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Bezirksparteitag in Thüringen  .

Für Amnestie.  - Gegen Agrarzölle. Jena  , 29. Juni.  ( Eigener Drahtbericht.) Der Begirts parteitag der Sozialdemokratischen Partei Groß- Thüringens nahm am Sonntag folgende Entschließung an: Der Bezirksparteitag Thüringens   gibt seiner Entrüftung dar über Ausdruck, daß die versprochenen Amnestie gefeße dem Reichstag   immer noch nicht zugegangen sind und fordert von der thüringischen Regierung, daß fie ihre Vertreter im Reichsrat an­weist, der Frage eingehende Beachtung zu schenken, besonders aber auf eine schleunige Schaffung einer umfassenden Amnestie zu drän­gen. Soweit den Ländern bei der kommenden Amnestie besondere Maßnahmen vorbehalten werden, verlangt der Parteitag, daß die Thüringer   Regierung besonders die Vergehen aus wirtschaft. licher Not bei Streits usw. berücksichtigt und die politischen Bergehen nicht einseitig beurteilt werden.

Weiter nahm der Bezirksparteitag folgenden Antrag an: Der Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  wolle beschließen: Der Reichswehretat iſt abzulehnen, außerdem nahm der Bezirksparteitag nach einem Referat des Genoffen Hilfer. ding Stellung zu den 3ollfragen und erhob einmütig Protest gegen die Einführung der das Elend der breiten Massen noch mehr perelendenden Agrarzölle gegen die die wirtschaftliche Entwid lung zum Freihandel hemmenden sowie die internationale Ver­standigung der Arbeit erschwerenden Industriezölle. Der Parteitag erwartet, daß die Reichstagsfraktion mit allen parlamentarischen Mitteln den Kampf führt und ruft die Massen auf, diesen Kampf mit allen geeigneten Mitteln zu unterstützen.

Der Kindermann- Skandal. Warum schweigt die Reichsregierung? Seit nahezu dreiviertel Jahren werden in Mostau zwei junge harmlose Deutsche nebst einem zweifelhaften Deutschbalten feftge­halten unter Beschuldigungen, die, jedenfalls was die beiden Deutschen  anbetrifft, auf den ersten Blid als geradezu irrfinnig erscheinen müssen. In der ersten Zeit wußte man nicht recht, was die Sowjet­leute damit bezmeden. Als jedoch der Leipziger Tjeta prozeß einsetzte und die führende Rolle, die Stoblewsti unter dem Schutze der russischen   Botschaft und der Handelsvertretung bei den Attentats- und Putschplänen gespiel hatte, da wurde es sofort allen flar: die Moskauer Tscheka hatte sich im voraus Austausch objekte sichern wollen und zu diesem Zwecke die beiden Deutschen  verhaftet. Jetzt wird gegen sie ein Prozeß geführt, der nichts anderes ist als eine tragische Bosse. Die Anklageschrift ist ein mäßiger Leitartikel der Roten Fahne" und eine Aneinanderreihung oller Kamellen. Sie gipfelt in der Behauptung, daß die Angeklagten Mitglieder der DC. waren, die im Auftrage teils der deutschen  Regierung stehen, teils ihrer Organisation Spionage treiben und Zttentate ausführen wollten. Dabei ist der angebliche Erhardtmann Rindermann ein Jude mit fommunistischen Eympathien! Allein tiese Tatsache würde genügen, um die ganze Berrüdtheit der Tfchefaanflage, zu beweifen. Mit beispiellofem 3ynismus versucht aber die Mostauer Regierung diesen Prozeß auf Grund einer solchen Anklageschrift" durchzuführen. Sie kann diese Scham­figteit nur wagen, weil die Reichsregierung zu fetge ist, 1m dazwischen zu fahren. Sie hat ihre Landsleute seit ihrer Ber­Haftung schmählich im Stich gelassen und noch jezt begnügt sie sich damit, diejenigen Behauptungen der Anklage zu dementieren, die sich auf die angebliche Beteiligung deutscher Regierungsstellen an Den Spionage und Attentatsplänen" der Angeklagten beziehen. Warum verhält sich die Reichsregierung diesem Standal gegenüber so passiv?

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Aus demselben Grunde, aus dem sie vor Jahresfrift aus purer Liebedienerei gegenüber Sowjetrußland dem Verlangen nach Absehung des Regierungsdirektors Weiß Don der Abteilung Ia Rechnung trug, obwohl die russische   Botschaft allen Anlaß gehabt hätte, hinsichtlich des Treibens in ihrer Handelsver. tretung still zu sein.

hätte

Aus demselben Grunde, aus dem sie nicht die geringsten praktischen Schlußfolgerungen aus den Feststellungen des Leipziger Tschelaprozesses gezogen hat; eine sich selbst achtende Regierung auf Grund der Enthüllungen über die Rolle bes Gtoblemsti, der von seinem Schlafzimmer in der russischen Botschaft aus Mord- und Putschpläne dirigierte, die fofortige Ab. berufung des Botschafters gefordert. Aber das Auswärtige Amt hat nicht nur nichts dergleichen getan, sondern sogar versucht, die deutsche Deffentlichkeit zu beruhigen.

Dieser Grund ist sogar ein Grundsatz: Die östliche Rich­tung" im Auswärtigen Amt   will um jeden Preis eine deutsch   russische Berstimmung vermeiden, auch um den Preis deutscher   Interessen und deutscher   Menschenleben: das galt in der Sache Weiß, das galt in der Affäre Stoblewsti, das gilt in dem Handel Kindermann- ja das gilt sogar in der Frage des Sicherheitspatts und des Eintritts in den Völkerbund!

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London   gegen Moskau  .

Ausweisung der Sowjetmission? London  , 29. Juni.  ( BTB.) Der Staatssekretär für Indien  , Lord Birkenhead  , sagte in einer Rede in Loughborough  , als er über die furchtbare Seuche des Bolschewismus" Sprach, vor einigen Tagen habe Chamberlain im Unterhaus die wichtige Erklärung abgegeben, daß die Unruhen in China   durch Agenten eines anderen Landes genährt würden. Eine solche Aeußerung aus dem Munde des Staatssekretärs fönne nicht außer Acht gelassen werden. Zweifellos werde eine Zeit tommen, wo sich die Engländer zu fragen hätten, ob sie wirklich hilflos einem Lande gegenüberstünden, das eine diplomatische Vertretung in Lon don besize, und das dessen ungeachtet nach dem Geständnis seiner eigenen Führer in der ganzen Welt durch eine unermüdliche geheime Tätigkeit das Ziel der Zerstörung des britischen   Reiches verfolge. Diese Aeußerung Birkenheads ist besonders bemerkens. wert, da hier zum erstenmal ein Rabinettsmitglied ähnliche Gedankengänge ausspricht, wie sie feit einigen Tagen von der Times" und dem" Daily Telegraph  " hinsichtlich der Londoner  diplomatischen Bertretung Sowjetrußlands vorgebracht werden.

Im Observer" schreibt Garvin in einem Auffah über die Unruhen in China  , die Extremisten in Mostau seien der Ueber zeugung, daß Großbritannien   und das britische   Reich die Haupt hindernisse für eine Weltrevolution seien, und daher würde von Mostay aus alles geschehen, was möglich sei, um die britische  Stellung in Afien zu untergraben. Klügere Männer in Moskau  , wie 3. B. Kraffin, wüßten genau, daß eine derartige Außenpolitik ver­fehlt sei, aber es herrsche eben der Geist Sinowjews, und er werde vielleicht in nicht zu ferner Zeit eine sehr unerfreuliche Entscheidung herbeiführen.

Chinesisches Konferenzersuchen an Amerika  . Condon, 29. April.  ( Eigener Drahtbericht.) Der chinesische Besandte in Washington   hat dem Staatsdepartement eine Note über reicht, in welcher die amerikanische   Regierung ersucht wird, eine Konferenz in Washington   zu vermitteln, welche die Differenzen zwischen China   und den Mächten regeln foll

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Spreefahrt...

diese Weise eine Unterstützung zu erhalten hofften, wurden um ihr Letztes gebracht. Als die erste Nummer der Zeitschrift erschienen Die besteigst mit einem Freunde bei herrlichstem Sonnenwetter. war, wandte sich der Angeklagte an führende Persönlichkeiten der ein schlankes Paddelboot. Zu beiden Ufern Wiesen- und Waldes. ein schlankes Paddelboot. Zu beiden Ufern Wiesen- und Waldes. Demokratischen Partei und erreichte auch, daß ihm Darlehen grün, bie weite glitzernde Wasserfäche, auf der die Sonne ihre gegeben wurden. Als Seelig aber Geld in den Händen hatte, wunderlichen Silberfringel malt, belebt von Booten, so weit das schaffte sich ein Lurusgefpanu: an und lebte auf großem Fuße, so fümmerte er sich um das Zeitungsunternehmen nicht mehr. Er Auge reicht. Es ist etwas Wunderbares um dieses Ringen mit dem Stüd qued silbriger Natur, das sich, ein immer flutender, immer daß die Zeitungsgründung bald zusammenbrach. Der Schaden wird auf etwa 11 000 m. beziffert. Da der Angeklagte auch Wechsel lebendiger Reifen, vom Osten nach Westen ins Meer schlängelt. und Quittungen unter falschem Namen ausgefüllt hatte, so wurde Jene Segel, die sich wie weiße, seltsam starre Raubvögel leicht er nicht nur wegen Betruges, sondern auch wegen schwerer Ur­über Badbord legen, muten an wie ein Menschenleben. Drückende fundenfälschung verurteilt. Die Strafe lautete auf 1 Jahr Ge. Enge und doch unermeßliche Weite zugleich. Ewiger Rampf, ge Enge und doch unermeßliche Weite zugleich. Ewiger Kampf, gefängnis und 4 Wochen Haft. Letztere war durch die Unter­büdt im wechselnden Streit mit dem Widersacher, aber zugleich auch fuchungshaft verbüßt. eine Hoffnung im geträufelten Gleichmaß des ewigen Lebens.

Wie ein von innerer Luft geschüttelter Fisch durchschneidet das Boot die Wellen, immer lavierend, im Streit mit den Wellen, die die Schrauben der Motordampfer gischtig- weiß aufmühlen... Gleich fleinen, buntsprentligen Miniaturen sind die zahlreichen Gasthäuser in den grünen Rahmen des Frühsommers eingefügt. Dort sizen wie in der altrömischen Arena die würdigen Inhaber vor reservierten Blägen, um in unverfälschtem Dialekt ihr sachkundiges Urteil über die Qualitäten der einzelnen Wasserstarter zu fällen. Die mühen sich, dekolletiert wie nur irgend möglich, manche nur mit einer schlichten Badehose umgürtet, aber trotzdem in der Uebergüte der Sonne schweißdurchtränkt die Anstrengung macht jedoch keine Qual. Die da an Land fühlen sich wohl sicherer und sie fönnen ihre Gliedmaßen weit unbeherrschter operieren lassen, wie wir auf dem schwankenden, eng umgrenzten Brett.

Gegen Nachmittag beleben die Gelegenheitsamateure mit ihren gemieteten Ballonfähnen" die Szenerie. Nicht gerade sehr vorteil. haft. Das Steuern vor allem ist nicht ihre stärkste Seite. Meist figt eine liebeerrötende Jungfrau am Steuer. Sie singt Sehnsuchts. lieder an den Mond oder schlägt lyrisch die Klampfe; dabei rammt fie dich mit tödlicher Sicherheit, wenn du nicht höllisch auf dem Baden" bist. Hinten, nicht weit vom Eingang des Teltower   Kanals hat man einen fleinen Badestrand mit Burgenfand und Familien hütten improvifiert.

Ganz fern im Westen taucht hinter den Schloten der Oberschöne weider Industrie der fieberhaft rote Sonnenball unter und plöglich ist die Atmosphäre irgendwie von Traurigkeit erfüllt. Die plätschernden Bellen ersterben in schwärzeren iTnten- fie werben ungesellig drängen zur Heimkehr.

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Jschele und Mannele.

Das Ende einer Berliner   Verbrecherbande.

Ein Einbruch Unter den Linden   führte zur Aufklärung des Treibens einer fiebentöpfigen Bande, die jetzt bis auf zwei Mann hinter Schloß- und Riegel gebracht wurde. In das Silberwaren geschäft der Bitwe Bosen, Unter den Linden, waren ein Karl Mit fid und ein Wiese von dem nebenan liegenden Blumenladen burch die Wand eingedrungen. Sie hatten ganze Säde voll Silberzeug gepact, sich aber bei der mühsamen Arbeit so ver­spätet, daß sie den größten Teil im Stich lassen mußten. Aufgepaßt hatte draußen ein gewisser Fichte, der ganze Zeit über mit harmloser Miene auf einer Bant saß, weil er ein frankes Bein hat. Die beiden Einbrecher und der Aufpasser wurden ermittelt und fest, sie zu einer Bande gehörten, die plan- und gewerbsmäßig den genommen, und nun ergaben die weiteren Nachforschungen, daß Einbruch in Konfektions- und Trifotagengeschäfte betrieb, fich aber nie mit Kleinigkeiten abgab. Die anderen Mitglieder waren ein gewisser Willy Malchin, ein Peters, ein Mann aus Lodz  , der nur unter dem Namen Mannele oder der Einbrecherkönig Don Lodz bekannt ist und endlich ein ebenfalls noch unbekannter oder mit dem Spignamen 3fchele, der die Hehlergeschäfte be. forgte. Malchin   besorgte immer ein Fuhrwerf. Um die Beute vorläufig verstecken zu fönnen, hatte sich die Bande in der Grena­dierstraße eigens eine Remise gemietet. Hier hatte sie eines Nachts einen großen Posten Trifotagenwaren aus einem Einbruch in der Stralauer Straße untergebracht. Mitsid und Peters standen bis 10 Uhr vormittags bei der wertvollen Beute Wache. Dann gingen fie ermüdet nach Hause schlafen. Als sie nach einigen Stunden wiederfamen, war ein großer Teil der Waren verschwunden. Der ging die Freundschaft in die Brüche. Die beiden Barteien arbeite­Fehler Ischele hatte sich heimlich versorgt. Ueber diesen Streich Mitsid und Peters in der Tauentienstraße ein großes Geschäft" ten jetzt eine Zeitlang getrennt für eigene Rechnung. Als aber in Aussicht hatten, das sie allein nicht bewältigen konnten, vereinig ten sie sich wieder mit der anderen Kolonne. Ein Teil des Silber­zeuges aus dem Laden Unter den Linden   war früher bereits in der Behausung des Mitsid gefunden worden. Anderes entbedte man jezt noch in dem Stall eines Betriebes, aus dem Malchin   das Fuhr mert zu besorgen pflegte. Die Mitglieder der Bande wurden jetzt bis auf die beiden Lodzer feffgenommen. Diese beiden sind aus Berlin   spurlos verschwunden. Außer den 12 großen Einbrüchen, die sie einräumen, haben die Verhafteten wahrscheinlich noch viel mehr auf dem Kerbholz. Mitteilungen zur weiteren Aufklärung nimmt die Dienststelle B. I. 3, Kriminalfommissar Trettin, im Zimmer 103 des Polizeipräsidiums entgegen.

Fahrkarten für Sommersonderzüge.

Ueber den Bertauf der Fahrkarten zu den Sommersonderzügen Grund amtlicher Unterlagen mitgeteilt, daß die Sonderzüge nach wird von der Reichszentrale für Deutsche   Verfehrswerbung auf München   bis auf den 7. Juli, für den noch Fahrkarten abge= geben werden tönnen, ausverkauft sind. Ebenso find die Fahr farten für den Sonderzug nach Basel   am 3. Juli und nach Stuttgart   am 4. Juli vergriffen. Für die übrigen Züge nach Stuttgart   und Basel   im Juli find noch Karten verfügbar. Die Sonderzüge nach Ostpreußen   und von Charlotten burg nach der Oft fee sind ausverkauft. Für die Sonderzüge Dom Stettiner Bahnhof nach der Ostsee   find nur noch Karten zu den Zügen am 8. Juli und 15. August nach Swine. burg abschlägig befchieden sind, wollen bei der Fahrkartenausgabe münde verfügbar. Reisende, die vom Bahnhof Charlotten­Stettiner Bahnhof nachfragen. Zu den Sonderzügen nach dem harz fönnen noch Fahrkarten abgegeben werden, dagegen nicht zu dem Sonderzuge nach Köln   am 4. Juli. Den Reisenden nach dem Rheinlande wird empfohlen, die Sonderzüge zu benutzen, die aus Anlaß der Jahrtausendfeier zu den gleichen Bedingungen wie farten werden ausgegeben nach Essen, Mülheim  , Duisburg  , Düssel­die Feriensonderzüge am 10., 17. und 24. Juli verkehren. Fahr noch Fahrkarten für die Sonderzüge am 3. Juli und 15. August Nach dem Riefengebirge fönnen abgegeben werden. Nach Thüringen   sind für die Sonderzüge nach Rudolstadt   am 3. Juli und nach Eisenach   am 11. Juli noch Rarten verfügbar.

dorf, Köln   und Aachen  .

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Auch ein Zeitungsgründer.

Die Berliner   Amerika  - Anleihe.

Bom Nachrichtenamt des Magistrats wird mitgeteilt: Die Stadt Berlin   hat durch Vermittlung der Deutschen Bant in Berlin   und der Firma Lazard Speyer- Ellisen in Frankfurt   a. M. mit einem amerikanischen   Konsortium unter Führung der Firma Speyer   u. Co. in New York  , bem außerdem noch angehören: Blair u. Co., Inc. Equitable Trust Company in New York  , Chase Securitis Corporation, sämtlich in New Yort eine 6% prozentige 25jährige amortisable Auslandsanleihe im Befrage von 15 Millionen Dollar abgefchloffen. Berstärkte Tilgung durch Auslosung der Gesamtkündi­gung zu pari ist ab 1. April 1930 zugelassen. Der Erlös der Anleihe dient der Erweiterung des Untergrundbahnsystems und zum Ausbau und zur Verbesserung der elet trischen Licht- und Kraftwerte.

Wo bleibt die Baupolizei?

Das große Schadenfeuer in der Lindenmarkthalle läßt die Frage entstehen, wo die Baupolizei bleibt. Bei der Bewältigung dieses stieß die Feuerwehr auf erhebliche Schwierigkeiten, da die Ber  Brandes, der in mehr als einer Hinsicht besonders gefährlich war, tarsten baupolizeilichen Vorschriften fehlten. Die Baupolizei hätte bindungswände im Kellergewölbe der Halle entgegen den elemen­durch erafte Kontrolie diesen Uebelstand feststellen und für seine Abhilfe Sorge tragen müssen. Noch einige andere Fälle als Be weis dafür, daß die Baupolizei, wenigstens den Großbetrieben gegenüber, eine Langmut an den Tag legt, gegen die nicht ent fchieben genug Brotest erhoben werden fann.

Der große Brand in den Sarotti- Werfen fonnte seinerzeit nur darum eine so große Ausdehnung nehmen, well die baupolizeilichen Vorschriften in gröblichster Weise außer acht gelassen waren. Als vor etwa 6 Wochen bei der AEG., Aderstraße, ein schweres Großfeuer ausbrach, konnten die Löschzüge der Feuerwehr sich nur unter größter Mühe den Weg für ihre Rettungsarbeiten freimachen, da die Höfe mit Kisten, Wagen und Geräten fast barrikadenmäßig verstopft waren. Bei dem Brand in einem Industriegebäude in der Köpentder Straße konnte die Feuerwehr nicht an die Brandstelle herankommen, da die Enge der Höfe das Passieren der Wagen unmöglich machte. Während man aber der Industrie gegen­über mit einer Loyalität, die an Fahrlässigkeit grenzt, beide Augen zudrückt, erhebt sich ein furchtbares Wehgeschrei, wenn ein Lauben folonist und Siedler die verbrecherische Anwandlung bekommt, sein Laubenhäuschen 3 Zentimeter breiter als Vorschrift anzulegen. Hier geht man mit einer Sorgfalt vor, die den Großunternehmen gegenüber sicherlich eher am Blaze wäre. Die Fälle mehren sich, daß Laubenbefizer, irgendeiner Formalitätsbagatelle wegen, ihr Häuschen auf Anordnung der Baurolizei niederreißen mußten. Hier herrscht eine barbarische Strenge, während der Industrie gegenüber die sonst so berüchtigte baupolizeiliche Aktivität völlig versagt. So wird ein jüngster, sehr bezeichnender Fall aus Briz berichtet:

Ein fleiner Siedler hatte an Stelle seiner alten Laube eine etwas größere gebaut, ohne dies rechtzeitig der Baupolizei zu melden. Man drohte mit Niederreißung der Laube und nur nach undentlichen Mühen gelang es dem Bedrohten, das Unheil von Monaten ihrer Vollendung. Sie dürfen, geringfügiger Formalitäten feiner Laube abzuwenden. Sechs Doppelhäuser in Briz harren seit wegen, nicht vollendet werden. Auch ein Mittel, um die Wohnungs not zu beheben!

Ferien- Studienreisen im In- und Ausland. Im Monat Juli find vom Reichsausschuß für sozialistische Bildungs. arbeit die folgenden Ferien- Studienreifen vorgesehen: 26. Juli bis 4. August 1925 nach der Schweiz  ( Zürich  , Luzern  , Bier­Bom 19. bis 25. Juli 1925 Hamburg  - Helgoland  - Bremen  , vom erienturse finden statt: Bom 27. Juli bis 1 August 1925 in waldstätter See, Interlaken  , Bern  , Berner Bergland, Basel  ). Freiburg   im Breisgau( im Badischen   Schwarzwald  ), Josef Luit­ pold Stern   über: Arbeiterbildung und Arbeiterbewegung. Dieser Kursus ist besonders für die in der praktischen Bildungsarbeit stehenden Genossen von großer Bedeutung. Vom 2. bis 8. Auguft 1925 im Landesjugendheim Cismar a. d.   Ostsee  ( Holstein), Staats­fanzler q. D. Dr. Renner über: Staat und Sozialismus. An meldungen zu diesen Veranstaltungen müssen umgehend erfolgen beim Bildungsausschuß für sozialistische Bildungsarbeit, Berlin  S. 68, Lindenstr. 3. Dort wird auch ein ausführliches Ferien programm über die gesamten Ferienveranstaltungen in diesem Sommer fostenlos abgegeben.

Betriebseröffnung der Fleischgroßmarkthalle Landsberger Straße. In allernächster Zeit wird die neue Fleischmartthalle in der Landsberger Straße in Betrieb genommen werden. Bekanntlich war die Halle schon einmal provisorisch in Benutzung, hatte sich jedoch mit ihren 6000 Quadratmetern Fläche als viel zu flein erwiesen. So war eine Ergänzung notwendig, die jetzt fertiggestellt ist und einen Flächenumfang von 4100 Quadratmetern aufweist. Anschließend wird noch ein eigenes Kühl- und Gefrierhaus errichtet, das 5000 Quadratmeter Fläche faßt. Hier befinden sich auch umfassend angelegte Pöfelräume. Die Gesamtkosten für die Neuanlagen be­tragen insgesamt 6 Millionen Mart. Interessant ist noch, daß der Sonderneubau für Auslandsfleisch auch eine 3oliniederlage enthält. Weitere Bergrößerungen find geplant. Hierfür ist Gelände in nächster Nähe der Neubauten vorgesehen.

Von Kommunisten überfallen. Am Sonnabend wurde in Berlin  Messerstich über dem rechten Auge schwer verlegt. Die Urheber der sozialdemokratische Barteifunktionär Genosse Heidler von Kommunisten überfallen, gewürgt und durch einen dieses Attentats waren im Begriff, an einer geheimen tom. munistischen Versammlung teilzunehmen, als fie Heidler entdeckten und sich turz entschlossen, ihm seiner Gesinnung wegen einen Dentzettel" zu verabreichen. Die Täter sind festgestellt.

Die Stadtverordnetenversammlung soll in dieser Woche drei Sigungen haben, am Dienstag um 6 Uhr, am Donnerstag Der Haushaltplan muß durchberaten und festgesetzt werden um 6 Uhr und nötigenfalls auch noch am Freitag um 5 Uhr. und auch andere feinen Aufschub gestattende Vorlagen müssen noch vor den Sommerferien erledigt ſein.

Groß- Berliner Parteinachrichten.

17. Areis Sichtenberg. Die erste Sigung des neugewählten Kreisvorstandes finbet Mittwoch, den 1. Juli, abends 7 Uhr, in der Bibliothek Weichfel ftraße 28 ftatt. Sämtliche Mitglieber haben zu erscheinen. 37. Abt. Die Bezirksführer holen heute nadmittag 5 Uhr die Sandzettel vom Abteilungsleiter ab.

47. Abt. Beute abenb 6 Uhr Treffpunkt der Genossen bei Giedentopf, Mus­Bauer Str. 85, zur Sandsettelverbreitung.

handelte, hatte während des Wahlfeldzuges gewittert, daß auf dem Der Kaufmann Siegfried Seelig, der zuletzt mit Schuhcreme Gebiet des 3eitungswesens vielleicht auch ein Ge­schäft zu machen" sei. Er hatte zwar in jüngeren Jahren fich schon im Zeitungswesen betätigt, war dann aber aus dieser und Unterschlagung verurteilt worden war. Jezt wollte er sich Branche herausgekommen, nachdem er wiederholt wegen Betruges wieder einmal als Zeitungsmann betätigen und gründete flugs eine demokratische" Zeitschrift, Der Osten". Die ersten Mittel zur Gründung der Zeitschrift beschaffte sich Dr." Seelig, wie er sich Junglozialisten, Gruppe Reinickendorf  . Achtung! Heute, Montas, 6 Uhr, nannte, durch Rautionsschwindeleien. Berschiedene Leute, die auf

85. bt. Tempelhof  . Die am Sonntag angekündigte Funktionärinnenfißung findet erft out Montag, den 6. Juli, statt.

96. Abt. Reukölln. Seute 7% Uhr bei Brandt, Thüringer Str. 38, Funk tionärsigung. Sämtliche Partei- und Gewerkschaftsfunktionäre sind ein. geladen.

Rathaus Wittenau, wichtige Gihung bes Detsoussouffes file Jugendpflege. Anteilnahme aller Genoffen erwünft.