Die Feststellungen des Herrn Best sind von unschätzbarem Wert. Wahlversprechungen sind nach Meinung der leitenden Deutschnasionalen Männer bedeutungslos! Auf Verlangen der Fraktion ziehen die Mitglieder, die den Bsstschen Entwurf unterzeichnet hatten, ihre U n t e r s ch r i f- t e n wieder zurück! Erst unter dem Druck der D r o h u n g, daß er die Unterstützung einer anderen Partei in Anspruch nehme, bekommt Best k n a p p die notwendig« Zahl der Unter- schriften für den Entwurf, mit dem alle Mitglieder der Fraktion ihre Wahldemagogie getrieben haben! Zweimal sieht sich Dr. Best, der als Aufwertungsfachmann in den Reichstag gewählt wurde, genötigt, das Redeverbot der Fraktion zu durchbrechen, um zum Wort zu kommen. Dem dritten Redeverbot— am 8. Mai— hat er sich gebeugt, ist aber dann aus der Fraktion ausgetreten. * Von ganz besonderem Interesse ist noch die Mitteilung Dr. Bests, daß die Kompromißverhandlungen mst dem Reichs- kanzler Lutherr von Abgeordneten geführt wur- den, die an der Aufrechterhaltung des be- stehenden Zustandes«in erhebliches Jnter- esse haben. Eine ähnliche Bemerkung hat kürzlich schon .Herr Paul Köhler in seinem, im„Vorwärts" veröffentlichten Aufsatz über Westarps Wahloersprechungen gemacht. Herr Köhler sprach davon, daß die meisten deutschnatio- nalenAbgeordnetenihrepersönlichenJnter- essen nicht zurückstellen. Es wäre sehr erwünscht. daß die Wissenden etwas deutlicher würden. Dann würde sich vielleicht ergeben, welches der deutschnationale Abgeord- nete war, der bei Kenntnisnahme vom Bestschen Entwurf erklärte,-„Wenn das Gesetz wird, muß meine .Frau 500 000 Goldmark zahlen", und welches der deutfchnationale Abgeordnete und Gutsbesitzer ist, der sich um Gesetzesvorschriften bemüht, die ihn von den b«gründeten Ansprüchen engster Familienangehörigen in ö g l i ch st befreit. Man würde dann vielleicht noch mehr erfahren über das persönliche Interesse, das deutschnationale Abgeordnete an einer denreichenSchuld- nern günstigen Lösung des Aufwertungsproblems haben. Und die deutschnationale Presse würde dann vielleicht Gelegen- heit nehmen, einmal einen wirklichen Herd der Korruption aufzudecken. Bielleicht auch nicht! Sie fiufwertungsmehrheit funktioniert. Im Galopp wurden am Dienstag im Aufwertungsaus- schuh des Reichstages eine Reihe der schwierigsten Paragraphen durchgepeitscht. Debattiert wird höchstens noch über die Punkte, über die die Mehrheit sich selbst noch nicht klar ist. Anträge der Opposition werden nicht mehr gewürdigt. Bei den Abstimmungen stellt der Vorfitzende automatisch die An- nähme der Anträge der Kompromißparteien und die Ablehnung der Anträge der Opposition„mit der üblichen Mehrheit", wie er selbst sich ausdrückt, fest. Was die Aufwertung der Jndustrieobligationen be- trifft, so wurde das wichtige Tatsachenmaterial, das in der letzten Sitzung vor der Pause von.sozialdemokratischer Seite und vom Abg. Best für eine G l e i ch b e h a n d l u n g mit den Hypotheken vorgebracht worden war, völlig ignoriert. Der sozial- demokratische Antrag, die Obligationen genau so zu behandeln wie die Hypotheken, wurde abgelehnt. Die Mehrhest beschloh, es bei den IS Proz. zu belasten und den Altbesttzern einen Genußschein in Höhe einer Zusatzaufwertung von 10 Proz. zu geben, der ober vur nach starker Bevorzugung der Aktionäre unter komplizierten Voraussetzungen dem Obligationär zugute kommt. Rückwirkung gibt es für die Obligationäre nicht, mehr als 15 Proz. gibt es für die Neubesitzer nicht, auch dann nicht, wenn im Jahre 1920 der Betrag einer zurückbezahlten Hypothek in Obligo- iionen angelegt wurde, so daß von Spekulation nicht gesprochen werden kann. Die Großindustrie macht ein gutes Geschäft auf Kosten ihrer verarmten kleinen Gläubiger. Bei der Behandlung der auszuwertenden Pfandbrief« war man darum besorgt, daß den Psandbriefanstalten«in aus-
reichend hoher Prozentsatz der Aufwertungsmastc als Verwaltungs- kosten gewährt wird. Sogar einzelstaatliche Regierungsvertreter traten an, um die Bestimmung dieses Prozentsatzes der Durch- führungsverordnung vorzubehalten. Ein Antrag der Regierungs- Parteien, den aus der Teilungsmasse für Verwaltungskosten ab- zuziehenden Beitrag gesetzlich'auf höchstens S Proz. zu bemessen, fand— mit Zustimmung unserer Fraktion— Annahme, ober wie die Kompromißler ausdrücklich erklärten, nur für die erste Lesung. In mehreren Fällen wurden Anträge des Abg. Best abgelehnt, die beim Erlaß wichtiger Ausführungsvorschriftsn die Mitwirkung des Aufwertungsausschuste» anordnen wollten. Die Bestimmungen über die Aufwertung der Pfandbriefe fanden im wesentlichen nach der Vorlage Annahme. Das gleiche gilt von den Vorschriften über die Behandlung der Sparkassenguthaben, deren Durchführung ganz in die Hand der Landesbehörden gelegt wird. Der Vorschlag des Abg. Keil, eine reichsgesetzliche Bestimmung einzuführen, die die rasche Rückzahlung der den Spartasten geschuldeten Hypotheken- Aufwertungsbeträge zu fördern geeignet ist, wurde bis zur zweiten Lesung zurückgestellt. Auch die Frage, ob«in M i n d e st s a tz der Aufwertung der Spartassenguthaben festgesetzt werden soll, wurde zurückgestellt. Angenommen wurde eine belanglose Resolution, daß die Reichsregierung auf eine möglichst gleiche Aufwertung der Kommunalanleihen und der Spartastenguthaben hinwirken soll. Fast unverändert nach der Vorlage angenommen wurden auch die Bestimmungen über die Aufwertung der Ansprüche aus Lebensversicherungsverträgen.
Zeftgefrorene Agrarkredite. Agrarzölle zar Mobilifieruug? Eine interessante Beleuchtung der Agrarzollfrage ergibt sich aus den Darlegungen, die der Äufsichtsrats- Vorsitzende der Bank für Landwirtschaft, Graf Kalchreuth , gleichzeitig Präsident des R« i ch s l a n d- b u n d e s, in der gestrigen Generaloersammlung der Bank für Landwirtschast machte. Er führte aus, daß die Hoff» nung vollständig getrogen habe, daß der Der- schuldung der Landwirtschaft Einhalt geboten würde. Die Verschuldung der Landwirtschaft sei im Gegen» teil„geradezu katastrophal" zu nennen. Die Reu- belastung sei auf 10—15 Proz. des Wehrbeitragswerts von 1913 zu schätzen. Dabei sei der Zinssatz drei» bis viermal so hoch als damals. Vor allem bestehe keine Hoffnung, die Schuld in absehbarer Zeit wieder hereinzu- holen. Sie in langstistige Hypotheken umzuwandeln, sei bisher nicht gelungen. Auslandskredite feien zudem nicht zu erwarten. Die Zollvorlage bringe keinerlei Hilfe, weil d i e Agrarzölle zu niedrig bemessen(!) seien, be- sonders im Vergleich mit der Industrie, die zum Teil vervielfachte Vorkriegszölle erhalte. Diese Ausführungen find in vieler Hinsicht wertvoll. Einmal wird b e st ä t i g t. was vorauszusehen war und wo- vor alle an der Verteilung der Kredite Beteiligten warn- t e n, daß die in Dutzenden von Millionen der Landwirtschaft gewährten Kredite, die sämtlich k u r z f r i st i g und m e i st auf Wechsel gegeben worden sind, regelrecht eingefroren sind und nicht mobilisiert werden können. Obwohl die Weizen- und Roggenpreise von ihrem Tiefpunkt in der Mitte des vorigen Jahres, der den Kreditsturm der Landwirtschaft entfesselt hat, bis zum Ende des Jahres beim Weizen um mehr als 25 Proz., beim Roggen um fast 70 Proz. in die Höhe gegangen sind und sich auch im neuen Jahre auf sehr großer Höhe gehalten haben, ist keinerlei Hoff» nung auf Rückzahlung der gewährten Kre» dite. Und zwar angesichts einer Ernte, die allgemein als Rekordernte erwartet wird. Der produktionspolitische Gedanke, der diesen Krediten zugrunde lag. ist also ad abuurduin geführt. Aber nicht nur dies. Vom Standpunkt dieser Verschuldung der Landwirtschast gewinnt auch die Zoll vorlag«ein gänzlichneues Gesicht. Wenn die Landwirtschast nicht in der Lage ist.
die aufgenommenen Kredite zu verzinsen und zu tilgen, dann muß auch die vorgebliche produktionsfördernde Absicht des H e r r n K a n i tz, mit der er die Agrarzölle begründet. wenn die erwarteten Preissteigerungen eintreten, von vorn- herein ins Wasser fallen. Dann werden die erwarteten Mehr- einnahmen der Landwirtschaft aus den Getreidezöllen auige- fressen werden von der Tilgung und Verzinsung der landwirt - schaftlichen Kredite, und von der Intensivierung der landwirt - schaftlichen Produktion kann von vornherein keine Rede sein. B e v o r die Zollvorlage also noch angenommen und in Wirksamkeit ist, erweist sie sich nicht nur als ein notwendiger Fehl- schlag für die produktionsförderden Absichten, die von ihr behauptet werden, sondern auch als eine volks- wirtschaftlche Gefahr in kreditpolitischer Hinsicht. Wenn nämlich für die Dutzende von Millionen Landwirtschaftskredite weder Tilgung noch Umwandlung in Hypotheken möglich ist. dann besteht für die kurzfristig gc- gebenen Kredite, die aus vorläufigen Ueberfchüssen der Wirt- schast und der öffentlichen Körper genommen sind und dorthin wieder zurückfließen müssen, keine Deckung Die Gelder müssen fehlen und ganz ähnlich, wie die R e i ch s b a n k vor der Gefahr steht, sich für die Privat- interesfen des Hauses Stinnes langstiftig festzulegen und die deutsche Kreditwirtschaft zu bedrohen, so gefährden auch die eingefrorenen Landwirtekredite den deutschen Kreditbau. Und wie bei Stinnes jede öffentliche Kredisintervention die innere Gesundung des Konzerns verzögern und verhindern muß, so muß auch die Zollvorlage, statt fördern und gesunden, retardiere n d auf die innere Gesundung der Landwirtschast zurückwirken. Man muß dem Landbund- grasen Kalckreuth also dankbar sein für seine neue Be- leuchtung, die der Landbund b a n ti e r Kalckreuth aus seinem besorgten Bankierherzen der Zollvorlage gegeben hat. Noch nicht genug Mindestzölle. Die Großagrarier haben es durchgesetzt, daß die kleine Zollnovelle, die als Instrument für Handelsoertragsverhand- lungen gedacht war, mit der Agrarzollvorlage bepackt wurde. Die Ertreidezölle, die die Novelle vorsieht, sind Mindest- z ö l l e. Sie können bei Handelsvertragsverhandlungen nicht ermäßigt werden. Sie erschweren die Handelsvertrags- Verhandlungen, und stehen dem Streben nach Zlbbau der �ollmauern in Europa hemmend im Wege. Diese Mindest- zolle sind der Ausfluß einer prinzipiell fchutzzöllnerifch gs- richteten Interessentenpolitik. Das Organ des Reichslandbundes ist mit diesen Mindest- zöllen nicht zufrieden. Nicht nur. daß es sie zu niedrig findet— ein Brotzoll in der Höhe von ein Viertel bis«in Drittel des Wertes zu niedrig!—, es fordert auch die Ein- führung von M i n d e st z ö lle n für andere agrarische Produtte, für Vieh» Fleisch, Milch, Molkerei- Produkte, Fette. Diese Forderung ist nicht nur eine Bedrohung der Der- braucher. Würde sie durchgesetzt, so würden die Handels- Vertragsverhandlungen auf neue große Schwierigkeiten stoßen. Sie ist engstirnige, agrarische grundsätzliche Schutz- zollforderung. Die Agrarier schreien nach Schutzzoll, sie schreien laut. Die Regierung hat kein handelspolitisches Programm, ober in der Regierung sitzen Vertrauensmänner der Agrarier, die die Mindestzölle in die Zollnovelle gebracht haben. Don ihnen ist kein Widerstand gegen neue agrarische Forderungen zu erwarten.- Die Mtw« Dr. Höfles Ugt Wert darauf, gegenüber der kam- misioriscken Auesage des Kaufmanns Schnall vor dem simer- suchungsausschuß des Reichstaas, öffentlich zu erklären, daß weder ihr seicher verstorbener Mann noch sie selbst jemals ein Liebesgabenpakct von Herrn Bannst erhalten hat. Wie leichtsinnig dieser Herr Schnell ausgesagt hat, geht daraus hervor, daß Höfles Bekanntschaft mit Barmat erst vom Jahre 1924 datiert, während Schnell nach seinen eigenen Angaben nur bis Ende 1923 in Barmats Diensten stand. Im übrigen gehört die ganze Verlogenheit der Barmat-Hetzer dazu, in dem Empfang von Liebesgabenpaketen ein Zeichen von„Korrup- tion" zu erblicken.
Junge Sühne. Theaterjkomdal im Lesfingtheater. Moritz S e e l e r, das Haupt der Arbeitsgemeinschaft ideal ge- ladencr Schauspieler und Regisseure, die sich„Junge Bühne" nennt, setzt mit schöner Hartnäckigkeit feine verdienstlichen Versuch« fort, die verspießten Zeitgenosten mit jungen Dramen zu ängstigen oder zu ärgern. Es ist eine saubere Arbeit, aus den verkalkten Gehirnen philiströser Schädel Konvention und Tradition zu vcr- drängen und sie mit neuen dramatischen Erkenntnissen zu infizieren. Der Ilnentwegtheit und Tatkraft des Moritz Seeler verdanken wir die Bekanntschaft mit Arnolt Bronnens„Vatermord" und ..Anarchie in Sillian " und es scheint kein Zufall, daß ein eng- klüftiges und asthmatisch bellendes Schaufpiel„Rheinische Rebellen" nicht aus den Brettern der Jungen Bühne, sondern in einem anderen Theater aus der Taufe gehoben ist. Sonntag wagte sie sich mit einem Bronncnschen Lustspiel an die Oeffentlichkeit. Di«„Exzesse" haben keine fortschreitende Handlung im landläufigen Sinn. Sechzehn kurze Szenen, hierhin und dorthin verstreut, malen das Dasein einer Gruppe von jungen Menschen, Angestellten einer Bank, die sie in verschiedene Himmels- Dichtungen auscinanderfchickt. Grelle Schlaglichter fallen auf die Lebensäußerungen hes Völkchens, Lebensäußerungen voller Ueber- mut und Brunft, die in Exzesse ausarten. Brunft? die Liebe geht über Kreuz. Er liebt sie, aber sie liebt den anderen und umgekehrt. Bronnen zeichnet freimütig, ohne Verschleierungen und ohne die Tünche der Konvention, Ausschnitte aus einem ganz olltäglichsn Leben. Manchmal werden es Zerrbilder, immer aber doch Bilder voller Plastik und Eindrnckskrast. Das Drama, vor Iahren geschrieben, hat in den Schubfächern der Dramaturgen lange ein verträumtes Dasein geführt, bis sich der Mut zur Uraufführung einstellte. Es ist kein Wunder. Inhalt und Form des gedruckten Buchs stellen erhebliche Anforderungen an Berstond, Freisinn und Kunstwillen des Bühnenleiters. Manche Gemälde erscheinen, aus der Nähe betrachtet, nur als ein Misch- wasch zusammenhangloser Farbenklexc. Aus der Entfernung schließen sie sich aber zu organischer Einheit. Daran erinnert die Lektüre der„Exzesse". Ueberstürzter Dialog mit Plötzlichkeiten. Gedankenfprüngen und überspitzter Diktion unerwarteter Wechsel der Themen, Hast des Ausdrucks und der Szenerie verbauen den Gesamteindruck, machen das Stück undurchsichtig. Dazu kommt die grammatische Anarchie des Dichters, der— überflüssigerweise— die Interpunktionen dahinmeuchelt. Desto mehr bewundert man Seelers Blick für die Bildhaftigkeit und das Bühnenmäßige des Lustspiels. Und eine packende Wirkung war zweifellos da. Einen bleibenden Eindruck werden selbst die unentwegten Gegner Bronnens nicht leugnen können. Sternhcim hat einen wuchtigen Stil, eine Knapp- heit und Wucht des Stils, Kaiser eine Exklusivität der Handlung im
Drama gesunden. Di«„Exzesse" geistern aus anderen Wegen. Da» Lustspiel ist nicht das neu« Drama, aber ein Wegmesser zu neuem Schaffen. Im L e s s i n g t h e a t« r gab es Sonntag einen veritablen Theaterfkaudol. Man pfiff und johlt« bei offener Szene und es mangelte auch nicht an Ohrfeigen. Bronnen» Feind« hatten wo» gegen die Offenherzigkeit und Hemmungslosigkeit der Ausdrück«. Sie ließen sich zu Exzessen hinreißen, weil ihnen die Sprache zu exzessiv schien. Der Skandal selbst gab dem Dichter recht. Aus dem Publikum heraus, einem gewiß kultivierten Publikum sielen Aus- rufe der Unbeherrschtheit. An der Inszenierung an sich konnten sie nicht rütteln. Der Regisseur Heinz Hilpert war zaghafter als nötig. Drei Szenen fielen unter seinem Rotstift. Triebhaste Natur- äußerungen von zwesselloser Echtheit strich er ebenfalls mit ängst- lichem Blick auf konventionelle Prüderie. Im übrigen war die Darstellung ein erlesener Genuß. Die Schauspieler machten auch aus etwas Unfertigem ein fertiges Kunstwerk. Zwei Ueberraschungen bot der Theatertag. Eugen Klopfer in einer Weiberrolle. Er gab mit viel Witz«ine alte Schlampe von Tante und Kurt Bot» wogte den Sprung vom Opcrettenhaus zur Literatur. Mit un- verrückbarer Bierruhe spielt« er einen kessen Berliner Jungen, grotesk, mit bizarren Linien, prachtvoll. In zwei ganz kleinen Rollen, in denen Veit Harlan das Lustspiel veredelt«, zeigte sich beseeltes und beseligendes Können. Bei der Fülle der überragenden Leistungen ist es unmöglich, mehr als die Namen.zu verzeichnen. Walter Frank , Ändert Wäscher, Hans Heinrich v. T w o r- d o w s k i, Till Klokow, Gerda Müller flochten neue Blätter in ihren Lorbeerkranz. Hätte jedes Theater«in solches Ensemble. dann wäre von einer Theaterkrise nicht die Rede. Ernst Degner. NotstaaS. Wir sind suiiszig Notstandsarbeiter. Ein Jahr lang waren wir erwerbslos. Die Maschinensabriten stocken im Absatz. Wir arbeiten als Straßenbauer im Seidental. Das Seidental wird durchflössen vom Seidenbach. Am Seidenbach wächst Krause- minze, davon duftet dos ganze Tal. Und an den Hängen der Berge ficht junger Eichenwald, dazwischen steigen würdevoll aus alt« Lärchenbäume, die mit ihren tolarbehangenen Armen den Jungwald segnen. Der Kuckuck ruft Die Wiesenweihe schwebt majestätisch im Blauen, dieser mächtige weitgeilügelte Raubvogel. Weihe Alabasterwolken bauen sich am Nordhorizont auf zu prächtigen Gletschergebirgen, so wird's am Nordpol sein. Ja, schön ist es im Seidental. Und dennoch kann es uns nicht recht gefallen, wir sind Metallarbeiter, gewohnt: den Stahl zu zähmen. Hier arbeiten wir auf Nosstand, wir ober wollen vollschöpserisch« Menschen sein. Dir wollen zeugen aus Bolltrast. Und aus all der Schönheit der Natur heraus, sehnen wir uns hin in die Werkhallen der Maschinenfabrik. Hei, wenn die Motoren pfeifen, die Laufkräne zwitschern und die Dampfhämmer dröhnen, das ist eine Musik: die
uns lieber ist als Drosselgesang und Lerchensubel. Der Sana der Fabrik ist schöpferisch, ist Bollstand, und hier sind wir nur Notstand. Dunkle Gewitter ziehen von Westen herauf. Da zuckte der erste rotgoldene Blitz! Und nun schwingen die schwarzbärtigen Titanen den donnernden Hammer. Das ist Vollkraft, das sst wie Fabrilwerk: ihr schöpferischen Kräst« im Gewitter, wir grüßen euch, ihr seid uns Metallarbestern Verwandtschaft. Rack-und-rack— und wieder der Blitz! Max D o r t u.
Die Bedeutung de» neue« Broazeufunde» in Pompeji . Dia Bronzestatue des Apollo, die in Pompeji ausgegraben wurde, er- weist sich als einer der wichtigsten Funde der letzten Zest. Außer der großen Figur wurden noch vier kleiner« Bronze- statu«» aus silbernen Sockeln ans Licht gebracht. Die Apollo- statue steht aufrecht aus einem kreisrunden Bronzesockel von zehn Zoll Höhe und war von vulkanischen Steinen bedeckt, die beide Beine beschädigten, ober der vortrefflichen Erhallung wenig Eintrag taten. Di« Wiederherstellung wird sehr leicht sein, und die wunder- volle Patina tritt herrlich ziltage, nachdem das Kunstwerk gereinigt worden ist. An dem Sockel findet sich keine Inschrift: es ist auch kein Emblem oder sonstiges Zeichen vorhanden, das eine Identi- fizierung des Werkes gestattete. Nach der Ansicht von Pros. Majuri handell es sich um ein griechisches Original des vorchrist- lichen Jahrhunderts, in dem Apollo dargestellt ist. Es ist die zweitgrößte Bronze st atue, die bisher in Pompeji ge- funden worden� sst; nur der lyraspielende Apollo der Easa dcl Eitarista ist größer, und der erste Bronzesund sett 25 Iahren. Aus der Geschichte der Towertürme. In nächster Zeit sollen vier weitere Türme des alten Tower von London der Osffentlichteit zugänglich gemacht werden. Der eine, der Salzturm, stammt aus Der Zeit des Sohnes Wilhelm des Eroberers aus den Iahren um 1160. Er hat seinen Namen von dem Salpeter, den man dort nach Erfindung des Schießpuloers aufbewahrte. Borher trug er den Namen Iulius-Cäsar -Turm. Die Wände des Verließe« und der Kammern sind mit vielen Inschriften früherer Staatsgefangener geschmückt. Auch der Martinsturm hat eine alte Geschichte. Hier wurden eine Zelllang die Kronjuwelen aufbewahrt und ein Tinbruch durch«inen Obersten in Priesterkleidung verübt. An den Wänden sst der Name der unglüchlichen Anna Boleyn Heinrichs VIII. zweiter Gemahlin, eingeschrieben. Edler Wettstreit. Der Schrisssteller Franz Pfempsert laßt durch eine Lotalkorrespondenz mitteilen, er lege Wert aus die Fest- stellung. daß nickt der(von Dr. Seeler geohrfeigte) Rotter-Rcqilleur K a n e h l, sondern er, Pfempsert. der Urheber der gestrigen Rodau. kundgebungen gegen die Aufführung der„Exzesse" von Bronnen ge- wesen s«. Er habe aber nicht auf einer Trillerpfeife, sondern auf seinen Fingern gepfiffen.