Sonnabend
6. Juni 1925
Unterhaltung und Wissen
Von Mar Hochdorf.
Thomas Mann gefiel sich als Dichter in dem Spiele, die gleichgültigen Dinge des Alltags aufzulesen. Er zergliederte als Denter das Individuum höherer Geistesartung und glaubte zu entdecken, daß Empfänglichkeit und Formtalent des Künstlers soziologisch taum faßbare Urbegabungen wären. Seine Neigung und seine Erkenntnis gerieten darum in einen sehr beträchtlichen Gegensatz. Die Liebe des fpizfindig und neugierig detaillierenden Beobachters schien der Gewalt jenes Träumers zu erliegen, der sich nur mit dem Ausmessen des ewigen Weltenplanes beschäftigt und der Schwachsichtigkeit oder Uebersichtigkeit mißtraut, vom Irdischen allein befriedigt wird. Thomas Mann mußte sich entscheiden, ob er der winzigen Menschenwelt gerecht und ein behutsamer und geduldiger Maler ihrer Buntheit werden oder sich ergehen wollte im Begrübeln des überirdischen Broblems. Er entschied sich für die Erde und wurde darum ein Meister des Epos.
Natürlich trieb ihn nur der Instinkt, der nach Freude sucht, und nicht die logische Erwägung, die viele Schmerzen bereitet. Er begann, Eindrücke, intimste Sinnenerfahrung und heimatliche Familienerinnerungen aufzuschreiben. Alles, was ihm da zuströmte, sah er, dank einem angeborenen idyllischen Naturell, als Ergebnis einer Dunchaus liebenswürdigen Gotteslaune. Selbst das Sterben und Banterottmachen einzelner Buddenbrooks geschah auf die sanfteste Manier. Tausende lasen die„ Buddenbrooks " und wurden in dem Glauben bestärkt, daß meder zur Lebensangst noch zur Todes. angst eine nennenswerte Ursache vorhanden ist. Zehntausende wurden von dem Buche beruhigt wie von einem guten Narkotikum, das weder Kopfweh noch heftigere Uebelfeiten hinterläßt. Selbst die cuftührerischen Wahrheiten der äzenden und zersetzenden Gesellschaftskritiker schienen durch den Verfasser der„ Buddenbrooks " als Lüge oder mindestens als Irrtum entlarot. Was sonst die Menschen voneinander trennt, Unterschiede des Standes, der Erziehung, des Vermögens und der Bildung, wirkte in dem Roman der Budden Proofs nur verbündend und versöhnend. Kurz, Thomas Mann hatte eine verlockende Patriarchenidylle geschildert. Es regiert in der hanseatischen Heimat der Buddenbrooks der angenehmste Bürgerund Geldadel, und ein Narr, ja sogar ein Bösewicht wäre, wer sich cinfallen ließe, an dieser so loyal und absolut nicht hinterlistig verschönerten Bourgeoisie zu rütteln.
Der Stil des faum 30jährigen Mannes, der diesen Roman schrieb, rear außerordentlich gepflegt. Der Wortgestalter war reif geworden wie durch ein Wunder. Er brauchte nicht, was sonst jeder irdischen Natur notwendig ist, das Aufkeimen und die Blüte. Er hatte sich nicht zu einem bestimmten Stile gezüchtet und bewährte trozdem eine Zucht, die von Anfang an Ehrfurcht gebot.
Das war zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Thomas Mann ist seitdem der nämliche geblieben. Man möchte sagen: er ist ewig alt geblieben. Und Alter ist hier gleichbedeutend mit Weisheit und Mäßigkeit. Jederlei Ausschweifung des Gedankens und des Wortes liegt ihm meilenfern. Nichtsdestoweniger sind ihm das Geheimnis des literarischen Fanatismus und der Bezirk der bis zur Extase oder Winstit gesteigerten Schriftstellerinbrunst nicht verschlossen. Er hatte diese dunklen Gebiete der Künstlerpsychologie in Novellen erforscht. ( ,, Der Tod in Venedig "," Tonio Kröger " u. a.) In diesen Nachdenken bestand sein Zoll an das Poetische und Tragische. Aber die glücklichste Veranlagung half ihm dabei, die inneren Leiden des Dichters zu durchschauen, ohne daß er selber irgendwie angetränkelt murde. Er fonnte sich und sein großes Talent faltblütig wie ein Arzt betrachten. Er fand eine ganz besondere geistige Haltung, nämlich jene des Schriftstellers um jeden Preis, der vor die Menschengeschöpfe tritt, um sie zu beschreiben. Die Menschen schrumpfen vor seinem Auge ein, ohne daß er etwas gegen ihre Bedeutung unternähme. Das Mikroskop, das ein Schriftsteller solcher Artung im 2uge trägt, vergrößert nicht, es verkleinert nur. Klein sind die Menschen in der Stadt der Buddenbrooks . Nur ein kleiner Spieß: bürger ist auch„ Königliche Hoheit ", deren Schicksalerleuchtung Thomas Manns geduldstrohende Begabung unternimmt. Klein ist auch das letzte Geschöpf der fruchtbaren Greisenliebe Thomas Manns , Hons Castorp, der Hauptansiedler auf dem 3auberberg". Dieses legte, über 1200, eng gedruckte Seiten starke Buch ist durchfitömt von Wirklichkeit, von Klugheit und Vornehmheit. Alle Ehrentitel, die dem Werte nachgesagt werden, gebühren ihm in unge1 übter Reinheit. Der franke Jüngling, der in Davos , eben auf Lem Bauberberge, heimisch wird, durchwandert zahlreiche Länder Der Sinnlichteit und des Ueberfinnlichen. Ihm wird eigentlich das canze Weltreich des Greifbaren und auch des Abstraften aufgetan. Sumanismus und Jesuitentum, tostbare Aufklärung und überschraubte Reaktion, alles begegnet dem kleinen Hans Castorp, der auch aus der Hansa stammt, wie die Buddenbroots, und der an sich und in sich auf dem Zauberberge die treibenden Kräfte des ganzen Crdballs verspüren soll. Der Bauberberg" ist ein belehrender Der Zauberberg " ist ein belehrender Roman. Er gehört zum Gesamtwert Thomas Manns , wie etwa die Pädagogische Provinz" zum Goetheschen Wilhelm Meister" ge hört. Das heißt: das Abenteuerliche des Lebens wird in feste Geseze und Formeln geschmiedet. Trotzdem wirkt nichts in dem Buche Ichrhaft. Der Schriftsteller Thomas Mann vermag eben alles auszudrücken, was er formen will.
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Formen will er bis heute nur jene bürgerliche Welt, der er fich tief verwandt fühlt im Blute und in der Moral. Er wagt es nicht, Diese Bürgerwelt zu verlassen. Er zögert gewiß nicht aus Feigheit, sondern barum nur, weil die prächtige und doch keineswegs pruntfichtige Zivilisation, die er sich erwarb, ihm als edelste. Blüte jenes Liberalismus erscheint, zu dem er sich befennen möchte.
I wandere aus.
Bon Karl Ettlinger ( München ).
Ihr fennt alle die Geschichte von dem jungen Mann, der nach Almerita durchbrannte und es dort in furzer Zeit vom Schuhpuzer zum Dollar- Billionär brachte. Wie er das machte? Sehr einfach! Er legte von jeden fünf Cents, die er fürs Schuhpuzen befam, zehn Cents zurüd, und wenn wir annehmen, daß er täglich nur hundert tausend Schuhe puzte, so tönnt Ihr Euch leicht ausrechnen, was das für ein Geschäft war.
Eine andere Methode, in Amerika im Handumdrehen steinreich zu werden, ist diese: man fährt nach New York und fauft sich einen Strohhut. Diesen Strohhut setzt man auf und wandert damit quer burch das Land. An jeder Quelle schöpft man Wasser in den Hut und läßt es durch das Stroh ablaufen, bis man an eine Quelle fommt, bei der in dem Strohhut fleine Goldförner zurückbleiben. Das ist dann eine goldhaltige Quelle, und die kauft. man
Schutzzoll für die Schnapphähne.
SUMALZ
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Beilage des Vorwärts
GERS IZEN KARTOFFEFER
HAF
ROGGE
Einst lauerten in Büschen und in Hecken Zu frechem Raub und Mord des Adels Recken Mit Spieß und Schwert dem reichen Kaufmann auf.
FLORATY
MYAGARINE
Doch heut' mit deutscher Treu und deutschem Glauben Geht man gefeßlich" an das große Rauben. Der Schnapphahnzoll türmt Gelder bald zuhauf.
Wenn Städte hungern, Frau'n und Mütter trauern, Braucht keinem Pfefferfack man aufzulauern! So ändert sich der Zeiten Lauf..
Oder man fann sich auch an eine Straßenede stellen und warten, bis das Kind eines Trusttönigs von einem Auto überfahren wird. Dann rettet man es schnell und reird von dem tränenüberströmten Vater zum Universalerben eingesetzt. Das ist erst neulich im Film passiert.
Kurz, man hat unzählige Möglichkeiten, und deshalb gibt es auch in Amerita gar keine armen Leute und nirgends spielt sich ein Konfurrenzfampf so gemütlich ab.
Nun befize ich noch einen alten Strohhut, der sich ausgezeichnet zum Sieb eignet, und weil mir die Zustände in Europa ohnehin nicht besonders gut gefallen, sagte ich mir: Karlchen, wandere eus!" Mit anderen Worten: ich wurde von dem weitverbreiteten Auswanderungsfieber ergriffen. Ein mir befreundeter Stenotypist 3. B. war felsenfest überzeugt, daß sich in New York Hunderttausende von Chefs die Haare ausraufen nach einem Stenotypisten, der nicht englisch kann, und deshalb ist er nach Dollaria ausgewandert. Seitdem hat er nichts mehr von sich hören lassen- wahrscheinlich schämt er fich jetzt meiner schäbigen Bekanntschaft.
Also ich verkaufte mein bissel Sach, um mir eine Fahrkarte nach Amerifa zu lösen. Und wie's das Glück will, sehe ich ein Inserat: Kostenlosen Rat für Auswanderer erteilt August Krawattendreher. Für Rückporto ist eine Mart beizulegen."
Hurra", schreie ich, das ist dein Mann! Was es doch für gute Menschen gibt!" Also ich schrieb ihm einen Brief und legte statt der einen Mark drei bei, damit er merken sollte, daß er es mit einem intelligenten Menschen zu tun hatte. Ich sezte ihm auseinander, daß ich zu jeder Arbeit bereit sei, selbst wenn ich sie noch so wenig verstünde, und daß ich als ehemaliger Gymnafiast zwar nur mangelhaft englisch , dafür aber die Weltsprachen lateinisch und griechisch fönne. Ueberhaupt befäße ich ein ausgesprochenes Sprachentalent, ich hätte erst jüngst eine Reise durch Niederbayern gemacht und mich ganz gut mit den Eingeborenen verständigt.
Offenbar imponierte mein Brief dem Menschenfreund Krawattendreher folossal, denn er antwortete mir, ich müsse unter allen Umständen auswandern. Dies sei der Rat, den er gratis erteile. Weitere Auskunft toste zehn Mark. Gerade an Leuten meiner Art sei drüben ein riesiger Mangel, und er habe in Amerifa eine Menge Bekannte, die begeistert seien, wenn ihnen so einer wie ich begegne. Mit dem teilten sie den letzten Pfennig.
Diese Auskunft versetzte mich in einen Taumel des Entzüdens. Denn wie angenehm ist es doch, wenn man auswärts gleich Bekannte hat, und ich nahm mir vor: so einem gebe ich gleich mein Geld zum Aufbewahren, sobald ich drüben ankomme.
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Also ich schickte dem Krawattendreher zehn Mart, bedankte mich taufendmal und erhielt von ihm fünf heftographierte Blätter zum Studium Amerikas . Große Flettflecken waren drauf jedenfalls damit ich seinen Wohlstand erkennen sollte. Aus den Blättern erfuhr ich etwas ganz Neues. Nämlich in Amerika gibt es noch große Urwälder, und wer so ein Stüd Urwald urbarmachen will, der friegt es von der Regierung geschenkt: Herz, was willst du noch mehr? Man leiht sich einfach eine Art, geht in den Urwald, haut die Bäume ab, pflanzt Weizen, Bananen und Sommerrettiche und nagelt ein Brett an: Klapperschlangen ist das Betreten meiner Farm untersagt!" Sind zufällig ein paar Indianer in der Gegend, dann raucht man mit ihnen die Friedenspfeife und sagt:„ Howgh"," Squaw" und" Stalp", dann kommt man ausgezeichnet mit ihnen aus. Das Klima dort ist herrlich: wenn man das gelbe Fieber erst drei-, viermal gehabt hat, ist man immun dagegen. Meistens friegt man es übrigens nur einmal.
Den heftographierten Blättern lag noch ein Brief bei, in dem fich Herr Krawattendreher erbot, mir die Einreiseerlaubnis, den Baß und was sonst zum Auswandern gehört, gegen eine Gebühr von 150 M. zu besorgen. Dieses Entgegenkommen übertraf meine fühnften Hoffnungen. Denn mit Behörden habe ich nicht gern zu tun; die verlangen immer den Geburtsschein, Impfschein, Steuerquittung Herr Krawattendreher verlangte gar nichts. Bloß die 150 M. Natürlich schickte ich sie ihm poftwendend, d. h. ich schichte fie ihm telegraphisch, denn darum hatte er gebeten, und zwar schickte ich ihm zweihundert Mart, falls es etwas mehr tosten sollte. Das war vor sechs Wochen. Seitdem bin ich ohne Nachricht von ihm. Ich habe brieflich bei ihm angefragt, ob das Geld bei ihm ein getroffen fei, aber der Brief tam zurüd mit dem Bermert: Adressat abgereift, unbekannt wohin."
Hingegen habe ich heute einen anderen Brief bekommen, von dem ausgewanderten Stenotypisten: ich solle ihm um Gotteswillen Geld zur Heimfahrt schicken, er sei am Berhungern. Er betrachte sich als eines der vielen Opfer gewiffenloser Auswanderungsagenten.
Hm! Am Ende ist es doch besser, sich als Auswanderungsluftiger nicht an einen Krawattendreher zu menden, sondern den Warnungen seiner Behörden Glauben zu schenken!...
Auf jeden vierten Mann ein Automobil.
Der europäische Leser ist nicht mehr sonderlich überrascht, wenn ihm sein Leibblatt gelegentlich allerhand erstaunliche Ziffern über die Zunahme des Automobilverfehrs in den Bereinigten Staaten m'tteilt. Man weiß bereits, daß die amerikanische Automobilindustrie unter Fords Führung die aller anderen Länder überflügelt hat, und hat sich mit der Tatsache abgefunden, daß in der Union die meisten und billigsten Fahrzeuge produziert werden. 84 vom Hundert aller Automobile, die es auf der Erde gibt, fahren im Lande des Dollars, und Tag für Tag verlassen 7000 fertige Wagen Fordsche Werkstätten. All diese Zahlen, so eindrudsvoll fie auch sein mögen, geben indeffen noch fein rechtes Bild davon, wie sehr die Vervollkommnung des
Automobils
das gesellschaftliche Leben und den sozialen Aufbau des amerikanischen Volkes umgeformt hat. Anschauliche Bilder von der völligen Umgestaltung des öffentlichen und privaten Lebens durch den Kraftwagen gibt Colin Roß in feinen lebendigen Reiseschilderungen.( ,, Das Meer der Entscheidungen" Leipzig , Brodhaus).
Arbeiter
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In den großen Städten der Oststaaten bekommt man noch nicht Den rechten Begriff von der Bedeutung des Automobils. Wer das Land der Automobile wirklich fennenlernen will, muß nach Kalifointen fahren. In diesem gesegneten Lande kommen auf vier Millio. nen Einwohner eine Million Personenautos, das heißt jeder vierte Kalifornier oder finnfälliger ausgedrückt: jede Familie hat ein Automobil. Der Geschäftsmann, der Angestellte und nicht zuletzt der fie alle fahren im Auto ins Bureau, zur Arbeitsstätte und lassen die Wagen auf der Straße stehen. Vor den Bureaus und Fabrifen stehen die Wagenreihen. Sie warten vor den Geschäfts häusern, fie füllen die Höfe und Nachbargelände der Schulen. Die Theater und Klublokale erkennt man abends an den Heerlagern ter Automobile, und vor den Gotteshäusern stehen sie Sonntags fo dicht aufeinander wie die Schirme in einer Theatergarderobe an einem Regentag. Die Plätze an den Straßenländern reichen längst nicht mehr aus, obwohl die Wagen sentrecht zur Front des Burger steiges aufgestellt werden müssen. Es gibt bereits Autogarderoben", weite Bläge, wo man gegen eine geringe Gebühr den Wagen zur Aufbewahrung abgeben kann.
Das Auto ist heute in den Bereinigten Staaten im selben, ja in noch stärkerem Maße ein Verkehrsmittel der Arbeiterklasse wie in Europa das Fahrrad. Die Preise sind für den Arbeiter durchaus erschwinglich. Ein Ford - Wagen tostet 350 Dollar, einen Zweifiger tann man schon unter 300 Dollar bekommen, und wem ein neuer Wagen zu teuer ist, der fann sich allenthalben einen gebrauchten für 150 Dollar faufen. Der Durchschnittslohn des ungelernten Arbeiters beträgt bis 5 Dollar im Tage, der des gelernten Arbeiters 8 bis 10 Dollar, manche Kategorien erhalten sogar 12 Dollar. Bei einem Wochenlohn von 192 bis 240 m. fann sich so jeder sparsame Arbeiter ohne Schwierigkeit ein Automobi! erstehen, zumal man fast immer auf Abzahlung taufen tann. Mit Faunen sieht der Europäer in Kalifornien einfache Feldarbeiter, die weder lesen noch schreiben fönnen, in ihren Wagen steigen, um zu ihren Familien zu fahren.
Das Bad in der Pflanze. Unter den mannigfaltigen Einrich tungen, welche die Blumen befizen, um die Insekten zu ihrer Befruchtung zu veranlassen, ist das„ Badezimmer", das die südamerikanische Orchidee Coryanthes ihren Besuchern darbietet, wohl eine der seltsamsten. Die Blüte enthält in ihrem Innern ein" Futtergewebe", das von den fie besuchenden Insekten außerordentlich begehrt ist. Es scheint, daß dieses Futter" betäubend wirkende Stoffe enthält, denn wenn die Bienen sich an seinem Genuß erfreut haben, sinten sie alsbald in einen Kessel, der, den unteren Teil der Honiglippe bildend, mit einer mäfferigen Flüssigkeit angefüllt ist. Damit dieses Baffin nicht leer wird, ist sogar eine Einrichtung getroffen, durch die die Flüssigkeit ständig und tropfenweise von oben her immer wieder nachgefüllt wird. Wollen nun die Bienen das ihnen natürlich nicht gerade erwünschte Bad verlassen, so ist das nicht leicht, denn die Wände des Bassins sind glatt und gestatten fein Entkommen. Endlich finden sie eine fleine Deffnung, die ins Freie führt; drängen sie sich nun aber durch diese Deffnung hinaus, so werden sie gleichzeitig mit Bollenstaub überschüttet, und diesen Staub übertragen sie sodann bei einer anderen Blüte, die sie danach be suchen, auf dem gleichen Weg auf die Narbe, denn sowohl die Narben wie auch die Pollenmassen befinden fich gerade da, wo die fleine Deffnung aus dem Badebassin ins Freie führt. Trotz des wenig angenehmen Bades, das die Bienen beim Besuch der Orchidee mit in den Kauf nehmen müssen, sind die Cornanthesblüten immer berart überlaufen, daß oft ganze Bienenprozessionen aus den fleinen Löchern heraustommen. Die Befruchtung der Blüten ist also jeden. falls immer gesichert.