vlenstag 30. Juni 1925
Unterhaltung unö �Alssen
veilage des vorwärts
Schanghai . Sonderberichi für den.Vorwärts" von Richard Huelfenbeck. Schanghai , im Frühjahr. Es ist wie an der Elbe . Die Ufer sind voll von Fabriken mit rauchenden Schornsteinen. Die gedrungenen Silhouetten mätchiger Kröne stehen gegen den Himmel. Auf hohen Docks ruhen die schwerfälligen Leiber der Schiffe, und ein Heer von Arbeitern klopf:, renn: und schreit. Man hört den dröhnenden Baß der Schisfsdampfpfeifen, die Möven stoßen kuize, helle Schreie aus. Die phantastischen Buchstaben der chinesischen Inschristen bringen einem zum Bewußtsein, wo man sich befindet. Ueberoll web: die vielfarbige Flagge der chinesischen Republik . Einzelne Dschunken bewegen sich schwerfällig auf dem Strom. Auf dem hohen, himmelblau bemalten Hinterdeck arbeiten die Kulis mit einem gleich- mäßigen, seltsam quäkenden Gesang. Ein Sampau, ein chinesisches Boot, bringt uns an Land. Wir stehen auf dem Broadway von Schanghai . Die elektrischen Bahnen sind hier nicht anders als in New Dork. Die mächtigen Autobusse sausen mit beängstigender Fahrt durch die Straßen. Es ist seltsam zu sehen, wie die Chinesen in diesen modernen Gefährten sitzen. Sie machen ein gleichgültiges Gesicht, so, als ob diese modernsten Erfindungen der Technik für sie eine Selbstver- ständlichkeit wären. Dabei haben sie die uralte malerische Tracht ihrer Väter noch nicht abgelegt, und es ist gar nicht selten, daß man noch diesen oder jenen mit einem Zopf überrascht. Wir kommen an eine Brücke, die von fern an die Brücke über den Hudson erinnert. Hier herrscht ein Verkehr, wie an dem berühmten.Busie-t corncr ol the world" der fünften Avenue. Eine unübersehbare Schar von Rickschas drängt sich zwischen die modernen Verkehrsmittel. Hier gibt es indische Schutzleute, ungeheuere braune Kerle, die mit einem Stabe Wagen und Menschen dirigieren. Sie haben einen weißen Turban und ein vollkommen unerschütterliches Gemüt. Aufregung und Lärm sind hier unbekannte Dinge, jeder fügt sich dem Heben und Senken des schutzmönnischen Stabes mit selbst- verständlicher Nachgiebigkeit. Ganz selten einmal, wenn irgendein Rikschakuli sich mit seinem Kärrlein zu weit vorgetraut hat, wenn ein halb ernster, halb melancholischer Seitenblick nichts mehr hilft, schreitet der Inder langsamen Schrittes auf den Uebeltäter zu und zieht ihn crmahnend am Ohr. In der Nangking Rood steigert sich das Leben zu einer wimmeln- den orientalischen Buntheit. Neben den Rikschas lenken haargebobte Amerikanerinnen ihren Ford -Car . Sie schauen mit unendlicher Ueberlegenheit auf die niedere Menge herab. Manchmal sitzt im Fond das ausgemergelte, etwas müde Gesicht des monneymakenden Gatten. Sie fahren zur Masonic-Hall, wo die Ehemänner zur Hebung ihrer sittlichen Vollkommenheit Bibelvorlesungcn erhalten. Das ist Amerikanismus, die Weltanschauung des Eiswassers und der Christian Science . Mitten in der Stadt liegt ein Rennplatz, auf dem man am lichten Tag, wen Orient und Okzident zum wildesten Busineß ver- eint sind, die Gäule im Training galoppieren sehen kann. Irgendein leicht spleeniger Engländer, als ursprünglicher Besitzer dieses Ver- gnügen», hat testamentarisch die Erbschaft an ihre Ünverkäuflichkeit gebunden. Ringsherum wachsen nun die Wostenkratzer aus der Erde, die Reihen der Autos schlängeln sich bis ins unabsehbare, und ein Schritt weiter macht das längst ausrangierte Roß, das sonst zu nichts mehr nutz ist, seine hoch bcwetteten Sprünge. Das ist einer der Gegensätze, die für Schanghai charakteristisch sind. In der Nangking Road ist ein ewiges, festliches Fahnenwehen. Auf riesigen roten Tuchlappen flattern die chinesischen Inschristen, deren Buchstaben wie kolossale Tausendfüßler aussehen. Hinter den Ladentischen, auf die die bunten Waren des ganzen Ostens gehäuft sind, stehen die Chinesen, geborene Kaufleute, mit klugen, wartenden Gesichtern. In den„Footing Shops", den Restaurants, stochern sie plappernd mit ihren Stäbchen im heißen Reiß. In den Seiden-Stores rollen sie eilfertig den Cr6pe de Chine vor den unerbittlichen Augen der amerikanischen Ladys. In den Kram- und Kunstläden lassen sie vorsichtig prüfend die kleinen Bronzestatuetten der Dickbauchbuddhas durch ihre Hände gleiten. Und immer ist es, als hätten sie bei ollem was sie täten, ein Lächeln im Hintergrund. So, als wollten sie jagen:»Warte nur, balde kommen wir auch." Schanghai ist eine Mischung aus New Hork und alter chine- fischer Kultur. Also eine sehr merkwürdige Mischung. Ein Mixtum van fortgeschrittenster Technik und jahrtauscndalter Kindlichkeit. Ein Zentaur aus Auto, Schnellbahn und Pagode. Die Chinesinnen gehen in großen weiten Hosen. Darüber tragen sie ein einfaches weißes Jäckchen. Die zierlichen Füßchen stecken in buntgesäumten Pantoffeln. � So marschieren sie lächelnd über die modernen Großstadtboule- vards und bieten den Amerikanerinnen, bei denen äußerste Bermänn- lichung noch immer große Mode ist, ein Paroli. Neben der sausenden Fahrt der Motor Care, an den Strckßen- ecken hocken die Kulis und brauen die Speise ihrer Väter. Viel hat man uns erzählt von Vogelnestersuppe und faulem Eiersalot, aber dieser Original-Chinese-Goulosh schlägt jeden Rekord. Der Dust allein schlägt Armeen in die Flucht. Wer die Geheimnisse dieser Rattcnbeine und Hundefilets je lüftet, wird ewig schweigsam bleiben. Dabei lachen die guten Burschen übers ganze Gesicht und grunzen vor Wohlbehagen. Sie klopfen sich befriedigt auf den Bauch und stoßen aus vollem Halse aus— was hier übrigens ein Zeichen guter Erziehung ist. Ich war einmal bei einem Mandarinen in Nordchina zum Diner eingeladen. Da war das Aufstoßen nach jedem der zahllosen Gänge obligatorisch. Man hatte uns vorher auf diese Höslichkeits- Pflicht aufmerksam gemacht, und wir entledigten uns ihrer so gut wir konnten. Schanghai ist die internationalste Stadt der Welt. Früher waren die europäischen Viertel, das„settlement", von der eigentlichen Chincjenstadt streng getrennt. Die Chinese-Town�war mit einer Mauer umgeben, vor dem Eingongstor stand ein wchutzmann, und jeder Europäer, der den schützenden Bezirk des Settlements verlassen wollte, wurde vom Schutzinann gewarnt. Heute hat die strenge Scheidung aufgehört. Die Massen der Eingeborenen überfluten die Kolonien. Sie lind im Begriff, sich das Recht, das sie auf ihr eigenes Land haben, zu nehmen. � Aber das sind schwerwiegende Fragen, über die wir an anderer Stelle iprechen wollen. Der Krieg— dos soll hier nur gesogt sein— hat die Stellung der Europäer in China und besonders die Stellung der Engländer sehr schwierig gemacht. Die alten Sünden der Kalo- nisatoren beginnen sich zu rächen. Schanghai bei Nacht bietet ein überwältigendes Bild. Hier ist das Aeußerste an Lichtverschroendung erreicht. Hier kann man in Wahrheit va» einer„ville lunüere" sprechen. Berlin ist dagegen eine nuttlere Prooinzsladt, eine Art Magdeburg oder Halle. Alle großen Gebäude sind bis zur Spitze des obersten Daches mit Tausenden von Glühbirnen besetzt. Dazwischen drehen sich und sprühen die grünen und roten Kreise der Reklamen. Von der Höhe aus sieht man die grell erleuchteten Straßen wie zahllose phosphoreszierende Röhren durcheineinderlaufen.
In den Dachgärten sitzen die Menschen, und der Lärm ihrer Stimmen mischt sich mit dem dumpfen Geräusch aus den Straßen zu einer fernen Brandung. Ladenschluß ist hier unbekannt. Bis spät in die Nacht kann man ungehindert die zahllosen Stores und Shops betreten und wird immer überaus höfliche Verkäufer finden. Dos Warenhaus Wing-Ou ist eine Sehenswürdigkeit für sich. Es ist selbstverständlich, daß man darin alles kaufen kann, was einem nur einfallen mag. Man kann es als Kuli betreten und als smarter Amerikaner verlosten. Man kann in Festkleidung eintreten und als ausgebildeter Trauerkloß in der Trauerkleidung jeder Na- tion und jeden Zeitalters mit dem Ticket für den Friedhos in der Tasche daraus hervorgehen. Man kann hier einfach alles— natür-
Westarp.
Run hak er die schwierigen Zollvorlagen. Den Aufwertungspudding, garniert mit Titeln und Orden, Und noch dazu die Opposition im Magen: Und davon ist ihm jämmerlich schlecht geworden. Auch der Hindenburg-Rausch hat seinen Kater, Auch die schönste Seifenblase ist doch nur Schaum. Ein große» Schweigen ist um den Oandesvaler.— 0 schöner deutschnationaler Sommernachtstraum!
lich für blanke chinesische Dollar— haben. Ohne Moneten ist auch hier— und hier vielleicht mehr noch als anderswo, die Welt eine sehr bescheidene Angelegenheit. In diesem Wunder-Worenhaus ist sogar eine Abteilung„Zoo- lagischer Garten". Darin gibts zwar keine Löwen , ober Affen, Hirsche und andere zahme Bestien, soviel das Herz begehrt. Dann ist da die„New World"— die neue Welt, ein Ver- gnügungsetablistemcnt mit zahlreichen„Attraktionen und Sensa- tionen". Man kann darin die Spielleidenschast der Chinesen beobachten. Sie würden Kopf und Kragen verspielen, wenn die vorsorgende Polizei den Einsatz nicht auf— eine Schachtel Zigaretten beschränkt hätte._ Der Sonntagsausflug. Von Hans Klabautermann. Am Sonnabend nachmittag 3.45 Uhr beschlossen wir, einen größeren Sonntagsausslug zu ünternchmen. Wir legien uns am Abend bereits um'�lO Uhr ins Bett, um schon in früher Morgen- stunde wohlausgeschlasen abwandern zu können. Es war das unsere einzige Vorbereitung. Diese Feststellung ist für das Verständ- nis des historischen Rückblicks wesentlich, den wir der hier nieder- gelegten Auseinandersetzung mit den Problemen der Zeit angehängt haben. Entgegen unserer sonstigen Sonntagsgcwohnheit, gegen 1 Uhr den Morgenkaffee zu uns zu nehmen, standen wir in aller Herrgotts- frühe aui, so daß wir uns bereits um 1l.3l1 Uhr morgens auf dem Wege zum Bahnhof befanden. Nobel, wie man Sonntags zu sein hat, stiegen wir in die?. Klosse«in. Die Grenze der Aufnahme- föhigkeit eines Eisenbahnabteils müßte nach theoretischen Erwägun- gen einmal erreicht werden. Aber auch hier siegte die praktische Er- sohrung über die Theorie. Was eben noch unmöglich schien, wurde auf der nächsten Station zu froher Wirklichkeit. Einer ging immer noch hinein. Wir Härten allmählich auf, Einzelwesen zu sein und bildeten nur mißsörmige Brocken eines Menschcnklumpcns. In Wannsee , wo wir den Dampfer nach Sakrow zu chartern gedachten, ergab sich zu unserem Erstaunen, daß dieser Gedanke nicht originell war. Ein Seemann hatte zwischen die Latten der Anlegebrücke eine hoffnungslos große Menge von Menschen gelockt,
denen die Sehnsucht nach der Abgeschiedenheit verschwiegener Master- lustsahrten und stiller schisfwedelndcr Buchten unter den Hüten her- vorleuchtcte. In Anbetracht unserer in der Eisenbahn deformierten Eingeweide benutzten wir unter Aufwendung erheblicher Mehrkosten das Dampfboot, dos in den Wogen des Kleinen Wannsees kreuzl und, wie wir leider erst an Bord merkten, gar nicht nach Sakrow fährt. Hier hatte die Reederei für uns Abgeklärte gesorgt. Sic ließ immer zwei Dampfer fast gleichzeitig ab. Den einen füllte sie mit eiligen, heftig gestikulierenden Menschen bis zum Ueberlaufen: der andere fuhr einen Augenblick später ab, unzureichend bevölkert mit Intellektuellen und anderen Zuspätkommern. Die Glienicker Brücke erreichten wir ohne Seekrankheit oder sonstige Anregungen. Ein ernster Zwischenfall ereignete sich erst an der Glienicker Küste selbst. Bon hier aus führen bekanntlich zahlreiche Wege irgendwohin. Ueber diesen Punkt herrschte zwischen uns noch volle Einmütigkeit. Die Auseinandersetzung über den richtigen Weg verdichtete sich aber zu Feindseligkeiten. Wenn wir beide, meine Frau und ich, recht gehabt hätten, müßten zwei in entgegengesetzter Himmelsrichtung liegende Straßen nach Sakrow existieren. Donk dem prima Gezirpe der in der Gegend anaesiedel- ten Nachtigallen einigten wir uns bald auf einen dritten Weg, der uns von einem garantiert Einheimischen empfohlen und übrigens auch falsch war. Einträchtig pilgerten wir an den romantischen Er- findungen von Hohenzollernfürsten vorbei, an der Havel , an ver- witterten Lustschlössern und abgeblühten Roßkastanien . Plötzlich wurde aus markigen Männerbrüsten die Frage erneut aufgeworfen, wer den schönen Wald so hoch da droben ausgebaut habe. Ohne uns der Hoffnung hinzugeben, die laut Jammernden durch eindeutige Klärung der Frage beruhigen zu können, drehten wir kurz steuerbordwärts ab und erreichten dadurch eine restauranl- bestandene Bucht, die totsächlich so aussah, wie sich»Sakrow " an- hört. Später stellten wir dann einwandfrei fest, daß die Bucht nicht Sakrow, sondern Moorlake war. Um uns ein Ansehen zu verleihen, verlangte ich tönend die Spestekarte.»Das hat gar keinen Zweck," meinte der Kellner. »Ha!" erwiderte ich sprungbereit.„Indem et bloß Hoppelpoppel jibbt," sprach der Kellner.»Schön," sagte ich, schnell gesaßt,„dann bringen Sie uns zwei Hoppelpoppel," und spitzte mich auf was Besonderes. Die Hoppelpoppel entpuppten sich nachher als ganz ordi- näre Schweineschnitzel. Mein Verhalten erwies sich in Anbetracht der listig vorenthaltenen Speisekarte als taktischer Fehler. Eine schnell aufgestellte Bilanz ergab nämlich erhebliche Passiven.
Einnahmen Tagesverdienst. 7,08 M.
Debetsaldo.. 7,t7M.
Eisenbahn... Dampfer...... 2 Hoppelpoppel.... 2 Avfelkuchen mit Sahne 2 Mokka...... 10 Proz. für Bedienuna.
Ausgaben . 1,80 M. . 3.20. . 5,—. 1,60. 1,80, 0,85,
14,25 jw;
14,25 M.
Wir beschlossen demnach, für die nächsten Ausflüge die Erfah- rungen aus der verantwortungsbewußten guten alten Zeit auszu- nutzen� Damals ging es nicht so leichtsinnig zu. Da wurden derlei weittragende Ereignisse gründlicher erwogen. Wochen vorher legte meine Mutter Reiseroute und Programm zurccht, machte einen Kostenanschlag und beriet mit gereisten Verwandten und mit welt- erfahrenen Menschen aus dem Bekanntenkreise und der Nachbarschaft die Proviantierungsfroge. Das Familienleben bekam dadurch einen festen Inhalt. Die oberflächlich- Jugend erfuhr den Ernst des Da- seinszwecks. Wir Kinder verfolgten sorgfältig die Wetternachrichten und Hoffnungen und Zweifel rüttelten an unseren Seelen. Acht Tage vor dem projektierten Ausflug wurde der Kuchen gebacken, ein Geschehnis, das wir mit ehrfürchtiger Scheu betrachteten, sofern es kein Pulverkuchen war. Der gelang immer. Wohingegen Hefe- kuchen ein wagehalsiges, unsicheres Unternehmen war, dessen Erfolg niemand vorhetfehen konnte. Wenn dann die Buletten, das ewig gleichbleibende Ergebnis der Beratungen über die Berproviantic- rung, auf der Pfanne schmurgelten, wußten wir, daß die Mutter den Entschluß nicht umgeworfen hotte. Der nächste Tag mußte die Landpartie bringen' Vorausgesetzt, daß es nicht regnete. Wenn dieser Fall entgegen allen vorsichtigen Berechnungen eintrat, be- herrschte uns Wehmut und Trauer. Die Mutter aber verzweifelte. Ihre Gedanken"waren von dem plötzlich eingetretenen Ueberjluß an Buletten und ihrer praktischen Verwertborkeit ausgefüllt.
Um zwei Mark. Don Kurt Kaiser-Blüth. »Aber hören Sie, so ein Geschwafel um zwei Mark?!" »Was recht ist, muh recht bleiben, Herr Gerichtsrat, und wenn's um einen Groschen geht." Der Richter im Moabiter . Schöffengerichtssaal lächelt etwas ge- reizt und sauersüß. Der Amtsanwalt vertieft sich voll Ingrimm in die Akten. Das Lächeln scheint düstere Vorbedeutung. Ilnd die Aktenwut des Amtsanwalts ist Sturmfanfare. Um zwei deutsche Reichsmark, die man ihm per Strafmandat zudiktierte, will der Kaufmann Körnel Himmel und Hölle und den Obervizewachtmeister Wörnecke nebst feierlichem Eid in Bewegung setzen. Er protestierte, und der Fall kommt zur Verhandlung. Es ist ihm etwas passiert. Was Menschliches. Mit Alkohol fing's an, und mit dem Uebersastkommando hörte es auf. Der Malermeister Hensel ist ein ganz umgänglicher Mann, hat zwei Gesellen in Arbeit, vier Kinder und eine Frau. Aber der Körnel kann ihn nicht sehen. Und mit Alkohol im Leibe erst recht nicht. Man trifft sich, gärender Säfte voll, des Nachts beim Heim- schwanken im Hausflur. Nach kurzem, geistigem Ringen greift jeder zur Maulschelle. Wilder Lärm. Empörte Hausbewohner spucken aus allen Türeckcn hervor. Das Uebersallkommando wird �alarmiert, erscheint. Erscheint in einer solch rasenden Eile, als ob es zwei Massenmörder zu fassen gäbe. Und nun springt der un- glückselige Körnel, Sieger im ersten Match, gegen dos Schupo- nuto an. Krokeelt, daß die Straße erbebt. Beschimpft die Uniformierten, die ob eines solchen Gegners verdutzt sind. Dann besinnen sich die Ordnungshüter auf den Beleidigungs- Paragraphen. Körnel wird in einem Wirtshaus, in das er flüchtet, gestellt. Und dos ganze Vergllngen für nur zwei Mark!----- Körnel, nimm es mir nicht übel, abe.r du bist ein Rindvieh! „Sie konnten heilfroh sein, mit einer so ungewöhnlich milden Strase davonzukommen," sagt der Amtsanwalt. »Zwei Mark waren es," dies mit scharf akzentuierter Be- tonung. „Ich beantrage zwanzig Mark." Körnel blickt ganz verstört. „Dos kann unmöglich stimmen, ich weiß ja von gar nichts." Schon möglich, guter Körnel. Alkohol ist ein Lethetrank. Doch nur für dich. Nicht für die anderen. Fünfzehn Mark.— Er will sich nicht beruhigen. Ist, ganz wie bei der Ouvertüre, im Innersten empört. »Und wenn ich alle Instanzen durchlaufe!" � Solche Körnels sind eben unbelehrbar,