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Nr. 28942. Jahrgang

3. Beilage des Vorwärts Sonntag, 21. Juni 1925

Graf Kanit, der falsche Prophet.

Statt erwarteten Getreideüberschusses: Getreideknappheit und Teuerung.

Im Mai- Heft der Gesellschaft" befaßte sich Rudolf Hilfer ding mit dem Thema Handelspolitik und Agrarfrise". Ausgehend von den Verhältnissen der Weltgetreideproduktion stellte er fest: Das augenblickliche Preisverhältnis von Agrar- und Industrieprodukten wird sich im Sinne einer Erhöhung der Agrarpreise um­kehren. Und es besteht alle Wahrscheinlichkeit, daß diese Umkehrung in nicht zu langer Zeit beginnen wird." Ganz anderer An­sicht war die damalige Reichsregierung, deren Minister Luther  , Hamm   und Graf Kanig eine 3ollvorlage unterzeichneten, die am 22. August 1924 dem Reichstage zugeleitet wurde. Die Begrün­dung dieser Vorlage, deren auf die Agrarzölle bezüglicher Teil dem Grafen   Kaniß zuzuschreiben ist, erklärte:

" Die derzeitigen Verhältnisse haben sich gegenüber der Bor. friegszeit insofern geändert, als auf Jahre hinaus noch mit einem Ueberangebot von Weizen auf dem Weltmarkt zu rechnen ist, dem auf der anderen Seite eine verminderte Nachfrage durch den Minderverbrauch in Mitteleuropa   gegenübersteht. Der Ueber. Ichuß an Weizen und Roggen auf dem Weltmarkte beläuft sich

zurzeit auf etwa 6 bis 7 Millionen Tonnen."

Der letzte Schuljunge, der für seine Mutter ein Brot holt und dafür mehr bezahlen muß, als im vorigen Jahre, weiß heute, daß die Voraussage des Grafen kanih vorbeigelungen war. Denn die Brotverteuerung feit porigem Sommer ist sicherlich nicht einem leberfluß, sondern im Gegenteil einem Mangel an Getreide zuzu­schreiben. Die Feststellungen der Wissenschaft bestätigen, daß solche Erfahrungstatsachen eines jeden Verbrauchers Folge einer Allgemein­erscheinung sind, hervorgerufen durch das Mißverhältnis von Welt­getreideproduktion und Welfverbrauch.

Dieses Mißverhältnis ist inzwischen sicherlich auch dem Grafen Kanig klar geworden. Aber er hatte deshalb am 12 Juni d. J. doch den Mut, vor dem Reichswirtschaftrat( nach dem WTB.. Bericht) u. a. zu erklären:

,, Ein Teil der Freihändler auf dem Getreidegebiet, wenn auch nicht die Mehrzahl, rechnet nur mit einem Steigen der Getreide preise und hält deshalb Getreidezölle nicht für ratsam. Die Reichs. regierung fann sich diesem Standpuntt nicht anschließen, da min­destens ebensoviele Gründe gegen ein Steigen der Preise sprechen, als dafür, abgesehen von vorübergehenden Schwankungen. ist jedenfalls meines Erachtens eher mit einer Bermehrung der Weltproduktion, also mit einem Ueberangebot und einem fintenden Preisstand zu rechnen als mit einer umgekehrten Eventualität."

Es

Graf Kanig gehört demnach nicht zu den flugen Leuten, die, menn fie einmal voreilig und falsch prophezeit und sich eine Welt­blamage zugezogen haben, nachher vorsichtig den Mund halten. Der Graf Kanig macht es im Gegenteil wie jene unheilbaren Lotterie ratten  , die immer wieder Nieten gezogen und trotzdem hoffen, das nächste Mal" sicher den Treffer zu machen. Immerhin: vorsichtiger ist der Herr Graf schon geworden. Klüglich argumentiert er nicht von den augenblidlichen sehr hohen Getreide. preisen aus, sondern von einer angeblichen Erwartung noch höherer Preise. Was aber der Reichsernährungsminister dann über ein fünftiges Deberangebot am Weltgetreidemarkt sagt, das genügt, um ihm eine neue Weltblamage zu verschaffen.

Nach einer Zusammenfassung des produktions- statistischen Ma terials über Weizen und Roggen durch Hans Hirschstein Berlin  im Weltwirtschaftlichen Archiv"( April- Heft 1925, Die weltwirt­schaftlichen Voraussetzungen der Getreidezölle") ist eine

starte Einschränkung der Weltgetreideerzeugung

im Berhältnis zur Bevölkerungsvermehrung Tatsache. Die Welt­einte ist wie folgt festgestellt:

Weizen( Millionen Tonnen) Roggen

1894 1909/13 1920/22

.

67,9 102,0 38.6 44.8

90,1

31,2

Brotgetreide zus.( Mill. Tonnen) 106,5 146,8

121,3

Es hat also von 1894 bis 1909/13 eine Bermehrung der Welt­ernte von Weizen und Roggen um 38 Prozent stattgefunden. Nach einer Schätzung, die Hirschstein   wiedergibt, betrug die Bevölkerung der Erde 1890 insgesamt 1467 Millionen. Nach Hübner- Juraschets Geographisch- Statistischen Tabellen 1914" war vor 1914 die Mensch heit auf 1657 Millionen Köpfe zu schätzen. Vergleicht man die beiden Schäzungen, so hatte sich die Bevölkerung der Erde um 13 Prozent vermehrt. So unsicher dieses Resultat auch ist, so stellt es doch die wichtige Tatsache klar, daß bis zum Weltkriege die Brot­getreideproduktion der Erde in einem viel stärkeren Maße vermehrt wurde, als die Bevölkerung zunahm, so daß eine kräftige Ausweitung

des Bedarfs möglich war.

Wesentlich anders verlief die Entwicklung während des Krieges bis in die jüngste Vergangenheit. Die Welternten der Jahre 1920/22 blieben ganz bedeutend, um mehr als 17 Prozent, hinter dem Durch schnittsergebnis der Jahre 1909/13 zurück. Die Bevölkerung der Erde hat sich in dieser Zeit aber trotz aller Kriegsverluste nicht etma vermindert. Hirschstein   gibt sie für die Gegenwart mit 1840 Millionen an; Otto Hübners Geographisch- Statistische Tabellen", Ausgabe 1924, lassen auf rund 1800 Millionen schließen.

Auf alle Fälle steht nach dem Kriege einer ganz erheblich größeren Erdbevölkerung eine wesentlich fleinere Weizen- und Roggen­menge zur Verfügung. Am stärksten hat zu diesem Resultat der Rückgang der Bro. duttion in Rußland   beigetragen. Europäisches und asiatisches Rußland   erzeugten im Durchschnitt der Jahre 1909/13 22.1 Mil­lionen Tonnen Weizen und 23, Millionen Tonnen Roggen: 22 Broz. der Weltweizen und gar 52 Broz. der Weltroggenproduktion. Da gegen wurde die russische Produktion im Durchschnitt der Jahre 1920/22 nur auf 6,9 Millionen Tonnen Beizen und 10,3 Millionen Tonnen Roggen, 8 bzw. 33 Broz. der Welterzeugung, geschäßt. Das Manto der Weltproduktion beider Kornfrüchte in den Jahren 1920/22 fällt ganz auf das Konto Rußlands  . Rußland   hatte damit feine ehemals bedeutende Rolle als Getreideerportland eingebüßt.

Die volle Auswirkung dieses veränderten Verhältnisses ist nach bem Kriege lange Zeit nicht eingetreten, weil das erschöpfte Europaseinen Konsum startermäßigen mußte. Für diesen Minderkonsum im Brotopfverhältnis gegenüber Borkriegs zeiten sind im einzelnen zuverlässige Bemeise beigebracht worden. Infolgedeffen find die Weltmarktpreise nicht in dem Maße gestiegen, wie es dem Verhältnis zwischen Bevölkerung und Brotfornmenge entsprochen hätte, wenn dieses Verhältnis noch durch die relative Verbrauchshöhe der Vorfriegszeit bestimmt worden wäre. Nach einer Uebersteigerung der Getreidepreise im Kriege und bis 1920 ist pan Weltmarkt ein raditaler Rückschlag erfolgt, ber aber die Brot

getreidepreise immerhin meist beträchtlich über Borkriegshöhe hat liegen laffen.

Es ist mit aller Entschiedenheit immer wieder darauf hinzu­Es ist mit aller Entschiedenheit immer wieder darauf hinzu weisen, daß die Nachkriegsuntertonsumtion die rela= tive Preistrise( im Verhältnis zum Preisstand der Industriepro­dufte) der leztvergangenen Jahre erzeugte, daß keine absolute Ueberproduktion sie verursacht hatte. Im vergangenen Jahre sind nun verschiedene Ursachen zusammengekommen, deren Wirkung eine starte Aufwärtsbewegung der Ge treibepreise war. Diese Bewegung begann an den internatio­nalen Getreidemärkten im Mai/ Juni, um dann im Juli in ein flottes Tempo überzugehen. Eine dieser Ursachen war die Erwartung einer geringeren Welternte, die dann für Weizen( ohne Berücksichtigung Rußlands  ) auch tatsächlich etwa'10 Broz. fleiner gewesen ist, als im Jahre zuvor. Die Hälfte dieses Mantos deckte aber der Mitte vorigen Jahres vorhandene Weltvorrat.

Keinesfalls reichte diese Ursache allein aus, um die Preise, mie geschehen, in die Höhe zu treiben. Es kam hinzu, daß Rußland  , das 1923 Getreide exportiert hatte, in der zweiten Hälfte des Jahres 1924 gezwungen war, große Getreidefäufe im Auslande zu machen. Entscheidend war, daß etwa seit der Markstabilisierung( die außerordentlich stark in die gesamteuropäische Wirtschaft weiterge wirft hat) eine Ausweitung des Brottornbedarfs in Europa   eingetreten ist, in deren Folge das Verhältnis zwischen Belternte und Weltverbrauch sich langsam normalisierte. Die aus diefen( und anderen, geringfügigeren) Ursachen resultierende Belt. marktpreisbewegung bringt die graphische Tabelle zur Darstellung.*)

205

195

185

Weizen

Roggen

175 Die Bewegung der Weltmarktpreise für Weizen und Roggen vom Januar 1923 bis Juni 1925.

165

153

145

135

J

125

115

105

95

Weizen 1913

85

75

63

1. 2. 3. Quartal 1924

Roggen 1943

1. 2. 3. 4. 4. 1. 2. Quartal 1923 Quartal 1925 Hat, wie nachgewiesen, die tatsächliche Entwicklung die Prophezeiungen des Grafen Kanig vom vorigen Jahre als Schall und Rauch erwiesen, jo liegen bereits nicht wenige Anzeichen dafür vor, daß auch des Grafen Kaniz erneute Boraus schäzung vom 12. Juni d. 3. mehr falsch als richtig sein wird. Ent­scheidende Veränderungen in der Weltproduktion liegen nicht vor, find auch kaum noch zu erwarten. Die in Aussicht stehende größere Europaernte gleicht bestenfalls den zu erwartenden Ausfall in den Bereinigten Staaten aus. Rußland   wird, wenn man aus dem Hin und Her der Meldungen einen Wahrscheinlichkeitsschluß zieht, besten falls sich selbst genügen. Hoffnungen auf mehrerträge in anderen Produktionsgebieten sind unsichere Faktoren einer Getreidebilanz­verschäzung, in der aber ein durchaus sicherer Faktor eine bedeutende Rolle spielen muß: die Aufzehrung der Weltvorräte nämlich. Auf alle Fälle bleibt die Getreidedede fnapp; mit einem Heberangebot ist normalerweise nicht zu rechnen.

Normalerweise! Graf Raniz ist mit seinen agrarischen Freunden allerdings dabei, die Normalität ins Gegenteil zu ver­fehren. Getreidezölle bedeuten in dem geschütten Lande" Getreide­feuerung. Und Getreideteuerung bedeutet unter den obwaltenden wirtschaftlichen Verhältnissen in Deutschland   Verbrauchsrüd gang. Ein Leberangebot von Brotgetreide kann bei Verwirt­lichung der Zollabsichten erzielt werden durch erneuten 3wang zur Unterfonsumtion. In der Folge drückt jede Unterkonsumtion natürlich auch auf die Preise, und zwar so lange, bis die richtige" Relation zwischen Produktion und Konsum erreicht ist. Der fintende Breisstand des Grafen Kanig fann demnach international Tatsache werden, wenn in Deutschland   Unterfonsumtion durch Getreidezölle trotzdem ein Ertraprofitchen einbringen. eintritt. Das heißt, dann werden die Zölle den deutschen   Agrariern

Eine Regierung aber, die nicht nur ihre Politif den Inter­effenten für die Erzielung von Buchergerinnen zur Verfügung fiellen will, darf nur eins mollen: Stärtung der Konsum. fraft, dadurch Normalisierung des Berhältnisses von Produktion und Berbrauch und eine Preisentwicklung, die als objektives Re­fultat aus diesem Verhältnis entsteht. Die deutsche Landwirtschaft, die in der Gegenwart nicht teurer produziert, als die übrige Land­wirtschaft, fann recht wohl mit diesen Preisen auskommen. Ihre Begünstigung auf Kosten der breiten Massen des Volfes, deren Lebenshaltung notwendig durch den Agrarprotektionismus start herabgebrüdt werden würde, ist unbedingt abzulehnen. Wichtiger als die nationalen Belange der Ernährung von eigener Scholle" find die sozialen Interessen. Joh. Kregen.

"

*) Der Tabelle liegt je eine Notierng pro Woche in Chicago   nach den Jahrgängen 1923-25 des Hamburger Wirtschafsdienst" zu­grunde. Die Preiszahlen am Rande bezeichnen Cents und gelten pro Bushel

Der Zolltarifkampf um die Automobile.

In diesen Tagen entscheidet sich die Entwidlung des deut schen Automobilverkehrs für die nächsten vier Jahre. Wenn die Forderungen der deutschen   Automobilindustrie durch die Reichsregierung erfüllt werden, dann wird der deutsche Verkehr sich darauf einstellen müssen, daß ihm jährlich nur etwa 50 000 gestellt werden, der eine Rentabilität der Neuanschaffung eines deutsche Kraftfahrzeuge zu einem Preise zur Verfügung Kraftwagens nur bedingt erfüllt. Wir Berufskraftfahrer, die wir an dieser Frage nur indirekt interessiert sind, haben bis heute in den Sigungen, wo wir Gelegenheit hatten, unsere Meinung zu äußern, ihr dahingehend Ausdruck gegeben, daß wir ein großes haben, um einmal die Arbeitsmöglichkeit für uns zu erweitern; zum Interesse an der Verbilligung der Automobile anderen aber erachten wir es im Interesse der deutschen   Volkswirt­

haft für notwendig, daß die Verbilligung des Automobils endlich, den Weltmarktpreisen entsprechend, auch bei uns erfolgt.

Die deutsche Automobilindustrie verlangt von der Reichsregierung segenannte" Deszendenzzölle, die im Verlauf der nächsten Jahre abgebaut werden sollen. Die Höhe soll zunächst auf 350 bzm. 250 m. pro 100 Kilogramm Gewicht festgelegt werden. Wenn man die Zölle von 1914 hiermit vergleicht, die 25 m. bis 15 M. pro 100 Kilogramm betragen, so ist zu ersehen, daß hier eine 14- bis 17fache Erhöhung gefordert wird. Der Zoll würde also etwa 60 bis 100 Proz. des Wagenwertes betragen, mit anderen Worten, die deutsche Industrie hätte dadurch Gelegenheit, ihre Fabrikate doppelt so teuer, als der Weltmarktpreis iſt, den deutschen   Käufern anzubieten. Diese Zustände sind unhaltbar. Die Gründe, die die deutschen   Industriellen anführen, sind nicht durch die deutschen   Verhältnisse entstanden, sondern, das muß einmal rüd­fichtslos ausgesprochen werden, durch die Sabotage aller und ieder Umstellung ihrer Betriebe von der Individualfabrikation auf Serien- und damit Massenfabitation.

Im Jahre 1919 hatten die Betriebsräte der deutschen   Auto. mobilwerke auf einer Reichskonferenz in Frankfurt   a. M. nach langen Verhandlungen und technischen Erwägungen Richtlinien aus. gearbeitet, die folgende grundsätzliche Forderungen an den Reichs­verband der deutschen   Motorfahrzeugindustriellen enthielten:

1. Sofortige Inangriffnahme der Normalisierung und Typisierung der deutschen   Automobilindustrie.

2. Aufstellung eines Lieferungsprogramms, in dem den einzelnen Firmen auf Grund ihrer bisherigen maschi. nellen Einrichtung bestimmte Typen überwiesen werden.

3. Umstellung der kleinen unproduktiven Werte in Ersatzteilfabriken.

4. Errichtung von 3entralpertaufsstellen in allen größeren Städten.

Außer diesen vier Hauptpunkten wurden noch eine Reihe weiterer zur Durchführung obiger Forderungen notwendiger Ausführungs. bestimmungen festgelegt und das Ganze als Verhandlungsobjekt an die Industriellen übermittelt. Eine Antwort ist bis heute den Betriebsräten nicht zugestellt worden.

Nach wie vor wurde systemlos durch Verschwendung unge heuer wertvoller, durch Devisen zu bezahlender Rohstoffe auf Kosten des deutschen Boltes in 91 Autofirmen, wovon nach unserer Mei­mung höchstens 25 leistungsfähig sind, weiter gemurſtelt.

Im Verlauf der Zeit haben dann einzelne Firmen eingesehen, daß diese Zustände unhaltbar sind, und die Werke haben sich foaliert, so die GDA. und in letzter Zeit Mercedes- Benz  . Nun, nachdem das Ausland im Sinne der Forderungen der deutschen   Betriebsräte ge­arbeitet hat und tatsächlich hierdurch in der Lage ist, für die Hälfte der deutschen   Preise zu fabrizieren, tommt die deutsche   Industrie und fordert, daß um Deutschland   und seinen Verkehr eine 3011­mauer aufgerichtet werden soll, die sie und ihre Nachlässig. feit noch auf Jahre hinaus weiter fanftioniert. Der Notruf, daß 100 000 Arbeiter in Gefahr kommen, eristenzlos zu merden, ist nicht ernst zu nehmen. England, das in ähnlicher Lage wie Deutschland   in der Automobilfabrikation sich befand, hat seine 3cllmauer niedergelegt und der Erfolg war, daß die englische In­duftrie sich in furzer Zeit umgestellt hat und in der Lage war, ein­mal wesentlich billiger zu fabrizieren und noch mehr Arbeiter zu be­schäftigen als dies vordem der Fall war. Eine einfache Rechnung zeigt uns, daß, wenn in Deutschland   bei Abbau der Zollmauer statt 50 000 deutsche Wagen eigener Fabritation noch 40 000 ausländische Wagen dazu auf den Markt kommen, eine Riesenzahl von neuer Arbeitsmöglichkeiten für die Zubehörindustrie und den Verkehr selbst neu entstehen würde, ungeachtet der Vorteile, die die gesamte Boltswirtschaft durch die Intensivierung der gesamten Ver fehrsmittel erzielen würde.

All diese Gründe veranlassen mich, gegen die 3ollwünsche der Automobilindustrie und auch der deutschen   Regierung aufzutreten und der Deffentlichkeit zu zeigen, daß nicht die allgemeinen durch Inflation oder Nachkriegswirkung in Deutschland   entstandenen Ber­hältnisse die deutsche   Industrie gehemmt haben, sondern die Nach­lässigkeit und privatfapitalistisch e, ohne Rücksicht auf das Bolkswohl eigennütige Einstellung ihrer faufmänni­schen Leiter, Schuld daran trägt, daß das deutsche Bolt heute für seine notwendigsten Verkehrsmittel Preise zu zahlen hat, die im Berhältnis zu dem Ausland unerschwinglich sind.

Soll dies in Zukunft anders werden, so darf in der Zollvorlage meder der Vorschlag der deutschen   Industrie noch der der deutschen  Regierung berücksichtigt werden, sondern der Deutsche Reichstag muß die 3ollsäge einsetzen, die 1914, selbstverständlich unter Berüc fichtigung der heutigen Geldentwertung, maßgebend waren.

Die Berufskraftfahrer Deutschlands   stehen restlos auf dem Stand­punkt der ungehemmten freien Entwicklung des Automobilverkehrs. 2. Reiz, Mitglied des vorl. RWR.

Zunahme der Arbeitsuchenden.

zahl der Arbeitsuchenden in Berlin   auch in der Berichts­Bei allgemein günstiger Arbeitsmarktlage hat die Gesamt woche eine weitere 3unahme erfahren. Bemerkenswert ist, daß der in der Vorwoche gemeldete Rückgang in der Vermittlungs­tätigkeit der Metallindustrie wieder durch erneute umfangreiche Aufträge zweds Gestellung von Arbeitskräften behoben ist. Es waren 34 768 Personen bei den Arbeitsnachweisen eingetra gen, gegen 33 626 der Vorwoche. Darunter befanden sich 24 045 ( 23 332) männliche und 10 723( 10 294) meibliche Personen. Unter­stützung bezogen 10 263( 10 606) männliche und 2386( 2456) weib­liche, insgesamt 12 649( 13 062) Personen. Die Zahl der zu gemein­nügigen Pflichtarbeiten leberwiesenen betrug 18 gegen 23 der Vor­moche. Von den insgesamt beschäftigten 4280 Motstandsarbeitern entfielen auf fleine Notstandsarbeit 1460, auf große Rotstandsarbeit 2820 Berfonen.