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Will man einen Rückfall in die Versackungspolitik ver­meiden, dann darf man den ganzen Fragenkomplex der Ent- waffnung und Räumung nicht anders auffassen, denn als einen Kampf um die Räumung des besetzten Ge- b i e t s. Dieser Kampf muß mit den Mitteln geführt werden, die unter den gegebenen Verhältnissen die zweckmäßigen sind. Das heißt: wenn die Reichsregierung nur einen Teil der gestellten Forderungen geradewegs erfüllen will, für einen anderen Teil der Forderungen Zurücknahme oder Aenderung anstrebt, so muß sie vor der Welt den Nachweis führen, daß ihr Verlangen nach Räumung auch dann berechtigt bleibt. Es muß ihr gelingen, die Räumung durch einen Druck auf die Weltmeinung zu erzwingen. Würde sie aber aus Angst vor ihrem eigenen Anhang das Ziel ihrer Aktion gefährden und damit auf Umwegen zur Politik derDeutschen Zeitung" zurückkehren, so wäre es schade um die Umwege und die ver- tane Kraft. Fragen des sogenannten Prestiges werden also bei den Erwägungen der Regierung keine ausschlaggebende Rolle spielen dürfen. Rücksichten auf die Gesamtwirtschaft und aus die Interessen der Beamten, Angestellten und Arbeiter sind desto mehr am Platze. Wir halten es für selbstverständlich, daß den abzubauenden Polizeibeamten eine andere mindestens gleichwertige Beschäftigung zugewiesen werden muß. Von den geforderten Umstellungen der Be- triebe wird in einem Teil der Presse behaupet, daß sie Kosten m der Höhe von einer Viertelmilliarde G o l d m a r k und große Arbeiterentlassungen ver- Ursachen würde. Wie weit solche Behauptungen zutreffen, ist noch nicht zu übersehen, jedenfalls ist es Aufgabe der Regierung, dafür zu sorgen, daß nicht Unschuldige in Not geraten. Zu- verlässige, auf vorsichtige Schätzungen aufgebaute Angaben über die Kosten, die die geforderten Umstellungen dem Reich verursachen werden, wird man wohl so bald wie möglich erwarten dürfen. * Zu der geforderten Aenderung in der Stellung des Chefs der Heeresleitung wird mitgeteilt, daß die jetzige Regelung vom August 1920 stammt und damals im Heeresverordnungsblatt veröffentlicht wurde.' Gemäß den Versailler Bestimmungen geht das Heeresoerordnungsblatt der Militärkontrollkommission in Berlin   ständig zu, sie hat diese Verordnung über dxn Chef der Heeresleitung nicht beanstandet. Als der Reichstag   das Wehrgesetz be» schloffen hatte, bemängelte General Rollet einige Bestim- munaen dieses Gesetzes, die er vor der Verabschiedung nicht beanstandet hatte. Das Gesetz wurde darauf vom Reichstag entsprechend abgeändert. Die Beanstandungen Nollets hatten sich jedoch nicht gegen die Bestimmungen über den Chef der Heeresleitung gerichtet. Seratungen. Die Entwassnungsnote ist zunächst den beteiligten Ressorts zur Beratung zugegangen, dann wird das Ge» samtkabinett weiter beraten und vermutlich mit der Kon» trollkommlssion in Verhandlungen eintreten. Der Auswärtige Ausschuß ist von seinem Vor- sitzenden, Abg. H e r g t. bekanntlich auf Mittwoch einberufen worden. Es scheint aber, daß dies nicht im Einvernehmen mit dem Auswärtigen Amt   geschehen ist, das gerne etwas mehr Zeit zur Ueberlegung haben möchte. Die Ministerpräsidenten der Länder kom» men in den nächsten Tagen nach Berlin  .
�uslanüsftimmen zur Entwaffnungsnote. Pariser Kommentare. pari». S. Juni.(Eigener Drahtbericht.) Das umfangreiche Doku- ment, das die Note der Botschafterkonferenz zur Entwasfnungsfrage darstellt, wird von der Pariser Presse nur in kurzen Auszügen ver- öffentlich. Die Kommentare dazu sind bisher sehr spärlich. Das
Ein örief. von Henri de Farge. (Aus dem Französischen von G. Sch.) Gnädige Frau! Mein Brief wird Sie überraschen, dennoch schreibe ich ihn, wenn ich auch die Worte nicht recht zu setzen weiß. Es ist wohl unnötig, meinen Namen zu nennen,, denn Sie kennen mich gewiß nicht, und wenn Sie mich jemals beachtet haben aus demselben Grunde vielleicht, weshalb ich Sie beachtete, haben Sei mich gewiß wieder vergessen, besonders an einem Tage wie dieser, an dem Sie Ihre Hochzeit feiern. Eine schöne HochzeitI... Ich war merkwürdigerweise ohne eigentlichen Grund dabei anwesend. Sie sind ein« sehr reiche, ehr- bare und distinguierte Dame in der höchsten sozialen Stellung. Ich hingegen stehe ganz tief, ich glaube in der tiessten Stellung, die überhaupt möglich ist. Da» ist ober weder Ihr« noch meine Schuld. Jeder geht den Weg, nicht wahr, welchen ihm die Notwendigkeit vorschreibt. Trotzdem gibt es für uns etwas... etwas Merkwürdiges, wo- für wir nicht verantwortlich gemacht werden können und was auch nicht zu bestreiten ist. Wir ähneln einander... wir ähneln ein- ander in der frappantesten Weise. Ein Zufall führte Sie einmal an mir vorüber. Eine Freundin, welche mit mir war, rief erstaunt au»: .Dein EbenbildI" Sie sind wirklich mein Ebenbild, besser gepflegt natürlich, mit mehr Schliff, wie eben ein Mensch, der alles hat, was er braucht. Ich verfolgte Sie am erwähnten Tage. Ich wollte sehen, wo Sie wohnen. Wir waren zufallsweise aus demselben Viertel. Bon der Zeit an verlor ich Sie nicht mehr au» den Augen.... Es war eine Dummheit meinerseits, da wir doch nicht» Gemeinsames haben konnten. Aber gerade das oeranlaßte mich, Ihnen zu folgen. Ich fragte die Leute nach Ihnen aus und erfuhr da», was ich über Ihr Leben und Ihren Namen erfahren wollte: Sie interessierten mich, die ich die große Welt nicht interessierte. Es fehlte nicht viel, und ich hätte Sie angesprochen. Ost dachte ich daran. Doch wagte ich es nicht. Wozu auch? Was hätten wir einander zu sagen? Sie konnten am Ende glauben, daß ich von Ihnen etwas haben will. Oft, wirklich oft habe ich den Unterschied unserer beiden Schick- sale verglichen, wo wir einander äußerlich doch so sehr ähnelten. In manchen Augenblicken war ich ganz empört. Gerade wegen dieses Unterschiedes. Ich habe Sie sogar an dem Abend, an dem ich Sie ganz oerklärt, ganz selig in den Wagen steigen sah, verwünscht. Sie gingen bestimmt zu einem Ball, während ich... Darauf erfuhr ich, daß Sie heiraten werden... Das gab mir einen Stich... nicht vor Neid. Er führt ja zu nicht» der Neid. Ich zog Erkundigungen ein. Di« Leute sagten zu mir:
Echo de Paris" findet die Aufmachung der Note wenig glücklich. da sie statt die wirklichen Gefahren des reorganisierten deutschen Heeres aufzudecken, sich in einem Wust von Einzelheiten verliere. DerFigaro" sieht in der Note einen neuen Beweis für den gute» Willen der Alliierten, der vor allem in der Konzilianz des Tones und der Beschränkung der Forderung auf die Wiedergut- machung der größten Verstöße zum Ausdruck komme. Auch der Quotidien" findet die Note sehrvernünftig". Sie sei von dem auf- richtigen Willen beseelt, zu einer Berständigung zu gelangen. Das beweise u. a. das Dutschland darin gegebene Bersprechen, daß die alliierte Milttärkontrolle aufgehoben werden solle, sobald Deutschland   die ihm in der Note gemachten Auslagen erfüllt haben werde. Deutschland   wisse nunmehr, wie es das Dertrauen Eu­ ropas   wiedergewinnen könne. Der Preis sei gering in Anbetracht dessen, daß es sich um die Konsolidierung eines dauerhaften Friedens handele. Jedenfalls sei es nunmehr Deutschlands   Sache, durch Taten zu beweisen, daß es von seinen Irrtümern geheilt und daß die Wahl Hindenburgs, wie dies von deutscher   Seite behauptet werde, für Europa   keinerlei Anlaß zur Beunruhigung gebe. DaS englische Echo. London  , 6. Juni.  (EP.) Die Zeitungen schreiben über die alliierte Entwassnungsnote an Deutschland   wie folgt:.Daily Tele- graph": Die Räumung Kölns   hängt jetzt von dem Entgegenkommen der deutschen   Regierung ab.Times": Die Note der Alliierten ist geschickt abgefaßt. Sie trägt den gegenwärtigen politischen Ver- hättnissen Rechnung, indem sie keine Forderungen stellt, die als un- vernünftig oder übertrieben bezeichnet werden könnten. Im Mittel- punkte der internationalen Politik stehe augenblicklich die Einig- keit Englands und Frankreichs   in der Entwaff- nungsfrage. Es wird für England eine Erlösung sein, Köln  räumen zu können, sobald dies ohne Gefahr für Europa   möglich sein wird.Daily Herald" schreibt: Die Forderungen der Alliierten haben das Verdienst, klar und verständig zu sein. Man kann voraussehen, daß die deutsche   Regierung diese Forderungen so viel als möglich erfüllen wird, nur um die Räumung Kölns   zu erlangen.Daily News": Deutschland   bildet gegenwärtig keine Gefahr für Europa  . Dadurch, daß Deutschland   nicht alle Entwaffnungstlauseln erfüllt hat, hat es Anlaß zu Verdächti- g u n g e n gegeben. Wir glauben nicht, daß dieser Verdacht begründet ist. Es ist wohl möglich, daß In Deutschland   auch eine Gruppe von Umstürzlern vorhanden ist, die an Revanche denken. Jedes Land hat sein« Militaristen und warum sollte Deutschland   eine Ausnahme von dieser Regel bilden? Tatsache ist aber, daß die Mehrheit der Deutschen   für den Frieden und entschlossen ist, jedem An- schein kriegerischen Willen» entgegenzutreten.
die»Rote Zahne� für Geeckt. Sie fürchtet seinen Rücktritt. Die Entwassnungsnote der Entente rührt auch an die Stellung des Ehefs der Heeresleitung, des General v. Geeckt. Seit langem wird behauptet, daß er sich mit Rücktrittsabsichten trage. Jetzt entsteht ihm ein unverhoffter und unerwarteter Bundesgenosse. Die Rote Fahne" läßt sich von einem linksrepublikanischen Offizier einen Schreibebrief zustellen, der ein warmes Plädoyer zugunsten von Seeckts darstellt. Wie Ormuzd   und Ahriman   kämpfen nach dieser Zuschrift die östliche und die westliche Orientierung im Reichswehr  - Ministerium miteinander. Selbstverständlich ist die östliche Orien- tierung lies Nationalbolschewismus  , für die General v. Seeckt  eintreten soll, das gute Prinzip, für das zu streiten Pflicht jedes revolutionären Klassenkämpfers und derRoten Fahne" ist. Weil o. Seeckt ein Befürworter des Krieges gegen Polen   gemein- sam mit Rußland   sein soll, deswegen muß er nach Ansicht derRoten Fahne" geschützt werden. Wohin käme auch dasklassenbewußte Proletariat", wenn nicht endlich mal wieder ein anständiger Krieg inszeniert wird? Karl Radeks Prophezeiung, daß die Truppen der Roten Armed an den Ufern des Rhein  » selbstlos und treu Deutschland   gegen den Ententeimperialismus verteidigen würden, ist etwas überholt, aber die Phantasie von dem gemein- samen Zerschlagen Polens   scheint immer noch in den Köpfen gewisser
Es ist merkwürdig, wie ähnlich Sie ihr sehen!" Und ich wohnte dem Hochzeltstrubel bei, ohne daß Sie es ahnten. Ich habe alles mit angesehen: Ihr Besteigen des Wagens, Ibre Ankunft in der Kirche. Ich hatte mich hinter einen Pfeiler versteckt und beobachtete jede Ihrer leisesten Gesichtsregungen. Was machten Sie nur für einen glücklichen Eindruck! Während des Umzuges sah ich Sie noch durch die offene Tür mit strahlenden Augen von den Leuten beglückwünscht.... Natür- sich bin ich nicht an Ihnen vorbeigegangen. Ich hatte ja keinen Grund dazu und dann war ich zu einfach angezogen. Der Kirchendiener, der mich bemerkt hat, hielt mich gewiß für eine Arbeiterin, welche sich die Kleider ansehen kam. Ich kam nicht der Kleider wegen! Ich kam wegen des gewaltigen Eindrucks, den dieses schreckliche Schauspiel auf mich machte! Ja, schrecklich! Das ganze Glück von Ihnen, die meine Züge hat, die mir so sehr ähnelt, kam mir als etwas ganz Unmögliches vor. Etwas, was mir niemals beschieden sein wird und was doch hätte sein können, wenn ich dasselbe wie Sie besäße. Sehen Sie, dos sage ich Ihnen!... Ich bin vielleicht im Un- recht. Sie verlassen zweifellos unser Viertel und wir sehen ein- ander wohl niemals wieder. Jetzt, wo Sie Frau sind, oerstehen Sie da» alle» gewiß besser, was ich Ihnen in diesem ungeschickt zusammengestellten Briese sagen will. Ich begrüße Sie als Marie X. Ich lege diesem Briefe ein paar Veilchen bei... Ganz be- scheiden« Veilchen.,.  _
ver alte und der neue Regen. Der alte Regen ist jedem von uns bekannt. Seit Jahrtausenden pflegt er seine ihm gesetzte Aufgabe als Segenspender und Er- nährer der Pslanzenwelt getreulich und gewissenhaft zu ersüllen. Auch seine Ouantitätsunterschiede, als da sind: Platzregen, lindes Tröpfeln, klatschendes Prasseln und sanftes Riefeln haben wir schon in der Schule als notwendigen Bestandteil der Dichtkunst kennen- gelernt. Der Regen ist notwendig, fördernd und nutzbringend, weil die Landwirtschaft ihn nötig hat. Auch dagegen, daß ein Dichter ihn als Hintergrund für eine rührende Abschiedsszene, ein eheliches Gewitter oder eine graue� öde Seelenstimmung braucht, wird man kaum etwas einwenden können. Aber er kann auch unangenehm wirken, so bei Ausflügen, hellen Kleidern und Panamahüten. Dann ist er«ine Qual für Gastwirte und eine Quelle der Freude für Modeatellers und Stroh- Hutfabriken. All diese unangenehmen oder angenehmen Begleiterscheinungen hat der neue Regen nicht. Ganz im Gegensatze zum allen, der meistens unerwartet und unerwünscht, nie aber zur richtigen Zeit kom oder aufhörte, hat der neue die herrliche Eigenschaft, sein« Tätigkeit nur dann zu entfalten, wenn die Menschen es wollen. Der neue Regen wird nämlich von den Menschen selbst hergestellt.
Leute zu spuken. Die komniunistischen. Arbeiter werden sich nicht schlecht wundern, wenn sie sehen, daß ausgerechnet Herr v. Seeckt   die Sympathien derRoten Fahne" genießt. Aus gut unterrichteter Quelle erfährt dieR o t e F a h n e": und sie weiß es natürlich ganz genau, daß Severing in Bielefeld  ertrankt ist und nicht wieder zurückkehrt. Sie weiß sogar noch mehrt Diese Erkrankung ist eine neu«Schiebung der verfluchten Ober- Konzen, die Severing gern los sein wollen, umdas letzte Hindernis zur Voltsgemeinschastskoalition, zum Bündnis von Hergt bis Wels zu beseitigen." DieV o r w ä r t s"- R e d a k t i o n" ist natürlich mit im Komplott wer erwartet von ihr etwas anderes. Aber indem dieRote Fahne" die grausige Verschwörung aufdeckt, rettet sie großmütig Severing. Das aber läßt darauf schließen, daß in der Redaktion der Roten Fahne" irgendein mit Humor begabter Bursche sitzt. Es macht ihm Spaß, feine Leser zu veralbern, und es gelingt ihm vor- trefflich.
Liebesgabenpatete. Aus dem Barmat-Ausschuft des Reichstags. Der Reichstagsousschuß zur Untersuchung der Kreditangelegen- heiten erledigte heute das Kapitel R e i ch s f e t t st e l l e. Viel Neues bekam man nicht mehr zu hören. Der kommissarisch vernommene Kaufmann Schnell, jegl in München  , früher in Amsterdam  , be- richtet, daß im Jahre 192A bis zu seinem Ausscheiden aus der Amsterdamer Firma auf Veranlassung der Firma Amexcma an 12 bis 17 Empfänger in Deutschland   Liebesgabenpakete in Abständen von vierzehn Tagen bis vier Wochen gesandt worden seien. Er kann sich auf die Namen Wels, N ü h e, ch e l w i g- Frau Helwig, Heilmann und Höfle erinnern. Die Pakete hatten einen Wert von 6 bis 10 holländischen Gulden. Sie ent- hielten Kaffee, Tee, Schokolade, Butter und andere Lebensmittest Die Verlesung der Aussage machte auf den Ausschuß keinerlei Eindruck. Anscheinend sehen selbst die hartgesottensten Ver- Leidiger für dieReinigung des öffentlichen Lebens" in dem Empfang solcher Liebesgaben in der schlimmsten Zeit der Jnslatidn keinerlei Beeinträchtigung staatlicher Interessen. Der Kaufmann S ch w o n, der dann vernommen wurde, wieder- Holl im allgemeinen seine vor dem Preußischen Ausschuß gemachten Aussagen. Bemerkenswert war. daß er heute seine Aus- sassung nicht mehr aufrechterhalten will, wonach mit Barmat auf Wunsch des Ministers Geschäfte getätigt worden seien. Daß Barmat irgendwie bevorzugt worden sei, könne er ebensowenig behaupten. Er erinnere sich aber, daß 10 000 Kisten aus dem Rotterdamer Hafen   nicht durch die Vermittlung Barmats und der Arbeitervertreter herausgebracht worden seien, sondern durch die Firma de Song, die dazu Streikbrecher gehabt habe. Auf Befraaen des Abgeordneten Aufhäuser gibt der Zeuge aber die Möglichkeit zu. daß die Verhandlungen der Arbeiterführer Ein- fluß auf den Abtransport der Waren gehabt hätten. Nach einer Pause wurde das KapitelDemag" in Angriff genommen. Der erst? Zeuge in dieser Sache ist der frühere Reichskanzler und Reichs- tagsabgeordnete Gustav Bauer  . Der Zeuge Dauer berichtet über die Gründung der Deutschen  Margarine- und Speisefettsabrik A.-G.(Demag). Die Grundlage dazu bildete die frühere Armeekonservenfabrik Spandau  - Hasel Horst, die auf Vorschlag des Ministerialdirektors Kautz  industriell verwertet werden sollte, nachdem sie bis zum Sommer 1922 brach gelegen hatte. Es wurde mit derBrema", eine Mar- garinefabrik in Bremen  , ein Vertrag abgeschlossen. Das Reich be- hielt sich den maßgebenden Einfluß auf die neugegründete Gesell- schaft vor. Einzelheiten sind von Kautz und den Referenten er- ledigt worden. Daß hinter derBrema" und der Schröder-Bavk Barmat gestanden habe, wie in einem Teile der Presse behauptet worden sst, sei falsch, ebenso.>.» Wort davon wahr, daß die Demag über dieBrema" an>.....it oerschoben worden sei. Als es der Demag später an Kapital zum Einkauf von Rohmaterialien fehlte, habe der Zeuge den ihm seit mehreren Jahren als kapital- kräftigen Mann bekannten Barmat vorgeschlagen: er habe Kautz aber darauf hingewiesen, er solle bei den Verhandlungen mit Barmat vorsichtig sein, denn dieser wolle, wie jeder andere Kaufmann, viel verdienen. Barmat habe dann da» notwendige Kapital vorgestreckt, zuerst habe er auch den Einkauf des Rah- Materials besorgt, später sei das von der Fabrik selbst geschehen. Auf die Einzelheiten der Heranziehung Barmats zu der Gesellschaft habe der Zeuge keinen Einfluß genommen.
Petrus   hat eine ganz gefährliche Konkurrenz erhalten. Zwei amerikanische   Meteorologen, Bancroft und Francis Warren, sind nämlich hinter das Geheimnis des Petrus   gekommen, sie haben nach mühseligen Forschungen das künfttiche Regenmachen gelernt. Sie sind im Flugzeug ausgestiegen, haben mehrere Zentner positiv elektrisch geladener Sandkörnchen mitgenommen und sie den negativ geladenen winzigen kugelförmigen Wasserbläschen, die dank der heißen Sonnenstrahlen immer in der Luft herumschwirren, an den Kops geworsen. Man kann sich denken, was für ein Durchein- ander, was für eine Revolte eingesetzt hat. Es haben sich Wölkchen und Wolken gebildet. In diese künstlich hervorgezauberten Wolken ist von den Gelehrten abermals Sand, der mit 60 000 Volt ge- laden war, geworfen worden, und dann hat es geriefelt, geregnet, ja gegossen. Wie der Korrespondent weiter berichtet, sollen auch kleine Blitzchen und Dönnerchen mit unterlaufen sein. Die Versuche, die übrigens ernsthaft begonnen wurden und unter Teilnahme weitester Kreise fortgeführt werden, sind über- raschend gut gelungen. Leute, die das Gras wachsen hören, knüpfen an die Experimente die Hoffnung, daß die Menschheit nunmehr selbst das Wetter bestimmt. Diese Sache hat einen kleinen Haken. Wie will zum Beispiel der Besitzer des EtablissementsZum ewigen Sonnenschein" den Bauer überzeugen, daß es nur im Winter regnen darf, �nd dann auch nur des Morgens. Kann man es dem Land- wirt übelnehmen, wenn er bei langanhaltender Dürre fein Flug- zeug aufsteigen läßt und Regen hervorzaubert? Es ist doch wohl besser, wir bleiben beim alten System, es sei denn, daß Petrus  gar kein Einsehen hat._ Da» Dauhau» in Dessau  . Bei der Neuorganisation de» Bau- Hause» in Dessau   wurde Walter Gropius   mit der Oberleitung der dortigen städtischen Maschinenbauschule, Bauschule und Hand- werkerschule betraut, die etwa 1000 Schüler hat. Er gliedert ihr die Organisation des Bauhauses in ähnlicher Form, wie es bisher in Weimar   bestand, als hochschulartigen Oberbau an. Die gesamte Neuorganisation unter dem NamenDa» Bauhaus in Dessau  " wird allmählich innerhalb des ersten Etatsjahres vor- genommen werden. Die bestehenden Fachschulen bilden den Unter- bau. Der hochschulartige Oberbau dient der Durchbildung besonders Begabter und gleichzeitig systematischer Versuchs- und Modellarbeit für Handwerk und Industrie. Die Stadt Dessau   hat dem neuen unternehmen mit Unterstützung des Staates Anhalt   in großzügiger Weife Mittel zur Verfügung gestellt. Außerdem werden sogleich nach Plänen von Gropius   ein neues Institut und eine Wohnhaus- kolonie für die Meister errichtet. Pierre couys, der Dichter derAphrodite  ", ist in Pari» ge. starben mit seinen 67 Jahren bereit» halb vergessen. Mit seinem RomanAphrodite  ", der die freie Sinnlichkeit der antiken Welt ver- herrlichte, hatte er Weltruhm erreicht. Aber verschollen ist die Sammlung, die er unter dem Namender Lieder der Bilitis", an- gebliche Uebersetzungen aus dem Griechischen, in die Literatur' ein- schmuggelte, entzückende Liedchen und vibrierende Stimmungsbilder aus dem griechischen Liebesleben, die mehr griechischen Geist ent- halten als die meisten der echten ober plumpen Uebersetzungen. Srstaasffihnnigev»er Stech«. SomUa«: S t a a t»«p e r:.Gtravwskv". Abend.- Slenleg(».):«olksbllhne:gtrtt»'. 9