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Für die Mieter besteht dte«SgNchtett. wem, st- nUA Ml» tonnen, jederzeit vom Vertrage zurückzutreten. Sie haben dam, natürlich das, was sie als Miete gezahlt haben und was weit über eine Benutzungsgebühr hinausgeht, verloren. Sie haben aber die Möglichkeit, diesen Gegenstand genau zu prüfen. Es empfiehlt sich in solchen Fällen, dah der Mieter des Gegenstandes sich genau über die Preise«nterrichiet. Natürlich muß er zu dem ermittelten Preise einen Zuschlag hinzunehmen, der sich in Höhe der Zinssätze, die für den Kaufpreis in Frage kommen, bewegt. Der Mieter tut gut daran, vorerst den Vertrag nur auf einen Monat abzu- schließen. Im allgemeinen kommen für solche Mietskäufe nur Sachen in Frage, auf die eine verhältnismäßig kleine Miete zu zahlen ist ö bis 10 M. pro Monat und die nach einem halben bis einem Jahre in den Besitz des Käufers übergeht.

Die Explosion bei üer Schering Schilderuvst eines Augenzengen. An der Unglücksstätte. Das Explosionsunglück bei der Schering A.- G. am T e g e» l e r Weg, über das wir bereits im gestrigen Abendblatt ausführ- lich berichteten, hat sich nach unseren Informationen an der Unglücks- stelle folgendermaßen zugetragen: In der Flaschenkapselabteilung der Flaka A.-G., in der der Tauchmotor explodierte, befanden sich acht Arbeiter und Arbeiterinnen, als die Katastrophe ausbrach. Die ISjährige Arbeiterin Helene D ä ring, die von der ganzen Wucht der Explo» sion gefaßt wurde, muß entweder in die Schienen des Tauch- apparates geraten oder von den A l k o h o l g a s e n, die dem explo- dierten Motor entströmten, so betäubt worden sein, daß ihr ein Entkommen unmöglich war. Gegen diese letztere Annahme spricht jedoch die Schilderung eines Augenzengen der entsetzlichen Szene. Er bekundet, daß der Körper der Unglücklichen durch den furchtbaren Druck der explodierenden Gase völlig verstümmelt wurde. Der Werkmeister Paul G l u s k e, der einen komplizierten Unterschenkel- bruch und eine schwere Schädelverletzung davontrug, saß dicht vor der Maschine, als das Unglück geschah. Teile des tn faustdicken Stücken herumfliegenden Materials trafen ihn schwer an der Stirn. Wie wir bereits in der Abendausgabe berichteten, ist er bereits in den ersten Mittagsstunden seinen Verletzungen erlegen. Zu sehr schweren Bedenken gibt auch das Befinden der Arbeiterin Helga II f a Anlaß. Sie erlitt überaus gefährliche Brandwunden. Hier besteht Lebensgefahr. Einer der an der Unglücksstätt« beschäftigten Arbeiter, dem es noch rechtzeitig gelang, sich vor der Katastrophe zu retten, schilderte uns den Hergang der Explosion. Hiernach muß die Detonation von geradezu verheerender Wirkung gewesen sein. Das schwere Ziegeldach des Gebäudes wurde, einem Pappdeckel gleich, in die Höhe geschleudert. Riesige Eisenstücke, Ziegelsteine und meterlange, zum Teil brennende. Balten flogen durch die Luft, bis sie etwa 25 Meter von dem Explosionsort ent- fernt zu Boden fielen. Die Fensterscheiben waren im Auaenblick' zersplittert. Zwei Minuten nach Ausbruch der Explosion schössen zwischen den zersplitterten Dachspalten und den Fensterscheiben ge- waltige Flammensäulen empor. Teile der Mauern prasselten zu- sammen. Unter den Arbeitern und Arbeiterinnen brach eine Panik aus. In wilder Hast suchte alles das Freie zu gewinnen. Ein Glück war es noch, daß der Wind die Flammen, die blitzschnell das ganze Gebäude eingehüllt hatten, nach Osten zum Bahnhof Jungfern- Heide trieb. Dicht neben dem Unglücksgebäude befand sich der Abkapselungsbetrieb der Schering A.-G., in dem dreißig Arbeiterinnen beschäftigt waren. Hätte sich der Wind nach Westen gewandt, so wäre noch weit schlimmeres Unheil geschehen. Die Feuerwehr, die sich gegen 1�9 Uhr unter der Leitung des Ober- branddirektors G e m p p mit Energie an die Löscharbeiten machte, hatte zum Teil unter den schwierigsten Bedingungen zu kämpfen/ da die starke Rauchentwicklung und das Durcheinander der Trümmer- statte ein wirksames Eingreifen der Wehren aufs unerträglichste er- schwerten. Gegen �10 Uhr war der Brand lokalisiert, und kurze Zeit später gefrischt. Von dem Gebäude der Flaka G. m. b. H. war nichts mehr zu retten. Das haus ist bis auf die Grund- mauern ausgebrannt. Ein Gang durch die UnHeilstätte zeigt Szenen unbeschreiblichster Verwüstung. Auf den Böden schwimmt fußhoch das Wasser. Der Boden ist mit Steintrümmern übersät, überall liegen verbogene Maschinenteile, und große, verkohlte Holzbalken versperren den Weg. Da Funken des Brandes zu einem etwa 19 Meter entfernt liegenden Brauntahlenlager über- gesprungen waren, hatten sich die Wehren mit zwei Bränden zu be- Ichöftigen. Noch gegen 2 Uhr waren freiwillige Helfer aus dem Betriebe dabei, mit den Schläuchen der Betriebsfeuerwehr das riesige Kohlenlager unter Wasser zu setzen, aus dem es noch immer unauf- hörlich aufdampft. Eine große Anzahl Neugieriger umsäumte den ganzen gestrigen Tag das UnglücksgelSnde. Seltsame Absperrungsmatznahmen. Das mehr als eigentümliche Verhalten der Direktion der Sche- ring A.-G., die der Presse den Zutritt verweigerte und zu dem gestern bereits ein Mittagsblatt Stellung genommen hat, fordert zu schärfster Kritik heraus. Als der Berichterstatter unsere» Blattes sich unter Vorzeigung feines Ausweises mit dem dienst- tuenden Branddirektor in Verbindung setzte und ihn ersuchte, wurde ihm bedeutet, daß die Direktion des Werkes Anweisung gegeben habe. alle Besucher in die Lureauräume der Direktion pi dirigieren. Al» unser Vertreter dort die Bitte aussprach, ihm die Befich- tigung de» Explosionsgeländes freizugeben, wurde ihm von Direktor Seyffert, dem Leiter der Werte, bedeutet, daß das völlig unmöglich sei. Sie(die Schering A.-G.) würden aus Prinzip keinen Fremden auf ihre Grundstücke lasten, und zu einer eventuellen Genehmigung müsse er erst einen.zustimmenden Beschluß der Generalversammlung" haben.(!l) Auch das dringende Ersuchen unseres Mitarbeiters, ibm im Jntereste der' Oeffentlichkeit, die durch wilde Kombinationen und Gerüchte aufs schwerste beun- ruhigt war, die Besichtigung freizugeben, wurde abschlägig beschieden. Jedenfalls ist es unerhört, daß die Direktion der Schering A.-G. einem Arbeiterblatt aus wohl nur zu durchsichtigen Gründen die Pflicht der ernsten Berichterstattung ungewöhnlich erschwerte, während die Photographen bürgerlicher Sensationsblätter ohne weitere» Auf» nahmen machen durften._ Sperrfrist für Fernsprechteilnehmer. Die Reichspostverwaltung will solche Fernsprechteilnehmer, die die Gebühren nicht innerhalb einer Wochezahlen, nicht mehr durchweg fernmündlich erinnern, weil das die Dienst« stellen zu sehr belastet. Künftig sollen nur noch solche Teilnehmer erinnert werden, die ausnahmsweise im Rückstand bleiben. Wurde innerhalb eine« Jahres, vom 1. Januar 1925 an gerechnet, dreimal an Zahlung erinnert, so wird in einem neuen Falle der Zahlung»- säumigkeit nach Ablaut der einwöchigen Frist der Fernsprechanschluß ohne vorherige Erinnerung gesperrt. In der jetzigen Reisezeit werden Fernsprechteilnehmer, die längere Zeit verreisen

well», gut tun. die« beim zuständigen Fernsprechamt zu melden. Man darf wohl erwarten, daß dann bis zur Rückkehr von der Reise keine Zahlungsaufforderung erfolgt. Knills»potttische MWonen�. Sleinigkeiien eines polilifchen Hochstaplers. Gegen den berüchtigten angeblichen früheren Leutnant Krull schweben neben dem Ermittlungsoersahren wegen Ermordung von Rosa Luxemburg auch noch Verfahren wegen B e« günstigung der Erzberger- Mörder und in der Sache des Bombenattentat» gegen Parvus, jedoch ist in diesen Fällen seine Auslleferung aus Holland noch nicht beantragt worden. Gegen Krull regte stch der Verdacht, daß er der unbekannte Mann gewesen ist, der auf das Trittbrett des Autos gesprungen war und Frau Luxemburg mit dem Revolver niedergeschossen hat. Die Be> weisaufnahme �rgab anläßlich der Vernehmung des Oberregierungs- rots Mühleisen vom Reichskommiffarlat für öffentliche Sicherheil. daß Krull auch für die politische Polizei tätig gewesen ist. Bei dem Verkehr im Poiizeiprästdium war es Krull gelungen, sich in Besitz von Formularen der Abteilung I /c zu setzen, insbesondere auch von gestempelten Ausweisungsbefehlformularen. Mit Viesen hat Krull dann die Handlungen begangen, die ihm fetzt die Anklage wegen schwerer Urkundenfälschung zuge- zogen haben. Der Angeklagte Krull bestreitet, einen Diebstahl begangen zu haben. Das hätte er gar nicht nötig gehabt, denn er habe von den Beamten alles bekommen, was er verlangt hätte. Eine nähere Angabe feine« Hintermannes verweigert er jedoch. Zum Beweise dafür beruft er sich darauf, daß er sämtstche Geheimakten einsehen konnte und daß er direkt Akten, die mit seiner geheimnisvollen Ermittlung im Zusammenhang standen, photographieren tonnte. Bei der Auslieferung Krull» wurden in feiner Mappe eine Anzahl Formulare der Abteilung I A gefunden. Die Aktenmappe enthielt aber auch ein Schreiben Krulls an die Albatros-Werke, in dem diesen mitgeteilt wurde, daß sechs Krull gehörige Flugzeuge gemäß Beschluß des Reichsgerichts beschlagnahmt worden seien. Krull be- hauptete, daß er das Schreiben zwar gefälscht habe, aber davon nie Gebrauch gemacht hätte. Welchen Zweck er mit dieser Fälschung beabsichtigt habe, will er wiederum unter geheimnisvollen An- deutungen vorläufig nicht sagen. Außerdem hatte Krull auch eine Urkundenfälschung begangen, indem er einem tschechoslowakischen Staatsbürger in Berlin einen von ihm selbst mit Hilfe der ent- wendeten Formulare ausgefüllten Ausweisungsbefehl vorzeigte und sich erbot, ihm zur Abwendung der Maßnahme behilflich zu fein. Nach der Aussage des betreffenden Ausländers hat Krull weder Geld verlangt noch erhalten. Die Anklage allerdings nimmt an. daß es ihm Saraus angekommen sei, später Geld zu erhalten. Auch in einigen Wohnungsangelegenheiten hat Krull mit falschen Au»- weisen operiert, aber auch hier konnte nicht nachgewiesen werden, daß er dabei Borteile gehabt habe. Der Staatsanwalt beantragte gegen Krull wegen vollendeter und versuchter Urkundenfälschung, Betruges und Aktenbeseitigung eine Gesamtstrafe von zwei Jahren Gefängnis unter Anrechnung von 11 Monaten Untersuchungshaft. Nach längerer Beratung verurteilte das Schöffengericht Schöneberg Krull zu einer Gesamtstrafe von 19 Monaten Gefängnis, die durch die Untersuchungshast für verbüßt erachtet wurden, im übrigen erfolgte Freisprechung. Landgerichtsdirektor Schneider be- zeichnete Krull in dem Urteil ols eine Abenteurernatur. Seine Offiziersbeförderung habe er nicht glaubhaft machen können. Wieweit dt« Serwendung Krull» in polltischen Dingen erfolgt sei. habe das Gericht nicht nachprüfen können. Der Angeklagte fei ein Mann, der sich den Anschein zu geben sucht, daß er alle möglichen Beziehungen habe. Darin liege der Schlüffel für feine Straftaten. Vorbereitungen zum verfosiungstag. Der Berfaffungstag wirb auch in diesem Jahre, wenn er auch nicht als gesetzlicher Feiertag, als Staatsfeiertag der Deutschen Re- puttik, festgelegt fft, vom deutschen Volt« mit großen Feiern begangen werden. Da der eigentliche Derfassungstag, der 11. August, diesmal auf einen Wochentag, den Dienstag, fällt, an dem es vor allem der weicktätigen Bevölkerung nicht möglich ist, zu feiern, fo finden die Volksfeste am vorhergehenden Sonnabend, dm 8., und Sonntag, den 9. August, statt. Wie im vorigen Jahr« hat da» Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold im Einverständnis mit den republikanischen Partelen die würdevoll« Ausgestaltung und die Vorbereitung der Feiern in die Hand genommen. Während im vorigen Jahre die Hauptverfaffungsfeier in Weimar an der Geburtsstätt« der Derfaffung stattfand, wird In diesem Jahne Berlin die groß« Berfassungsfeier toben. Während die einzelnen Gau « de» Reichsbanner» für ihre Gebiete ebenfalls Verfassungsfeiern veranstalten, werden sie gleich. zeitig beträchtlich« Abordnungen nach Berlin senden. Berlin wird damit zum ersten Male eine Art Republikanischen Tag haben. Eine besonder« Bodeuiung erhält die Berliner Dersasiungsveranstalwng durch ihre gleichzeitige Einstellung ol» Broßoeutscher re- Dss Rundfunkprogramm. Donnerstag, den 2. Juli. AnCar dem übliohen Tagesprogramm: B 6.80 Uhr abends: Konaert, 7 Uhr abends: Oberpostrat Dr. Schwellenbacb:»Der Begriff dos Zufalls im deutschen Postreoht und in weltanschaulicher Beleuchtung*. 7.30 Uhr abends: Geh. Begierungsrat Prot Dr A. Miethe: /Das Himmelsfernrohr und seine Meister*. 6. Vortrag..Das photographisohe Fernrohr*. 8 Uhr abends: Dr. Waldemar r. Olshausen:Klopetoolc und unsere Zelt".(Zum 201. Geburtstage des Dichters). 8.30 Uhr abends: Lyrik der Gegenwart(zweiter Abend). 1. Einleitende Worte (rtermann Kasack). 2, a) Frans Werkel: Aus den Büchern:.Der Weltfreund*,.Gerichtstag",.Besohwörungen*, b) Kurt Heynicko: Aus den Bänden:.Kings fallen Sterne*, �Gottes Geigen,.Das namenlose Angesiebt*(Alfred Braun , Rezitation). 3. Cisar Franek: Sonate(Konzertmeistor Feri Roth , Violine, und Theophil Demetrieseu, Klarier). 4. a) Jakob Heringer: Ans dem Manuskript des Bandes.Ausgewählte Dichtungen*, b) Oskar Lürke: Ans den Bänden.Gedichte*:.Die heimlione Stadt*, c) Oskar Ldrke i Aus dem Manuskript.Pompeji* d) Gottfried Benn : Ans den Bänden .Gesammelte Werke";.Schntt"(Gerda Müller, Rezitation). 5. a) Herrn. Kasack; Aus den Bänden:.Die Insel", b) Hermann Kasack : Ans dem Manuskript.Stadium*(Hermann Kasack ). 6. a) Reger: Romanze, b) Suk; Burleske(Konzertmeister Feri Roth; am Flügel Theophil Demetrieseu). 7. a) Iwan GoH: Aus den Bänden:.Der Panamakanal* und.Der Eiffelturm", b) Walter Mehring : Aus den Bänden:.Da» Ketzerbrerier* und.Europäische Nächte(Gerda Müller). AnsohlieOend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnaohrichten, Zeitansage. Wetterdienst, Sportnach- richten, Theater- und Film dienst. 10.3012 Uhr abends: Tanz­musik.

prtbnfonif cher Tag. Räch dm zurzeit oorSegende» Meldun­gen werden aus Deutschösterreich Abordnungm von Sängern und des Republikanischen Schutzbundes in einer Stärke von 2999 Mann eintreffen. Die aus dem Reich« enoartetm Reichsbannertomeraden werden«nrf 199 999 geschätzt. Das Programm für die Ver- faffungsfeier ist jetzt von dem Großen Ausschuß des Reichsbanners in feinm Hauptpunkten festgelegt: Am Sonnabend, den 8. August, treffen voraussichtlich die D e u t s ch- O e st e r r e i ch e r ein und werden festlich empfang». Im Laufe desselben Tages kommen die Sonderzüge aus dem Reiche. Die Begrüßung und die Verteilung der Quartiere die von der republikanischen Bevölkerung zur Ver- fügung gestellt werden sollen erfolgt im Map, der für diese Zwecke vollständig zur Verfügung steht. Am Sonntag, den 9. August, werden in den verschiedenen Stadtteilen vormittags um 11 Uhr auf öffentlichen Plätzen große Verfassungsfeiern veranstaltet. Im Anschluß daran beginnt der Abmarsch nach Treptow , wo auf der Spielwiese die Hauptfeier stattfindet. Führende Architekten und Künstler haben sich bereits zur Verfügung gestellt, um der geplanten Ausschmückung der Spielwiese und der Hauptpunkte in Treptow einen würdigen und großzügigen Rahmen zu geben. Nach Ab- schluß der Feier auf der Spielwiese findm in fämtlichm Lokalen Treptows Volksfest« statt. Hier sind Vorführungen der Turner, Cesangsvortröge und Spiele für die Kinder eingerichtet. Die re- publrianifchen Wassersportler treffen sich mit ihren Booten auf der Spree . Am Abend wird auf der Spree ein großes Feuerwerk ob- gebrannt. Bereits heute liegen Taufende von Anmeldungen von Teilnehmern aus der Provinz vor. Die Berliner Bevölkerung wetteifert mit ihren Organisationen und Vereinen, alles daran zu fetzen, um der Verfassungsfeier in Berlin in diesem Jahre den groß- zügigsten Rahmen zu geben. Die Feier des diesjährigen Verfassungstages in Berlin am 8. und 9. August erhält durch das Zusammenströmen von taufenden Republikanern und Reichsbannerkomeraden aus dem Reich und durch den Besuch von 2999 Deutschö st erreichern eine besonders große Bedeutung. Die Vorbereitungen werden im Einoernehmen mit den republikanischen Parteien vom Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold durchgeführt. Die zahlreichen Gäste, die Berlin In diesen Tagen aufnehmen will, müssen untergebracht werden. Da diese Gäste meist den Kreisen angehören, die mit jedem Pfennig rechnen müssen, so wenden wir uns an die republikanische Bevölke- rung Berlins mit der dringenden Bitte, ihrerseits Gast freund- f ch a f t zu üben und F r e> q u a r t t e r e zur Verfügung zu stellen. Wir erwarten bestimmt, daß das republikanische Berlin auch In vielem Punkt alles aufbietet, um die Republikaner aus dem Reich gastlich zu empfangen. Meldungen werden erbeten an die Adresse des Gauvorstandes des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, Berlin S. 14. Sebastianstraße 37/38, Hof II. ver Kutfthermorü bei Jüterbog . Selbstbezichtigung, um aus der Anstalt herauszukommeu. Im Laufe der Verhandlung vor dem Potsdamer Schwur- g e r i ch t nahm die Vernehmung des Angeklagten L ö n i g etwa 2% Stunden in Anspruch. Lönig hatte seinerzeit ein Geständnis in der F ü r f o r g e a n st a l t Strausberg abgelegt, daß« und der Angeklagte Simon den Bierkutscher Haufe ermordet haben. Vor einigen Wochen hat er die S e l b st b e z i ch t i g u n g zurück- genommen und auch in der Hauptoerhandlung erklärte heute Lönig, daß er nur deswegen stch des Mordes bezichtigt habe, u m aus der An st alt herauszukommen. Denn es fei in ihr fürchterlich gewesen. Auf die Frage de» Borsitzenden, ob er denn im Leben an nichts mehr Freude habe, erklärte Lönig: Rein, an nicht» mehr. Ich ha ff«die An st alt wie den Tod. Auf die Frage, warum er monatelang bei dem Geständnis geblieben iei und den Simon mitbezichtigt habe, erklärte Lönig: Ach, die vielen Lokaltermine und Autofahrten und dann hin und wieder eine Zigarette, das machte mir viel Spaß. Das war doch besser wie die Anstalt. An den Landesdirektor der Fürsorgeanstalt hatte Lonig eines Tages einen Brief geschrieben, daß, wenn er nicht au» der Anstalt käme, er zum Mörder werden müsse. Simon, der gleichfalls ein Geständnis im Polizeigefängnis abgelegt hatte, leugnet heute ebenfall». Er will durch Mißhandlungen Sif der Polizei zu dem Geständnis gebracht worden fein. Die olizelbeamten sind ol» Zeugen geladen und sollen darüber aus- sagen, ob Mißhandlungen vorgekommen sind. Die Zeugenaussagen vom Nachmittag haben nichts Aufklärendes in die Berhandlung hineingebracht. Gesucht wird noch die Zeugin Ernestine Sayda, geb. Dorneburg, geschiedene Schultz?: sie ist vor einem halben Jahr nach Köln gefahren, vor wenigen Wochen in Luckenwalde gesehen worden und soll vermutlich jetzt in Leipzig oder Dresden fein. veutsihnattonale Kgitatioa. Zwei Proben au» ihren Versammlungen. Die Deutschnationalen agitieren. Das ist ihr gutes Recht. Das Recht der andern aber ist es, die Art dieser Agitation zu kenn- zeichnen und so dafür zu sorgen, daß die beabsichtigte Wirkung dieser skrupellosen Politiker nicht erreicht wird. Wir geben im fol. genben zwei Proben von solchen Versammlungen, die für sich selbst wirken und so jedes Kommentars entbehren können. .Konrad Haenisch , ein neuzeitlicher Minister" lautete das eigen- artige Thema, über das jüngst der Reichstagsabgeordnete Prof. Dr. K a e h l e r, Greifswald , in einer deutschnationalen Wilmers- dorfer Versammlung sprach. Herr Kaehler ist Professor der Theolo- gle in Haenisch's Heimatstadt, was ihn jedoch nicht abhielt, unter dem Deckmantel der Anerkennung für den Idealisten Haenisch, der nie um des Geldes willen etwas getan habe, sehr gehässige An- griffe gegen seinen Landsmann zu richten. In der Partei fei er so gut wie vergessen. Deshalb müsse die Deutschnationale Partei für den.überwundenen Mann, von dem des Freundes Stimme schweige, eine Gedenkfeier abhalten. Als Minister habe er sich durchaus nicht als Sozialdemokraten, sondern höchstens.radikal-demokrotifch" gezeigt. Deshalb las man an seinem Todestage nur kleine Notizen in der sozialdemokratischen Presse, was bei dem am meisten genannten.Revolutionsminifter" nach- denklich stimmen müsse. Trotz dieser Anerkennung der gemäßigten Gesinnung des verewigten Kultusministers und Regierungspräsi­denten fuhr Redner mit dem schwersten Geschütz gegen den Pazi- fisten Haenisch auf, der diese verwerfliche Gesinnung in die Schule getragen habe. Im vaterländischen Sinne sei er ein Schädling wie nur wenige gewesen. Obgleich als echter Deutscher sentimental,' habe er doch ein undeutsches Wesen entfallet. Wahrlich eine echt deutschnationale Charakteristik seitens eines Gottesmannes, Lands- mannes und angeblich unparteiischen Beurteilers. Die Aufwertungsfrage scheint den Herren Deutschnatio« nalen bedenklich in den Knochen zu liegen, sonst würden sie in jetziger Sommerszeit doch nicht so viel Redner aufbieten, um die in ihren schönsten Hoffnungen betrogenen gläubigen Schäflein zu beruhigen. So sprach der famose, frühere voltsparteiliche, jetzt deutsckmationale

m ammülche MunJwa&ev