die Tragödie von Thina. «n Manifest chinesischer Professoren. Die Professoren der chinesischen Reichsunioer» fität zu Peking haben zu dem Schanghaier Blutbad ein Manifest erlassen, in dem es heißt: .Die Tragödie, die sich in der Internationalen Nieder- lassung in Schanghai abgespielt hat, hat das chinesische Volt mit Entsetzen und Abscheu ersüllt. Lohnstreiks chinesischer Arbeiter in japanischen Daumwollspinnereien hatten sich in Tsingtau und Schang- Hai ereignet und einer der St reitenden mar von den Japanern ohne jeden Grund erschossen worden. Um gegen diesen Akt der Brutalität zu manifestieren, unternahmen chinesische Studenten, junge Leute und junge Mädchen, am 30. Mai einen Umzug durch die Straßen Schanghais. Sie waren nur mit Flugblättern und Drucksachen bewaffnet. Die P o l i z« i der I n t e r- nationalen Niederlassung in Schanghai , die praktisch unter vollständiger Kontrolle der Behörden und des Konsul» von Groß-Britannien steht, hiett es nicht für nötig, die Demonstration zu verbieten, sondern nahm einige der teilnehmenden Studenten fest. Darauf begaben sich die übrigen Studenten zur Polizei, um die Freilasiung ihrer Swdienkollegen zu erwirken. Die Polizei befahl ihnen, sich zu zerstreuen. Als sie dem Befehl nicht nachkamen, befahl ein britischer Polizei- inspektor. scharf zu schießen. Sechs Studenten waren aus der Stelle tot. über vierzig schwer verwundet. Das verhinderte jedoch die unbewaffneten Studenten nicht, die Demonstration zu wiederholen, und so dauerte das Gewehr- und Maschinengewehr- feuer der unter britischer Kontroll« stehenden Polizei wenigstens sechs Tage an. Die genaue Zahl der Toten und Derwundeten steht z. Zt. noch nicht fest, aber die meisten Berichte besagen, daß zum Mindesten 7» Personen getötet und über 300 verwundet wurden. Die Verluste betreffen sämtfsch Chinesen und weder ein Engländer noch ein Angehöriger einer anderen Nation erscheint auf der Verlustliste. Würde irgendein gerecht denkende» Volt dies« jungen Leute und jungen Mädchen als Aufrührer ansehen und gegen sie mit Gewehr- und Maschinengewehrsalven vorgehen? Kann diese Moni- festation, wie einige ausländische Zeitungsagentursn meldeten, als fremdenfeindlich oder bolschewistisch angesehen werden? Waren nicht die Taten der Behörden mit Ueberlegung ausgeführt, da das Vorgehen sechs Tage lang andauerte? Warum hat weder der britische noch der japanische Gesandte in Peking sofort dem Morden Einhalt getan, wenn sie es nicht billigten, das sind Fragen, die wir nur aufwerfen, aber nicht beantworten wollen. Man wird es in Europa und in Amerika kaum glaublich finden, daß Beamte zivilisierter Staaten solche Taten begehen oder billigen konnten. aber eine Erklärung kann leicht darin gefunden werden, wenn man bedenkt, daß die Ausländer in China feit langem durch u n- gerech te Vertragsklauseln privilegiert worden sind, und aus diesem Grunde den Sinn für moralisch« und rechtliche Der- antwortung verloren haben, den ihr« Landsleut« in ihrer Heimat besitzen. Jetzt herrscht ein Gefühl der Erbitterung in allen Klassen der chinesischen Bevölkerung. Streiks in britischen und japanischen Fabriken und Boykotts gegen britische und japa- Nische Waren kommen in ganz China auf." Strastenkampf in Kanton. Kankon, 13. Juni. (Reuter.) Dreitausend Mann der Kontontruppen überschrttten gestern von der Insel Honcm aus den Strom und gingen drei Meilen östlich von THungsHan an Land Deftlich von Tunghsan, einer Vorftandt von Kanton, begann sodann ein Gefecht. Später drangen die Kantontruppen weiter in die Stadt ein; sie kämpfen jetzt in der Nähe der Universität von Kanton Halbweg» zwischen Tungsha» und dem Ausländer- viertel Schamien. Di« strategisch wichtigsten Punkte von Schamien sind mit Sandsacken und Barrikaden befestigt worden. Dies ist nur eine Vorsichtsmaßregel, da Unruhen nicht erwartet werden.(?) Eine flnklaqereüe Llopü Georges. London , 13. Juni. Lloyd George erklärte in einer Rede in Scarborough : Ein« Ursach« von endlosen, möglichen Schwierigketten sei die engherzige, ungerechte und harte Anwendung der Bedingungen des Verfailler Vertrages. Dieser sei ein schwerer Vertrag: aber dies sei um so mehr ein Grund, ihn mit Toleranz, Wahrheit und Weitherzigkeit auszulegen. Er enthalte Bestimmungen. welche es möglich mochten, ihn von Zeit zu Zeit abzuän- dern und zu beschränken. Obgleich die Alliierten den Geist der Bedingungen mit Bezug auf die Reparationen durchgeführt hätten, träfe dces nicht zu bezüglich anderer Fragen. Lloyd Georg« erwähnte da» Ruhrgebiet , wo die Forderungen der Franzosen im großen und ganzen von einer Art seien, welche die Leiden- schatten einer Bevölkerung, die ganz natürlich ihrem Baterland anhänge, erregen müsse. In O b e r s ch l e s i« n sei nicht da» Urteil gefällt worden, das man von einem unparteiischen, rechtlichen Tribunal erwartete. Dies werde in Zukunft wettere Schwierigkeiten für Europa schaffen. Man nehme weiter den Fall der N i ch t r ä u m u n g K ö l n». Es gäbe nichts Gefährlichere» für den Frieden, als die Besetzung ein«? Landes durch die Truppen eine» anderen Landes. Die Engländer hätten Köln bereits im Januar räumen müssen, hätten es aber immer noch nicht getan. Weshalb? Die Franzosen entdeckten plötzlich, daß die Deutschen die Abrüstungsbestimmungen des Ver- träges nicht durchgeführt hätten. Lloyd George fuhr fort: Er sage keineswegs, daß der Bertrag nicht hier und da«in wenig oerletzt worden sei: aber Im wesentlichen hätten die Deutschen ihn durchgeführt. Lloyd George erklärte: Es sei ein wenig seltsam, daß er, der«lne führend« Rolle im Krieg gespielt habe, hierher komme, um für einen Feind zu plädieren. Er tue dies ober im Interesse der Gerechtigkeit und Billig- k e i t. und als einer, der im Interesse de» britischen Reiches seinen Namen unter den vertrag gesetzt hätte. Zur Pakt frag« führte Lloyd George au«: Es scheine, daß Frankreich seine Grenzen durch England und Deutschland garantiert sehen wolle, daß es jedoch die Freiheit hoben wolle, durch Deutschland zu marschieren, wenn«in Streit mit Polen , der Tschecho. slowakei oder irgendeiner andeien Macht eintrete.' Wenn Frank- reich sagen würde, daß es in ledem derartigen Streitfall um«inen Schiedsspruch ersuchen würde, so wurde dagegen nichts«inzuwenden sein. Aber wenn England dem Pakt beitrete, nur um Frankreich «ine Sicherhett zu geben, die es>hw ermöglichen würde, unge- straft gegen Deutschland Krieg zu führen, so sei da» ein Ereignis, welches die Engländer nicht b l I l i g« n könnten. Man müsse zusehen, daß in dieser Frage der richtige Schritt getan werde. Lloyd George erklärte unter Beifall: Vor allem.müss« der Völker- bund gestärkt werden. Die Forderung von Frankreich könne lauten:.Steht zu dem Friedensvertrag! Lloyd George sagt«: Ja. aber zum gesamten Vertrag, bei dem die ersten 20 Bestimmun- gen die Verfassung des Völkerbundes bilden! Di« ersten Seiten de» Pakte» find«In» feierliche Satzung, die von den Nationen unter- zeichnet Ist, daß Streitigkeiten in Zukunft durch rechttich« Erwägung und nicht durch Gewalt'geschlichtet werden müssen. Laßt uns darauf bestehen, daß der Völkerbund das Recht hat. zu entscheiden. Lloyd George schloß: Ich will nicht, daß das britisch« Reich mtt dem Kainsmal auf der Etsrn durch die Zeiten geht. Laßt Sroßbrttaoni« sein» Pflicht tun und nicht» fürchten. y,.
die fluslanösanleihe der Staöt Serlm. Eine Vorlage an die S ladloerordnetenversammlung. Die Städtische Finanz- und Steuerdeputation hat bereits vor einigen Tagen prinzipiell ihre Zustimmung zur Auflage einer Auslandsanleihe von 50 Millionen Mark erteilt. Jetzt liegt der Berliner Stadtverordnetenversammlung in endgültiger Fassung die Anleihevorloge des Kämmerers vor. Donach schlägt der Berliner Kämmerer die Ausnahme einer amerikanischen Anleihe in höhe von lS Millionen Dollar für den Erweilerungsbau des Slädti- schen Elekirizitätswerkes und für die endgültige Finanzierung der Nord-Süd-Lahn vor. Der haushallsausschuß hat in seiner gestrigen Sitzung bereits unter dem Etatstitel„Außerordenllichs Verwaltung" seine Zustimmung zu dieser Anleihe gegeben. Allerdings übersteigt der Betrog von IS Millionen Dollar um 13 Millionen Mark die bisher angegebene Summe. Dei den Stadtverordneten aller Par- teien herrscht aber darüber Uebereinstiinmung, daß Berlin diese Anleihe unter allen Umständen gebraucht. Ueber den Städtischen Elektrizitätswerken schwebt das Damoklesschwert der Anschlußsperre. Der Vorstand der Werke hat erklärt, daß am 1. Juli die Sperre erfolgen muß, wenn die Finanzierung des pro» jektierten Neubaues nicht gesichert werden kann. Unter keinen Um- ständen darf Berlin in diese Lage kommen. Die Schwierigkeiten, die die Aufsichtsbehörden zurzett der Anleiheauflegung noch bereiten, müssen unter allen Umständen überwunden werden. Es ist unmög- lich, aus laufenden Einnahmen die ungeheuren Erweiterungsbauten zu leisten, zu denen die Stadt gezwungen ist. Wenn die Aussichts- behörden der Anleihe Schwierigkeiten machen sollten, dann würden sie damit die Verantwortung dafür Übernehmen, daß in kurzer Zeit kein« Anschlüsse an die Elektrizitätswerke mehr vorgenommen werden können. Sie trügen auch die Ver- antwortung für die Einstellung des Wetterbaues unseres Schnell- bahnnctzcs. Man kann hoffen, daß die wirtschaftliche Einsicht über alle anderen Bedenken siegen wird und die Stadt endlich in die Lage versetzt wird, wenigstens einen Teil ihrer Aufgaben zu lösen. Lustmord an einer Zehnjährigen. hohe Belohnung zur Ergeifung de» Taler». heute früh um 4% Uhr wurde die Leiche der 10 Jahre ollen Schülerin S e n t a Eckert, die sett dem 8. d. M. vermißt wurde, aufgefunden. Die Leiche lag in einem Kornfelde dicht an der Bahnstrecke Berlin-Karow. Die kleine Eckert, die bei ihren Ellern in der Stolpischen Str. 41 wohnte, war am 8. Juni, dem letzten Ferientage, nach dem väter- lichen Laubengrundstück in Blankenburg geschickt worden. Das Kind hatte diesen Weg schon öfter allein gemocht, und so trugen die Eltern auch dlesmal keine Bedenken. Morgens um 8% Uhr war es von Hause weggegangen, um. wie gewöhnlich, vom Bahnhof Gesund brunnen abzufahren. Da die väterliche Laube dem Bahnhof Karow näher liegt, so ist das Kind auch bis dahin gefahren, um dann wenige hundert Meter den Bahndamm zurückzugehen, hier muß man in einen kleinen Seitenweg abbiegen und gelangt danach auf das Laubengelände. An dem fraglichen Tage war das Kind nicht in der Laube angekommen und seitdem spurlos verschwunden. Die be- sorgten Eltern boten olles auf, um den Aufenthall ihres Kinde» zu ermitteln. Das kleine Mädchen besuchte ein Lyzeum in der Nähe der Stolpischen Straße und galt als eine aufgeweckte und be- g a b t e S ch ü l e r i n. Die letzte Zensur, die es nach Haus« brachte, war gut, und es lag deshalb kein Grund vor, anzunehmen, daß es sich aus Furcht vor der Schule heimlich entfernt habe. Auch häus- liche Strafen oder Rügen hatte es nicht an befürchten. Alle diese Umstände machten es wahrscheinlich, daß das Kind verschleppt worden sei. Die Nachforschungen der vermißtenzentrale des Ber - liner Polizeipräsidiums führten trotz eifrigen Fahndens zu keineitt Ergebnis. Trotzdem man die nähere und wettere Umgebung des väterlichen Grundstücks schon mehrmals abgesucht hatte, begannen gestern abend Bekannte der Familie noch einmal zu suchen. In den ipäien Abendstunden fanden sie am Abhang de» Bahndammes das kleine henkelkörbchen. das die vermißte bei sich getragen hatte. Bei wetterem Suchen entdeckte man auch noch eine haar» schleife. Diese lag am Rande eines ungefähr 20 Morgen großen Roggenschlages, der sich westlich des Bahndammes hinzieht Noch einmal wurde die Seite des Roggenschlages, die der Straß« zuge- wandt ist. Schritt für Schritt durchstreift. Schließlich stießen die Suchenden, ungefähr in der Mitte des Schlages zehn Schritt in gen Roggen hmein, auf eine Stelle die arg zertreten war. und fanden hier einige Kleidungs stück«, die dem vermißten Kinde gehörten. Da inzwischen schon die Nacht hereingebrochen war, stellte man das weitere Suchen ein und alarmierte die Mord- k o m m i s s i o n. Die Kriminalkommissare Werneburg und Alb recht trafen in der Nacht dort noch ein, und beim Morgen- grauen wurde die Suche mtt dem mitgebrachten Polizeihund „Binz " von neuem aufgenommen. Der Hund verbellt« zwanzig Schritte weiter in das Feld hinein ein neues Fundstück und mehrer« Meter davon entfernt die Gesuchte. Das kleine Mädchen lag auf der linken Sette vollkommen zusammengekrümmt. Ts trug nur noch das Hemd und das Kleidchen. Der ganze Befund ließ darauf schließen, daß es das Opfer eines Lustmordes geworden ist. Als die bekümmerten Ellern herbeigeholl wurden, erkannten sie sofort ihrTöchterchen. D«e Ermittlungen der Kriininalpolizei nach dem Lüstling, der am himmelsahrtstage den Ueberfall begangen hatte, führten zur Berhaftung verdächtiger Männer. U. a. wurde auch ein Arbeiter aus der nahen Pulverfabrik festgenommen. Doch konnte ihnen allen bisher die Täterschaft nicht nachgewiesen werden. Zur Ergreifung des Täters wird eine hohe Belohnung ausgesetzt. -Alle Personen, auch die, die mit dem kleinen Mädchen um 9 Uhr von. Bahnhos Gesundbrunnen abgefahren sind und sich des Kindes noch entsinnen, werden gebeten, sich umgehend bei der Mordkom- Mission Werneburg. Albrecht im Zimmer 30 des Polizeiprä- sidiums zu melden._ Ein Prä chtiger Tchwiegersohp. Wie leicht man in einen Kuppeleiprozeß verwickell werden kann, zeigte dieser Tage ein« Verhandlung vor dem Schöffengericht Berlin - Tempelhost Es hatten sich die Eheleute h. und die Ehefrau S ch u r i g wegen Kuppeleiverdachts an ihren eigenen Kindern zu verantworten. Die Vorgeschichte der Gerichtsver- Handlung ist ungefähr folgende: Die Tochter Köche des Malermeisters h. lernte im vorigen Jahre in den Kommerlichtspielen in der Tellower Straß« einen „Dr. Schurig" kennen, der sich dort abend» als Einlasser betätigte. um sich angeblich sein studentisches Taschengeld zu verdienen. Er führte sich auch bald bei dem Malermeister mit Couleurband und akademischem Schneid ein und spielte den strebsamen, aber mittel- losen Studenten. Bald reichte, wie er dem Dater des Madchens vorschwindette, seines Daters Geld zum Studium nicht wehr aus. Da ihm sein zukünftiger Schwiegervater für seine„Studien auch kein Geld geben wollte, begann er. das Arbeiten zu„studieren. Er ging zunächst zu einem Apotheker in Stellung, hier wurde oft der„Herr Dr. Schurig" am Telephon verlangt, um ia keine Zweisei über ihn aufkommen zu lassen. Der Apoptheker hatte aber bald genug von ihm und entließ ihn. Dann„studierte er aus emlgen Stellen„Anstreicher". Aus einer dieser Stellen ließ er schnell seine Frau, die er gar nicht hatte, sterben, um sich gesammelle Gelder seiner milleidigen Kollegen zu erschwindeln und dann zu verschwin- den. Als nun der Verkehr mtt der Tochter, de» h. mcht ohne Folgen blieb, ging er mit ihr und ihrer Mutter zum Standesamt. um da» Aufgebot zu bestellen, hier stellte sich heraus, daß der Bräutigam noch gar nicht 21 Jahre all. kein Doktor, sondern Kauf- mann war und noch nicht aufgeboten werden konnte. Jetzt wollte er mit seiner Hochzeit bis zu seinem Geburtstag warten. Seine Mutter mietete für ihn und seine zukünftige Frau em Zimmer, weil er sonst ziemttch oft sein Quartier wechselte, Kurz bevor er diese» Zwo»«
bezog, wohnte er noch acht Tage in einer Bodenkammer, die ihm die Eltern seiner zukünftigen Frau zur Verfügung stellten. Während dreier Nächte war hier jeine Braut bei ihm. Vom Bormundschasts- amt will er angeblich den Bescheid bekommen haben, daß er mit seiner Braut das gemietete Zimmer beziehen könne. Wegen des zu erwartenden Kindes gaben die Eltern ihrer minderjährigen Tochter die Heiratserlaubnis und gestatteten das Zusammenziehen der beiden. Als aber der„Bräutigam" mtt der gefälschten Unterschrist seines Schwiegervaters Farben und Materialien erschwindelt«, zog h. seine Einwilligung zurück und holte die Tochter nach vier Wochen wieder nach Hause. Schurig wieaelle nun den Kaufmann S t e f a n o k i. der früher in demselben Hause wie h. wohnte und diesem nicht wohlgesinnt war. aus. Anzeige gegen h. zu erstatten. Es wurde aber auch seine eigene Mutter, die das Zimmer für die beiden gemietet hatte, mit hineingezogen. Die Aussage des St. war stark übertrieben und von reinster Rachsucht getragen. Dem Ge- richt hat er es zu verdanken, daß er nicht vereidigt und dadurch viel- leicht meineidig wurde. Das Gericht brandmarkte gründlich da» Verhalten des Anzeigenden sowie des ungeratenen Sohnes und sprach alle drei der Angeklagten frei._ Noch immer Wassernot.. Tiesbohrer an der Arbeil. Das vorgestern in Angriff genommene Verbindungs- rohr der Berliner Wasserwerke mit den Charlottenburger Wasser- werken A.-G. ist gezogen. Die neue Verbindung kann zunächst nur höchst minimale Ergebnisse zeitigen, da sie bei st ä r k st e r Ausnutzung die Ueberleitung von knapp fünftausend Kubikmetern Wasser gestattet. Als Kuriosum sei festge- halten, daß im Norden Berlins infolg« der B e t r i e b s st i l l- legung des Niederschönhausener Wasserwerk» da« Grundwasser in Keller und Gärten steigt. Weite Strecken Lande», so u. a. die Beetanlagen der Laubenkolonisten sind unter Wasser ge» setzt. Seltsame Laune des Schicksals, während im Westen und Sud- westen jetzt zu gleicher Zeit das gleiche Naß zum kostbarsten Kleinod zu werden beginnt, weil es so entsetzlich rar ist. Das Berliner Polizeipräsidium teill mit: Di« Ber liner Wasserwerke haben während der zwölf Nachtstunden von Donnerstag auf Frelkag etwa 1500 Kubikmeter Wasser ab- gegeben. Die Abgabe während der gestrigen Tagesstunden ist Häher geworden. Durch den Anschluß ist der D r u ck in dem umliegende« Dersorgnngsgebiet um etwa drei Meter gestiegen. Di« Arbeiten an den Lrunnenanlageu im werk Johannisthal werde» forlgeseht. Die Dohrkolounen werden auch Sonntag arbeiten. Don Montag oder Dienstag an werden auch zwei Dohrkolonnen im Werk D e e l i h h o f eingesetzt, so daß im Laufe der nächste« Woche süns Dohrkolonnen tätig sein werden. Ein Beamter de» Post, ei- Präsidium» wird ständig darüber wachen, daß die zur Behebung der Wassernot erforderlichen Arbeiten mit der größten Schnelligkeit an»- geführt werden. Etwas sonderbar mutet folgende Mitteilung an, die uns zu- geht. In vielen Berliner Restaurants, die natürlich alle zu ebener Erde gelegen sind, kann beobachtet werden— vornehmlich auch in den von der Wassernot bettoffenen Stadtteilen—, daß in die um- sangreichen Spülanlagen dauernd Wasser ein- und ab» läuft. Das ist auf jeden Fall zu verurteilen, denn wenn fämt- liche Gastwirtschaften eine derartig unverantwortliche Wasserent- nähme vornehmen— werden die Leidtragenden di« Bewohner der oberen Stockwerke bleiben. Auch hierauf müßte demnach die Polizei besonderes Augenmerk lenken. Seine Aussicht auf Regen. Schon die letzten Tage brachten über Nordeuropa eine beut- liche Trennungslinie von warmer Luft südlicher Herkunft und kalten nördlichen Lustmassen. Mtt starkem Druckfall, der ein« nordsüdlich« allgenrnne Lustströmung hervorrief, drangen die kalten Luftmassen langsam nach Süden vor. Am gestrigen Spätnachmittag wurden die deutschen Küstengebiete erreicht, während Mitteldeutschland in den letzten Stunden des Tage» eine stärkere Abkühlimg erfuhr. Niederschläge sind in Mitteldeutschland nicht gefallen. Da» kommt daher, weil die kallen Luftmassen nicht wesentlich höher als\% bis 2 Kilometer reichten. Außerdem war vorher die hier lagernd« warme Luft sehr ttocken, so daß es nur zu stärkerer Wolkenbilhung kam. Doch sind im Rheinland , in Süddeutschlond und Oesterreich in der Nacht und am heutigen Morgen wettverbreitete Gewitter aufgetteten. Wir werden fernerhin zunächst unter dem Ein» fluß der etwa« kühleren Lustmassen bleiben, die nn» vorwiegend etwas wolkige» Wetter bringen. Mtt stärke» ren Regenfällen ist zunächst noch nicht zu rechnen. sondern es können höchstens mit lokalen Böen geringe Nieder- schlüge austteten. Für Berlin und llmgegsnd wird aller Wahrscheinlichkeit nach das Wetter bei leichter Bewölkung und zeitweise« Aufheiterungen den heutigen Charakter beibehallen. Di« Kleingärten bei der Zählung am 1«. Inn ». In der vorige Woche durch das Stattstische Amt verbreiteten Zettungsnachricht über die Volks-, Berufs- und Betrieb-zähluug am 16. Juni d. I. befindet sich eine Bemerkung des Inhalt», daß ein Land- und Forstwirtfchaftsbogen für land- und forstwirtschaflliche Betriebe, einschließlich Lauben- und Kleingartenland von 500 Quadratmeter Umfang und mehr zur Ans- füllung ausgegeben werde. Das erweckte zunächst den Eindruck. als sollten Kleingartenflächen mit weniger als 300 Quadratmeter überhaupt nicht mitgezählt werden. Die inzwischen verteilte„Haus- Haltungsliste"(Druckfache Nr. 1) enthätt aber auf der vierten Seit« unter„I. Besondere Fragen für Bodenbewtrtschaf- tung" die Hauptfrage:„Wird von einem Mitglied(oder mehreren MUgliedern) der Haushaltung Landwirtschaft oder Forstwirtschast oder Weinbau oder Gartenbau oder Fischerei betrieben, d. h. ein« Bodensläche wenn auch von kleinstem Umfang— als Acker, Gartenland, Wiese, Weide, für Wein-, Obst-, Gemüse-, Tabak- bau usw., als Wald- oder Holzland oder als Fifchgewässer— be- wirtschaftet?" Und dazu wird erläutert:„Die Frage ist auch dann zu bejahen, wenn nur Kleingärten(Laubengärten, Schreber» gärten und dergleichen) bewirtschaftet werden, dagegen bleiben Ziergärten(auch solche, in denen nebenher«in unbedeutender Anbau von Nutzpflanzen stattfindet) außer Betracht." Das Klein- Sartenland bis zu 500 Quadratmetern wird also in der hau»- a l t u n g» l i st e mit erfaßt, und zwar hier ausschließlich und nur nach den Gesichtspunkten:„Wie groß ist die bewirtschaftet« Fläche? Davon ist: a) eigene Fläche(auch Erbpachtland), d) gepachtete Fläche, c) sonstige Fläche(Nutznießung, Dienstland, Deputatland usw.)" Die Zahl der Kleingärten unter S00 Quadratmeter wird hiernach nur nach ihrem Umfang und ihren Besitzverhältnissen ermittelt, nicht auch danach, welche Einrichtungen und Bewirtschostung in diesen Gärten vorkommen. Dagegen werden alle Kleingärten über 300 Quadrat- meter in dem besonderen Fragebogen für Land- und Forstwirtschast zum zweiten Male gezähtt und in ihrer ganzen Bewirtschaftungsart, gewissermaßen als„landwirtschaftliche Kleinbetriebe" ermsttelt. Dies« Auseinanderreißung des Kleingartengebiets mag zu bedauern sein. E» scheint aber, daß e» der Statistik nicht möglich gewesen sst, hier anders, da» heißt zweckmäßiger zu verfahren.— Diese Zellen möaen den hunderttausrnden von Kleingärtnern, die, nach den vielen An- fragen zu schließen, zum Teil beunruhigt sind, zur Aufklärung dienen. Ein 70jährlger ertrunken. Belm Baden in der Havel bei Sakrow wurde der 70jShrige Rentner Otto Tietze au» Berlin , der in Potsdam bei Angehörigen in der Chausseestraße weille, von einem Schlaganfall ereill und ertrank. Seine Leiche wurde au« dem Wasser geholt. Groß-Serliner parteinachricbten.
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