Gewerkschaftsbewegung

Der Erfolg des dänischen Lohnkampfes.

Kopenhagen , 6. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Nach 13 Wochen schweren Ringens wird in Dänemark nunmehr morgen, Montag, die Arbeit wieder aufgenommen. Mit den Bedingun gen, unter denen die Arbeiter wieder in Beschäftigung gehen, fönnen fie vollauf zufrieden sein. Man erinnere fich, daß es die Arbeitgeber waren, die mit der Parole, feine Lohn­erhöhung, aber ohnabbau bei den bestbezahlten Arbeitern den Kampf begannen. Erst 50 000, dann 100 000 Arbeiter sperrten sie aus, um dieses Ziel zu er= reichen. Die Gewerkschaften kämpften den aufgezwungenen Kampf mit Gegenstreits, gulegt mit ihrerschärfsten Baffe, dem Transportarbeiter und Seeleutestreit, durch. Es ist ihnen gelungen, ihr 8iel, Regulierung der Löhne nach dem 3ndeg, und darüber hinaus 3ulagen für die Minimallöhne, zu erreichen. Es ist müßig, zu untersuchen, ob die Gewerkschaften bei einheitlicher Tattit hätten mehr erreichen können, oder ob die zum Teil sehr geringen Diffe­renzpunfte einen jo langen Ronflitt rechtfertigten; denn das Prinzip der Inderlöhne sollte und ist von den Gewerkschaften durchgesetzt worden. Die umfangreichste, am Streit beteiligte Arbeitergruppe waren die ungelernten Arbei ter. Sie vor allem sollte der Schlag der Unternehmer treffen. Und gerade fie haben äußerst günstig abgeschnitten. Der Grundzug der vielen neuen Einzeltarife und-regelungen ist eine Lohnerhöhung von 3 Prozent, die für die nie­drigft bezahlten Arbeiter auf 5 bis 8 Prozent steigt. Sie tritt fo fort in Kraft; die Forderung rüdwirtender Zahlung war nicht durchzuseßen.

Die meisten Tarife gelten für zwei statt wie bisher für ein Jahr. Während dieser Zeit sollen die Löhne entsprechend der halbjährlichen amtlichen Preiszahl gefentt oder erhöht werden, und zwar für jeden Bunft des Inder mit 1 Prozent, aber nur, wenn die Schwingung über 6 Bunfte beträgt. Maßregelungen dürfen nicht stattfinden. Lokale Berhand­lungen sollen gewisse örtliche Affordsäge im Sinne dieser Berein­barungen regeln.

Dieser Ausgang ist wohlverdient. Die dänische Arbeiterschaft hat den Rampf zäh durchgehalten. Die Opfer, die sie gebracht hat, läßt die Tatsache ahnen, daß im

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April unb Mainicht weniger als 13 millionen Kro.. nen Sparguthaben von den dänischen Sparkassen ab­gehoben worden sind. Mit Stolz sehen die dänischen Arbeiter auch auf die internationale Unterstügung, sei es die finanzielle von Deutschland , Schweden und Norwegen , sei es die Blockierung der dänischen Streifbrecherschiffe in den englischen Häfen. Légten Endes aber haben die dänischen Arbeiter die Hauptlast des Konflikts getragen aber mit Erfolg!

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Abbruch der Lohnverhandlungen im Holzgewerbe.

WTB. meldet: Der Arbeitgeberverband im Deutschen Holz­gewerbe teilt mit: Die zentral geführter Verhandlungen über die Arbeitslöhne im deutschen Holzgewerbe sind ergebnislos ab= gebrochen worden, so daß mit Arbeitsfämpfen von größerem Umfang zu rechnen ist. In Schlesien , hamburg und Kassel sind bereits Teilstreits aus­gebrochen, die von Arbeitgeberseite mit Aussperrungen beantwortet wurden.

Große Streitgefahr bei der Meierei Bolle.

In der Funktionärversammlung der Meiereibelegschaft am 6 Juni wurde beschlossen, die Streitkommission zu ermächtigen, in der zu morgen( Montag) einberufenen Bollversammlung die so fortige Arbeitseinstellung zu empfehlen. Die Direk tion der Meierei Bolle hat bisher feinerlei Schritte zur Beilegung der Schwebenden Differenzen unternommen. Infolge, der dauernd ablehnenden Haltung gegen die Lohn­erhöhung hat sich der Belegschaft eine immer stärfere Erregung be­mächtigt, zumal die Löhne seit Ausgang vorigen Jahres nicht nur feine Erhöhung erfahren, sondern teilweise sogar bis zu 3 Mart für die Lohnwoche reduziert worden sind. Die Erbitterung der Arbeitnehmer ist derart groß, daß mit dem sofortigen Ausbruch des Streits zu rechnen ist.

Vorläufiges Ende der Berliner Feilenhauerbewegung.

Die im Metallarbeiterverband organisierten Feilenarbeiter be­schäftigten sich in ihrer Branchenversammlung am 3. Juni mit den zurzeit in Groß- Berlin gezahlten Löhnen. Sie beschlossen, unter allen Umständen an ihrem Ziel, einer Aufbesserung der Löhne, fest­zuhalten, und beauftragten die Organisation, alle Wege zu be­schreiten, um dieses Ziel zu erreichen.

In allen fleineren und mittleren Betrieben Groß­Berlins wird zu den neuen Lohnsägen gearbeitet, nur die Firmen Mägdefrau, Peiseler, went und Werner haben jede Erhöhung über den Schiedsspruch hinaus abgelehnt, da fie mit Hilfe des Deutschen Feilenbundes, der die bedrängte Ber­ liner Feilenindustrie mit Geld, Feilen und durch Ueberweisung von Arbeitsfräften unterstützte, sich aufs hohe Pferd sehen konnten.

Eine äußerst traurige Rolle bei dem letzten Lohnkampf hat der Meister Hohensee bei der Firma Werner durch An­werben von Hilfskräften gespielt. Alle Mittel wurden von ihm an­gewandt, um Verwandte, Bekannte und Nachbarn als Hilfstruppen für die Firma Werner heranzuziehen. Die Geldmittel des Feilen­bundes sowie das unfollegiale Verhalten eines Teiles der Ar­beiter der Firmen Mägdefrau und Werner haben dazu beigetragen, daß die Lohnbewegung teinen vollen Erfolg hatte.

Die Branchenversammlung beschloß, soweit es den Feilen­arbeitern nicht gelungen ist, in anderen Betrieben unterzukommen, sich im Arbeitsnachweis für die Feilenindustrie eintragen zu lassen. Einmütig fam in der Debatte die Ueberzeugung zum Ausdrud, daß alle Feilenarbeiter auch in Zukunft ihre Gewerkschaft, den Deutschen Metallarbeiterverband , hochhalten und mehr wie bisher dafür wirken müssen.

Stillegungen und kein Ende.

Aus Hamborn meldet WTB.: Die Kündigungen im Ham borner Bergbaubezirt, die insgesamt 3500 Mann betreffen, werden sich nicht in dem Maße auswirken, wie man zu­nächst befürchtet hatte. Immerhin rechnet man für die Stadt Ham born selbst mit 1500 Erwerbslosen. Man will versuchen, einen entweder in landwirtschaftlichen Teil dieser Leute Arbeitsstellen oder in den südlichen Randzechen(?) unter zubringen. Außerdem sollen Notstandsarbeiten in Angriff genommen werden. Auf der Gewerkschaft Friedrich Thyssen " rechnet man mit einer Entlassung von 240 Betriebsbeamten. Die Krise im Berg­bau wirft sich bedauerlicherweise auch auf die anderen Gewerbe­betriebe aus. Zahlreiche Neubauten wurden von den Werken stillgelegt und die Arbeiter wurden entlassen. Es ist gelungen, die Facharbeiter anderweitig unterzubringen.

Die Landwirtschaft könnte sich infolge des Abbaues im Berg­bau viele brauchbare Arbeitskräfte sichern, wenn die landwirtschaft­lichen Arbeitgeber sich an eine bessere Behandlung ihrer Arbeiter

gewöhnen wollten.

Internationale Arbeitskonferenz.

Genf , 6. Juni. ( WTB.) Auf der unter dem Vorsitz von Bes nefch abgehaltenen Bollfigung der Internationalen Arbeitskonferenz vom Freitag vormittag wurde das der Konferenz in zweiter Lesung vorliegende internationale Abkommen über die Gleichstellung der ausländischen mit den einheimischen Arbeitern bei Arbeitsunfällen endgültig angenommen. Auch eine auf die gleiche Materie bezüg­liche sogenannte Empfehlung wurde ohne Bit erspruch genehmigt.

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Verhandlungen im französischen Bergbaukonflikt. Paris , 6. Juni. ( WTB.) Wie Petit Journal" mitteilt, haben die Vertreter der Bergwerksbefizer der Departements Nord und Pas de Calais auf Drängen des Ministers für öffentliche Arbeiten eingewilligt, die den Bergarbeitern bisher gewährte Teuerungszu­lage, die abgeschafft werden sollte, zur Hälfte weiterzuzahlen. Die Bertreter der Bergarbeiter werden diesen Vorschlag weiterleiten, und der nationale Kongreß der Bergarbeiter des Allgemeinen Ar­beiterverbandes( CGT.), der am 25. Juni in Carmaug stattfinden wird, wird die Lage zu prüfen haben.

Achtung, Buchdrucker! In den Deutschen Werten" in Spandau sind Differenzen ausgebrochen. Vor Antritt einer Kon­dition daselbst sind unbedingt Erfundigungen einzuziehen auf dem Der Gauvorstand.

Achtung, Bergmann- Elektrizitätswerke Berlin !

Am Montag, den 8. Juni, nadm. 5 Uhr, bei Kroll, Utrechter, Ede Hennigsdorfer Straße, für alle Genoffinnen und Genossen, Hand­und Ropfarbeiter eine sehr wichtige Fraktionsfigung. Stellungnahme zur Betriebsratswahl. Der Fraktionsvorstand.

Gewerkschaftliches fiehe auch 3. Beilage.

Berantwortlich für Bolitik: Bictor Schiff; Wirtschaft: Arthur Saternus; Gewerkschaftsbewegung: J. Steiner; Feuilleton : Dr. John Schilowski; Lokales und Sonstiges: Fris Karstädt; Anzeigen Th. Glode; sämtlich in Berlin . Berlag: Borwärts- Berlag G. m. b. S., Berlin . Drud: Borwärts- Buchdruckerei und Verlagsanstalt Baul Singer u. Co. Berlin SB 68 Bindenstraße 3. Sieran 4 Beilagen und Unterhaltung und Wissen". Nollendorf 1120, 1121, 1122

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