der Rebeiienftaat. 2lbd el Krim und sein Reich. Von PeterAuer. In geradezu vulkanischem Ausbruch, zwischen den Bergen und Küsten Marokkos , erstand der Rifstaat. Die wenigsten ahnen, daß es sich um ein wirkliches, geordnetes, wen» auch primitives Staats- wesen handelt. Die Mächte zwar haben es nicht anerkannt, n.-ärlich: aber zwei von ihnen haben seine Realität zu spüren bekommen, mehr als ihnen lieb ist. Das afrikanische Slaatenabenteuer ist eine urwüchsige moham inedanische Despotie, ein Staat immerhin mit allen Attributen eines solchen: Macht zur Selbstbehauptung, Macht zur Aufrechterhaltung der Ordnung, Macht zur Steuererhebung. Sein absolutes Haupt ist Sultan Abd el Krim, dessen staatsmännischc Fähigkeit ihn organisierte und von dessen Ersolg sein Bestand einstweilen abhängt. Abd el Krim ist ein„Barbar" von ungewöhnlichen! Ausmaß. Er ist ein untersejzter, ansehnlicher Mann mit rundem Gesicht und milden Augen, 43 Jahre alt, Sohn eines Kadi in Adschdir, dem weitverstreuten Dörfchen, das jetzt stolz die Hauptstadt des Rif - reiches genannt wird, an der Küste der Alhucemas Bai), im Lande der„Den! Uriaghel". Abd el Krim studierte an der Medresse, der theologischen Hochschule Fes und amtierte gleichfalls als Kadk im spanischen Melilla an der nordafrikanischen Küste. Sein persönliches Scklicksal entschied der Weltkrieg. Die seelische Umwälzung, die dieser in Millionen hervorrief, war? ihre Wellen auch ins neutrale Spanien und wirkten auf den jungen maurischen Kadi. Er begann, von marokkanischer Freiheit nicht bloß zu träumen, sondern auch zu sprechen. Die Spanier glaubten, weise zu handeln, indem sie ihn dafür in den Kerker steckten, der ihn vier Jahre lang einschloß. Sein inneres Berhältnis zu den Unterdrückern hat diese Kur nicht oerbessert, veine Freiheitsgelüste hellte sie ebensowenig. Freigelassen und auf kurze Zeit in Malaga , warnt er die Spanier vor einem afrikanischen Kuba, aber man hörte nicht oui ihn— selbstverständlich. Abd el Krim wußte, was er prophezeite. 1920 in Rif zurück- gekehrt, glichenderer Patriot als jemals, aber nun vollkommen ver- traut mit spanischer Arr und europäischer Technik und Methode, findet er die Heimat in Gärung und greift ein init leidenschaftlicher Entschlossenheit. Seine Europakenntnis und überraschenden Ideen verschaffen ihm Ansehen und Borrang. Er organisiert den noch unterirdisch schleichenden, bald aber losbrechenden Aufstand. Er ist es, der den stlrchtbaren Hinterhall von Annal vorbereitet, dein der General Siloestre mit zwanzigtausend Spaniern zum Opfer fällt. Annal bezeichnet Abd el Krims metcorglcichen Aufstieg und zugleüh die Geburisstunde des Rifrcichcs. Die Tai erscheint als Wunder Allahs . Der Führer selbst,:n frommer, doch�selbstbewußter Bescheidenheit, sagt darüber:„Gott plante diesen Sieg, aber ich bin dabei gewesen." Er, der dabei war, weiß den Sieg jedenfalls wohl auszunützen. Sein Borgehen ist ganz gegen Landesfitte. Anstatt, wie üblich, die ungeheure Beute sofort zu verteilen, zu verschwenden und zu verzerteln, läßt er alles, bis zum letzten Stück, sammeln und aufbewahren: Gewehre, Munition, Kanonen, Montagen, Transporttiere und Gelder. Alles wird zum Kriegs- schätz des jetzt entstehenden Staates. Abd el Krim handelt ganz wie in einer der Großen der Ge- schichte. Ein maderner Bereingetorix, ruft und schließt er die bisher zerstreuien und uneinigen Stämme des Riss um seinen, die„Ben« Uriaghel", zusammen, erst zu loscrem Bunde auf Krieg und Kriegs- beute, dann zum Staatsaefüge. Gerechte und strenge Ordnung wird aufgerichtet, mit dem heiligen Koran als Gesetzbuch. Die Steuern, die derselbe Koran erlaubt und vorschreibt, werden eingeführt und gewissenhaft erhoben. Leben, Eigentum, Bewegungsfreiheit und innerer Friede stehen unter des Herrschers Bürgschaft. 1923 endlich, nach dem Sturz und der Gefangennahme Raisulis, macht sich dieser Herrscher zum Sultan. Cr beruft sich auf seine Abkunft aus der Familie des großen Ali und auf seine Taleu. Er wird widerspruchslos und begeistert anerkannt, der erste, wirklich machthabende Sultan von Marokko feit Abdul Asis' Regierung vor Ankunft der Franzosen . Sein Staat hat noch keine festen Grenzen, sein und seiner Krieger Schwerter sollen sie ihm schaffen.
Es ist viel darüber phantasiert worden, wo die Rifarmee ihre erstaunliche Ausrüstung her hat. Wie für alles rätselhaft Unbequeme, hat Moskau zur Erklärung herhalten inüsien, und die eigentliche Führung sollte gar in deutschen Offiziershänden liegen. Die Wahrheit ist viel weniger kompliziert als dieser Unsinn: das Kriegsmaterial stammt aus Spanien , dessen geschlagenen Heeren es nach und nach abgenommen wurde, und, wie man aus den famosen Enthüllungen in der französischen Kammer mm weiß, von den dunklen Lieferungen eines fronzösifch-englifchen Konsortiums, das Spanien treffen wollte, aber Frankreich selber schlug. Zahl- reiche Kanonen und Maschinengewehre sind dabei, aber sie werden — oder wurden, bis zum Franzosenkriege— wenig aktiv ver. wendet. Die Kanonen waren der Küste längs aufgestellt als «trandschutz gegen Landungsversuche, das Hantieren mit den Maschinengewehren hingegen wurde von den Eingeborenen, die alle Meisterschützen sind, als Munitionsverschwendung verachtet. Die Haupttruppc ist leichte Infanterie, in losen Banden.zu 23, 50, 100, 200 und 800 Kämpfern. Alle sind bewaffnet mit guten spanischen Gewehren und spanischen Kartuschen, tragen aber nationale Kleidung: die braune Dschellabaa mit zurückgeschlagener Kapuze, die als Rucksack verwandt wird. Die Beine bleiben nackt, nackt oder mit Sandalen bekleidet sind die Füße, das Haupt ist unbedeckt oder beturbani. An Kriegern fehlt es dem Rifstaate nicht. Alle männlichen Wesen in kampffähigem Alter sind Soldaten. Eine interessante Milizordnung sorgt gegen Erschöpfung der Kampfbestände: immer ist nur eine Hälfte, außer Ausnahmefällen, im aktiven Dienste. Nack) drei oder vier Wochen geht sie nach Haufe, um der anderen Hälfte Platz zu machen. Die Ordnung im Heere ist ausgezeichnet, die Disziplin eine strenge. Erst kürzlich hat?lbd el Krim einen Drillkoder schreiben lasten. Wie Beobachter berichten, ist er das Entzücken der jungen Krieger, die sich in den Drill stürzen nicht anders als zum Tanze. Bielleicht fft dos Vergnügen so groß, weil es zugleich Ersatz für den wirklichen Tanz ist. der, wie die Musik, für die Dauer des Dschehaad. des heiligen Krieges, verboten wurde. Die Kriegskunst Abd el Krims besteht in Umzingelung und Aushungerung vorgeschobener europäischer Posten, in Ueberfällen auf ungedeckte Städte. Deiachcments und Loger, in Belästigimg femdlichsr Truppen-, Munition-- und Prooianttransporie. Die Rif- leitte balten sich zumeist oben auf den Hügeln. Schnell wie zum Ueberfall, sind sie im Rückzug. Nach und nach wurden sie auch im Grabenkriegs Meffter, wie die gegenwärtigen Erfahrungen der Franzosen beweisen. Was sie am meisten zu fürchten haben, sind die europäischen Flieger und Bomben, gegen die ihre Lager und Dörfer natürlich wehrlos sind. Aber der Rif hat sich erstaunlich schnell an sie gewöhnt. Ihre materielle und moralische Wirkung ist nicht mehr bedeutend. Taucht ein Flugzeug auf, so verschwindet alles Lebendige in die Erde, in und unier die primitiven Hütten, die ja selbst kaum mehr als Lehm- und Erdlöcher sind, und wartet, bis das Unheil vorbei ist. Die zerstörten„Bauten" werden am nächsten Tage wieder„aufgerichtet". Sogar die schönen spanischen Feldtelephonanlagen hat die Rif- armec nicht ungenutzt gelassen. Sechs oder sieben Hauptlinien zwischen den Aktionsbezirken und der Haupfftadt sind eingerichtet. Die Rifleute gehen mit dem Fernsprecher um wie mit einem neuen geliebten Spielzeug,«ie telephonieren ohne Ende, gravitätisch, wie echte Europäer, an Tischchen sitzend und in Büchlein eifrigst Notizen machend. Sie sind überhaupt affenartig gelehrig in Nachahmung und Benutzung moderner Technik. Sultan Abd«l Krim hat sogar zwei Autos. Mehr noch: er hat ein Motorboot, mit dem er nachts die Meeresküste entlang fährt, zu innigstem Kaiserlichen Gaudium unter den Nasen der Spanier. Abd el Krim ist überhaupt überzeugter Anhänger der Moderne. Sein bekanntes Wort ist, der Koran habe das Moderne nirgend verboten. Darum zieht er nun eine moderne Straße quer durchs Land, solange ihm der Krieg dazu Zeit läßt. Darum plant er— nach siegreichem Frieden, inschallah!— sogar eine modern« Haupt- stadt mit festen Bauten, Hafen und Straßenbahnen... Dieser Hang und diese Fähigkeit zur Moderne sind es nicht zum Wenigsten, die in geradezu mystischer Weise Abd el Krüns Ansehen erhöhen, das feine Taten ihm geschaffen und das er, echt orientalisch, durch Strenge und Gerechtigkeit, vor allem aber durch weise Schweig-
samkett und Zurückgezogenheit bis zur Ausichtbarkert, dl» Majestätische steigert. Ob Zlbd el Krim und sein Rebellenreich dauern werden, ob afrikanische Moderne sich gegen europäische behaupten kann, das werden in Bälde die Ftanzojenkämpfe entscheiden, die ganz anderer Ernst sind als das erste spanische Abenteuer.
„Knacker" und„Schärfer". Die Sprache der modernen Gauner. Kürzlich hat sich in Amerika eine Organisation von Arinnnaltsten gebildet, die sich die Schaffung eines Lexikons der modernen Gauner- spräche zur Aufgabe gemacht hat. Wenn ein solches Werk auch keine absolute Neuheit bildet, so ist es doch schon darum notwendig, well sich die Sprach« der Verbrecher durch Aufnahme neuer Ausdrücke und wechselnde Aussprache der Worte dauernd verändert. Die Gaunersprache ist uralt und entstand aus dem Bedürsius der Verbrechergemeinschaft, ein internationales Verständigungsmittel zu haben, dos allen Unemgeweihten verborgen blieb. Die Ausdrücke sind daher meistenteils aus verschiedenen Sprachen zusammengesetzt. Sehr stark vertreten sind hebräische Sprochelememe. Was unsere deutschen Gauner anbetrifft, so verwenden sie ihre Sprache, das Rotwelsch , schon seit langem nicht mehr in dem Maße wie früher. Der Gebrauch beschränkt sich in der Regel auf die Ein- streuung von Worten und Sägen der eigentlichen Gaunersprache in den sonst üblichen Dialekt. Besonders reich ist die Gaunersprache an Zlusdrücken, die sich mit der Tätigkeit und dem Handwerkzeug der Verbrecher beschäftigen. Jede einzelne Kategorie der Zünftigen oder, wie sie sich selbst nennen. der„Ganoven" hat da ihre eigene Terminologie. � Die Einbrecher heißen..Knacker", das Ziel ihrer Sehnsucht „Moskoppen" lGeldschranO. 3te arbeiten mit.Krumkopf",„Elle" und„Haken"(Brecheisen, Stemincisen und Dietrich). Bevor sie aus die„Fahrt" gehen, kundschaften„Baldoverer" aus,„ob die Sache lang steht", d. h. ob sich das Unternehmen lohnt. Ist alles gut ge- gangen, dann gibt es neue schwere„Sore"(Beute), für deren Heber- nahm« schon der„Macher" oder„Schärfer"(Hehler) bereit steht. lltzehe aber, wenn die Sache„oerpsiffen". d. h. verraten ist! Daun gibt es oft einen schweren Kampf mit den„Bullen" lGeheimpoii- zisten), in dem gar oft auch„Röthel"(Blut) fließt. Ist man..alt- geworden" oder„vcrschütt gegangen"(verhostet worden), dann heißt es in Tegel oder in der Plötze.Knast" schieben. Andere Kategorien stellen die„Paddendrücker"(Taschendiebe). „Jlotterfahrer"(Badend lebe) und„Zocker"(Spieler) dar. Der „Leichenfledderer" pflegt als Spezialität das Bestehlen solcher Leute, die an eiusameu Örteji eingeschlafen sind.„Nepper" drehen un- kundigen„«tubben"(Provinzlern) Talmischmucksachen als echte an. Gehaßt wird besonders der„Achler"(Polizeivigilant). Der .Penner"(gewerbsmäßige Bettler) gilt nicht als voll. Seine Tätig- keit nennt man„Klopfen". Bür eine kräftige„Achelei"(Essen ) ist er stets zu hoben, doch verachtet er auch„Zimmt",„Asche",„Kies" oder„Platten"(Geld) nicht. Der jugendliche, noch nicht ganz zünftige Dcrbrecher wird„Rabe" genannt. Er ist noch nicht„ausgekocht" gemig, um schon als„tesser" (ausgelernter, schneidiger, erfahrener) Ganove zu gelten. Hat der Verbrecher kein Geld, so ist er„tot". Er mich dann «st wieder..den Bock umstoßen", um in„Schale"(Kleidung) und zu einer„Bleibe"(Wohnung) zu kommen. Ist das„Ding'' aber glücklich„gedreht", dann ist auch„Hcljoland"(Rettung, große Freud«) wieder da. verbilligtes Reisen für Kinderreiche in Frankreich . In Frank- reich bezahlen kinderreiche Familien bei Reisen aus der Staatsbechn Presse, die sich, je nach der Kiitderzohr, um 30 bis 70 Proz. niedriger stellen als gewöhnliche Fahrkarten. Als Ausweis dient ein« Er- kennungskane mit Lichtbild. Aehnliche Verziinstiaungeri gewähren (in Frankreich ') auch die prwaten Essenbahnen. sie Danipfer, die Autobusse, die elektrischen Bahnen usw. Das Ganze stellt eine de- achtenswerte Erleichterung des Haushaltes der Kinderreichen Frankreich !) dar.
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meine vereiixten Damen, wenn es eine nur irgendwie waschechte Farbe hat, können Sie vertrauensvoll mit Persil waschen. Sie bereiten sfch clätür eine kalte Lauge in der Temperatur des Leitungswassers; die wunderbare Reinigungswirkung dieses Waschmittels sichert schon hierin vollkommene Säuberung. Sie haben aufrichtige Freude an dem Erfolg;, seien es Blusen, Strickjacken, Unterröcke, Zierdecken oder was es sei, immer werden Sie sehen, daß Persil den Sachen ein schönes, farbenfrisches Aussehen gibt. Ein Auslaufen der Farben kann nicht eintreten. Farben, denen klares Wasser nicht schadet, werden auch durch kalte Persiliauge nicht beeinträchtigt.