1800 M. nur zu einem Teil bei der Rentenberechnung be- rechnet werden, ist fallen gelassen. Der gesamte Aer» d i e n st bis 8400 M. wird bei der Rentenberechnung jetzt mit berücksichtigt. Hinterbliebene, Witwen und Waisen er- halten wie bisher eine Rente von je 20 Proz. des vollen Iahresarbeitsverdienstes, insgesamt aber nicht mehr als 80 Proz. desselben. Erwerbsunfähige Witwen erhalten 40 Proz. des Iahresarbeitsverdienstes. Angehörige der auf» steigenden Linie, die vom Verletzten ganz oder überwiegend erhallen wurden, erhalten, soweit Witwen und Waisen den chöchstbetrag nicht in Anspruch nehmen können, ebenfalls Hinterbliebenenrente. Auch hier lehnte man die weiter» gehenden Anträge der Sozialdemokraten ab. Die Forderung der Sozialdemokraten, den Witwen, deren Männer nicht an den Unfallfolgen gestorben sind, aber wenigstens 50 Proz. erwerbsbefchränkt waren, ebenfalls Witwenrente zu zahlen, wuroe abgelehnt. Schließlich erkannte man doch die Rotwen» digkeit an, diesen Witwen ein einmaliges Witwen» g e l d in Höhe von 40 Proz. des Iahresarbeitsverdienstes zu gewähren. Einem sozialdemokratischen Antrage entsprechend wurde gegen die Stimmen der Rechten beschlossen, daß Renten infolge der jetzigen Neuregelung nicht ge- kürzt werden dürfen. Alle Aendcrungen in bezug auf Be» rechnung des Lahresarbeitsverdienstes und Berechnung der Renten treffen nicht nur auf die Neuunfallrentner, sondern auch auf die Altunfallrentner zu. Das neue Gesetz bedeutet gegenüber dem bisherigen Zustande und zum teil auch gegenüber den Vorkriegsverhält- nisten eine Verbesserung. Diese Verbesserung reicht aber bei weitem nicht aus, um den berechtigten Forderungen der Unfallverletzten Rechnung zu tragen. Es ist ja auch be- zeichnend, daß die Regierungsparteien in der ersten Beratung im Ausschuh eine Reihe von Bestimmungen mit beschlossen, die eine sehr viel bessere Rentenrcgelung vorsahen. Erst durch den scharfen Widerstand der Arbeitgeber und der De- rufsgenossenschaften sahen sich die Regierungs» Parteien gezwungen, von ihren ursprünglichen Forderungen zum Teil sehr erhebliche Abstriche zu machen. Gegen ihre bessere Usberzeugung beugten sie sich dem Diktat der Arbeit» geber. Bezeichnend ist, daß im Plenum der Redner der Re» gierungsparteien erklärte, daß die jetzige schwere Zeit keine Möglichkeit biete, groß, zügige Sozialreform durchzuführen. Damit ist zu erkennen gegeben, daß die Regierungsparteien selbst dieses Gesetz nicht als eme endgültige Regelung be» trachten. Die Arbeiterschaft muß mit den Unfallrentnern zu- lammenwirken, damit eine ausreichende endgültige Unfall- gcsctzgebung zustande kommt.
Deutschnationale unü Aufwertung. Dr. Best verklagt die„Kreuz-Zeitung ". Dr. Best veröffentlicht eine Erklärung, daß er feine Anklagen aegen die Abgeordneten o. Richthofen. Dr. R.ademacher, Ober. fahren und Schuetter aufrcchterhalle. Er fei im Be- ftge von Bewcismaterial. Cr kommt zu der Erklärung: „Den absurden Vorwurf vorsätzlicher oder fahrlässiaer V e r» l e u m d u n g wies ich gebührend zurück, und die Anficht eines Belciligten, dost ein entehrender Vorgang im Reichstage nach nicht voraekommen fei, bestätig« ich für den Fall, datz der gegen Die vier Abgeordneten bestehende Verdacht sich be. slätige. In einzelnen Blättern der Regierungsparteien werden die Vorgänge, im Avfwertungzausfchug entstellt wiedergegeben und in der Nr. Z9S der«Kreuz-Zeitun g' vom 27. Juni wird uuter der Ueberschrift„Dr. Best moralisch erledigt" der Sach- verhalt in einer Weise dargestellt, die in tendenziöser Absicht die Wahrheit durchweg auf den Kopf stellt. Ich werde deshalb gegen die„krk«z.Zeitung" strafrechtlich vorgehen und ich habe beim Reichstag bcantraat. die Genebmigung zu strafrechklicher Verfolgung der Abgeordneten Dr. Obcrsohren und Dr. Rademacher zu erteilen. Die Gerichtsverhandlung soll auf Grund eidlicher Aussagen feststellen, inwieweit die erhobenen Beschuldigungen be-
Homöopathie? Bon Dr. med. Alfred K o r a ch. Der Streit um die chomöopachie ist in der Aerztewelt plötzlich wieder höchst zeitgemäß geworden. Kein Geringerer als der Chirurg und Berliner Ordinarius August Bier hat— vielen ganz un- erwartet— eine Lanze für die Homöopathie gebrochen. Vor kurzem erschienen nämlich in der„Münchencr Medizinischen Wochenschrift" aus feiner Feder umfangreiche Ausführungen über das Wesen homöopathischer Heilmethoden. Auf Grund eigener Veobachwngen und außerordentlich umfassender und sorgfältiger Studien der homöopathischen Literatur kam Bier zu der Meinung, bestimmte Erfolge homöpathischer Behandlungsarten könn- ten nicht geleugnet werden. Die ganze Sachlage gebe den Aerzten ernste Veranlassung dazu, emsiger al» bisher diesen Dingen nachzugehen. Diese Mahnung verfehlte nicht ihre Wirkung, zumal da August Bier seit jeher ol» glücklicher Pfadfinder aus medizi- nischem Gebiete allgemein bekannt ist. Die„Biersche Stau- u n g" hat zweifellos zahllose Personen vor Operationen bewahrt: vielen Menschen, die infolge von Verletzungen von Blutvergiftung betroffen waren oder an Nasen- und Livpenfurunkeln litten, erwies sie stch als lebcnsrettender Eingriff.— Früher behandelte man bei Gelenk- und Knochentuberkulole die Kranken mit Hilfe des Messers. Bier war es. der ganz laut die Forderung der„k o n- fervativen" Behandlung aufstellte: heutzutage heilt man nach feniem Borgang die meisten tuberkulösen Knochen- und Gelenk- erkrankungen mit natürlichen und künstlichen Sonnenbestrahlungen. man bringt die Kranken hinaus in die frische Lust, läßt sie Gym- nastik treiben oder läßt Röntgenstrahlen auf ihren Körper einwirken. Blutige Eingriffe finden nur noch selten statt: die riesenhaften Gips- verbände sind fast sämtlich verschwunden. August Bier war auf den Plan getreten! So konnte es nicht besonders überraschen, daß die Berliner A e r z t e aufhorchten, als der„Verein für innere Medizin und Kinderheilkunde" für den 29. Juni d. I. nach dem großen Saal des Langenbeck-Virchow-Hauses zu«ine« Versammlung einlud. in der dos Verhandlungsthema„Homöopathie und Bio- ch« m i e" lautete, mit den Professoren Eduard Müller aus Mar- bürg und H e u b n e r aus Göttingen als Referenten. Freilich auf eine so ungeheure Beteiligung der Aerzte» schest, wie sie sich zeigte, hatte man wohl doch nicht gerechnet. Es mögen fast fünfzehnhundert Aerzte und dazu noch fünfhundert Medizinstudierende gewesen sein, die in dem vollkommen überfüllten Saale anwesend waren: viele, viele fanden keinen Einlaß mehr. Ausfallen mußte es, daß der veranstaltende Derein beide Redner von auswärts hergebeten hatte. Wahrscheinlich dürfte die Zahl der Berliner Aerzte, die ein Referat zu übernehmen willens waren, nicht allzu groß gewesen sein. Freilich bedarf auch ein Referent zur Bewältigung diese» Themas umfangreicher Spezialkenntnisse auf den Gebieten der Arzneimittestehre, der Medizingeschichte und der ein» ' bläqigen Literatur, die nicht in wemgen Wochen ercrnben werden ■»ner
gründet, und ob die Ankläger oder die Beschuldigten moralisch erledigt sind." Auch die beschuldigten vier Abgeordnete« sollen beabsichtigen. gegen Dr. Best klagbar vorzugehen. Neue Verschlechterungen im /lufwertungsausschuß angenommen. Im Aufwert ungsausschuß des Reichstags wurde am Dienstag beschlossen, die stenographisch aufgenommene Ausein- andersegung zwischen Dr. B e st und seinen früheren Fraktion». kollegen v. Richthofen, Rademacher und Oberfohren vom 28. September durch Druck zu vervielfältigen und allen Abgeordneten zugänglich zu machen. Auf Antrag Dr. Best werden die unkorrigierten Stenogramme für die Drucklegung verwendet. Der Ausschuh trat dann in die zweite Lesung des A u f- wertungsgesetzes ein, behielt sich aber auf Antrag Keil«in« weitere Lesung einzelner Teile des in völlig neuer Fassung vor» gelegten Entwurfes vor. Die Regierungsparteien verlegten sich im allgemeinen wieder aufs Schweigen und A b st i m m e n. Die Opposition stimmte in den meisten Einzelfrogen den Verbesserung?- antragen Dr. Bests zu, die aber der Ablehnung durch die Mehrheit verfielen. Die sozialdemokratischen Ver- t r e t e r beantragten wieder einen Aufwertungsnormalsatz von 40 Proz.. für den sich auch der verstorbene Abgeordnete Dühringer, Staatssekretär Mügel und die Reichsregierung selbst, nämlich bei der Aufwertung der Wohnungsbaubeiträge, erklärt haben. Der Antrag wurde mit 14 gegen die 12 Stimmen der Sozialdemokraten, Demo- traten, Kommunisten und des Abg. Best abgelehnt. Mit aller Schärfe kämpfte die ganze Linke noch einmal gegen die U n g e- heuerlichteit der«inseitigen Härtetlausel zu- gunsten des Schuldners. Aber auch hier wurden alle An- träge abgelehnt, auch der sozialdemokratische, der einer von den Regierungsparteien neubeschlossenen Bestimmung, daß von dem 2Sprozentigen Höchstsatz nun weitere 1» Proz, also bis auf IS Proz. abgewertet werden kann, die Bestimmung gegenüberstellen wollte, daß auch um 19 Proz. nach oben, also bis auf 35 Proz. a u f gewertet werden kann. Es bleibt dabei, daß jedem ungünstig gestellten Schuldner noch ein Nachlaß von dem Höchstsatz gewährt wird, daß der schwer bereicherte Schulder aber keinen Pfennig zu zahlen hat. Bei den der individuellen Aufwertung unterliegenden Forderungen beschloß die Mehrheit noch einige erhebliche Verschlechterungen._
�ufwertungsbeöürstig! Fürsten , nicht kleine Rentner und Sparer! Detmold . 39. Juni(Eigener Drahtbericht). In der Dienstag- sitzung de§ Lippischen Landtages Verla« der Präsident Genosse Meier eine Eingabe eine« Detmolder Rechtsanwalt«, der, bevollmächtigt vom ehemaligen Fürsten Leopold zur Lippe , für seinen Mandanten die Nichtigkeitserklärung aller Verträge und Verhandlungsergebnisse verlangt, die während der Re» Volution in der Frage der Uebereignnng des Domanium» von der Hofkammer auf da« lippische Volk erzielt wurden. Bei den Ver» Handlungen im November 1918 wurden mehrer« Domänen und Oberförstereien wieder in den Besitz de« lippischen Bolle« zurück» geführt, während dem ehemaligen Fürsten außer dem Residenz» schloß in Detmold noch eine große Domäne, eine Oberförsteret und ein Jagdschloß belassen wurden. Der Fürst hatte da» mal« allen Abmachungen zugestimmt und sie unterschrieben._ Das Schieösgericht über Sauer. Verwerfung des Ausschlusses. Gestern tagte im Reichstag unter dem Borsitz des Genossen Prof. Sinzheim «.? das in Sachen des Gen. Gustav Bauer eingesetzt Schiedsgericht. Es sällte einstimmig folgendes Urteil: „Der durch Beschluß des erweiterten Bezirksvorstandes der Sczialdemokratischen Partei Groß-Berlins ausgesprochen« Ausschluß des Genossen Gustav Bauer aus der Partei wird al» ungerecht» fertigt aufgehoben. Das Schiedsgericht hat e i n st i m m i g fest- gestellt, daß keine der Voraussetzungen des§ 28 des Organisations- statuts für einen Ausschluß vorliegt."
Die Professoren Müller und H e u b n e r gaben.Berichte". Sie versuchten aus der Fülle der homöopathischen und biochemischen Literatur die Spreu vom Hafer zu scheiden. Sie stellten viele Irr- tümsr fest und kamen zu einer Ablehnung der Homöopathie und Biochemie als Heilmethoden. Als abschließend wird man aber ihre hauptsächlich aus Grund literarischer Studien vorgetragenen Meinungen nicht ansehen können. Mag auch vieles homöopathische und biochemische Beiwerk Unfug sein, so vars man das folgende nicht übersehen: Es gibt zwar viel« notorische Schwindler, die sich als Homöopathen und Biochemiker bezeichnen und zahlreichen Menschen Geld abnehmen. Keineswegs ist es aber bisher bewiesen, daß die homöopathischen und bio- chemischen Heilmethoden samt und sonder» irrig und abwegig sind. Homöopathische Arzneien werden in den staatlich konzessionierten Apotheken vertrieben. Von den homöopathischen Aerzten sind zwar nicht alle medizinische Kapazitäten: aber ganz zweifellos gibt es unter ihnen ernste und auch erfolgreiche Jünger der Hellkund«. Manche Aerzte, die durchaus nicht.eingeschworene Homöopathen sind, verschreiben gelegentlich dieses oder jenes homöopathische Mit- tcl, von dessen Wirksamkeit sie sich überzeugt haben! Die große Mehrzahl aller Aerzte weiß aber sicherlich von Homöopathie berzlich wenig Die Professoren der Arzneimittellehre pflegen auch beinahe alle in ihren Vorlesungen die Homöopathie sast völlig beiseite zu lassen. Gewöhnlich widmen sie ihr nur ein« einzige Kollegstunde im Semester. Da» muß gesagt, kann nicht ver- schwiegen werden, man mag zur Homöopathie stehen, wie man will. Die heute obwaltenden Prinzipien der Homöopathie kann man kurz bezeichnen als die Lehre von der Hellwirtung kleinster Mengen und der Bekämpfung schädlicher, krankheiterregender Stoffe durch bestimmte, artähnliche Gegenstoffe. Die moderne.Reiz- therapie" und die Serumbehandlung hoben ober eine gewisse Aehn- lichkeit mit homöopathischen und biochemischen Grundsätzen. Es geht nicht an, die Homöopathie in Bausch und Bogen abzulehnen: nein. ernst« Forschung allein wird die so notwendige Klärung bringen müssen. Soll man eine Kommission einsetzen? Davor sei gewarnt. Man denke nur zurück an die Veröffentlichungen der Aerztekommission zur Begutachtung des Friedmannschen Tuberkulose- mittels. Aus dem Für und Wider der Ansichten der verschiedenen Professoren ließ sich damals ein« Schlußfolgerung nicht ziehen. .Viele Köche verderben den Brei!" Emsige, wahrscheinlich jahrelange Forscherarbelt ein- zelner Gelehrter— vielleicht von Preisaufgaben angeregt!— wird allein Licht bringen können in die Finsternis, die immer noch in den Tunneln herrscht, welche Homöopathie und Biochemie mit den Gefilden der zünftigen wissenschaftlichen Medizin verbinden.
ver Pariser Modekönig Insolvenk. Der unbestrittene König der Pariser Schneider, P o i r e t, ist, wie der Pariser Korrespondent des .„Konfektionär" drahtet, in persönliche Zahlungsschwierigkeiten ge- raten und nicht in der Lage, seine im Augenblick sälligen Perpflich- tungen zu erfüllen. Am Montag fand«ine Gläubigeroersammlung statt, in der eine freundschastljche Regelung der Schmierigkeiten des im Poriser Wirtschaftsleben«in« Rolle spielenden Modekönigs an- gestrebt wurde.
Aussprache im Reichstag. Die Vorstandösitzung der Deutsche « BoltSpartei. Der Parteivorstand der Deutschen Lolkspartet trat gestern unter Hinzuziehung des engeren Vorstandes der Reichstags- fraktion zu einer Sitzung zusammen und nahm zu der gesamten politischen Lage, insbesondere der Außenpolitik Stellung. Die Er- örterung ergab völlige Uebereinstimmung in der Be- urteilung der bisherigen Aktionen der Regierung und über die künftig zu ergreifenden Schritte. Einmütig wurde der Anregung des Parteioorsitzenden zugestimmt, zur Klärung der politischen Lag« eine baldige Aussprache im Plenum des Reichstags herbeizuführen. vom Stuüentenprozeß in Moskau . Gine Erklärung des Preußischen Ministers des Inner». Nach Pressemeldungen soll der Vertreter der Anklage iw Moskauer Studentenprozeß erklärt haben,.das Dementi bezüglich der Beschäftigung Kindermanns als Polizeiagent komm« nicht direkt vom Ministerium des Innern und sei daher werllos." Hierzu teilt, wie der Amtliche Preußische Pressedienst melt>et, der preußische Minister des Innern in Ergänzung der amllick�n und selbstverständlich vollgültigen Erklärung des Berllner Poli'e,. Präsidenten mit: .Di« Angeklagten Kinder wann, Malsch und von D i t t. mar haben weder mit der Wteilung la des Berliner Polizeiprästdiu noch auch mit dem Ministerium des Innern jemals in irgendwelchen unmittelbaren oder mittelbaren Beziehungen gestanden. Gegen- teilige Behauptungen entbehren jeder Grunh. läge." Eidesstattliche Versicherung Prof. Hoetzschs. Gegenüber der im Prozeß vor dem Obersten Gericht in Moskau aufgestellten Behauptung über enge Beziehungen des.Studemcn. wertes Berlin " mit den Bestrebungen der jogenanntcn Organisam,n Consul hat Professor Hoetzsch zur Verwertung durch die deutjltie Botschaft in Moskau nachfolgende eidesstatlliche Erllärung zur Ver, fügung gestellt: Die Behauptung in dem zurzeit in Moskau zur Berhandlu>,g stehenden Prozeß gegen deutsche Studenten, wonach das Studentelr. werk Berlin durch sein« engen Beziehungen zur Organisation Eon» sul die beschuldigten Studenten zur Durchführung terroristischer Akt« nach Rußland entsandt haben soll, findet in den Tendenzen und dem Arbeitsgebiet des Studentenwerks keinen Anhalt. Meiner Kenntnis nach ist das Studentenwert Berlin lediglich eine soziale Fürsorgeeinrichtung, die sich Studentenschaften der neun Berliner Hochschulen zur Linderung der wirtschaftlichen Not der studentischen Jugend geschaffen haben. Seine Tendenzen decken sich mit den bekannten Aufgaben der Zentralen Wirtschastsorganisatiof-. der deutschen Studentenschaft in Dresden „Wirtschaftshils» der deutschen Studentenschaft", deren Glied das Berliner Studentenwerk ist. Irgendwelche Zusammenhänge mit der Tätigkeit oder mit den Bestrebungen der sogenannten Organisation„Consul" sind mir nie- mals zu Ohren gekommen: sie stehen auch mit der von jeder Partei oder politischen Bestrebung unabhängigen Struktur dieser Orgoni- sation durchaus im Widerspruch. Russisch-ofsiziöscr Prozestbericht. Moskau , 39. Juni. (Russ. Telegr.-Agentur.) Zehnte Sitzung Der Staatsanwalt verliest die llntersuchungsousfage Kindermann c. vom 6. und 7. Februar sowie seine Briefe gn Dzerichinski unt, Salin in, in denen er seine terroristischen Absichten und seine Schuld völlig eingesteht. Als die Verlesung der Protokolle an- gekündigt wird, meldet sich Wolscht krank und erhält auf sein Ersuchen einen Krankenurläub bi» zum Abend. Äindermann er» klärt, bei der Protokollabfassung keinem physischen, aber einem psychischen Druck auegesehk gemcsea.>' zu, daß die erwähirten Briefe, welch««in volles Eingeständnis ent- der Briefe an Dzerschineki und Kalinin gesteht Kindermann nach Vorlegung der Dokumente, daß die meisten davon sowie die Briet- an Dzerschinski und Kalinin von ihm stammten und bestätigt die Echtheit sämllicher Unterschriften. Er behauptet, daß ihn zwei oer- schtedene Personen hypnotisiert hätten, doch gibt«r nachher zu, daß die erwähnten Briese, welech ein volles Eingeständnis en'- halten, freiwillig von ihm geschrieben seien. Der Vorsitzende stellte fest, daß die Aussagen Kindermanns materiell völlig mit denjenigen D i t t m a r s übereinstimmten und l Entdeckung der Schätze der Fürsten Zussupow. Kürzlich erhü ll die politische Verwaltung die Nachricht, daß der Haueoerwaller ein � den Fürsten Iussupow gehörenden Palais an der Charitonjewschen Gasse in Moskau einen künstlich versteckten Gang gefunden habe.>Es wurden Polizeibeamte hingesandt, die den Zugang zum Gange au'. brachen und eine Stahltür vorfanden. Zlls auch die�?lindernis beseitigt war, gelangte man zu einer Gehelmkammer, die mit ollen Lumpen und Unrat gefüllt war.. Bei näherer Untersuchung erwies es sich, daß prachtvoll« Kostbarkeiten von den Lumpen verhüllt waren. Perlen, Drillanten, Saphire und Smaragde, Diadem«. Helten und sonstiger wertvoller Frauenschmuck, Orden. Gegenstände au» Platin und eine ungeheure Menge silbernen Tafelgeschirrs wurdc ans Licht � gefördert. Viele der gefundenen Kostbarkeiten haben hohen künstlerischen und historischen Wert. Dazu gehört vor allem. eine silberne Schüssel, die 1769 von Meister Laubich angefertigt worden ist: auch drei riesige silberne Schwäne, ein Trinkgeschirr in by- zantinischem Stil und Silbergestallen aus dem l7. und 18. Jahr- hundert sind von Interesse. Der ganz« Schatz ist dem Finanzkom- missariat übergeben worden, doch sollen alle Stück«, die Museums- wert haben, dem Bildungsresiort übermittelt werden. Der Wer des Schatzes wird auf 5 Millionen Rudel geschätzt. Persien schützt seine Teppiche. Persiens Teppichen, die durch ihre unerreichte Farbenpracht in der ganzen Welt seit jeher ein« bevorzugte Stellung einnehmen, drohte bis vor kurzem eine schwer« Gefahr, die thren Grund darin Halle, daß statt der alten Nltturarbstr in jüngerer Zeit mehr und mehr künstliche Anilinfarben zum Färben der oerarbeiteten Wolle oerwendet wurden. Diese Farben sind nun zwar auch sehr schön und haben überdies den Vorteil, sich vorhal" nismäßig billig zu stelle»: ihre Widerstandsfähigkeit gegen. Wiiic> rungscinslüsse ist aber gering und beschränkt die mit ihnen be- handelten Gegenstände auf eme kurze Lebensdauer Die persi'che Regierung Hai sich daher zu einer energischen Maßregel veranlaßt gesehen und kurzerhand die Einfuhr von Anilinfarben verboten, um die bodenständige Teppichindustrie vor dem Niedergänge« zu schützen. Wären die allperfischon Teppiche mit künstlichen Farben gefärbt worden, so wäre von diesen herrlichen Stücken längst nichts mehr übrig.
vofksbStm». Leo R e u ß vom Staatstheatcr wurde für die Spielzeit 1325/26 an die Volksbühne, Theater am Bülowplatz, ver. Pflichtet. Die Aasdelli-ng der„Tkoocmbergrnppe- in den RZiimcn der Berliner Sezession am Kurimsiendamm S3S wird anläßlich der neu hinzugekommenen itrveilen belgischer Maler und holländischer ilrchitellen bis zum 5. Juli verlängert. Die Arbeilsgemeinschail Im Verein Berliner Künstler lädt olle Freund, ihrer Ausstellung-Berliner Kunst 1325» aus Donnerstag, den 2. Juli, ob 7 Ubr abend«, zur Abendgeielligkeit mit anichlies-ende« Feter von Kl op stock« Geburtstag In die Säle der Ausstellung im Saalbau des Deutscheil Opernhaus-Restaurants zu Charlottcnburg ein Karten zu 3 und 2 M. m der Sismarck-Buchhandlung, Bitmarckstr, 81, und au der Ausstellungskass«. Die Sanstdennlatlon der Stadt Berlin erwarb aut der Ausüellung .Berliner Kunst tgZS»inl Saalbau de» Deutschen Opernhou'es die Gemälde Han» B a l us ch, t.Von der Schicht-, Ha n« Bremer . .Alt-Cöpenick- und einen silbernen Lecher oou AlwinBbllel.