Ein Protest de In Pankow , in Lindners Festsälen, fand gestern eine große Aersammlung gegen den Aufwertungsbetrug der Deutschnationalen. die in denselben Räumen im Dezember v. Js. ihren Wählern tOOprozentieje Aufwertung versprochen hatten, statt. Genosse Keil. M. d. SR., führte u. a. aus: Die Rechtspresse war zurzeit der Präsidentenwahl spaltenlong angefüllt von Lobpreisungen über den Retter und Heilbrinaer. der an die Spitze des deutschen Volkes gestellt werden sollte. Seit dem 26. April haben wir aber nichts von einer Jubelstimmung bemerkt und dazu liegt auch wenig Veranlassung vor. Die Deutschnationalen als Führer oer Rechtsparteien, die viel angekündigt haben, haben nichts gehalten. Nichis haben wir davon gelesen, dah die Schuldlüge. daß der Versailler Vertrag den Ententemächten zerrissen vor die Füße geworfen wurde und nichts davon, daß die Dawesgesetze irgendwie abgemildert sind. Der außenpolitische Himmel hängt voll drohender Wolken. Das erste ernste Werk der Deutsch - 80 000 Mark.(Protestrufe.) Die Lebenshaltungsfrage der großen Massen in Stadt und Land aber hat keine Besserung erfahren. Genosse Keil ging dann in längeren Ausführungen aus die Wurzeln der Inflation ein, die bereits in den Kriegs- jähren liegen. Unsere Gegner behaupten, daß die Inflation durch die Unfähigkeit des demokratischen Systems herbeigeführt worden sei. Doch nur politische Kinder mögen diesen Lügen Glauben schenken. Don Anfang des Krieges an wurden von der kaiserlichen Regierung unter der Führung Helfserichs von 1916 a n ständig falsche Etats vorgelegt. Der Redner behandelte dann den dauernden Kampf der Sozialdemokratie gegen die Deutschnationalen und den bekannten Dr. B o st- Sk a n d a l. In dem Dawesplan sind u. a. die Pfänder ausgeführt, die Deutschland zur Sicherheit stellen mußte, darunter die Zölle, so auf Branntwein, Zucker, Bier und Tabak. Es heißt darin, wenn im Jahre 1926 die Rsichssinnahmen aus diesen Quellen unter 1 Milliarde zurückbleiben, ermäßigt sich die Leistung um ein Drittel des Minderbetrags. Gehen die Leistungen aber höher hinaus, so erhöhen sich diese um ein Drittel des Mehr- betrages. SRun gestaltet die Regierung die erwähnten Steuern und Zölle, so daß für 1926 inst 1,7 Milliarden Einnahmen zu rechnen ist. Wir werden also 1926 ein Drittel von den 790 Miillonen mehr zahlen als wir verpflichtet sind. 1927
r betrogenen. soll dieser Betrag noch um ein Vielfaches hinausgehen. Die Leid- tragenden und Dummen sind dann wiederum die verarmten Arbeiter und Lohnempfänger. Unser Standpunkt ist der, alle Inflationsgewinne restlos in Anspruch zu nehmen zugunsten des Volkes und der enteigneten Gläubiger und Sparer. Volksgenossen, die in der Zeit bitterster Not reiche Ge- winn« gehäuft haben, haben kein Recht, reicher als die Verelendeten aus der bitteren Zeit hervorzugehen. Die Deutschnationalen haben jetzt ihr wahres Gesicht gezeigt. Stall der IMprozentigen Aufwertung bieten sie einen Wechselbalg, der grundsätzlich an 16 Proz. festhäll und nur unter gewissen Bestimmungen 10 Proz. Zusatz gewähren soll. Die Folge davon war, daß aus den Kreisen der Gläubiger und Sparer Tausende von Protesten laut wurden. Die Regienings- Parteien wurden dadurch veranlaßt zu beraten, wie man die Stim- mung beruhigen könne, und es kam das Kompromiß zustande, das für Hypotheken 26 Proz., für Jndustrieobligationen(Neubesitz) 15 Proz., dagegen für den Altbesitz nur einenZusatz in Form von Genußscheinen gewähren wollte. Das für den Altbesitz nach der Ausschüttung einer sechsprozcntigen Dividende nichts übng bleibt, dürfte ausgemachte Sache fein. Direktoren- gehälter, Tantiemen und der aller Beschreibung spottende Luxus dürfte ein Uebriges dazu tun. Wenn man sich in Deutschland umsteht und die Besitzenden beobachtet, kann man sich nicht davon über- zeugen, daß sie nicht in der Lage sind zu zahlen.(Zurufe: Raub- ritterrum!) Zum Schluß sagte der Referent: Leider sind wir jetzt in der Minderheit, denn hätten uns seinerzeit die Verblendeten mehr Be- achtung geschenkt, stünde es anders heute um uns. Diese Betrogenen müsien endlich erkennen, wer für sie eintritt, und die Proletarier der Inflation müssen sich einsetzen für die Ideen des Soziallsmus. Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus! So steht es an der Spitz« der Weimarer Verfassung . Sorgen wir jetzt dafür, daß der demo- kratische Staat auch ein sozialer wird, in dem e» jedem einzelnen Wohlergehen soll. Lauter Beifall dankte den Ausführungen des Genossen Keil. In der Diskussion schloß sich Genosse Scharfschwerdt den Worten des Vorredners an und stellte mit Genugtuung fest, daß von den vielen im Saal anwesenden Bürgerlichen auch nicht ein Widerspruch laut wurde. Ein donnerndes drei- maliges Hoch auf die SPD. schloß diese machtvolle Kundgebung.
vor öem Cnöe ües Linksblocks. Tie Mehrheit der Sozialiste« für Oppositio«. Paris . 18. Juni. (Eigener Drahtberichl.) Auch die Konferenz der sozialistischen Fraktion, zusammen mit dem Parteivorstand, hat sin Ergebnis noch nicht gebracht. Die Sitzung muhte nach Mitteroacht. da die Rednerliste noch nicht erschöpft war, aus Donnerstag vertagt werden. In der Diskussion herrschte Einstimmigkeit darüber, daß die Politik des Ministeriums Painlev6 nicht mehr die Politik des 11. Mai fei, der die Sozialisten ihre Unterstützung zugesagt hatten. Die meisten Redner forderten deshalb kategorisch und unzweideutig schärf st e Opposition gegen das Ministeriom. Parteisekretär Fanre teilte mit, daß die meisten Organisationen sich gegen eine Fortsetzung der bisherigen Politik ausgesprochen haben: unter diesen Umständen müsse die Fraktion dem Ministerium Painlev- das vertrauen kündigen. Als Wortführer des rechten Flügels wandle M o u t e t dagegen ein, daß die Partei einen schweren taktischen Fehler begehen würde, wenn sie die Verantwortung für das Anseinanderfallen des Kartell» allein über- nehmen würde: fein Vorschlag, die übrigen Parteien de» Kartells zu einer Vollversammlung einzuladen und in einer Ve- sprechung mit dem Ministerpräsidenten das Terrain für eine v e r- ständigung zu suchen, erregte bei der Mehrheit heftigsten Wider- sp r n ch. wenn auch definitive Beschlüsse der für Donnerstag abend einberufenen Konferenz vorbehalten worden sind, so kann doch kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß die überwiegende Mehrheil der verantwortlichen parteiinstanzen für das Ende der Unlerstützungspolitik entscheiden werden. painleves Optimismus. Pari«, 18. Juni. (EP.) Ueber die gestrige Geheimsitzung der vier K a m m e r a u s f ch ü f f e, in der Painleve über seine Reis« nach Marokko berichtete, verösscntlicht nur Sauerwein im..Matin" einige wohl ossiziös beeinflußte Angaben. Danach habe Painleve erklärt, der Widerstand Abd et Krims tonne nicht mehr lange dauern. Im Norden seien die Rifkabylen eingeschlossen. Auch die Küste des Rifgebietes werde in kurzer Zeit voll- ständig blockiert sein. Bor der internationalen Zone von Tanger hielten die Spanier Wacht. Im Osten gegen Algerien sei Frank- reich Herr der Verkehrslinien. Es sei somit möglich, Abd et Krim zur Uebergabe zu zwingen, ohne eine Offensive großen Stils zu eröffnen. Wenn die militärischen Dispositionen eingehalten und diese durch ein diplomatisches Abkommen(mit Spanien . Red. d.„Vi.") verstärkt würden, so bestehe keine Gefahr inehr, und man könne ruhig und ohne Befürchtung die Kapitulation Abd el Krim » abwarten. Die Regierung sei fest entschlossen ihre Pflicht zu tun, solange sse das Vertrauen der beiden Kammern besitze, ohne Rücksicht auf die Haltung dieser oder jener Gruppe zu nehmen. Letzterer Satz dürfte sich wohl gegen die Sozialisten gerichtet haben._ Die neue belgiscke Neaierung. Sozialistiscy-katholische Koalition. Brüssel. 18. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Nachdem der Generalrat der Sozialistischen Partei stch mit 40 gegen 26 Stimmen für das Kabinett Poullet ausgesprochen hat, hat dieses Ministe- rium die Geschäfte übernommen. Es besteht aus folgenden Poll- tikern: Poullet (Kath.) Präsidium und Wirtschaft, Vanderveld« (Soz.) Auswärtiges, Baron Rolin-Iaquemyon(Liberal ) Inneies, Huysmans (Soz.) Kunst und Unterricht). Tschoffen(Kath.) Justiz, Janssen(Kath.) Finanzen, General Kestens Verteidigung, An- feel«(Soz.) Verkehr, Van der Dyvere(Kath.) Landwirtschaft. L a b o u l l e(Soz.) Oeffenlliche Arbeiten. W a u t e r s(Soz.) Arbeil, Carten(Kath.) Kolonien._ Aunehmenüe Spannung in China . Extreme Forderungen der Organisationen. Schanghai . IS. Juni.(Reuter.) Der Pekinger verichi- erstatler der halbamtlichen japanischen Nachrichtenagentur meldet. daß die Vertreter der führendea Organisationen Chinas gestern dem Kriegsminister folgende Forderungen vorgelegt haben: 1. Abbruch der diplomatischen viziehnngen mlkGrohbrltauaien.Z. Entsendung chinesischer Truppen nach allen Handelshäfen und Schuh der chinesischen Einwohner. Z.Srleg»-rrlärungauSrohbritaun>en.ver Minister erwiderte, die beste Politik würde sein, wenn man sich ans sried- liche palriolische Betätigung beschränke und abwarte, bis die Ausländer zur Besinnung kämen. Aber wenn es zum Schlimmsten komme, so würde die Regierung nicht gegen die Erwartungen des chinesischen Voltes handeln. Die Kanton-Regiernng. London . 18. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Der regierende Ausschuß in Kanton hat den Militärbefehl-habern verboten, von der ärmeren Bevölkerung Steuern oder Requisitionen«inzutreiben. Man hat die Absicht, ausschließlich durch Besteuerung der Reicheren die notwendigen Mittel aufzubringen. Die Kuo-Ming-Tang-Partei kämpft unter dem Schlagwort„China den Chinesen"': sie tritt In ihrer Mehrheit für energische sozial« Reformen, vor allem für D« r k ü r z u n g der jetzt 12 bis 16 Stunden betragen- den Arbeitszeit und für Erhöhung der gegenwärtig jämmer- lichen Löhne ein. �feng-Nu-Shang verstärkt sich. London , 18. Juni. (WTB.) Nach Blällermeldungen aus Peking haben die Regiment er Fengynhsiangs Per- stärtung durch Studenten erhallen, die sich wegen der eng- landfeindlichen Gesinnung des Generals als Freiwillige unter feine Truppen einreihen ließen._ Der sozialistische Erüteil. Ganz Australien hat Arbeiterregierungen. In Adelaide (Südaustralien ) tagte vor kurzem eine große Konferenz, deren Aufgabe es war, die Beziehungen zwischen den politischen Arbeiterparteien und den Gewerkschaften aus- zubauen, um die Aufstellung eines einheillichen und umfassenden Programms der Arbester für ganz Australien zu ermöglich:;!. Da nun, mit Ausnahme von Victoria , in allen ausstralijchen Staaten Arbesterregierungen am Ruder sind, wird der Augenblick für die Einleitung einhestlicher Maßnahmen zugunsten der Soziali- sierung der Industrien als g ü n st i g betrachtet. Zu diesem Zwecke soll zunächst eine große Einheitsorganisation der Ar- b fiter geschaffen werden. Folgendes sind die Hauptpunkte des Programms für die nächste Zukunft: 1. Ernennung eines Obersten Arbeitsrate»: 2. Einberufung einer Panpazifistischen Konferenz(wohl eine Konferenz der Arbeiterparteien aus den Uferländern des Stillen Ozeans): 3. gesetzliche Einführung der 44-Stund«n. Woche: 4. Abhaltung internationaler Konferenzen. Die Arbeiterregierung von Neusübtoales. Sydney (Reusüdwales). 17. Juni. (WTB.) Die neue Arbeiter- regierung hat heute den Eid geleistet. Premierminister Lang, der einmal Straßenbahner gewesen ist, erklärte, daß die Regierung dem ganze« Volke dienen und den Bolschewismus bekämpfen werde.
Die Linden blühen. Es ist ein holdseliges Wunder, wenn in den grauen Mauern der Großstadt die Linden blühen und sie ihren süßen Duft so ver- schwenden, daß er trotz Staub und Dunst sich durchsetzt. Nach dein Verblühen der narzisiendustenden Akazien eine kleine Weile— und die Linden blühen. Ist es der einschmeichelnde Dust, ist es das oft tausendjährige Alter der Linde, die trotzdem immer wieder ihre reichen Blüten bringt, kaum ein Baum erfreut sich bei uns einer solchen Liebe. Wenn auch der Großstädter nicht so wie der Dorf- bcwohner In dem Rauschen der allen Dorflinde die Geschichte seiner vergangenen Geschlechter hört, das ewige Spiel vom Werden. Sich- finden von harter Arbeit und SLergehen und wieder Auferstehen in der jüngeren Generation, die unter der Dorflinde tanzt und jubelt oder träumt, so ist dem Großstadtbewohner doch die Linde zu einem Baum reicher Güte geworden. Die gequollen Lungen öffnen sich weit, wenn der honigsüße Duft durch die Straßen und Parks weht oder gar in einer ganzen Allee duftend Lindenbaum an Lindenbaum steht und au« grüner Dämmerung Süße und Sehnsucht verbrestet. Es ist ein eigenartiger Zauber, der zu jeder Tageszeit die blühende Linde umschwebt. In den Gang zur Arbeit und wieder heimwärts duftet sie tröstlich und verheißend und schenkt sich dem müden Großstädter am Absnb und in der Nacht so reich, daß auch in den leiddurchfurchten und verhärmten Menschen plötzlich eine kleine Glückswelle hochsteigt.
gustav naget tot! gustav naget soll in Arendsee gestorben sein. Soll. denn wer weih, auf einmal kommt die Kund«, daß er wieder aus der Erde wandelt. Sei dem, wie es wolle, einig« Zeilen können nicht« schaden, denn er gehört zu den eigenartigen Persönlichkeiten, dl« es oerstanden, ihr Leben nach ihrem Gutdünken zu formen. In der Vorkriegszeit gehörte noch ein« Portion mehr Mut dazu,„verrückt" im landläufigen Sinne zu fein, das heißt, aus dem Rahmen zu fallen. Der„Kohlrabiapostel" gustav nagel aber schiert« sich nicht darum, sondern wandelle predigend, barhäuptig und barfüßig im wallenden Gewände durch die Lande. Da» war nicht der wunder- süchtige Boden, der in der Nachkriegszeit Leute wie Häußer ge- deihen ließ, gustav naget predigte damals gutgenährten und mate- rialistifchen Menschen seine Lehre des Begetariertums(Roh- kost ) und der Lieb- zu Jesus , als dessen Apostel er stch fühlle. Seine Predigten brachten ihm ein kleines Häuschen in Arendsee ein. da» zur Zentrale seiner weltbeglückenden Ideen wurde. So führt« er unter anderem den Kampf gegen die unphonetisch« deutsch « Rechtschreibung, der trotz maßloser Uebertreibung«inen Teil innerer Berechtigung hatte. So wie in diesem Fall, so war wie bei allen Exzentrikern, sein Leben von einem bohrenden Fanatismus beseelt. Es wäre falsch, ihn nur als komische Figur werten zu wollen. Die angestellten Prediger aller Lager können keinen nicht staatlich approbierten Apostel anerkennen und die Laien selber pflegen einen solchen faul zu nennen, wenn er nicht selber pslützt uno säet. Doch was dem einen recht, sollte dem anderen billig sein. Zumindestens bat gustoo nagel, der als schwer lungenkranker Kaufmannslehrling stch auf dem Felde von Arendsee von Kohlrüben und dergleichen nährte, mit seiner„naturgemäßen" Lebensweise bewiesen, daß es wenigstens auch einmal anders herum gehen tann. Wer mit ihm persönlich gesprochen hat und mit ihm ein Stückchen Weg wandelte, badete und Natur anbetete, konnte stch bei nur etwas Vorurteils- losigteit dem Zauber seiner Persönlichkeit schwer entziehen, Sollte sich das bewahrheiten, daß oustav nagel tot ist, so wäre es schade, denn es mutz auch solche Käuze geben, sonst wäre die Menschheit vor lauter Normalisiening mehr als fabritmäßig. Hoffen wir, daß der hier unten nicht gewählte„Reichstagstandidat" gustav nagel als Entschädigung im himmlischen Paradies einstimmig als Himmelsrat, Slbteilung Obst und Gemüse, gewählt wird.
Freibad �lakensee. Im Flakensee bei Woltersdorfer Schleuse sind in jedem Jahre zahlreiche wildbadende Personen ertrunken, in diesem Jahre schon vier. Die Forstverwaltung und die Strompolizei haben daher den Besitzer des geschlossenen Wilhelmbades die Konzession er» teilt, anschließend an die bisherige Badeanstalt ein eingezäunte», unter ständiger Aufsicht gestelltes Freibad«inzu- richten. Der geringe Eintrittspreis soll nur die Unkosten decken.
Kno-Min-Tang und die Chi«a»Wirren. Es ist ganz sellsam. Du gehst am srühen Abend durch die großen eleganten Straßen, biegst in ein« stille Seitenstraße ein. steigst 2 Treppen hoch, klingelst und trittst in eine dir fremde Welt ein. Asien in Europa ! Die deutsche Sektion der chine- fischen Kuo-Min-Tong hatte kürzlich Gesinnungsfreunde und Presse zu einem Vortrags- und Informationsabend eingeladen, der den chinesischen Wirren, ihren Ursachen und Wir- kungen galt. Der erste Teil des Programms beschäftigte sich mit
der Einstellung der deutschen Presse zu dem Schanghaier Aufstand, der zwette der Erörterung der Ursachen des Kampfes zwischen den Pünna- und den Kuo-Min-Tang-Truppen in Kanton. Daß sich die Kuo-Min-Tanger mit aller Schärfe gegen die Dünnanesen wandten, scheint selbstverständlich. In der A u s s p r o ch e wurden heftige Stimmen der Erbitterung über das skrupellose und brutale Borgehen des Entente-Imperialismus in China laut. Allerdings: Wenn man glaubte, eine objektive Analyse des gewaltigen chinesischen Gärungs- Prozesses zu erhalten, so wurde man enttäuscht. Es war das SSe° kenntnis von leidenschaftlich in der Bewegung Stehenden: es war ein Blick in das Herz des kämpfenden China .
Ein feines Gefthäfl. Die Stadt Berlin läßt sich ein Gut verkaufen. Uns wird geschrieben: „Der Prinz Friedrich Leopold ist Besitzer des Ritter. guts Düppel-Dreilinden in der Nähe von Klein-Machnow . Dieses Rittergut, 568 Hektar groß, davon 190 Hektar Land, die andere Fläche Wald, ist mit einem Betrage von 8 777 000 M. seinerzeit zum Wehrbettrag veranlagt worden. Prinz Leopold, der sich meist im Ausland aufhält, befindet sich nun in Geldnöten. Um sie zu de» heben, trat er mtt dem Grundstücksmakler H. wegen Verkaufs des ge- nannten Rttterguts in Unterhandlungen. H. bot für das Rittergut etwa 6 Millionen M, Der Prinz fragte nun seinen Vermögens- Verwalter und dieser riet ihm. das Gut derStadtBerlinzum Kauf anzubieten. Es kam zu Unterhandlungen und die S tadt Berlin war bereit, einen Kaufpreis von 6 Millionen SN. für das Gut zu zahlen. Inzwischen aber hatte H. von den Verhandlungen mit der Stadt Berlin erfahren, er begab sich zu der Leopoldschen Ver- waltung und erklärte:„Ihr dürft auf keinen Fall da» Gut der Stadt Berlin verkaufen, denn dort werden in der Etadtverordnetenver- sammlung die Sozialdemokraten«in großes Geschrei darüber er» heben, daß die Hohenzollern stch hier wieder einmal auf Kosten der Allgemeinheit bereichern. Im übrigen habt ihr ja den Deckaus an die Stadt Berlin gar nicht nötig. Ich zahle dieselbe Summe, die die Stadt Berlin euch bietet." Die Verwaltung ließ sich einschüchtern und verkaufte das Gut Düppel-Dreilinden für 6 Milli- onen M. an H. Und nun geschah das Merkwürdige. H.. welcher der prinzlichen Verwaltung den Rat gegeben hatte, das Gut nicht an die Stadt Berlin zu verkaufen, bot noch Kaufabschluß sofort das Gut, natürlich zu einem höheren Preise als er selbst es gekauft hatte, der Stadt Berlin an, aber nicht etwa das gesamte Areal, sondern nur einen Teil davon. Den andern Teil will er für Parzellie- rungszwecke zurückbehalten. Allerdings soll der Vertrag mit der Stadt Berlin so abgeschlossen werden, daß er nicht der G e- nehmigung durch die Stadtverordnetenverlamm- l u na bedarf. Eine kritische Erörterung dieses Kaufes fürchten wohl alle SSetelligten. Aber der Kaufabschluß hat noch eine Schwierigkeit. Das Gut ist Fideikommiß, d. h. es darf überhaupt nicht ver- kaust werden, sondern muß ungeteilt an den nächsten Erben des je- weittgen Besitzers, übergehen. Nun macht die preußische Zwangs- auflösungsvcrordnung vom 19. November 1920 die Auflösung von Fideikommissen möglich. Die Prüfung der Auflösungsanträge steht dem Auflösungsamt, das beim Kammergenchl Berlin eingerichtet ist, zu. Dieses Auflösungsomt wird natürlich die Genehmigung nur dann erteilen, wenn die Auflösung im öffentlichen Interesse liegt. Sicher- lich liegt ein öffentliches Interesse nicht vor, wenn ein Fideikommiß an«inen Grundstücksspekulanten verkauft wird. Um das zu ver- decken, soll der Vertauf an H. dem Auflösung samt ver- e i m l i ch t werden und die Stadt Berlin soll als Käufer gegenüber em Auflösungsamt austreten. Und noch ein«. Die erst« Rat« des Kauspresses wird am 2. Juli fällig. Bis dahin soll auch die Auflassung an die Stadt Berlin erfolgen. Dann wird die Stadt Berlin zahlen und dann ist auch H. in der Lage, seinen Berpflichtungen gegenüber der prinzllchen Verwaltung nachzukommen. Das Ganze kann unter dem Motto gehen: Wie sich Grundstücksspekulanten auf Kosten der Allgemeinheit bereichern." Soweit die Zuschrift. Die Oeffenttichkett hat da« größte In- teresse an einer Ausklärung dieser mehr als seltsamen Angelegenheit. Was ist daran wahr?__ Ein Schülersclbstmord. Heute früh gegen zwei Uhr erschoß sich in der Nähe des Floraplatzes im T i e r g a r t« n der Schüler Erich Lade» aus der Weißenburger Str. 26. aus unbekannter Ursache.
Beim Voxtraining gestorben. Gestern abend gegen 10 Uhr wurde der Kaufmann Bruno Goldstern aus der Schönhauser Allee 112, als er in der Turnhalle der in derselben Straße gelegenen 174. Gemeindeschule am Punchingball trainierte, vom Herzschlag getroffen und verstarb bald darauf.
Die Opfer der amerikanische « Eisenbahnkatastrophe. Rem Port. 18. Juni. (MTV., durch Funkspruchs Dl« Zahl der Toten bei dem Eisenbahnunglück in der Röhe von Hacketlstown beträgt jetzt 42. und es wird befürchtet, daß von den Schwerverlehkeu noch 12 kaum mit dem Leben davookomwea werden. Fans Ankersnchnngen über die Arsache de» Aagtück» find eingeleitet wocde».