Einkristallmetalle.
Bon Dipl.- Ing. Dr. Hamm.
Einer der bedeutendsten Mathematiker des 19. Jahrhunderts hat einmal den Vorwurf, feine Arbeiten seien ohne praktischen Wert, mit dem Worte abgewiesen: die Wissenschaft arbeitet, mangels Bestellungent, auf Borrat. In der Tat hat es sich noch fast immer gezeigt, daß wissenschaftliche Untersuchungen, die ohne jede Beziehung zu praktischen Dingen standen, schließlich doch technische Anwendung fanden, die sie höchst wertvoll machte. Wie weltfern und abstraft erschien der Generation etwa um 1870 die Maxwellsche Lehre von der Elektrizität, und doch dauerte es kaum zwei Jahrzehnte, bis sie in den Herzschen Versuchen und Marconis fühner Tat ihre praktische Wichtigkeit bewies. Marwell hatte auf Vorrat gearbeitet. Manch mal dauert es noch länger, ehe die wissenschaftliche Erkenntnis verwertbar wird, manchmal geht es freilich auch noch viel schneller. Und es scheint fo, als ob in neuester Zeit diese Geschwindigkeit sich bedeutend gesteigert hätte. Denn das jüngste Kind der Phyfit, die Atomtheorie, deren Ausbau faum begonnen hat, hat bereits angefangen, Früchte zu tragen und ihre praktische Wichtigkeit zu erweisen.
Wir wissen, daß die Atome aus einem positiv- elektrisch geladenen Kern bestehen, den die winzigen, negativen Elettronen, die eigentlichen Eletrizitätsatome, mit ungeheurer Geschwindigkeit umfreisen, ähnlich wie die Planeten die Sonne, nur eben viel schneller. Der Abstand der Atome voneinander im festen Rörper ist ungeheuer groß gegen ihre eigenen Abmessungen, so daß sich so fleine Körper, wie es die Elektronen sind, frei dazwischen bewegen fönnen. In der Tat schwärmen eine Menge Elektronen in dem freien Raum zwischen den metallischen Atomen herum; bewegen sie sich in einer Richtung, sa entsteht die Erscheinung des elektrischen Stromes. Gewöhnlich bewegen sie sich aber höchst unregelmäßig. Bei der regelmäßigen Bewegung finden nun zahlreiche Zusammenstöße mit den Atomen statt, deren Elettronen dadurch in heftige Schwingungsbewegungen geraten, die sich nach außen als Wärme fund tun; ein von Strom Durchfloffener Körper erhitzt sich. Widerstand eines elektrischen Leiters nennen wir die Größe, die das Maß der Erhizung bei einer Stromstärke von 1 Ampere anzeigt. Je unregelmäßiger die Metallatome liegen, um so mehr Zusammenstöße mit den freien Elektronen finden statt. Es ist nicht anders, als sollten Wagen durch eine Straße fahren, an deren Rande, oder manchmal auch mitten drin, Bäume stehen; da find Zusammenstöße in der Geschwindigkeit nicht zu ver meiden. Ständen alle Bäume hübsch regelmäßig am Rande des Beges, so würden auch die Zusammenstöße vermieden oder an Sahl sehr verringert.
Eine solche ganz regelmäßige Lagerung der Atome haben wir nun beim Kristall, der seine besonderen Eigenschaften, z. B. die Licht brechung, diesem Umftande verdankt. Gelange es, ein Metall ähnlich mie einen Kristall ganz regelmäßig aufzubauen, so würde der Strom der hindurchflutenden Elektronen einen viel geringeren Widerstand finden, die Zahl der Zusammenstöße und damit die Größe der Er. higung müßte fleiner werben. Das ist der leitende Grundgedanke hei der Konstruktion von Eintristallmetallen, wodurch es in der Tat gelungen ist, die Größe, die mir für eine ganz unveränderliche Natur. fonstante hielten, den elektrischen Leitungswiderstand, ganz wesentlich zu verkleinern. Die Amerikaner haben sich auf die Herstellung von " Einfristallfupfer geworfen und damit einen ganz bemerkenswerten Erfolg erzielt. Das Einkristallkupfer wurde hergestellt burd allmähliches Erhizen und Abfühlen reinen Kupfers in einem elektrischen Qfen, der eine genaue Regulierung der Wärme gestattete. Wird ge schmolzenes Metall schnell abgefühlt, so entstehen sehr fleine Kristalle, fühlt man die geschmolzene Masse langsam ab, so entstehen größere Kristalle. Im Laboratorium der General Electric Co. fühlte man nun das Metall so außerordentlich langsam ab, daß nur ein einziger Kristall entstand, der das ganze geschmolzene Metall enthielt. Nach diesem Verfahren konnten dann einzelne Kristalle hergestellt werden,
bie mehr als 21 Millimeter Durchmesser hatten bei 150 milimeter Länge. Die Leitfähigkeit eines solchen Stabes ist um 13 Prozent größer als die gewöhnlichen Kupfer, ein Ergebnis von bedeutender praktischer Wichtigkeit. Man sieht daran, wie wenig man einer wissenschaftlichen Untersuchung von vornherein ansehen fann, wozu fie einſt führen wird.
Die Jesus- Sage.
Georg Brandes , der seine unverwüftliche Greifengeftalt vor furzem hier bei uns hinter dem Vortragstisch zeigte, hat nach Goethe, Voltaire , Michelangelo und Caesar nun auch noch über Jesus als historische Gestalt gehandelt. Diesmal hat er nicht eines seiner voluminösen Bücher geschrieben, sondern eine anderthalb hundert Seiten lange Rampffchrift. Sie ist unter dem Titel„ Die Jesus- Sage", wie alle seine Publitationen, bei Erich Reiß in Berlin erschienen.
Den Stoff beherrscht dieser, anscheinend von feinem Alter ge schwächte Kopf auch hier, höchftens, daß ihm die allerneuesten Berfe wie die von Drems, die eine aftralmythische Erklärung der Jesusgeftalt bringen, unbekannt geblieben find. Dafür fennt er sich in der holländischen, standinavischen und angelsächsischen Fachliteratur aus, die zu einer Berneinung der Geschichtlichkeit Jesu gefommen find. Brandes, der große Sohn der Aufklärung, handhabt nicht nur die Ergebnisse der philologischen Kritik mit Geschic, er ist auch hier der Psychologe, der den Mut hat, mit den Mitteln des„ denfenden Menschen" an eine Literatur heranzugehen, die uns allen tief im Gehirn sitzt. Von der Parallele der Tellsage geht er aus, um einen Geschichtsvergleich oder vielmehr einen Sagenvergleich zu gewinnen. Geine Haupttendenz ist, die Evangelien als Kompilationen aus dem Alten Testament vor allem zu erklären und die Fama von der Einzigartigkeit der christlichen Ideen durch Bergleichung mit den älteren und gleichzeitigen mythischen und theologischen Systemen zu zerstören.
Neue Wege oder neue Resultate fördert Brandes nicht zutage. Das will er auch nicht. Er will zusammenfassen. Was an dem Buche fesselt, ist die Tatsache, daß ein Greis von über achtzig Jahren es für notwendig hält, sich zu dieser Frage noch entschei dend zu äußern, und die Art, wie er Stellung nimmt. Er greift dabei den Wahrheitsgehalt des Christentums nicht prinzipiell an, wenn er auch seinen absoluten Wert auf einen relativen Wert reduziert. Es kann in der Tat fein„ denkender Mensch" gegen seine Kritit der Evangelienethit etwas einwenden, wenn er sagt, daß die griechisch- römische Moral sehr hoch über der stand, die die Evangelien Jesus in den Mund legen, und daß der Grundgedanke der heidnischen Moral, daß die gute Tat ihr eigener Lohn ist, feinem der anonymen Evangelisten auch nur vorgeschwebt habe, da sie völlig in einer primitiven Belohnungsmoral befangen gewesen seien, ebenso wie die Intelligenz" dieser Anonymi, die bekanntlich erst im zweiten Jahrhundert nach Chrifti angeblicher Geburt ihre angeblichen Berichte niedergeschrieben haben, keineswegs von höchstem Rang" gewesen sei. Brandes erweist auch hier wieder die Fähigkeit, naiv zu sehen, d. h., alle Ueblichkeiten und Traditionen der Anschauung über Bord zu werfen, und ganz unmittelbar das zu lesen, was da steht. So findet er sozusagen ganz neu die paradoren Widerspruche in den Evangelien, die ein denkender Mensch eben nicht einfach als selbst verständlich hinnimmt, so findet er Gleichnisse schnurrig, so nennt er die Gebetstechnik der christlichen Lehre eine parodistische Vorstellung" und so hat er die Courage, die Apokalypse einen Horft" zu heißen, in dem sich die menschliche Torheit nun schon das zweite Jahrtausend eingeniftet, sich dabei innig wohlgefühlt und träftig beftärtt gefunden hat".
Das Büchlein ist mit unvermindertem Temperament gefchrieben, Daß ein Mann dahinter steht, der die Weltgeschichte zu einem planetarisch weiten Selbstbewußtsein ausgestaltet hat, darf als befonderes Plus angesehen werden.
FÜR DIE REISE
EINMALIGES ANGEBOT
Det echte„ Biedermeier".
Bor 75 Jahren verstarb in Fechingen im badischen Kraichgau der Dorfschulmeister Sauter und hinterließ u. a. feine Be sammelten Gedichte", die er fünf Jahre zuvor hatte drucken lassen. Sauter war faum je über die Grenzen seines Dorfes hinausgekommen und frei geblieben von sentimentalen, weltschmerzlichen und politischen Anwandlungen. Seine Gedichte waren ganz ernst gemeint und nicht auf Erregung der Lachmuskeln berechnet. Weil fie aber unbeabsichtigt doch diese Wirkung hatten, wirften fie doppelt luftig. Einige Beispiele mögen dies erläutern. Als Sauter nach 33jähriger glücklicher Ehe Witwer wurde, sang er:
Traurig ist es einfam leben, Einsam schlafen, nichts daneben!" Ueber ein Gewitter dichtete er:
Es steht ein Wetter über der Erd'; Wenn's mur ins Württembergische fährt.“
Unter lauter drolligen Gedichten waren aber auch einzelne funstvollendete, von denen drei noch zu Sauters Lebzeiten Bollslieder geworden sind. Darunter„ Das Kartoffellied":
Herbei, herbei zu meinem Sang Hans, Jürgen, Michel, Stoffel Und singt mit mir das Ehrenlied Dem Bringer der Kartoffel!"
"
Die„ Gesammelten Gedichte" Sauters gaben Anlaß zur Schaffung des Namens Biedermaier ", nach dem dann befanntlich eine ganze Kulturepoche benannt ist. Kußmaul. erzählt uns in seinen„ Jugenderinnerungen eines alten Arztes", daß er die Sauterschen Gedichte nebst einer Vorrede, welche die Biedermaier". Poesie scharf charakterisierte, feinem Freunde Eichrodt zugeschickt habe. Als Biedermaiersche Gedichte sind die in Wirklichkeit Sauterfchen Gedichte dann zuerst in den Fliegenden Blättern " erschienen. Kußmaul hatte in seiner Vorrede erwähnt, daß sich auch bei den größten deutschen Dichtern Gemeinpläge à la Biedermaier nachweisen ließen. Daraufhin machten die Fliegenden Blätter " fich den Spaß, das Goethesche Gedicht„ Eins wie's andre":
„ Die Welt ist ein Sardellen- Salat,
Er schmeckt uns früh, er schmeckt uns spat. Zitronen- Scheibchen rings umher,
Dann Fischlein, Würstlein und was noch mehr In Essig und in Del zusammenrinnt, Rapern, so fünftige Blumen sind
-
Man schluckt sie zusammen wie Ein Gefind." als ein Biedermaieriches zu bringen, ohne daß dieser fleine Betrug von ihren Lesern bemerkt wurde. Die„ Biedermaier- Gedichte" find dann später von Eichrodt in Buchform erschienen. Auch die Vorrede, welche Kußmaul feinerzeit an Eichrodt geschickt hatte, ist wörtlich in dieses Buch übernommen. In dieser Vorrede hat Kußmaul ausdrücklich betont( was aber meistens übersehen wird!), daß der edyte und eigentliche Biedermaier" fein anderer als der Dorfschulmeister Samuel Friedrich Sauter ist!
Um die Mitte der achtziger Jahre des norigen Jahrhunderts begann man die Beit, in der Biedermaier- Sauter gelebt und ge dichtet hatte, unter seinem Namen zu charakterisieren. Man sprach nicht allein mehr von Biedermaier- Boefie, sondern auch von Bieder maier- Stil, Biedermaier- Kostüm usw. Jest nennt man die Bieder. maier- Beit furzweg" Das Biedermaier" und meint damit die deutsche Epoche von den Freiheitsfriegen bis zum Jahre 1848. Wenn Sauter als„ Biedermaier mit ai" durch die Fliegenden Blätter " in die Literatur eingeführt wurde, so, hat, wie ergänzend hinzugefügt sein möge, später Frig von Oftini unter dem Pseudonym Biedermeier mit dem ei für die Münchener Jugend gearbeitet. Dr. H. S.
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