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nicht zur Annahme getmmnen wäre. Sie wollen weder eine reichsgesetzlich« Regelung, noch wollen sie die Beseitigung des Zweikammersystems. Selbstverständlich ist mit der Ueberreichung dieses Eni- Wurfes durch den Städtetag an die Reichsregicrung der Ent- wurf noch lange nicht Gesetz und bis zur Annahme einer Reich.chadteordnung durch den Deutschen Reichstag wird sicher noch manche Zeit vorgehen. Die Wider st ände gegen eine solche Regelung sind dazu viel zu stark. Sie gehen von den partikular! st ischen Tendenzen gleichermaßen wie von den reaktionären Grundauffassungen der Rechtsparteien aus. Die unmittelbarste Wirkung werden die Beschlüsse des Städtetages möglicherweise auf die VerHand- lungen des Preußischen Landtags ausüben. Seit Jahren berät der Landtag über die Neuregelung der preußischen Städteordnung. Das Zentrum hat durch einen Urantrag vorgeschlagen, den Entwurf in der Fassung der zweiten Lesung zu verabschieden. In diesem Entwurf stehen noch rheinische Bürgermeistereiverfassung und östliche Magistratsverfassung wahlweise nebeneinander. Auch für Preußen schlägt jetzt der Städtetag vor. genau wie in seinem Entwurf einer Reichsstädteordnung, das Einkörper- system obligatorisch zu machen. Es ist durchaus möglich, daß durch diesen Borschlag für die Beratungen des Landtags eine neue Grundlage geschaffen wird. Da das in Preußen vorliegende Ergebnis langer Kompromißverhand- lungen eigentlich niemanden recht befriedigt und im wesentlichen nur eine Reukoedifizierung bestehender Gesetzes- bestimmungen vorgenommen worden ist. so wird man es nur bgrüßen können, wenn durch den Vorschlag des Städtetages neuen Gedanken Bahn gebrochen wird. Die fchwankenüe Aollfronr. Rufe«ach einem Kompromiß. Der erste Tag der Zolldebatte im Reichstag hat noch nicht erkennen lassen, ob die Regierungsparteien geschloffen die Zollvorlage in der vorliegenden Form erledigen wollen, oder ob sie die provozierendsten Bestimmungen preisgeben wollen. Die Besprechungen, die vor der ersten Lesung zwischen Regierung und Regierungsparteien geführt worden sind, ließen auf Bedenken und Schwierigkeiten im Lager der Regierungsparteien schließen. Der Beschluß des Präsidiums des Reichsverbandes der deutschen Industrie hat gezeigt, wo diese Schwierigkeiten zu suchen sind: die Be- lastung der Zollvorlage mit den G e t r e i d e m i n'd e st- zollen wird selbst bei einflußreichen Regierungsparteien für gefährlich gehalten. DieS i) l n i s ch e Z e i t u n g" eröffnet die Ausein­andersetzung unter den Regierungsparteien mit der Forde- rung, den Ballast der Getreidemindestzölle über Bord zu werfen: Wenn die Zolloorlage am Mittwoch oder am Donnerstag in erster Lesung durch die Vollsitzung de« Reichstags gegangen ist, wird es Aufgabe der Regierung fein, mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln die Herbeiführung eines Kompromisses über die Zolloorlage zwischen den an der Regierung beteiligten Parteien zu versuchen. Daß dabei die Mindestzölle für Getreide zurückgestellt werden müssen, ergibt«in kurzer Blick auf die Verteilung der Kräfte im Parlament. Bei Kommunisten, Sozialdemokraten und Demokraten darf man nicht nur auf eine Opposition, sondern auf eine Obstruktion gefaßt sein, die bereits in vorbereitenden Maßnahmen eingesetzt hat, und deren Linien in der sozialdemokratischen Presse deutlich gezogen werden. Darüber hinaus darf man zu den grundsätzlichen Gegnern der Mindestzölle die Hälfte de« Zentrums, ein Drittel der Deutschen Volkspartei und den größten Teil der Wirtschaftspartei rechnen, so daß im Parlament die Erledigung der Zollvorlag« mit diesen Mindestzöllen auch dann ausgeschlossen erscheint, wenn sich das Kabinett Luther mit der K a b i n e t t s f r a g e für sie einsetzt. Man wird daher ein Kompromiß schaffen müssen, das der Landwirtschaft das gibt, was sie braucht, und das sind im Augenblick die Weltmarktpreis«,

nnd sie darüber hinaus gegen kommend« Eventuallläten sicherstellt. Man wird dabei n. a. an eine gleitend« Zollskala denken kötmen. Diese scharfe Wendung gegen die Getreidemindestzolle m derKölnischen Zeitung " ist verbunden mit einer fast drohen- den Mahnung an die Deutschnationalen, die Zollvorlage nicht mit Fragen der Außenpolitik zu verknüpfen. Der Zusammen- hang mit der Stellungnahme des Reichsverbandes der deutschen Industrie ist unverkennbar. DieDeutsche Allgemeine Zeitung" sekun­diert diesen Vorstoß gegen die Getreidemmdestzölle: »Ein nicht zu verhehlender Mangel Ist es allerdings, daß bei den Getreidezöllen die feste Bindung an einen Doppeltarif vorgesehen ist. Diese Stelle des vorgeschlagenen Zolltarifs durchbricht eben doch das Prinzip, daß der für Deutschland jetzt zu schaffende Zollschutz lediglich als Basis für Handelsvertragsverhondlungen dienen soll, daß die neuen Zollsätze den Zweck haben sollen, im Gegenseitigkeitsver- fahren für die den anderen Ländern eingeräumten Zollvergünstigungen und Exportermöglichungen herabgesetzt oder gar auf- gehobenzu werden. Ueberhaupt braucht man für die Mängel dieser ganzen kleinen Zolltarisnovelle keineswegs blind zu fein. Es ist richtig, daß sie nicht als das neue, bahnbrechende Reformwerk zu werten ist, das man von der deutschen Handelspolitik erwartet." Eine Zolloorlage, die aus dem Lager der Regierungs- Parteien heraus eine solche Beurteilung erfährt, ist unmdg- lich. Die Kräfteverteilung hat sich jetzt schon zuungunsten der brotwuchernden Forderung der agrarischen Interessenten ver» schoben. Werden die Vertreter der Deutschnationalen in der Regierung trotzdem durchsetzen, daß die Regierung den Brot- wucher zu einer Kabinettsfrage macht?

Zeriettreifca nach Sowjetrußlanü. Ein kommunistischer Propagandatrick. Um das sinkende Schiff der KPD. wieder flott zu machen, sind die Kommunisten auf einen neuen Propagandatrick verfallen. Sie arrangieren.Arbeiter st udienfahrtev'' nach Sowjetrußland. Einige hundert deutsche Arbeiter sollen für ein paar Wochen Rußland besuchen. Für angenehme Reise und beste Unterkunft wird gesorgt. Da sich die Reisenden unter ständiger Obhut der Sowjetbehörden befinden, kein Russisch verstehen und nur dorthin kommen, wohin man sie nach sorgfältiger Vorbereitung führt, kann es nicht fehlen, daß sie mit den allerbesten Eindrücken nach Hause zurückkehren, wo inzwischen auch für ihre Familien durch ausreichende Unterstützung gesorgt werden soll. Den Dank für er- wiesenc Gastfreundschaft sollen dann die Besucher in Form eines Bericht» erstatten, in dem man lesen wird, daß in Rußland die soziale Frage gelöst ist und daß dort die Arbeiter herrlich und in Freuden leben. Besonderen Wert legt man auf die Beteiligung von sozial» demokratischen Arbeitern, die im Triumph al» gerettete Seelen au« Rußland zurückgebracht werden sollen. Darum sollen die Reisenden der Form nach aus den Betrieben gewählt werden. Außerdem will man auch in den Betrieben Sammlungen für die Reisekosten veranstalten, um den Schein zu erwecken, als ob die Kosten von den deutschen Arbeitern selbst getragen würden, während in Wirtlichkeit die große Kasse in Moskau für das Nötige sorgt. Eine objektive Berichterstattung über die Zustände in Rußland kann natürlich auf solche Weis« nicht zustand« kommen, sie ist auch gar nicht beabsichtigt. Die sozialdemokratischen Arbeit« in den De - trieben werden den Zweck der Veranstaltung«kennen und für die nötige Aufklärung sorgen. Vulgarischer Dandlienkrieg. Eine bulgarische Truppenabteilung entdeckt« vor kurzem die Spur der Banditen, die im April den An­schlag gegen den König ausgeführt haben. Während der Verfolgung kam es zu einem Feuergefecht, bei dem der Banditenführ« B o n e f f getötet wurde. Bier andere Banditen flohen. Unter den von den Banditen liegen gelassenen Gegenständen fand man das Fern- glas, das dem König entrissen worden war, sowie die Ausweis- papi«« des«mordeten Naturforschers Jltfcheff.

lthamberlaln verteköigt öea Pakt. Di« große Aussprache im euglischen Unterhaus. Die große Aussprache im Unterausschuß, üb« deren Degln» wir im Morgenblatt berichteten, wurde weitergeführt. Im weiteren Verlauf seiner Rede kritisierte Außenminister Chamberlain vom Standpunkt des britischen Reiches aus das Genfer Protokoll und wandte sich sodann gegen die Theorie der Isolierung Englands. Das Abfeitsstehen des britischen Reiches von europäischen Angelegenheiten habe niemals den In- teressen des Friedens gedient. So sei das direkte Ergebnis des Nicht- Zustandekommen» eines englisch -amerikanisch-sranzösifchen Paktes d« Abschluß jener Bündnisse zwischen Frankreich und den östilchen Staaten gewesen, über die die Liberalen und Arbeiterpartei!« so de­sorgt seien. Der Weltkrieg habe gelehrt, daß auch die Neutralen unter einem Krieg litten. Außerdem habe England sowohl die Bölkerbundssatzungen wie auch den Versailler Bertrag unterschrieben und beide Unterschriften seien mit Isolierung oder Gleichgültigkeit unvereinbar. Isolierung sei dah« nur ein Traum. Die britische Regierung habe sich infolgedessen für befand«« v«einbarungen rein desenflv« Art im Geiste der Bölkerbundssatzungen und unter Führung des Völker- bundes entschieden. Chamberlain unterstrich ausdrücklich,«as« während der Verhandlungen mit Frankreich Briand durch den Bot- schaft« Erewe hatte wissen lassen, nämlich daß sich die Garantien Englands auf die deutsch « westgrenze beschränke« müßten, und dag England keine neuen Derpflichtungen irgendwo anders zu übernehmen bereit sei, außer denen, die ihm als Unter- Zeichner der Bölkerbundssatzungen und der Friedensverträge obliegen. Chamberlain betonte, daß ihm bei dem Bestreben diese Grenze sicher zu stellen und zu verhindern, daß dort wieder Krieg entstehe, keia Gedanke ferner liege, als irgendwelche Zweifel an der Stabililät d« Lage alld«swo öder an d« Heiligkeit der vertrag. lichen verpslichtungen. Menschliche Voraussicht könne niemals in irgendeinem Augenblick einen Vertrag entwerfen, der den Interessen aller Zeiten diene. Wenn Grenzen verändert od« die territorialen Vereinbarungen Europas geändert werden sollten, so gäbe es nur zwei Methoden, durch die es seines Erachtens geschehen könne: Die erste bestehe unter den Bestimmungen des Artikels IS der Bölkerbundssatzung, die sich auf Grenzen bezieht, die mit der Zell unanwendbar werden können, die andere hänge mtt einer Frage zusammen, die, wie« glaub«, keine Akkualllät in der Ausfassung irgendein« im gegenwärtigen Augenblick in Betracht kommenden Regierung habe, nämlich der Vereinigung Oeslerreich» und Deutschlaads, die nur in Aussicht genommen m«dell könnte als das Ergebnis einer Aktion auf Grund des Artikels S0 des Versaill« Vertrages oder des ent- sprechenden Artikels von St. Gennain. Ab« d« Gedanke, daß man sichsechsIahre nach Unterzeichnung der Berträge und nach all den Mühen, die sie bereitet haben, daran machen soll«, die Grenzen Europas neu festzusetzen und die Regelung, die damals nicht ohne viele Mühe und Schwierig- leiten erreicht wurde, umzustoßen und zu versuchen»«ine neue zu schaffen, erschein« ihm als ein Gedanke, d« von keinem geistig normalen Menschen gehegt werden könne. und er sei sicher, daß, was auch immer ihre Absichten und ihr« Zwecke seien, die Leute, die augenblicklich diese Grenzfragen auf- werfen und die Gemüter der Nationen besorgt und unruhig machten, nicht den Interessen des Friedens und der Wohlfahrt Europas dienen.(Beifall auf der Regierungsseite.) D i e Welt braucht Stabilität: denn wenn die Lage nicht stabll sei, könne keine Sicherheit bestehen, und wenn keine Sicherheit bestehe, so würde der Friede ein leeres Wort bleiben und sich niemals ver- wirtlichen. Auf dies« Grundlage habe die britische Regierung nach sorgfältiger Erwägung der von Deutschland gemachten Vorschläge und nach dem Meinungsaustausch mit der französi- schen Reigerung den Bedingungen einer von der französischen Re- gierung nach Berlin gesandten Antwort unter korrekt« Wiedergabe d« britischen Ansicht nicht wenig« al» der französischen Ansicht zugestimmt. Nachdem er betont hatte, daß er sich nur auf eine vorläufige grundsätzliche Darlegung beschränken müsse und nicht auf Einzelheiten eingehen würde, erklärte Chamberlain: Er habe bereits dem Hause seine Ueberzeugung hinsichtlich der Ausrichtigkeit ausgedrückt, mit der die deutsche Regierung ihre Dorjchläge

Saut den Reichstag um! Im Haushaltsausschuß des Reichstags wurde gestern üb« einen Antrag des Voltsparteilers Dr. C u r t i u s verhandelt. Erweite- rungsbauten für den Reichstag vorzunehmen und dafür vier Mll- lionen Mark zu bewilligen. Der Aussassung, daß ein Neubau ge- schaffen werden müsse, schloß sich auch Präsident Lobe an, während der Zentrumsabgeordnete Dr. Schreiber meinte, man dürfe keine falsche Pietät an dem Gebäüde üben, das früher an hoher Stelle ein.Kasten' genannt und dessen Kuppel als eineRaubtierhaus- tuppel' bezeichnet wurde. Die Frage wird sich nicht lösen lassen, ohne daß Gutachten von Architekten eingeholt werden und ein Preisausschreiben veranstaltet wird. Neben dem Anbau wäre dabei auch ganz entschieden e i n U m b ä u in Betracht zu ziehen, bei dem sowohl örtliche wie hygienische Gesichtspunkte zu berücksichtigen wären. Die Ersetzung d« vergoldeten Glaskuppel durch eine würdigere Krönung des Gebäudes wäre«ine Wohltat und würde zur Ver- schönerung des Stadtbildes wesentlich beitragen. Ein Segen wäre es auch, wenn«s gelänge, die überladene Ornamentik der äußeren und besonders der inneren Architektur in geschmackvoller Weis« ab- zubauen. Heute ist d« Besucher des Reichstags auf Schritt und Tritt von allegorischen Figuren, Engeln, Adlern, Delphikien und Schlangen umlauert: aus jedem Winkel guckt eine Fratze. Um wie- viel würdig« und vornehmer repräsentiert sich das Innere des Landtags! Vom hygienischen Standpunkt au» ist es dringend notwendig. den im Reichstag beschäftigten Menschen mehr frische Luft zu- zuführen. Jeder, der einmal ein paar Stunden im Reichstag zu- gebrocht hat, weiß, wie ermüdend die dort h«rschend« Atmosphäre wirkt. Jeder arbeitswillige geistige Arbeiter klagt über die un- erklärllche Lähmung d« Denkorgane, die einen nach mehrstündigem Aufenthall im Reichstag befällt. Diese Atmosphäre macht den Reichstag zu einem Sumpf des parlamentarischen Kretinismus. Wahrscheinlich trägt sie viel dazu bei, daß so selten in freier Rede gesprochen wird und daß die meisten Abgeordneten es vorziehen. ein unter günstigeren Verhältnissen ausgearbeitetes Manuskript zum Vortrag zu bringen. Auch in dieser Beziehung ist der Landtag besser gestellt als der Reichstag , zumal er über einen Garten verfügt, in dem die Abge- ordneten frische Luft schöpfen können, während der Reichstags- abgeordnete, d« M Ausschüssen beschäftigt ist, von 10 Uhr vormittags bis S Uhr abend», wenn Fraktionssttzungen stattfinden, noch länger an einen Steinkasten gebannt ist, dessenErfrischungsraum", das gräßlich geschmückte Restaurant, sich an warmen Sommertagen in einen Glutofen oerwandelt. Also baut u m, damit Berlin ein schöneres Reichstagshaus bekommt und der Reichstag bei frischerem Sinn bessere Gesetze machtl F. St.

Nationalistische Sommertheater. Im Harzer Bergtheater sollen im Iull und August die Lienhard-Festspielee stattfinden. Man mag von der politischen Ein- stellung des Dichters Lienhard au« Achtung vor seinem Werke ab- sehen, obwohl nicht zweifelhaft ist. in welcher Linie sein öffentliches Wirten liegt. Was aber die Lienhard-gestspiel« erwirken sollen, Hot einer der Hauptbeteiligten. Dr. Ernst Wachler , ausgeplaudert. Er schreibt, daß die Festspiel« den vaterländischen Namen wieder zu Ehren bringen sollen. Das Wort.vaterländisch' bedeutet in seinen» Mund« etwas anderes, als was Fichte von einer vaterländischen Regieruno sagt:Jjoll der Liebe zu dem geringsten Dolksgenossen.' Wachler ichreibt von dem Licnhardschen Drama..Heinrich von Oft«- dingen' den bedeutsamen Satz:.Dieses Drama ist ein unoergleich» licher Ausdruck der Seele des Deutschtums, den S«tngerstreit auf der Wartburg und die Kaisermacht des Mittelallers in prächtigen Bildern spiegelnd: beide ein Schatzhaller dessen, was wir v«loren Habens' Ferner gibt Dr. Wachler ein Beispiel mehr für die Tat- fache, daß sich gegenwärtig d« Akzent vom Volk zur Gesellschaft verschiebt, denn sonst würde er Volt und Gesellsibaft nicht gleich. setzen und schreiben:Das deutsch « Boll ist geladen, um sich zu sammeln, nicht ein Publikum, das sich zerstreuen will, dos in Klassen. Partelen, Bekenntnisse zerfällt.' Vom Volte selbst kann ein solches großzugiges Unternehmen nicht inszeniert werden, wohl aber von der Gesellschaft, der imm« noch die Möglichkeit gegeben ist, eine finanzielle Basis zu schaffen, wenn es sich um nationalistische Feste handelt. Wie wird das.Volk' aussehen, das»ach dem Harzer Bergtheat« wallfahrten wird oder vielmehr sich fahren läßt, denn dieses.Volk' hat doch seine Autos. Nur Iungdos und Stahlhelm. leute werden mit Untertanenverstand und im Staube zu diesen Festspielen wallen. Den gleichen nationalistischen Einschlag wird die Hermanns. f e i e r auf der Grotenburg bei Detmold haben, die für den August zur Erinnerung an die Deukmalseinweihung vor 50 Jahren geplant ist. Das lippssche Landesvräsidium hatte schon vor mehreren Monaten«inen Ausruf erlassen, d« die Garantie für eine erhebende. wirkliche Volksfeier bot. Aufrufe d« Deutschen Turnerschast, des Deutschen Sängerbundes und dernattonalen Verbände" folgten und gaben von vornherein den geplanten festlichen Wochen ihr Ge- präge. Die Deutsche Turnerschast wird einen Stasettenlaus durch ganz Deutschland antreten, der am Hermanns-Denkmal enden soll. Daß die Veranstaltung de» Deutschen Säno«bundes einnationales' Treubekenntnis wird, geht schon aus der Art der Lieder hervor, die am Denkmal gesungen werden sollen. Unter diesen Umständen wird der livvesche Arbeit«r-Säng«-Bund auf die Teilnahme an der Feier verzichten. Die geplante erhebend« Bolksfei« wird zu ein« parte!» politischen Tagung ausarten. An Festspielen für die Freilichtbühne unterhalb des Denkmals sind der.Sommernachtstraum',Wilhelm Teil" undDie Hermannsschlacht ' vorgesehen. DerSommernachtstraum' wird ia nicht mit politischem Machw«t zu durchsetzen sein, aber die Gefahr liegt nahe, daß die.Hermannsschlacht ' mit schwarzweißroter B«- leuchtung gegeben wird. Schon jetzt ist der Hünenring für ver- schiedene Abende von nationalen V«bänden gepachtet. Ohne Frage ist dieHermanneschlacht' von Kleist das stärlste dramatisch« Werk. das die historische Hermannsschlacht zur Grundlag« hat. Ab« Kleist wollte kein historisches Drama schreiben, sondern suchte nur eine

Basis, auf der sich fein großer Franzosenhaß dramatisch formulieren ließ. Das Drama entstand unmittelbar unter dem Eindruck der napoleonischen Fremdherrschaft, und die Aktschlüsse sind so gestellt, daß Worte voll leidenschaftlichem Pathos ins Publikum geschleudert werden und zum Aufstand mahnen. Künstl«isch läßt sich die Wahl des Kleistschen Dramas zweifellos rechtfertigen. Aber wie viele Hörer werden Bühne und Zuschauerraum mit einem politischen Auditorium verwechseln und subicktioes Gegenwartsleben in das Stück hineindeuten! Sozial« Brückenbau führt zur Einigkeit... Unter dem Schw«te Hermanns, dessen Inschrift zur Einigkeit mahnt, reihen die nationalen Verbände die Brücken ab..» H. S.

»Dte Gölkia auf d« Balz.' Der Name ist sicher das schönste an diesem angeblichen Lustspiel von Han» B a ch w i tz, das unter der sommerlichen Herrschaft im L e ss i n g t he a t e r sein« Uraufführung erlebte. Eine Schauspielerin wirft auf einer Reise bestrickende Netze über einen Bahnhofswirt.(Aktuell, weil Reisezeit.) Nach Brahm und auch nach Barnowsky ist ja auf dieser Bühne schon viel Unsinn geredet worden: aber diesmal ächzten wirklich die Bretter, weil es sich um Plattheften und derart eindeutig plumpe Zoten handelte, oaß selbst eine Sommerdirektion dafür keine ausreichende Em- schuldigung sein kann. Die Darsteller waren nicht in d« Lage, dem graulich unbeholfenen Gebilde Leben zu verleihen. Für Else W a s a war die Beteiligung an dem Unsinn immerhin eine Zumutung. I<. Das Auswarlige Amt und die Pariser Ansstcllnng. Die Tagung des Deutschen W�rkbundes in Bremen erhielt eine eigenartige Wendung dadurch, daß d« anwesende Vertreter des Auswärtigen Amtes das Wort ergriff, um sich gegen den Borwurf zu verteidigen, fein Eingreifen habe eine Beteiligung Deutschlands an der Internationalen Kunstgewerbe- Ausstellung in Paris verhindert und dadurch deutsche wirt- schaftliche und künstlerische Interessen schwer gefährdet. Seine Aus- führungcn richteten sich gegen Mitglieder jener Gruppe des Werk- bundes, die un Vorjahr einer Teilnahm« Deutschlands an diejem wichtigen internationalen Wettkampfe die Wege zu ebnen versuchte. Der Deutsche Werkbund beantwortete die in schärfst« Form vor- gebrachten Angriffe damit, daß er den Führer jener Gruppe, Prof. Bruno Paul , in das Präsidium wählte. Es ist eine Bewegung im Deutschen Wcrkbunde und in verwandten wirt|chaftlichen Verbänden im Gange, um zu bewirken, daß in Zukunft die Entscheidung über Veranstaltung oder Ablehnung auswärtiger Ausstellungen und ahn- liche Fragen von einschneidender wirtschaftlicher Bedeutung nicht mehr allein von der Stellungnahme der amtlichen Instanzen, son- dern auch von der Beurteilung durch die Fachkreise abhängig gemacht wird. Ein neu« kusio» d« NaNovolgalctte. Der bisherige wiffenschastliHi HUISarbeiter D r. Ludwig Thormaelen ist zum kuito» bei bei Notionalgalerie ernannt worden. Thormaele», geboren zu Hanau t6LS war Schäl« Wöliflin«, voege» und Clemens. Seit ISU ist er an d-i Rationalgalerie tälig und war bei der Einrichtung des Kronprinzenpalail und der Natlonalgaleric, lowie bei der Veranstaltung zahlreicher aus- wiriig« Ausstellungen beteiligt. Autorenrecht in Sowjetroßlanb. Ter Rat der Volkskonunissare hat dal Dekret über das Autorenrecht angenommen. Das Recht erstreckt icch axt 2S Jahr«, da» Erbrecht auj höchsten» Jahre.