Ebenso verderblich sind die Pläne der Reichsregierung einmal den Parlamentarismus, und die 51proj. nationale Mehrbezüglich der Salzsteuer. Auch hier wird entgegen der heit im Parlament dürfte in absehbarer Zeit unerreichbar sein. Aus diesen Worten spricht deutlich die Resignation. Kein Wahrheit behauptet, daß es sich um feine Herauffezung der Steuer handele. In Wirklichkeit ist das Salz gegenwärtig Wort mehr vom Kampf gegen Parlamentarismus und Demomit 45 Proz. des Großhandelspreises belastet, und zwar so- fratie, fein Wort der Aufmunterung zum Kampf für die wohl das Speisesalz als auch das zu gewerblichen Zwecken Monarchie. Man ist in der Regierung, man hat seinen dienende Salz und soll fünftig fast das Sechsfache, nämlich nationalen" Reichspräsidenten . Da werden antiparlamen240 Broz. tragen. Die Reichsregierung schlägt vor, das Getarischer Krafeehl und monarchistische Phrasen fein säuberlich merbejalz und das Salz zu landwirtschaftlichen Zweden in die Schublade gelegt. Sie haben ihre Schuldigkeit getan steuerfrei zu machen. Dafür aber soll die Steuerlast und sind vorläufig nicht mehr notwendig. auf das Speisesalz um den Betrag erhöht werden, der durch Die Steuerfreiheit auf Gewerbefalz ausfällt. Da die jährlich verwendete Salzmenge sich etwa zu zwei Teilen aus Gewerbe falz und zu einem Teil aus Speisesalz zusammensett, bedeutet das eine Herauffeßung der Steuer von 0,74 Mt. für einen Doppelzentner auf 2,22 Mt. Die Regierung will noch darüber hinausgehen und hält 3 Mt. pro Doppelzentner für gerechtfertigt. Das entspricht der ungeheuerlichen Belastung von 240 Proz. des Großhandelspreises.
Sind diese Pläne an und für sich geeignet, den schärfften Widerstand der minderbemittelten Bevölkerung hervorzurufen, so muß dieser Widerstand naturgemäß noch steigen, da die Befigsteuern alle abgebaut werden und dadurch die Erhöhung der Verbrauchssteuern abgeleitet wird. Bei Zucker und Salz handelt es sich um Nahrungsmittel, auf deren Genuß niemand verzichten fann, und deren Einschränkung, z. B. bei Zucker, mit schädlichen Folgen auch für die Allgemeinheit verbunden ist. Nach der Wiederherstellung stabiler Währungsverhältnisse ist die Möglichkeit gegeben, den Steuerbedarf Deutschlands in der Hauptsache aus direkten und Besitzsteuern aufzubringen. Die Massenbelastung von unbedingt not wendigen Nahrungsmitteln ist jeßt nicht mehr zu rechtfertigen und statt der Er höhung der Zuder und Salzsteuer muß ihre Beseitigung erfolgen. Dieses Ziel zu er reichen, wird die Sozialdemokratie alle Kräfte anspannen.
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Schwarz- Weiß- Rot?
Schaumschlägerei keine ernsten Abfichten. Reichsinnenminister Schiele hat im Haushaltsausschuß des Reichstags dazu aufgefordert, den Kampf um die Flaggen- und Berfaffungsfrage aufzunehmen. Diese Aufforderung hat naturgemäß bei den republikanischen Barteien eine starke Entrüstung hervorgerufen und der deutsch nationale Abg. Schlange Schöningen sah sich veranlaßt, zu beteuern, den Deutschnationalen sei es mit dem Verfassungsrummel nicht ernst gemeint. Herr Schlange hat der artige Bersicherungen zweimal abgegeben. In der deutschnationalen Bresse findet man davon allerdings fein Wort. Sie macht die Begleitmusik zu dem vom Innenminister Schiele befohlenen Verfassungsrummel. Sehr erklärlich. Die Außen politik ist seit dem Eintritt der Deutschnationalen in des Reichskabinett um feinen Schritt der von den Deutschnationalen während der Opposition versprochenen und verlangten Richtung nähergebracht worden. Die Entwaffnungsnote und die Entwicklung des Garantiepaktproblems bringen die Deutschnationalen in eine Lage, die ihr heuchlerisches Spiel mit den nationalistischen Instinkten restlos enthüllen muß. Eine Entlastungsoffensive, ein neuer Trid, um die Deffentlich teit zu narfotifieren, ist notwendig. Flaggenstreit und Ver faffungsrummel sollen diesen Zweck erfüllen. Daher das deutschnationale Maulaufreißen in Breffe und Barlament.
Hinter den Kulissen befiehlt man indes heute schon: Kurz treten. Bor uns liegt ein nicht für die Deffentlichkeit bestimmter Bericht über den letzten Bertretertag der Baterländischen Berbände, auf dem der bekannte Balti fumer Graf von der Golh ausführte, nach der Wahl Hindenburgs und dem Eintritt nationaler" Männer in die Regierung, müsse man mit der nationalen Opposition abbauen: „ Gewiß verbindet sich mit dem Mitregieren die Furcht vor der Berflachung des nationalen Gedankens. Aber wir haben nun
Der„ unbekannte Soldat" im Rhein .
Frih v. Unruhs„ Heinrich aus Andernach". ( Uraufführung im Rölner Schauspielhause.) Und die Stadt versuche die Dichter nicht... Eines Tages ging in diesem Frühjahr eine Aufforderung der Stadtverwaltung Köln an den Dichter riz v. Unruh ab, er möge ein eftfpiel zur Jahrtausendfeier der Rheinlande schreiben. Gab es nicht zwölf Jahre zuvor in Breslau ein Beispiel? Damals ließ Gerhart Hauptmann zur Jahrhundertfeier der Erhebung gegen Napoleon in seinem Festspiel" die erlauchtesten Kriegshelden als Marionetten antanzen, so daß sich der Husaren- Kronprinz erzürnt auf seinem Sporenstiefelabfaz umdrehte und ein Signal zum Boy Pott blajen ließ. Was aber war dann erst von diesem Friz v. Unruh zu gewärtigen? Diesem Republikaner und Bazifisten, der gegen die heilige Tradition anstürmte und sich zwischen Deutschland und Frantreich auf die vom Versöhnungsglauben getragenen Flügel der Nife" geschmungen hatte?
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Aber wie will man den Flaggenstreit, wie die Berfassungstampagne austragen, wenn man die Ueberzeugung hat, daß die 51proz nationale Mehrheit im Barlament in absehbarer Zeit unerreichbar" ist? Schaumschlägerei, nichts als Schaumschlägerei, mie auch Antiparlamentarismus, menarchistische Begeisterung und nationale Opposition nur für den Dummenfang berechnet waren. Auch darüber gab die Tagung volle Klarheit. Der ehemalige Polizeipräsident D. Glasenapp war so naiv, unter Hinweis auf die An fündigung des Reichsinnenministers Schiele für die schwarzweißroten i edereinführung Farben einzutreten. Die Antwort? Der Bericht meldet lafonisch: Herr Dr. Everling führt aus, weshalt es nicht in anjerem Sinn liegt, jetzt den Antrag auf Aenderung der Farben zu stellen.
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Der deutschnationale Reichsinnenminister Schiele fordert öffentlich dazu auf, einen Verfassungsausschuß zu bilden und den Flaggenstreit zu beginnen. Zur Rede gestellt, antwortet er, er folge lediglich einer Anregung aus den Reihen feiner Partei. Der Gottseidant Everling aber erflärt, daß es nicht in unserem", also im„ nationalen" Sinne liegt, den Antrag auf Aenderung der Farben zu stellen! Ein feltsamer Gegensatz zwischen dem deutschnationalen Minister
und seiner Partei.
Aber leider verständlich. Dem deutschnationalen Minifter Aber leider verständlich. Dem deutschnationalen Minister wird angst und bange, wenn er daran denkt, daß die„ nationalen" Männer im Reichskabinett die Durchführung der Abrüstungsnote, die Dawes Erfüllung und den Sicherheitspatt auf ihre Schultern laben sollen. Er fürchtet die Opposition innerhalb der eignen Partei und wünscht deshalb eine Entlastungsoffensive. Aber wie diese Entlastungsoffensive durchführen, wenn man von vornherein sicher ist, daß eine 51proz. nationale" Mehrheit außerhalb des Bereichs der Möglichkeiten liegt? Und fo fezt der junge Herr Dr. Everling seinem Parteiminister ein entschiedenes Nein entgegen, während die deutschnationale Reichstagsfraktion eine unüberlegte Verlegenheitsfampagne vom Stapel läßt, deren einziger Erfolg es ist, Berwirrung und Beunruhigung zu stiften. Beinlich für einen Reichsminister. Um fo pein licher, als er gern mit dem Mäntelchen der Fachminister alten Stils prunten möchte. Er wird auf diese Weise von seiner eigenen Partei entlarpt. Schwarz- Weiß- Rot?
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Schaumschlägerei!
Der Angeklagte als Ankläger. Was bleibt noch von der Barmat- Hehe übrig?
Bir veröffentlichten an anderer Stelle die Fortsetzung des Berichts über die gestrige Bernehmung Don Julius Barmat in seiner Wohnung durch den Borsigen den des Preußischen Untersuchungsausschusses, Dr. Leidig, in Gegenwart von Bertretern der Behörden und der Seehand lung.
Bor drei Monaten hätte dieser Bericht geradezu fenfationell gemirtt. Denn damals feierte die Barmat- Hetze mahre Orgien und es gab teine noch so niedrige Berleum dung, sowohl gegen die unmittelbaren Opfer dieser Attion wie auch vor allem gegen die politischen Bersönlichkeiten, denen diese Hezze non Anfang an galt, die nicht geglaubt wurde. Inzwischen hat allerdings nicht zulegt im Zusammenhang
richs, der im Krieg blindgeschossene Karl, ist missender und darum fehender als die Kameraden. Heinrichs im Schlaf träumendes Kind soll entscheiden. Aber noch sind die Steine erhoben zum Wurf gegen den Feind", sollen die Feuer brennen zum Signal des Aufruhrs von Höhe zu Höhe, von Rheinstadt zu Rheinstadt, fordert Hein richs Mutter von dem Sohne Stolz und Blut wider Blut.
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Da erbraust die Luft. Aus einem Massengrab, das der blinde Karl geöffnet, trippeln Soldatenleichen heran, die Vpernlegion, füßlich verwest. Fünf feldgraue Kriegstrüppel heben den unbekannten Soldaten" hoch empor. Die Stunde des Gerichts! Hat Heinrich dereinst im Kriege, in Namur , nicht fclbst gepeitscht? Er erkennt die Beitsche des einen über dem anderen, von Brüdern über Brüdern, von Völkern über Völkern! Starts tiefe Mahnung bringt die große Wende der Herzen:
Reiner weiß, wo die Schuld begann! Doch der erste,
der des Fluchs
unendliche Verftridung
ftolz zerreißt
und allein,
nur fich zum Fluch bekennend, magt zu sagen:
Jah!"
der hat die Schuld der Welt gelöst
und das Löwentor des Friedens aufgetan.
Das heilige Köln hat den verdienten Lohn für seine erstaun liche Kühnheit erhalten. Frizz v. Unruh schrieb ihm in der Woche zwischen Balmsonntag und Ostern Heinrich aus Andernach", ein Schauspiel zur Jahrtausendfeier der Rheinlande, und im Köl. ner Schauspielhause murde es dieser Tage zum ersten Male aufgeführt. Dies alte liebe Haus hat eine solch himmelanstürmende Ueberrraschung wohl nie erlebt felbst wenn man eine Unruhsche Explosion von vornherein in Rechnung stellte. Hier, wo man den Rhein meist in mondscheinumflossener Berklärung mit grünem GeAlle ziehen zum Rhein herab, um sich zu reinigen. Den un melle" sah, wie der frühere Oberbürgermeister Erzellenz Wallraf bekannten Soldaten" begraben sie in des Stromes Mitte, damit melle " fah, wie der frühere Oberbürgermeister Crzellenz Wallrafaß und Rache nie wieder ihr„ modriges 3miegespräch" beginnen einftmals vor Wilhelms Antliß so poetisch sagte hier begab es sich, daß der Rhein von einem Dichter zum Strom affer Herzströme in den großen Menschheitsentscheidungen erhoben wurde. Die Jahrtausendfeier der Bratenröcke mit dem Ordensbändchen im Knopfloch perfant im mesenlojen Schein. Ueber dem Rhein steigen stahl hart, ohne Barbaroffabärte und Kyffhäusermäntel, das Leid und die Eehnsucht der zerrissenen Zeitwende auf:
Spinnt Verträge, die unhaltbar; reizt, um im Reiz ihr Wesen zu erkennen, jeden Nachbar ruhlos Tag und Nacht.
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Steht fie scheinbar auch im Pomp der Kraft hinter ihrer Rüstung Fahnenpracht,
hinterm Machthelm haust die Dede. Ja,
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tönnen. Die Siegenden, Erwachten bauen sich das neue Reich, das von innenwendig kommt. Nahe beim Strom ist das Lager der dampfenden Arbeit. Und die Männer nehmen die Steine, die sie zum Kampf erhoben hatten, und errichten die erste Siedlung des Friedens am Heiligen Rhein . Peitschen sind zit Reben, Steine zu Leben geworden
Das ist Unrubs Schauspiel. Gesammelt und gefchwellt feine Sprache, wirksam sein Spott über die 3mietracht, flammend fein Bekenntnis gegen die Lüge vom Krieg, der die Welt mit blut getränkten Leichentüchern bedeckt. Was Unruh selbst erlebt, das hat er heraufgeflopft in dieser Dichtung. Wirksam wird die ewige Lehre im Begebnis unferer jüngsten Zeit, sonst die gefährlichste Klippe für den Dramatiker. Nach diesem Schauspiel gibt es nun fein Festspiel" mehr zur Jahrtausendfeier. Wir können von Glüc fagen. Colonia pacem! Du hast es gewollt!
ihr Feldmarschall herzschredender Befehle ift der Tod! Heinrich, Bürger in Andernach am Rhein , ist der Held diefes Echauspiels, das mit leichtem fatirischen Dialog beginnt und mit dem Hymnus endet. Ein franzöfifcher Soldat hat ihm mit der Peitsche ein blutiges Mal über das Antlik gelegt gerade ihm, der nie einen Haßgesang hören wollte. Nun bäumt er sich auf. Hinter jeder Hecke am Rhein vernimmt er den Schrei der geschändeten Freiheit". Er will die Beitsche auf den Rücken feines Boltes abmehren und vereint sich mit dem Chor der jungen Burschen zum Racheruf. Die Frauen unter Führung von Heinrichs Weib Mathil. dis, die Leben zeugten und nun liebend über Leben entscheiden wollen, verbergen den Franzosen. Einer von den Freunden Hein-| Frankfurter Societäts- Druderei erschienen.
Ein in Köln nie dagewesener Beifallssturm, angefacht durch die glänzend bewegte Aufführung unter Gustav Hartungs Regle mit Rarl Ebert vom Berliner Staatstheater als Gaft. folate dem legten Bekenntnis zum Heiligen Rhein ". Unruh verneigte fich mehr als zwanzigmal. Einsam verklangen ein paar Pfiffe. Nun wird sich der Dichter, der Zerstörer so vielen Seelenfriedens, vor dem blonden Kind am Rhein zu verantworten haben. G. Beyer.
Unruhs Heinrich aus Andernach" ist soeben im Drud in der
mit den Enthüllungen über den Fall Höfle- ein fühlbarer Ilmschmung in der öffentlichen Meinung eingesetzt, und piele Menschen, die zunächst gemeint hatten, es handle sich um einen aufgedeckten Korruptionsstandal, haben unterdessen erkannt, daß es sich hauptsächlich, wenn nicht gar ausschließlich um einen Justizsfandal handelt. Deshalb wirken die Enthüllungen und Anklagen, die Barmat zum großen Teil an der Hand von Originaldoku= menfen bei seiner gestrigen Bernehmung gemacht hat, nicht mehr so aufsehenerregend, wie das noch in der Zeit von Januar bis März der Fall gewesen wäre.
Aus den vorgelegten Urfunden geht einerseits hervor, daß verschiedene Zeugen, die es für gut und flug befunden hatten, por den Ausschüssen unter Eid Barmat zu belasten, glatt imd dreift gelogen haben. Es ergibt sich ferner daraus, daß das bekannte Kondensmilchgeschäft, mit dem sogar im Präsidentschaftswahlkampf der Reichsblod in seinen hunds= gemeinen Flugblättern" operierte, von seiner Seite pöllig in Ordnung war, daß aber die Fachleute" der Reichsstellen fich als absolut unfähig erwiefen.
Aber das ist nicht einmal das wichtigste Ergebnis der gestrigen Bernehmung, sondern entscheidend maren die Darlegungen Barmats über seine geschäftlichen Beziehungen zur Staatsbant. Hier müssen wir auf den Bericht verweisen. Gelbst nach den nicht wesentlichen Differenzen zwischen seinem Standpunkt und den Aeußerungen der Staatsbankdirekteren ergibt sich einwandfrei, daß von einem Kreditbetrug an der Staatsbant niemals die Rede sein konnte.
Barmat hat sich gestern als ein Opfer der antiman das wenige liest, was er über das Auftreten des berüchsemitischen und politischen Heze bezeichnet. Wenn tigten Herrn Kußmann mitgeteilt hat, wenn man ferner erfährt, daß seine Kredite bei der Staatsbanf gar nicht longiert waren, wenn man schließlich hört, wie nach der gefündigt, sondern zumindest stillschweigend proVerhaftung die wertvollsten Objekte des Konzerns geradezu verschleudert wurden, dann kommt man in der Tat zu dem Ergebnis, daß die Barmat- Affäre ein politischer Justizskandal ersten Ranges ist.
Ein feudales Schieberpanama. Das Ergebnis der Ehdorf- Carlowig- Untersuchung. Der Untersuchungsausschuß des Landtages, der zur Prüfung der Kreditgeschäfte der Landespfandbriefanstalt mit bem bekannten Adelstonfortium und feinen arischen bzw. nichtarischen Spießgesellen eingesetzt worden war, hat seine Arbeiten abgeschlossen. Der Schlußbericht liegt noch nicht vor, und dennoch glaubt die Rechtspresse verfünden zu können, daß von irgendeinem feudalen Schieberstandal feine Rede sein kann. Das eine muß man den„ Reinigern des öffentlichen Lebens" laffen: Sie verstehen den Betrug genau so gut wie das politische Geschäft. Monatelang wurde von ihnen eine systematische Barmat- Hege betrieben, mährend ihre Anhänger aus den eigenen Zeitungen über das Treiben des arischen Schwindler- Konsortiums faum ein Wort erfuhren. Belch Wunder, wenn man den gleichen Anhängern heute erzählt, daß die Schiebertätigkeit der Herren v. Ezdorf, v. Carlowiz und v. Karstedt taum der Rede wert ist?
Aber so einfach ist die Geschichte nun doch nicht. In Wirklichfeit sind die Enthüllungen und Feststellungen über die adligen Schie ber außerordentlich umfangreich und bezeichnend. Die Bilanz des Untersuchungsausschusses, die in Stürze gu erwarten ist, dürfte das bemeijen, und damit wird sich zeigen, in welcher unverantwortlichen Art die Reiniger des öffentlichen Lebens arbeiten. Es liegt uns fern, dem Urteil des Untersuchungsausschuffes auch nur irgendwie borzugreifen. Aber heute schon läßt sich mit Bestimmtheit fagen, daß für die Pharisäer in den Rechtsparteien folgende hinreichend blamable Tatsachen feststehen: Das adlige Schieber Konsortium hat öffentliche Gelder, die der allgemeinen Wohlfahrt dienen follen, für seine privaten 3 mede verwendet. Die Gelder wurden von ihm zum Teil zur Finanzierung von SpetuIationsgeschäften und zu einem redt flotten Leben benutzt Autos und schöne Freundinnen foften Geld oder, um
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Eine modefeindliche Regierung. Trog der Sorgen, die der bulgarischen Regierung aus der kommunistischen Bewegung erwachsen, fcheint sie noch Zeit zu haben, sich mit den Richtigkeiten der Frauenmode zu befaffen. In Bulgarien herrscht selbstverständlich wie überall in der Welt der Bubitopf. Seine Tage sind aber gezählt, da die Regierung entschlossen ist, mit allen gefeßlichen Mitteln gegen ihn und alle anderen Frauenmoden, die ihr nicht passen, energisch vorzugehen. Zu diesem Zwed haben sich Staat, Kirche, Finanz und Industriewelt zu einem Feldzug verbunden, der unter der Weiblichfeit Bulgariens panischen Schrecken erregt. Ein in Borbereitung befindliches Gefeß enthält nicht nur Borschriften über die Länge der Frauenhaare, sondern bedroht jede Ausschreitung der Mode, die das Schamgefühl verlegt, mit strenger Strafe. Daneben soll auch auf gesetzgeberischen Wege der Geldvergeudung gesteuert werden, die burch den Modelurus herbeigeführt wird. Die Anregung zu diesem Vorgehen geht vom heiligen Synod der bulgarischen Kirche aus, der fich dabei der Unterstügung der weltlichen Macht zu erfreuen hat. Die Regierung hat bereits vor einiger Zeit angeordnet, daß alle im staatlichen Dienst beschäftigten Frauen eine einheitliche Uniform tragen müssen, die aus einem hochgeschlossenen Kleid aus schwarzem Stoff mit langen Wermeln besteht und durch fleine, runde Hütchen vervollständigt wird, die im Sommer von weißer und im Winter pon fchwarzer Farbe find.
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Der Florida "-Tanz. Der internationale Kongreß der Tanzlehrer und Tanzlehrerinnen, der zu Pfingsten in Paris tagte, hat den Tanz Florida " als den Tanz der Sommerfaison proflamiert denn tanzen muß man doch auch in den Hundstagen. Der Schöpfer des Floridatanzes ist Professor" Norville. Die Pariser Blätter, die über den Tanzlongreß berichten, erzählen Wunder von der An mut des neuen Tanzes. der langsam und gleitend, zaudernd und miegend und dabei ein wenig kompliziert ist. Noch zwei anderen Tanzschöpfungen, die auf der Pfingsttagung präsentiert wurde, hat der Kongres feine Genehmigung erteilt, wenn auch nicht mit solcher Begeisterung wie bei„ Florida ".
fpricht am 16., 7, Uhr abends, in öffentlicher Berlammlung des Bundes Ueber die Bedeutung von Tanz und Rhythmik für die Erziehung Entschiedener Schulreformer" in der Aula des Werner Siemens Realgymnasiums. Dobenstaufenitr. 47/48, Ewald Dabite, deffen Spanbauer Schultinder dazu Tangvorführungen darbieten werden. Nachber ibrechen Reftor Reinfelder und Lebrer Schule- Spandau über erborigenunterricht, wobei ber lettere sein Unterrichtsmodell vorführt. Jedermann eingeladen.
Kriminalität der fomjelruffifchen Beamten. Ueber bie Kriminalität der sowjetrussischen Staatsbeamten unterrichtet eine Statiftit. aus dem Gouvernement Leningrad . In einem Sabre wurden 504 Staatsbeamte wegen Verbrechen verteilt. Und zwar wurden wegen Berichlenderung von Staatsgeldern 252, Erpressung und Bestechung 118, Berheimlichung von Berbrechen 51, Raub und Berlauf von Staatseigentum 46, Ueber t: etung der Machtbefugnisse 23. Borlegung falscher Abrechnungen 11. und toepen eigenmächtiger Stenererhebung drei Beamte verurteilt. Zwei Staatsbeamte haben eigenmächtig verhaftete Personen erschossen.
Eine tanadliche Polegpedition. Nach einer Meldung aus Ottawa wird die fanadische Regierung unter Leitung Madenziens eine Bolerpedition nach den in der Eisregion liegenden fanadischen Insein entsenden, um von allen, die gefunden werden, Besiz zu ergreifen. Unter Hinterlassung von Mannschaften sollen dort Polizeiftationen errichtet werden.