l o g e n h e i t e n, die mit der Formel, daß erst die Wirtschaft und dann die Währung saniert werden müsse, Währung und Wirtschaft in eine verhängnisvolle Entwick- lung gerissen haben. Es ist wohl verständlich, daß die schwerindustrielle Presse den eklatanten Zusammenbruch dieser ungesunden Methoden zu vertuschen sucht und Ablenkungs- Manöver unternimmt. Aber die Zeiten der Täuschung sind vorüber. Der Mythus Stinnes ist zerstört, und alle Versuche, die Krise des Stinnes  -Konzerns zu beschönigen, sind umsonst. Mit beißendem Spott schreibt Felix Pinncr imBerliner Tageblatt" über diese Versuche: »Das gestern in später Abendstunde veröfsenllichte Kam- muniquö läßt die Dinge doch immerhin in etwas anderem Licht« erscheinen. Es ist zwar äußerst dürftig und nichtssagend gehalten, aber es sagt doch immerhin genüge Liest man's, so wird man leb­haft an die a m t l i ch« n ch« e r e s b e r i ch t« au» d c r K r i e g s» z« i t erinnert, in denen Mißerfolge strategischer Natur und selbst schwere Niederlagen den zuerst ahnungslosen, aber bald genug ver- stehenden Völkern unter wohlklingenden Namen wieU m- gruppierung",»Rücknahme in eine neue stärkere Front" serviert wurden." Die Oeffentlichkeit muß wissen, was ist. Da die Stützungsaktion nicht nur darauf abzielt, einem notleidenden Privatunternehmen zu helfen, sondern aus allgemeinen wirt- schaftlichen Gesichtspunkten unternommen worden ist, um die drohende Krise zu bremsen, müssen die Gesichtspunkte des Allgemeininteresses in den Vordergrund treten. In scharfer Formulierung schreibt Pinner: »Die Bolkswirtschaft hat kein Interesse daran, daß dieser oder jener Inflatirnskonzern, daß selbst der größte dieser Inflation»- konzerne gerettet und in irgendeiner Form aufrechterhallen wird. Die Volkswirtschaft ist aber durchaus daran interessiert, daß bei den eingeleiteten und noch weiter erforderlichen Maßnahmen in erster Linie Rücksicht aus die allgemeinen Gesichts- punkte der Wirtschaftsentwicklung genommen wird." Jedes Abweichen von diesen Gesichtspunkten bedeutet eine große Gefahr, die Gefahr, daß um der Privatinteressen eines Inflationskonzerns willen die deutsche Wirtschast und das deutsche   Volk abermals auf das schwerste bedroht werden würde. (Siehe auch Wirtschaftsteil.) Täufthuag üer Geffentlichkeit. Don gut unterrichteter Seite wird durch Wolff-Bureau zu den Dorgängen bei der Firma Hugo Stinnes  , Mülheim  , milgeteilt: Durch den Dualismus in der Geschäftsführung bestanden bei der Firma Hugo Stinnes   wachsende Schwierigkeiten, die durch grundsätzliche Berschiedenheiten in der Ausfassung der beiden geschäftssührenden Brüder verschärft wurden. Diese Mißstände sind nun endgültig behoben. Die Firma Hugo Stinnes  . deren Besitzerin nach wie vor ausschließlich Frau Eläre Hugo Stinnes-Wagenknecht ist, wird jetzt in deren Austrage einhcillich geleitet von Herrn Hugo Stinnes junior  .' Bon einer Auflösung der Firma zu reden, ist wider- sinnig. Dem aus allen Aemtern. Funktionen. Beteiligungen usw. der Firma ausgeschiedenen Dr. Edmund Stinnes   sind aus dem großen Firmenkomplex einige Werke abgetreten worden, die mit demWesen" der Firnra Hugo Stinnes   rn keinerlei ur- sachlichem, sondern nur in losem Zusammenhang standen. Die gestrigen Besprechungen in der Reichsbank haben ergeben, daß die Banken mit der Firma Hugo Stinnes   genau so weiterarbeiten, wie in der Vergangenheit mit dem Vater. Die Firma Hugo Stin- nes steht wiederum geschlossen unter einheitlicher Leitung da. Die Gerüchte über den Verkauf derDeutschen SIEgemeinen Zeitung" entbehren jeglicher Grundlage. Was den Abbau bei der Firma Hugo Stinnes   betrifft, so handelt es sich nicht um- die Ab- stoßung nennenswerter Objekte. Mit dem Abbau ist lediglich gemeint. daß durch die stramme Zusammensassung der Geschästsleitung nun- mehr in einer Hand Verwaltungsorgane überflüssig werden und ab- gebaut werden sollen. Unter Umständen auch kleinere Unternehmungen, die nach Auffassung des jetzigen Leiters besser nicht in die Firma ausgenommen wären. Der jetzige Leiter hat den entschlossenen Willen, die notwendige Liquidität der Firma aus eigener Kraft herzustellen, trotz der un- günstigen allgemeinen Wirtschaftslage. Ein Teil dieser Maßnahmen war bereits' vor geraumer Zeit geplant, konnte aber durch den Widerstand des Herrn Edmund Stinnes   nicht durchgeführt werden. Jetzt ist die Bahn frei.