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well dies« ausschließlich VermSgensvcrwaltungen seien und dabei dürften diejenigen, die kein Vermögen besitzen, nichts zu sagen haben. Diese Logik können Sie unmöglich aus die Gemeinden beschräm ken. sie führt zur Wiederherstellung des Klassenwahlrechts auch im Staat. Sie würde weiter dazu führen, daß alle anständigen Menschen zu Bürgern zweiter Klasse degradiert werden, die sich nicht als tüchtige Devisenschieber bewährt haben.. Die durch die Inflation Beraubten wollen Sie auch politisch mit fünf Prozent entschädigen. Das ist Klassenkampf in seiner rohe- sten Form. Ist es aber die Ausgabe der Regierung, in dieser Zeit einen solchen Kamps herauszubeschwören, einen Kamps von einer teidenschast und Tiefe zu entfesseln, von der Sie sich seht keine Vorstellung machen können?(Sehr richtig! bei den Soz.) Wir wollen keinen Vorschlag zurückweisen, der uns von Bayern gemacht wird. Aber der Ton, in dem die Denkschrift der bayerischen Regierung gehalten ist, ist nichts anderes, als eine Verachtung der Souveränität de» Reichs. Bpn Bayern kommen ja ständig Angriffe gegen die Verfassung von Weimar, dabei wird es ganz vergessen, daß in der Nationalver- sammlung von 4S Bayern 30 für und nur 6 gegen die Verfassung gestimmt haben. Das Reichsministerium des Innern führt zwar einen großen Titel, aber es zeigt sich doch als sehr schwach in der Abwehr dieser Angriffe auf das Reich. Es ist nicht seine Aufgabe, sich vor jeder Forderung Bayerns zu beugen. hinter dem Föderalismus verbirgt sich nichts anderes als die Abneigung gegen die deutsche Demokratie. Besonders hoben es die Föderalisten die zwei Sätze in der Reichs- Verfassung angetan:.Das Deutsche Reich ist eine Republik , die Staatsgewalt geht vom Volke aus." Sie wollen an diese Stelle den Satz stellen: Dos Deutsche Reich ist ein Fürstenbund, Kaiser und Fürsten regieren von Gottes Gnaden und das Volk hat in untertänigster Ehrfurcht zum Throne emporzuschauen. Zwischen Ihnen und uns ist doch ein wesentlicher Unterschied. Wir wellen auf Grund der Verfassung das Volk in immer stärkerem Maße zur Mitbestimmung im Reich heranziehen. Sie wollen es in seine frühere Rechtlosigkeit zurückdrängen. Wir wollen mehr Volks- rechte. Sie wolle» weniger Volksrechte.(Sehr richtig! bei den Soz.) Leider haben im Ausschuß nicht alle Republikaner den notwendigen Mut gezeigt, hier aber gilt es, wer nicht für uns ist, der ist gegen uns! Wenn Sie jetzt die Flaggenfrnge aufrollen, so nehnien wir den Kampf auf. Aber wir führen ihn nicht nur um die Farben» sondern wir werden ihn um größere Dinge führen. wo Ihre Flagge weht, da sollen wieder herrenrechte und Knechtespslichten hergestellt werden. Herren und Knechte bilden aber niemals zusammen eine Nation, sondern sie teilen sich in Klaffen. Ihre Politik führt zum inneren »Kampf, nicht zum inneren Frieden. Wir aber wollen zu dem Ziele gelangen, ein politisch und lozial-freies Volk zu schaffen. Rur aus politischer Freiheit, aus sozialer Demokratie kann sich das Gebilde entwickeln, das sich in Wahrheit und mit Stolz nennen mag: Deutsche Ration.(Lebhafter Beifall bei den Soz.) Abg. Berndt(dnatl.): Der Reichsinnenminister hat an der Der- tiefung des Rcichsgedankens mitzuarbeiten. Das ist aber nicht möglich ohne eine Reform der Weimarer Verfassung . Darum beantragen wir die Einsetzung eines Ausschusses zur Ueber- pillfung der Weimarer Verfassung . Wir oerwahren uns auf das entschiedenste gegen die sozialdemokratischen Unterstellungen, daß wir mit Hilfe des Verfassungsausschusses die Monarchie wieder- herstellen wollten. Trog unserer monarchistischen Einstellung stellen wir den Kampf um die Staatsform heute zurück. Die Mon- archic erwarten wir nicht von Ausschußbeschlüssen, sondern von geschichtlichen Ereignissen, die nicht in unsere Hand gegeben sind. Abg. Dr. Schreiber(Ztr.): Die Innenpolitik muß mehr als bisher die Mittel des Geistes anwenden. Die Macht kann nur Mittel zum Zweck, niemals Selbstzweck sein. Es war«in schwerer psychologischer Fehler, als im Ausschuß die Aufhebung des Berfassungs- a r t i k e l s 18 gefordert wurde, der die Neugliederung des Reiches behandelt. Wer diesen Artikel aufheben will, verkennt die orga- nischen Kräfte, die innerhalb des Reiches leben. In solchen Wünschen siegt auch ein Schlag gegen das Rheinland, das in schwersten Tagen eine eiserne Selbstdisziplin und Entsagung gezeigt hat, die manchen ostelbischen Kreisen ein Beispiel sein könnte(lebh. Beifall im Ztr.). Wer den Artikel 18 aufheben will, der treibt eine schlechte deutsche Innenpolitik(Sehr wahr! im Ztr.). Wenn die Deutsch . nationalen jetzt den Antrag zurückziehen, so kommt das zu spät, um den Fehler gut zu machen. Ein zweiter psychologischer Fehler ist

ver Monömann. Von Erich Goltgetreu. Der Mondmann gehört mit zu meinen allerbesten Freunden. obwohl er von dem Glück gar nichts weiß. Es war drollig, wie wir uns kennen lernten. Ich ging an einem dieser unvergleichlich schönen Abende die Schönhauser Allee entlang,und nichts zu suchen, das war mein Sinn". Die Leute machten alle so frohe Gesichter, be- sonders die jungen Mädchen, die Burschen wovon sie sich unter- hielten, das weiß ich nicht, aber ihre Mienen, die lachten alle das herrliche Wort Feierabend. Die den ganzen Tag über am Schraub- stock gestanden oder an der Nähmaschine gesessen haben, sie haben ihn verdient, den Feierabend. Plötzlich durchgellten hastschrille Rufe die milde Schmeichelluft. politisches Kampfgeschrei tönt, Haß zittert, man sieht Rennende. Raufende: Kommunisten und Hakenkreuzler sind aneinandergeraten und prügeln die richtige Weltanschauung sich ein. Nach Minuten erscheint Polizei auf dem Plan, treibt zusammen, treibt auseinander, 'riegelt ab. riegelt auf kurz und gut, ich steh« auf einmal mit vielen anderen weitab vom Schuß oder vielmehr vom Gummiknüppelsause- stürm beim Mondmann. Ach. diese Geschichte hört sich trotz ihres modernen Hintergrundes so romantisch an.... Aber der Mondmann ist ja nur ein kleiner Beamter oder so etwas ähnliches, und das riesige Fernrohr, zehn Pfennig der Guck, ist auch kein Geschenk des Himmels. Die dürre Gestalt und die mageren Backen erzählen, daß der Mondmann es sich vom Munde abgespart hat. Dafür erlebt er jetzt menschlichen Werkes höchste Krönung: leuchtende Augen und Neugier, Interesse, Sehnsucht?- gefühl! Ich beneide den Mondmann, denn er sieht gleichsam stets, wie Menschen mit dem Ueberirdischen in Konnex treten. Ist es nicht ;fo, daß der Zeitgenosse, der nicht nur real sondern auch geistig im 2l). Jahrhundert lebt, seinen Gottesdienst wie in der Natur so apch am Fernrohr erlebt? Unsere Zeit und unsere Religion sind positi- wistisch: Lehrer in Sachlichkeit sind Priester in Heiligkeit. Und viele drängen sich um den Lehrer, den Priester, viele wallen wissen, viele wollen schauen, ahnen beten. Fleißige Arbeits­männer, wackere Hausfrauen, Jugendliche, Kinder selbst sie alle, die harte Arbeitsfron und irrwilde Großstadt ständig teuflisch ins Gottfremde zieht, sie alle umstehen in Interesse, Spannung, Aichacht den guten Hagestolz mit dem Fernrohr. �Nein, verheiratet ist er sicher nicht, hätte er«ine Frau, sagte die bestimmt:Stell dich nicht den ganzen Abend auf die Straße, du erkältest dich doch!" Welche Frau würde das nicht sagen? Ach, es Ist sicher nicht bequem, einen Gatten zu haben, der den ganzen Tag oder doch wenigstens den ganzen Abend auf dem Monde weilt. Wir anderen, wir Mondsüchtigen, wir Weltschaufrohen, die wir nicht verheiratet, sondern nur befreundet niit dem Mondmann sind, wir sind glücklich über seine Passion, unsereinen 490000 Kilo-

der Antrag der Rechten aus Einsetzung eines Verfassungsausschusses. Die Begleitmusik dieses Antrags zeigt, daß man mit Brechstangen und Brecheisen Barre für Barre aus der Verfassung herausbrechen will. Die Weimarer Verfassung ist die Zusammenfassung deutscher Lebenskräfte in schwerster Zeit und das gibt ihr ihren historischen Platz(Beifall im Ztr.). Sie ist ein historisches Moment des deutschen Miederaufbaues und wir wollen dieses Werk nicht durch Brecheisen, aber auch nicht durch das schleichende Gift der Verächtlichmachung zersetzen lassen(Beifall im Ztr.). Würde jetzt ein Verfasjung-aus- jchuß eingesetzt, so würde damit eine neue Brandfackel der Zwietracht in das deutsche Volk geworfen werden. Wir legen besonderen Wert aus die Feststellung, daß wir dem Reichsminister auf diesem Weg seiner Politik nicht zu folgen ver- mögen.(Beifall im Ztr.) Abg. v. kardorsf(D. Dp.): Die Weimarer Verfassung ist ein Bukett von schönen Blumen, die auf den verschiedensten Feldern ge- wachsen sind, die wenigsten aus deutschen Feldern.(Sehr wahr! rechts.) Die Form, m der die verfassungsmäßigen parlamenta- rischen Untersuchungsausschüssen arbeiten, ist geradezu zum groben Unfug geworden.(Beifall rechts.) Auch hier hat man eine ausländische Einrichtung übernommen, ohne sie richtig anzuwenden. In meiner vom Abg. Sollmann so scharf verurteilten Kritik des gleichen Gemeindewahlrechts befinde ich mich in der Gesellschaft der Freisinnigen, der Vorgänger der jetzigen Demokraten. Wenn Abg. Dr. Schreiber sich über konfessionelle Angriffe beschwerte, so muß doch gesagt werden, daß auf beiden Seiten gesündigt worden ist. (Abg. Fehrenbach(Z.) ruft erregt: Wie ist von protestantischer Seite gegen den Katholiken Marx gehetzt worden!) Abg. Sloecker(Koinm.) richtet an den Minister die Frage, wie es mit der Amnestie steht. Nach dem, was bisher bekannt wurde. wolle die Regierung offenbar eine Schein-Amnestie bringen, die nur den Sündern von rechts, nicht denen von links zugute kommt. Nach 7 Uhr wird die Weiterberatung auf Sonnabend, 1 Uhr, vertagt._ �ollkampf. Der Kriegsplan der Regierung. Der Reichskanzler hielt gestern im Reichstag eine ver- trauliche Besprechung mit den Führern der hinter der Regie- rung stehenden Parteien ab, in der es sich um V o r b e» sprechungen über die Behandlung der Zoll- vorläge handelte. An der Besprechung nahmen auch der Reichsernährungsminister Graf Könitz, der Finanzminister v. S ch l i e b« n, der Arbeitsminister Dr. Brauns teil. Irgendwelche Beschlüsse über Kompromißvorschläge oder dergleichen wurden noch nicht gefaßt. Die Regierung berät den Kriegsplan. Sie will die Zoll- vorläge durchpeitschen. Indessen scheinen die agrarischen Minister nicht zufrieden gestellt und scheinen auf weitere Liebesgaben für die Agrarier zu dringen. Kanitz gegen die Wissenschaft. Im Reichswirtschaftsrat hielt Kanitz eine Rede über die Agrarzölle Die Ausführungen der wissen- schaftlichen Sachverständigen wurden vertraulich behandelt, über die Agitationsreden des Schutzzollministers wird spalten- lang berichtet. Man erkennt, wie objektiv die Regierung die Zolloorlage behandelt. Kanitz' Rede stand im vollen Gegensatz zu den Anschau- ungen der Wissenschaft. Ihren Darlegungen über die Zu» tunft des Weltgetreidemarktes setzte er allgemeine Redens- arten«ntgejjen. Seine Darlegungen über die Notwendigkeit der Agrarzölle krankten an innerem Widerspruch. In einem Atemzuge behauptete er einerseits, die Agrarzölle würden ge- braucht, um Kompensationen einzuhandeln, und andererseits, die Agrarzölle müßten als Mindestzölle gebunden sein, damit sie bei Kompensationsoerhandlungen nicht abgehandelt werden könnten. Der Landbundminister pfeift auf Logik und Wissenschast. Wie die Brotwucherpresse fälscht. Der Landbundminister Kanitz gestand in seiner Rede vor dem Landmirtschaftsrat ein, daß die Getreidezölle zum Brotwucher führen. Er sagte:

meter durchs All spazieren zu führen. 400 000 Kilometer, als ob das so gar nichts wäre! VomVorwärts" bis zum DSnhoffplatz läuft man wohl so ungefähr einen Kilometer also nicht auszu­denken! Na, ich glaube, wenn ich ein schwerreicher Mann wäre, ich kaufte mir wohl doch ein schönes Flugzeug, um dem ü�pnd einen Besuch abzustatten. Was weiß der Mondmann nicht alles vom Berg Tycho, vom Meer der Ruhe, vom Aristarch zu erzählen! Geheim- nisvoll, geheimnisvoll.... Da oben gibt es sicher keine Haken. kreuze, keine Miesmacher, keine schwarzweitzroten Oberlehrer, keinen Haß, keinen Egoismus. Ach, ich bin schon auf dem Mond. Einen Nervenarzt! Einen Nervenarzt! Eine Republik für einen Nervenarzt!

Haftfähig oder haftunfähig! Geheimrat F. Strohmann, der Berliner Gerichtsarzt, nimmt zu dieser Frage in derDeutschen Medizinischen Wochen- schrift" ausführlich Stellung. Er betont, daß der viel erörterte Erlaß des Bolkswohlfahrtsmlnssteriums unzweifelhaft die Stellung des noch nicht verurteilten und möglicherweise unschuldigen unter- suchungsgefangenen ungünstiger macht gegenüber der des verurteilten Rechtsbrechers. Strohmann schlägt vor. daß in die Strosprozeß- ordung eine Bestimmung aufgenommen wird, etwa des Inhalts, daß die Vorschriften über Haftunfähigkeit bei Strafgesangenen auf Untersuchungsgefangene sinngemäß Anwendung finden, es sei denn, daß diese einer Tat angeschuldigt sind, auf die Todesstrafe steht. Die Länge der Freiheitsstrafe spielt bei den Borschristen über Haft- sähigkeit der Strafgesangenen kein« Rolle und sollte es daher auch bei Untersuchungsgejangenen nicht tun. Straßmann weist darauf hin, daß die Untersuchungshaft mit ihrer marternden Ungewißheit icki allgemeinen schwerer schädigt als die Strafhaft. Das Gefühl der völligen Hilflosigkeit, das ja besonders nngünstig auf das Seelenleben einwirkt, würde durch einen weiteren Straßmannschen Vorschlag erleichtert: jedem in Untersuchungshaft Genommenen, so weit es sich nicht um Gewohnheitsoerbrecher handelt, einen Verteidiger von Amts wegen zu stellen, wenn er nicht selbst bereits einen solchen gewählt hat. Vielleicht würde auch manche überflüssige Untersuchungshaft nicht verhängt werden, wenn damit infolge einer solchen Bestimmung Kosten verbunden sind. Zu dem Ministerialerlaß bemerkt Straßmann. daß«r doch etwas emseitig angelegt ist, indem er nur vor zu großer Milde warnt und bei Berstößen m dieser Richtung Bestrafung androht, aber nirgends mit einem Worte darauf hinweist, daß auch durch zu große Härte der begutachtende Arzt Schaden stiften kann, den er zu ver- antworten hat. Für das Moabiter Untersuchungsgefängnis wäre eine wesenlliche Vermehrung des Aerzte- und Heilpersonals nötig, die«inen regelmäßigen Wachidienst ermöglicht, eine Einrichtunq, die wohl ihrer Kosten wegen bisher unterblieben ist. Fällt diese Rücksicht fort, so ist es gewiß möglich, auch ein Geiängniskranksnhaus allen Ansprüchen entsprechend einzurichten. Fiskalische Gesichts- punkte spielen, wie Straßmann betont, auch sonst bei der Frage der Haftunsähigkeit eine ungünstige und nicht notwendige Rolle. Es ist vielfach üblich, wenn die Unterbringung eines Gefangenen in

Selbstverständlich bestreitet die Reichsregierung gar nicht, daß unter Umständen eine gewisse Verteuerung der Lebens» Haltung durch Agrarzölle eintreten kann. DerL o k> l- A n z e i g e r", das Blatt der kleinen Leute, die von der Verteuerung betroffen werden, unter» schlägt nicht nur die Stelle, er versieht vielmehr die Rede von Kanitz mit der Ueberschrift:Keine Getreide- teuerung in Sicht". Kein Wunder, daß die Deutsch - nationalen sich nicht mehr in Versammlungen getrauen, wie Hergt sagt, weil man sie dort Betrüger nennt... Noch nicht genug! Der Gesamworstand des R'e ichslandbundes hat eine Entschließung gefaßt, die den agrarischen Schutzzoll, den die Regierung plant, als völlig unzulänglich de- zeichnet. Die Wirkung dieser Entschließung ist, daß die Regie- rung gestern sich sachlich überKompensationen" noch nicht einigen konnte. Die Agrarier, die noch nicht genug haben, er- lauben es nicht._

Das �versehen" ües Reichsrats. Sein Einspruch gegen das Wiederaufnahmeverfahren. Gegen das vom Reichstag nach langem Hin und Her auf sozialdemokratischen Initiativantrag hin veschlossene Gesetz, durch das die Wiederaufn ahme des Berfahren« gegen die Urteile der bayerischen Volksgerichte ermöglicht werden sollte, ist im Reichsraisausschuh und danach in der ösfent- lichen Vollsitzung des Reichsrats Einspruch einzulegen beschlossen worden. Eine stichhaftige Begründung für diesen Einspruch kann nicht gegeben werden und ist bis heute zu geben auch nicht einmal versucht worden.. Welchen Weg gibt es, diesen Einspruch ungeschehen zu machen und damit dem vom Reichstag beschlossenen Gesetz zur Wirksomkcir zu verhelfen? Artikel 74 der Reichsverfassung schreibt vor, daß der Einspruch binnen vier Wochen nach der Beschlußfassung des Reich?- tags begründet werden mutz. Wird eine solche Begründung nicht gegeben, so wird der Einspruch nachträglich unwirksam und das Gesetz ist nunmehr verkündungsreif. Run muß über die Begründung des Einspruches in öffentlicher Reichsratssitzung Beschluß gefaßt werden. Diese Beschlußfassung ist unseres Wissens noch nicht erfolgt. Es ist also noch Zeit, hier das frühereVersehen" wieder gut zu machen. Wenn all« deutschen Länder, die die Erhebung des Einspruchs an sich für unrichtig halten, nunmehr geschlossen gegen jede Art der Be- gründung eines solchen Einspruchs stimmen, ist der Einspruch gefallen. Nehmen wir an, daß es ssch bei dem Einfpruchsbeschluß wirklich nur um einVersehen" handelt. Es ergab sich nämlich damals in der öffentlichen Sitzung vom 28. Mai, daß außer Preußen insgesamt 17 Stimmen anderer deutschen Länder gegen den Einspruch waren. Preußen selbst stimmte zum großen Befremden aller nicht mit. Nachträglich erklärte derAmtliche preußische Pressedienst" dos damit, daß in einer Vorbesprechung der preußischen Reichsratsmftglieder einige Vertreter der preußische» Provinzen dem Stimmführer erklärt hatten, sie würden für de» Einspruch stimmen. Bekanntlich werden ja die Preußen im Reichs- rat zustehenden 26 Stimmen zur Hälfte durch die preußische Staat»- regierung, zur anderen Hälfte durch die 1? Vertreter der preußisäF» Provinzen abgegeben. Osfenbar wollte also der preußische' Stimm- sührer vermeiden, daß in einer ösfenlltchen Sitzung des Reichsrats dos peinlich« Schauspiel eines Ausemanderfallens der preußischen Stimmen gegeben würde: lediglich aus diesem Grunde beteiligte er sich anscheinend überhaupt nicht an der Abstimmung. Da« war ein taktischer Fehler. Ein« einfache lleberlegung zeiat, daß, wenn auch nur vier Stimmen von dreizehn Provinzen mit der preußischen Staatsregierung gestimmt hätten, daß dann der Ein- spruch gefallen wäre: denn die Mehrheit von 66 beträgt 34. Höfte also der preußische Stimmführer als erster dos Gewicht der 13 Regie- rungsstimmen gegen den Einspruch in die Wagschale geworfen und es dann dem einzelnen Provinzialoertreter Überlasse«, die Derant-

einem Krankenhaus« erforderlich ist, um dem Iustizfiskus erhöht« Kosten zu ersparen, die Straf- oder Untersuchungshaft für unter- brachen zu erklären, so daß der Kranke nun dem Krankenhaus gegen- über als freier Mann dasteht, gegen den irgendein Zwang nicht angewendet werden kann. Dadurch wird die Flnchlmöglichkeit natürlich sehr erhöht. Straßmann hält diese Maßregel für nickst notwendig, es handelt ssch schlt-ßlich doch nur darum, daß Gelder aus einer öffentlichen Kasse in die andere kommen, und dem Steuer- zahler ist es gleichgültig, unter welcher Etatsposition das ihm abge- nommene Geld verwandt wird. Im übrigen schlägt er vor, de» besprochenen Ministerialerlaß durch einen Hinweis zu ergänzen, daß wirklich schweren Erkrankungen, die Haftunfähigkeit bedingen, auch gebührend Rechnung getragen werden muß.

ver Ekai des Reichskunstwarks. Bei den Beratungen des Etats des Reichsministsriums des Innern tm Hauptausschuß des Reichs» tages erregte es Aufsehen, daß der Vertreter des Reichsfinanz- Ministeriums von einerFlucht in die Oefsentlichkeit" sprach, als die Erhöhung der für sachliche Ansgaben dem Reichekunstwart zur Ver- fügung stehenden Summe von 8000 M. aus 20000 M. jährlich sich als notwendig erwies, ohne daß der Vertreter der Reichssinanzen vorher auf dem Ressortwege darum angegangen war. Der Reichs- kunstwart war in der Debatte von mehreren Abgeordneten gefragt worden, wie es denn mit den 8000 M. möglich sei, in der ge- wünscbten Weise für die Pflege des deutschen Handwerkes, für die Erhaltung des Könnens sich einzusetzen, und Dr. Redslob mußte erwidern, daß das bisher schon sehr schwer und aus die Dauer unmöglich sei. Die Bereitstellung größerer Mittel wird dem hossent- lich abhelfen. Die Erössuung des Londoner Dickens-Rluscum». Das Haus in Doughty-Street, in dem Dickens diePickwickier" pollendet uild Oliver Twist " sowieNicholas Nicklebey" geschrieben hat. wurde jetzt als Museum der Oessentlichkeit übergeben. Es ist zu einem Dickens -Museum ausgestaltet worden, das zahlreiche Dickens-Rc- liquien.«ine Dickens -Bibliothek von 2500 Bänden und eine große Sammlung von Bildern und Zeichnungen«nthäll. Die Wände sind zum größten Test mit den Originalzeichnungen vonPhiz " und Leech geschmückt, nach denen die berühmten Illustrationen zu Dickens Werken gefertigt wurden. Volksbühne. Die Erslaussührun« von Schiller ? Trauerspiel.D i e Der» i chwörung de» ssieöko' findet im Tdeatcr am Bülowplatz Montag. 7>/, Uhr statt. Mit Erlaubnis deS StaatSthealer« treten in dieser Auisähaifig Leo R-utz und«l-yander Granach Ihr Engagement an der Dolksbäbne an. Den B-rrina spielt mit Erlaubnis des Deutschen Theater««Satter Franck. Regie: Frih Holl. TJkax Reinhardt hat beschlossen, vom 1. September ab hie Leitung seiner Berliner Bühnen wieder selbst zu übernehmen. Eine TrellustunlveesitS». In Miami am Kap Florida soll eine neue Uniperfitäl errichtet werden, der nach dem Willen ihrer Gründer die günstigen klimatischen BerbSltnisse Florida« ein bejondereS Gesicht geben werden. S« toll-in- Freilusluniversität ieln: sämtliche Baulichkeiten, die vorgeiehen sind, werden der Lust und dem Licht überall Ireien Zugang gewähren und nur ,um Schuh gegen Bind und Bester mit verschiebbareil Dächern und Wänden versehen sei».