Kkagett in immer häufigerer Zahl einliefen über mißbrauch- liche Anwendung des Begriffes der chaftunfähig- k eit durch verschiedene Gerichts'ärzte. Die Verfasser des Erlasfes hätten allerdings nicht vorausgesehen, daß einzelne Gerichtsärzte in- folge ungenügender Kenntnis der rechtlichen Dinge„Flucht- Möglichkeit" mit„Fluchtverdacht" verwechseln würden. Ein Vertreter des Wohlfohrtsministeriums schob die Schuld an der Hineinschiebung desjenigen Passus in den Erlaß, der praktisch zu einer besonderen Verschärfung der Bedingungen gber die Untersuchungshast geführt hätte, dem Justizministerium zu. Im Verlause der Fragestellung, ide sich an diese Darlegungen anschloß, erklärte Ministerialrat D a n k w o r t h vom Justizministe- rium, daß es gerade Dr. Thiele gewesen sei. besten Ver- hasten Anlaß zu diesem Geheimerlah gegeben hätte. Er führte ein Reihe von krassen Fällen an, in denen Dr. Thiele leicht- sinnig Asteste auf Haftunterbrechung ausgestellt habe, wie z. B. im Falle eines Sistlichkeitsverbrechens und eines Raubmordes. Ein anderer Ministerialvertreter meinte, daß Dr. Thiele den Erlaß zur Rechtfertigung seines Verhastens im Falle Höfle lediglich vor- s ch ü g e. Auch Geheimrat Krahne , der ursprünglich die An- stellung von Dr. Thiele als Gefängnisarzt in Moabst empfohlen haste, sah sich oeranlaßt, angesichts der sich häufenden Klagen, gegen besten Gutachtertätigkest Ihn zu zitieren und ihm Abberufung von feinem Posten anzudrohen. Bald darauf habe Dr. Thiele schrift lich darum gebeten, wieder eine Stelle als Kreisarzt zu erhallen. völkische prinzipientreue. 320000 Goldmark Provifio«. München , 19. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Trotzdem die Konzession für den Bau der Zugspitzebahn vom zuständigen baye- rischen Handelsministerium bereits erteilt ist, wird von gewisten Kreisen immer noch gegen den Bau der Bahn Sturm gelausen. Eine führende Rolle spielen dabei die Völkischen, die offen- sichtlich dadurch einen starken Zulauf aus dem protestierenden Deutsch - österreichischen Alpenverein erhoffen. Nun ist ihnen aber das Mißgeschick passiert, daß, während sie von der Londtogstribüne herab gegen die Zugspitzebahn Sturm liefen, der Führer der Völkischen im Münchener Rathaus, der Rechtsanwalt Dr. P u ck e l e y, sich vom Erbauer der Zugspitzebahn, dem In- genieur Cathrein, eine Provision von rund ZZ0 000 Goldmark ausbezahlen ließ für Vermittlung von 8 Millionen vom Schuckert-Kon- zern für den Bahnbau. Belustigend ist außerdem noch, daß dem ertappten Sünder diese Provision von dem Führer des reaktionär und monarchistisch eingestellten„Bayernbund", dem Ingenieur Ballersted. einem wütenden Preußenhasser, strestig gemacht wird: denn dieser behauptet in Versammlungen, daß er der«igent- liche Vermitller der 8 Millionen sei. Rur habe der bayerische Handelsminister durch unlautere Machenschaften ihn um den ver- dienten Lohn gebracht. Diese Behauptung läßt am Freitag der bayerische Handelsminister in einer amtlichen Auslastung als dreiste und völlig haltlose Unwahrheit erklären. Die Sozialdemokratie für die flltveteranen. Erfulß unserer Genossen im HaushaltSausschuh. Bei der Beratung des Etats des Reichsfinanzministeriums wurde in der Sitzung des Haushastsausschustes vom Freitag die Für- sorge für die Altveteranen besprochen. Nach dem Hau»- Haltsentwurf gibt es zurzeit noch 90 000 unterstützungsbedürftige Kriegsteilnehmer aus den Kriegen 186-t bis 1871. Die monat- lichen Beihilfen betragen zurzeit 12,50 M. Insgesamt ist ein Auswand für diesen Zweck in Höhe von 13,5 Millionen Mark vorgesehen. Die Deutschnationalen wollten sich bei dieser Gelegenheit bei den Altveteranen in empfehlende Erinnerung hxstrgen. Ihr Abgeordneter Mumm hiest ein« von Wohlwollen erfüllte Rede und beantragt«, die Reichsregierung zu ersuchen, die Mnallichen Beihilfen durch einen Ergänzungshaushalt„beträchtlich erhöhen zü wollen". Die Sozialdemokratie beantragte eine Erhöhung von 12,50 auf 30 2JI. und ließ in der Begründung durch den Abgeordneten R o ß m a n n darauf hinweisen, daß den 2lstvete- ranen mit schönen Wünschen nicht gedient sei. Da es sich durchweg um 70— 80jährigc Leute handle, vermindere sich ihre Zahl so un- heimlich, daß schon mit den vorgesehenen Etatsmitteln erheblich mehr geleistet werden könne, als eine Beihilfe von monatlich 12,50 M. Roch den bisherigen Erfahrungen müste man mit einer Zulage von 1,50 bis 2 M. monattich rechnen, wenn man die Erhöhung in das Ermessen der Regierung stell«. Daher stelle seine Partei einen kontreten Antrag. Von dem Vertreter der Deutschnationalen Volks- partei und dem Vertreter des Finanzmini st eriums wurde der sozialdemokratische Antrag im Hinblick aus die Konsequenzen bekämpft, die er für andere Bersorgungsberechtigte haben könnte. In der Abstimmung wurde er trotzdem mit zehn Stimmen(Sozialdemokratie. Demokraten, Kommunisten und Völkische ) gegen 8 Stimmen(Deutschnationole, Deutsche Volks- Partei und Zentrum) angenommen. Man darf gespannt sein, ob die Regierungsparteien den Mut haben, diesen Antrag im Plenum trotz der schönen Redensarten, die st« bisher für die Allveteranen bei' jeder Gelegenheit übrig gehabt haben, wieder zu Fall bringen werden. In der gleichen Sitzung des Haushaltsausschustes fragte der Abgeordnete H ü n l i ch(Soz.), ob Organe der Reichsfinanzverwal- tüng an den Bauskandalen in Bentschen beteiligt seien, von denen kürzlich in der Press« die Rede gewesen sei. Der Ver- treter des Reichsfi na nzmini st eriums erklärte, daß da- � von weder dem Reichsfinanzministerium noch dem zuständigen Prä- sidenten des Landesfinanzamtes bisher etwas bekanntgeworden sei. Die Untersuchung geh« jedoch weiter. Staüt öerlin unü Trianon-Zilm. Tarlehen hinter dem Rücken des AufsichtsratS. Im weiteren Verlauf des Wohnstätten-Trianon-Fllm-Prozestes kam gestern zur Sprache, daß auch die Stadt Berlin zu Wohn- bouzwecken der Wohnstätten-Gesellschaft aus der Hauszinssteuer Be- träge von insgesamt Millionen gegeben hatte. S t a d t b a u- direktor Eltart war als Vertreter der Stadt Mitglied des Aussichtsrates geworden. Am 1. Januar suchte ihn Geheimrat Glas auf und teille ihm mit, daß die Geschäftsführer der Wohn- ftätten-Gesellschaft ohne sein Wissen Gelder an den Trianon« Film gegeben hätten. Der Zeuge riet darauf, sofort«ine Sitzung des Aussichtsrotes einzuberufen und bis dahin nicht» mehr zu zahlen, da bei der Hergabe eine« so großen Darlehens die vor- herige Genehmigung des Aussichtsrates notwendig gewesen wäre. Auf eine Frag« von Amtsgerichtsrat Friedberg stellte sich heraus, daß Geheimrat Glas veranlaßt wurde, sich am 1. Januar an die anderen Mitglieder de« Aufsichtsrates zu wenden, weil bei einer Verhandlung mit dem Trianonunternehmen ZgnaK Schratt« ein Schreiben eines Redakteurs von der„Lichtbildbühne vorgezeigt hatte, in dem die(frage nach der Quelle der reichen Trianon-Geldmittel ausgeworfen worden war. Daraufhin erst hatten ßlas, Wenzel und Bretschneider die weiteren Verhandlungen ab- gebrochen und beschlossen, dem Aufsichtsrat über die Vorgänge Mit- tcilung zu machen. Di« Verhandlungen wurden darauf vertagt. Am Montag um 11 Uhr findet in dem Trianon-Filmatelier im Grunewald ein Lokallermin des Gerichts statt, zu dem auch mehrere Sachverftän- dige hinzugezogen werden sollen. Nach Beendigung des Lo'al- termins werden die Verhandlungen im Kleinen Schwurgerichtssaal in Moabit fortgesetzt werden. Wieder neue bulgarische Todesurteile. In Bulgarien ver« orteilte ein Kriegsgericht am Freitag zwei Angeklagte zum Tode, 17 zu hohen Kerkerstrafen,
Emundsens Heimkehr. Er rüstet zu einem neuen Fluge.
Amundsens Heimkehr hat in der ganzen Welt die leb- hafteste Teilnahme ausgelöst. Das ganze deutsche Volk teilt die Gefühle, die in dem Glückwunsch des Reichstagspräsidenten Lobe an die kühnen Nordpolfahrer zum Ausdruck kommen. Wie die Meldungen aus Oslo zeigen, hat Amundsen die Ab- ficht, zu einer neuen Expedition sofort all« Borberei- tungen zu treffen. Darüber wird uns aus Oslo gemeldet: Oslo. lg. Iuni.(Eigener Drahlberichl.) Zu der norwegischen Hauptstadt herrscht wie im ganzen Lande große Begeisterung über die glückliche Helmkehr Amundsens . Man rechnet damit, daß die Expedition am lO. Z nli an Bord des Kreuzer» „h e i m d a l" in Osle eintrifft. Amundsen hat sich bereits dahin ge- äußert, daß er, s o s o r l nach seiner Rückkehr de» Organisattoasplan für eine neue F l u g ex p e d i t i o n in das polargeblet in Arbeit nehmen wird. Ueber die Erlebnisse der Expedition während ihres Auf- enchalts im Packeise nahe am Nordpol berichtet Amundsen selber nach der„Vossischen Zeitung" d. a. folgendes: „Wir stellten 1 Uhr früh am 22. Mai fest, daß wir die hälsle unseres Benzinvorrakes verbrauch« hatten. Daher einschlössen wir uns, den Versuch zur Landung zu machxn, um endgüllig unser« Lcgey festzustellen und die Aussichten für den Wetterflug zu klären. Wir befanden uns gerade oberhalb einer großen Wasser, rinne innerhalb des Eises, der ersten dieser Größe, welcher wir begegneten. Wir gingen nun tiefer herab, um das uns umgebende Eis zu beobachten und uns eine Ansicht zu bilden über die Gefahr, welche diese plötzliche Rinne innerhalb des Blockeises darstellte. Nicht einmal während des ganzen Fluges hatten wir bis dahin eine zur Landung geeignete Stelle gesehen, und auch diese war es eigentlich nicht. Wir ließen uns nun auf das Wasser der Eisrinne herab. Unsere Befürchtungen wegen der Landung erwiesen sich als nicht unbe- gründet. Unmittelbar nach der Landung wurde Ellsworths Flug- zeug zwischen den Eismassen eingeschlossen, und während wir ver- suchten, den Apparat wieder freizubekommen, fror die Elsrinn« voll- ständig zu. Ebenso erging es meinem Flugzeuge. Unsere Beobachtungen während der Nacht stellten nun unsere Position fest mtt 87 Grad 44 Min. nördlicher Brett« und 10' Grad 20 Min. westlicher Länge, so daß die Entfernung, die wir während unseres Achtstundenflugcs bedeckt hatten, genau 1000 Kilometer be- tlug, unsere Durchschnittsgeschwindigkeit also IbO-Stunden-KIlometer. Der Gegenwind hatte uns demnach um etwa 200 Kilometer zurück- gebracht., S Wir nahmen zwei Lotungen vor. Sie ergaben, daß dos Meer unter dein Eise eine Tiefe von 3750 Metern hatte. In den folgen- den Tagen studierten wir nun die Einzelheiten der Strömung, beob- achteten die magnetischen Abweichungen und stellten meteorologische Untersuchungen an. Während unseres Fluges hatten wir nach Norden hin ein Gebiet von 100 000 Quadratkilometern überschauen können, da» sich bis ungefähr 88,5 Grad nördlicher Breit« erstreckte, ohne daß auch nur das geringst« Anzeichen für Land vorgelegen häkle, In Anbetracht der durch unsere Lotungen festgestellten Tiefe hosten wir es also für höchst unwahrscheinlich, daß auf dieser, der«uro- päischen Seite des arktischen Meeres auch weiter nördlich Land sich befindet. Die täglichen Rottonen wurden vom ersten Tag« an auf 300 Gramm pro Kopf herabgesetzt. Um das Flugzeug klar
zu machen, haben wir all« unsere Energie zusammennehmen müssen, und an den folgenden 24 Tagen erlebten wir Schw'o-i-,. leiten aller Art, hervorgerufen durch die' unberechenbaren Launen des unsteten arktischen Ozeans. Das Flugzeug„N 25" konnte nur nach größten Anstrengungen frei- gemacht werden. Das Flugzeug wies zwar Zeichen starker Abnutzung auf, schleppte sich aber beinahe unbeschädigt aus dem Packeis zum Startplatz, den wir in einiger Entfernung davon hergerichtet hatten. Jetzt begannen unsere zahlreichen schweren Prüfungen und Sorgen. Am 14. Juni wurde das Eis durch große Spallen ge- öffnet, die ein Drittel unserer ganzen Arbett auf dem Eise weg. zuschwemmen drohten. Am 15. Juni wurden Startversuch« mtt stark verringerter Ladung gemacht. Beinah« das ganze Gepäck wurde entfernt, und nur einige Dorräte wurden behasten. Um 10,40 Uhr wurde der Kurs festgesetzt, und nach einem aufregenden Fluge, teilweise durch Nebel, erreichten wir Land l« Rordoflen de» Rordkap» nach 8 Stunden 35 Min. Flugzeit. Dann landeten wir und warteten günstige Winde zur Fortsetzung des Fluges ab. Es verblieben 120 Liter Petroleum, um den Raum innerhalb des Patrouillengebietes der„H o b b y" zu erreichen. Infolge des Nebels konnten wir die beobachtete Fläch« nur auf dem Rückfluge abschätzen: Es waren 60 000 Quadratkilometer, so daß die Expedition zusammen 100000 Quadratkilometer bisher uner. forschten Gebietes beobachtet hat. » Unmittelbar nach unserer Landung passiert« der norwegssch« Robbenfänger„S i o e n i v" aus Baatsfjorb, Kurs nach dem Westen. Wir stießen sofort zu ihm und gingen an Bord. Die„S j o e n i v" nahm das Flugzeug ins Schlepptau. Gegen Nacht verstärkte sich der Wind zum Sturm: wir waren daher ge- zwangen, zum Schutze Land auf der Westseite der Lady-Franttin- Lucht aufzusuchen, wo wir die Nacht verbrachten. Da sich am 16. Juni keine Anzeichen besseren Wetters zeigten, so wurde das Flugzeug auf dem Landeise der genannten Lucht fest- gemacht und die Mitglieder der Expedttion fuhren auf der„Sjoeniv" nach K i n g s b a y, um Betriebsstoff zu holen und später das Flug- zeug heranzubringen. Wir kamen ungefähr um 1 Uhr früh in Kingsbay an.- Während der ganzen Navigation haben die Sonnenkompasi« von Goerz vollständig zufriedenstellend gearbeitet. Kein anderes Flugzeug als der D o r n i e r- T y p u s hätte den großen Druck überstehen können: ihre besondere Bauart hat st«, mehr als ander« Typen, für unsere Anforderungen in besonderem Maße geeignet gemacht. Die Rolls-Roice-Motoren erwarben sich schon in den ersten wenigen Stunden unser Vertrauen. Nicht«in einzige» Mal haben wir während der späteren Flüge, wo wir kein« Mög« lichkeit einer Landung hatten, die geringste Furcht verfpürt. Während unseres Aufenthaltes im Norden sind die Motoren immer augenblicklich, ohne Verzug, gestartet und haben da» Fahrzeug gerettet, als wir gezwungen waren, es von dem drohenden Packeise hinwegzuschaffen." Deutscher Salut für Mmonöfeu. Oslo , lv. Juni.(WTB.) Die deutschen Kriegsschiffe a n» n p o « r" und„Elsa ß" haben heut« im hiesigen Hafen Anker ge» warfen. Außer dem gewöhnlichen Flaggsalut wurden anläßlich A m u n d s e n s Rückkehr weiterF21 Schüsse abgegeben. Der deutsche Gesandte ging am Nachmittag an Bord. Am Mittwoch setzen die Schiffe ihre Reise fort.
�hamberlain muß Klarheit verschaffen. Tie Arbeiterpartei will ihn zwinge«. London , 19. Juni. (Eigener Drahtbericht.) In parlamen- tarischen Kreisen verlautet, daß Macdonald im Namen der Arbeiterpartei im Unterbau» am kommenden Mittwoch ein« große außenpolitische AuSiprache durch die Einbringung«ine» Antrage« auf Kürzung de« Gehalts de« Außenminister» erzwingen wird. Die Arbeiterpartei wird die gesamte und besonderZ die Paktpolitik Chamberlain» auf» schärfste angreifen und Auf- klärung über die auch nach der Publikation der diplomatischen Korrespondenz verbliebenen Unklarheiten über ein Durch- marschrecht Frankreich » durch die entmilitarisierte Rheinlandszone im Falle eine» Ostkonflikt» fordern. Reuternote gegen MacöonalS. London , 19. Juni. (WTB.) Reuter verbreitet folgende Mit- teilung: In unterrichteten Kreisen besteht zwar keine Neigung, sich zu den Verhandlungen über den Sicherheitspakt zu äußern, da das Blaubuch für sich selbst spreche: jedoch kommt die Auffassung zum Ausdruck, Großbritannien werde tassächlich keine neuen Der- p s l i ch t u n g e n übernehmen, sondern nur seine bisherigen genauer umschreiben. Es wird darauf hingewiesen, daß England als Mit- glied des Völkerbundes selbstverständlich durch dessen Satzung p e b u n d e n ist. E» wird al« etwas auffällig bezeichnet, daß in gewissen Kreisen, von denen das Genfer Protokoll befür- wartet wurde, nunmehr der Sicherheitspakt bekämpft wird, denn letzterer beziehe sich letzten Ende» auf nur zwei Staaten, während das Genfer Protokoll all« Staaten um- fassen sollte. England stellt kein Eingreifen in einen Krieg in Aus- sicht, an dem seine Interessen nicht beteistgt sind: aber es glaubt, seine Stellung klar umschreiben und Mächte, zwischen denen kriege- rische Verwicklungen möglich sind, zur Unterzeichnung eines mit verstärkten Garantien versehenen Paktes veranlassen zu sollen, um einen Krieg zu verhüten, in den es jedenfalls ohne da» Bor- handensein einer Garantie verwickell werden könnte.
die neue Regierung öelgiens. Schlechte Presse, aber sichere Mehrheit. Brüssel, 19. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Die neuen Minister haben ihre Aemter übernommen. Der Ministerrat setzte am Frei- tag die Regierungserklärung fest, die Poullet am Dienstag in der Presse ist der Regierung u n g ü n st i g, was jedoch wenig bedeutet, da eine starke Meh heit im Parlament sicher ist. Die liberale Presse wütet und erklärt, die.Internationalisten" Vandervelde und Huysmans Verden die eigentlichen Chefs der Regierung sein. Auch die katholisch« Presse, so weit sie nicht flämisch ist, kritisiert die Regierung teilweise sehr heftig. Die Nationalisten heulen über den angeblichen Sieg der.�flämischen extremistisch-separatischen Demagogie". Das Urteil de» sozialisti- schen„P e u p l e" ist maßvoll und setzt P e r t r a u» q in die Fähig- keit und die Energie der sozialistischen Minister und Fraktion.
Verschärfung in China . Mobilisieruug der britische« VolunteerS. Hongkong . 19. Juni. (Reuter). Die britischen Freiwillige« wurden benachrichtigt, daß angesichi» der bedrohlichen Lage ein« baldig« Mobilisierung zu erwarten sei.— Eine Bande von Chinesen bemächtigte sich de» englischen Handel»- dampfer», der zwischen Hongkong und Makao verkehrt. Der Streik hat sich auf die Mannschaft der britische» Küsten « dampfer ausgedehnt. In Tichunking wurde der britische Konsul gezwungen, sein AmtSgebäude zu Verlasien. Engländer werden in den Straßen der Stadt tätlich angegriffen oder mit Steinwü�-n verfolgt. Die Regierung unterstützt die Streikende». Schanghai , 19. Juni. (Reuter.) Das Verlehrsministerium ordnet« an, daß von den Gehältern der Telegraphen-, Post- und Eisen- bahnbeamten monatlich«in Tagesgehalt zur Unter- stützung der Streitbewegung abgezogen werden soll. Biel « ausländische Einwohner von Tschunking sind wegen der Drohungen der Streikenden an Bord der Kanonenboote geflüchtet. Die schlimmste Zeit der Unruhen scheint jedoch vorüber zu sein. » Abbruch der Verhandlungen. London . 19. Zun!.(ISIS.) Aach einer Reutermeldung aus Schanghai wurden die Serhandlungen der Bertretor der Mächte mit den Vertretern der chinesischen Regierung ab- gebrochen. Wichtiger tzinweis. Tragen sich die Deutschnarionalen mtt der Absicht, aus der Re- gisrung auszuscheiden, sobald es ihnen geglückt ist, sich durch die Bewilligung der Agrarzölle eine Bcrmögensaufwertung in einer Höh« zu verschaffen, deren Hälfte den armen betrogenen Sparern genügen würde? Wir werden sehr bald die Antwort auf diese Frage von autoritativster Stelle erhalten, und zwar durch den Entwurf eine» neuen Urheberrechtsgesetze», den Herr Reichsminister Schiele vorbereitet Wir glauben au» dem Kreise unserer Leser ein Wieso? zu hören. Run also: Herr Schiel« war, ehe Herr Luther ihn in sein« Galerie bedeutender Männer ausnahm, ein Schriftsteller von Ruf. Und zwar genoß er den Ms eines Plagiators. Man nannte ihn allgemein den Proudhou von SchMene. weil er sich mtt Nachdruck(in jeder Beziehung) zu dem Satze:„Eigentum ist Diebstahl" bekannt«. Mit einem rührenden Sammeleifer suchte er auf den Feldern anderer Blumen, die er seinem eigenen literanschen Stroh hinzufügte. Wenn nun der Ent- wurf des Schielejchen Urheberrechtsgesetzes den Schutz de» lttera- rischen Eigentums bescittgt, so wird das ein sicheres Anzeichen dafür sein, daß Herr Schiel« demnächst sein« schriststellerisch- Tätigkeit wieder aufzunehmen gedenkt, also sein ministeriell»» Dasein beenden will. Im entgegengesetzten Fall« werden dl« Werke deutscher Schriftsteller noch einige Zeit gegen die»nnexionsgelüst« des Schiele geschützt sein.