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Mittwoch 10. Juni 1925
Unterhaltung unö Wissen
Vellage Oes vorwärts
Reifebtlöer aus Sem Norden. von Alfoed Gullmann. Dänemark  . Lieber Berliner! Willst du Heilung deiner Nerven, so stelle dich an eine Sirastenecke im Zentrum Kopenhagens  . Fast lautlos gleiten ."underte von Rädern an dir vorüber: Arbeiter. Botenjungens, Herren mu Aktenmappen unter dem Arm, Damen in Seidenkleidern vird Florstrumpsen,«chulmädels, Milchjungens und Polizisten. Ja. du kannst es sogar erleben, dah kleine Matratzen und andere Möbel- f. ikfe per Rad transportiert werden! Dazwischen fahren Prioatautos mestt Ford-Waaen, in der Mehrzahl von den Besitzern oder deren Frauen selbst gesteuert, sast ohne ein Hupenzeichen durch die '/Icnge der Radfahrer. Kopenhagen   ist die Stadt der Ruh« und Gemütlichkeit. Nie erlebt man Szenen, wie z. B. aus unseren Post- ämtern. Man wird auch, obgleich inan eine fremde Sprache spricht, »i den Läden nie unfreundlich, sondern höflich und zuvorkommend l �handelt. Geht man abends ins.Tivoli'(dem ältesten Per- gnügungspark der Welt), so fühlt nian mit Staunen die menschen- und klosseneinigende Macht der Fröhlichkeit. Man trifft dort An- ar hurige oller Stände, Menschen jeden Alters. Erlebt man doch, daß Großmutter. Mutter und Enkel zusammen ins Tivoli gehen! Die Eintrittspreise sind sehr niedrig, so daß«, sich jeder leisten kann, dort ein paar Stunden zu verbringen. Pantomime, Seiltänzer und Akrobaten, großartiges Feuerwerk unterhalten den Einen,«in Anderer hört in den Konzertsälen gute Musik, von Künstlern au  ». ü-führt. oder setzt sich an den bunt beleuchteten See, um fern dem Alltag seine Sorgen zu vergessen. Auch die Umgebung Kopenhagens   wird viel besucht. Die Reize emes riesigen uralten Waldgebietes, das von Wild in unzählbaren Mengen bevölkert wird, üben einen großen Zauber auf Großstädter auf. Deshalb ist der weltberühmte Tierpark, nordlich Kopenhagens  eelegen, Ziel und Erholungsstätte von vielen. Das Leben dort sonntags in der freien Natur, so tief im Walde, in unmittelbarer ?läh« des Meere  -, ist von unvergleichlicher Harmonie und Fröhlich» seit. Sind auch die Züge der Elektrischen abends überfüllt(so wl« bei uns!), bleibt doch die Stimmung freundlich und gemütlich. Schweden  . Nur wer einmal ein paar Tage hintereinander in den bequemen Eisenbahnwagen Schweden  » viel« Hunderte von Kilometern weit das Land durchsährt, kann sich«ine Vorstellung von den Wäldern riachen, die die» riesige Gebiet erfüllen. Ungeheure Seen(wie der Siljanfee. der den Siornbergersee um das<'/bsache an Größe über- t-isst) sind voll von Stämmen, die dort lagern: manchmal sieht man das Wasser vor lauter Bäumen nicht". Und die Vorstellung von Wasserkraft wird erst lebendig, wenn man dort oben in Lappland  » Einöden den großen Seesoll gesehen und gehört hat, wo die Kunst de» Ingenieurs den riesigen Strom durch Staumauern absängt und in einen in die Felsen gehauenen Tunnel hineinstürzen laßt, daß er in einer Halle von etwa 100 Meter Länge, 80 Meter Höhe und Breite Turbinen antreibt, die die Krast für die Elektrisierung der ganzen Lapplandbohn geben. Hier liegt die andere Kraftquelle de» Landes: i is Erz! Um es zu gewinnen, braucht man zunächst nicht viel Mühe: der Abbau ist meist oberirdisch, e» wird gesprengt, der Stein l«steht zu fast zwei Dritteln aus Erz. Nur der Abtransport wäre i.-egen der Länge des Weges kossipiclig, wenn man nicht eben diese Naturlräfte hätte Der Wohlsland des Landes ist augenfällig. Der Zuschnitt der Ernährung und Lebenshaltung ist märchenhast für unsere Begriffe. Das Leben ist allerdings recht teuer: vor allem in Stockholm   muß man noch mehr als in Berlin   zahlen, nicht nur für Lebensmittel, sondern auch für Gebranchsgege,-stände. Dasür ent- s-hädigt den Reisenden die entzückende Lage der Stadt, die Kunst- f hätze und da» herrliche Freilustmuseum Skansen, da» hoch über der Stadt, die auf lauter Felseninseln inmitten der großen Wasserflächen l egt, aufgebaut ist; teil» Vergnügungspark, teil» Zoologischer Garten   und Volksmuseum mit oll den alten im Original ylngeschafs- um Dokumenten, wie Holzhäuser aller Typen und Zeiten. Webereien nnd andere kunstgewerbliche Gegenständen: dann aber mit lebendigen Demonstrationen alter Volkstanze in den wundervoll sarbigen Trachten. Dolksstücke. Musikvorsührungen u. dergl. Und in einer halben Stunde ist man mit der Bahn im SeebadeSaltsjöbaden  ", r:o unzählige Stockholmer   Erfrischung suchen. In ein paar Stunden �anrpfcrsahrt über die Ostsee   erreicht man da, alt« Wisby   mit seinen starken, romantischen Erinnerungen,«in vergessenes Bineta, dessen n-ch heut« ragende Steinmauerumwallung einst die blühendste Handelsstadt schützen sollt- und heut al» Ring weit draußen dos zu- «ammenaeschrumpfte still« Städtchen und herrliche Kirchenreste um- chbt Am meisten aber liebt der SchwedeDalarne, was aus Z rutsch.Täler' heißt. Dort werden noch die urallen Sitten und
romantischen Trachten wie in der Urväterzeit gewahrt, hier sagt der Lauer zu jedem, auch zum König, du. Und die alten Zeiten werden so lebendig, wie sonst etwa im Historischeit Film, wenn am Sonntag die Kirchboote über den Siljansee die farbenfrohen Landleut« heran- bringen. Solch em langes Boot mit seinen kurzen 12 bis 14 Rudern trieft von Farben, wie die Bilder von Zorn, der ja hier gelebt und geschaffen halt. Zorns Besitzung ist teils heute Museum, teils Sitz
Wenn ste etwas erreichen wollen
.wenn wir nichi die Hochschutzzölle bekommen, müssen wir die Löhne herabsetzen und ei« Heer von armen, bedürf. «igen Arbeitern entlassen!" und wenn fie es erreicht haben.
.Die Hochschuhzölle find da! wenn Ihr nicht mit einer vetlätwerung der Arbeitszeit und heraosetzung der Löhne etuverstandea seid, könnt Ihr gehen!
einer Handfertigkeitsschule. Solche.Haussleiß-'Schulen(um den schwedischen Ausdruck genauer wiederzugeben) dienen überall im Lande den Traditionen des asten, im Volke wurzelnden kunstgewerb- lichen Können», da» hier ebenso hoch steht, wie die Allgemein- bildung und da» Bolkshochschulwes-n. Norwegen  . Man hat seinen Koffer ausgepackt und will da» Hotelzimmer verlassen. Wo ist der Schlüssel zum Abschließen? Er fehll, und die Leute im Hotel verstehen gar nicht, wozu man ihn haben will. Es gibt ja überhaupt keine Zimmerschlüssel! Ist das ein Märchen aus alten Zellen? Nein, sondern das ist Norwegen  ! Wie vor dem Kriege herrscht hier die alte Ehrlichkeit, die Selbstverständlichkeit, daß nichts wegkommt. Und wenn der Reisende in einem der Neinen Orte aus Losoten oder noch weiter nördlich übernachtet, so lernt er ein wahrhaft paradiesisches Leben kennen. Während de» Tage» wird er
wiederholt gefragt, ob er innerhalb der Pensionsverpflegung irgend etwas extra haben will. Dort kennt man keine Knappheit an Lebens- mittel«: auch der wirtschaftlich weniger gute Gestellte braucht nicht zu darben: das Meer ist übervoll von Fischen. Milch gibt es in Fülle, Eier, Käse und das eigentümliche trockene Knäggebrot steht überall zur Verfügung. Ich habe einmal an einem Tage(aber ganz unter uns!) acht Eier zu essen bekommen. Und welche Preise! In Tromso  kostete«ine Portion Kaffee, so schwarz, daß sie in Berlin   als.Mokka' serviert werden würde, inklusive Sahne und Zucker a Discretion für zwei Personen zusammen: 36 Pfennige! Und dabei saß man hoch über dem Mcer auf einem bezaubernden Aussichtspunkt in einen- allerliebsten kleinen Gasthaus inmllten riesiger Haine und Gärten, durch die man die Gletscher jenseits der Fjords herüberleuchten sah. Daß die Zell   auch sonst spurlos vorübergegangen war, bewies ein Oeldruck auf der Veranda: er zeigte den Platz vor dem Schlosse in Berlin  , und auf dem Balkon stand im Kreise'seiner werten Familie Kaiser Wllhelm und erklärt«, daß er keine Parteien mehr kennel Im übrigen hat sich offenbar kein Besucher bisher daran ge- stoßen, obwohl jetzt natürlich mehr Nicht-Dcutfche hinkommen, als vor dem Kriege. Aber wo ich auch Engländer. Amerilaner und sonstige Ausländer dort traf, niemals fand ich«ine Unfreundlichkeit von feiten dieser Reisenden. Auch die Norweger selbst sind von der gleichen, ruhigen Zuvorkommenheit gegen uns Tentschc, wie früher. Die Nertehrsoerhältnisse sind bester: neue Dahnlinien, viele Auto- reuten an Stelle der früheecn Wagenrouten, gute Dampferverbin- düngen führen durch dies« bezaubernden Gegenden, die noch die Urwüchsigkett der Natur, unverdorben durch die Ueber-ahl der Menschen und Touristen dokumentieren. Man vermißt dort den deutschen   Naturfreund, der offenbar jetzt trotz des demokratischen Zuschnitts der Norweger   seine Schritte lieber nach dem Süden lenkt. Der Unterschied zwischen nordischem und romanischem Leben wird einem immer klarer, je öfter man in Norwegen  « wundervoll« Landschaften kommt. Noch immer baut man dort oben die roman- tischen Holzhäuser mit bunten, leuchtenden Farben, noch immer tragen die rauschenden Flüsse zahllose Stämme dem Meer« zu, noch blüht der Fischfang. Doch das Segelboot wird nun vielfach durch den Motor ersetzt, obwohl der Norweger im Bewahren seiner Stamme»- gewohnhellen sonst recht konservativ ist. Und die Einsamkeit des gewalligen Gebirge», die ihre Gletscher fast in» Meer senden, geben zusammen mit den Gewalten des Ozeans an der Westküste die größten und reinsten Natureindrücke in Europa  . Luftfahri-Anschauungen vor 60 Zähren. Schon in den sechziger Iahren des vorigen Jahrhunderts trug man sich mit dem Gedanken, den Atlantischen Ozean   im Luftballon zu überqueren, und aus diesem nicht zur Ausführung gelangten Projekt entstand eine weitgreifende Betrachtung über die Möglichkeiten, mit einem Luftballon gegen den Wind zu fahren. Einer solchen kritischen Betrachtung sind die noch. folgenden Bemerkungen entnommen, die erkennen lassen, daß man sich wohl klar darüber war, was noch zu erfinden fei. um dem Men- schen die Herrschaft über die Lust zu verleihen. Es heißt da:Der Wasserstoffballon ist auf ewig dazu verurteilt, m i t dem Winde zu gehen. Solange es nicht gelingt, statt des Dampfes eine andere be- wegende Kraft zu entdecken, und zwar ein« solche, die viel wirk- sanier, weniger gefährlich, wohlfeiler und von einer im Gewicht viel leichteren Maschine zu erzeugen ist. um durch kräftigen Druck und durch Ausdehnung der Lust ein Lustschiff zu bewegen: solang« wir serner nicht einen Baustoss finden, der leichter und doch fester als der Knochen des Bogels sst solange bleibt das Luftschiff mit freier, vom Winde unabhängiger Bewegung ganz unmöglich. Einige Stimmen hoben sich dahin ausgesorochen, daß»ine Flug- maschin« für ein« einzelne Person, selbst unter den setzt bekannten Bedingungen, möglich sei.' Di« nun folgende Beschreibung einer solchen gedachten Flugmaschine mutet uns natürlich sehrvor- sintflutlich' an. Ein Mann soll durch Arme und Beine einen Mecha- nismus bewegen, der durch ein System doppelter Windmühlenflügel gehoben wird, während ein kleiner Wasserstoffbollon darüber schwebt. Ein solcher Ballon brauchte nicht mehr al» g Fuß im Durchmesser zu halten, könnt« also in jedem Hause untergebracht werden. Mit dem Winde hoff« man ein« englische Meile in zwei bi» drei Minuten zurückzulegen. Die Handhabung de» Apparates wäre ein« Erholung und«ine gymnastische Hebung, verbunden mit großem Vergnügen. Begreiflicherweise haben aber selbst die wagehalsigen Amerikaner aus dieses. Vergnügen' verzichtet. hundert Zahre Benzol. Das Benzol ist jetzt 100 Jahre alt. Es wurde im Jahre 182ö von dem Physiker Farday entdeckt. Dieser kam zu seiner Entdeckung dadurch, daß er das Leuchtgas einem sehr hohen Druck unterwarf. Da» Benzol wird aus den sogenannten Leichtälen de» Steinkohlenteers gewonnen. Wahrend des Krieges spielte es als Ersatz für das Benzin eine wichtige Rolle.
Die Segegnung. 2s Don Max Hernnann-Zkeitze. (0oprrt»kt ms SCena»ottschall Verla«. Setlln.) Dorb» Halle schon unwillkürlich den Kurs zum Kloster ge- nommen. ärgerte sich über die eigenen Füße, die ihn so selbst- verständlich in» Gehege der Mönche sührten, machte automatisch die Geschichte mll dem Weihwasser, sah sich um. Richtig, mau konnte kommen, wenn man wollte, diese alten Schachteln hockten immer in den Kirchenbänken. und. aha. er pfjsf durch die Zähne, seh ich recht, liebte da nicht am Beichtstuhl die Friseurstochter, die am Schluß der Theatersaison mit dem Heldenspieler ausgerückt war. soso war die wieder zurückgekehrt und tat nun Buße in Sack und Asch«, recht so. recht so. Da» Geld war wohl oerbraucht, was sie dem Alten aus der Kasse geklaut hatte, und der Herr Galan hatte nun weiter kein« Derwendung mehr für sie gehabt, eine saubere «ugage. diese Komödianten, na. nun hotte e» wohl Senge gelebt ' Hause, ihm wurde ordentlich wohl bei der Vorstellung. Und er r.-ar wahrscheinlich der erste, der sie wieder gesichtet hatte: da konnte er doch seiner Frau ein« Neuigkeit mitbringen, das macht Laune. wenn das seine Tochter wäre, der wollte er zeigen, was eine 5'«ke ist es pfiff ihm angenehm kitzlig in den Ohren, und die Haar« b ckte sich das Luder auch abschneiden lassen, die verrückte Person. di» soll so was heißen. Das kommt davon, wenn der Dater Theater- srileur ist. ihm tonnte natürlich so wa» überhaupt nicht passieren mit seinen Kindern!,..,_ Ha« was heißt: tonnte mcht. wie stand»»m Arüir, den Schlmmll iraend etwas stimmte da doch nicht ganz, kleine Marotten. gottlob, nktn» Schlimmes, etwas Lelesieber. Aber Word, betete doch rasend in sich hinein:.Lieber Gott  , laß den Artur It.rist wer- den. alle Examina beizeiten bestehen, laß ihn den Sohn von Pro- sessor Wiedemann überflügeln, trank Srgern sollen sich alle darüber. ma» au, meinem Sohne wird, laß'hn Swatsanwalt werden, gib ihm«Inen schönen Sensallonsprozeß, laß ihn einen auf den Tod brinaen, daß er avanciert!' Dann macht« er mit einem Ruck kehrt, wie um dem Neben Gott c-st keine Zeit zu einem Nein zu lassen, erl-diate die Weihwasser-! oontomime beim Sustritt ganz slüchtig und schöpfte, wieder auf der Straß« draußen,«es Atem, als entrönne er eben einer un- endlichen Strapaze Und in einer Art Aberglauben vermied er es, von nun an noch einmal an das Thema Sohn zv rühren. Ohnehin war das Vorher-
gehende so anstrengend für ihn gewesen, daß es ihm zunächst einmal sehr gelegen kam. eine Weile überhaupt an nichts zu denken. Auch hott« er sich jetzt wohl einen kleinen Imbiß verdient. Er zog also die Wurst au» der Tasche und ein« halb« Semmel und biß mit schmatzendem Behagen zu. Am Zaun der halbverfallenen Baracke, die zur Ziegelei gehört«, watschelte ein holbnockte» Kind herum, hielt inn«, als es des Klempnernteisters ansichtig wurde, und bewegt« sich, ohne einen Blick von seinen Kinnbacken zu lassen, auf den Kauenden zu. Word» bekam eine fabelhast« Leichtigkeit in seinem Schritt, bloß schnell vorbei, man soll erst kein Herzeleid machen: zu Hause hatte er'» auch nicht gern, wenn sein Sohn merkte, daß dem Dater etwe» Besonderes gebraten wurde,.Kinder müssen frühzeitig verzichten lernen', pflegte er zu sagen. Nun war er sowieso mit der Wurst fertig, Semmel war halt immer zuviel da. von der halben blieb noch ein gut Teil übrig, da er gerade an der Eholerakapell« war, legte er da» Stück.«» Göll zurückzugeben, in ihre Nische, die für Kinder und Tiere unerreichbar war, und wo schon eine ganze Menge ähnlicher Gaben schimmelte. Eigentlich könnte man mal bei dor Gelegenheit aus den Kirch- Hof gehen, sehen, was das Grab von der Else macht, ob die Gärt- ner sich auch wirtlich darum kümmern, Geld genug lassen sie sich geben. Das war sein erstes Kind gewesen und nach«in paar Wochen wieder gestorben, wie hatte die Frau sich gebarmt und gerungen. Tag und Nacht auf der Erde gelegen und von Gott   ein Wunder gefordert,'« war schon ein exzentrisches Wesen seine Therese, immer. hin, warum verzweifeln, man war noch jung, hatte sie so wenig Zutrauen zu ihm? Da» Kind hotte man doch kaum gekannt, es war Überhaupt noch kein richtiger Mensch, und Schmerzen hat's Gott sei Dank auch nicht gehabt, es schlief sich so ollmählich hinüber. und nächstes Jahr war der Junge schon da, man muß nur nicht gleich die Büchs« in» Korn werfenl Dem Embryo einen Grabstein zu setzen, das war auch so eine Marotte von ihr, aber sie hatte dar- aus bestanden, kenne sich wer in den Weibern au», wenn'» nach ihm ginge, würde auch Jahr für Jahr längst nicht mehr die teure Grabpflege bezahlt, aber darin ist Theres« komisch, und sie Hot«inen harten Schädel, was sie sich einbildet, setzt sie auch durch. Er wun- dert« sich eigentlich immer wieder, nun doch der Junge groß ge- worden war und sich so gut mit ihr verstand und an ihr hing, leider mehr als an ihm, trieb sie noch weiter den Kull mit dem Grab«. Cr schob mit dem Stock den Efeu vom Denkmol. da» ein auf- geschlagenes Gebetbuch darstellte,»in paar Käfer trippelten hastig davon» einen erwischt« des Manne» Fuß noch:»Verdammtes Un-
geziefer!', dann erinnert« sich Mords, was die Lag« erfordert, nahm feinen Hut ab und stand«in« Welle so, jetzt wäre sie sechzehn, siebzehn Jahre, wer weiß, was sie einem für Sorge machen würde, vi-ll-icht auch so eine wie die Friseurstochter, und dann die Plage mit dem Berheiraten. am Ende blieb sie einem auf dem Hals« so ist es schon besser..Sondern erlöse uns von dem Uebel, Amen!', er setzte den Hut wieder aus. Wie er den Gang zur Pforte zurückgeht, fällt sein Blick aus das Grabmal für den Theaterdirektor, unwillkürlich muß er lachen, dos war eine fidele Nudel, ihm fällt ein. wie er imWeißen Röhl' immer zu sogen hatte:Det Ieschäst i» richtig!', er hört ordentlich die Komikerstimme, und Zoten wußte er. da war man die reine Waise dagegen, srellich, so einer hat es leicht, jede Schauspielerin kann er haben, beneidenswerter Knabe das! Der hatte doch wenigstens was vom Leben! Worbs bekommt richttg ein schnelleres Tempo, die Sonne meint es auch heut gut. auf der Wiese ergehen sich Hühner, und der Hahn schmettert einen richtigen Iuchzer in die Lust. Zeit, daß ma» was zu trinken kriegt: eine Droschke hält vorWeidmanns Heil', dem Älempnermeister ist's wie eine gute Vorbedeutung. Komisch, daß er den Unsinn nicht vergessen hat,«» war doch wirklich gor nichts Besonderes passiert! Es war leider überhaupt nicht» passiert, und doch stand ihm die Episode noch leibhasiig vor Augen. Da» war setzt gut seine fünfundzwanzig Jahre her. mindesten» fünfundzwanzig Jahre, er war damals noch beim Vater Geselle und hatte sich mal einen freien Nachmittag gemacht. Er und der Langer Gustav du lieber Gott, wo mochte der Gustel wohl jetzt stecken? Dessen Eltern waren plötzlich gestorben, da zog er fort und blieb verschollen. Man sagt, er wäre in» Ausland gegangen. Ob der sich wohl auch noch daran erinnerte? Also, er und der Langer Gustav, die waren nach den Schieß- ständen spaziert, genau denselben Weg wie heute. Da» heißt, da- mal» sah da» ganz ander« aus, von all den Dillen stand damals noch keine, und die Klosterbrüder waren auch noch nicht dagewesen. Man war mitsochten so hingeschlendert wie junge Leute, die selten frei haben, mit allerlei Gespaß und Gedalber, hatte dort den Stock am Zaune entlang gezogen, um den Hoshund zum Rasen zu bringen, einer Katze, die im Graben schlich, einen Stein nachgefeuert, einem fünfjährigen Hosenmatz den Apfel au« der Hand genommen, getan. als wollte man ihn essen, und al» die Jähre gehörig plärrte, ihr unter Gelächter die unversehrte Frucht wieder in die schmutzigen Pfoten gedrückt.(Fortsetzung folgt.)