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rauben. Sie kann tragisch sein, aber sie braucht nicht komisch zu sein, und vor allem nicht unmoralisch. Das aber ist es mit den Deutschnationalen. Die Oefsent- lichkeit empfindet die Divergenz zwischen ihren Rodomontaden als Oppositionspartei und ihren Taten als Regierunßpartei nicht tragisch, sondern komisch. Die Deutschnationalen sind zur Partei ohne Würde geworden. Sie sind es deshalb, weil in dem blendend klaren Licht ihrer Taten nach dem Nebel ihrer Phrasen die Oeffentlichkeit erkennt, daß sie die Partei ohn ideale Forderung sind. Sie haben lediglich ideale Ziele vorgetäuscht, um mit ihnen in die Regierung zu gelangen. Sie wollen nicht in die Regierung, um diese Ziele zu verwirklichen, sondern um dort brutalem Großegvismus zu fröhnen. * Je länger die Deutschnationalen in der Regierung sind, um so mehr sieht die Oeffentlichkeit, daß die wahre deutsch - nationale Politik nicht die der Wahlagitation interefsen- bestimmt ist. Sie erkennt Züge von brutalem Egoismus, der sich über das Gemeinwohl bedenkenlos hinwegsetzt. An der Stelle der Deklamationen für die Freiheit des Vaterlandes erscheint die Sorge um das wohlgsfüllte eigene Portemonnaie. Es heißt nicht mehr: Schluß mit der Erfüllungspolitik aber her mit dem Schutzzoll. Der Schrei nach Schwarzweißrot ist verstummt denn jetzt gilt es hohe Getreidepreise zu er» reichen. Wer redet noch von Gerechtigkeit für die Opfer der Inflation? Aufwertung heißt, den Großagrariern den Raub der Inflationszeit kürzen, aber jetzt handelt es sich darum, ihnen durch die Ausnutzung der Regierungsmacht zu dieser Beute noch Geschenke obendrein zu geben. In der Aufwer- tungsfrage hat sich der Schrei!�r Betrogenen dagegen ge­wandt, daß Gesetzgeber Gesetze für die eigenen Taschen machen und hat die Anklage der parlamentarischen Korruption er- hoben. Aber wieviele sind unter den deutschnotionalen Gesetz- gebern. die vom Schutzzoll einen Zuwachs ihres persönlichen Vermögens erwarten, wieviele unter ihnen spekulieren auf dos Anziehen der Getreidepreise, auf das Steigen der Boden- preise? Wieviele sind, deren ideale Forderung sich in dem Schrei nach dem Steigen der Grundrente erschöpft. » Sie werfen ein Stück nach dem andern über Bord von den Verkündungen, mit denen sie groß geworden sind. Fort mir der Monarchie, fort mit Schwarz-Weiß-Rot, fort mit der Außenpolitik der Vertragszerreißung! Sie lasten sich Stück für Stück den zerlumpten Mantel ihrer Agitationsphrasen ab- reißen. Sie nehmen es in Kauf, daß ihr politischer Zusam- inenbruch in den eigenen Reihen Verwirrung, Richtungs» kämpfe, persönliche Auseinandersetzungen hervorruft. Tut nichts, wenn nur die Klingende Beute gesichert wird. Ihre Partei fängt an, einem brodelnden chexenkestel zu gleichen, der übelduftende Blasen wirft. Der Fall derRatio- nalpost", die Zeitungsaffäre um Laverenz, die Geld- geschichten aus den Tagen der Präsidentenwahl. Die Intrigen Freytagl>-Loringhoven gegen Hergt-Westarp-Schiele. Die Entschließung eines Teils der deutschnotionalen Landesvcr- bände gegen den Außenminister, die sich in Wahrhest gegen den eigenen Minister Schiele richtet, der seine Zustimmung zu der .PoliM des SiäzerheitspakteS gegeben hat. Ihre Führer erscheinen als Ritter von der traurigen Ge- statt. Da ist cherr ch e r g t, der totgeschlagen sein möchte wer gedenkt nicht seiner Ieremiade von Görlitz ? Da ist Herr Westarp, flüchtend vor den betrogenen Inflationsopfern, der im Reichstag wie ein Löwe dagegen kämpft, daß fein eigener demagogischer Antrag zum veutsch-spaNischen Han- delsvertrag beraten werde. Da sind die HSrren R i ch t h o f e n, Rademacher, Oberfohren. Da ist Herr Laoer- renz von der bankrotten..Rationalpost". da ist der Herr E v e r l i n g. der plötzlich entdeckt hat. wie gut es fei, daß Schwarz-Rot-Gold das Banner der Republik ist. Diese Partei wollte Deutschland retten". Je mehr sie auf ihre Art an derRettung" arbeitet, um so mehr treten

Das verrückte Zreibad. Eine Hundstagsgeschichte von Ernst hoferichto. Nepomuk faltete seine Badehose sein säuberlich, wie«in Stellungsgesuch zusammen, fuhr noch einmal die eingebügelt« Kante seiner Hose nach und schwang sich dann aus die Plattform der Straßenbahn. An der Endstotion stieg er aus. Do wuchs von den umliegenden Wiesen her schon Gras zwischen den Schienen. Dann ging er durch wogendes Korn, dachte dabei, ein warmes Hausbrot zu verzehr«« und fang den Pilgerchor aus Tannhmster. Und bald tarn er an die himmlisch schöne Stelle, wo zwischen Busch und Feld Wasser floß. Kein Mensch weit und breit. Er johlte und schrie. Das war es, was er schon immer wollte: Mitten in Mutter Grün unterzutauchen. Er entkleidet« sich. Heul« hatte er zum ersten Mal« den Zwei» hundertmarkanzug an seinem Leib«. Jacke, Hose und Weste hing er wie Christbaumschmuck in da» Geäst einer Hollunderstaude, aus dem es alsbald nach Loden und eingenähter Leinwand roch. Und schon prangte an ihm die Bodohose wie ein Kunstau». stellungsplockot. Repomuk patscht« wi« ein Sack voll sunger Katzen in den Bach. Er grolle vor innerer Lust und äußerem Wohlbehagen. Aus der Zeitungspapiereinlage seines Strohhutes macht« er kleine Dampffchiffe und schwamm ihnen nach. Aus einer Mund- Harmonika spielte er, mitten im Bach stehend, das Gebet einer Jung- ftXHI... Da kamen aber alsbald die Schnaken, Stechmucken und Bremsen über ihn. Dann fühlte er sogleich beißende und juckende Hügel wachsen. Und er tauchte unter. Immer-öfter und länger. Bald fand er da» so lustig, daß ihm aus dieser Not ein Vergnügen entstand. Er brachte es damit bald auf eine Tauchausdauer von Minuten. Und abermals steckte er den Kopf ins Wasser. Draußen am Bache entlang ging ein Mann, der in einem Marr« ladenglas Grillen fing. Er sah Nepomuks Bekleidung in dem kötrauch wie reif« Früchte hängen. Instinktiv suchte er. im Was�r entlang blickend, nach einein Menschen... Nichts Lebendiges trat sein Auge. Sofort hatte er die Möglichkeit eines Verbrechens erkannt... Und schon holte»er Nepomuks Anzug wie Spalierobst aus dem Gezweigs heraus, nudelte es zu einem Pack zusammen und trug es in die Stadt hinew zur nächsten Polizeiwache. Das Hemd allein es hing zu hoch am obersten Ast ließ er als wehende Fahne zurück. Ntpomuk hatte es diesmal bis 200 ausgehalten und sich mit der Hand unter Master die Nase zusammengedrückt und mitgezählt. Angesichts dieser Leistung faßte er sofort den festen Entschluß zum Variete zu gehen, um dort einen Zirkus unter Wasser aufzu- machen. Aus Freude über diesen Einfall spielte er aus der Mundhar» monika einige Ballslieder. . Wenn ich ein Löglein wör'..!"..Bald gras' ich am Neckar. * Schon stand der Mond wie eine halbe Portion Rühreier am Himmel.

ihre wahre Züge hervor. Ihr Wesen ist: sich dafür bezahlen lassen, daß die von ihr bekämpften und beschimpften Parteien Deutschland nicht untergehen lassen. Die Divergenz zwischen ihren Leistungen für Deutschland und Deutschlands Gegen- leistungen ist noch größer, als die Divergenz zwischen ihren Versprechungen und ihren Taten. DieRetter" treiben in den Bankrott. Vorher aber wollen sie aus der Masie für sich retten, was zu retten ist auf Kosten der anderen. Den be- trügerischen Bankrott im Privatleben bedroht das Strafgesetz, den betrügerischen Bankrott in der Politik aber die Ab­rechnung der nächsten Wahl.

Sicherheitspakt und deutschnatwnale. Opposition in der Teutschnationalen Partei. Die Besprechung des Rsichskabinetts mit den Minister­präsidenten der Länder über die schwebenden außenpolittschen Fragen ist gestern abend zu Ende geführt worden. Es hat sich wie ein amtliches Eommunigue mitteilt grundsätzlich Uebereinstimmung in der Beurteilung der Lage und den der zu treffenden nächsten Aufgaben ergeben. Innerhalb der Deutschnotionalen Partei hat sich gegen die Politik des Sicherheitspaktes abermals hef- lige Opposition erhoben. Ihr Ziel ist, diese Politik abzubrechen und den Reichsaußenminister zum Rücktritt zu zwingen. Zu diesem Zwecke veröffentlichte derLokal-Anzei­ger" am Freitag abend jene von der Reichsregierung mit großer Schärfe zurückgwiefsne Auslegung des Standpunktes der Regierung, die ihr unterstellte, daß sie den Sicherhettspakt als gescheitert betrachtet. Die Entschließung der Landesver- bandsvorsitzenden der Deutschnationalen Partei, die in Bremen zusammengekommen waren, gegen Stresemann lag in der­selben Linie. Nach gestern Abend versuchte dieDeutsche Tageszeitung" eine Auslegung des Communiques der Regie- rung im Sinne desLokal-Anzeigers", die Stresemann in den Augen des Auslandes isolieren sollte. Gestern Abend hat im Reichstag cm« Vorstandssitzung der Deutfchnationolen stattgefunden. Als Ergebnis der Sitzung wird mitgeteilt: Der Vorstand und die Landesverbandsvorsitzenden der Deusichnattonalen Volkspattei traten am Sonnabend zu einer gut besuchten Versammlung zusammen: Gras Westarp hielt ein aus- führliches Referat über die auswärtige Politik. Abg. H e r g t sprach über die Aufwer tungsfrage und Freiherr v. Richthofen - Bres- lau über die Zollvorlage. In der Versammlung kam die volle Ein- mlltigkcit aller Teilnehmer in diesen Fragen zum Ausdruck. Wie das Nachrichtenbureau des VdZ. weiter aus deutschnatio- nalen Kreisen erfährt, besteht bei den Deutschnationalen keinerlei Absicht, aus der Regierung auszutreten oder, wie einige Blätter fälschlich gemeldet haben, den Rücktritt des Reich�saußenministers Dr. Stresemann zu fordern." Der ministerielle Flügel der Deutschnotionalen stützt Stresemann gegen die Rücktrittsforderung der deutschnationa» len Opposition. Die Oppositton verwirft die Politik des Sicherheitspaktes, die deutschnationalen Minister haben ihre Zustimmung dazu gegeben, daß die Erörterungen über den Sichcrheitspakt mit Frankreich fortgesetzt werden. Die Oppo- sition hat schon jetzt genug von der Regierung, der ministerielle Flügel will noch di« Paktvorlag« unter Dach und Fach bringen. Tie Entschließung der Teutschnationalen. Die Entschließung des Patteivorstandes der Deutschnationalen lautet: Die Deutschnationale Volkspattei hält es angesichts der ge- wältigen, gegenwärtig vorliegenden außenpolitischen und innen- politischen Aufgaben mehr denn je für ihr« Pflicht. ihrvn Einfluß in der Regierung zu wahren und nachhaltig dafür einzusetzen, daß die schwebenden großen Fragen der Politik ihre Lösung. in einer Weise finden, die den Lebensinteresien und der Würde des Deutschen Reiches entspricht. Schon deshalb sind�alle Gerüchte, nach denen sie ihren Austritt aus der Regierung beabsichtige und vorbereite, völlig unbegründet.

Gleich einein Meergott stieg Nepomuk au» der fröhliche? Flut. lind schüttelte das Wasser aus seiner Harmonika. Und jetzt in die Kleider...! Sie lagen schon längst in der Fundschublade der Polizeiwache des 34. Bezirks. Er traute feinen Augen kaunv.. fühlte sogleich, ob ein Wind ging, der sie mit fortgenommen haben könnte. Nichts. Die Luft war ruhig wie ein Poftsetretär bei starkem Schosterandrang. Und Nacht imd Dunkel ringsumher. Nepmnut konnte zunächst gar kein« Gedanken mehr fassen. Einstweilen holte er das einsam« und ihm allein treugeblieben« Hemd herab. Seine Finger vrbrietten wie bei Trillerübungen aus derSchule der Geläufigkeit". Mit wischenden Händen strich er den Grasboden ab. Ms ein beschwörender Schatzgräber umlief er in Kreisen imd Ellipsen die gewandlos« Stätte----. Was tun, sprach Nepomuk und schaute noch immer entgciftett m das Geäst« der Hollunderstaude. In wehendem Hemd und mit Mund. Harmonika in der Hand, so stand er. wie der Mensch der Eiszeit, unterm blühenden Himmelsdach. Er kam kein« Hofe mehr, es kam kerne Jacke mehr, es kam auch kew Einfall mehr... Da dreht« er jäh um und frisch belebt, wie ein neuauf- gezogener Berliner Blechschutzmann, rannt« er durch Wiese und Feld dem roten Signallicht der Trambahnhaltestelle zu. Alles leer. Er lief auf den Straßenbahnschienen dem Innern der Stadt zu. auf seinem Instrument die Washmgton-Post spielend. Die Helle auf der Straße nahm zu. Immer mehr elektrisch« Dogenlampen hingen über seinem Kopf. Da zog ein Familienausflug mit Kinderwagen, Luftballon und Botanisierbüchsen neben ihm her. Als sie ihn in Hemd und Badehose mundharmonikaspielend vor- beirennen sahen heulten sie im Chor. Mütter hoben ihre Kinder aus den Wagen heraus, um ihnen einen Wauwau zu zeigen, der Zimmerherr waff ihm feinen Spazierstock zwischen di« Füße, und ein Trambahnschaffncr bemerkte, daß ganz genau so der indische Dichter Rabindranath Togo« ausgesehen Hab«, als er in seinem Wagen bei ihm auf der Plattform stand. Und Nepomuk rannte unentwegt weiter und nnmer noch rasender. Schutzleute liefen mit GinnmiknLUel hinter ihm her, ein Anlagenaufscher schlug die Fensterscheibe eines Feuerlöschapparates ein und alarmiette drei Löschzüg«, Sanitätswachen warfen zu Lassos geschlungene Seile nach ihm, hielten ihm Zwangsjacken ent- gegen und an den Straßenecken wurden aus Fässern. Leiterwagen. Kirtderbettstellen und umgestürzten Telephonzellen Barrikaden «r- richtet. Nepomuk bekam übernatürliche Kräfte und überwand alles. Drei Bataillone Infanterie rückten ihm vom Marsfeld her entgegen. Aon den Tünnen der Stadt läuteten di« Glocken Sturm . Die Kaufleute vernagelten ihre Auslagenfenster mit Brettern, Dienstmädchen standen an der Sparkasse in kiloineterlangen Reihen zur Abhebung ihrer Guthabon an. Wegen allgemeiner Unsicherheit. Und inzwischen war Nepomuk in seiner Wohnung angelangt. Da der Hausschlüssel sich in der Tasche der Hose befand, die jetzt in der FundsachenschlMade jenes Polizeibezittes lag, kletterte er am Blitzableiter empor. Das Fenster in seinem Zimmer durchstieß er mit solcher Wucht, daß der Kreuzstock im Knopfloch seines Hemdes hängen

Der Zall festlag. Energisches Vorgehen des Ministers Dr. Becker. Hannover . 27. Juni. (Eigener Drahtbericht.) In Sachen L e s s i n g s hat der preußische Minister für Wisienschaft, Kunst und Volksbildung nun endgültig Stellung genommen und in einem energischen Schreiben an Rettor und Senat der Technische» Hochschule entschieden, daß in der Angelegenheit der Aufsätze über Hindenburg imPrager Tagblatt" keine Veranlassung vor- liege, ein Disziplinarverfahren gegen Lesiing zu eröffnen, wie es von jener Seite gewünscht werde. Die Angriffe in einem der Attikel Lessings müßten zwar nach Form und Inhalt gemiß- billigt werden, aber Prof. Lessing habe die Pflichten seiner Lehr- amtstätigkett in keiner Weise verletzt. Der Minister sagt in seinem Schreiben an Rektor und Senat u. a. wörtlich: Ich muß bedauern, daß von fetten des Lehrkörpers von vornherein nicht energischer auf iin« Beruhigung der Studenten­schaft in dieser Angelegenhett und auf Wahrung von Schutz der Lehr- sreiheit, dieses wichtigsten Grundrechtes der deutschen Hochschule, hin- gewirkt ist. So hätte die Bildung des Kampfausschusses nach ß 14 der Verordnung des Staatsminiftertums vom 18. Sep- tember sofort beanstandet werden müssen. Insbeson- der« muß ich meine Mißbilligung über das Verhalten des Pro- sessors Cranz und über den Aufsatz des Privatdozen» t e n Müller in derNiederdeutschen Zeitung" aussprechen, deren Borgehen die Erregung der Studierenden gesteigert und damit eine ruhige und sachgemäße Behandlung stören mußte. Ich bestimme serner folgendes: 1. Der von den Studierenden zur Behandlung der Angelegen- heil Lesiing eingesehle Ausschuß(kompsausschuß) ist mit sofortiger Wirkung aufzulösen. 2. Ich bin damit einverstanden, daß von einem disziplinarischen Vorgehen gegen die Mitglieder des Kampfausschusies als solche ab- gesehen wird, weil ich annehme, daß die Bildung des Ausschusses in guten Glauben erfolgt ist. 3ch erwarte jedoch, daß gegen den Studierenden Pöhlmann sofott das Disziplinarverfahren eingeleitet wird. Pöhlmann hat ein Flugblatt vom IS. JuniWie' steht es um den Fall Lesiing" trotz der ihm von mir persönlich gemachten Aus- klärung über die Rechtslage verfaßt und durch Verbrettung dieses Flugblattes Ruhe und Ordnung an der Hochschule gestört. Das Flug- blatt eröttert die Behandlung der Angelegenhett Lesiing durch das vorgesetzte Ministerium in ungebührlicher Form und ist auch seinem sonstigen Inhall nach geeignet, die Hochschuldisziplin und damit das Ansehen der Hochschule schwer zu schädigen. Ferner soll Pöhlmann in einer in der Hochschule an die Studierenden gehaltenen Ansprache geäußert haben, er habe gewünscht, daß Prof. Lesiing in der Hoch- schule Prügel bekommen hätte. 3. Ich erwarte, daß jede weitere Störung der Vorlesungstätig- feit des Professors Dr. Lesiing unterbleibt. Sollte die Gewähr hier- für und für die Aufrechlerhalkung von Ruhe und Ordnung bom Rekkor nicht übernommen werden können, so würde ich mich ge­zwungen sehen, die Hochschule bis auf weiteres zu schließen." Die Frage, ab es dem Rektor gelingen wird, in der Hochschule für Ruhe und Ordnung zu sorgen, wird schon am Montag ent- schieden werden können, weil an diesem Tag« Prof. Lesiing zu lesen beabsichtigt.

UmftänüÜche Richter. Wenn es sich um Miuisterbeleidiguug handelt... Bochum , 27. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Im Mal 1923 wurde nach Beendigung der kommunistischen Unruhen in einem Kornfelde bei Grumme die Leiche eines jungen Mannes gefunden, die ein völkisches.Abzeichen(Hakenkreuz) trug. Es entstand das Gerücht, daß dieser Mann, ein Angehöriger einer nationalistischen Organisation, bei den Kämpfen im Stadtparkoiertel von Kom- munisten niedergeknallt worden ist. Der Kopf der Leiche war durch einen Gehirnschuß und durch Schläge mit einem dumpfen Gegen- stand bi» zur Undeutlichkeit verstümmelt. Der beim hiesigen Amts- gericht beschäftigte Iustizobersekretär Voß äußett« sich in einem Friseurgeschäft, es handele sich um einen politischen Mord, den Mini st er Sev«ring mit seinen Genos-

blieb. Die Zimmerwittin bekreuzte sich und verkündete ihm durch die verriegelte Türe eine neue Mietpreissteigerung. Sofott riß Nepomuk feine Schreibtischschublade auf und schrieb in Rundschrift aus ein« unfrankiert« Posttartc eine Proklamation, die er am Fenster- brett neben dem Wetterhäuschen befestigte.Zur Auftlärungl" In den gegenüberliegenden Häusern wurden zwei Regimenter Pioniere untergebracht. Vom Fenster einer Hebamme aus schlugen sie eine Hängebrücke zu Nepomuks Zimmer hinüber. Schon dämmerte der Morgen, Bäckerlehrlinge liesen mit warmem Kasieebrot durch die Straßen. Zeitungsfrauen verkauften Extrablätter. Auf den Hügeln, die um die Stadt lagen, wurden Geschütze auf- gefahren. Vom Rathausturm aus sollt« mtt einer roten Fahne dos Zeichen zur Beschießung von Nepomuks Behausung gegeben werden. Der stand jetzt auf dein Fensterbrett und gab in den Lärm hinein ein Zeichen, daß er sprechen und aufklären wollte. Alle aber riefen: Hört nicht auf ihn, er will uns täuschen, er redet irr«, er will uns hintergehen!" Unterdessen war die Brücke noch bis an Nepomuks Fenster ge- schlagen worden. Als der letzte Balken gelegt war, rannte vom Ende der Straße her ein grüner Gendarm von einem Außenbezirk. Unter seinem Ann trug er zusannnengerollt ein Bündel Kleider. Er erstattete dem Platzkommandanten Meldung von seinem Vor- haben, die gestern an einem Freibadeplatz vorgefundene Hose, Jacke und Weste an die durch«inen in der Brusttasche vorgefundenen Pfandhaus, zettel ersichtliche Adresse zurückzubringen. Hierauf zer» platzte der Platztommandant, der grün« Gendarm lief über die eben geschlagene Hängebrücke direkt in Nepomuks möbliertes Zimmer und übergab ihm, militärisch grüßend, Hose, Rock und West«. Nepomuk kleidete sich sofott an und stellte sich aufklärend ans Fenster. Die hunderttousendköpsige Menge bereitete ihm brausende Ovationen. Eine amerikanisch? Milliardärstochter heiratete ihn vom Platz weg. Ein stiller Beobachter schrieb darüber dies Feuilleton.

Die kommende Funkwoche. Alles zu hören, was der Berliner Sender bietet, ist weder möglich noch notwendig. Das Wichtigsie soll man sich dennoch nicht entgehen lassen. Dazu gehött zunächst einmal am Montag nachmittag ein Dortrag des Stuttgarter Theater- leiters Dr. Wolfgang H o f s m a n n- H a r n i sch überD a s g e- s p r o ch e n e Wort", gutgewählte Beispiete von Homer bisc Kasack illustrieren. Eigenes wird Hermann Kasack am Donnerstag abend selSer lesen, und andere Lyrik bedeutender sunger Dichter spricht bei dieser Veranstaltung Gerda Müller vom Staatstheatcr. Am Sonnabend sollDie Landpartie" von Adolf G l a ß- b r e n n e r aufgeführt werden: gute Sprecher Berliner Dialekts vor- ausgesetzt, kann die Begegnung mtt dem allen Humoristen und Gesellschaftskritiker sehr lustig werden.Abteilung Oper" meldet für MittwochF ra Diaoolo" von Auber; Szell dirigiert.

veusichlaad zur iaterecklovalev Union sfi: Cl'kone nickt zugelasien. Die.ftranksurtcr Zeitung* meldet au» Wien : Noch ZPieldungen au« Bukarest bat die dort tagende internationale Chcniikerkonferen, beschlossen. Deutichland zur wternatianalen Union iür Chemie nickt«imilalstn, solange es nicht in den Völkerbund ewzetretea ist.